Irlandreise kompakt - KreislandFrauenverband Gifhorn eV

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Irlandreise kompakt - KreislandFrauenverband Gifhorn eV
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Irlandreise
LandFrauen auf der grünen Insel vom 11. Juni bis 19. Juni 2014
Die LandFrauen auf dem Ladies‘ View
Mi, 11.6.
Frühmorgens um 4.60 Uhr beginnt unsere Reiseleiterin Margit Wende von Bokelsdorf aus, 46
Teilnehmer des Kreisverbandes der LandFrauenvereine Gifhorn e.V. zu einer Studienreise nach
Irland einzusammeln. Fahrer Jörg Dannies lenkt den Bus nach dem letzten Halt in Meine auf die
A 2, die sich wieder einmal als Europas längster Parkplatz erweisen sollte.
Margit ist in ihrem Element. Unermüdlich kramt sie in der Kühltruhe des Busses und verteilt
Sekt, Bier, Cola, Wasser, Schorle und Kümmerlinge im Bus, auf dass uns gar nichts fehlet. Mit
dem Schlenkern der Landfrauentasche gleicht sie das Schlingern des Busses elegant aus. Das erzeugt gute Laune, und die Landfrauen stimmen ihre Lieder an; man übt schließlich für die erste
CD und hat schon ganz andere Busse geräumt
Durch die Umfahrung des Staus verzögert sich die Reise über Holland durch Belgien nach Zeebrügge, so dass die Stadtbesichtigung in Brügge leider ausfallen muss. Zur Übernachtung geht es
auf die Fähre nach Hull (GB). In den „geräumigen“ Kabinen werden wir durch die Nordseewellen in den Schlaf geschaukelt und sind pünktlich wieder wach zum ersten englischen Frühstücksbüffet mit bacon and eggs, sausages, baked beans, black and white pudding.
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Do, 12.6.
So gestärkt entern wir den Bus. Wir durchqueren das bekannte Textilindustriegebiet Leeds, Manchester, Sheffield. Die Zeit wird knapp, so dass zu Mittag im Bus gegessen wird. Margit nimmt
Bestellungen für das Drei-Gänge-Menü auf. Immer diese Sonderwünsche! Eine möchte Würstchen mit Senf und Brot, die nächste lieber Brot mit Senf und Würstchen und wieder eine lieber
Senf mit Würstchen und Brot. Aber Margit schafft das! Vorbei geht es an der Käsestadt Chester
bis Holyhead, gerade noch rechtzeitig zur Fähre über die Irische See nach Dublin. Auf dem Weg
vom Hafen zum Red Cow Hotel gewinnen wir einen ersten Eindruck von der Stadt und beobachten die Badenden an der Schleuse des Liffey-Rivers
Fr, 13.6.
Nach dem Frühstück begrüßt uns Robert aus Stuttgart, Student der Wirtschaftsgeschichte und
Irlandfreund, der uns durch Irland führen soll. Um es gleich vorwegzunehmen, einen solchen
Reiseführer muss man wirklich suchen. Zu jedem Ort und jeder Situation versorgte er uns mit
Hintergrundinformationen und kleinen Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart und ließ
uns am irischen Leben, Fühlen und Denken teilhaben.
Wir beginnen mit der Stadtrundfahrt. Sehr eindrucksvoll sind die Ausmaße des St. Patrick’s
Parks, in dem wir es Papst Johannes Paul II gleichtun, der 1979 von hier aus zu 1,2 Millionen
Gläubigen gesprochen hatte; letztere waren allerdings schon gegangen. Auch St Patricks Kathedrale wird bewundert. Die Guinness-Brauerei nimmt fast ein ganzes Stadtviertel ein. Das berühmte
Standbild von Molly Malone ist wegen Renovierungsarbeiten nicht zu sehen; zum Trost singt
Robert uns die Ballade vor. Wie in vielen Städten treffen auch hier historische und moderne Bauten aufeinander. Das höchste Bauwerk ist „The Spire“, unter Einheimischen - das weiß Robert
natürlich - „Stiffy by the Liffey“ genannt.
Am Nachmittag lenkt Jörg den Bus nach Westen, und wir bekommen einen ersten Eindruck,
warum Irland die „Grüne Insel“ genannt wird. Robert erzählt von 39 Grüntönen, die die Iren
unterscheiden. Nach einer Stunde Fahrt hat Margit aber schon 40 Grüntöne gezählt. Schließlich
wird in der Mitte der grünen Insel die Ruine der riesigen Klosteranlage Clonmacnoise erreicht.
Am Kreuzungspunkt der Handelswege zwischen West- und Ostirland und des Shannon rivers
von Nord nach Süd gelegen war die Anlage ständig Opfer von Überfällen aus den verschiedensten Richtungen. Eine Videovorführung ergänzt Roberts ausführliche Informationen. Über die
Shannon-Brücke geht es dann weiter an die Westküste Richtung Calway nach Lisdoonvarna.
Nach der Überquerung der moorigen Hochebene mit Torfgewinnungsanlagen fahren wir durch
eine wunderschöne Heckenlandschaft mit engen, kurvigen Straßen.
Hier wird die Fahrt zwangsweise unterbrochen, weil zwei Busse nicht aneinander vorbeikamen
und sich die Fahrzeuge davor und dahinter stauen. Nach einer halben Stunde hat sich der Knoten
endlich aufgelöst und Fahrer Jörg kann sich der nächsten Herausforderung stellen. Die kommt in
Form des Korkenzieheranstiegs, dessen Haarnadelkurven so eng sind, dass der Bus vorne und
hinten über die Straße hinausragt. Während Jörg am Kurbeln ist, genießen wir den wunderschönen Ausblick auf die hügelige Landschaft. Robert hat inzwischen im Hotel angerufen und das
Dinner um eine Stunde verschieben lassen. Auf den letzten Kilometern fasst er noch einmal den
Tagesablauf zusammen. Während er uns tagsüber die irische Musik nahegebracht hatte, singt er
uns nun zum Abschluss selbst ein irisches Volkslied.
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Sa, 14.6.
Gut ausgeschlafen freuen sich die Landfrauen auf das Frühstück! Auf dem Platz ein Schälchen
mit Körnern, Oh! Der Autor des Berichtes schluckt. Endlich kommt doch noch der Kellner mit
einem Teller abgezähltem Ei, Schinken und Würstchen. Na ja, muss eben reichen. Da wird noch
ein solcher Teller herübergereicht: Das goldene Lockenköpfchen vom Nachbartisch mag morgens noch keine Bratwurst. Wow, der Tag ist gerettet!
Da der Korkenzieheranstieg so spannend war, wird er am nächsten Morgen wieder hinuntergefahren, diesmal, welch eine Überraschung, bei „soft weather“ (Nieselregen), hatten wir doch bisher nur eitel Sonnenschein erlebt. Nach Roberts Auskunft braucht man in Irland keinen Wetterbericht. Es gebe keinen Tag ohne Regen und keinen ohne Sonnenschein. Was, wann und wo
passiert, sei eben die Überraschung. Wir könnten uns glücklich schätzen, nicht bei „liquid sunshine“ (Regen) oder gar bei „pea soup fog“ (Erbsensuppennebel) unterwegs zu sein.
Auf dem Weg nach Norden in die Region Connemara stoppen wir am Hospital in Calway. Eine
irische Zecke hatte an unserem Busfahrer Gefallen gefunden. Sie kann im Hospital glücklicherweise schnell und problemlos überredet werden, von ihm zu lassen.
Die Connemara-Region ist dünn besiedelt, vereinzelte verlassene Anwesen - Opfer sowohl der
Kartoffelfäule Mitte des 19. Jahrhunderts auch des Wirtschaftsbooms der frühen 2000er - Karst,
Moore und riesige Rhododendronbüsche, nein besser –bäume! Sie gelten schon fast als Unkraut.
und plötzlich taucht ein See mit einem herrlichen Anwesen auf: Kylemore Abbey. Das Schloss
neben der Anlage hatte Mitchell als Geschenk für seine Frau errichtet, welche aber nach nur drei
Jahren starb und im Mausoleum in der Nähe beigesetzt wurde. Er vermachte das Anwesen den
Benediktinerinnen, die es jetzt bewirtschaften. Wir Landfrauen sind besonders von dem Walled
Garden, einer großartigen Gartenanlage mit Zier- und Nutzpflanzen-Gemeinschaften beeindruckt.
Etwa alle zwei Stunden wird eine PPPause eingelegt. Robert und Jörg suchen dazu immer ein
geeignetes Plätzchen aus. Hier mal an einem See mit riesigen Rhododendren und dem gegenüberliegenden Hotel Ashford Castle, in dem eine dort gedrehte Scene aus dem Film „The Quiet Man“
von 1952 nachgestellt wurde.
In der hügeligen Landschaft scheint es sonst nur Blackface Schafe zu geben. Wie die Schafhalter
es schaffen, in der Landschaft ihre Schäflein zu zählen, erfahren wir bei Joyce‘ Country
Sheepdogs. Der Schäfer begibt sich nicht selbst auf die Berge sondern schickt seine Border Collies zur Arbeit. Joyce trainiert und züchtet sie auch. Beim Anblick der drei Welpen gerät so manche Landfrau aus dem Häuschen. Die großen Hunde zeigen dann bereitwillig, wie sie mit den
Schafen umgehen.
Killary Fjord ist der einzige Fjord in Irland, deshalb können hier auch weit im Inland Austern
gezüchtet werden. Bei den Wunschbäumen mit Blick auf die Austernfarm stoppt der Bus, so dass
Gelegenheit für eine Verkostung besteht.
Während der Rückfahrt über den Korkenzieheranstieg ins The Hydro Hotel lauschen wir
Roberts Tageszusammenfassung und Abendlied. Nach dem Dinner folgen wir dem heißen Tipp
unseres Reiseführers und lassen den Abend im The Roadside Tavern bei Guinness, Cider und
irischer Livemusik ausklingen.
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So, 15.6.
Auftritt Elke! Schon lange ist es auf den Landfrauenreisen üblich, die Sitzerei im Bus durch
Gymnastik erträglich zu machen. Hier kommt Elke ins Spiel und animiert uns zu gemeinsamen
Übungen. Das tut gut. Und wieder ab in den Bus!
Nach einem Zwischenstopp in der Karstlandschaft genannt Burren bringt er uns in südwestliche
Richtung zu den Klippen von Moher. Hier bietet sich ein überwältigender Anblick vom Aussichtsturm und von den gegenüberliegenden Klippen, die hier 200 m senkrecht aus dem Meer
ragen. Im Kontrast zu den tosenden Wellen erklingen auf dem Weg liebliche Harfentöne und die
Stimme von Tina Mulroony, deren CDs im angeschlossenen Museum guten Absatz finden.
Nach kurzer Busfahrt wird die Normannenburg Bunratty besichtigt. Die Landfrauen verkneifen
sich das Streicheln der Statue, die eine hohe Fruchtbarkeit garantieren soll. Im angeschlossenen
Museumsdorf, in dessen Häusern noch die Torffeuer glimmen, erleben wir hautnah mit, wie die
Iren in früherer Zeit gelebt haben.
In unseren Alle-zwei-Stunden-Pause-Rhythmus fällt das idyllische Dorf Adare, natürlich mit einer
Normannenburg, einem riesigen Golfplatz und niedlichen Cottages mit liebevoll angelegten Vorgärten.
Der Tag endet in Killarney im Eviston House Hotel in der Innenstadt bei Murphy’s Stout, Smithwicks Red und irischer Livemusik.
Mo, 16.6.
Auf dem Weg zum berühmten Ring of Kerry an der Südwestküste grüßt Charly Chaplin am
Strand von Waterville. Damit nicht das gleiche wie am Freitag passiert, gilt für Busfahrer die eiserne Regel, den Ring nur gegen den Uhrzeigersinn zu befahren. Abgesehen von einzelnen uneinsichtigen Wohnmobilfahrern halten sich auch alle daran. Beim Red Fox Inn umweht uns das
Aroma der Torffeuer aus dem nahen Torfstechermuseumsdorf. Bei einem Glas Irish Coffee
schweift der Blick über Buchten, Klippen, Inseln, Hügeln und Schafen.
Aber nicht nur Natur- sondern auch Kulturtanken ist auf dem Programm. Dazu stoppen wir an
dem nach Roberts Ansicht bestsortierten CD-Laden in Sneem. Robert hilft uns bei der Orientierung. Im Killarney Nationalpark genossen schon Königin Victoria und ihre Hofdamen vom Ladies’ View aus den Blick über die Seen von Killarney. Die Landfrauen tun es ihnen gleich.
Der Höhepunkt des Abends: die Tanzgruppe Celtic Steps. Margit hat noch etwas Geld für die
Veranstaltung und Robert hat nicht zu viel versprochen. Nicht nur junge Frauen und Männer
beherrschen dieses Schweben über den Brettern mit dem Stakkato der Füße, sondern auch gestandene Mannsbilder von 1,90 m Größe und 180 Pfund Lebendgewicht. Aber auch die lyrischen
Momente in der Musik kommen nicht zu kurz. Für die Pause wurde Murphy’s Stout empfohlen,
schmeckt noch vollmundiger als Guinness.
Di, 17.6.
Tags darauf erkunden wir den Killarney Nationalpark mit seinem altem und exotischen Baumbestand und dem Schloss Muckross House and Garden. Der Besitzer hatte anlässlich des Besuches
von Königin Victoria Millionen in dieses Haus investiert und war danach pleite. In Kildare, nahe
der Bierstadt Kilkenny, machen wir Halt, um im Irish National Stud einen Einblick in die Pferdezucht- und -vermarktung zu erhalten. Nach so viel Information entspannen wir uns noch in dem
wunderbaren Japanischen Garten, bevor es weiter Richtung Dublin geht.
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Kurz vor Dublin wartet eine riesige Golf- und Hotelanlage auf die hungrigen Landfrauen. Das
Zurechtfinden in den unendlichen Zimmerfluchten ist eine echte Herausforderung. Da Jörg für
unsere Golfausrüstungen im Bus keinen Platz mehr hatte, müssen wir ohne eine Platzrunde ins
Bett gehen. Es soll ja auch am Mittwoch kurz nach Mitternacht schon wieder losgehen.
Mi, 18.6.
… und das ohne Frühstück! 6.00 Uhr Bus beladen, eine Tüte mit Jogurt und Obst in Empfang
nehmen, 6.30 Uhr Abfahrt, um 7 Uhr auf die Fähre nach England. Dort gibt es endlich irisches
Frühstück und Gelegenheit zum Schoppen. Ganz entspannt reisen wir noch einmal durch Mittelengland, lassen uns von Margit mit Getränken und dem üblichen Drei-Gänge-Menü verwöhnen. Da genug Zeit ist, macht Jörg noch einen kleinen Schlenker und fährt über die Humberbridge. Die Fahrt über diese große Hängebrücke ist schon 6 € Maut wert. Von der Fähre aus erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang über der Humbermündung . Wie schon auf der Hinreise werden wir bei ruhiger See sanft in unseren Suiten in den Schlaf geschaukelt und wachen
erst kurz vor Rotterdam wieder auf.
Do, 19.6.
Nach der ausführlichen Gesichtskontrolle dürfen wir wieder in den Bus Richtung Heimat. Zur
Erleichterung aller wird er nicht gewogen. Sonst würden die vielen Whiskey-Flaschen, Wollpullover, Wolldecken und Leckereien noch vom Zoll entdeckt werden. Endlich können die Landfrauen nach 8 Tagen Sonnenschein das kontinentale Regenwetter wieder genießen. Bei „liquid
sunshine“ ist die Lust nicht sehr groß, noch in Osnabrück anzuhalten, so dass wir alle wohlbehalten schon um 17 Uhr in Meine eintreffen, wo sich die ersten Landfrauen verabschieden.
An jedem Tag hat Margit uns mit einem Spruch begrüßt; der heutige klingt noch lange nach:
„Die schönen Tage aber gingen froh zu Ende.
Wir hatten Herrliches erlebt
und gingen mit Schätzen im Herzen fort.“
[Malwida von Meysenbug]