Mondnacht
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Mondnacht
80 WORKSHOP: Bläserklasse Mondnacht Ein „Klassiker“ als Arrangement für Bläserklassen – mit Anbindung an den Musikunterricht tobias rokahr Das vorliegende Arrangement* zu Robert Schumanns berühmtem Lied „Mondnacht“ (aus: Liederkreis, op. 39) richtet sich an fortgeschrittenere Bläserklassen bzw. Bläser-AGs: Hier gilt es unter anderem, Versetzungszeichen, längere Melodiebögen, Tonrepetitionen und einen erweiterten Ambitus zu meistern. zum arrangement Die Notenwerte des Originals wurden verdoppelt, einzelne Rhythmen vereinfacht, so dass hier ausschließlich (punktierte) Viertel-, Halbe- und Achtelnoten vorkommen. Stellenweise finden sich Synkopen (so z. B. im wiederkehrenden „Motto“ der Einleitungstakte). Die volle Standardbesetzung plus Glockenspiel und Xylofon ist vorgesehen. Für den Fall, dass bestimmte Instrumente nicht verfügbar sind, wurden in der Partitur zum Teil Alternativen vermerkt. Melodieführend sind vor allem die Altsaxofone, partiell verstärkt durch Bassklarinette und Baritonsaxofon. Posaunen, Hörner, Tenorhörner (Bariton, Euphonium) und Tuba liefern Harmonie- und Bassstimmen. Die Trompeten sind überwiegend klangverstärkend zur dynamischen Steigerung eingesetzt. Die begleitenden Achtelrepetitionen teilen sich primär auf Klarinetten, Flöten und Oboen in wechselnden Kombinationen auf. weiterführende unterrichtsideen Neben der Erarbeitung in der Bläserklasse bietet sich für dieses instruktive Stück eine weitergehende Beschäftigung mit der Partitur im begleitenden Musikunterricht an; Schritt für Schritt kann dabei zu Schumanns Originalkomposition übergeleitet werden, um somit einen Übergang vom musikalischen Gestalten und Erleben im Ensemble zu weitergehenden Handlungs- und Reflexionsmöglichkeiten zu erreichen. Partiturlesen üben Denkbar wäre beispielsweise eine Unterrichtseinheit „Partiturlesetraining“, nachdem das Stück im Ensemble erarbeitet wurde. Als Einstieg böte sich an, die SchülerInnen zunächst ihre eigene Stimme in der Partitur wiederfinden zu lassen, um anschließend melodieführende Stimmen von begleitenden zu unterscheiden, die hier vor allem an den – auch optisch hervorstechenden – durchlaufenden Achtelketten (exemplarisch in Takt 5 bis 23) zu erkennen sind. Beide Schichten sollten farblich unterschiedlich markiert werden. Die SchülerInnen sollten hierbei stets Gelegenheit bekommen, Bedeutung und Charakter ihrer jeweils eigenen Stimme zu beschreiben. Gleichzeitig könnte die grundsätzliche Frage erörtert werden, was eine Stimme letztlich zu „Melodie“ oder „Begleitung“ werden lässt; die musikalischen Elemente dieser unterschiedlichen Schichten müssten hierzu von der Lerngruppe genauer beschrieben werden: Etwa die repetierten Achtelnoten als Merkmal der „Begleitung“ einerseits, Legato-Bögen, größere Notenwerte und erweiterter Ambitus in den Melodiestimmen andererseits. Es schließt sich die interessante und anspruchsvollere Frage nach der Rolle der verbleibenden Stimmen an („Bass“, „Harmonie“). Vergleich mit dem Original Im Folgenden könnte der Bogen zu Schumanns Klavierlied geschlagen werden: Die SchülerInnen sollen das Bläserarrangement lesend verfolgen, während das Kunstlied im Original vorgespielt wird. In die Partitur soll nun eingezeichnet werden, wann der Text (bzw. die Singstimme) jeweils beginnt, um hieran die Strophenabfolge bzw. die strophische Anlage zu verdeutlichen. Anschließend kann der Text in die Partitur über die jeweilige Melodiestimme (zumeist Altsaxofon) musik 81 08 g 2. n u bild & 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Hörbeispiele – CD ▲ ▲ HB 24: Robert Schumann: Mondnacht – Beginn HB 23: Robert Schumann (Arr. Tobias Rokahr): Mondnacht Dateien – DVD ▲ ▲ ▲ ▲ ▲ Mondnacht (Particell): PDF Mondnacht (Partitur): PDF Mondnacht (Original-Partitur): PDF Mondnacht (Arrangement): MIDI-Datei Mondnacht (Arrangement): SibeliusDatei eingetragen werden, um in einem späteren Arbeitsschritt grundsätzliche Wort-Ton-Verhältnisse thematisieren zu können. Eventuell könnte sogar die „berühmte“ Vertonung der Schlusszeile untersucht werden, in der die Worte „nach Haus“ unerwartet mit einem dominantischen Quintsextakkord vertont werden, während die Melodie für sich einen tonikalen Abschluss suggeriert. Je nach Leistungsstand ließe sich in diesem Zusammenhang auch der Unterschied zwischen tonikalem Dreiklang und weiterstrebendem Septakkord im Sinne eines Exkurses zur Akkord- und Funktionslehre thematisieren. Letzteres sollte zweckmäßigerweise anhand des originalen Notentexts erfolgen, wobei sich wiederum interessante Fragen bezüglich der Unterschiede zwischen Schumanns Satz und dem Bläserarrangement aufwerfen lassen (Was ist ein „Arrangement“? Warum steht dieses in einer anderen Tonart? Warum sind die Notenwerte verdoppelt? usw.). * Weitere Arrangements von Liedern, Tänzen und „Klassikern“ finden sich in der jüngst erschienenen Arrangementsammlung Bläser?Klasse!. Dateien zum Download unter www.musikpaedagogik.de. Weitere Informationen: AfMP, Brunnenstraße 31, 65191 Wiesbaden. 1. spielen Zunächst übt die Bläserklasse das Arrangement der Mondnacht von Robert Schumann ein. Auf der Heft-DVD befindet sich die gesamte Partitur sowie eine MIDI- und eine SibeliusDatei zum Extrahieren der Stimmen und Anpassen an die Instrumente der eigenen Bläserklasse. 2. erforschen Im „theoretischen“ Musikunterricht wird nun mithilfe des Particells der Gesamtzusammenhang betrachtet. Das Particell befindet sich auf der Heft-DVD. Das Arrangement kann mit Hörbeispiel 24 angehört werden. 3. vergleichen Nun kann noch mit dem Original von Schumann verglichen werden (HB 23). Die Noten hierzu befinden sich ebenfalls auf der HeftDVD.