Die Energiewende - Die Deutsche Bauindustrie
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Die Energiewende - Die Deutsche Bauindustrie
Bauindustrie / aktuell Das Magazin des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie // 4. Quartal // 2012 Schwerpunkt: Die Energiewende – welchen Beitrag kann die Bauindustrie leisten? Berichte und Interviews Im Interview – Dipl.-Geol. Thomas Paetzold und Dipl.-Ing. Wolfgang Finck über ihre Ziele in der Umweltpolitik Aufstiegsfortbildung sichert Karrierechancen Inhalt / GASTKOMMENTAR / Anzeige / 3 »Bauen für die Zukunft – die Energiewende ist eine Riesenchance für die deutsche Bauwirtschaft!« Peter Altmaier, Bundesumweltminister / SCHWERPUNKT: DIE ENERGIEWENDE 4 Veranstaltung „Die Energiewende“ am 28. September in Berlin mit Vorträgen von Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Peter Altmaier, Bundesumweltminister, und Dr. jur. Frank Stieler, Vorsitzender des Vorstands der Hochtief AG Fachmesse und Kongress Wasser und Abwasser / Im Interview Dr.-Ing. Roland Gärber, Bilfi nger SE und Vorsitzender des Arbeitskreises Energie im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie / VERBANDSINFORMATIONEN 14 Aufstiegsfortbildung startet RA Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie: Position zur neu gefassten EU-Richtlinie gegen Zahlungsverzug / Im Interview Dipl.-Geol. Thomas Paetzold und Wolfgang Finck, Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Umweltausschusses im Hauptverband / LÄNDERSPIEGEL 20 Hessen/Thüringen: Ministerpräsidentenkonferenz Nordbaden: Tunesischer Botschafter zu Besuch im ABZ Mannheim Saarland: HTW-Bauingenieure geehrt Sachsen/Sachsen-Anhalt: Mit der Bauverwaltung im Dialog Hamburg/Schleswig-Holstein: Schüler aus ganz Norddeutschland informierten sich über die Berufsausbildung am Bau / SONSTIGES 25 Bauindustrie startet Initiative zur Präqualifizierung Hersteller von Bausoftware stellen sich Qualitätskriterien VOB 2012 ist im Oktober erschienen Publikationen / PERSONALIEN Personalien aktuell 29 IMPRESSUM / DATEN ZUR BAUKONJUNKTUR 31 an: Melden sie sich jetzt e www.wasser-berlin.d GASTKOMMENTAR / 3 »Bauen für die Zukunft – die Energiewende ist eine Riesenchance für die deutsche Bauwirtschaft!« » Peter Altmaier Bundesumweltminister Chancen für die Bauindustrie Kaum eine Branche wird davon so sehr profitieren können wie die deutsche Bauindustrie. Es geht um Aufträge hier in Deutschland – Bauunternehmen, Baustoffhersteller und Planer können im Zuge der Energiewende Kompetenzen aufbauen, die weltweit nachgefragt werden. Nicht nur Sanierung und energieeffizienter Neubau, auch die großen Umbauprojekte der Energiewirtschaft sind echte Herausforderungen – und noch größere Chancen – für die deutsche Bauwirtschaft: Hochspannungsleitungen, Umspannwerke, Speicheranlagen und die Offshore-Windkraft sind nur einige von vielen Beispielen. Wir werden die Energiewende so gestalten, dass sie ein echtes Innovationsprojekt für die deutsche Wirtschaft wird. Mittelfristig kann sie einen entscheidenden Beitrag zu mehr Versorgungssicherheit und Preisstabilität leisten. Noch sind die erneuerbaren Energien teurer als Gas und Kohle. Das wird sich aber ändern. Die Kostenentwicklung ist ermutigend: Schon heute kann es sich durch den Preisverfall bei den Fotovoltaikanlagen rechnen, seinen Sonnenstrom gleich selbst zu verbrauchen. Mehr Koordination Bei allen Erfolgen – die Energiewende ist kein Selbstläufer. Drei Dinge müssen geschehen: Erstens brauchen wir mehr Koordination. Das gilt insbesondere für den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Netzausbau. Eine bessere Abstimmung stabilisiert die Netze, erhöht die Akzeptanz und senkt unsere Stromkosten. Das ist wichtig, denn zweitens müssen wir bei jedem unserer Schritte darauf achten, dass Strom ein bezahlbares Gut bleibt. Die Energiepreise sind längst zu einem relevanten Wettbewerbsfaktor geworden. Mir liegt viel daran, dass auch mittelständische Unternehmen, die nicht von den Sonderregelungen für die stromintensive Industrie profitieren, die Energiewende als Chance begreifen. Auch deswegen müssen wir – das ist mein dritter Punkt – endlich die Energieeffizienz in den Mittelpunkt rücken. Unsere För- derprogramme zur Gebäudesanierung haben wir bereits aufgestockt, eine Entlastung für alle, die ihre Häuser sanieren, möchte ich noch erreichen. Am 1. Oktober habe ich nun eine große Mittelstandsinitiative ins Leben gerufen. Ich will mittelständische Unternehmen dabei unterstützen, Energiekosten zu senken und noch wettbewerbsfähiger zu werden. Es geht um Wissensaustausch, um Beratung und um Qualifi kation. Die Energiewende ist Herausforderung und Chance zugleich. In keinem anderen Politikfeld liegt es so sehr an uns, mit Ideen, Geschick und Mut unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Das macht die Energiewende so faszinierend! Die Bauwirtschaft wird bei der Energiewende so sichtbar sein wie selten zuvor, und das weit über die deutschen Grenzen hinaus. Diese Gelegenheit sollte sie in unser aller Interesse nutzen! fotolia.de Mit einer erfolgreichen Energiewende können wir einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, der international seinesgleichen sucht. Und ich bin sicher: Wir können mit der Energiewende auch die wirtschaftliche Stellung Deutschlands auf Jahrzehnte festigen und ausbauen! istockphoto.com SCHWERPUNK T: DIE ENERGIEWENDE / 5 Die Energiewende Wie kann die Energiewende gelingen und welchen Beitrag kann die deutsche Bauindustrie dazu leisten? Dies waren die zentralen Fragen auf der Veranstaltung „Die Energiewende – die deutsche Bauindustrie auf dem Weg ins Zeitalter der erneuerbaren Energien“ am 28. September in Berlin. » „Die Unternehmen werden ihre hohe Projektentwicklungs- und Ausführungskompetenz einbringen.“ Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes Politik und Unternehmen waren sich einig: Ohne den Einsatz der Bauindustrie geht es nicht, aber es braucht eine bessere Koordinierung zwischen Bund und Ländern, um die Projekte im Offshore-Bereich, beim Netzund Speicherausbau voranzutreiben. Zur Eröffnung der Veranstaltung sicherte Bauindustriepräsident Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer der Bundesregierung Unterstützung bei der Umsetzung der Energiewende zu. „Die Unternehmen werden ihre hohe Projektentwicklungs- und Ausführungskompetenz dabei einbringen“, erklärte Bauer in Anwesenheit von Bundesumweltminister Peter Altmaier. Bauer mahnte zugleich, dass jetzt dringend die notwendigen gesetzlichen Regelungen für den Netzanschluss der Offshore-Windparks und den Ausbau der Netzinfrastruktur an Land auf den Weg zu bringen seien; ansonsten drohe der Zeitplan zur Energiewende ins Stocken zu geraten. Laut Bauer sind nach Studien der Deutschen Energie-Agentur (dena) bis 2020 etwa 4.500 Kilometer an Übertragungsleitungen sowie weitere 230.000 Kilometer für regionale Verteilnetze notwendig, um die erneuerbaren Energien an den Verbraucher und die Industrie zu bringen. Derzeit würden gerade 100 Kilometer pro beim Ausbau der Überlandnetze erreicht. Netzausbau voranbringen „Der Ausbau der Netze in einem derartig großen Umfang ist ohne Rückhalt in der Bevölkerung nicht zu schaffen“, erklärte Bauer weiter. „Wir müssen einen Weg finden, der breite Akzeptanz findet und wirtschaftlich vertretbar ist. Dazu gehört insbesondere die Erdverkabelung.“ Selbst wenn in einem Maximalszenario von rund 4.500 Kilometern Ausbau 20 Prozent erdverkabelt würden, wäre der gesamte Ausbau der Höchstspannungsebene für einen durchschnittlichen Haushalt mit Kosten von weniger als 1,50 Euro pro Monat verbunden. Erdverkabelung solle daher für alle Neubaustrecken in sensiblen Gebieten ermöglicht und die Zusatzkosten von der Bundesnetzagentur als umlagefähig anerkannt werden. Verfügung. Jahrelange Genehmigungsverfahren und Vorbehalte in der Bevölkerung würden jedoch den Ausbau blockieren. „Wir brauchen auch für den Ausbau der Speicherkapazitäten eine Gesetzesinitiative, ähnlich wie beim Netzausbau“, forderte Bauer. „Aber die Energiewende ist ein Projekt, das über den Atomausstieg hinaus noch deutlich mehr Zeit braucht“, so Bauer. „Noch benötigen wir zur Sicherung der Energieversorgung die konventionellen Energien, um die stark volatilen Einspeisemengen aus Wind und Fotovoltaik auszugleichen.“ Seine Forderung lautete deshalb, die Modernisierung der bestehenden konventionellen Kraftwerke voranzubringen und die Vorrangeinspeisung von Sonnen- und Windenergie zu reformieren, damit sich Investitionen in Kraftwerke wieder lohnten. Speicherengpässe beseitigen Engpässe gebe es aber auch bei den Speichern. Über 100 Terawatt bei der Stromerstellung würden nur 0,04 Terawatt an Speicherkapazität gegenüberstehen. Derzeit stünden nur Pumpspeicherkraftwerke verlässlich zur Energiewende in Deutschland in vollem Gange Anteile der Energieträger an der Netto-Stromerzeugung in Deutschland in Prozent 5 18 14 Kernenergie Erneuerbare Energien: Braunkohle Wind Steinkohle Biomasse Erdgas Wasser Heizöl, Pumpspeicher Photovoltaik und Sonstige Siedlungsabfälle 8 2011: 579 Mrd. kWh 21 24 6 3 3 1 Quelle: BDEW 18 SCHWERPUNK T: DIE ENERGIEWENDE / 7 » „Ich stimme mit Herrn Stieler aus ganzem Herzen überein, wenn er sagt, diese Energiewende ist unumkehrbar.“ Bundesumweltminister Peter Altmaier BI aktuell zitiert die wichtigsten Passagen aus der Rede von Bundesumweltminister Peter Altmaier: Ich stimme mit Herrn Stieler aus ganzem Herzen überein, wenn er sagt, diese Energiewende ist unumkehrbar. Wir haben uns entschieden, bis zum Jahre 2022 aus der Kernenergie auszusteigen, und ich kenne keine seriöse Kraft in Deutschland, die daran rütteln will. Und wer es versuchen würde, der würde blutig scheitern – schon auf den allerersten Metern. Wir haben die politische Entscheidung getroffen und müssen sie jetzt auch gemeinsam umsetzen. Es war richtig, dass wir gesagt haben, wir ersetzen die 25 Prozent Strom aus Kernkraft nicht einfach durch 25 Prozent konventionelle Energien, sondern wir machen ein Projekt, das sich bislang noch kein Industrieland vergleichbarer Größenordnung zugetraut hat: den ökologischen Umbau der kompletten Energieversorgung bis zum Jahre 2050. Das ist vergleichbar mit einer Operation am offenen Herzen einer Volkswirtschaft. Windenergie von Nord nach Süd bringen Wir haben es versäumt, uns darauf zu einigen, wie viele Erneuerbare wir in welchen Teilen des Landes brauchen werden. Wir haben im Norden sehr viel Wind und eine unglaublich rührige Windindustrie mit großer Bereitschaft, die Windkraft auszubauen, in Schleswig-Holstein, in Niedersachsen, in Mecklenburg-Vorpommern, in Brandenburg, in Sachsen-Anhalt. Und dieser ganze Wind wird natürlich nicht gebraucht zur Illuminierung der Norddeutschen Tiefebene. Dieser Wind wird in den großen Verbrauchs- und Industriezentren gebraucht. Deshalb muss man die Frage stellen: Wird denn der Wind auch abgenommen? Denn natürlich machen sich die Bayern ihre Gedanken: Was geschieht, wenn die Offshore-Windparks nicht rechtzeitig montiert werden? Kriegen wir die Tripoden aufs Meer? Gibt es genug Schiffe, um sie rauszuschleppen? Werden die Konverterstationen fertig, kriegen wir das Kabel bis hinter den Deich gelegt? Und wenn es hinterm Deich liegt, kriegen wir die großen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Leitungen fertig, die dann nach Süden gehen? Pioniergeist Ich bin nicht bereit, zu akzeptieren, dass das Land, in dem Werner von Siemens in den 1850er-Jahren ohne Auto, ohne Flugzeug und mit einem lausigen Eisenbahnsystem imstande war, innerhalb von 20 Jahren die ganze Welt mit Telegrafenkabeln zu beliefern, an der Energiewende scheitert. Wenn wir schon heute wissen, dass die Wartezeiten für die Herstellung eines Gleichstromanschlusses von den Windparks bis hinter den Deich nicht 30 Monate, sondern 50 Monate betragen werden, muss es doch möglich sein, dass wir die nächsten 12 Monate nutzen, dafür zu sorgen, dass es statt 50 Monate vielleicht nur 40 Monate werden. ze. Wir werden diese Leitungen brauchen, aber wir brauchen sie nicht alle auf einmal. Und wir brauchen sie vielleicht sogar am Ende nicht alle. Das hängt davon ab, ob wir jede einzelne Kilowattstunde einsammeln. Es „Wir Saarländer haben in den letzten 300 Jahren drei welthistorische Persönlichkeiten hervorgebracht. Der Erste war Marschall Michel Ney, der hat die französische Armee bei Waterloo ruiniert. Der Zweite war Erich Honecker, der hat die DDR ruiniert. Der dritte war mein saarländischer Landeskollege Oskar Lafontaine, wen der ruiniert hat, sage ich lieber nicht. Und da habe ich mir gedacht und da kann es vielleicht auch mal so sein, dass der Vierte, der kommt, etwas nicht ruiniert, sondern aufbaut, und dazu würde ich gern einen Beitrag leisten.“ hängt davon ab, wie die Bayern und BadenWürttemberger ihre Stromversorgung lösen. Es hängt davon ab, wie weit wir die europäische Dimension der Energiewende entwickeln? Aber Tatsache ist, wir müssen anfangen. Und ganz ohne Leitungen wird es nicht gehen. Deshalb werbe ich sehr dafür, dass wir im Rahmen des Bundesnetzbedarfsplanes Prioritäten setzen. Wir müssen Leitungen definieren, mit denen wir anfangen, weil wir sie am Dringendsten brauchen. An die Netze denken Erstens – wir müssen Anfang des Jahres den Netzentwicklungsplan in einen Bundesnetzbedarfsplan umsetzen. Die einen wollen Verteilnetze, die anderen ÜbertragungsnetFortsetzung auf Seite 10 reiche nicht aus. Auch gesetzliche Grundlagen müssten verbessert werden. Darüber hinaus forderte er, die Bauindustrie stärker in die politische Diskussion einzubeziehen. » „Die Politik muss die Rahmenbedingungen für die großen Investments im Offshore-Bereich schaffen.“ Dr. jur. Frank Stieler, Vorstandsvorsitzender Hochtief AG Die Deutsche Bauindustrie steht bereit, aber Erzeugung, Verteilung und Speicherung von erneuerbarer Energie sind nicht optimal abgestimmt Dr. jur. Frank Stieler, Vorsitzender des Vorstands der Hochtief AG, stellte die unternehmerischen sowie technischen Herausforderungen im Offshore-Bereich dar. Er betonte, dass die Bundesregierung der Wirtschaft eine gewaltige gesamtgesellschaftliche Aufgabe gestellt habe, schließlich handele es sich um nichts weniger als den grundlegenden Umbau der deutschen Energieversorgung. Stieler sieht sein Unternehmen mit den vier Punkten 1. Charter von Spezialgerät an Energieversorger, Betreiber und Konsortien 2. Aufträge für Planung, Bau und Installation von Fundamenten sowie die Errichtung ganzer Offshore-Windparks 3. Entwicklung von Offshore-Windparks und 4. Wartung von Offshore-Windparks in diesem Segment sehr gut aufgestellt. Er forderte die Bundesregierung jedoch auf, die notwendigen Rahmenbedingungen, die sich aus den großen Investments gerade im Offshore-Bereich ergeben, weiter zu verbessern. Die bisherige KfW-Förderung Stieler sieht den Zeitplan zur Energiewende in den Segmenten Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Verbrauch nicht optimal aufeinander abgestimmt. So gebe es bei der Erzeugung einen Vorsprung von etwa zwei bis drei Jahren, während die Segmente Verteilung, Speicherung und Verbrauch ca. zwei bis drei Jahre hinter dem Zeitplan lägen, was zu erheblichen Kollisionen führe. Insbesondere im Bereich der Offshore-Windkraft habe die Wirtschaft bereits massiv investiert. Umfangreiche weitere Investitionen seien geplant. Stieler nannte aber auch aktuelle Risiken bei den Offshore-Projekten. Insbesondere der Zeitplan sei ambitioniert. Wenn die Wirtschaft nicht parallel mit Forschung und Entwicklung zur Projektierung arbeitete, sei dies kaum zu schaffen. Auch gebe es Bedenken von Umweltgruppen, was die Belastung der Meeresfauna angeht. Hier reagiere die Wirtschaft mit neuen Techniken, wie dem „Offshore Foundation Drilling“. Als größtes Hemmnis stellte Stieler allerdings den verzögerten Netzanschluss der Offshore-Projekte SCHWERPUNK T: DIE ENERGIEWENDE / 9 Er forderte die Politik auf, hier Planungssicherheit zu schaffen. „Denn investieren kann nur, wer auf Basis klarer Vereinbarungen handeln kann“, so Stieler. Gleichzeitig warnte Stieler vor Netzengpässen. Insbesondere der Netzausbau hinke dem Zeitplan doppelt hinterher. Bis heute seien keine konkreten Strecken im Netzausbau festgeschrieben – nur grobe Korridore. Der Widerstand in der Bevölkerung sei aber schon heute greifbar. Zahlreiche Einwendungen und Proteste gegen den Netzausbau gebe es heute bereits. Die Genehmigungsverfahren gerieten ins Stocken und drohten den Zeitplan damit nochmals aus den Fugen zu heben. Stieler fragte: „Woher sollen die neuen Netze kommen, durch die der ganze Offshore-Strom fließt?“ Auch hier biete die deutsche Bauindustrie Lösungen an. So könne die Bauindustrie Planung und Vorentwicklung von Trassen übernehmen. Um eine dringende Beschleunigung komme die Politik allerdings nicht herum. Insbesondere müsse die Bevölkerung dabei stärker eingebunden werden, damit der Netzausbau eine höhere Akzeptanz erhalte. In diesem Zusammenhang müssten auch insbesondere alternative Trassenführungen, z. B. entlang von Autobahnen, geprüft werden, um die Belastung der Bevölkerung vor allem in dicht besiedelten Gebieten so gering wie möglich zu halten. Auch im Bereich Speicher sieht Stieler erheblichen Investitionsbedarf. Zurzeit seien einzig Pumpspeicherkraftwerke großtechnisch erprobt. Aktuell seien 31 Pumpspeicherkraftwerke mit einer Kapazität von 7 Gigawatt im Einsatz. Der aktuelle Stromverbrauch pro Tag liege jedoch deutlich höher. Stieler verwies auf eine Untersuchung von DB Research, nach der in Deutschland in den kommenden 20 Jahren ein Investitionsbedarf für Speicher von etwa 30 Milliarden Euro besteht. Auch hier warf Stieler das Thema lokale Widerstände in der Bevölkerung auf. Man müsse deutlich machen, dass man sich nicht auf Kapazitäten in Norwegen, Österreich oder der Schweiz verlassen kann. Dies stelle keinen gesicherten Zugriff auf Strom dar und biete auch keine Kostensicherheit. Stieler forderte eine Gesetzesinitiative zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Pumpspeicherkraftwerke. Immerhin würde deren Bau fünf bis zehn Jahre dauern. Es dürfe nicht vernachlässigt werden, dass das Thema Speicherung ein Eckpfeiler der Energiewende ist. Informieren Sie sich aktuell über Klimaschutz und Bau unter www.bauindustrie.de/ energiewende shutterstock.com heraus. Hier sieht er Handlungsbedarf in der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes. Der aktuelle Entwurf des Offshore-Netzplans beschränke sich auf küstennahe Gebiete. „Große Windparks und weitere Entfernung zur Küste werden damit auf unabsehbare Zeit verschoben“, so Stieler. „Dies stellt eine grundsätzliche Änderung der Planungsbasis dar. Bereits getätigte Investitionen wären dadurch gefährdet. Hier droht ein Investitionsstau“, so Stieler weiter. Fortsetzung von Seite 7 Hohelied der Pumpspeicher Zweitens – ich kann verstehen, dass sie das Hohelied der Pumpspeicher gesungen haben. Wir wissen zwar, dass die Leistung eines Pumpspeicherwerks davon abhängig ist, wie viel Wasser drin ist, wie hoch es ist und wo es hin läuft. Aber wir wissen auch, dass wir das Problem der Speicherung eventuell teilweise mit Pumpspeicherwerken abfedern können, aber lösen können wir es allein damit nicht. Ich habe bislang keine Antwort, ich weiß nur, dass an vielen Ecken und Enden über die Frage „power to gas“ diskutiert wird. Meiner Meinung nach ist es ein Konzept, das sich in den nächsten 10, 15, 20 Jahren so entwickelt, dass es eine wesentliche Rolle in der nachhaltigen und sicheren Energieversorgung spielen kann. Energieeffizienz Drittens – Energieeffizienz: da sind Sie im Bau besonders berufen. Sie haben dort ein riesiges Know-how. Sie können uns helfen und ich möchte, dass wir Energie- und Stromeffizienz in einem ganz breiten Sinne verstehen. Nämlich vom Wärmemarkt, vom Wärmeverbrauch in den Häusern und Büros bis hin zum Energiedesign, von unseren Produkten und unseren Produktionsverfahren und den Stromverbrauchsgewohnheiten in privaten Haushalten. Es geht nicht nur darum, dass wir sektoriell ein paar Pumpspeicherwerke, Windtürme und Solarpaneele bauen, es geht darum, dass wir den gesamten Bereich der wirtschaftlichen Produktionstätigkeit, des Vertriebes, des Verkehrs, des Wohnens daraufhin durchscreenen, wie wir energieeffizienter arbeiten, wohnen, leben können. Das bedeutet Innovation, das bedeutet neue Materialien, das bedeutet neue Produktionsverfahren. Das kann dazu führen, dass wir unseren Vorsprung auf diesem Sektor weltweit für die nächsten 20, 30 Jahre neu begründen. / Im Interview „Durch frühzeitige Beteiligung der Bürger und Weiterentwicklung technischer Verfahren kann die Akzeptanz der Energiewende deutlich erhöht werden“ » Interview mit Dr.-Ing. Roland Gärber, Bilfinger Berger SE und Vorsitzender des Arbeitskreises Energie im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet zurzeit sehr schnell voran. Das Ziel von 35 Prozent Anteil an der Stromversorgung bis 2020 wird nach jetziger Lage sogar übertroffen werden. Aber der Netzausbau, insbesondere im Offshore-Bereich, kann nicht mithalten. Was bedeutet das für die Bauunternehmen, die hier ja bereits sehr große Summen investieren? Unsere Unternehmen sind in diesem Bereich national und international sehr aktiv und bringen ihr Know-how ein. Hohe Summen sind bereits in Offshore-Windparks, in die Infrastruktur der Hafenanlagen und in den Bau der Montageschiffe investiert worden. Es ist deshalb sehr wichtig, den Netzausbau voranzubringen. Mit den jetzt vorgeschlagenen Änderungen der Haftungsregeln, mit denen die Errichter und Betreiber von Windparks und Netzen ihre Investitionen gegen Verzögerungen bei der Netzanbindung absichern können, sowie der Entwicklung eines Offshore-Netzentwicklungsplans, der Ort und Zeit zukünftiger Netzanschlüsse verbindlich festlegt, ist ein Schritt in die richtige Richtung getan. Das große Manko dabei ist der Vorrang für die Anbindung küstennaher Windparks. Die weiter außerhalb gelegenen Windparkprojekte in der Nordsee werden möglicherweise zurückgestellt. Das führt zu großer Verunsicherung aller Beteiligten, mit SCHWERPUNK T: DIE ENERGIEWENDE / 11 Wir brauchen dringend den Bundesnetzplan mit der Festlegung von bundesweiten Trassenkorridoren. Immerhin hat das Bundesumweltministerium dies für Ende 2012 zugesagt. Insgesamt sprechen wir von rund 3.800 Kilometern an neuen Stromleitungen für den Ausbau des bundesweiten Stromnetzes. Darüber hinaus ist aber auch eine technische Optimierung der vorhandenen Höchstspannungsnetze notwendig, damit sie für die schwankende Einspeisung von regenerativen Energien gerüstet sind. der Folge eines möglichen Rückzugs aus dem Geschäftsfeld. Da muss dringend nachgebessert werden. shutterstock.com Damit der auf See gewonnene Strom auch die Verbrauchszentren im Süden erreicht, muss das Übertragungsnetz in Deutschland deutlich ausgebaut und modernisiert werden. Zwar ist das Netzausbaubeschleunigungsgesetz auf den Weg gebracht, aber weiterhin gibt es Abstimmungsprobleme mit den Bundesländern. Welche Maßnahmen müssen jetzt eingeleitet werden, um schnell voranzukommen? Die Erzeugung von regenerativer Energie erfordert erhebliche Speicherkapazitäten. In Deutschland fehlt es derzeit an überzeugenden Ansätzen. Was muss unternommen werden, um hier zu wirtschaftlich und gesellschaftlich akzeptierten Lösungen zu kommen? In der Tat könnte sich das Thema Speicher als weiterer Flaschenhals der Energiewende erweisen. Zurzeit und mittelfristig bieten nur Pumpspeicherkraftwerke die nötige Quantität und Qualität bei der Speicherung von Strom. Aktuell wird jedoch nur ein Promille der künftig benötigten Speicherkapazität durch Pumpspeicherkraftwerke abgedeckt. Wir begrüßen daher die Initiative der Bundesregierung, Pumpspeicherkraftwerke, die vor 2019 in Betrieb gehen, für zehn Jahre vom Netznutzungsentgelt zu befreien. Es ist wichtig, alle Möglichkeiten auszuschöpfen und die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, um bis 2025 zumindest eine Verdopplung der Kapazitäten zu realisieren. Darüber hinaus darf das Thema der Speicherung nicht vom Thema Netzausbau losgelöst betrachtet werden. Mit zunehmenden überregionalen Ausgleichsmöglichkeiten – unter anderem durch den Netzausbau – wird der Speicherbedarf abnehmen. Und umgekehrt: Bauen wir die Netze nicht aus und verbinden wir Erzeuger und Verbraucher nicht intelligenter, benötigen wir mehr Speicherkapazität! Naturschützer und Bürgerbewegungen äußern immer zahlreicher Bedenken gegen Projekte der Energiewende. Vor allem die Umweltverträglichkeit der Off- und Onshore-Windkraftanlagen steht in der Kritik. Es gilt, die Bürger frühzeitig zu beteiligen und zu erklären, welche Verfahren zum Einsatz kommen. Ich bin mir sicher, dass viele Vorbehalte ausgeräumt werden können. So bieten z. B. die Unternehmen im OffshoreMarkt zahlreiche Verfahren an, um die Bauphase, die zwangsläufig starke Rammungen unter Wasser mit sich bringt, zu verkürzen und die Schallbelastungen zu minimieren. Dazu gehören z. B. schallmindernde Blasenschleier. Die gesellschaftliche Akzeptanz des Netzausbaus kann ebenfalls durch Erdverkabelungen verbessert werden. Der Auftraggeber ist hier aber gefragt, dies auch abzufordern und zu bezahlen! Egal, ob wir die Energiewende wollen oder nicht, der Klimawandel sowie die immer noch ungeklärte Endlagerung von nuklearen Abfällen sind die eigentlichen Treiber der Energiewende! Aber nichts überstürzen. Die Energiewende ist ohne Beispiel in der Geschichte und es gibt keine Patentrezepte! Der Weg, wie das Ganze erfolgreich und bezahlbar umgesetzt werden kann, wird Schritt für Schritt gefunden werden. Das Bundesumweltministerium fordert für die Novellierung der Energieeinsparverordnung eine Erhöhung der Anforderungen an den Gebäudebestand um 30 Prozent. Vielfach wurde bereits kritisiert, dies sei zu pauschal, und viele der geforderten Maßnahmen seien unwirtschaftlich. Wie kann man diesen Widerspruch zwischen Ziel und Weg auflösen? In der Tat ist der Gebäudebestand in Deutschland sehr heterogen. Es ist quasi unmöglich, mit den Mitteln des Ordnungsrechts für den konkreten Einzelfall den optimalen Kompromiss zwischen Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Hier besteht noch Untersuchungsbedarf, da es fraglich ist, ob weitere Verschärfungen überhaupt sinnvoll sind. Hierzu sind bereits Untersuchungen durch das BMVBS in Auftrag gegeben worden. In manchen Fällen ist eine energetische Sanierung gar nicht mehr angemessen, und der Bestandsersatz wäre die beste Alternative. Hier ist insgesamt mehr Zutrauen in die Eigenverantwortlichkeit der Eigentümer angezeigt: Fördern statt Fordern. Der Erfolg der KfW-Förderprogramme bestätigt diesen Ansatz. Was kann die Bauindustrie zur Unterstützung der Energiewende leisten? » Dies diskutierte die Panel-Runde zu Beginn der Veranstaltung. Gemeinsamer Tenor: Alle Fotos: Peter-Paul Weiler Die Bauindustrie ist der Partner der Energiewende, aber die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden. » Andreas Jung, Geschäftsführung dena, Hildegard Müller, Präsidiumsmitglied BDEW, Klaus Stratmann, Moderator, Dr. jur. Frank Stieler, Vorstandsvorsitzender Hochtief AG, Wolfgang Tiefensee, wirtschaftspolitischer Sprecher SPD-Bundestagsfraktion (v. l.) » Dr. Josef Auer, Deutsche Bank Research » Andreas Wagner, Stiftung Offshore-Windenergie » Stephanie von Ahlefeldt, Netzplattform-Geschäftsstelle im Bundeswirtschaftsministerium SCHWERPUNK T: DIE ENERGIEWENDE / 13 » Dr. Frank Stieler (l.), Vorstandsvorsitzender Hochtief AG, mit Prof. Thomas Bauer (r.), Präsident HDB » Dr.-Ing. Jochen Keysberg, Geschäftsführung Bilfinger Ingenieurbau GmbH, Prof. Thomas Bauer, Präsident HDB, Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer HDB, und Dr. jur. Frank Stieler, Vorstandsvorsitzender Hochtief AG (v. l.) » Dr.-Ing. Klaus Weber, Geschäftsführer Strabag Offshore Wind GmbH, Martin Rahtge, Geschäftsleitung Hochtief Solutions AG, Holger Gassner, RWE Innogy GmbH, Andreas Wagner, Stiftung Offshore-Windenergie (v. l.) » Stieler im Interview. Das Interview finden Sie unter: www.bauindustrie.de » Bauindustriepräsident Bauer im Gespräch Toll Collect » BUNDESFACHABTEILUNG STRASSENBAU: 570 Millionen Euro mehr für die Straßeninfrastruktur ist „Tropfen auf den heißen Stein“ Als einen „Tropfen auf den heißen Stein“ bezeichnete der Vorsitzende der Bundesfachabteilung Straßenbau des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Dr.Ing. Walter Fleischer, die Anhebung der Investitionslinie Verkehr, die der Haushaltsausschuss des Bundestages kürzlich beschlossen hat. Bei einem Besuch der industriell organisierten Straßenbauunternehmen bei Toll Collect in Berlin erklärte Fleischer: „Damit stehen bis 2014 lediglich 570 Millionen Euro zusätzlich für die Bundesfernstraßen zur Verfügung. Das wird dem Investitionsstau im deutschen Straßennetz nicht gerecht. Statt jährlich neu zu verhandeln, brauchen wir die Pkw-Maut. Sie schafft eine verlässliche Grundlage, um unsere Straßeninfrastruktur zu erhalten und auszubauen“, so Fleischer. Voraussetzung sei allerdings, dass die Maut-Einnahmen in den Bau und Erhalt von Bundesfernstraßen zurückfließen. „Wir schlagen daher in einem ersten Schritt die Einführung einer elektronischen Pkw-Vignette vor. Bei Preisen von 100 Euro pro Jahr je Auto und 10 Euro für zehn Tage kämen jährlich 4,8 Milliarden Euro zusammen“, rechnet Fleischer vor. Gleichzeitig müsste es Entlastungen bei Kfz- und Mineralölsteuer geben. Langfristig müsse die Vignette durch eine stre- ckenbezogene Maut abgelöst werden, so Fleischer. Allen Beteiligten müsse klar sein, dass ohne Mobilisierung zusätzlicher Mittel dringend notwendige Aus- und Neubauprojekte auf die lange Bank geschoben werden würden; Neubeginne wären kaum noch möglich; zusätzliche Verkehrsengpässe, verbunden mit weiteren Staus, wären zwangsläufig die Folge, so Fleischer weiter. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie ergänzt sein Logo Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie reagiert in seiner Außendarstellung auf die Entwicklungen am Baumarkt und ergänzt sein bisheriges Logo um den Zusatz „Bauen und Services“. „Hintergrund ist, dass viele Bauunternehmen ihr eigentliches Geschäftsfeld ausgeweitet haben und heute neben dem Bauen auch Dienstleistungen rund ums Bauwerk wie z. B. Facility-Management anbieten“, erläuterte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Michael Knipper, in Berlin. Um dies auch in der Öffentlichkeit deutlich zu machen, habe der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sein Logo um den Zusatz „Bauen und Services“ ergänzt. Nicht nur die großen Bauindustrieunternehmen, sondern auch zunehmend viele Mittelständler hätten ihre Wertschöpfungskette entsprechend erweitert und agierten am Markt als Komplettanbieter rund um das Bauwerk, ergänzte Knipper. So gebe es beispielsweise im Bereich Kraftwerksbau oftmals Komplettaufträge, die neben dem Bau des eigentlichen Werkes auch die Übernahme von industriellen Dienstleistungen rund um den Produktionsprozess und die Gebäude beinhalten. Auch bei Bauwerken, die in öffentlich-privater Partnerschaft entstehen, sei die Übernahme von Betreiberaufgaben durch Bauunternehmen ein fester Bestandteil des Vertrages. „Sowohl große als auch mittelständische Bauindustrieunternehmen zeigen in vielfältiger Weise und an sehr unterschiedlichen Projekten, dass sie über die eigentliche Bauausführung hinaus über große Expertise verfügen“, so Knipper. VERBANDSINFORMATIONEN / 15 » RA Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie » Aufstiegsfortbildung auf den Weg gebracht: Dipl.-Ing. Päd. Stefan Hörenz, Bauakademie Sachsen, Dipl.-Ing. Heinrich Holch, Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Kerstin Zimmer, IG BAU, Prof. Dr. Manuela Niethammer, TU Dresden, RA Oliver Zander, Geschäftsführer KOBI, Dr. Mats Persson, TU Malmö (v. l.) Aufstiegsfortbildung startet „In absehbarer Zeit sind Vorarbeiter, Werkpoliere und Poliere absolute Mangelware. Deshalb müssen sich die Unternehmen stärker in der Fortbildung engagieren.“ Dies erklärte der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums für Berufsbildung und Personalentwicklung der Bauindustrie (KOBI), RA Oliver Zander, auf der Kick-off-Veranstaltung zur neuen Aufstiegsfortbildung in der Bauwirtschaft am 4. und 5. Oktober in Leipzig. „Das neue Konzept der Aufstiegsfortbildung erleichtert dieses Engagement. Es bietet zudem für die jungen Facharbeiter sehr verlässliche Karrierechancen“, so Zander weiter. Die Tarifvertragsparteien des Baugewerbes und der Verordnungsgeber haben mit den tarifvertraglichen Regelungen für die Weiterbildung zum Vorarbeiter und zum Werkpolier und mit der neuen Verordnung für den Geprüften Polier ein durchgängiges Aufstiegskonzept für das mittlere Baustellenmanagement geschaffen. In der Kick-off-Veranstaltung wurden die bildungspolitischen Hintergründe erläutert und der Umstieg auf handlungsorientierte Ausbildung und Prüfungen vorgestellt. Neben den Vertretern der drei Tarifvertragsparteien stellte Prof. Niethammer von der Technischen Universität Dresden das neue Aufstiegskonzept vor. Informationen zur Aufstiegsfortbildung unter www.bauindustrie.de EU-Richtlinie gegen Zahlungsverzug schädlich für die Bauindustrie Bauunternehmen sind darauf angewiesen, dass Bauleistungen zügig bezahlt werden. Der Grund dafür ist: Bauunternehmen sind vorleistungspflichtig. Sie bekommen ihr Geld erst, nachdem sie auf eigene Kosten ein Bauwerk erstellt haben und der Auftraggeber die Leistung abgenommen hat (§ 641 BGB). Je später der Auftraggeber zahlt – und damit einen kostenlosen Kredit des Bauunternehmens beansprucht –, umso länger müssen Bauunternehmen ihren Banken Zinsen zahlen für Kredite betreffend Baumaterial, Gerät, Personal etc. Laut Bürgerlichem Gesetzbuch sind Bauleistungen im Zweifel sofort abzunehmen und zu bezahlen (§ 271 BGB). Außerdem bestimmt eine europäische Richtlinie gegen Zahlungsverzug seit dem Jahr 2000, dass Unternehmen als Auftraggeber spätestens 30 Tage nach Rechnungserhalt – auch ohne eine Mahnung – in Verzug geraten. Bauunternehmen können dann neben Verzugszinsen auch Schadenersatz beanspruchen. Laut Bundesgerichtshof gehört eine Bezahlung spätestens binnen 30 Tagen inzwischen zum „gesetzlichen Leitbild“ (§ 286 Absatz 3 BGB). Gleichwohl bestimmen einige große Auftraggeber der Wirtschaft einseitig, Rechnungen erst nach 90 Tagen zu bezahlen. Möchte das Bauunternehmen sein Geld früher erhalten, wird ein Preisnachlass („Skonto“) verlangt, der die (ohnehin geringe) Gewinnmarge von Bauunternehmen übersteigt. Um die Rechtslage zu verbessern, wurde 2011 die bisherige EU-Richtlinie gegen Zahlungsverzug aus dem Jahr 2000 neu gefasst. Dabei wurde jedem Mitgliedstaat ausdrück- lich erlaubt, für den Gläubiger günstigere Regeln einzuführen oder beizubehalten, als die Richtlinie vorsieht (Artikel 12 Absatz 3). Trotz dieser ausdrücklichen Erlaubnis möchte die Bundesregierung die neu gefasste EURichtlinie „1:1“ in deutsches Recht umsetzen (Entwurf § 271a BGB neu). Dies hätte zur Folge, dass in Deutschland zwar für die öffentliche Hand einige strengere Regeln als bislang gelten. Allerdings würde zugleich eine neue „Abnahmefrist“ von 30 Tagen für die öffentliche Hand und für Unternehmen eingeführt, die durch „ausdrückliche Vereinbarung“ sogar noch überschritten werden kann. Damit würde sich die Bezahlung von Bauleistungen – entgegen dem Ziel der Richtlinie – erheblich verlängern. Der Bundesrat teilt die Bedenken von deutschem Handwerk und deutscher Bauwirtschaft, zumal Unternehmen als Auftraggeber außerdem noch eine neue Zahlungsfrist von 60 Tagen oder länger beanspruchen dürfen. Eine Überprüfung durch die Gerichte wäre begrenzt, solange nicht von den gesetzlichen Bestimmungen abgewichen wird (§ 307 Absatz 3 BGB). / Im Interview „Meine zentralen Themen: Energiewende zügig voranbringen, Ressourcen durch Energieeinsparungen schonen, Recycling und Entsorgungssicherheit gewährleisten“ » Interview mit Dipl.-Geol. Thomas Paetzold und Dipl.-Ing. Wolfgang Finck, Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Umweltausschusses im Hauptverband Sie sind soeben in Ihrem Amt als Vorsitzender des Umweltausschusses bestätigt worden. Wenn Sie in vier Jahren auf Ihre Amtsperiode zurückblicken werden – welche bauindustriellen Schwerpunkte im Umweltbereich sollten gelöst sein? Paetzold: Da blicke ich über den Umweltbereich hinaus. Aus meiner Sicht gibt es drei volkswirtschaftlich und gesellschaftlich wichtige Themen, bei denen wir als Bauindustrie unsere Beiträge leisten müssen. Erstens müssen wir Wege finden, damit die erforderlichen Investitionen in Anlagen und Infrastruktur zur Umsetzung der sogenannten Energiewende weitgehend reibungslos getätigt werden können. Zweitens müssen wir z. B. in moderne Ersatzbauten, an die demografische Entwicklung angepasste Ver- und Entsorgungsnetze, flexible Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur investieren. Und drittens muss Rechtssicherheit für das Bauen im Grundwasser mit bewährten Bauverfahren, bei Umgang, Recycling und Wiederverwertung von Bauabfällen jeder Art und Entsorgungssicherheit für problematische Bauabfälle, z. B. kontaminierte Böden und Bauschutt, gewährleistet sein. Finck: Wünschenswert für mich wäre, dass das Kreislaufwirtschaftsgesetz und die Mantelverordnung so in der Baupraxis angekommen sind, dass wir auf unseren Baustellen Rechtssicherheit haben und keine unnötigen Verschärfungen und Bürokratieaufwendungen umsetzen müssen. Die Umweltpolitik wird in ihrer Bedeutung für die Bauindustrie oft unterschätzt. Was können Sie da tun? Paetzold: Wir als Bauindustrie müssen aktiver an der politischen Diskussion vor allem in Europa teilnehmen. Die Bauindustrie ist nur eine von vielen Industrien und muss täglich um angemessene Berücksichtigung all der Punkte kämpfen, die unser Geschäft von dem der stationären Industrien unterscheidet. Bei einem Großteil der Anliegen geht es darum, eine unnötige und auch volkswirtschaftlich schädliche Verteuerung der Bautätigkeit zu verhindern. Die Unternehmen sehen sich immer höheren Anforderungen im Umweltbereich ausgesetzt, insbesondere was die Verwertung von Recyclingbaustoffen und dem Ressourcenschutz/ Kreislaufwirtschaft angeht. Das Stichwort heißt hier Mantelverordnung. Welche Möglichkeiten sehen Sie, um hier die Belange der Bauindustrie besser einbringen zu können? Finck: Ich unterstütze grundsätzlich den Ansatz der „Mantelverordnung“, den Einsatz von Ersatzbaustoffen über ein kohärentes Konzept mit Bezug auf den Grundwasser- und Bodenschutz zu regeln. Jede Harmonisierung birgt aber bedingt durch die „Abstrahierung“ die Gefahr, dass trotzdem eine spätere Verschärfung in der Ausführung erfolgen kann. Hier müssen wir als Bauindustrie weiterhin unsere Stimme erheben, um keine Nachteile zu erfahren. Welche Forderungen stellt der Umweltausschuss an die Politik? Paetzold: Ich beobachte, dass neue Gesetze und Verordnungen zu wenig unter den Gesichtspunkten der Umsetzbarkeit geprüft wurden. Die Unternehmen und Privathaushalte sind bereit, z.B. in energiesparende Modernisierungen zu investieren und moderne Ersatzbautenzu schaffen. Die Politik muss dafür zuverlässige Rahmenbedingungen schaffen und für das Vertrauen arbeiten, dass sich die Investitionen rechnen. Finck: Ganz konkret: Bedingt dadurch, dass der Staat alles bis ins kleinste Detail auf der Gesetzes- und Verordnungsebene regeln möchte, wird der Entscheidungs- und Ermessensspielraum auf den Durchführungsebenen einschränkt. Als Unternehmer fordere ich, dass seitens des Vollzugs nicht nur verwaltungsjuristische Verantwortung wahrgenommen wird, sondern genauso eine fachliche und praxisgerechte Ausgestaltung des gesetzlichen Rahmens sichergestellt sein muss. Mit welchen Themen beschäftigt sich der Umweltausschuss? Paetzold: Wir wollen neue Marktchancen ausloten, diskutieren aber auch über Risiken. Beispiele dafür sind das radonsichere Bauen, neue Nanotechnologien sowie geänderte Anforderungen an die Infrastruktur durch die klimatischen Veränderungen. Finck: Ich sehe auch, dass wir unser Knowhow in Bezug auf den Umgang und die Her- VERBANDSINFORMATIONEN / 17 » Umweltausschuss: Entwicklungen der Kreislaufwirtschaft, der Verwertung und der Entsorgung mineralischer Abfälle, stellte Dr. Heinz-Ulrich Bertram, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, in seinem Gastvortrag vor Dipl.-Geol. Thomas Paetzold, Dr. Heinz-Ulrich Bertram, Dipl.-Ing. Wolfgang Finck, RA Dr. Harald Freise (v. l.) Paetzold und Finck wiedergewählt stellung mit Recyclingbaustoffen in die Ausgestaltung einer bundeseinheitlichen Zulassung einbringen werden – allerdings mit akzeptablen Einbaugrenzwerten und für die ausführenden Bauunternehmen rechtssicher und praxisnah! Weiterhin setzen wir uns dafür ein, dass sich die öffentliche Hand über eine transparente Ausschreibungspraxis klar zum Einsatz von Recyclingbaustoffen positioniert. Auch die Ausgestaltung des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes und deren Durchführungsverordnungen ist Thema bei uns. Die Umweltgesetzgebung tangiert alle Bereiche der Bauindustrie. Der Umweltausschuss ist hier also ein wichtiges Querschnittsgremium innerhalb des Verbandes. Eine Vernetzung mit den Bundesfachabteilungen und den Ausschüssen ist daher wichtig und richtig. Gibt es hier Wege, wie man dies zukünftig noch besser sicherstellen kann? Paetzold: Segment- und technologiebezogene Fachbereiche sind notwendig. Aber wir können noch mehr erreichen, wenn wir uns intern besser abstimmen. Wir werben für die Mitarbeit im Gremium von unternehmerisch geprägten Persönlichkeiten. Das können Entsandte aus einer Bundesfachabteilung oder Firmenvertreter sein. Eine große Verantwortung sehe ich auch bei den Geschäftsführungen der BFAen, der Ausschüsse und der Verbände für den Informationsfluss und die Identifizierung von gemeinsamen Interessen, aber auch Unterschieden zu benachbarten Branchen. Dipl.-Geol. Thomas Paetzold, Wayss & Freytag Ingenieurbau AG, ist auf der Sitzung des Umweltausschusses am 19. September in Hannover als Vorsitzender in seinem Amt bestätigt worden. Auch sein Stellvertreter, Dipl.-Ing. Wolfgang Finck, RST Ingenieurbau GmbH, wurde wiedergewählt. Die landesrechtlichen Zuordnungen von Straßenbaustoffen gemäß der Abfallverzeichnungsverordnung (AVV), die auf Initiative der Bauindustrie zu erarbeitende Branchenlösung zur Zusammenlagerung von Gefahrstoffen auf Baustellen, die die Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) konkretisieren sollen und die bauindustrielle Positionierung zu aktuellen Gesetzesvorhaben, wie die „Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen“ (AwSV) und „radonsicheres Bauen“ standen im Mittelpunkt des thematischen Teils der Sitzung. Finck stellte die Auswirkungen der AwSV-Verordnung auf seinen Recyclingbetrieb anhand einer Kostenabschätzung vor und verwies da- rauf, dass insbesondere die Kosten für die Ertüchtigung der Lagerflächen das Recycling immens verteuern würden. Weitere Themen waren die Herausnahme von Baustelleneinrichtungen aus dem Geltungsbereich der Verordnung, eine angemessene technische Lösung für die Ausgestaltung von Lagerflächen (z. B. Straßen- und Asphaltbauweise) und deren Entwässerung, Bestandsschutzregelungen sowie eine angemessene Ausgestaltung der Prüfzyklen. Abschließend dankte Paetzold vor allem den Mitgliedern des Umweltausschusses, die erstmalig an der Sitzung teilnahmen, wie Jürgen Michel, Bauindustrieverband Nordrhein-Westfalen, Dipl.-Ing. Walter Riedle, Bilfinger Berger Ingenieurbau GmbH, sowie Dipl.-Ing. Thomas Groß, Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG, für die rege Diskussion. Die nächste Sitzung des Umweltausschusses wird am 17. April 2013 in Berlin stattfi nden. » Der Umweltausschuss bestätigte auf seiner Sitzung Thomas Paetzold als Vorsitzenden und Wolfgang Finck als stellvertretenden Vorsitzenden » Arbeitskreis Bau Brüssel: Johann-Sebastian Richter, Leiter Arbeitskreis Bau, Ulrich Paetzold, Hauptgeschäftsführer FIEC, Heide Rühle, MdEP, Dr. Rüdiger Kratzenberg, BMVBS (v. l.) Das Thema Breitbandnetzausbau wird auf vielen Veranstaltungen rege diskutiert » BUNDESFACHABTEILUNG LEITUNGSBAU: RBV und BFA Leitungsbau begrüßen Leitfaden der Bundesnetzagentur Vergaberecht im Mittelpunkt Der Rohrleitungsbauverband (RBV) und die Bundesfachabteilung Leitungsbau (BFA LTB) begrüßen die in einem Leitfaden dargestellten Vorschläge der Bundesnetzagentur, Stromleitungen und Telekommunikationsinfrastrukturen gleichzeitig zu legen. Dadurch könnten Synergien genutzt und der Breitbandausbau beschleunigt werden, hieß es beim RBV. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund eines steigenden Bedarfs an modernen Übertragungsnetzen wichtig. Der Internetverkehr steige jedes Jahr konstant um 50 Prozent, verdopple sich alle 21 Monate und verzehnfache sich etwa alle 6 Jahre, das hätten einschlägige Untersuchungen ergeben. Die Spitzenlasten hätten sich von 2009 zu 2010 verdreifacht. Beim Treffen des Arbeitskreises Bau in Brüssel stießen die Vorstellungen des belgischen Berichterstatters Marc Tarabella zur Modernisierung des Vergaberechts auf Ablehnung. Heide Rühle, MdEP, geht davon aus, dass der Großteil der Vorschläge im Europäischen Parlament nicht mehrheitsfähig ist. Das betreffe die verschärfte Formulierung zur Fach- und Teillosvergabe genauso wie die vergabefremden Aspekte oder Lebenszykluskosten. Rühle unterstützt damit den Standpunkt der deutschen und europäischen Bauindustrie. Inzwischen liegen im Parlament die ersten Kompromissänderungsanträge vor. In dem nun vorgelegten Leitfaden werden zwei Modelle vorgestellt, wie eine gleichzeitige Verlegung stattfinden kann. In Variante 1 kann ein Stromnetzbetreiber beispielsweise Glasfaserkabel im Auftrag eines Telekommunikationsanbieters mitverlegen. Der Telekommunikationsanbieter beteiligt sich dann anteilig an den anfallenden Tiefbaukosten. Diese machen häufig 80 Prozent der Ausbaukosten für Glasfaser aus. Sowohl für den Stromnetzbetreiber als auch für den Telekommunikationsanbieter sinken beim gemeinsamen Ausbau im Vergleich zu einer separaten Verlegung der Kabel die Kosten für die nötigen Tiefbauarbeiten. Der Stromnetzbetreiber kann auch auf eigene Rechnung Glasfaserkabel mitverlegen. Bei dieser zweiten Variante werden die nicht durch den Stromnetzbetreiber im Rahmen des eigenen Netzbetriebs genutzten Kapazitäten der Kabel dann vermarktet, wobei künftige Ver- marktungserlöse beim Stromnetzbetreiber kostenmindernd wirken. Beitrag zum Ausbau Der Leitfaden thematisiert insbesondere die Frage, ob und wie die dabei entstehenden Kosten der Stromnetzbetreiber im Rahmen der Anreizregulierung berücksichtigt werden. Gleichzeitig will er den investierenden Unternehmen Klarheit und Sicherheit über die Konditionen des Ausbaus geben. Vonseiten der Bundesnetzagentur hofft man jedenfalls, dass die bestehenden Möglichkeiten intensiv genutzt werden. Dabei kommt den örtlichen Versorgern eine Schlüsselrolle zu. Nach einer aktuellen Erhebung sollen sich von 980 Versorgern bereits 150 für eine Beteiligung an der Erschließung entschieden haben bzw. sich damit beschäftigt und Planungen auf den Weg gebracht haben. Der Leitfaden kann auf www.bundesnetzagentur.de abgerufen werden. Antja Fiehn, Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), stellte das Ergebnis der Trilogverhandlungen zur Energieeffizienzrichtlinie vom Juni 2012 vor. Relevant für den Bau sei insbesondere die Verpflichtung der Energieversorger, den Energieverbrauch für Kunden jährlich um 1,5 Prozent zu senken. Durch den Kompromiss könne das nun auch durch alternative Maßnahmen wie Steuererleichterungen für Investitionen in Energieeffizienz erreicht werden. Im Anschluss an den Vortrag von Jonas Scholze, Deutscher Verband für Wohnungswesen und Städtebau, zu den Europäischen Strukturfonds wiesen die Teilnehmer auf die nicht mehr hinnehmbaren Zustände bei Vergaben in osteuropäischen Staaten hin. So würden bei Projekten, die mit EU-Strukturfonds finanziert werden, unfaire Vertragsbedingungen vorgeschrieben. Die Bauwirtschaft setze sich dafür ein, dass Vertragsbedingungen nationalen und internationalen Gepflogenheiten entsprechen müssten. VERBANDSINFORMATIONEN / 19 ÖPP-Transparenzinitiative gestartet – Erste Verträge bereits offengelegt „EU-Kommission präsentiert schlechten Wein in neuen Schläuchen“ „Mit ihrem erneuten Vorschlag zur Durchsetzungsrichtlinie (,Enforcement Directive‘) greift die Europäische Kommission erneut die Kontrollmöglichkeiten für Mindestlöhne und andere zwingende Arbeitsbedingungen nach der Entsenderichtlinie an. Obwohl die Kommission angibt, mit ihrem Vorschlag zur besseren Durchsetzung des Entsenderechts und damit zum Schutz entsandter Arbeitnehmer beitragen zu wollen, sollen die Kontrollmöglichkeiten der Behörden erheblich aufgeweicht werden.“ Mit diesen Worten kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper das Vorgehen der EU-Kommission. Für mehr Transparenz der Vergabeverfahren und der Ausschreibungs- und Vergabeergebnisse sprach sich bei der öffentlichen Anhörung des Bundestagsausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung unter Vorsitz von Dr. Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen) Dr. Heiko Stiepelmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, aus. Der Hauptverband habe dazu eine Transparenzoffensive gestartet, in der sich die Unternehmen der Bauindustrie in Abstimmung mit ihren Auftraggebern zu einer grundsätzlichen Offenlegung von ÖPP-Vertragswerken bereit erklärt hätten, erläuterte Stiepelmann. Diese Offenlegung umfasse Vertragsurkunden der unterzeichneten ÖPPEinzelverträge zwischen öffentlichen und privaten Partnern (z. B. Rahmenvertrag, Bauvertrag, Betreibervertrag), zugehörige Leistungsbeschreibungen für Planung, Bau und Betrieb (z.B. die sogenannte BQA – Bau-/Qualitäts- und Ausstattungsbeschreibung) sowie ergänzende Verdingungsunterlagen des Auftraggebers, die Bestandteil des ÖPP-Vertrages geworden sind. „Wir müssen leider feststellen, dass die Europäische Kommission diese Versuche bereits seit der Vorstellung der Dienstleistungsrichtlinie im Jahre 2004 in diversen Initiativen wiederholt unternimmt. Gescheitert ist sie bislang glücklicherweise stets am Willen des Europäischen Parlaments, das eine Einschränkung der Kontrollmöglichkeiten nicht hingenommen hat“, so Knipper weiter. Die deutsche Bauindustrie sei sich darüber im Klaren, dass nicht jedem Bürger zumutbar sei, sich in ÖPP-Verträge einzulesen. „Wir schlagen deshalb vor, ergänzend die folgenden Materialien bereitzustellen: eine Übersicht über wesentliche projektprägende Eckdaten bzw. Kennzahlen, eine Zusammenstellung von Antworten auf häufig gestellten Fragen (FAQ) sowie eine Übersicht über die vertragliche Risikoverteilung“, so Stiepelmann weiter. Im Mittelpunkt stünden dabei immer wieder die Meldepflicht für entsandte Arbeitnehmer, die Benennung eines Zustellungsbevollmächtigten sowie das Bereithalten von Personalunterlagen. „Wir fordern die Kommission daher auf, ihren Vorschlag für eine Durchsetzungsrichtlinie zurückzunehmen und den bereits mehrfach geäußerten Willen des Europäischen Parlaments, die bestehenden Standards nicht infrage zu stellen, zu akzeptieren, erklärte Knipper. Die ÖPP Deutschland AG habe inzwischen auf ihrer Transparenzplattform die Vertragsunterlagen für neun Projekte veröffentlicht. Dies seien: Grund- und Gemeinschaftsschule Halstenbek Sporthalle Halstenbek Dach- und Fassadensanierung Schulzentrum Oberpleis Feuerwehrgerätehaus Oberdollendorf Feuerwehrgerätehaus Bockeroth Kunstrasenplatz Oberpleis Kreishaus Unna Behördenzentrum Heppenheim Feuerwehrhauptwache Celle Die deutsche Bauindustrie sehe aber auch Möglichkeiten, den Transparenzprozess über die Veröffentlichung der Vertragswerke hinaus fortzuführen. Stiepelmann verwies auf das Positionspapier „ÖPP-Transparenzinitiative der deutschen Bauindustrie“, in dem für jede Phase des ÖPP-Beschaffungsprozesses Vorschläge unterbreitet werden: Phase I: Bedarfsfeststellung und Maßnahmenidentifizierung » Maßnahme: Veröffentlichung der Ergebnisse des ÖPP-Eignungstests Phase II: Vorbereitung und Konzeption » Maßnahme: Veröffentlichung der Ergebnisse der vorläufigen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung Phase III: Ausschreibung und Vergabe » Maßnahme: Offenlegung der Ausschreibungsunterlagen; Veröffentlichung der abschließenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchung; Offenlegung der Verträge (s. oben) Phase IV: Implementierung und Vertrags-Controlling » Maßnahme: Darstellung der Ergebnisse des Vertrags-Controllings in einem Transparenzbericht; Veröffentlichung der Ergebnisse von Nutzerbefragungen Phase V: Vertragsbeendigung und ggf. -verwertung » Maßnahme: Evaluierung und Dokumentation der Projekterfahrungen Die deutsche Bauindustrie sei jedoch überzeugt davon, dass umfassende Transparenz nur dann langfristig zuverlässig durchgesetzt werden kann, wenn verpflichtende Transparenzstandards für alle staatlichen Ebenen vereinbart werden. „Wir sprechen uns deshalb für die Erarbeitung eines ÖPP-Transparenzleitfadens aus. Ähnlich wie der Leitfaden Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei ÖPPProjekten könnte dieser am Ende des Entwicklungsprozesses von Bund und Ländern in Form einer gemeinsamen Verwaltungsvereinbarung für alle ÖPP-Projekte verbindlich erklärt werden“, so Stiepelmann. 20/ VERBANDSINFORMATIONEN L ÄNDERSPIEGEL HESSEN/THÜRINGEN Das deutsche Steuerrecht stand im Fokus einer Informationsreise des japanischen Wohnungsbauverbandes (Judanren) durch verschiedene europäische Länder, die am 24. September auch zum Hauptverband nach Berlin führte. Ziel der Delegationsreise unter Leitung des Hauptgeschäftsführers Miki Chino war es, sich über das deutsche Umsatzsteuerrecht im Bereich des Wohnungsbaus bzw. des Immobiliensektors zu informieren. Dieses Thema stehe in Japan aktuell auf der Tagesordnung, da die japanische Regierung zum Abbau der Staatsschuld eine Umsatzsteuererhöhung von derzeit fünf Prozent auf zunächst zehn Prozent bis zum Jahr 2014 plane und zukünftige Erhöhungen nicht ausgeschlossen seien. Da sich der japanische Immobiliensektor seit dem Platzen der Immobilienblase Anfang der 1990er-Jahre deflationär entwickele und vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung sei Japan bestrebt, die mit der angekündigten Steuererhöhung verbundenen negativen Auswirkungen auf den Wohnungsbau zu minimieren. Für den Hauptverband stellte die Leiterin der Abteilung Steuern, Tina Dubiel, die aktuelle Rechtslage und deren Auswirkung auf das Immobiliengeschäft dar. Jens Meyer (Thüringer Staatskanzlei) Umsatzsteuerrecht im Mittelpunkt » Die Regierungschefs der Länder unterwegs auf Schloss Ettersburg zur Einigung über die Energiewende Ministerpräsidentenkonferenz „Herrlich habt ihr’s hier!“ Und nicht nur Kurt Beck war begeistert. Auf Schloss Ettersburg bei Weimar trafen sich Ende Oktober die Regierungschefs der Länder zu ihrer dreitägigen Jahreskonferenz. Die ebenso kreative wie gelassene Aura des Weltkulturerbe-Schlosses, das 2005 von der Bauindustrie Hessen-Thüringen und ihrem Bildungswerk gepachtet und durch eine umfassende Sanierung vor dem Verfall bewahrt worden war, trug dem Vernehmen nach zu der Verständigung durchaus bei: Die 16 Bundesländer wollen bei der Energiewende fortan stärker an einem Strang ziehen. Schloss Ettersburg präsentierte sich in gewohnter Weise als „erstklassiger Tagungsort“, lobte die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht. NORDBADEN Filmkonzept zur Nachwuchswerbung Um für mehr Nachwuchs in den Bauberufen zu sorgen, rief der Verband der Bauwirtschaft Nordbaden Studenten der Hochschule Mannheim, Fachbereich Gestaltung, dazu auf, die Ausbildung am Bau fi lmisch darzustellen. Drehort war das Ausbildungszentrum Bau in Mannheim. Die besten Filme wurden anschließend prämiert. » Informierten sich über das deutsche Umsatzsteuerrecht. Japanische Delegation des Wohnungsbauverbandes mit RA Frank Kehlenbach, Leiter Auslandsbau, und Tina Dubiel, Abteilung Steuern, des Hauptverbandes „Bei unserem ersten Besuch in der Hochschule war das Interesse der Studenten sehr begrenzt“, erinnert sich Thomas Möller, Geschäftsführer des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden. „Sobald die Dreharbeiten losgingen, änderte sich diese Situation schlagartig“, ergänzt Bruno Schwegler, Leiter des Ausbildungszentrums Bau in Mannheim. „Immer mehr Teams, mal bestehend aus zwei, mal aus fünf Studenten, kamen ins Ausbildungszentrum. Sowohl die Studenten als auch unsere Lehrlinge waren mit Begeisterung bei der Sache.“ Insgesamt 13 Filme sind schließlich zum Filmwettbewerb eingereicht worden. Die vier besten Filme wurden im Juli im Rahmen der Lehrabschlussfeier des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden ausgezeichnet. Die Filme sind auf dem youtube-Kanal des Ausbildungszentrums Bauwirtschaft Nordbaden sowie der facebook-Seite der Ausbildungszentren Bau Mannheim und Karlsruhe zu sehen. L ÄNDERSPIEGEL / 21 » Freuten sich über das Gastgeschenk. Der tunesische Botschafter Elyes Ghariani, Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer Bauwirtschaft Nordbaden, Stefan Rebmann, MdB, Mehdi Ferchichi, tunesischer Botschaftsrat, Bruno Schwegler, Leiter ABZ Mannheim Tunesischer Botschafter zu Besuch im ABZ Mannheim Beeindruckt von der Qualität der deutschen Ausbildung zeigte sich der tunesische Botschafter Elyes Ghariani bei seinem Besuch des Ausbildungszentrums Bau in Mannheim. Ghariani wurde vom Bundestagsabgeordneten Stefan Rebmann begleitet. „Was haben die Straßenbaulehrlinge bei ihrer Prüfung am Morgen desselben Tages richtig und was falsch gemacht?“ Und „warum lernt ein Maurer im ersten Ausbildungsjahr zimmern?“ Diese und viele weitere Fragen stellten Botschafter Ghariani und Stefan Rebmann den Ausbildern und Lehrlingen bei ihrem Gang durch die Werkshallen. Hintergrund des Besuchs ist die Unterstützung des demokratischen Wandels in Tunesien durch die Entwicklung von beruflicher Bildung. Gemeinsam mit Elyes Ghariani und Stefan Rebmann besuchten Mehdi Ferchichi, tunesischer Botschaftsrat, Petra Holzer, Stadt Mannheim, und Lutz-Udo Glaser, Büro Stefan Rebmann, das Ausbildungszentrum Bau in Mannheim. Durch die Werkshallen geführt wurde die Besuchergruppe von Thomas Möller und Bruno Schwegler, Leiter der Ausbildungszentren des Verbandes in Mannheim und Karlsruhe. Als Gastgeschenk erhielten Elyes Ghariani und Mehdi Ferchichi einen von Lehrlingen selbst gezimmerten Werkzeugkasten – für die eigene handwerkliche Betätigung zu Hause. „Bau-Auszubildende machen einen wichtigen Job“ „Sie machen einen ganz wichtigen Job“, beglückwünschte Stadtrat Ulrich Schäfer den Bau-Nachwuchs bei der Lehrabschlussfeier im Ausbildungszentrum Bau in Mannheim. 54 junge Männer erhielten unter dem Applaus der Anwesenden ihre Zwischen- bzw. Abschluss-Prüfungszeugnisse aus den Händen von Steffen Ebert vom Gesellenprüfungsausschuss der IHK Rhein-Neckar, Markus Böll, Obermeister der Bau-Innung Heidelberg, und Jürgen Ebert, Obermeister der Bau-Innung Sinsheim. „Bauen muss im Bewusstsein der Öffentlichkeit die Wertschätzung bekommen, die seine volkswirtschaftliche Bedeutung widerspiegelt“, so Schäfer weiter. „Mit Abschluss der Gesellenprüfung haben Sie den ersten Etappensieg Ihres persönlichen beruflichen Lebensweges abgeschlossen“, lobte Walter Tschischka, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald die ehemaligen Lehrlinge. „Wir freuen uns, dass so viele der Ausbildungsbetriebe, die Sie bis zur erfolgreichen Prüfung geführt haben, es sich auch heute nicht haben nehmen lassen, mit Ihnen zu feiern“, ergänzte Thomas Möller, Geschäftsführer des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden. Für die besten Azubis gab es wie immer Preise: Der Kronimus-Preis für den besten Straßenbauer (300 Euro) ging 2012 an Nico Schinke, Firma Achatz, Mannheim. Einen ABZ-Preis für „gute Leistungen und vorbildliches Verhalten“ während der Ausbildung erhielten der Zimmerer John Wallace, Firma Harsch, Bretten, und der Rohrleitungsbauer Sascha Thees, Firma Sax + Klee, Mannheim. Beiden überreichte Bruno Schwegler, Leiter der Ausbildungszentren des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden in Mannheim und Karlsruhe, einen Konzertgutschein im Wert von 100 Euro. BADEN-WÜRTTEMBERG Bauwirtschaft meldet sinkende Lehrlingszahlen Die Bauwirtschaft hat damit gerechnet, nun ist es eingetreten: Für das aktuelle Ausbildungsjahr meldet der baden-württembergische Bauverband 10,5 Prozent weniger neu abgeschlossene Lehrverträge als im Vorjahr, der stärkste Rückgang seit zehn Jahren. Dadurch wird die Fachkräftesicherung innerhalb der Branche immer schwieriger. Ursache der deutlich rückläufigen Ausbildungszahlen ist nach Ansicht des Verbandes die 2012 eingeführte Regelung, wonach Neuntklässler einer Werkrealschule auch ohne Notenhürde ein zusätzliches Schuljahr absolvieren können. „Damit fehlen in diesem Herbst viele Hauptschulabgänger, die bislang für eine bauhandwerkliche Lehre gewonnen werden konnten“, beklagt Hauptgeschäftsführer Dieter Diener die derzeitige Entwicklung. Immerhin sei der Rückgang nicht ganz so stark ausgefallen wie zu Jahresbeginn befürchtet. Bis September haben insgesamt 945 Baulehrlinge einen neuen Ausbildungsvertrag in den Mitgliedsbetrieben des Verbandes unterschrieben, 2011 waren es noch 1.054 Jugendliche. Trotz hoher Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen bleiben damit zahlreiche Lehrstellen auf dem Bau in diesem Jahr unbesetzt. Ein Trend, der sich weiter fortsetzen wird. Aufgrund des demografischen Wandels rechnet Diener insbesondere in den Ballungszentren des Landes künftig mit einem sprunghaft steigenden Bewerbermangel. Durch entsprechende Werbemaßnahmen und attraktive Ausbildungsangebote möchte der Verband deshalb auch Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluss und Abitur verstärkt für die Bauberufe interessieren. Als Beispiel nennt Dieter Diener die „Bauausbildung + Fachhochschulreife“, die spe- ziell für Realschüler geschaffen wurde. Bei diesem Angebot kann man während der dreijährigen baugewerblichen Berufsausbildung gleichzeitig den Abschluss zum staatlich geprüften Berufskollegiaten erwerben sowie zusätzlich die Fachhochschulreife. Interessant seien auch die vielfältigen Karrieremöglichkeiten innerhalb eines Bauunternehmens, etwa zum Vorarbeiter, Werkpolier oder Geprüften Polier. Eine Meisterausbildung ermöglicht darüber hinaus den Weg in die Selbstständigkeit. Für Abiturienten bietet die baden-württembergische Bauwirtschaft zudem erstmals seit diesem Jahr einen neuen dualen Studiengang „Bauingenieur Plus“ an der Hochschule Biberach an. Bei diesem praxisorientierten Bauingenieurstudium absolviert der Studierende parallel eine gewerbliche Bauausbildung. Sänger: Wir befürchten keine Immobilienblase in Deutschland In der baden-württembergischen Bauwirtschaft gab es im ersten Halbjahr 2012 eine deutlich zweigeteilte Entwicklung: Während im Wirtschaftsbau aufgrund der allgemein guten Konjunktur im Vergleich zum Vorjahr 13,2 Prozent mehr Umsatz gemacht wurde, rutschte der öffentliche Bau um 13,1 Prozent ins Minus. Schuld daran ist insbesondere der öffentliche Hochbau, der zwischen Januar und Juni um gut ein Drittel eingebrochen ist. Umsatzrückgänge werden auch vom Straßenbau gemeldet, wogegen der Wohnungsbau im vergangenen Halbjahr ein Umsatzplus von 5,7 Prozent verzeichnen konnte. Insgesamt hat das badenwürttembergische Bauhauptgewerbe in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 5,08 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von 2,8 Prozent. Keine Abkühlung Der neu gewählte Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Bernhard Sänger, ist mit dieser Zwischenbilanz durchaus zufrieden: „Mit Ausnahme des öffentlichen Baus gibt es derzeit keine Anzeichen einer baukonjunkturellen Abkühlung. Die Auftragsbücher sind in fast allen Sparten gut gefüllt, un- sere Betriebe haben momentan ordentlich zu tun.“ Im ersten Halbjahr 2012 hat die Branche bei den Auftragseingängen eine Steigerung um 22,7 Prozent erzielt. Vor allem die Nachfrage im Wirtschaftsbau schnellte mit + 40,2 Prozent deutlich nach oben. Grund dafür könnten aber auch gewisse Sondereffekte durch größere S21-Vergaben der Deutschen Bahn AG sein. Im Wohnungsbau sind zwischen Januar und Juni 12,7 Prozent mehr Aufträge eingegangen als im Vorjahr. Und selbst der Öffentliche Bau kam auf + 9,1 Prozent. Allerdings befürchtet der Verband, dass die Öffentliche Hand wegen der Schuldenbremse ihre Investitionen weiter reduzieren wird. So sind die Bauausgaben des Landes im ersten Halbjahr um 31,7 Prozent zurückgegangen. Drastisch gekürzt wurden vor allem die Mittel für Schulen sowie den Straßenbau. Auch die Kommunen haben kräftig den Rotstift angesetzt. Aufgrund der dennoch insgesamt guten Auftragslage konnte die Zahl der Beschäftigten auf dem Bau mit rund 86.000 Mitarbeitern im letzten Halbjahr konstant gehalten werden. Für die kommenden Monate rechnet Bernhard Sänger mit einer weiterhin stabilen Entwicklung, getragen insbesondere durch die starke Nachfrage aus der Wirtschaft. Hingegen wird sich der Wohnungsbau etwas abschwächen und auch der öffentliche Bau wird weiter im Minus bleiben. Bis Jahresende erwartet der Verbandspräsident im badenwürttembergischen Bauhauptgewerbe unterm Strich ein Umsatzplus von rund 2 Prozent. Neue Anreize Nachdem es kaum noch Wohnbauförderprogramme durch Bund und Land gibt, braucht es nach Ansicht von Bauverbandspräsident Sänger dringend neue Investitionsanreize, wie etwa die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung, die den Wohnungsneubau dauerhaft attraktiv machen würde. Auch dürfe nicht weiter an der Energieeinsparschraube gedreht werden. „Diese Verordnungen verteuern den Bau von Wohnungen permanent. Bezahlbarer Wohnraum wird dadurch immer mehr zur Mangelware“, kritisiert Bernhard Sänger. „Der beste Mieterschutz ist nach wie vor, für ausreichend günstigen Wohnraum zu sorgen. Da steht auch der Gesetzgeber in der Pflicht!“ L ÄNDERSPIEGEL / 23 SAARLAND HTW-Bauingenieure geehrt „Als Bauingenieure werden Sie zuständig sein für die Schaffung und den Erhalt unserer gebauten Infrastruktur, die die materielle Grundlage für ein menschenwürdiges Leben auf unserer Erde darstellt.“ Mit diesen Worten begrüßte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Bau Saar, Hans-Ludwig Bernardi, die Absolventinnen und Absolventen des Abschlussjahrgangs 2011/12 des Studienbe- reichs Bauingenieurwesen der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes zur Abschlussfeier in Saarbrücken. Bernardi appellierte an die Studenten, nie im Bemühen nachzulassen, zu ihrem bereits vorhandenen Wissen neue Kenntnisse und Fähig- keiten dazuzuerwerben. „Ein Berufsleben dauert um die 40 Jahre, in denen Sie rund 10.000 Mal Ihren Arbeitsplatz aufsuchen werden. Ich wünsche Ihnen für jeden dieser Tage, dass Sie nie den Spaß und die Freude an Ihrer Arbeit verlieren und Ihre Entscheidung, den Beruf des Bauingenieurs zu ergreifen, nie bereuen werden“. Bernardi: Investitionsquote hochhalten! „Die Auftragslage ist nicht gerade ermutigend“, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes der Bauwirtschaft des Saarlandes, AGV Bau Saar, Hans-Ludwig Bernardi, anlässlich des Tages der Saarländischen Bauwirtschaft und forderte Land und Kommunen auf, den bereits eingeschlagenen Weg aus den Schulden konsequent weiterzugehen. „Sparen ist zwar geboten, aber nicht das Allheilmittel. Intelligentes Sparen ist angesagt! Ein Sparen, bei dem Leistungsfähigkeit und Wachstum im Auge behalten werden müssen“, so Bernardi weiter. Anders als im Bund sind die Aufträge in der saarländischen Bauwirtschaft rückläufig. So sind sie in den ersten vier Monaten 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17,3 Prozent auf 188,39 Millionen Euro zurückgegangen. Gleichzeitig forderte Bernardi Land und Kommunen auf, die Investitionsquote hochzuhalten, denn angesichts der demografischen Entwick- lung und des bereits einsetzenden Arbeits- und Fachkräftemangels werde es gerade für das Saarland essenziell, Arbeits-, Fach- und Führungskräfte im Saarland zu halten bzw. diese ins Saarland zu locken. Dabei komme es auf die weichen Standortfaktoren wie Ortskernsanierung, verändertes Straßenbild, Leerstandsmanagement und nicht zuletzt auch auf die Umsetzung des seit Langem von der Bauwirtschaft in Gänze geforderten Projektes „Stadtmitte am Fluss“ an. deutig zum Industrie- und Wirtschaftsstandort Saarland und werde den Wirtschafts- und Lebensstandort Saarland trotz Schuldenbremse und Haushaltsnotlage attraktiv halten. Mit Blick auf den Zukunftssektor „Energie“ sagte Maas der Bauwirtschaft eine Prüfung der Fördermaßnahmen zur energetischen Sanierung, aber auch eine sorgfältige Abwägung des Kraftwerksneuund -erweiterungsbaus, des Netzausbaus und der Erschließung weiterer Energieressourcen zu. „Trotz Schuldenbremse wird es keine merklichen Einschnitte bei den Bauinvestitionen geben.“ Dies sicherte der Minister für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, Heiko Maas, den anwesenden Vertretern der Bauwirtschaft zu. Gerade beim Sorgenkind Straßenbau werde die öffentliche Hand ihren Aufgaben gerecht, die Auftragseingänge an der Saar seien hier in den ersten vier Monaten um 12,2 Prozent angestiegen. Die neue Landesregierung bekenne sich, so Maas, ein- Dipl.-Ing. Hans-Ludwig Bernardi, AGV Saar-Präsident, Heiko Maas, stellv. Ministerpräsident des Saarlandes, Dr.-Ing. Hartwig Loewenstein, ZDB-Präsident, RA Claus Weyers, AGV Bau Saar-Hauptgeschäftsführer L ÄNDERSPIEGEL HAMBURG/SCHLESWIG-HOLSTEIN Bauindustrieverband Sachsen/Sachsen-Anhalt SACHSEN/SACHSEN-ANHALT » Bauunternehmen im Gespräch mit der Bauverwaltung Mit der Bauverwaltung im Dialog Der Bauindustrieverband Sachsen/Sachsen-Anhalt (BISA) lud am 6. September Mitgliedsunternehmen und Vertreter der Landesbaubehörden Sachsen-Anhalts auf die Baustelle der neuen Elbebrücke in Schönebeck bei Magdeburg ein. Die Besichtigung des rund 40 Millionen Euro teuren Bauwerks fand im Rahmen der neuen BISA-Veranstaltungsreihe „Verwaltung im Dialog“ statt. Abseits der altbewährten Formen der Zusammenarbeit mit der Verwaltung will der BISA zukünftig regelmäßig einmal im Jahr Unternehmen und Vertreter der Verwaltungen an bedeutenden Bauprojekten zusammenkommen lassen. Im Anschluss an eine ausführliche Präsentation des Projektes wurde die Baustelle der 1.128,50 Meter langen Brücke besichtigt, deren geschwungener Pylon aus Stahlbeton sich rund 75 Meter über Grund erhebt. Der gelungene Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe klang in geselliger Runde und mit vielen anregenden Gesprächen aus. Berufsschulpolitik bremst Ausbildung Im Land Sachsen-Anhalt werden aufgrund der demografiebedingten Verringerung der Schülerzahlen die Berufsschulstandorte neu strukturiert. Das Vorgehen des Landes bei der Bildung überregionaler Fachklassen bereitet der Baubranche allerdings massive Schwierigkeiten. Das Ansinnen, die Schulformen und Bildungslehrgänge regional ausgewogen zu verteilen, führt beispielsweise dazu, dass die Straßenbauer des Landes ohne vorherige Absprache mit den Betroffenen zukünftig zentral in Stendal im Norden des Landes unterrichtet werden sollen. Die drastische Änderung der Ausbildungsbedingungen hat bereits dazu geführt, dass Ausbildungsverhältnisse abgebrochen oder gar nicht erst begonnen wurden. Für die Auszubildenden, deren Familien sowie die Betriebe bringt die neue Situation eine erhebliche organisatorische, zeitliche und finanzielle Mehrbelastung mit sich. Der Bauindustrieverband Sachsen/Sachsen-Anhalt e. V. wird daher in einem gemeinsamen Gespräch mit Kultusminister Stephan Dorgerloh und weiteren Tarifpartnern nach einer verträglichen Lösung für alle Betroffene suchen. Schüler informierten sich über die Berufsausbildung am Bau Startschuss für die Initiative Faszination Bauberufe: Gemeinsam mit der Baumesse Nordbau hat der Bauindustrieverband Hamburg Schleswig-Holstein dem steigenden Nachwuchsbedarf der Branche Rechnung getragen und rund 1.600 Schüler mit Bussen auf die Messe nach Neumünster gebracht, wo sie sich durch Gespräche bei den 40 teilnehmenden Firmen, Vorführungen und Schüleraktionen sowie eine Ausbildungsplatzbörse von der Vielfältigkeit der Bauberufe überzeugen konnten. Die Hamburger und schleswig-holsteinische Bauwirtschaft präsentierte durch die Ausbildungszentren in Hamburg und Ahrensbök auf der Messe zudem die „lebende Baustelle“, bei der die Fachbesucher und Jugendlichen die Gelegenheit hatten, den Lehrlingen über die Schulter zu schauen und selbst ihr handwerkliches Geschick auszuprobieren. SONSTIGES / 25 » Prof. Hans-Peter Keitel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie am 25. September auf dem Tag der Deutschen Industrie in Berlin „… Lassen wir uns nicht durch unsere Erfolge blenden.“ Die deutsche Industrie wird auch 2012 wieder wachsen, die Lage ist noch erstaunlich robust. Wir haben in Deutschland über 41 Millionen Menschen in Arbeit – so viel wie nie seit der Wiedervereinigung. Die deutsche Industrie hat allein in den letzten 12 Mo- naten 130.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das führt nicht nur zu Rekordsteuereinnahmen, es bedeutet zudem eine massive Entlastung der Sozialsysteme: Mit einer engagierteren Konsolidierung der öffentlichen Haushalte auf allen Ebe- nen ließe sich so das ambitionierte Ziel der Schuldenbremse früher erreichen als geplant. Dieser Erfolgt ist nicht selbstverständlich. Schon gar nicht wird er sich von selbst fortsetzen. Deutschland wird längst auch wahrgenommen als ein Land, in dem Autobahnen bröckeln, der Ausbau der Stromnetze an Bürgerprotesten scheitert oder die Eröffnung eines Flughafens zum Lotteriespiel wird. Bauindustrie startet Initiative zur Präqualifizierung sogar jeder einzelnen Niederlassung – bei jedem einzelnen Auftrag vorlegen, damit diese sich enthaften können. Fehlen Unterlagen oder sind diese veraltet, droht bei Vergaben der Ausschluss; bei der Abwicklung sind Zahlungsverzögerungen unausweichlich. Deutsche Bauunternehmen haben unter Einbindung der Deutschen Gesellschaft für Qualifizierung und Bewertung mbh, DQB, eine Initiative zur Förderung der Präqualifikation gestartet. Ziel ist es, zusammen mit den Nachunternehmern die Vorteile einer in der Bauindustrie einheitlichen Präqualifi zierung zu nutzen. Bislang müssen viele Nachunternehmer die entsprechenden Eignungsnachweise den Hauptauftragnehmern – teilweise Die an der Initiative beteiligten Firmen haben angekündigt, zukünftig bevorzugt nur noch präqualifizierte Nachunternehmer einzusetzen. Als Präqualifizierungsstelle empfehlen sie aufgrund ihrer großen Fachkompetenz die DQB. Entsprechend einer Vereinbarung können dort auch weitere Bescheinigungen wie Gewerbezentralregisterauszug und Betriebshaftpflichtversicherung, die von den Haupt- unternehmern im Rahmen der Enthaftung ebenfalls benötigt werden, hinterlegt und per elektronischer Übermittlung tagesaktuell ausgetauscht werden. Zudem steht bei der DQB ein internetbasiertes Eingabemodul zur Verfügung, das die Antragstellung wesentlich erleichtert. Die DQB bietet allen Nachunternehmern im Rahmen der Initiative zeitlich befristet interessante Sonderkonditionen für die ErstPräqualifizierung. Des Weiteren werden kostenlose Schulungen angeboten. 40. Kombi-Studium BAUFACHWIRT startet Am 8. November startete zum 40. Mal die bundesweit nach wie vor einzigartige Qualifizierungsmaßnahme für aufstiegsorientierte bzw. förderungswürdige Baukaufleute. Innerhalb von 18 Monaten erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen umfassenden Einblick in die betriebswirtschaftlichen Besonderheiten der Bauunternehmensführung, so dass sie vom stellvertretenden kaufmännischen Leiter bis hin zum kaufmännischen Niederlassungsleiter oder aber z. B. als Leiter Einkauf oder ARGEN für die Übernahme anspruchsvoller Aufgaben gerüstet sind. Das berufsbegleitende Konzept als Kombination aus Fernunterricht und begleitenden Kontaktseminaren wurde im Auftrage des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie exklusiv vom BWI-Bau in Zusammenarbeit mit zahlreichen externen Arbeitspartnern entwickelt. Ein Einstieg in den aktuell laufenden Kurs ist bis Ende 2012 möglich. Nähere Auskunft, Programmanforderungen und Anmeldemöglichkeit: BWI-Bau GmbH Uhlandstraße 56 40237 Düsseldorf Tel.: 0211/6703-293 und -288 Fax: 0211/6703-282 E-Mail: [email protected] www.BWI-Bau.de Berufsbegleitendes Studium Brückenbau startet Wissenschaftlicher Studienleiter des berufsbegleitenden weiterbildenden Studiums ist Professor G. Morgenthal, Bauhaus-Universität Weimar. Mit ihm sprach Bauindustrie aktuell: Die Bauhaus-Universität Weimar, die Bauhaus Weiterbildungsakademie Weimar und die Bauhaus-Akademie Schloss-Ettersburg sowie die Ingenieurkammer des Freistaates Thüringen bieten ab November ein berufsbegleitendes Weiterbildungsstudium „Brückenbau“ an. Das sechsmonatige Studium richtet sich an praktisch im Ingenieurbau oder Brückenbau tätige Ingenieure. In Planungsbüros, bauausführenden Unternehmen und in der Verwaltung sei ein großer Bedarf an Brückenbauingenieuren gegeben, da es sich bei der Planung und dem Bau von Brücken um eine ingenieurtechnisch anspruchsvolle Tätigkeit handele. Welche Ziele werden mit dem Studium verfolgt? Wir haben uns für eine sehr grundlagenorientierte und technische Ausrichtung entschieden. Wir vermitteln ein tiefes Verständnis für Tragwerksformen und ihr statisches Verhalten und behandeln moderne Methoden zur Tragwerksmodellierung und -analyse sowie zur Bemessung und konstruktiven Durchbildung. Außerdem werden Spezialthemen wie Bauzustandsberechnung, Großbrückenbau und dynamisches Verhalten von Brücken angesprochen. Darüber hinaus lehren wir praktische Aspekte wie Planung und Entwurf, Herstellverfahren, Brückenunterhaltung sowie Projektmanagement und Bauüberwachung. Die Absolventen sollen sich danach in Planung und Ausführung von Brückenprojekten verantwortlich einbringen können. Wie ist dieses Studium aufgebaut? Alle Teilnehmer dieser Weiterbildung werden während ihres Studiums an der Bauhaus- Universität Weimar immatrikuliert. In dieser Zeitspanne finden acht thematische Module, zwei Fachexkursionen sowie die Präsentation und Verteidigung der Abschlussarbeit statt. Die einzelnen Präsenzphasen finden jeweils Freitag/Samstag in Weimar bzw. Ettersburg statt. Was ist das Besondere an dieser Weiterbildung? Der Brückenbau hat national und international Konjunktur – deshalb werden Brückenbauingenieure gesucht und haben momentan und zukünftig hervorragende Einsatzchancen. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Fortbildung Interessenten erlaubt, neben ihrem beruflichen Alltag zu studieren und sich umfangreiche Kenntnisse in der Tätigkeit eines Brückenbauers in Verwaltung, Planung und Bauausführung anzueignen. Welchen Abschluss können Teilnehmende erwerben? Nach dem erfolgreichen Abschluss wird der Titel „Fachingenieur/-in für Brückenbau“ der Bauhaus-Universität Weimar und der Bauhaus Weiterbildungsakademie Weimar e. V. vergeben. Hersteller von Bausoftware stellen sich Qualitätskriterien Immer mehr Auftraggeber der öffentlichen Hand verlangen eine zertifizierte Software für den Datenaustausch als Voraussetzung für die Teilnahme an einer Ausschreibung. Der Bundesverband Bausoftware (BVBS) hat in Zusammenarbeit mit dem Gemeinsamen Ausschuss für Elektronik im Bauwesen (GAEB) seit 2010 insgesamt 23 Softwareprogramme zertifiziert. Grundsätzlich kommt eine Zertifizierung des Datenaustausches für alle Softwareprodukte infrage, die GAEB-Dateien aus- und einlesen müssen. Unterschieden wird hierbei zwischen dem Bereich Bauausführung und AVA. Das Prüfverfahren für den Datenaustausch hat der BVBS mit den Mitgliedern seines Arbeitskreises Datenaustausch in mehreren Sitzungen definiert. Sowohl die Prüfungskriterien für die GAEB-DA-XML-3.1-Zertifizierung als auch entsprechende Musterdateien zum Test sind auf der BVBS-Website nicht nur den Mitgliedern, sondern jedem Interessierten zugänglich. „Dadurch sind Softwarehäuser in der Lage, vorab das Prüfszenario anzuschauen und zu testen, ob der Datenimport und Datenexport der relevanten Dateien funktioniert“, erläutert Michael Fritz, Geschäftsführer des BVBS. Bei der Zertifizierung Bauausführung wird die Datenart 83, die Angebotsaufforderung, eingelesen und die Datenart 84, die Angebotsabgabe, ausgegeben. Da sich Softwareanwendungen stetig neuen und veränderten Anforderungen anpassen, bezieht sich die Zertifizierung auf eine bestimmte Softwareversion und ist fünf Jahre gültig. Danach muss entweder eine neue Zertifizierung beantragt werden oder diese verliert ihre Gültigkeit. Während der Laufzeit kann der Softwareanbieter bei einer Versionsänderung oder einem Update eine Re-Zertifizierung beantragen. Die neue Zertifizierungsurkunde enthält dann die geänderte Versionsnummer und das neue Prüfungs- und Gültigkeitsdatum. Die Zertifizierung stellte eine Qualitätsüberprüfung der Software dar. Sie gibt dem Anwender Sicherheit und schafft Vertrauen, dass die durch Zertifizierung geprüften Anwendungen und Prozesse fehlerfrei sind. Bei der Vielzahl unterschiedlicher Partner, die in der gesamten Prozesskette des Planens und Bauens untereinander Projektdaten austauschen, erlangt diese Sicherheit besondere Bedeutung. Weitere Informationen siehe www.bvbs.de und www.gaeb.de SONSTIGES / 27 Dirk Heckmann Wir danken Ihnen für die gute Zusammenarbeit und wünschen Ihnen und Ihrer Familie Gesundheit, Glück und ein erfolgreiches Jahr 2013! VOB 2012 ist im Oktober erschienen Die VOB/C beinhaltet die Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für /aktuell Bauleistungen (ATV), welche gleichzeitig auch als DIN-Normen herausgegeben werden. Durch die ständige Weiterentwicklung im technischen Bereich sind die ATV hinsichtlich ihrer praxisgerechten Anwendung zu überprüfen und entsprechend zu aktualisieren. So wurden durch die Hauptausschüsse Hochbau und Tiefbau (HAH und HAT) insgesamt 7 ATV materiell fortgeschrieben. Darüber hinaus wurden insgesamt 29 ATV redaktionell überarbeitet. Zwei neue ATV wurden erarbeitet, ATV DIN 18323 „Kampfmittelräumarbeiten“ und ATV DIN 18326 „Renovierungsarbeiten an Entwässerungskanälen“. VOB Auch war eine redaktionelle Überarbeitung aller ATV erforderlich. Diese erfolgte im Abschnitt 0 der ATV und umfasste die Änderung des Verweises auf die VOB/A, in der die Leistungsbeschreibung nicht mehr in § 7 VOB/A, sondern in § 7, § 7 EG bzw. § 7 VS VOB/A geregelt ist. F ATV DIN 18299 „Allgemeine Regeln für Bauarbeiten jeder Art“ R ATV DIN 18300 „Erdarbeiten“ R ATV DIN 18301 „Bohrarbeiten“ R ATV DIN 18302 „Arbeiten zum Ausbau von Bohrungen“ F ATV DIN 18303 „Verbauarbeiten“ F ATV DIN 18304 „Ramm-, Rüttel- und Pressarbeiten“ V ATV DIN 18305 „Wasserhaltungsarbeiten“ V ATV DIN 18306 „Entwässerungskanalarbeiten“ V ATV DIN 18307 „Druckrohrleitungsarbeiten außerhalb von Gebäuden“ R ATV DIN 18308 „Drän- und Versickerarbeiten“ F ATV DIN 18309 „Einpressarbeiten“ R ATV DIN 18311 „Nassbaggerarbeiten“ R ATV DIN 18312 „Untertagebauarbeiten“ F ATV DIN 18313 „Schlitzwandarbeiten mit stützenden Flüssigkeiten“ V ATV DIN 18314 „Spritzbetonarbeiten“ R ATV DIN 18315 „Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten ohne Bindemittel“ R ATV DIN 18316 „Verkehrswegebauarbeiten– Oberbauschichten mit hydraulischen Bindemitteln“ F ATV DIN 18317 „Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten aus Asphalt“ R ATV DIN 18318 „Verkehrswegebauarbeiten – Pflasterdecken und Plattenbeläge in ungebundener Ausführung, Einfassungen“ R ATV DIN 18319 „Rohrvortriebsarbeiten“ R ATV DIN 18320 „Landschaftsbauarbeiten“ R ATV DIN 18321 „Düsenstrahlarbeiten“ V ATV DIN 18322 „Kabelleitungstiefbauarbeiten“ N ATV DIN 18323 „Kampfmittelräumarbeiten“ V ATV DIN 18325 „Gleisbauarbeiten“ N ATV DIN 18326 „Renovierungsarbeiten an Entwässerungskanälen“ V ATV DIN 18330 „Mauerarbeiten“ R ATV DIN 18331 „Betonarbeiten“ Dabei bedeuten: (F) = Das Dokument wurde zur Anpassung an die Entwicklung des Baugeschehens fachtechnisch überarbeitet; die Normenverweise wurden aktualisiert – Stand 2012-06. (R) = Das Dokument wurde redaktionell überarbeitet; die Normenverweise wurden aktualisiert – Stand 2012-06. (V) = Verweise auf VOB/A, VOB/B und VOB/C aktualisiert; keine weiteren Änderungen vorgenommen. Es ist darauf hinzuweisen, dass hierbei auch die Normenverweise nicht aktualisiert wurden. Aktuelle Informationen zu Normenänderungen erhalten Sie u. a. in den Ausgaben von VOBaktuell (zu beziehen unter www.vobaktuell.de). (N) = Das Dokument wurde neu aufgestellt und erstmalig in die VOB aufgenommen. IMPRESSUM Herausgeber Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. Redaktion Dipl.-Volkswirt Dr. Heiko Stiepelmann (verantw.) Iris Grundmann, M.A. Dipl.-Volkswirtin Petra Kraus (Daten zur Baukonjunktur) Kurfürstenstraße 129, 10785 Berlin Tel.: 030 21286-0 Fax: 030 21286-189 Nachdruck mit Quellenangabe honorarfrei gestattet. Belegexemplar erbeten. Gestaltungskonzept, Layout und Realisation construktiv GmbH, Agentur für Online + Print + PR, Bremen/Berlin Titelfoto istockphoto.com Druckerei Graphia – Huss, Frankfurt a. M. ISSN 0940-7367 Besuchen Sie unseren Shop auf www.bauindustrie.de plainpicture Klimaschutz Bauen und Klimaschutz – Was die Bauindustrie leisten kann Großprojekte Haushaltspapier ÖPP-Broschüre Klimaschutzbroschüre / Anzeige / Baumaschineneinsätze schnell und sicher berechnen Mit der BGL Online Datenbank haben Bauunternehmer Zugriff auf einen ständig aktualisierten Bestand technisch-wirtschaftlicher Baumaschinendaten. So lassen sich Baumaschineneinsätze für Projekte aller Größenordnungen mit einem einzigen übersichtlichen Tool von der ersten Planung bis hin zur endgültigen Kostenabrechnung kalkulieren. Weltweit größter mit a K talog gigen n ä allen g aten Geräted BGL Online EUR 299,- pro Lizenz p.a. (Abonnement endet automatisch nach einem Jahr) BGL Buch Hrsg: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. ISBN 978-3-7625-3619-2 EUR 165,- Weitere Infos auf: www.bgl-online.info oder telefonisch unter: 05241/80 88 957 Profil – Buchhandlung im Bauverlag SONSTIGES // PERSONALIEN / 29 Personalien / aktuell » Seinen 60. Geburtstag feierte RA Michael Knipper, seit 1996 Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes. In seine Amtszeit fielen verbandspolitische Herausforderungen, wie z. B. der Umzug des Verbandes von Bonn an den neuen Regierungssitz Berlin im Jahre 1998, die Neupositionierung der bauindustriellen Interessenvertretung im Zuge des Wandels der Bauindustrie zu einer Branche, die „Bauen und Services“ miteinander verbindet, sowie die Vertiefung der Zusammenarbeit mit den Partnerverbänden der Wertschöpfungskette Bau. » Dr.-Ing. Volker Cornelius ist erneut zum Präsidenten des Verbandes Beratender Ingenieure gewählt worden. Die Mitgliederversammlung sprach dem Darmstädter Bauingenieur für weitere drei Jahre das Vertrauen aus. » Dr.-Ing. Walter Fleischer, Vorsitzender der » Prof. Dr.-Ing. Thomas Rogge, Ehrenmit- Bundesfachabteilung Straßenbau im Hauptverband, wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) beim Deutschen Straßen- und Verkehrskongress in Leipzig zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Er tritt die Nachfolge von Dr.-Ing. Michael Bröhl an, der als einfaches Vorstandsmitglied der FGSV erhalten bleibt. Weiterhin wurde Dr.-Ing. Walter Fleischer die FGSV-Ehrennadel verliehen für sein ehrenamtliches Engagement in der FGSV. glied und ehemaliger Vizepräsident des Hauptverbandes, ehemaliger Präsident des Weltbauverbandes CICA sowie ehemaliger Präsident der FIEC, feierte seinen 80. Geburtstag. » Sein 65. Lebensjahr vollendete Dipl.-Ing. (FH) Bernhard Sänger, Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. » 65 Jahre alt wurde Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel, Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie und ehemaliger Präsident des Hauptverbandes. » Dipl.-Ing. Hans-Ludwig Bernardi, Präsident des Arbeitgeberverbandes der Bauwirtschaft des Saarlandes (AGV Bau Saar) hat sein 65. Lebensjahr vollendet. » Im Alter von 78 Jahren ist Prof. h.c. HansRudolf Kehrl verstorben. Kehrl war von 1976 bis 2001 Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen und Vorstandsvorsitzender der EberhardBorst-Lehrbaustelle Frankfurt am Main. 2000 wurde er zum Honorarprofessor der Fachhochschule Erfurt bestellt. » Dr. Udo Knitter, ehem. Hauptgeschäftsführer und ehem. Ehrenmitglied der Bauwirtschaft Nordbaden, ist im Alter von 81 Jahren verstorben. » Neuer Vorsitzender der Sozialpolitischen Vertretung des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen wurde Dipl.-Ing. Thomas Echterhoff. » Im Alter von 68 Jahren ist RA Hans-Peter Burchardt verstorben. Burchardt war der Verfasser des vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie herausgegebenen ARGE-Mustervertrages. » 75 Jahre alt wurde Dipl.-Ing. Dieter Rappert, ehemaliger Vizepräsident Technik des Hauptverbandes sowie ehemaliger Vorsitzender des Bauindustrieverbandes HessenThüringen. » Im Alter von 83 Jahren ist Senator Dr.Ing. E.h. Gerhard Markgraf, Ehrenmitglied des Vorstands und ehemaliger Präsident des Bayerischen Bauindustrieverbandes sowie Mitglied im Präsidium des Hauptverbandes verstorben. » Der ehemalige Bundesverkehrsminister und Vorsitzender der IG BAU, Dr. h.c. Georg Leber (l.), ist im Alter von 91 Jahren verstorben. Leber führte in der sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt (r.) neben dem Verkehrsministerium auch das Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen. 1972 übernahm er von Helmut Schmidt das Bundesverteidigungsministerium. PERSONALIEN // DATEN ZUR BAUKONJUNK TUR IN DEUTSCHL AND / 31 Wohnungsbau weiterhin Stütze der Baukonjunktur Baunachfrage Bauleistung Auftragseingang1 im Bauhauptgewerbe (in Mio. Euro) Nominal Jan. – Sep. 2012 Bauart in Mio. Euro in % z. Vj. Wohnungsbau 7.923 11,0 Wirtschaftsbau 18.130 5,1 Öffentlicher Bau 15.832 5,9 Öffentlicher Hochbau 2.879 1,1 Straßenbau 7.552 4,9 Sonstiger Tiefbau 5.400 10,3 Insgesamt 41.885 6,5 Umsatz im Bauhauptgewerbe (in Mio. Euro) Nominal Jan. – Sep. 20122 Bauart in Mio. Euro in % z. Vj. Wohnungsbau 23.166 6,5 Wirtschaftsbau 23.797 1,6 Öffentlicher Bau 17.999 –6,2 Öffentlicher Hochbau 3.887 –13,8 Straßenbau 8.153 –2,9 Sonstiger Tiefbau 5.960 –5,0 Insgesamt 64.963 1,0 Hochbaugenehmigungen (Neubau) Gebäudeart Zahl der genehmigten Wohnungen Wohn- und Nichtwohngebäude insg.* dar.: Wohngebäude insg. dar.: Einfamilienhäuser Zweifamilienhäuser Mehrfamilienhäuser Geleistete Arbeitsstunden im Bauhauptgewerbe (in Mio. Std.) Bauart Jan. – Sep. 20122 in Mio. Std. in % z. Vj. Wohnungsbau 274 –1,4 Wirtschaftsbau 207 –3,8 Öffentlicher Bau 174 –9,0 Öffentlicher Hochbau 37 –14,1 Straßenbau 75 –7,7 Sonstiger Tiefbau 62 –7,2 Insgesamt 654 –4,3 Jan. – Sep. 2012 absolut in % z. Vj. 178.097 6,2 156.588 6,3 68.746 –2,6 13.838 4,9 68.730 14,0 Veranschlagte Baukosten (in Mio. Euro) Nichtwohngebäude insgesamt 17.783 dar.: Wirtschaftsbauten 14.394 Öffentliche Gebäude 3.389 dar.: Büro- und Verwaltungsgeb. 2.851 Fabrik- und Werkstattgeb. 3.414 Handels- und Lagergeb. 4.406 9,0 14,0 –8,1 8,4 20,8 12,7 * Einschl. Umbauten. Arbeitsmarkt Beschäftigte im Bauhauptgewerbe (Anzahl)* Jan. – Sep. 20122 Anzahl in % z. Vj. Insgesamt 723.976 –1,1 * Durchschnitt. Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe (Reichweite in Monaten) Bauart Okt. Sep. Aug. Okt. Sep. Aug. 2012 2012 2012 2011 2011 2011 Wohnungsbau 2,5 2,8 2,8 2,5 2,4 2,7 Wirtschaftshochbau 3,1 3,5 3,6 3,1 2,9 3,3 Öffentlicher Hochbau 2,1 2,4 2,5 2,3 2,2 2,4 Straßenbau 2,3 2,8 2,8 2,7 2,8 2,9 Sonstiger Tiefbau 2,6 2,9 3,0 2,8 2,9 3,0 Insgesamt 2,6 3,0 3,0 2,8 2,7 2,9 Arbeitslose und offene Stellen (Anzahl) im Bauhauptgewerbe Okt. Sep. Okt. Sep. 2012 2012 2011 2011 Offene Stellen für Baufacharbeiter* 7.828 8.388 9.363 9.974 Arbeitslose Baufacharbeiter* 28.175 28.586 28.354 29.305 Offene Stellen für Bauingenieure 1.685 1.677 1.616 1.593 Arbeitslose Bauingenieure 2.554 2.563 2.826 2.770 * Bauarbeiter ohne Helferberufe. Wohnungsbau Wirtschaftsbau 11,0 5,1 Öffentlicher Bau 5,9 Öffentlicher Hochbau 1,1 Straßenbau 4,9 Sonstiger Tiefbau Insgesamt 1 2 10,3 6,5 Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten. Daten vorläufig. Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, ifo Institut fotolia.de Auftragseingang1 im Bauhauptgewerbe, Januar – September 2012, in % zum Vorjahreszeitraum Überversichert? Unterversichert? Wie halten Sie es mit der Risikoabwehr? Wenn Anforderungen und Risiken Ihres Unternehmens in der Baubranche komplexer werden, brauchen Sie die Unterstützung eines Experten. Diesen finden Sie bei Aon, dem weltweit führenden Versicherungsmakler. 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