Szene Ausland Ritz HO 10_2012.indd

Transcription

Szene Ausland Ritz HO 10_2012.indd
SZENE AUSLAND
Das Ritz an der
historischen Place
Vendôme Nummer
15 in Paris. Treffpunkt der Prominenz.
Jetzt schliesst das
Luxushaus bis 2014
seine Tore.
18
Salon der Präsidentensuite. Chinesisches
Porzellan, alte Gemälde, Gobelins
und Mobiliar aus dem 17. Jahrhundert.
Doppelzimmer im Ritz Paris.
Wer hier absteigt, mag Kunst und
Antiquitäten.
10I2012
SZENE AUSLAND
DAS LEGENDÄRE RITZ IN
PARIS WIRD GESCHLOSSEN
UND FÜR 140 MILLIONEN
EURO UMGEBAUT.
Schönheitsschlaf für die
Grande Dame
10 I2012
19
Es gehört zu den legendärsten und berühmtesten
Grand Hotels der Welt: Das Hotel Ritz in Paris
schliesst für zwei Jahre seine Türen – um im Jahr 2014
in neuer Schönheit zu erwachen.
D
Mindestens 140 Millionen Euro will
der ägyptische Milliardär Mohammed
Al Fayed in das Luxushaus an der Place
Vendôme Nummer 15 stecken. Branchenkenner hatten zuletzt beklagt, das Pariser Ritz sei nicht mehr ganz auf der Höhe seines
Ruhms als eines der führenden Luxushotels der
Welt. Die letzte grosse Renovierung liege mehr
als 30 Jahre zurück. Technik und Dekor benötigten dringend eine Auffrischung.
Wenn das Ritz in etwa zwei Jahren wieder eröffnet, soll das bisherige Fünfstern-Haus
in die neu geschaffene französische Kategorie
der «Palace»-Hotels aufsteigen. Die Investitionen
dürften sich lohnen, denn mitten in der Finanzund Wirtschaftskrise boomt in Paris der Luxussektor. Die Klientel, die mehrere Tausend Euro
pro Hotelnacht ausgeben kann und will, wird
immer grösser. Zu Amerikanern, Briten, Russen oder Arabern kommen neu auch Chinesen,
Inder und Brasilianer hinzu. Sie sollen künftig
im Ritz modernste Technik und ein neues Sommerrestaurant samt mobilem Glasdach vorfi nden. Der Vorstoss Al Fayeds kommt übrigens
zur rechten Zeit, ist die Konkurrenz an der Seine
doch äusserst aktiv. In den vergangenen beiden
Jahren eröffneten mehrere Häuser der obersten
Preisklasse, darunter die asiatischen Top-Hotels
Royal Monceau, Shangri-la und Mandarin Oriental. Das traditionsreiche Crillon an der Place de
la Concorde wird von diesem Herbst an ebenfalls
zwei Jahre lang komplett erneuert. Und auch das
Plaza Athénée will sich vergrössern.
Die Erneuerer tun indes gut daran, die Tradition zu achten. Denn der Vorteil des Ritz sind
seine Geschichte und Geschichten. Sie geben dem
Hotel jenen Geist, den viele Menschen in Paris
suchen – Eleganz, Romantik, Luxus, Liebe und ein
Schuss Abenteuer. Als der Schweizer Hotelier César
Ritz 1898 das Ritz eröffnete, erfüllte er sich damit
einen Lebenstraum. Er hatte zuvor bereits viele
grosse Häuser gemanagt und das Savoy zum wohl
besten Hotel Londons gemacht. Nun wollte er seine
Karriere krönen. Das Ritz sei «ein kleines Haus,
dem ich stolz meinen Namen gebe», sagte er bei
der Eröffnung. Das Hotel sollte
damals erstmals französische
Lebensart mit britischem Komfort verbinden. Monsieur Ritz
stattete daher die 150 Zimmer
mit Möbeln im Stil des 17. Jahrhunderts, eigenen Bädern, elektrischem Licht und Telefonen aus.
Indirekte Beleuchtung schmeichelte dem Teint der Damen,
und in der Küche zauberte der
berühmte Chefkoch Escoffier.
Die Klientel aus Hochadel, Grossbürgertum, Politik,
Kunst und Literaturszene war
begeistert. Coco Chanel gefiel
es derart im Hotel, dass sie
mehr als drei Jahrzehnte lang
im Ritz wohnte – und dort offenbar auch einige ihrer Liebhaber
empfangen hat, zu denen wohl
auch der Komponist Igor Strawinski gehörte. Der Ruf des
Ritz strahlte in die ganze Welt
aus. Der Ägypter Al Fayed, der
das Hotel von seiner Kindheit
her kannte, kaufte es 1979 der
Familie Ritz ab. Am 30. August
1997 dinierten sein Sohn Dodi
und dessen Geliebte, Prinzessin Diana, in der Suite Impériale des Hotels. Danach begaben
sie sich auf jene verhängnisvolle
Autofahrt, die mit dem tödlichen Unfall der beiden endete.
Doch das Ritz erlebte auch
wieder glückliche Stunden. Bis
zuletzt zog es illustre Gäste an,
wie etwa den Popstar Madonna.
Nun betrauern nicht nur viele
Stammgäste die Schliessung,
sondern auch die 500 Angestellten, die nun – allerdings
mit Widereinstellungsgarantie
– ihren Arbeitsplatz verlieren. H
Ritz Paris.
Wer hier absteigt, mag Kunst und
Antiquitäten.
DAS RITZ PARIS
Das Hotel Ritz in Paris ist ein legendäres Grand Hotel und
liegt an der historischen Place Vendôme Nummer 15. Es
gehört wie das Ritz London zu den The Leading Hotels of
the World.
Das Hotel wurde 1898 durch den Schweizer Hotelier César
Ritz gegründet. Die Leitung der Küche hatte Auguste Escoffier. Wie andere führende Luxushotels in Europa, entstand
es um die Jahrhundertwende, in der Zeit des Art Nouveau.
Die Fassade des Hotels und das Ensemble des Platzes wurde
durch den Architekten Jules Hardouin-Mansart gestaltet.
Verbunden ist das Hotel mit berühmten Gästen wie Rudolph
Valentino, Marcel Proust, Ernest Hemingway und Coco Chanel, die hier fast 40 Jahre lang lebte. Im Hotel verbrachte
Lady Diana Spencer am 31. August 1997 die letzten Stunden ihres Lebens.
Das Hotel Ritz hat heute 106 Zimmer und 55 Suiten, das
Sternerestaurant L’Espandon, mehrere Bars, einen begrünten Innenhof und einen Health-Club. Es gehört seit 1979
dem ägyptischen Geschäftsmann Mohamed Al-Fayed.
Das Hôtel Ritz diente als Filmkulisse im Film «Wie klaut man
eine Million?» mit Peter O’Toole und Audrey Hepburn aus
dem Jahr 1966 sowie The Da Vinci Code.
Im Oktober 2011 wurde bekannt gegeben, dass das Ritz im
Herbst 2012 für 27 Monate wegen umfassender Renovierungsarbeiten geschlossen wird.
Stammgast im Ritz
Paris: Pop-Ikone
Madonna (hier bei
der Ankunft vor
dem Hotel).
20
Hallenbad im
luxuriösen Spa
des Ritz Paris.
10I2012

Documents pareils