Blasenentzündung
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Blasenentzündung
KoKo 35 MEDIZIN Kompass Komplementärmedizin Blasenentzündung D besteht die Gefahr, dass sie sich bis in das Nierengewebe ausbreitet und dort zur dauerhaften Nierenschädigung führt. In der Mehrzahl der Fälle werden die Nieren jedoch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Ernsthafte Komplikationen sind daher gerade bei jungen Frauen selten. Bei Kin- A K K ER lö se n EL W M un d he ra en hm us tk ef ne la m m er n M SA E H h EU ac F S nf dern, Männern, Schwangeren(!), Diabetikern, Patienten mit einem Dauerkatheter oder einer Abwehrschwäche ist jedoch große Vorsicht geboten. Die Behandlung dieser Patientengruppen sollte aufgrund des erhöhten Risikos immer durch einen Arzt erfolgen. ür alle Patienten gilt: Warnsymptome, die auf eine Mitbeteiligung der Niere hinweisen, sind insbesondere Fieber und Flankenbzw. Rückenschmerzen. Sollten Sie Fieber entwickeln und/oder Flankenschmerzen, müssen Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen! N Preiselbeere (Vaccinium vitis idaea) Ei D ie Diagnose wird durch eine Befragung, eine körperliche Untersuchung und eine Urinuntersuchung gestellt. Technische Zusatzuntersuchungen sind nur selten erforderlich. Sollten immer wieder Entzündungen auftreten (mehr als dreimal pro Jahr), spricht man von rezidivierenden Harnwegsinfekten. Eine Abklärung bei einem Facharzt für Urologie ist dann ebenso notwendig wie bei Frauen eine gynäkologische Untersuchung. Kinder sollten ihrem Kinderarzt vorgestellt werden. onventionell werden unkomplizierte Harnwegsinfekte mit den unten genannten Allgemeinmaßnahmen behandelt sowie mit einem Antibiotikum, zumeist mit Trimethoprim (TMP). In der Regel soll es in niedriger Dosierung (2x100mg/Tag) für drei Tage eingenommen werden. Unerwünschte Wirkungen sind bei richtiger Anwendung selten, treten aber auf. Unverzichtbar sind Antibiotika in aller Regel bei Nierenbeckenentzündungen oder den oben genannten Risikogruppen. chwieriger ist die Therapie rezidivierender Infekte. Mitunter wird über Monate eine AntibiotikaDauertherapie versucht. Oft treten die Beschwerden jedoch nach Absetzen in gleichem Umfang wieder auf. Hier bietet die Naturheilkunde bewährte Alternativen und Ergänzungen an. S ei der Blasenentzündung (Zystitis) kommt es zu einer Entzündung der Harnwege. Zu den Harnwegen zählen die Harnleiter (durch die der Urin von der Niere in die Blase fließt), die Harnblase (in der der Urin gesammelt wird) und die Harnröhre (durch die der Urin „nach außen“ gelangt). Von einem Harnwegsinfekt spricht man dann, wenn sich das Gewebe, das die Harnwege auskleidet, entzündet hat. n einem Harnwegsinfekt sind immer Bakterien beteiligt, vor allem Escherichia coli. Da bei Frauen die Harnröhre in enger Nachbarschaft zur Scheide und zum Darmausgang liegt, können Bakterien aus diesen Bereichen durch die kurze Harnröhre leicht in die Blase gelangen. Frauen erkranken deswegen auch häufiger an Harnwegsinfektionen als Männer. ie typischen Symptome eines Harnwegsinfektes sind Brennen beim Wasserlassen (Dysurie) sowie häufiger und starker Harndrang (Pollakisurie). Das allgemeine Krankheitsgefühl ist zumeist nur gering ausgeprägt. Auch Schmerzen im Unterbauch, blutiger Urin oder unfreiwilliger Harnabgang können vorkommen. Man spricht bei diesen Beschwerden von einem unkomplizierten Harnwegsinfekt, weil die Beschwerden zwar sehr unangenehm, jedoch nicht gefährlich sind. ennoch können sich auch aus unkomplizierten Harnwegsinfekten gefährliche Krankheiten entwickeln. Bei jeder Blasenentzündung D JUNI 2005 A B UND D NATUR KoKo Blasenentzündung 2 3 Allgemeinmaßnahmen Folgende Allgemeinmaßnahmen helfen, die Beschwerden einer akuten Entzündung zu lindern. Gleichzeitig sind sie besonders gut geeignet, immer wiederkehrende Entzündungen zu verhindern. Trinken Sie mindestens zwei Liter pro Tag Wasser, Saft oder Kräutertee. Dadurch spülen Sie die Harnwege gewissermaßen durch, und Bakterien haben weniger Chancen, sich an die Gewebswände anzuheften. Die Trinkmenge gilt auch für den Fall, dass Sie ein Antibiotikum einnehmen. Dann empfiehlt es sich jedoch, in den ersten drei Stunden nach Einnahme wenig zu trinken. Sollten Sie Schwierigkeiten haben, viel zu trin- ken, stellen Sie sich schon morgens die Trinkmenge für den Tag bereit. Trinken Sie am besten aus großen Gläsern, die mindestens 0,3 Liter fassen. Patienten mit Herz- oder Nierenerkrankungen sollten die Trinkmenge mit ihrem Arzt festlegen. Entleeren Sie die Blase regelmäßig und stets vollständig. Bleiben Sie ruhig einen Moment länger auf der Toilette sitzen, um abzuwarten, ob noch etwas nachkommt. Halten Sie den Urin nicht zurück, weil sie gerade etwas „Wichtigeres“ zu tun haben. Verzichten Sie auf eine übertriebene Genitalhygiene: Intimsprays, Scheidenspülungen und übermä- Homöopathie ßiges Waschen erhöhen das Infektionsrisiko, weil sie die normale Bakterienbesiedlung in der Scheide zerstören können. Reinigen Sie den Genitalbereich ein- bis zweimal am Tag mit einfacher Seife von vorn nach hinten. Versuchen Sie, nach dem Geschlechtsverkehr Wasser zu lassen. Während einer akuten Blasenentzündung sollten Sie auf Geschlechtsverkehr verzichten, um zusätzliche mechanische Irritationen zu verhindern. Vermeiden Sie Unterkühlungen, besonders an den Füßen und im Unterbauchbereich. Naturheilkundliche Therapien für akute Blasenentzündungen Eukalyptusölkompresse Eine warme Kompresse mit Eukalyptusöl wirkt bei akuter Harnwegsentzündung krampflösend. Sie sollte zweimal täglich aufgelegt werden. Durchführung: Ein Leinentuch (20x30cm) in eine kleine Plastiktüte legen. 1 EL 10% Eukalyptusöl aus der Apotheke dazugeben, Tüte verschließen und mit dem Stoff gut durchkneten. Wärmflasche mit heißem Wasser (60-70°C) dünn füllen. Ölkompresse in der Tüte auf der Wärmflasche wärmen, ebenso ein Wolltuch und einen Waschlappen. Die erwärmte Kompresse aus der Tüte nehmen und auf die Blasenregion legen. Mit angewärmtem Waschlappen und Wolltuch zudecken. Unterwäsche oder Schlafanzug drüberziehen. Zuletzt die Wärmflasche auf den Unterbauch legen. 30 Minuten ruhen bzw. so lange, wie die Kompresse als angenehm empfunden wird. 30 Minuten nachruhen. Ggf. Wollsocken anziehen und eine zweite Wärmflasche an die Füße legen. Alternativ kann statt des 10-prozentigen Eukalyptusöles auch ein Gemisch aus einem EL Sonnenblumenöl mit fünf Tropfen ätherischem Eukalyptusöl (100%) verwendet werden. Oft hilft auch schon ein einfacher feuchtwarmer Heusack. Pflanzenheilkunde Es werden viele verschiedene Pflan- KoKo Blasenentzündung zen in unterschiedlichen Kombinationen empfohlen, zumeist als Tee. Auf dem Markt ist jedoch auch eine große Zahl von Fertigpräparaten zur oralen Einnahme erhältlich. Bislang liegen zu wenig wissenschaftliche Untersuchungen zu einzelnen Tee-Mischungen oder Fertigpräparaten vor, so dass eine generelle Empfehlung nicht ausgesprochen werden kann. Insge- Teerezept Es gibt viele verschiedene Fertigmischungen für Nieren- bzw. Blasentees im Handel. Bewährt ist folgendes Rezept zur unterstützenden Behandlung bei akuten entzündlichen Harnwegserkrankungen, das in der Apotheke zusammengestellt werden muss: Uvae ursi folium (Bärentraubenblätter) 20g, Orthosiphonis folium (Orthosiphonblätter) 10g, Equiseti herba (Schachtelhalmkraut) 20g, Betulae folium (Birkenblätter) 20g, Bohnenhülsen 20g, Mateblätter 10g. Ein Teelöffel mit 150ml heißem Wasser überbrühen und abgedeckt 510 min ziehen lassen. Sechs Tassen über den Tag verteilt maximal eine Woche lang trinken. Der Tee darf nicht während der Schwangerschaft und der Stillzeit sowie von Kindern unter 12 Jahren getrunken werden. Die Homöopathie eignet sich hervorragend, um akute Harnwegsinfektionen zu behandeln, die durch oben genannte Maßnahmen nicht von alleine innerhalb von 24 Stunden verschwinden oder zumindest deutlich besser werden. Wissenschaftliche Untersuchungen ausreichender Qualität liegen leider nicht vor. Gemäß dem homöopathischen Krankheitsverständnis hängt die Arzneimittelwahl von den individuellen Beschwerden der Patientin ab. Es ist empfehlenswert, die Arznei als C30 alle zwei Stunden einzunehmen. Sollte es nach der dritten Gabe noch nicht besser gehen, wurde die Arznei falsch gewählt. Ein Fläschchen mit 10g Globuli in C30 kostet etwa 6,50 Euro. Bei rezidivierenden Entzündungen ist eine konstitutionelle homöopathische Therapie Erfolg versprechend. Patienten, die sich in einer konstitutionellen homöopathischen Behandlung befinden, sollten sich bei einer akuten Harnwegsinfektion mit ihrem Homöopathen absprechen. Häufig verwendete Arzneien zur Behandlung akuter Harnwegsinfekte in Auswahl: Cantharis Starke Schmerzen: Intensives Brennen vor, während und nach dem Wasserlassen, jeder Tropfen fühlt sich an wie brennende Säure. Der Urin geht nur tröpfchenweise ab, manchmal unter Schreien. Gefühl, Linderung zu bekommen, wenn nur die Blase einmal ganz entleert werden könnte. Verstärkter Harndrang beim Geräusch fließenden Wassers. Schlechter durch Trinken, besser durch Wärme. samt scheint die Einnahme pflanzlicher Arzneien als Tee schon aufgrund der damit verbundenen Flüssigkeitszufuhr sinnvoll zu sein. Bewährt sind Bärentraubenblätter (Uvae ursi folium). Sie enthalten Arbutin, das bei alkalischem Harn Bakterienwachstum verhindert. Bärentraubenblätter wirken daher nur, wenn gleichzeitig Nahrungsmittel gegessen werden, die zu alkalischem Urin führen, also z.B. Gemüse, Früchte, Milch. Zu viel Vitamin C vermindert die Wirkung dahingegen; moderater Obstkonsum scheint Sarsaparilla Starke brennende Schmerzen am Ende der Harnentleerung, die Schmerzen treten mit oder nach den letzten paar Tropfen auf. Nur im Stehen fließt der Urin frei, im Sitzen Harnverhalt. Schlimmer durch Verkühlung bei feuchtkaltem Wetter. Dulcamara Folgen von Unterkühlung und Durchnässung, z.B. durch nassen Badeanzug, feuchtes Gras oder kalte Steine. Blasenentzündung bei jeder Erkältung. Sehr häufiger Harndrang, aber meist gehen nur ein paar Tropfen ab. Nux vomica Häufiger, meist vergeblicher Harndrang mit Völlegefühl der Blase. Harndrang mit gleichzeitigem Stuhldrang. Krampfartige Schmerzen vor allem während des Wasserlassens. Große Kälteempfindlichkeit. Schlechter durch Stressfaktoren, Hektik und Stimulanzien, besser durch Ruhe, Wärme und Niederlegen. Pulsatilla Die Schmerzen treten unregelmäßig oder anfallsartig auf, sie nehmen mit jedem Augenblick zu, den die Harnentleerung hinausgezögert wird. Der Urin spritzt unwillkürlich heraus. Folgen von Durchnässung, Verkühlung und kalten Füßen. Besser an der frischen Luft, schlechter durch Liegen in Rückenlage, Gehen. Neigung zum Jammern und Weinen, die Patienten sind leicht wieder zu trösten. Petrosilenum Beißen, Kribbeln oder Juckreiz tief in der Harnröhre. Plötzlicher Harndrang. aber keinen negativen Einfluss auf die Wirkung der Bärentraubenblätter zu haben. Kontraindiziert ist die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren. Bei längerer Anwendung kann es zu Leberschäden kommen, der Gebrauch wird daher maximal eine Woche bzw. fünfmal im Jahr empfohlen. Aufgrund des herben Geschmacks ist die Kombination mit anderen Pflanzen zu empfehlen, z.B. mit Birkenblättern (Betulae folium), Goldrutenkraut (Solidaginis virgaurea herba), Orthosiphonblätter (Orthosiphonis folium), Brennnesselkraut (Urticae herba), Schachtelhalmkraut (Equiseti herbae), Petersilienwurzel (Petrosilii radix) oder Löwenzahnwurzel und -kraut (Taraxaci radix cum herba). Achtung: Auch manche dieser Teesorten sind in der Schwangerschaft kontraindiziert. Alternativ zum Tee können auch serienmäßig hergestellte Arzneien eingenommen werden, die Bärentraubenblätter in Kombination mit anderen Substanzen enthalten, z.B. Cystinol® (siehe Preisliste). KoKo Blasenentzündung Naturheilkundliche Therapien für wiederkehrende Blasenentzündungen Preiselbeeren (cranberries) Preiselbeeren sind in der Behandlung akuter und zur Rezidivprophylaxe wiederkehrender Harnwegsinfekte beliebt. Meistens wird die amerikanische Beere (Vaccinium macrocarpon, cranberries) verwendet, die etwas größer ist als die heimischen Preiselbeeren. Sie enthalten vermutlich Substanzen, die eine Bindung von Bakterien (E. coli) an die Schleimhaut der Harnwege verhindern. In der Regel trinkt man ihren Saft (200 -300ml am Tag), seltener nimmt man Lutschtabletten. Preiselbeeren sind in der Apotheke oder im Reformhaus erhältlich. Es existieren mehrere, zum Teil qualitativ hochwertige wissenschaftliche Untersuchungen. Nach dem derzeitigen Stand des Wissens vermögen Preiselbeeren bei jungen Frauen die Anzahl von Harnwegsinfekten pro Jahr zu reduzieren. Viele Fragen sind aber noch offen. Unklar bleiben beispielsweise die optimale Dosis sowie das beste Einnahmeverfahren (Saft oder Tabletten). Auch über die Häufigkeit von Nebenwirkungen besteht noch Unklarheit. Ebenfalls noch ungewiss ist, ob Preiselbeeren bei akuten Harnwegsinfekten wirken. Werden Sie Mitglied bei Nat ur und Medizin Informieren Sie sich im Internet unter: http://www.naturundmedizin.de über die vielen Vorteile einer Mitgliedschaft: Akupunktur Es liegen wissenschaftliche Untersuchungen aus Norwegen vor, die deutlich darauf hinweisen, dass Akupunktur das Wiederauftreten von Blasenentzündungen reduzieren kann. Ein Versuch bei einem erfahrenen Therapeuten kann daher lohnenswert sein. Zeitschrift „NATUR UND MEDIZIN“ Ratgeber zur Gesundheit Patientenratgeber Arzt-Suchdienst Klinik-Suchdienst Patientennetzwerk Hilfe zur Selbsthilfe Schreiben Sie uns. Rufen Sie uns Uro-Vaxom® Uro-Vaxom® ist ein Medikament, das aus E. coli-Stämmen hergestellt wird. E. coli ist das Bakterium, das die meisten Harnwegsinfekte verursacht. Über mindestens drei Monate soll täglich eine Kapsel des Bakterienlysates eingenommen werden. Man geht davon aus, dass dadurch die Immunantwort des Organismus auf diese Bakterien günstig beeinflusst werden kann. Uro-Vaxom® ist verschreibungspflichtig. Arzneien aus Bärentraubenblättern Präparat 4 an. Wir freuen uns auf Sie! NATUR UND MEDIZIN e.V. Am Deimelsberg 36 45276 Essen Tel.: 0201 56 305-70 Fax: 0201 56 305-60 KoKo Das nächste Thema: Dosierung / Tag Kosten pro Tag (€) Cystinol akut ® Dragees 3x2 1,09 Arctuvan ® Bärentraube Filmtabletten 2–4 x2 0,70 – 1,40 Uvalysat ® Bürger Dragees 4 x 2-3 1,25 – 1,88 Uvalysat ® Bürger Lösung 4 x 40 – 90 Tropfen 100 ml: 12,62 € Cystinol ® N Lösung (Goldrute und Bärentraube) 3 x 10 ml 100 ml: 8,98 € Okoubaka Impressum Herausgeber: NATUR UND MEDIZIN e.V. Geschäftsstelle: Am Deimelsberg 36, 45276 Essen, Tel.: 0201 56 305-70 Konzeption: Dr. Henning Albrecht Redaktion: Dr. med. Matthias Wischner Med. Betreuung: Dr. med. Michael Elies Literatur Bührer-Lucke, Gisa: Nie wieder Blasenentzündung. Natürliche Heilmittel gegen ein brennendes Leiden. (Orlanda Frauenverlag /PRO) ISBN 3-936937-09-5, 122 Seiten, 12,50 Euro. Ein verständlich geschriebener Ratgeber, der viele sinnvolle Tipps und Tricks enthält, vor allem reichlich Tee- und Speiserezepte. Gestaltung: eye-d Designbüro, Essen Illustration: Dörte Poszig Verantwortlich: Dr. Dorothee Schimpf, Geschäftsführerin NATUR UND MEDIZIN e.V.