Symposium zur aktuellen Theaterdramaturgie im deutschsprachigen

Transcription

Symposium zur aktuellen Theaterdramaturgie im deutschsprachigen
-....
N
DRAMATURGIE HEUTE
Symposium zur aktuellen Theaterdramaturgie
im deutschsprachigen Raum
Kooperation mit der
Akademie der Künste Berlin-Brandenburg
28. November bis 1. Dezember 1996
Akademie der Künste
Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
WIE WIRD MAN DRAMATURG?
BERLINISCHE DRAMATURGIE:
SCHAUSPIELTHEATER - MUSIKTHEATER
SPIELPLAN DRAMATURGIE
DRAMATURGIE DER THEATERVERLAGE
DRAMATURGIE MIT AUTOREN
PRO DU KTIO NSDRAMATU RG I E:
SCHAUSPIELTHATER - MUSIKTHEATER TANZTHEATER
FESTIVALDRAMATURGIE
PU BLI KU MSDRAMATU RG I E
ODER ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
HAUPTSTADTKULTUR
THEATER UND NEUE MEDIEN
THEATER
Herbert Achternbusch • Theodor W. Adorno • Philippe Adrien • Gilles Aillaud •
Chantal Akerman • An-Ski • Renate Axt • Isaak Babel • Hugo Ball • Djuna
Barnes • Reinhold Batberger • Bruno Bayen o Jürgen Becker • Samuel Beckett •
Ulla Berkewicz • Steven Berkoff • J osef Berlinger • Thomas Bernhard • Lodewijk
de Boer • Edward Bond • Dion Boucicault • Thomas Brasch • Bertolt Brecht •
Hermann Broch • Cao Yu • Jean-Claude Carriere • John Cassavetes • Bernard
Chartreux o Jan Christ • Nina Companeez • Julio Cort<izar • Dirk Dobbrow •
Daniel Doppler • Tankred Dorst • Kurt Drawert • Wolfgang Duffner o Marguerite
Duras • Werner Dürrsou • Ursula Ehler • Günter Eich • T.S. Eliot • Ria
Endres • Per Olov Enquist • Hans Magnus Enzensberger Hans Eppendorfer •
Jürg Federspiel o Victor Fenigstein • Hubert Fichte • Marieluise Fleißer o
Frauzobel • Max Frisch • Werner Fritsch • E.A. Fronte • Federico Garcfa
Lorca • Herbert Genzmer • Rainald Goetz • Jörg Graser • Peter Greiner •
Paolo Affonso Grisolli • Christopher Hampton • Peter Handke • Gerben
Hellinga • Zbigniew Herbert • Barrie Hesketh • Wolfgang Hildesheimer •
Dieter Hirschberg • Franz Hodjak • Reinhild Hoffmann • Bohumil Hrabal •
Elisabeth Huppert • Hans Henny Jahnn • Jean Jourdheuil • James Joyce •
Hermann Kasack • Amos Kenan • Jerome Kilty • Bodo Kirchhoff
Klaus
Konjetzky • Harald Kuhlmann • Jürg Laederach • Lao She
Stig Larsson •
Gertrud Leutenegger • Cesare Lievi
Mac Leish • Wladimir Majakowski •
Reinhold Massag • Friederike Mayröcker • Michael McClure • Eduardo
Mendoza • E.Y. Meyer • Hans Meyer Hörstgen • Hans Günther Michelsen •
Martin Mosebach • Tilmann Moser • Adolf Muschg • Andrt;~ Müry • Hans
Erich Nossack • Sean O'Casey • Joyce Carol Oates • Istvan Orkeny • Albert
Ostermaier • Marco Antonio de la Parra • Boris Pasternak • Ernst Penzoldt •
Heidi von Plato • Ulrich Plenzdorf • Alf Poss • Jacques Prevert • Claude
Prin • Manuel Puig • Raymond Queneau • Ilma Rakusa • Gert Raue Marie
Redonnet • Gerlind Reinshagen • Rainer Maria Rilke o Eric Rohmer • Romero
Esteo • Serge Roon • Friederike Roth • Patrick Roth • Ralf Rothmann •
Christian Rullier • Astrid Saalbach • Nelly Sachs • Gaston Salvatore • Rosso
di San Secondo • Stefan Schütz • Jorge Sem'prun • Rarnon Jose Sender •
Bernard Shaw • Martin Sperr • Marlene Streeruwitz • Lukas B. Suter •
Erwin Sylvanus • John Millington Synge • Tian Han • Josef Topoi • Jose
Triana • UrsTroller • Thomas Valentin • MarioVargas Llosa o Michel Vinaver •
Roger Vitrac • Dieter Waldmann • Martin Walser • Ernst Weiß • Peter Weiss •
Oscar Wilde • William Carlos Williams • Stanislaw Ignacy Witkiewicz •
Konrad Wünsche o Gisela von Wysocki • Xiong Foxi • Marina Zwetajewa
o
o
o
o
o
Suhrkamp Theatervedag D-60019 Ftankfurt Postfach 10 19 45 Telefon 069 I 75 601-701 Fax 069 I 75601-711
DRAMAT~RGIE HEUTE
y m P. o s i 1.1 m z u r
a kt u e II e n
11 eaterd ra m atu rg.1 e
im deutsc;hspraclil~en Raum
Koouerat10n mit d r Akademie
der Künste Berlin- randenburg
28. November bis 1. Dezember 1996
Akademie. der Künste
Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
DRAMATURGIE HEUTE
Manfred Beilharz
Was ist ein Dramaturg?
PRODUKTIONSDRAMATURGIE MUSIKTHEATER
Albrecht Puhlmann
I Seite 2
Anmerkungen zu einer
Henning Rischbieter
Musiktheaterdramaturgie heute
Zur Geschichte der Dramaturgie
I Seite 30
I Seite 3
Kari-Hans Möller
Die Laus im Pelz
I Seite 11
PRODUKTIONSDRAMATURGIE TANZTHEATER
Manfred Weber
Tanz-Theater-Dramaturgie
WIE WIRD MAN DRAMATURG?
Günther Erken
IMPRESSUM
Das Symposium wird
Zum Diplom-Studiengang
Dramaturgie an der Bayerischen
Theaterakademie
gefördert mit Mitteln
der Stiftung Preußische
I Seite 18
Seehandlung, des
Deutschen Bühnenvereins
und des Fonds
Darstellende Künste e.V.
Dramaturgische
Gesellschaft (DG)
Geschäftsstelle:
Tempelherrenstraße 4
10961 Berlin
SPIELPLANDRAMATURGIE
Ulrich Khuon
Wie findet man neue Autoren?
I Seite 21
Telefon:
030-693 24 82
Telefax:
030-693 26 54
E-mail:
dramges@berlin .snafu .de
http ://www2 .rz. h u-berl in.
de/inside/theater/dg/
Geschäftsführung:
Ute Kiehn
Vorstand:
Manfred Beilharz
(Vorsitzender)
Renate Wolf
{Stellvertreterin}
Peter Back-Vega
Kari-Hans Möller
Henning Rischbieter
Michael Schindheim
Manfred Weber
Praktikantinnen:
Sandra Oombrowski
Domenika Fleck
Claudia Gabler
Berit Schuck
Veranstaltungstechnik:
Reinhard Pusch
Redaktion:
Henning Rischbieter
Ute Kiehn
DRAMATURGIE HEUTE
PROGRAMMÜBERSICHT
I Seite 24
DRAMATURGIE DER THEATERVERLAGE
Peter Back-Vega
Verlagsdramaturgie - Entwickeln
oder Vermitteln?
I Seite 27
DRAMATURGIE MIT AUTOREN
1. Kleist-Förderpreis
Marianne van Kerkhoven
Sehen ohne den Stift in der Hand
I Seite 32
FESTIVALDRAMA TU RGI E
Sigrid Löffler
Festival als Wanderzirkus
I Seite 34
lrma Dohn
Verbindet die Kultur
oder trennt sie?
I Seite 36
HAUPTSTADTKULTUR
Renate Wolf
Zwischen ,lthaka' und
,spa ren-verwa lten-a bwickel n'
I Seite 44
THEATER UND NEUE MEDIEN
Ute Kiehn
Informationen, Kontakte ...
I Seite
46
für junge Autoren
Guido Koster
AUSWAHL AUS DEM BERLINER
Berliner Theaterabend
THEATERSPIELPLAN 28.11.-1.12.1996
I Seite 28
Grafische Gestaltung:
Marion Meyer,
Büro für Gestaltung
ISSN Nr.
I Seite 31
1432~3966
DRAMATURG 2/96 I Seite 1
I Seite 48
DRAMATURGIE HEUTE- Editorial
Was i st e i_n Dr a ma tu r g ?
Manfred Beilflarz
Ein Beruf. Ein Beruf, der eine Spezialität des deutschsprachigen Theaters zu sein
scheint. Und trotzdem gibt es in vielen Ländern und Sprachen -zwischen Aristoteles, Diderot,
Lessing, Wagner, T.S. Eliot, Pirandello und Brecht- Theaterleute und Autoren, die nicht nur
praktisch für das Theater arbeiten, sondern auch theoretisch über seine Wirkungsweise, den
Bau von Stücken, darstellerische und szenische Umsetzungen nachdachten. Wir wissen es, weil
sie ihre Gedanken hierüber zu Papier gebracht haben.
Die Dramaturgische Gesellschaft ist gegründet, um einen Dialog zwischen den
Berufen, die sich praktisch und theoretisch mit verschiedenen Spielformen des Dramatischen
befassen, in Gang zu bringen. Sie besteht in ihrem 44. Jahr. Sie vereinigt Schauspiel-, Tanzund Musiktheaterdramaturgen, Fernseh- und
Hörspielredakteure, Theaterautoren, Kritiker,
Regisseure, Intendanten, Theaterwissenschaftler und Bühnenverleger. Die Gesellschaft hat etwa 400 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Die Form ihrer Jahrestagung ist ein
Symposium. Bei vergangenen Symposien
standen z.B. kulturpolitische Themen, Sparund Strukturdebatten, die Situation der
Theater im vereinigten Deutschland, Dramaturgie im Ausland, Fernsehspiel, Hörspiel und
Kindertheater sowie die Arbeit einzelner
Autoren im Mittelpunkt. Diesmal versucht das
Symposium eine Bestandsaufnahme:
.,Dramaturgie heute". Was existiert an Entwürfen, wie sieht die Praxis aus? Vom Dramenentwurf bis zur Spielplandramaturgie, von der
Produktions- bis hin zur Publikumsdramaturgie in Schauspiel, Oper und Tanz werden die
Formen dramaturgischer Aufgabenstellungen und Lösungsmöglichkeiten in den folgenden
Tagen dargestellt.
Die Veranstaltungen sind öffentlich. Wir wünschen Ihnen beim Mitdenken
und Mitreden viel Genuß.
Ihr Manfred Beilharz
Vorsitzender der Dramaturgischen Gesellschaft,
Intendant Schauspiel Bonn
DRAMATURG 2/96 [Seite 2
DRAMATURGIE HEUTE
Zur Geschichte der Dramaturgie
Henning Rischbieter
Die nachfolgende Versammlung
von historischen Streiflichtern auf die
Theater. Die Harnburgische Dramaturgie hat
also auch das Ziel, das Brecht später die
Geschichte der Dramaturgie, und zwar des
Entwicklung der Zuschaukunst nannte. Sie
Begriffs und der Praxis der Dramaturgie im
ist Dramaturgie als Reflexion, analytisch
deutschsprachigen Theater, führt natürlich
kritische Reflexion von Theaterkunst und
keinen kontinuierlichen historischen Prozeß
Theaterspiel, sie ist Dramaturgie als Erläute-
vor. Aber als Skizze mag sie dennoch Hin-
rung, Erörterung der dramatischen und der
weise auf die Gegenwartssituation ergeben,
Theaterkunst vor dem Publikum und für das
so daß man Konstellationen, Konflikte und
Publikum.
Kompromisse der Gegenwart in der Vergangenheit wiedererkennt und umgekehrt.
Man kann nicht darauf verzichten,
mit Lessings ,Hamburgischer Dramaturgie' zu
Im Grunde finden sich all die Funktionen, die die institutionalisierte Dramaturgie im deutschsprachigen Theater dann
allmählich aufnimmt, bereits in der Harnbur-
beginnen. Das Programm hat Lessing 1767
gischen Dramaturgie Lessings zusammen.
selbst formuliert: .,Diese Dramaturgie soll ein
Sein naiver und nicht zu vermeidender Irrtum
kritisches Register von allen aufgeführten
war allerdings der, daß man die innertheatra-
Stücken halten und jeden Schrift begleiten,
lische Reflexion, bis hin zur wertenden Er-
den die Kunst sowohl des Dichters als des
örterung von Schauspielerleistungen, öffent-
Schauspielers hier tun wird."
lich machen. könne. Aber auch dieses Problem
Das heißt: Die Harnburgische
tritt heute noch auf.
Dramaturgie ist kritische Analyse zur Selbstverständigung des Autors, ist Beitrag zur
Im 19. Jahrhundert wird im Namen
kämpferischen Theoriedebatte und zur kriti-
der Dramaturgie, pauschal gesagt, das Iitera-
schen Diskussion im Ensemble des Hamburgi-
risch und ästhetisch bewußte Theater gegen
sehen Nationaltheaters selbst und sie wendet
die Konventionalität und gesellschaftliche
sich an das Publikum, das unterrichtet wer-
Konformität des vorwiegend unterhaltenden
den soll, eingeführt werden soll in ein neues
Theaters eingefordert. Immer wenn dieses
Theater verändert, reformiert werden soll,
ist der Begriff Dramaturgie im Spiele: So,
wenn Ludwig Tieck, nicht sehr erfolgreich, als
Dramaturg in Dresden mit den ,Dramaturgischen Blättern' als Entwerfer einer shakespearenahen Bühne reformatorisch tätig
wird, bei Immermann in seiner kurzen Düsseldorfer Direktionszeit, bei Dingelstedt und
bei Laube.
Der Fall Laube ist vielleicht besonders interessant. Als er, noch unerfahren mit
der Leitung von Theatern, als junger Mann
sein Reformprogramm von außerhalb des
Theaters kommend in das Theater hineinentwickelt, weist er 1846 in den ,Briefen über
das deutsche Theater' dem Dramaturgen eine
zentrale Position zu: .,Der Dramaturg muß
DRAMATURG 2/96
I Seite
3
geistiger Monarch sein, keineswegs aber,
Propagandist der der Wirklichkeit zugewand-
wie man ihn herkömmlich gar definiert, ein
ten zeitgenössischen Dramatik, der Stücke
Beamter unter anderen Beamten, welcher nur
lbsens, Hauptmanns, Schnitzlers. Er war der
den sogenannten geistigen Teil zu leiten hat.
führende Kopf unter den Gründern des Ber-
Der unteilbare Geist allein kann ein geistiges
liner Vereins Freie Bühne, die diese Dramatik
Ganzes mit dem Theater zustande bringen."
in geschlossenen Vorstellungen einmalig prä-
Erst nach dieser Deklaration, einige
Seiten später, rückt Laube dann mit seinem
sentierte.
Er übernahm dann pachtweise die
faktischen Vorschlag heraus: Der Dramaturg
Direktion des Deutschen Theaters, dessen
soll nämlich der Theaterleiter selber sein, der
Spielplan er prägte und beeinflußte, er
Direktor des Instituts. Der Theaterleiter ein
erzog durchs Gespräch und in Briefen sein
Dramaturg, das ist Laubes Vorstellung. Ein
Ensemble, die Kerr die .,Menschenspieler"
Dramaturg, der über Spielplan, Engagements
nannte. Seine offizielle Funktion war die des
und Besetzungen entscheidet, der die Pro-
Direktors, des Theaterpächters und Leiters, er
bensituation verbessert und der schließlich
hatte den Oberregisseur Lessing neben sich.
auch die Entscheidungen trifft, wie Laube
Er krönte seine Arbeit 1910 im Lessing-
schreibt, ob ein Stück reif ist für öffentliche
Theater, da hatte er das Deutsche Theater
Aufführungen.
schon an seinen ehemaligen Altmänner-
Laube hat dieses Programm ,Der
Spieler Max Reinhardt verloren, mit einem
Dramaturg als Direktor' als Theaterleiter am
lbsenzyklus. Dramaturgisches Theater auch
Wiener Burgtheater und danach, natürlich
in dieser programmatischen Spielplanlinie.
nur mit Abstrichen, aber doch im Prinzip,
Brahm war auch der Dramaturg seiner
realisieren können. Er repräsentiert als erster
Autoren, vor allem der Schnitzlers, wie der
in kontinuierlicher längerer Theterleitung den
Briefwechsel beider zeigt.
Typus des dramaturgisch denkenden, von der
Auf eine folgenreiche Weise zog
Dramaturgie als dem Zentrum des Theaters
das jugendstilhaft kunstselige Düsseldorfer
her denkenden Theaterleiters.
Schauspielhaus Luise Dumonts nach der Jahrhundertwende die Dichter ins Theater, als
Otto Brahm hat sich nie Dramaturg genannt und hatte auch, soweit ich das
Programmzeitschriftsredakteure und Morgenfeiergestalter, also als Betreuer einer zweiten
sehe, den Begriff Dramaturgie nicht zentral
Bildungszone um die Aufführungen herum.
in seinem theatralischen Denken. Trotzdem
Je ausschließlicher das deutsche Theater in
gehört er als eine ganz wichtige Erscheinung
den ersten Jahrzehnten nach 1900 Bildungs-
in diese knappe Skizze des Verhältnisses zwi-
theater wurde, um so selbstverständlicher
schen Dramaturgie und Theaterleitung. Brahm
wurde diese zweite publizistische und propa-
begann als Kritiker, als Analytiker und als
gandistische Bildungssphäre. Für ihren
Neuerscheinungen
Herbst '96:
WAHLVERWANDSCHAFTEN. Nach Goethe. Von Stefan Bachmann I Lars-Ole Walburg
TECHNO FÜR EINE..l.JNBERÜHRTE OMA. Eine Blasphemie in 13 Szenen.
Von Rodolfo Santana. Ubersetzt von J aime Mikan und Lutz Gümbel
DER BESTE TAG. Ein Stück zum Thema Aids. Von Dirk Gindt
a u f1 erde m: Musicals, Kinder- und Jugendtheater, Krimis und Komödien
__.....----.
-t;~vt-t_Deutscher Theaterverlag
Postfach 10 02 61 0- 69 442 Weinheim
Telefon (06201151 051
DRAMATURG 2/96 [ Seite 4
Betrieb, für die Programmhefte, für Diskus-
Reinhardt selbst, mit sich allein und vor
sionen, Matineen und Einführungen brauchte
Probenbeginn erledigte. Mit Reinhardt wird
man Dramaturgen.
im deutschsprachigen Theater der Regisseur
zur zentralen Figur der Theaterproduktion.
Und die Dramaturgie Max Rein-
Er ordnet die Elemente: Dramentext, Schau-
hardts? Auch er zog Spielplanlinien. Er
spieler, Bühne, Licht, Musik nach seinem
gewann mit Strindberg, Maeterlinck, Wilde,
herrscherlichen, manchmal auch nur herri-
Hofmannsthal, Wedekind, den Traumspielern,
schen Gestaltungswillen und -vermögen. Das
den Symbolisten, den prunkenden Poeten, die
schließt die dramaturgische Funktionen ein:
Antinaturalisten für den Spielplan und ab
Stückwahl, Textfassung, Konzeption.
1905, vom ,Sommernachtstraum' an, die im
So unterschiedliche Regisseure wie
19. Jahrhundert als altbacken und albern ver-
Leopold Jeßner, Erich Engel, Jürgen Fehling,
nachlässigten shakespeareschen Komödien
der ausdrücklich die Teilnahme des Drama-
fürs Repertoire zurück.
turgen am lnszenierungsprozeß ablehnte,
Er griff bald weit aus: Antike, deut-
Fritz Kortner, Rudolf Noelte haben wie selbst-
sche Klassik, Commedia dei'Arte, Moliere,
verständlich diese dramaturgischen Funktio-
Stern heim, aber auch Pantomime, Japanisie-
nen (Stückwahl, Textfassung, Konzeption)
rendes, religiösen Kitsch wie Vollmüllers
mit den Regie-Funktionen verschmolzen. Sie
,Mirakel' als MassenspektakeL
arbeiteten als große Einzelne monologisch,
Fürdramaturgische Mitarbeit bei
manchmal auch monomanisch.
Übersetzungen, Bearbeitungen, Umformungen
zog Reinhardt Schriftsteller heran:
Im Schatten der Entwicklung des
Hofmannsthal, Volmoeller, andere. Seine
Regietheaters hat sich in den ersten Jahr-
Dramaturgen Felix Hollaender, Arthur Kahane,
zehnten dieses Jahrhunderts die Theater-
Berthold Held waren vor allem in Public-
berufsbezeichnung Dramaturg entwickelt,
Relation, als Organisatoren, Publizisten und
aber eben - in diesem Schatten. Ein kleines
Pressebearbeiter tätig. Viele der Koopera-
Büro mit der Bezeichnung ,Dramaturgie'
tionen Reinhardts haben den Charakter publi-
existierte bald an den meisten deutschen
zistischer Schachzüge, so als sich Reinhardt
Theatern. Nach einer Zählung von Günther
von dem führenden Germanisten Erich
Skopnik gibt es 1903 im heutigen Bundes-
Schmidt eine 'Faust'-Fassung herstellen ließ
gebiet an 180 Theatern 47 Dramaturgen,
und damit einen Germanistern als Stück-
1966 aber an 173 Theatern 197 Dramaturgen,
dramaturgen beschäftigte.
und Schulze-Reimpell zählt für 1978 272
Denn sonst war gerade dies, die
Dramaturgen an den bundesrepublikanischen
Strichfassung, die dramaturgisch-szenische
öffentlichen und Privattheatern. Aufwärts
Einrichtung, die Arbeit, die der Regisseur
gehen die Zahlen.
DREI MASKEN VERLAG
Theater - Funk - Fernsehen - Film
Heiliggeiststraße 1
D-803 31 München
DRAMATURG 2/96
I Seite
5
Telefon 089 I 22 51 46
089 I 29 43 77
Telefax 089 I 29 31 66
Zwei Schlaglichter auf die Situation
keit, den ganzen Theaterkomplex zu durch-
gegen Ende der Weimarer Republik, zwei
dringen, ein Stück schon bei der Lektüre in
Texte, die zugleich Definitionen von Drama-
allen Rollen und Szenen auf der Bühne zu
turgie enthalten: Herbert Jhering, ,Dramatur-
sehen, die Wirkung auf das Publikum ab-
gen 1927': .. Es gibt gibt noch dramaturgische
zuschätzen, die Widerstände und die Förde-
Begabungen, aber sie sitzen nicht an Berliner
rung der Presse zu erkennen, zu spüren, an
Bühnen. Der Club der Harmlosen, der in den
welchem Punkt die Durchbruchsstelle des
Berliner Dramaturgischen Büros sich herum-
Erfolges sitzt, dahin die Propagande, dahin
drückt, ist nicht im Stande, den Spielplan zu
die Taktik der Vorbereitung zu richten, diese
beeinflussen. Die Germanistischen Seminare
Dramaturgie stirbt dabei oder kann sich in
der Universität hatten den kritischen und
Berlin nicht durchsetzen. Ein Dramaturg die-
dramaturgischen Nachwuchs theaterfremd
ses Schlages ist Jacob Geis, der in München
gemacht und philologisch verbohrt. Was auf
und besonders in Darmstadt von der Regie
die Erich-Schmidt-Generation folgte. war
bis zur Zeitungsnotiz, von der ersten Lektüre
feierliches Ästhetentum, die Gundolfs der
bis zur Besetzung des Stückes, vom Büro bis
Dramaturgie sind ebenso schlimm wie die
zum Publikum den ganzen Komplex des Thea-
Max Herrmanns. Heinz Lipmann, Dramaturg
ters beherrschte. Der Leidenschaft für die
am Berliner Staatstheater, ist eine Kreuzung
Sache mit der notwendigen Betriebsamkeit
von Gundolf und Bell maus. Ein schüchterner
in den Methoden der Propaganda vereinigt
Liebhaber des Theaters, ein feierlicher Back-
und der wegen dieser Begabung selbstver-
fisch, mimosenhaft empfindlich, verlegen,
ständlich in Berlin nicht ankommt."
diplomatisch, ein Geheimrat im Flügelkleide,
Es ist natürlich auch immer die
dabei nobel mit Gefühl für Niveau, voll
Parteinahme für Brecht, die im Hintergrund
Geschmack und formaler Kultur, Jeßner bis
solcher Äußerungen Jherings spürbar ist.
ins letzte ergeben. Aber ohne die Kraft der
Jacob Geis hatte ja schon 1923 beim
Kritik, ohne die Fähigkeit, der ungeheueren
.,Dickicht der Städte" in München mit Brecht
Aktualität des Theaters gerecht zu werden.
zusammen gearbeitet und kannte Brecht
Immerhin, Lipmann gehört zu den besseren
bereits seit 1921.
Erscheinungen, Otto Zarek bei Saitenburg ist
Knapper noch formuliert Jhering
nur Betriebsamkeit. Der Dramaturg muß agil
seine Vorstellung vom Dramaturgen im glei-
sein, er muß Bewegung vorauswittern, orga-
chen Jahr 1927: .. Dramaturgie ist die Fähig-
nisieren, durchsetzen, wie es zu seiner besten
keit, ein Stück zu entdecken und Mittel zu
Zeit Hollaender bei Reinhardt vermochte.
finden, dieses Stück durchzusetzen von der
Otto Zarek ist das Abziehbild Felix Hollaen-
Besetzung bis zur journalistischen Präsen-
ders, vive ohne Leidenschaft, immer zwei
tation."
Schritt voraus, ohne vorne zu sein, immer
1932, von heute aus gesehen zu
startend, immer im Anlauf und am Ziel mit
einem grotesk verspäteten Zeitpunkt, eröff-
ungeheuerem Elan vorbeilaufend. Aber auch
nete Leopold Jeßner in Berlin ein ,Collegium
Zarek ist theaterblütiger, greifbarer als der
Dramaturgicum' der Vereinigung künstleri-
vielköpfige Dramaturg der Volksbühne, der
scher Bühnenvorstände, in der Jeßner sehr
niemals verantwortlich zu fassen ist (damit
engagiert war, einer Vereinigung, die sich an
ist Bab gemeint - H.R.). Im übrigen wird die
Regisseure und Dramaturgen gleichermaßen
Dramaturgie beinah abgebaut, Theater und
wandte. Er sagte bei dieser Eröffnung: .. An
Verlage sind überstopft mit französischen
dieser Stelle müssen wir uns fragen, was wir
Stücken, die nach der Diktatur des Pariser
denn von einer dramaturgischen Arbeit ver-
Autorenverbandes ungelesen angenommen
langen, wir verstehen, wenn wir das Wort
werden müssen. Platz, selbstständige Ent-
Dramaturgie einmal wörtlich nehmen, darun-
schlüsse zu fassen, den Spielplan zu variieren,
ter so viel wie die werkliehe Tätigkeit am
ist kaum vorhanden."
Und jetzt kommt die positive
Definition lherings: .. Dramaturgie als FähigDRAMATURG 2/96] Seite 6
Drama, das bewußte Fügen und Gestalten
eines dramatischen Ablaufs, den wir bei jeder
Vorstellung neu zu erleben, neu sichtbar zu
machen haben. Aber nicht nur im werkliehen
lobte, rügte. Die Spielpläne wurden einge-
oder handwerklichen darf sich eine drama-
engt, alles Naturalistische, gar Expressioni-
turgische Leistung erschöpfen, nicht nur der
stische, ,Zersetzende', Kritisch-Analytische
ausrechnende Verstand vermag für sich allein
fiel weg: die ganze moderne Dramatik, von
ein Drama lebendig zu machen, seine Form
Hauptmanns naturalistischem Frühwerk,
gleichsam nach den Regeln der Kunst fest-
von Wedekind und Strindberg an bis zu den
zustellen. Wenn diese dramaturgische Form
kritischen Zeitstücken der zwanziger Jahre
Bedeutung, wenn sie Leben gewinnen will, so
hin war nichts mehr erlaubt. Die Reichs-
muß sie gleichzeitig aus Irrationalem, aus
dramaturgie war also auch Verhinderungs-
dem Gefühlsmäßigen geschöpft werden. So-
dramaturgie.
mit weitet sich das Gebiet einer modernen
Der Reichsdramaturgie entgegen
Dramaturgie, indem sie auch Klarheit ver-
arbeiteten wenige deutschsprachige Bühnen
schaffen muß über das Gesinnungsmäßige
im Ausland, vornehmlich das Züricher Schau-
und Motivische, das uns moderne Menschen
spielhaus. Hier wurde im Kriege und in den
bewegt. Über den Gefühlsgrund soll moderne
ersten Nachkriegsjahren vorformuliert, was
Dramaturgie etwas aussagen, aus dem heraus
nach 1945 den Anteil der zeitgenössischen
dramatische Werke für uns wieder erneutes
internationalen Dramatik an den Spielplänen
Leben gewinnen. Dramaturgie in diesem Sinn
der deutschen Bühnen bildete, jedenfalls der
soll das Theater ausweiten ins Weltanschau-
drei westlichen Besatzungszonen. ln Zürich
liche, soll das Theater einreihen in den Sinn
spielte man zuerst in deutscher Sprache die
und die Gesamtheit unseres heutigen, unseres
meisten werke von Wilder, von Giraudoux,
gegenwärtigen Lebens. Diesem Ziel dienen
Sartre, Camus, von Garcia Lorca, von Eliot,
seit langem bereits unsere Bemühungen."
von Tennesse Williams und Arthur Miller, nur
Das ist das Wort eines dramaturgisch denkenden und handelnden Regisseurs.
nicht die von Anouilh. Vier Brecht-Dramen:
,Mutter Courage', ,Galileo Galilei', ,Der gute
Mensch von Sezuan', ,Herrr Puntila und sein
Eingereiht wurde das Theater kurz
Knecht Matti' wurden zwischen 1941 und
darauf in das, was man die nationale Erhe-
1947 in Zürich uraufgeführt. 1946 auch
bung nannte; in das NS-Regime. Das Haupt-
Zuckmayers ,Des Teufels General', das erfolg-
instrument der Einreihung, der Kontrolle und
reichste Stück der ersten Nachkriegsjahre.
des Kommandos war die im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, in
Der Dramaturg des Züricher Schau-
der Theaterabteilung des Goebbels-Ministe-
spielhauses hieß Kurt Hirschfeld. Er hat eine
riums, eingerichtete Reichsdramaturgie,
aus Not geborene, einmalige Dramaturgen-
geleitet vom Reichsdramaturgen Dr. Rainer
chance gesehen und grandios genutzt; er
Schlösser. Hier waren die Spielpläne zur
hat die Spielplanstruktur des westdeutschen
Genehmigung vorzulegen, hier zensierte man
Nachkriegstheaters entscheidend vorgeprägt
die neuen Stücke, ordnete an, verbot, lenkte,
Er reiste schon 1946 wieder nach Deutsch-
DAS GEHEIMNIS DER IRMA VEP von Charles
Ludlam. DAS KUNSTSEIDENE MÄDCHEN von
Irmgard Keun I Gottfried Greiffenhagen.
KONIG OIDIPUS von Sophokles I Dietrich
Ebener. DER ZIMMERSPRINGBRUNNEN von Jens Sparschuh I Oliver Reese.
DAS GESPENST VON CANTERVILLE von Christoph Schwarz. WIE DILLDAPP
NACH DEM RIESEN GING von Tankred Dorst I Ursula Ehler.
ln Berlin 188&-87
auf dem Spielplan:
Theaterverlag Ute Nyssen & J. Bansemer
Merowingerstr. 21, 506 77 Köln, Tel. 0221 I 319620, Fax 325992
DRAMATURG 2/96
I Seite 7
land. 1953 bei der Gründung der Dramatur-
Verantwortlichkeit, die zeichnende Mitverant-
gischen Gesellschaft las er aus dem umfang-
wortlichkeit des Dramaturgen für den Spiel-
reichen Pflichtenheft vor, das seine Drama-
plan, nur so kann der Spielplan dramatur-
turgentätigkeit in Zürich beschrieb. An diese
gisch gebaut werden."
So viel Skepsis also bei dem so
Pflichtenaufzählung schloß er eine Klage und
Forderung an: "Ich will die einzelnen Punkte
erfolgreichen Dramaturgen.
des Pflichtenkatalogs nicht erläutern, ich
Was Hirschfelds Dramaturgie aus-
nehme an, es wird etwa das umfassen, was
zeichnete: der enge Arbeitskontakt mit den
jeder von uns zu tun hat, der eine hat es bes-
Autoren, wie er ihn insbesondere mit Max
ser, der andere hat es noch schlechter. Diese
Frisch und Friedrich Dürrenmatt gehabt hat,
Pflichten mit wenig Rechten sind, wie ich
ein Arbeitskontakt, der wesentlich auf die
glaube, nicht zu erfüllen, es geht über eine
Stücke einwirkte, wird im Pflichtenheft nur
Arbeitskraft weit hinaus, natürlich gibt es
als Verkehr mit Verlegern und Autoren ge-
Ausnahmen. Man wird nur Dramaturg, wenn
nannt. Die intensive Mitwirkung des Drama-
man leidenschaftlich besessen ist von dem
turgen an einer einzelnen Aufführung kommt
Theater. Leidenschaft kennt keine Zeit. Diese
in diesem Pflichtenheft überhaupt nicht vor.
Leidenschaft hat nur einen Ort, nämlich das
Hirschfeld hat sie trotzdem gelegentlich
Theater, diese Leidenschaft oder Liebe ist für
zustande gebracht, hat auch selbst Regie
den Beruf die Voraussetzung. Was sollte der
geführt.
Dramaturg im Betrieb sein?
Produktionsdramaturgie gibt es also
Zunächst ist der Dramaturg ein
im Züricher Pflichtenheft nicht. Sie kommt
Lektor. Er hat, und das unterscheidet ihn von
bis Ende der sechziger Jahre am deutsch-
dem Verlagslektor, die Stücke nicht nur auf
sprachigen Theater nur in der Form vor, daß
ihren literarischen und dichterischen Wert zu
der Dramaturg bei Stückwahl, Besetzung,
prüfen, sondern auch auf ihre theatralische
Textfassung in günstigen Fällen beratend
Möglichkeit. Aber nun beginnt der Leidens-
mitwirkt, daß er gelegentlich Proben besucht
weg. Erst kommen die Instanzen, der Inten-
und mit dem Regisseur über seine Eindrücke
dant, die Verwaltung, die Regisseure, die
spricht.
Schauspieler. Das Durchsetzen ist bisweilen
Günter Skopnik findet 1964 in dem
schwieriger als das Finden. Verantwortlich
Buch ,Theater im Tageslicht', in dem er einen
für den Spielplan ist der Intendant, in Wirk-
Abschnitt über Dramaturgie geschrieben
lichkeit haben den größeren Einfluß die
hat, ganz selbstverständlich: "Heute gilt die
Regisseure und manchmal sogar die Schau-
auf den Text einer bestimmten Aufführung
spieler. Wie kann man im Kampf gegen diese
gerichtete dramaturgische Tätigkeit als
Mächte, die Spielplandiktatur der Regisseure,
selbstverständliches Reservat des Regisseurs."
die Spielplandiktatur der Schauspieler, einen
Spielplan machen, von dem verlangt wird,
ziger und frühen sechziger Jahre dominiert
daß er eine dramaturgische Konzeption hat?
der Intendant, der zugleich meist der bestim-
Es muß gefordert werden die mitbestimmende
mende Regisseur seines Theaters ist. Seine
Litag
The Literary Agent GmbH
Angela Kingsford Röhl
Theaterverlag
· ----- ---
Im westdeutschen Theater der Fünf-
An der Grete 25
D-28211 Bremen
Telefon 0421 - 23 18 85
-------~- -····~---~·-··-···~----
DRAMATURG 2/96
·------- ------- - -Fax
I Seite
8
-o'2J.z1·-:-4g·o·6--87~----
..
--~
Aufführungen sind Produkte seines Kopfes
und Kunstwollens. Das Leitfossil der Stroux'
und Schalla, der Schuh und Sellner ist Jürgen
Fehling, der Dramaturgenverächter. Die Dramaturgen sind an ihren Theatern ins Kabinett
Auf den Spielplänen
Plath & Co. Toumeetheater, 17.9.'96- Mai '97
Rnton Tschechow (deutsch uon Gudrun Oüwel)
DER KIRSCHGRATEN
verbannt zum Stückelesen, sie dürfen Betriebsbüroarbeit tun und Programmhefte
machen, die mit den Aufführungen, denen sie
gelten, häufig wenig zu tun haben.
Erst die verspätete Aufnahme der
Münchner Tournee, B. I 0.'96 - Sommer '97
Bühnen der Stadt Bielefeld, 1.2.'97
Rain er lewandowsl<i I Mathias Christian Koset
ICH, MARLENE
Arbeitsweise Brechts und seines Berliner
Grips-Theater, Berlin, 18.1 0.'96 (UR)
vielmehr um das, was ich die dramaturgische
Lutz Hübner
DAS HERZ EINES BUHERS
Schauspiel Köln, 1.11.'96 (UA)
Amlreas Marber I Johann Kresnil<
LENI RI EFENSTAHL-PAOJEKT
Ensembles, beginnend in den sechziger Jahren, verändert die Lage. Dabei geht es nicht
so sehr um den Dramaturgen als Person als
Funktion nennen möchte: Die analytischen
und produktiven Tätigkeiten an den Nahtstellen zwischen Dramentext und lnszenierungsprozeß, zwischen Dramentext und
Entstehungsbedingungen, zwischen lnsze-
Prinzregent-Theater, Bochum, 1.11.'96 (DER)
Nil<olaj Koljada
FÜR DICH!
nierungsprozeß und der umgebenden Wirk-
Uoll<stheater Frankfurt IM., 2.11.'96 (UR d. Fass.)
Carlo Goldoni I Wolfgang Kaus
DIE GROBIANE
Theaters zu beeinflussen sucht.
lichkeit, aus der heraus dieser Prozeß beeinflußt wird und die er mit den Mitteln des
Ein größeres Maß an historischer,
politischer, ästhetischer Bewußtheit in den
Schauspiel Essen, 20.12.'96 (DER)
Marlin McDonagh
BEAUTY QUEEN UON LEENANE
Theaterprodu ktionsprozeß ei nzu bringen,
ist Brechts Forderung und Leistung - und
der eigentliche Kern dessen, was dann in den
Ernst-Deutsch-Theater, Hamburg, 18.2.'97 (UR)
Peter Buchholz
GRUNDEHRLICHE ZEITEN
Schauspielhaus Bochum, Anfang März '97 (UR)
Andreas Marber
AlMBAUD IN EISENHÜnENSTADT
Stadttheater Rachen, 1.3.'97
Uolkstheater Rostocl<, Juni '97
Boris Uian
DIE REICHSGRÜNDER OOER DAS SCHMÜRZ
Staatstheater Wiesbaden, 27.3.'97 (OEA)
Theater in der Josefstadt, Wien, 24.4.'97
Theater Luzern, Sommer '97
Ronald Harwood
FURTWÄNGLER, KATEGORIE 4
siebziger Jahren als Produktionsdramturgie
bezeichnet wird. Die Begirffe .Dramaturgie'
und ,dramaturgisch' spielen in Brechts theoretischen Schriften nur eine Rand rolle, das
hat wohl mit Brechts früher Kampfstellung
gegen die Begriffe Drama und Dramatik
zu tun. Dramaturgie eines Dramas, das ist
für Brecht ein aristotelischer Terminus. Er
sagt lieber und häufiger Stückebau.
Wenn ich es recht sehe, hat Brecht
nur einmal an herausgehobener Stelle, in
einem Text von 1936, der von den BrechtEditoren in das große Kapitel über eine nichtaristotelische Dramatik subsummiert worden
ist, von Dramaturgie geredet. Er spricht da
von den fortschrittlichen Theaterunternehmen und ihren Charakteristika. Er führt
als erstes das Theater von Piscalor an, als
eines, das die Maschinerie zweckmäßiger und
wirksamer als bisher eingesetzt habe, fährt
dann, seine eigenen Unternehmungen der
zwanziger und dreißiger Jahre meinend, fort:
DRAMATURG 2/96
I Seite 9
,.Keineswegs geringer waren die Änderungen,
denden Veränderungen seitdem sind von
die die Dramaturgie erfuhr, eine neue Technik
einem außertheatralischen Vorgang ausgelöst
des Stückebaus wurde ausgebildet, kleine
worden, dem Zusammenfall, zuerst dem inne-
Kollektive von Fachleuten stellten Stücke her,
ren der DDR, dann dem deutsch-deutschen
die Theorie der nicht-aristotelischen Dramatik
Zusammenfall, der Vereinigung.
ist in einer Folge von sieben Heften fixiert
Sie hat in Ostdeutschland, was
worden (Die ,Versuche' - H.R.). gleichzeitig
Dramaturgie betrifft, am meisten verändert:
Ausbildung junger Schauspieler für den neuen
ln der DDR war Produktionsdramaturgie auch
Darstellungsstil, den epischen Stil."
(und manchmal nur) die Herstellung eines
Das ist 1936 formuliert. Brecht
der obrigkeitlichen Zensur einzureichenden
liebt es noch oder übt die List, im Kollektiv
,Konzeptionspapiers', das manchmal abgefaßt
zu verschwinden und seine dominierende
wurde, um die wahren Inszenierungsmotive
Funktion bei diesem Prozeß, den er da be-
und -gesichtspunkte zu verschleiern.
schreibt, nicht bekannt zu geben.
An keinem bundesrepublikanischen
Theater ist die von der Brechtsehen Theater-
Und Öffentlichkeitsarbeit hieß auch
Besucherbetreuung: pfleglicher und/oder
betreuerischer Kontakt mit den zumeist be-
arbeit abgeleitete größere politische und
trieblichen Besuchergruppen zur Herbei-
ästhetische Bewußtheit, Funktionsbewußt-
schaffung von (manchmal allerdings ,toten')
heit, dramaturgische Bewußtheit der Theater-
Seelen, die des Theaters regelmäßig teilhaftig
produktion so überlegt praktiziert worden wie
werden sollten.
an der Schaubühne in ihren ersten Jahren.
Andererseits: viele Inszenierungen
Sie bedingte den schnellen Aufstieg dieses
des DDR-Theaters nutzten, auch per Drama-
Theaters, ihr Verlust bewirkte einen tiefen
turgie, das meint hier: entscheidenden Anteil
Fall in bewußtlosen Historismus, der die letz-
von Reflexion an der je einzelnen Produk-
ten Arbeiten von PeterStein für die Schau-
tion und dem Gesamt der Produktionen eines
bühne kennzeichnete.
Theaters, die besondere Chance, die das
Produktionsdramaturgie ist natür-
Theater bietet, um Aufmüpfiges und komisch
lich auch zu verstehen als eine Spezialisie-
oder tragisch Ausweichendes, Widersprechen-
rung, als weitertreibende Arbeitsteilung im
des zu formulieren: im Text, mehr noch aber
dramaturgischen Bereich. Als solche bringt
im Spiel, in der Geste, der Betonung, in der
sie das Risiko und die Gefahr jeglicher Spe-
Akzentvierung des Raumes. Diesem ,kriti-
zialisierung mit sich, es kann Übersicht und
schen' DDR-Theater ist mit dem doppelten
Umsicht im Ganzen des Theaterunternehmens
Zusammenfall der spezifische Gegenstand
verloren gehen.
und Gegner abhanden gekommen.
Eine andere Spezialisierung im
Nun teilt es eine diffusere Gesell-
dramaturgischen Bereich ist die der organisa-
schafts- und Denklage mit dem (immer noch
torischen und/oder personellen Abtrennung
reicheren) alt-bundesrepublikanischen Thea-
der sogenannten Öffentlichkeitsarbeit. Sie
ter. Über dessen Hervorbringungen und den
war die vom Bühnenverein ausdrücklich vor-
dramaturgischen Arbeitsanteilen daran ist bei
geschlagene und ziemlich schnell von den
diesem Symposium zu reden.
meisten Theatern aufgenommene Folge der
1967/68 hereinbrechenden Besucherkrise, die
Prof. Dr. Henning Rischbieter ist Mitgründer
Reaktion auf den Rückgang des Besuchs der
der Zeitschrift Theater heute,
Theater von etwa 12 bis 15% bis 1972. Dem
Professor (emeritiert} am Institut für Theater-
neuerlichen Besucherrückgang der späten
wissenschaft der Freien Universität Berlin
achtziger und frühen neuenziger Jahre hat
und Vorstandsmitglied der Dramaturgischen
der Boom der Öffentlichkeitsarbeit allerdings
Gesellschaft.
nicht entgegen zu wirken vermocht.
Der vorstehende (für den Neuabdruck leicht überarbeitete Text) stammt von
1986, ist also zehn Jahre alt. Die entscheiDRAMATURG 2/96
I Seite
10
DRAMATURGIE HEUTE
Die Laus im Pelz
Kari-Hans Möller
Kaum einer der am Theater Tätigen
-Für andere ist er der Pollux zum
ist so oft der hilflos ehrlichen Frage ausge-
Kastor Regisseur, der neben dem ,Chef' sit-
setzt .,Was machen Sie eigentlich?", kaum
zend während der Probe fleißig seine Beob-
einer beschäftigt sich so häufig mit seinem
achtungen souffliert und den Zweitzettel zur
Selbstverständnis, kaum einer hat solche Pro-
Kritik verfaßt, auf dem er die Verwirklichung
bleme mit der generellen wie individuellen
seines umfangreichen Readers einklagt. Die-
Selbstbehauptung und kaum einer kann sei-
ser ideale Produktionsdramaturg will dann
nen Einfluß auf den Produktionsprozeß des
auch weitgehend freigestellt sein vom All-
Theaters so wenig öffentlich sichtbar nach-
tagsgeschäft des Theaters.
- Andere, meist kleinere Theater
verstehen unter Dramaturgie vor allem Werbung und Öffentlichkeitsarbeit und haben in
dem engagierten Dramaturgen (die Doppeldeutigkeit ist dabei Programm) einen qualifizierten, Mitarbeiter ,zur besonderen Verwendung', der die Tätigkeit des persönlichen
Referenten der künstlerischen Vorstände mit
dem des Pressereferenten und des Theaterpädagogen vereint.
Viele Dramaturgen sind keinem der
drei Idealtypen eindeutig zuzuordnen. Der
heutige Dramaturg sollte für alle drei Anforderungen gewappnet sein, denn den Anspruch
auf unveränderte, vertraglich garantierte
weisen wie der Dramaturg. Und doch ist der
,Tätigkeitsmerkmale' hat niemand, schon
Dramaturg immer noch und immer wieder
gar nicht in Zeiten befristeter Verträge und
ein Partner des Regisseurs, ein gewollter und
kurzer Amtsperioden der Intendanten und
gebrauchter, manchmal auch nur geduldeter
Vorstände.
und sich permanent aufdrängender, trotz
Die Wirksamkeit der Dramaturgie
möglicher Mißachtung nicht resignierender
hängt natürlich von der Qualität. der Kraft
Partner des Regisseurs, ist Kummerkasten
und dem Durchsetzungsvermögen des jewei-
oder Inspirator des Schauspielers, ist ein
Iigen Dramaturgen ab, aber auch von der
Bindeglied zum Zuschauer. Er wird als ,Alles-
Anzahl seiner Mitstreiter im Verhältnis zu
macher' gebraucht und mißbraucht, von ihm
den zu betreuenden Produktionen, von seiner
wird verlangt, sich bedingungslos für das
verantwortlichen Einbindung in die Spielplan-
Funktionieren des Theaters verantwortlich zu
findung, von den finanziellen Möglichkeiten
fühlen und sich gleichzeitig gegen diesen
für Veröffentlichungen und vor allem von der
,Mißbrauch' zur Wehr zu setzen.
Gnade des Regisseurs, die ihn entweder in
- Für die einen gilt der visionär
die gemeinsame Verantwortung einbindet
denkende, der theater-und literaturwissen-
oder ihn zwingt in eine geduldete Assistenz-
schaftlich sowie als Philosoph und Historiker
funktion. Ein Dramaturg, der eine lnszenie-
fundiert ausgebildete Schreibtisch-Dramaturg
rungskonzeption nur zur Kenntnis nehmen
als das non plus ultra.
darf, wird zu einer überqualifizierten künst-
DRAMATURG 2/96
I Seite
11
lerischen Hilfskraft. Da der Nachweis des
Dramatiker. Die Aufgabe des Dolmetschers
Arbeitsanteils der Dramaturgie auf das Pro-
ist es jedoch, frei von persönlicher Intention
grammheft und die Presseveröffentlichungen
fremde Ideen eindeutig zu vermitteln und
beschränkt bleibt, fällt ein derartiger Miß-
dabei jeglichen Filter eigener Haltung zu ver-
brauch nicht weiter auf, er frustriert nur den
meiden. Der Dramaturg hingegen ist ein sehr
Betroffenen und führt zur Resignation oder
individueller Mittler, der seinen prägenden
zur inneren Anpassung an eine Unterforde-
Anteil an der Entwicklung und Durchdringung
rung, die manchmal zum Programm wird und
der wechselseitigen Beziehungen zwischen
damit das Berufsethos verrät.
den Künstlern und zwischen der Kunst und
Eine abgeschaffte Dramaturgie
den Zuschauern hat. Sich selbst dabei auf
fällt zunächst auch nicht sonderlich auf,
eine rein vermittelnde Zuständigkeit zu redu-
denn der Vorhang öffnet sich auch ohne uns;
zieren, wäre töricht und selbstvernichtend.
es bleibt die Frage nach der Qualität, wenn
Ich plädiere dafür, daß sich in der Arbeit
der Hinterfrager, der Gütekontrolleur, der
der Dramaturgie der eben skizzierte Kreis
erste Zuschauer, der hausinterne Kritiker, das
schließen muß, daß (obwohl eine Spezialisie-
Bindeglied zu den Zuschauern nicht mehr
rung innerhalb einer dramaturgischen Abtei-
befragt wird.
lung durchaus denkbar ist). die Dramaturgie
Die Tendenz ist düster, aber nicht
hoffnungslos, denn gerade die besten Regis-
die Abteilung des Theaters ist, in der die
Verbindung zwischen Bühne und Zuschauer-
seure sind klug genug, sich selbst in Frage zu
raum permanenter und übergreifender Be-
stellen.
standteil konzeptioneller, analytischer und
Dazu brauchen sie einen Partner;
praktischer Arbeit ist. Das Problem der einen-
der allerdings muß gut sein, er muß zuhijren
genden Spezialisierung beklagt Klaus Völker
und sehen können, Vorgänge finden und
unter Bezug auf seine eigene Situation in
überprüfen, er muß hart, aber auch kompro-
Zürich, Anfang der 70er Jahre: "Die Drama-
mißbereit sein und er muß wissen, was er
turgie ist dann, was die dramaturgischen
seinem Publikum zumuten kann und wie er
Funktionen anbelangte, den Weg der Produk-
den Boden bereitet für eine vergängliche
tionsdramaturgie gegangen, dieser Aspekt ist
Kunst, auf der Bühne präsentiert in dem
mit der Zeit intensiver geworden. Das führte
Moment, in dem sie vergeht. Er ist also der
aber auch in den Arbeitsweisen derjenigen,
Dolmetscher zwischen der aktuellen gesell-
die gemeinsam aufgebrochen waren, dazu,
schaftlichen Situation und dem Autor, zwi-
daß sie nun zunehmend nicht mehr nach
schen dem Stückeschreiber und dem Regis-
außen zum Publikum hin arbeiteten. Sie
seur, zwischen dem Spielleiter und den
haben sich jeweils in die Projekte begeben
Schauspielern, zwischen den Darstellern und
und diese ziemlich rücksichtslos vorangetrie-
dem Publikum, zwischen den Theaterbesu-
ben, so daß das Publikum oft gar keine Rolle
chern und dem Theater, und im Falle eines
mehr spielte und das Publikum, jetzt aus
Gegenwartsstückes auch noch zwischen den
~nderen
für die Aufführung Verantwortlichen und dem
gegenüberstand, sich vom Theater entfernte.
Gründen, den Aufführungen kritisch
GERHARD PEGLER VERLAG
..
81545 MUNCHEN - ATHENER PLATZ 8
TELEGRAMME: PEGLERPLAYS MÜNCHEN
TELEFON: (089) 64 40 88/89 · TELEFAX: (089) 642 35 01
DRAMATURG 2/96] Seite 12
Es wurden Aufführungen hergestellt und
gemeinsamen, grausamen Geschichte ent-
dramaturgisch betreut, aber dann von ganz
stammt, die in der bedrückenden Gegenwart,
anderen Leuten an den Mann gebracht, es
Ost wie West, nachhallt- dann ist die Frage,
setzte die Abtrennung des ganzen Publik-
warum das Stück hier und nirgendwo anders
Relations-Apparats von der Produktion ein."
uraufgeführt wird, bereits beantwortet: Vor
Die Diskussion um die Vielfalt und
fast zwei Jahren entstanden unabhängig
Spezifik unserer Verantwortung wird aller-
voneinander die Pläne, im merkwürdiger
dings zunehmend wichtig, denn in Zeiten
Konsequenz fanden sie zueinander. Es gibt
finanzieller Knappheit und kulturpolitischer
noch andere Antworten, aber diese ist mir
Sparpakete kann der Streit um die eigene
die wichtigste unter ihnen."
Der Autor und das Theater hatten
Bedeutung Argumente zum Abspecken durch
Abschaffen liefern!
zueinandergefunden, bevor das Manuskript
fertig war. Man kannte und man schätzte
Autorendramaturgie
sich, Dramaturg, Ausstatterund Regisseur
Das ist vielleicht das schwierigste Kapitel
trafen sich zu Vorgesprächen, während denen
unserer Arbeit, denn die Dramatiker fühlen
Gert Heidenreich nicht versuchte, seinem
sich vernachlässigt, die Verlage beklagen
Stück eine Inszenierungszwangsjacke zu
Ignoranz und der arme Dramaturg ist natür-
verpassen. Er erläuterte, was ihn am Stoff
lich schuld. Dabei kann er lesen und vor-
interessiert hatte und härte aufmerksam und
schlagen, so viel er will- es braucht den
neugierig zu, welche Bedeutung die Ausein-
Mut zur Entscheidung für eine Uraufführung,
andersetzung mit der Manipulationsweise der
und den kann er bestenfalls befördern. Und
Nazis für die Zuschauer mit Erfahrungen aus
selbst im positiven Falle ist er eben wieder
einer anderen Diktatur haben könnte. Nach
nur Mittler.
jedem Gespräch gab es Veränderungen im
Ich habe in den letzten Jahren
Stück oder in unserer Konzeption. Heiden-
einige Ur- bzw. Erstaufführungen dramatur-
reich besuchte Proben, beschrieb das Erlebte,
gisch betreut. Drei Beispiele möchte ich kurz
sprach mit dem Regieteam und den Schau-
skizzieren und die Schwierigkeiten benennen,
spielern und lebte uns sein Prinzip vor, daß
mit denen sich der in solchen Fällen oft
der Autor seinen Text einem Theater zur Auf-
gescholtene Dramaturg konfrontiert sieht.
führung überläßt im Bewußtsein, daß daraus
Gert Heidenreich überließ uns sein Stück
ein anderes Kunstwerk wird. Wir fühlten uns
,Magda' zur Uraufführung mit den Worten:
betreut, anerkannt, der intensiven Zusam-
"Wenn von fern her zwei Wünsche zusam-
menarbeit für wert befunden und - wir hat-
menkommen: der Wunsch der Städtischen
ten Erfolg.
Theater Chemnitz, ,MAG DA' uraufzuführen,
Peter Hacks überließ uns die Option
und der Wunsch des Autors, den Riß zu über-
zur Uraufführung von ,GENOVEFA'. Meine
springen, der zwischen den Kulturen der
Bitte um Gespräche, wir wollten die Verant-
vereinigten Teile Deutschlands besteht; wenn
wortung eines Theaters für die Uraufführung
dies bei einem Stoff geschieht, der der
mit dem Autor teilen -, wurde zwar nicht ab-
..
GUSTAV KIEPENHEUER BUHNENVERTRIEB
Schweinfurthstraße 60 D-1419 5 Berlin (Dahlem)
Telefon 030 - 823 10 66 · Telefax 030-823 3911
DRAMATURG 2/96
I Seite
13
gelehnt, aber mit der Bemerkung, man solle
des Autors auf allen Proben und mit Veto-
doch das Stück so spielen, wie es geschrie-
recht kann für den Prozeß der Inszenierung
ben ist und sich nicht klüger dünken als der
katastrophal sein. Die Theatermacher sind
Autor, klar beantwortet. Weil wir uns dann
diejenigen, die das Stück zum Leben erwek-
dennoch die künstlerische Freiheit zu inten-
ken, aber sie sind Künstler, die mit einem
siven Strichen nahmen und zudem die lan-
Material umgehen, das für die Bühne ge-
gen undtrotzder Hacks'schen Sprachkultur
schrieben wurde und damit nicht den fixier-
sehr schwierigen Dialoge durch in stummem
ten Anspruch eines Romans erheben kann.
Spiel vermittelte ,Erläuterungen' bebilderten,
Der Dramaturg hat hier eine besondere Ver-
strafte uns der Autor mit Abwesenheit. Der
antwortung, die er nach bestem Wissen und
mäßige Erfolg der Uraufführung hätte viel-
Gewissen wahrnehmen muß, er kann es da-
leicht vermieden werden können, hätte ich
bei allerdings selten beiden Partnern Recht
mich nicht durch die Lakenie des Meisters
machen.
von einer weiteren Diskussion abschrecken
Produ ktionsd ramatu rg ie
lassen.
Eine sehr gute Zusammenarbeit gab
beginnt bei der vom jeweiligen Regisseur
es zwischen dem jungen schottischen Autor
verlangten oder notwendigen Partnerschaft.
David Greig und dem Regieteam der deut-
Der erfahrene Regie-Praktiker wünscht die
schen Erstaufführung von ,EUROPA'. British
Vorgabe oder die Initiative zu gemeinsamer
Council hatte sogar einen gemeinsamen Stu-
Vorgangsanalyse, der dramaturgisch orien-
dienaufenthalt von Autor und Regisseur in
tierte Regisseur braucht den Reibungspartner
London finanziert. Allein die intensive kon-
zu eigenen Analysen. Im negativen Fall emp-
zeptionelle Vorarbeit wurde vom Regisseur
findet er den Dramaturgen als LAUS IM PELZ;
nicht genügend berücksichtigt. Nach anfäng-
als den lästigen Hinterfrager einer vorab ,ver-
lich sehr produktiver Probenarbeit verannte
abschiedeten' Konzeption. Aber gerade dann
sich der junge Spielleiter in eine Verfrem-
muß die Laus ein kräftiges Jucken anregen,
dung des Stückschlusses, die einen verwirrten
um ein Kratzen an der allzu glatten Oberflä-
Autor, einen verzweifelten, machtlosen Dra- ·
che hervorzurufen. Seit es üblich wird, Gast-
maturgen und ein ratloses Publikum hinter-
regisseure mit ihren Konzepten und natürlich
ließ.
mit den auf sie eingeschworenen HauptdarIch beschreibe die Probleme, weil
stellern zu engagieren, ist die gemeinsame
ich erfahren habe, daß der beste dramatur-
Vorarbeit zwischen dem Hausdramaturgen
gische Vorsatz nur im Konsens oder in der
und dem kurzfristig anreisenden, meist völlig
produktiven Auseinandersetzung aller Betei-
vorbereiteten Spielleiter ohnehin abgeschafft,
ligten realisierbar ist. Die Zusammenarbeit
trifft der engagierte Mitdenker auf fertig ge-
mit Autoren bei der Stückentwicklung und
dachte Gedanken, die sich gegen neue Impul-
bei der Inszenierung ist ein Prozeß, für den es
se wehren. Gleichzeitig verlangt der Regis-
keine Regeln gibt und für den das Vertrauen
seur aber vom Dramaturgen, die ihm fremde
und die Achtung der Künstler voreinander
Konzeption den Haus-Schauspielern als ge-
Voraussetzung sind. Ich bin für die Souverä-
meinsame einzutrichtern. Der Dramaturg aus
nität des Theaters, und ich halte nichts von
Leidenschaft wird zum frustrierten Mittler
der stückbegleitenden Verantwortung des
fremder Gedanken, es sei denn, die ,Laus'
Autors, der sein eigener Dramaturg und sein
erweist sich als eine, die den Juckreiz pro-
eigener Regisseur sein will. ln Land an habe
duktiv entfachen kann. Die Ungeziefer-Meta-
ich an einer leidenschaftlichen Diskussion
pher habe ich einem höchst interessanten
zwischen britischen und europäischen Regis-
Beitrag aus der Theaterschrift 5-6 ,Über Dra-
seuren und Dramaturgen teilgenommen, in
maturgie' entnommen, den die Dramaturgin
der es um das Verhältnis der Autoren zu den
der Amsterdamer ,Toneelgroep' Mira Rafalo-
Theatermachern ging. Die in diesem Disput im
wicz ,Über Kneipen- und Küchendramaturgie'
Londoner Royal Court von englischen Drama-
überschrieb: .. Ich bin (so weit es geht) bei
tikern energisch eingeforderte Anwesenheit
allen Proben dabei, fülle Hefte mit Anmer-
DRAMATURG 2{96
I Seite
14
kungen, die ich selten benutze und bleibe bis
meistens hat keiner wirklich Recht." (soweit
zur letzten Vorstellung. Die Gespräche nach
Mira Rafalowicz)
den Proben im Cafe sind eine Fortsetzung der
~
0
z
;::>
~
Ich bezweifle zwar, daß es möglich
Proben und mindestens genauso wichtig. Ich
oder auch nur notwendig ist, daß der Drama-
glaube an Kneipendramaturgie oder Essens-
turg in allen Proben sitzt. Zu leicht kann sich
dramaturgie, an den geläuterten Gedanken
die Laus an ihren Wirt gewöhnen, den glei-
bei einem Glas Wein oder die Inspiration mit
chen Rhythmus wie er aufnehmen, dadurch
vollem Mund ... Ich fragte einmal eine Schau-
unfähig werden, die wundersamen Sprünge
spielerin: .. Weißt Du, was ich hier eigentlich
im lnszenierungsprozeß wahrzunehmen; sie
mache?" .,Du", sagt sie .,Du bist die Laus im
Pelz". So möchte ich mich selbst noch einmal
auf einem Plakat sehen: ,LausimPelz' ... Ich
lache viel, ich lach mich kaputt, ich glaube,
verliert die Position des ersten Zuschauers
daß Lachen ein besonders wichtiger Bestand-
intensive Probenbeteiligung Voraussetzung
teil der Dramaturgie ist. Es fördert das Chaos,
dafür, daß die konzeptionelle Vorbereitung
durch eine Verschmelzung mit der Regie und
vergißt natürlich auch das Stechen, das dem
Plagegeist zukommt. Andererseits ist eine
es ermutigt Schauspieler, schwierige Dinge
sich nicht auf einen meistens nur sehr halb-
auszuprobieren, es erleichtert den Raum. Ich
herzig gelesenen Reader beschränkt. Eine
stimuliere, wenn möglich, das Chaos. Denn
Dramaturgie, die zur Leseprobe ,ihren Beitrag'
ich glaube, daß dadurch plötzlich etwas ent-
leistet, den Schauspielern die Materialsamm-
stehen kann, etwas, das vielleicht später sei-
lung und bestenfalls die mit dem Regisseur
nen Weg zum Stück findet, etwas, das es
erarbeitete oder zumindest abgestimmte Vor-
sonst nicht geben würde. Ich mische mich in
gangsanalyse an den Hals wirft und hernach
alles ein, habe zu allem eine Meinung und
glaubt, am Ergebnis einen Anteil zu haben,
bekomme selten Recht. So funktioniert das in
arbeitet in vielen Fällen für den Papierkorb.
einem undemokratischen Gruppenprozeß,
Der Dramaturg hat nur dann seinen Platz im
Jef!Baron
Horst Pi/lau
BESUCH BEI MR. GREEN
LEUTE VON WELT
DSE April '97, Grenzlandtheater Aachen
UA November '96, Kammertheater Karlsruhe
==
'::::1
..,.
Maria Irene Farnes
Lawrence Roman
;::>
SOLEBENWIR
MAL GANZ EHRLICH GESAGT...
1:5
DSE Januar '97, Schauspiel Bonn
UA 1997/98, Komödie Berlin
..,.
"'
~
w
(.!)
z
;::>
a:
::J:
'::I
u...
u...
::I
j5
cn
a:
w
c
z
~
Brian Friel
Q
Herbert Rosendorfer
MOLLY SWEENEY
RONDO MOATALE
DSE September '96,
Bayerisches Staatsschauspiel München
UA September '96, Torturmtheater Sommerhausen
::I
DIE VENEZIANER IN SCHONGAU
::I
UAAugust '97, Festspiele Schongau
z
z
;::>
~
;::>
I
-z
WUNDERBARESTENNESSEE
0
DSE September '96, Bühnen der Stadt Lübeck
~
;>'
A. R. Gurney
0
zz
JEFFREY
DSE 1997/98, Theater an der Kö Düsseldorf
DSE Oktober '96, Schauspiel Köln
~
Terrence McNally
James Sherman
z
DIE LISSABONNER TRAVIATA
~
Q
I
0
Paul Rudnick
SYLVIA
a:'
DIE MUSS ES SEIN
!;;:
>
0
z
;§;
a:
w
c
;§;
DSE Februar '97, Renaissance Theater Berlin
DSE Mai '97, Theater an der Kö Düsseldorf
Q
Gertrud Seehaus
Gerold Theobalt I Giovannino Guareschi
c
'...:
,....
DIE ZEIT IM KOPF
DON CAMILLO UND PEPPONE
'<I:
UA Januar '97, Schillertheater NRW Wuppertal
UA Juni '96, Schloßfestspiele Ettlingen
w
0
z
"'
~
~
(.!)
z
1-
cn
10
Damenstiftstr. 7 · D-80331 München ·Telefon: 089/26 60 29 ·Telefax: 089/260 4514
DRAMATU~G
2/96] Seite 15
Regieteam gefunden, wenn er von den ande-
Auf der Jahrestagung der Drama-
ren Künstlern als Partner begriffen, anerkannt
turgischen Gesellschaft im vergangenen Jahr
und gebraucht wird, wenn seine theoreti-
in Harnburg hatten in einer Diskussionsrunde
schen Vorüberlegungen einer permanenten
zum Thema ,Der Dramaturg als Allesmach er'
Überprüfung und Korrektur unterzogen wer-
Kolleginnen und Kollegen aus Landesbühnen
den. Jeder von uns hat sicher schon einmal
Gelegenheit, über ihre Aufgaben zu reden. Als
erlebt, daß ihm im Konfliktfall als ,graue
sich dann herausstellte, daß die Öffentlich-
Eminenz' geschmeichelt und er damit gegen
keitsarbeit einen großen Teil ihres knappen
den Regisseur ausgespielt wird. Und es gibt
Zeitbudgets in Anspruch nimmt und daß sie
auch die Verzweiflung darüber, daß man eine
diese Aufgabe auch als ., überlebenswichtig
Katastrophe mangels Einfluß nicht verhindern
für ihr Theater" ansehen, hagelte es Kritik,
konnte. Nicht selten aber sind es die glück-
die in der vernichtenden Meinung des Inten-
lichsten Momente im Dramaturgendasein,
danten Christoph Schroth vom Staatstheater
wenn nach heftig durchstrittener Probenpha-
Cottbus gipfelte: .,Einen Dramaturgen als
se das eine oder andere anerkennende Wort
Allesmacher würde ich nicht engagieren, mit
aus dem Mund derer fällt, die durch den Ap-
dem würde ich gar nicht zusammenarbeiten
plaus auf der Bühne belohnt werden, nach-
wollen. Der Dramaturg ist ein Spezialist. Und
dem der Dramaturg die Premiere im Zuschau-
man muß das Wertvolle dieses einmaligen
erraum durchlitten hat. Daß die Produktions-
Kopfesam Theater
dramaturgie weit vor der Strichprobe beginnt,
erhalten'~
Zugegeben: Allzuoft fressen Tages-
ist ebenso eine Binsenwahrheit wie die Tat-
aufgaben, Stückeinführungen, Pressearbeit,
sache, daß Regisseur, Bühnenbildner und
Werbung und Zuschauergespräche die Zeit,
Dramaturg als Team ·,n den lnszenierungs-
die dann für Konzeptionsgespräche, Proben-
prozeß gehen sollten. Unbestritten ist aber
besuche oder auch für das so wichtige Lesen
auch, daß der Dramaturg oftmals sehr ener-
fehlt. Oftmals macht der Dramaturg eben
gisch und manchmal vergebens um diese so
wirklich alles, nur das nicht, was seine ei-
notwendige Teamarbeit ringen muß.
gentliche, unverwechselbare Aufgabe ist, die
eben kein anderer für ihn tun kann. Ange-
Pub Iikumsdra maturg ie
Ein großes, durchgesetztes Haus ohne Publi-
sichts dieser Misere forderte Anke Räder die
jungen Dramaturgen auf: .,Wir müssen die
kumsprobleme braucht den Dramaturgen für
Widerstandskraft schulen und nicht das Thea-
wissenschaftlich-konzeptionelle Zuarbeit zu
ter bedienen". Das - in der Tat - halte ich für
der von anderen verantworteten P.R.- und
überzogen. Der Dramaturg lebt nicht im luft-
Pressearbeit Ein kleines Mehrspartentheater
leeren Raum, sondern er arbeitet in einem
dagegen, das um jeden Zuschauer ringt,
zeitlich begrenzten Arbeitsrechtsverhältnis
braucht den Dramaturgen auch als Anreger
(mit vielen Bewerbern im Nacken), in einem
und Ausführer der Öffentlichkeitsarbeit, einen
sehr konkreten, diktatorisch geleiteten Gebil-
Universalmenschen, der Pressearbeit, Wer-
de. Seine Arbeit geht nicht ohne Zuschauer,
bung, Theaterpädagogik, Zuschaueranalyse
und die Öffentlichkeitsarbeit ist Sache aller
mit Spielplanverantwortung und Produktions-
Beschäftigten am Theater und natürlich be-
dramaturgie verbindet.
sonders desjenigen, der sich .,als erster Zu-
Die Zeit für eine intensive Zusammenarbeit mit dem Regisseur in der Vorberei-
schauer und Kritiker" mit der Wirkung der
Kunst auf das Publikum, den Partner im Kom-
tung und beim Ablauf des Probenprozesses
munikationsprozeß beschäftigt. Das haben
fehlt da meistens. Diese Vielverantwortlichen
z.B. Hermann Beil in und Uwe Jens-Jensen
schreiben nicht selten 15 Programmhefte pro
bei Peymann in Bochum und Wien praktiziert:
Spielzeit und sie besorgen für die wenigen
.,Das Gespräch mit dem Publikum
Seiten, die sie schreiben dürfen, und für
ist keine P.R. Kampagne, sondern die Vermitt-
deren Knappheit sie wegen anderer, allzu
lung eines Stückes nach d·raußen, die Ver-
üppiger zitierter Literatur kritisiert werden,
mittlung einer Idee, die wir von dem Stück,
auch noch die Sponsoren.
von der Aufführung haben. Das ist dramatur-
DRAMATURG 2/96
I Seite
16
gisehe Arbeit, und wenn man die mit P.R.
rung stückbegleitender Rahmenveranstaltun-
verwechselt, finde ich es fatal. .. Das ganze
gen (Lesungen, Autorengepräche, Künstler-
Theater, von dem Plakat über den Spielplan
stammtische), für die inhaltlichen Anregun-
bis zur Aufführung hin, hat etwas mit mir als
gen von Theaterpublikationen, für Werbekon-
Dramaturg zu tun. Das ganze Theater". (Uwe
zepte. Ich spreche von Verantwortung und
Jens-Jensen 1985 in Frankfurt)
von Konzept, nicht davon, daß der Dramaturg
Ich denke, das gilt auch für die
Theater, die sich- vielleicht mit Recht und
,alles' machen muß. Bei uns gibt es inzwischen eine ausgepägte Bereitschaft der
mit beneidenswertem Grund - so vehement
Schauspieler, selbst zu nachtschlafender Zeit
gegen die Vereinnahmung des Dramaturgen
an Diskussionen in Gymnasien oder Mittel-
in die Öffentlichkeitsarbeit wenden.
schulen teilzunehmen, Theatergruppen zu
Ich befürworte eine ,stückbeglei-
betreuen oder ,als Laus im Pelz der Lehrer'
tende' Dramaturgie, die mit dem ersten Spiel-
Diskussionen anzuregen, bei denen das Dog-
plangedanken beginnt, am Probenprozeß (ob
ma der Eindeutigkeit inhaltlicher und ästheti-
Laus oder nicht) teilnimmt, ein Programmheft
scher Bewertungen erschüttert wird. Das geht
zur Inszenierung und nicht nur zum Stück
aber nicht ohne die Mitwirkung desjenigen,
schreibt, dem Publikum nicht alle Fragen vor-
der seine Öffentlichkeit zwar nicht auf der
ab beantwortet, aber neugierig macht, und
Bühne, wohl aber im Foyer, in der Schule, im
die noch nicht mit der letzten Vorstellung
Gymnasium oder im Theatercafe hat. Aller-
beendet ist. Ich halte viel von der Verantwor-
dings - und so schließt sich der Kreis - kann
tung des Dramaturgen für die Zuschauerbe-
der Dramaturg nur dann zum engen Partner
treuung seines Stückes, für die Durchführung
des Publikums werden, wenn er nicht für ein
der vom Theaterpädagogen initiierten Schü-
,fremdes' Produkt wirbt, sondern sich als
lerdiskussionen, für die Mitwirkung an Pro-
,Mitschuldiger' einbringt. Dazu bedarf es der
jekttagen an Gymnasien, für die Betreuung
komplexen Arbeit, und das ist manchmal
von Schülertheatergruppen, für die Konzipie-
noch schwieriger, als mein Versuch, über
,Dramaturgie heute' zu reden.
Neue Stü(ke bre~nete~ktweU
Utopien zu haben, ist eine der Forderungen an den Dramaturgen. Warum soll
man nicht auch einmal utopisch denken,
FEUER UND FLAMME von Murat Yeginer.
"Du hast mir nicht beigebracht. wie man einen feuerlöseher
bedient." Die Alpträume einer deutschen Türkin. (I D, l H. I Dek)
jACARANDAS ODER DIE BELAGERUNG
von Fred Liptow.
Asyl-Land Deutschland. Jagdszenen im
Niederdeutschen. (l D. 9 H. Variable Einheitsdekorauon.)
RUMPELSTILZ von Michael Nolden. Kein Kin·
derstück. Ein böses Vexierspiel über Märchen. (l D, 4 H, I Dek)
wenn es um die wildeste aller Utopien geht,
die Hoffnung darauf, daß dem Dramaturgen
Zeit, Gelegenheit und Raum bleibt, das zu
tun, was er eigentlich sollte und dabei auch
anerkannt und geschätzt zu werden? Allein
die Tatsache, daß jeder etwas anderes für das
Wichtigste hält, wird dafür sorgen, daß die
Utopie eine bleibt.
jAHRDER KATZE von Wilfried Eickmeier.
Eine Frau in den besten Jahren auf dem lpmng in ein eigenes
Leben. Eine Emanzipationskomödie. (l D. l H, I Dek)
Dr. Karl-Hans Möller ist Chefdramaturg
der Städtischen Theater Chemnitz und
Vorstandsmitglied der Dramaturgischen
Gesellschaft.
~
'ßläusEHarn Märchen nach den
Brüdern Grimm und motivverwandten europäischen
Volksmärchen von Felix Sommer. Die Abenteuer der
Königstochter, die ihren Vater nur lieber als Salz hatte. (3 D. 4 H)
Verlas Johannes HeM:el
Lilienmattstr.18a • 76530 Baden-Baden
~ 07221-32353 ~ 07221-32356
DRAMATURG 2/96
I Seite
17
WIE WIRD MAN DRAMATURG?
Zum Dig.lom->tudien..qanq Dramatu~qie
an der Hayenschen lllea"'terakademl'e
l:iLinther Erken
Was Dramaturgie ist, ist alles
Hegels Rechtsphilosophie auszukennen als
andere als klar. ln der Öffentlichkeit herrscht
in der Technologie der Theaterproduktion.
kaum eine Vorstellung davon, im Ausland
Dieser Standpunkt ist nur noch als Plädoyer
kennt man Begriff und Sache nur als Zitat
für das Nebenfach in der Aus- oder Vorbil-
aus dem Deutschen, und in der Weit des Thea-
dungsdiskussion zu berücksichtigen.
ters hat der Terminus seit Lessings .. Hambur-
Die Bayerische Theaterakademie in
gischer Dramaturgie" so viele Verständnis-
München, die ihren Betrieb am ersten Sep-
veränderungen durchgemacht, daß die Dra-
tember 1993 aufgenommen und schon ein
maturgin (der Dramaturg ist immer mitge-
Jahr später Dramaturgie in ihr Programm ein-
meint) auch hier ihre Identität ständig erläu-
gezogen hat, nennt ihr Ausbildungssystem
tern muß. Das diffuse Berufsbild zeigt sich
ein Kooperationsmodell und geht vom der-
schon daran, daß die Arbeitsfelder leicht mit
zeit Machbaren aus, indem sie die Curricula
anderen Berufsnamen zu bezeichnen sind.
zusammenführt, die an Institutionen wie der
Chefideologin, Produktionsleiterin, Krisen-
Hochschule für Musik, der Ludwig-Maximi-
managerin und manches mehr. Eine richtige
lians-Universität, der Akademie der bildenden
Dramaturgin ist sie wohl erst, wenn sie all
Künste und der Hochschule für Fernsehen und
das zugleich ist. Vermittlerin, Beraterin (ohne
Film bereits vorhanden sind. Das pädagogi-
Befugnisse und Macht). Anwältin aller: des
sche Ideal, das dahintersteht, ist das altbe-
Autors gegenüber dem Theater, des insze-
kannte Projektstudium, das pragmatische
nierten Stücks gegen die Übermacht des Pro-
learning by doing. Dramaturgie erhält ihren
duktionsapparats, des Regisseurs gegen die
gewichtigen Platz in diesem Verbund, weil
populäre Forderung nach .. Werktreue", des
sie primär der "Theorie" zugezählt wird, der
Ensembles, eintretend für offene Proben
von der Akademie ein so wesentlicher Wert
gegen die bloße Durch- und Umsetzung eines
zuerkannt wird, daß ein Versagen auf diesem
individuellen Regiekonzepts, des Theaters
Gebiet von keiner künstlerischen Leistung
gegenüber den Literaturpolizisten und des
aufzuwiegen sein soll. So formuliert es jeden-
Publikums gegenüber all den genannten.
falls ein frühes Positionspapier.
Die ideale Kollektivarbeiterin, Inbegriff des
Gesamtzusammenhangs Theater.
Eine spezifische Ausbildung zur
Besteht die Bayerische Theaterakademie streng genommen nur aus August
Everdings Schreibtisch und den allerdings
Dramaturgin erscheint so gesehen als Para-
eben jetzt fast zureichend erweiterten und
dox, ein berufsbezogener Diplomstudiengang
restituierten Räumlichkeiten des Münchner
bei universalen Berufsvorstellung als ein Ding
Prinzregententheaters, so kann sie, was den
der Unmöglichkeit. Noch illusorischer wird
Studiengang Dramaturgie betrifft, die Res-
er, wenn Dramaturgie nicht als Integral vieler
sourcen des Theaterwissenschaftlichen Insti-
Theaterbelange, sondern als Stimulans von
tuts der Universität nutzen. Um den Preis
außen verstanden wird, die Dramaturgin pro-
einer Studien- und Prüfungsordnung, die in
duktiv vor allem durch das Wissen und die
allen wesentlichen Punkten von den Rahmen-
Erfahrung, die sie von jenseits des Theater
bedingungen der Universität und nicht den
einbringt. Als die Leipziger Kollegen Ende
Erfordernissen einer Kunstakademie bestimmt
Januar ihr Lehr- und Forschungsprogramm
ist. Die offizielle Bezeichnung des Diplom-
vorstellten, gerieten sie in eine Kontroverse
Studiengangs Dramaturgie "an der Ludwig-
mit einigen Dramaturgen, die meinten, es sei
Maximilians-Universität im Rahmen der
eine wichtigere Berufsqualifikation, sich in
Bayerischen Theaterakademie" drückt das
DRAMATURG 2/961 Seite 18
1
·1
1
1
1
1
1
·el ca\1
D9,u((\'lleli'.;Jl
\,!!
~·"men
1
Im
Eduardo Manet
1
JUI
1
dEA' zs, ~ktßber '96 ln Wien
Monsreur Lovestar
Fl
und sein Nachbar vom ur
1
1
Michai/ UP'@prow
.
I!Y:s . .ftp!f!'S7 !nAf~a-"
O
le grunen , '
Wangen des AIJriJ
1
1
Agne=i...Jaoui
.
Jean-t-'terre
Bacrt
Se)!Ternber '97 ln Ce!le
1
Famrlienbande
1
~Eil·
1
1
1
1
1
1
1
1
DRAMAIURG
2}96 1 Seite 19
1
Anhängigkeltsverhältnis aus. Den "Dipi.-Dra-
zwei garantierten 5-8-wöchigen Prakf1ka
mat. Univ." verleiht kenntlich die Universität,
an den staatlichen Bühnen. Dazu kommen
die Prüfungen sind rechtlich ihre Domäne, die
die Kooperationsangebote einerseits in den
Zulassung zum Dramaturgie-Studium erfolgt
unterschiedlichen künstlerischen Sparten und
über Nu merus-Cia usus-Auswa h lverfa h ren
Disziplinen (Schauspielunterricht, Sprecher-
(Abiturnoten und Wartezeit) und nicht über
ziehung, Bühnenbild, Light Design u.v.a.m.).
eine künstlerische Aufnahmeprüfung von sei-
andererseits in der theaterwissenschaftli-
len der Akademie nach Maßgabe der Bega-
chen Forschung. Zwischen Grundstudium und
bung und Motivation zum Theaterberuf des
Hauptstudium ist die Diplom-Vorprüfung in-
Dramaturgen. Auf den Zugang der Studieren-
stalliert, als deren besonders feiner Filter die
den hat die Akademie also keinen, auf den
halbstündige mündliche Prüfung gilt. Sie er-
Abgang nur begrenzten Einfluß. Kennzeichen
öffnet nach den 3- bis 5-semestrigen Exer-
eines rein universitär orientierten Studiums
zitien am Institut für Theaterwissenschaft
sind ferner die weitgehend obligatorischen
erst den eigentlichen, auch topographischen
"Nebenfächer", die Forderung des Latinums
Zugang zur Theaterakademie oder, bei Nicht-
und die Notwendigkeit, sich von Anfang an
bestehen, den glimpflichen, nicht unehren-
alternativ zwischen Schauspiel- oder Musik-
haften und ohne Zeitverluste möglichen
theaterdramaturgie zu entscheiden.
Übertritt in den Magisterstudiengang Thea-
Die Charakteristika der Dramatur-
terwissenschaft, der ja ebenfalls auf das Be-
gen-Ausbildung in München unterscheiden
rufsziel Dramaturg(in) ausgerichtet ist, nur
sich demnach nur in einigen schnell erläu-
vermutlich weniger empfehlende Bedeutung
terten Punkten vom bundesweit bekannten
hat.
traditionellen Magister-Studiengang Theater-
Die Funktionsfähigkeit und Autori-
wissenschaft. Die Dramaturgin muß zwar
tät der jungen Bayerischen Theaterakademie
alles können, vor allem aber lesen und sehen.
in all diesen Fragen ist noch unbewiesen. Es
Sie muß Stücke (oder andere Texte) als ln-
wird auf die integrierende Kraft ihrer Veran-
szenierungsvorgaben lesen können, und sie
staltungen und den Willen zur Zusammen-
muß in Theaterproduktionen das künstlerisch
arbeit all ihrer Lehrer und Studierenden an-
Entscheidende und Wirkende sehen können,
kommen, ob sich auch der Diplom-Studien-
um mit ihren Lesarten überhaupt am Ziel und
gang Dramaturgie bewährt, ob er Theorie und
bei ihren Partnern anzukommen. Das halten
Praxis wirklich zusammenführt zur Ausbil-
die Konstrukteure der Studienordnung für
dung des theatralen uomo universale, der
Iehrbar, zumindest trainierbar. Deshalb sind
Dramaturgin. Sie müßte und könnte geradezu
Dramenanalyse und Inszenierungsanalyse die
das Symbol des Kooperationsmodells Theater-
zentralen Übungsaufgaben (je zwei Seminare
akademie sein.
mit Hausarbeiten). Darüber hinaus aber ist
der Studiengang vollgepackt mit allen Lehr-
Prof. Dr. Günther Erken lehrt im Diplom-
angeboten der Theaterwissenschaft und vie-
Studiengang Dramaturgie für Schauspiel oder
len künstlerischen Schnupperkursen der Thea-
Musiktheater (Ludwig-Maximilians-Universität)
terpraxis.
der Bayerischen Theaterakademie im Prinz-
Die quantitative Belastung und
starke Verschulung im Grundstudium (12 Leistungs- bzw. TeilnahmenachweiseL im dem
zudem die additive Ableistung des Speziellen
und Peripheren die Beschäftigung mit den
Kernfragen der Dramaturgie zu überwuchern
droht, werden im Hauptstudium kompensiert
und geradezu "belohnt" durch die Teilnahme
an mindestens zwei Akademie-Inszenierungsprojekten und an den regelmäßigen Workshops prominenter Theatermacher und die
DRAMATURG 2/96
I Seite
20
regententheater.
SPIELPLAN DRAMATURGIE
Wie findet man neue Autoren?
Ulnch Khuon
Die Literatur habe, fast so sehr
verweigern diesem Kanon die Gefolgschaft.
wie das Theater, die Definitionsmacht in
Unter ihnen tobt ein besonders überflüssiger
den Debatten der Öffentlichkeit verloren, so
Streit. Die Positionen lassen sich wie folgt
lautet die schonungslose Analyse Wolfram
beschreiben.
Position 1: Es gibt wunderbare neue
Schüttes anläßlich der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, Nichts ins Theater gehen
Texte, sie werden von den Regisseuren aber
ist schick und erbringt preiswerten Applaus.
nicht sorgfältig und demütig genug in Szene
Da treffen sich dann Hellmuth Karasek,
gesetzt. Klaus Völker, der überall den Verfall
Marcel Reich-Ranicki und Harry Rowohlt
gediegener Handwerklichkeil wittert, ist ein
in trauter Eintracht bei der feinen Pointe:
Exponent dieser Verzweiflungstendenz.
Position 2: Die wahren Schöpfer
"Ich bin reaktionär. Mir gefällt es, wenn ich
sind die Produzenten. Texte sind Katalysato-
kapiere, worum es geht".
Die Theaterleute hören's betroffen
ren. Materialien, die die wahren Schöpfer
und geben das Gejammer weiter. Entweder ist
anregen können, nicht mehr. Matthias Pees
die zersplitterte, sich auflösende Gesellschaft
ist zu dieser fruchtbringenden Erfahrung zu-
höchst persönlich an der Misere schuld oder
rückgekehrt, nachdem er sich durch Hunderte
die vielen neuen Medien oder die Tragödie
von neuen Stücken hindurchgelesen hatte.
Die erste Position, die auch von
mit den Gegenwartsautoren, die es nämlich
Theatermachern eingenommen wird, die vor
leider nicht gebe.
Dabei fiel es zu keiner Zeit beson-
zwanzig Jahren an keinem Klassiker vorbei-
ders schwer, nachzuweisen, daß es nur wenig
kamen, ohne ihn neu zu befragen und aufzu-
Brauchbares an neuen Stücken gibt. Diese
brechen, krankt daran, daß es jene dienende,
Gespensterdiskussionen brauchen wir also gar
demütige Haltung, die sie fordern, einfach
nicht zu beginnen. Es käme vor allem darauf
nicht gibt und noch nie gegeben hat. Insze-
an, das wenige Brauchbare zu entdecken.
Javier Marias gegen Dostojewski
ins Feld zu schicken, um dann blauäugig
festzustellen, wie toll Dostojewski war, mag
Joachim Kaiser für erkenntnisfördernd halten,
nieren ist immer Interpretation und erfolgt
nach wie vor in der Auseinandersetzung mit
dem Text.
Die zweite Position steht für einen
bestimmten Weg, aber eben nur für einen,
und schon gar nicht für den alleinseligma-
Die Pointe bleibt dünn.
Die deutschen Theater sind mit Hil-
chenden. Zum einen gibt es zu wenige Regis-
fe ihrer Spielpläne wechselweise damit be-
seure mit der von Pees eingeforderten ori-
schäftigt, Stücke zu entdecken, wiederzuent-
ginären Kraft, zum anderen ist auch bei ihnen
decken, auszugraben oder zu pflegen. Augen-
die Gefahr festzustellen, daß sich ihre szeni-
blicklich liegt der Schwerpunkt eindeutig
sche Sprache erschöpft und repetiert.
beim Pflegen. Ein aktueller deutscher Durchschnittsspielplan sieht ungefähr so aus:
Peer Gynt- Molly Sweeney- Kabale und Liebe - Andorra - Warten auf Godot-
So lapidar es sich anhört, die Reibung zwischen Regie, Text und Ensemble wird
das wesentliche Element des Theaters bleiben
und kann nicht durch grundsätzliches Weg-
Was ihr wollt- lthaka- Minna von Barnhelm
lassen eines dieser Elemente gelöst werden.
- Der gute Mensch von Sezuan. Pflege also,
Dennoch angesichts der heillosen Flucht-
wohin man schaut. Pflege der Klassik, Pflege
bewegung Vieler hin zur konventionellen
der modernen Klassik und der irgendwie er-
Dramaturgie, d.h. zur Zurückeroberung des
warteten oder gängigen Moderne. Wenige
Publikums mit Hilfe von Wohlverhalten, also
DRAMATURG 2/96
I Seite
21
resignativer oder zynischer Mutlosigkeit, an-
genial und das Stück fatal, oder aber beides
gesichts dieser Tendenz, kommt einem der
furchtbar.
Furor von Völker und Pees schon wieder sympathisch vor.
Gegenwärtig drängt sich der Eindruck auf, daß die einen überhaupt keine
Was das Entdecken neuer Autoren
angeht, so scheint mir eines wichtig, es funk-
neuen Stücke lesen und die anderen so viele,
daß sie ihnen schon wieder zum Hals heraus-
tioniert nicht systematisch. Wer zu viele
hängen. Dabei läge manches Gute so nah.
neue Stücke liest oder lesen muß, verzweifelt.
Wenn es eine höhere Gerechtigkeit gäbe,
Robin Detje und Reinhardt Stumm haben
würde nämlich anstelle der blutleeren Psy-
anläßlich der hannoverschen Autorentheater-
cheparabel .. Molly Sweeney" allüberall Josef
lage so eine Erfahrung gemacht. Ich würde
Haders und Alfred Dorfers furiose Groteske
zu einem pragmatischen Vorgehen raten, das
.,Indien" gespielt und Dea Lohers Auseinan-
heißt, nur so lange zu lesen, bis man einen
dersetzung mit dem Terrorismus in .. Levia-
Autor gefunden hat, für den man sich begei-
than" und erst recht ihr Erstling .,Oigas
stern kann und den man dann durchsetzen
Raum" nachgespielt. Anstelle des sicherlich
will bei der Öffentlichkeit, den Regisseuren
trefflichen Pubertätsschlüsselwerks .. Frühlings
und dem Ensemble. Dann sollte man seinem
Erwachen" von Frank Wedekind müßten ein
Autoren oder natürlich seiner Autorin eine
Dutzend deutscher Bühnen in der nächsten
Zeit lang die Treue halten und vor allem nicht
Spielzeit Katharina Gerickes .. Maienschlager"
erwarten, daß die Kritiker sich dafür begei-
zur Aufführung bringen. Schließlich müßte
stern. Diese neigen nämlich dazu, entweder
auch Matthias Zschokke und sein wunder-
das neue Stück gut zu finden und die Insze-
bares stilles Sprachkunstwerk .,Der reiche
nierung schrecklich oder die Inszenierung
Freund" mehr als zwei Theater finden.
Bevor man also anheischt, das neue
Theater und das Gegenwartstheater schlecht-
Eileen Atkins
Djuna Barnes
Ernst Barlach
Max Reckmann
Lee Blcssing
Eric Bogosian
Janc Bowles
Caryl Churcbill
Peter Flannery
Curth Flatow
Herb Gardncr
Gert Heidenreich
Lillian Hellman
John Hopkins
Howard Korder
Lotte lngrisch
Ivan KHma
Larry Kramer
Raincr Lewandowski
Käthc Kratz
Craig Lucas
Doug Lucie
P•tckk M"b"
Ivan Mcnchcll
rC
Clare Boothe Luce
•
David Mamet
~~
John Osborne
Mact,.ux
Rona Munro
Artbur Wing Pinero
Rolf Schneider
Dirk Schorterneier
Michael Seyfried
Tom Stoppard
Ben Travers
Gero Troike
Arnold Wesker
Oscar Wilde
Dr. Krista Jussenhoven
Karolingerring 31 · 50678 Köln ·
e
(02 21) 31 33 11 · Fax (02 21) 32 56 45
DRAMATURG 2{96
I Seite
22
hin zu retten oder zu verdammen, wäre es
schon anregend und ermunternd genug, wenn
jedes Theater einen Autor oder eine Autorin
für sich entdeckt oder verficht. Reinhardt
Stumme hat deren vier geortet. Und selbst
Matthias Pees wurde fündig. Sein Tip: .. Der
Teufel kommt aus Düsseldorf".
Ulrich Khuon ist Intendant des Schauspiels
der Niedersächsischen Staatstheater Hannover.
STÜCKE VON MORGEN SCHON HEUTE IM
THOMAS SESSLER
••
BUHNEN-UND
MUSIKVERLAG
ENTDECKEN
UNDBELEBEN
IST UNSER PRINZIP
A-1010 WIEN- JOHANNESGASSE 12
TEL 0043-1-512 32 84- FAX 0043-1-513 39 07
DRAMATURG 2/961 Seite 23
PROGRAMM
DRAMATUß91E.
... •19
· · .· .· · ·.·.·9· · · .· .6·.
.
2 8 . 1l. t-IIEU")"E
l. 12.
- Wenn keine anderer
Orte angegeben is_t,
finden die
Veranstaltungen in
den Clubräumen der
Akademie der Künste,
Hanseatenweg 10,
10557--Berlin -statt. - ~
U-Bhf Hansaplatz
S-Bhf Bellevue
Bus 341/123
T•g"ngsbüro
während der T•g"ng
Telefon:
030-3oooo7-14
T•g"ngshotel:
ANTARES
Strescm,.nstr. 97-103
10963 Berlin
[gegenüber
M"t;n-Grop;"'-"'"l
Telefox:
Prolog
WIEWIRD MAN DRAMATURG?
was sollte .ein Dram~turg k~~p!!,~( · . ·. ···
Einleitender Reportvo~ Prof.D5: HeQning
Rischbieter: Entwicklung derZa~l und der
Eunktionen von .Dram~turg~ninden deutsEhsprachigenTheatem, • ... >'• ; .....
Prof. Dr. Günther Erken (Theaterakademie
München),Prof. Dr. PeteFil';i~b~l und
Dr. Anke Roeder (Hochsdh~f~Cfor Musikund
Theater Leipzig) stellen dje,ri~tenStudien1
gä nge ,Dramaturgie' v0 r. ,.- P,nif. pr, HansThies Lehmann (Frankfurt).•spricnt.über das''.
Gießener und Frankfurter Modell.yonpral(i~{
bezogener the<ü.erwissenschaftli.cher Aus" •.
bildung. - Prof. Dr. Joachim Fiebach (Humboldt-Universität) berichtet, was aus der
Dramaturgie-Ausbildung derJlDR geworden
ist. Dr. Ulri~~ Haß sprich(Ober die Dramac
turgie~Ausbildung an der FU~Berlin,
Anschließend: Treffen junger Theater.c ·
Dramaturgen. mi1: den Vorsta ndsmitg Iiedern
der Dramaturgischen
llschaft u.a.
030-261 50_ 27
gespielt werden?.Darstellung und kritische
Befragung der Spielplandramaturgie von einzelnen Theatern mit profilierten Spielplänen
nn•n,over Zusammenarbeit mit Autoren
Pc>~ilJms;disku~;sion mit Wolf Bunge (Freie
Magdeburg), lrma Dohn
~crJausplel Bonn), Michael Huthmann
@•:rs~ich:sisc:he:s Sltaatstl1eater
Hannover),
""'""r"''' Schauspielhaus
Entwicklungsinstanz oder
Vermittlungsagentur?
Einleitung und Moderation:
Peter Back-Vega (Vereinigte B.ühnen Wien)
Podiurnsdiskussion mit Marion Victor (Verlag
derAutoren,iFrapkfurt), Jan Bansemer
(Nyssen EI: Bansemer, Köln), Susanne Rödel
(h~nschel Sch~ll~piel, Berlin), Corinna Brocher
'(Röl'iohlt, Reinbek), Bernd Schmidt (KiepenAngela Kingsford Röhl (Litag
Bremen); Jochen Ziller (Drei
Telefon:
030-254 16-0
U/S-Bhf
Potsd•mer PI",/
Anh•lter B•hnhof
""' 341
Für Tagungsteilnehmer~
DM 1oo,-/EZ
DM 130,-/DZ
Die ve"n'"""ngen
,;nd öffen!Hch.
TeH.,hme-Anmeld"ngen sind n;cht
erfo,derlkh.
Schumannstraße 13 a, Ber/in-Mitte
BERLINISCHE DRAMATURGIE 1:
SCHAUSPIELTHEATER
Oder: Was spielen die Berliner SchauspielTheater, was solltfn··si_e __ spie_l~_n? ;§-pieJe_n
sie.zusammenoder gegeoeinanlferi
Einleitung und kri1:i~qbe(Blkk aUf den Berliner Schauspiei~Gesämtsjlielplan: PrÖf.Klaus
Völker (Ernst-BuschcHochschule Berlin)
anschließend Podiumsdiskussion mit den
Berliner Theaterleitern/"dra matu rgen:
Gerhard Ahrens (Schaubühne), Stefan Bachmann (Theater Affekt), Matthias Lilienthai
(Volksbühne am Ro~a-Luxemburg Platz),
Horst-H. Filohn (Renaissance Theater).
Thomas Lan~hpff (Deutsches Theater),
Bernd Wilms (Maxim Gorkf Theater),
Dr. CariHegemann (Berliner Ensemble) u.a.
Moderation:
Dr. Manfred Beilharz (Schauspiel Sonn)
O_RAM_ATU.RG. _2/96
I. Seite
24
ln Arbeitsgruppen diskutieren die Autoren
Wernerßuhss, Guido Koster u.a. mit Dramaturgen und anderen Teilnehmern des Symposiums ü.ber ihre neuen Stücke:
Guido Koster_: __ ,Nachklang. Deutsche-Facetten'
Drei"Ma'sken Verlag <V 0_89--:22 51 46
W'erner Buhss·(;friedricll Gl-imm·. Ein Weg'
henschel Schauspiel Cl>· 030-448 43 36
Teilnahmevoraussetzung ist die Kenntnis der
ausgewählten Theaterstücke.
ca. 17.30 Uhr: Berichte aus den Arbeits-
BERLI.NISCHE DRAMATURGIE II:
MUSIKTHEATER
Oder: Was spielen die Musik-Theater, was
sollten sie spielen? Spielen sie zusammen
oder gegeneinander?
Einleitendes Referat und Moderation:
Beilharz (Schauspiel Bann/Biennale Bonn)
Bernd Feuchtner (Opernwelt)
Podiumsdiskussion mit Res Bosshart
Podi.umsdiskussion mit den Berliner Musik-
(Kampnagel Hamburg), Hannah Hurtzig
theaterleitern (bzw. deren Vertretern)
(Theater der Weit Dresden). Renate Klett
Helmut Baumann.(Theater des Westens).
(Weit in Basel), Thorsten Maß (Berliner
Prof. Götz Friedrich (Deutsche Oper Berlin),
Festspiele GmbH), Tom Stromberg (bisher TAT
Rene Kollo (Metropol Theater), Prof. Harry
Frankfurt a.M., zukünftig Expo 2000)
Kupfer(Komische Oper Berlin), Georg Quander
Ort: Cafe im Uteraturhaus, Wintergarten,
Fasanenstraße 23
THEATERLEUTE IM GESPRÄCH
Darstellung und.kri.lische Befragung der
produktionsdramatischen Arbeit von Thirza
UND ,SPAREN, VERWALTEN, ABWICKELN'
Bruncken (Düm:ldorfer Schauspielhaus),
Theater im Kontext von Kulturkonzepten
Dr. Stefanie Carp (Deutsches Schauspielhaus,
und Kulturpolitik
Hamburg), Matthias Lilienthai (Volksbühne
Einleitendes Referat und Moderation:
am Rosa Luxemburg Platz, Berlin), Giesela
Renate Wolf (Berlin)
Kahl, (Staatstheater Cottbus), Franziska Kötz
Podiumsdiskussion mit Nele Hertling
(freie Dramaturgin, zuvor Schaubühne am
(Hebbei-Theater, Berlin) Margrit Hohlfeld
Lehniner Platz), Stephan Müller (Theater am
(Podewil, Berlin), Hedda Kage (Stuttgart),
Neumarkt Zürich)lars-Oie Walburg (Theater
Priv. Doz. Dr. Barbara Panse (Berlin)
Affekt), Hermann Wühdrich (Schauspiel Bonn)
I Bonn)
DER DRAMATURGISCHEN GESELLSCHAFT
PRODUKTIONSDRAMATURGIE:
Dramaturgische
Gesellschaft (DG}
II. MUSIKTHEATER
PU BLI KU MS DRAMATURGIE
Geschäftsstelle:
Einleitung und Moderation:
ODER ÖFFENTLICHKEITSARBEIT?
Tempelherrenstraße 4
Dr. Manfred Beilharz (Schauspiel Bonn) -
Wie treibt man die Leute ins Theater?
10961 ßerlin
Podiumsdiskussion mit Dr. Andreas Backöfer
Einleitendes Referat und Moderation:
Telefon:
(Theater Greifswald), Dr. Paul Esterhazy
Prof. Dr. Henning Rischbieter
030;.693 24 82
(Staatstheater Darmstadt), Albrecht
Podiumsdiskussion mit Kirsten Hehmeyer
Telefax:
Puhlmann (Theater Basel), Sergio Morabito
(Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz,
030-693 26 54
Berlin), Michael Kliefert (Städt. Theater
E-mail:
Chemnitz). Dr. Klaus PierwoB (Bremer Thea-
[email protected]
PRODUKTIONSDRAMATURGIE:
ter), Prof. Dr. Klaus Siebenhaar (Prof. für
http://www2 . .,.h"-bedin.
111. TANZTHEATER
Kommunikationswissenschaft und Berater des
Intendanten des Deutschen Theaters, Berlin)
de/inside/theater/dg/
Einleitung und Moderation: Manfred Weber
(Kieist-Theater Frankfurt/ Oder)
Gesohäftsführ"ng:
ute Kiehn
Podiumsdiskussion mit Dr. Theresia Birken-
THEATER UND NEUE MEDIEN
hauer (dramaturgische Mitarbeiterin von
Einleitung und Moderation: Ute Kiehn
Vorstand:
Reinhild Hoffmann), Raimund Hoghe (drama-
Präsentation der Projekte: ,Theater im Inter-
Manfred Beilharz
turgischer Mitarbeiter von Pina Bausch).
net' mit Horst Konietzn
Dirk Seheper (Akademie der Künste, Berlin),
a Medienlabor
(Vorsitzender)
München e.V.; ,Improvisation Technologies'/
Renate Wolf
Johann Kresnik (Volksbühne am Rosa-Luxem-
William Forsythe mit Volker Kuchelmeister,
(Ste llvertreteri n)
burg-Platz, Berlin), Marianne van Kerkhoven
(Brüssel)
Zentrum für Kunst und Medientechnologie
Peter Back-Vega
Einleitung und Moderation: Dr. Manfred
DRAMATURG 2/96
I Seite
25
Karlsruhe u.a.
Kari.;.Hans Möller
Mit freundlicher Unterstützung
Henning Rischbieter
der GATE GmbH, Berlin
Michael Schindhelm
Programmänderungen vorbehalten
Manfred Weber
Das Theatermagazin, das alle zwei Monate erscheint. Diskussionen mit Theatermach~us
Ost und West, Nord und Süd. Berichte aus allen Genres der darstellenden Kunst. ~n
durch bekannte und unbekannte Theaterlandschaften. Auf der Suche nach Alternativei/A!m
Stadttheater. Mit Stückabdruck, Jahresabo: 68 DM. Das Theatermagazin, das alle'fll!!lvei
erscheint. Diskussionen mit Theatermachern aus Ost und West, Nord unrf~id.
Beric1~te aus allen Genres der darstellenden Kunst. Reisen durch bekannte und Wekannte Theaterlandschaften Auf der Suche nach Alternativen zum Stadttheatf/lllt1it
Stückabdruck, Jahresabo: 68 DM. Das Theatermagazin, das alle zwei Monate ers&flnt.
Diskussionen mit Theatermachern aus Ost und West, Nord und Süd. Berichte a~n
Genres der darstellenden Kunst. Reisen durch bekannte und unbekannte Theaterlan·ds<~har~n. Auf der Suche nach Alternativen zum Stadttheater.
Alternativen zum Stadttheater. Mit Stückabdruck, Jahresabo: 68 D/lf -~as
Theal'ertna,ga;<in, das alle zwei Monate erscheint. Diskussionen mit TheatermacheVIus
Ost und West, Nord und Süd. Berichte aus allen Genres der darstellenden Kunst. FiJii,.en
durch bekannte und unbekannte Theaterlandschatten Auf der Suche nach AlternVfen
zum Stadttheater. Mit Stückabdruck, Jahresabo: 68 DM. Das Theatermagazin, das alle
zwei Monate erscheint. Diskussionen mit Theatermachern aus Ost und West, Nor~d
Süd. Berichte aus allen Genres der darstellenden Kunst. Reisen durch bekannte und
ekannte Theaterlandschaften. Auf der Suche nach Alternativen zum Stadttheate~it
Stückabdruck, Jahresabo: 68 DM. Das Theatermagazin, das alle zwei Monate ers
t.
Diskussionen mit Theatermachern aus Ost und West, Nord und Süd. Berichte aus en
T
.1.
••
MUSIK UND BUHNE
VERLAGSGESELLSCHAFT
M. B. H.
65183 Wiesbaden, Marktplatz 13
Telefax (0611) 37 21 56 Telefon (0611) 30 03 99
DRAMATURG 2/96
I Seite
26
DRAMATURGIE DER THEATERVERLAGE
VerlagsdramaturQie Entw1ckeln ode._r"Vermitteln? ·
Peter I:Sack-Vega
Es gibt mehr Verlage und Verleger
als vor zwanzig Jahren. Was ist ihr Impuls,
um ein eigenes Programm aufzumachen?
Wie profiliert sich das eigene Programm?
Über eigene Vorhaben, über die Angebote
der Autoren oder über die Nachfrage aus
den Theatern?
Der persönliche Kontakt zwischen
Verlag (Lektor) und Theater ist bis auf die
großen zentralen Häuser ziemlich verloren
gegangen. Wie und was wird angeboten?
Wie werden Autoren und Stücke nicht nur
angeboten, sondern betreut und entwickelt?
Wie werden Autoren entdeckt,
inhaltlich gefördert, und zu speziellen
Themen, Stilen, Bühnen hin entwickelt?
Wie wird der Autor durch die Verlage gegen
Peter Back-Vega ist leitender Dramaturg der
,Übergriffe' des Theaters geschützt?
Vereinigten Bühnen Wien und Vorstandsmitglied
der Dramaturgischen Gesellschaft.
Wie hat sich strukturell die Funktion der Verlage für die Theater in den
letzten Jahrzehnten verändert?- Führt die
Agenturfunktion des Verlages über die Dramaturgie oder öfter über einzelne Regisseure
bzw. Intendanten?- Werden nur mehr Optionen und Verträge gewechselt, oder Aufträge,
auch ,Suchaufträge' gegeben?
Wie ist die kulturpolitische Situation der Verlage, welchen Stellenwert können sie sich und dem Autor in der heutigen
Kunstpolitik verschaffen? Welchen Einfluß
haben sie auf das, was gespielt wird?
Trotz allen Uraufführungseifers der
Theater- hat das Freie Theater womöglich
mehr Mut, hat es gar dem Autor und dem
Verlag mehr zu bieten, weil es selbst mit
ihnen Entwicklungsarbeit leistet? Werden
solche ,Treffer' (nicht nur Werner Schwab)
nachgespielt und aufgewertet?
DRAMATURG 2{96 [Seite 27
DRAMATURGIE MIT AUTOREN
1. KJ e i st- Fö r d e q~ r e i s
für JUnge Dramatiker
Der Preisträger des vom Kleist
Theater und der Dramaturgischen Gesellschaft Berlin 1996 erstmals vergebenen Kleis!
Guido Koster
Berliner Theaterabend
Wat denn, zwanzig Mark für- also früher,
Förderpreises für junge Dramatiker ist Guido
Frollein, da haben wir doch nichts bezahlt. Ist
Koster. Der in Berlin lebende Autor wurde für
ja auch ein richtiges Buch, Erna, ich hab doch
sein Stück ,Nachklang. Deutsche Facetten'
det Kleingeld nicht. Ja, ja Frollein, wir nehm'
ausgezeichnet.
so ein Programmbuch, bitte sehr, danke
schön, nee, kein Trinkgeld, Reihe siebzehn, ja,
ja, 'tschuldigung, 'Tschuldigung, 'tschuldigung, 'tschuldigung - war doch sonst nie so
voll, na, ich würd' ja auch schon lange nicht
mehr in ein Theater, hätten wir nicht det
Abongemang von deinen Eitern geerbt, Erna,
'tschuldigung, nu treten Sie mir doch nicht
auf die Füße! Unerhört, wat hier getreten
wird. 26 und 37, iss ja nicht gerade Mitte, nu
setz dich doch hin, Erna. Ah, Völkers sind
auch da und wat wird gegeben? lbsen? Nee,
den hatten wa doch letzte Woche. Gott, war
der saal da schön leer, da konnste mal so
richtig die Beine ... also früher: Titel, Dichter,
Schauspieler, da hat man doch gleich gewußt,
da war noch Bumms hinter. Pause und dann,
also heute trink' ich keinen sekt. Immer det
Guido Koster
und Werner Buhss
Am 22. Oktober übergab Manfred
Sodbrennen nach der Pause. Guck mal, Nagels
Weber, Intendant des Kleis! Theaters und Vor-
sind auch da. Natürlich wieder auf den teuer-
standsmitglied der Dramaturgischen Gesell-
sten Plätzen. Na, haste gesehen, Erna, Völkers
schaft, den Preis im Rahmen der 6. Kielst-
und Nagels grüßen sich wieder, wo· steht
Festtage in Frankfurt/Oder. Die Laudatio
denn hier der Autor? Det ganze
hielt Jury-Mitglied und Autor Werner Buhss.
Programmbuch voll mit Philosophie, Lakang,
Der Preis ist mit DM 15.000,- dotiert und
nie gehört. Nu huste noch 'mal richtig, Erna,
wird in Zukunft alljährlich zu den Kleist-Fest-
nicht daß du mir wieder rausrennen mußt wie
tagen in Frankfurt/Oder vergeben. Im Rah-
vorletzte Woche bei Strindberg. Gott war der
men der Jahrestagung der Dramaturgischen
saal beim Strinberg schön leer. Nicht ganz so
Gesellschaft wird den Theaterdramaturgen
leer wie beim Hebbel, aber nee, nee, det war
die Möglichkeit gegeben, den jeweiligen
Hebbel, der mit dem Kartoffelsalat. Nu setzen
Preisträger und seine Theaterstücke näher
Sie sich doch hin! Unverschämtheit, wie soll
kennenzu Iernen.
man denn hier die Bühne sehen, wenn so ein
Riese, nee, ick find den Autor nicht aber guck
mal hier: wunderschön geschrieben, Erna.
,Ein Stück, aktueller denn je: Hat er doch
schön geschrieben. ,Erschien es uns wichtig,
gerade heute, wo das Theater seiner Verpflichtung als INstanz einer-' Na endlich,
DRAMATURG 2/96
I Seite
28
Rowohlt
da kommen Rischbieters, dachte schon, sie
hätten ihr Abongemang gekündigt, wundern
tät's mich nicht, so wie det allet den Bach,
Theater Verlag
Fokauld, noch ein Philosoph, wat hat denn
der mit dem Autor zu tun? Wie, der kannte
alle? Fokauld kannte die alle? Ja, ja stimmt,
beim Hebbei und beim lbsen stand der auch
im Programmbuch und den Autor heute?
,Aktueller denn je ... Brisanz ... in der politischen Auseinandersetzung ... guck nicht hin,
Erna, den grüßen wir doch schon lange nicht
mehr ... muß das Theater in einer Zeit radi-
Schauspielhaus Hamburg
Nordhausen
Düsscldorfcr Schauspielhaus
Nationaltheater Mannheim
Deutsches Theater Berlin
Modernes Theater München
kaler Sozialeinschnitte und politischer Ausgrenzversuche ein Sprachrohr der Schwachen
und außenseiter... Die Standortbestimmung
Deutschlands darf nicht allein denen .. .'
Na, hier steht ja der Name des
Autors. Gleich zwei auf einmal. Arnold und
Bach. Da kann ja nichts schiefgehen. Haste
gesehen, Rischbieters drohen Völkers, na,
Klaus Pohl
det wird een Abend, aber mir isses ja egal,
Hauptsache ick bekomm keinen Kartoffelsalat über. N'abend, Gott sehen Langhaffs
schlecht aus.
Festival d' Automne
Gesetzes
Karlsruhe
Martin Crimp, Ralf Ho•chh,~if,,
Howard Barkcr, Tom Kempinski,
HervC Guibcrt, Christoph Klimke,
Alan Ayckbourn, Rene Pollesch,
David Greig, Chris Ohnemus,
Romuald Karmakar/Michael Farin,
Lars NorCn, Sarah Kane
Rowohlt Theater Verlag
Hamburger Straße 17,21462 Reinbek
Telefon 040 7272 270, Fax 040 7272 276
DRAMATURG 2/96
I Seite
29
PRO DU KTIONSDRAMATU RG I E
M USI KTH EATER
Anm~rkun~en zu emer
Musikthea erdram.aturqie heute
Al recht Puhll'hann
Die Geschichte der Oper ist zu
der ihrer Interpretation geworden. Neues
Hier hat eine Operndramaturgie ihre erste
Aufgabe.
erwächst aus der Befragung des Alten. Der
Vielfalt oder gar das Aufeinander-
Vorstellungsbegriff ,absoluter' Modernität
prallen unterschiedlicher Erzählweisen stehen
wurde abgelöst von dem noch vor einigen
für die Lebendigkeit der Reproduktionskunst
Jahren fragwürdigen Begriff einer "zeitlosen"
Musiktheater- sind die Kriterien von Genau-
Modernität. Eine Kategorie, die die Stücke der
igkeit und Ernsthaftigkeit bei der Erarbeitung
gesamten Opernliteratur seit 1600 bis heute
gewährleistet. Auch dafür hat die Dramatur-
umfaßt und sie nach ihrer Substanz und nicht
gie eines Opernhauses einzustehen. Respekt
nach dem Entstehungsdatum beurteilt. Ori-
vor dem ,Werk' ist eine Bedingung, die sich
ginell und originär ist nicht mehr allein das
auch mit Respektlosigkeit erreichen läßt. Was
Werk, sondern die Lesart, die zur Aufführung
,Werktreue' dabei heißt, hat Glenn Goulds
gelangt. Jedes neu erarbeitete Stück des
Bachspiel maßtabsetzend für andere repro-
Opernkanons erfährt (im Selbstverständnis
duzierende Künste gezeigt: Auch grandiose
und Anspruch wie im Wunsch nach Öffent-
Einsamkeit erhellt. Und kann ein Stück zur
lichkeit der Produzenten) eine Uraufführung.
Kenntlichkeil entstellen.
Die Vielfalt der Blickwinkel auf
Oper wird zu einer einzigartigen
die alten stücke (von zeitloser Modernität)
Anthropologie unseres späten Jahrhunderts
ist das Kapital der Operntheater heute - in
da, wo man sie nicht durch Unverbindlichkeit
inhaltlicher und szenischer Hinsicht.
ihrer Inhalte beraubt. Daß Oper stattfindet,
Die Rekonstruktionsbemühungen
reicht nicht mehr aus. Deutlichkeit der
der historischen Aufführungspraxis haben bei
Haltung als Dienst an den Zumutungen der
den Opern von Gluck und Mazart eine Thea-
Stücke.
tralik freigesetzt, von der die Szene profitieren kann und muß - gleichzeitig wurde der
Albrecht Puhlmann ist Operndirektor
Spielplan (als Stückekanon) aus dem engen
am Theater Basel
Korsett befreit, das von 1780 bis 1920 (von
Mazart bis Strauss) reichte. Jedenfalls ist die
sogenannte Barockoper nun nicht mehr nur in
deformierter Gestalt als bearbeitete denkbar.
Der notwendigen Erweiterung des
Spielplans ,nach vorn' entspricht eine nach
hinten - und Monteverdi oder Rameau sind
nun unsere Zeitgenossen, wie es das Sprechtheater von Shakespeare oder Meliere behaupten könnte.
Die Kategorie einer ,zeitlose Modernität' schließt das Bekenntnis zum Regietheater in der Oper notwendig ein. Nur eine
genauegedankliche und intellektuelle Vorarbeit (z.B. welcher Regisseur welches Stück
mit welchen Sängern erarbeiten sollte) vermag das freizusetzen, was der andernfalls
ungeschichtliche Begriff Modernität meint.
DRAMATURG 2/96
I Seite
30
PRO DU KTIONSDRAMATU RG I E
TANZTHEATER
Tanz- Theater-Dramaturqie
Manfred Webe!'"
.,Eine rein textgemäße oder lineare
Dramaturgie gibt es augenblicklich sowohl im
Da wo kein Libretto als Grundlage des Tanztheaterabends dient, wird der Tänzer in der
Theater als auch im Tanz oft nicht. Drama-
Improvisation zum Co-Autor. Ebenso zeit-
turgie heute ist unter anderem: puzzeln, mit
genössiche Komponisten, Bühnenbildner und
Komplexität gehen lernen."
bildende Künstler, die Formen des Tanzthea-
Marianne van Kerkhoven
ters nachhaltig geprägt haben. Neue Stückformen, neue ästhetische und dramaturgische
.,Im Theater der Pina Bausch ist das
Prinzipien, die Entwicklung einer eigenen
Bild ein Dorn im Auge, die Körper schreiben
Bild- und Körpersprache gehören zu den ent-
einen Text, der sich der Publikation verwei-
wickelten und mittlerweile gewachsenen
gert, dem Gefängnis der Bedeutung, Befrei-
Spielformen des Tanztheaters.
ung von Zwängen des Balletts, dem das
Stigma der Leibeigenschaft aufgeprägt ist.
Welche neuen Arbeitweisen der
Dramaturgie sind aus den neuen Produktions-
Nach dem Theater ohne Text, von Zadeks
weisen und multivisuellen Lesarten des Tanz-
Harnlet bis Steins Orestie ... eine neue
theaters hervorgegangen? Welche Impulse
Sprache, ein anderes Theater der Freiheit."
könnten sich für die Entwicklung einer ,kom-
Heiner Müller
plexen' Dramaturgie daraus ergeben? Bieten
die Erfahrungen und Methoden der Tanztheater-Dramaturgie Anlaß zu einer Neudefinition
der Funktion der Dramaturgie im Theater
überhaupt?
Wie lange kann sich das Tanztheater als innovatives Theater in den angegriffenen Strukturen und nach erfolgten Schließungen noch behaupten, da die Kulturpolitik
primär auf die Erhaltung der konservativen
Sparten und Ballette setzt?
Manfred Weber ist Intendant des Kleist
Theaters Frankfurt/Oder und Vorstandsmitglied
der Dramaturgischen Gesellschaft.
Das Tanztheater hat die Darstellungs- und Wahrnehmungsformen des Theaters revolutioniert, hat sich als eigene Kunstform emanzipiert. Auf seine spezifische Weise
hat es die Wirklichkeit kritisch befragt. Es
vollzog den endgültigen Bruch mit der Operettenfunktion des Balletts und der kulinarischen Präsentation von Ballettcompagnien
klassischer Prägung. Tanz-Theater-Choreographen sind nicht selten Choreograph, Dramaturg, Autor und Bühnenbildner in einem.
DRAMATURG 2/96
I Seite
31
PRODUKTIONSDRAMATURGIE
TANZTHEATER
Sehen oh_ne den Stift in der Hand
Marianne van Kerkhoven
"(..) Distanz ist oft mit dem inten-
bleiben für ihn/sie dennoch einige Konstan-
sivsten Gefühlszustand verbunden, in wel-
ten der Arbeit bestehen; so hat Dramaturgie
chem die Kälte oder Unpersönlichkeit, mit
immer etwas mit der Umsetzung von Gefühl
der et-was behandelt wird, das Maß für das
in Wissen zu tun und umgekehrt. Drama-
unstillbare Interesse ist, das ein Gegenstand
turgie ist die Grauzone zwischen Kunst und
für uns hat." Susan Santag
Wissenschaft.
4. Dramaturgie ist auch: die Leiden-
1. Der Versuch, über Dramaturgie
schaft des Blickes. Das Schauen als aktiver
im Tanztheater zu sprechen oder zu schrei-
Prozeß; der Dramaturg als erster Zuschauer.
ben, führt immer wieder zu derselben Verle-
Er/sie muß der etwas verlegene Freund sein,
genheit: das Gefühl, nach den Küchen-
der vorsichtig, die Worte abwägend, aus-
geheimnissen oder Rezepten von jemand
drückt, was er/sie gesehen hat und welche
anderem gefragt zu werden.
Spuren das hinterläßt; er/sie ist das ,Auge
2. ln der künstlerischen Praxis gibt
von außen', das ,unbefleckt' schauen möchte,
es keine feststehenden Verhaltensregeln oder
aber gleichzeitig genügend Ahnung von dem
im voraus gänzlich definierbare Aufgaben,
hat, was sich in der Innenwelt abspielt, um
auch nicht für den Dramaturgen. Jede Pro-
sowohl betroffen zu sein von dem - als auch
duktion entwirft ihre eigene Methode. Die
engagiert zu sein für das was geschieht.
Arbeit bedeutender Künstler erhält ihre Klar-
Dramaturgie wird von Zaghaftigkeit genährt.
heit gerade durch die Qualität der verwende-
5. Dramaturgie ist auch: bestätigen
ten Methode, durch das intuitive Wissen -
können und verneinen können im richtigen
zu jedem Zeitpunkt des Prozesses - wie es
Moment: wissen was, wann und wie man
weitergehen muß. Eine Fähigkeit, die ein
etwas sagt. Aus dem Bewußtsein der Verletz-
Dramaturg entwickeln muß, ist die Flexibili-
lichkeit der Bausteine heraus, aber mit dem
tät, um mit den von den Künstlern verwende-
Bewußtsein, daß es manchmal notwendig
ten Methoden umzugehen und parallel dazu
sein kann, auf das Bauwerk einzuschlagen.
auch eigene Arbeitsweisen zu entwickeln.
3. Welche - manchmal sehr prakti-
6. Es geht auch um den Aufbau
eines persönlichen Verhältnisses besonderer
schen und durchaus sehr unterschiedlichen -
Art, um das Führen von Gesprächen, die
Aufgabenbereiche ein Dramaturg im Laufe
einerseits sehr konkret sind - denn sie haben
eines künstlerischen Prozesses übernimmt, es
etwas mit dem Fortgang einer Praxis zu tun -
DRAMATURG 2{96
I Seite
32
und die andererseits das Geruhsame, ,Ver-
Iichen Notwendigkeit. Eines der wesentlichen
schwenderische' eines sehr persönlichen Kon-
Elemente dramaturgische Praxis ist daher:
das Anlegen eines Reservoirs an Material -
taktes in sich tragen.
7. Durch seine/ihre Schriften zu
auf allen Ebenen ,Wissen' ansammeln: lesen,
einer Produktion ebnet der Dramaturg den
Musik hören, Ausstellungen anschauen, Vor-
Weg, um die Arbeit an die Öffentlichkeit zu
stellungen sehen; reisen; Menschen und
bringen. Was er/sie schreibt, muß ,wahr' sein,
Denkbildern begegnen, leben/erleben und da-
das heißt, die Arbeit auf evidente, organische
rüber nachdenken. Die permanente Beschäf-
Weise beschreiben und auf ihrem Weg in ein
tigung mit dem Zusammenstellen eines
gesellschaftliches Leben begleiten, das oft
Gepäcks, aus dem zu jeder Zeit geschöpft
,destruktiv' in ihre Bedeutung eingreift.
werden kann. Behalten, was man in seinen
8. Dramaturgie ist manchmal auch
- man arbeitet ja in oder mit ,Gruppen' -
Koffern mit sich herumträgt und sich daran
im richtigen Moment erinnern.
11. Zwischen Theater- und Tanz-
psychologisches Vermitteln. Die Ausgangspunkte dafür sind jedoch nicht etwa in den
dramaturgie gibt es keinen wesentlichen
Techniken professioneller ,Fürsorger' zu fin-
Unterschied, auch wenn sich das gehand-
den, sondern eher in den belanglosen Moti-
habte Material durch seine Natur und durch
ven einer ,Freundschaft-in-der-Arbeit'.
seine Geschichte voneinander unterscheidet.
9. Dramaturgie ist ein endlicher
Hauptsächlich geht es um: die Bewältigung
Beruf. Der Dramaturg muß mit Einsamkeit
von Strukturen; die Aneignung eines Blickes
umgehen können; er/sie hat kein wirkliches
auf das Ganze; die Erlangung von Erkenntnis
Feld, gehört nirgendwo wirklich dazu. Die
darüber wie mit Material, von welchem Ur-
Arbeit, die er/sie macht, löst sich in der Pro-
sprung es auch ist - bildnerisch, musikalisch,
duktion auf, wird unsichtbar. Es gibt immer
literarisch, plastisch, filmisch, philosophisch
Frustrationen und doch muß der Dramaturg
usw. - umgegangen werden muß.
12. Eine rein textgemäße oder line-
nicht mit aufs Foto. Der Dramaturg ist kein
(eventuell: gerade kein oder noch kein)
are Dramaturgie gibt es augenblicklich so-
Künstler. Wer dieser dienenden - und doch
wohl im Theater als auch im Tanz oft nicht.
schöpferischen - Dimension nicht (mehr)
Dramaturgie heute ist unter anderem: puz-
gewachsen ist, hört besser damit auf.
zeln, mit Komplexität umgehen lernen. Diese
10. Dramaturgie heißt unter ande-
Handhabung der Komplexität erfordert den
rem: das Ausstatten eines kreativen Prozesses
Einsatz aller Sinne und vor allem: ein großes
mit welchem Material auch immer; das Assi-
Vertrauen in die Wege der Intuition.
milieren der ,ersten Ideen' zu einem Projekt
.,Es ist ein großer Unterschied,
und diese auch ,bewachen', sie also ab und
Aus: Theaterschrift
s-s/ Jan.
1994
zu in Erinnerung rufen; vorschlagen, ohne
einen Gegenstand ohne den Stift in der Hand
Entscheidungen aufzudrängen; Prüfsein,
anzusehen und ihn zu sehen, während man
Klangboden sein, das Mit-Ernähren der inner-
ihn zeichnet" Paul Valery
Jane Sirkin Oh pardon, schläfst du noch? aus dem Französischen von Beate Klöckner /1F -1M/
Michel Mare Bouchard Die verlassenen Musen aus dem kanadischen Französisch von Frank Heibert /3F- 1M/
Bernard Kops Call in the Night
aus dem Englischen von Frank- Thomas Mende /5F- 6M/
Carin Mannheimer Wer will, der kann aus dem Schwedischen von Hinrich Schmidt-Henkel /6F- 3M/
Franca Rame, Dario und Jacopo Fo Sex- aber mit Vergnügen! aus dem Italienischen von R. Chotjewitz- Häfner /1F/
Derek Jarman Edward II aus dem Englischen von Beate Klöckner /2F- SM/
Pierre Bourgeade Der Paß aus dem Französischen von Manfred Langner /1 F- 1M/
Don Delilto Der Tagesraum aus dem Amerikanischen von Frank Heibert /3F- 6M/
AVuerlag to re n
.
Stücke - international
dIe neue n
DRAMATURG 2/96
I Seite
33
Agentur
Bachmannstraße 2 . 60488 Frankfurt/Ma;n
Tel. 069/7893880 ·Fax 069/7893877
FESTIVALDRAMA TU RGI E
Festiva I als Wandef.zirkus
Sigrid löt ier
Es ist ein offenes Geheimnis, jeder
deren Produzenten werden nicht mehr- in
Kulturkonsument kennt es, jeder Teilnehmer
diesen Mängeln ist das heutige Festspiel-
an der "Erlebnisgesellschaft" ist sich dessen
Wesen verfangen.
bewußt: in der warmen Jahreszeit findet seit
Gleichzeitig scheinen Festivals
einiger Zeit auf der nördlichen Halbkugel eine
immer unentbehrlicher zu sein. Für die ver-
Einheits-Lustbarkeit statt, standardisiert und
anstaltenden Städte sind sie so etwas wie
ubiquitär- das Ideelle Gesamt-Festival. Es
kulturelle Aushängeschilder- als Standort-
versammelt an wechselnden Orten die immer-
Werbung, als Prestige- und lmagefaktor,
gleichen Reisekünstler mit ihren jeweiligen
unverzichtbar angesichts der zunehmenden
Reiseproduktionen. Je kostspieliger diese sind,
Konkurrenz der Metropolen untereinander.
desto umfassender muß die Allianz der zu-
Die smarte Stadt, die in dieser Konkurrenz
schießenden Festivals sein, um sie zu ermög-
mithalten will, muß sich als spezielle Erleb-
lichen und um sie sich leisten zu können.
nis-Offerte für ihre urbanen Freizeit-Flaneure
Ein Beispiel: Zu Robert Lepages "Hiroshima"-
ein Festival leisten, auch wenn sie es sich
Projekt, das im September bei den Schloß-
nicht leisten kann. Aus diesem Dilemma zwi-
festspielen in Ludwigsburg gastieren wird,
schen Wettbewerbs-Logik, d"1e zur Profilie-
haben anderthalb dutzend Festivals rund
rung, und ökonomischer Vernunft, die zur
um den Globus beigesteuert, von Tokio bis
Kooperation zwingt, ist das Hybrid das Ideelle
Gesamt-Festival in seiner prinzipiellen Aus-
Toronto.
Daraus folgt, daß jeder KulturFlaneur mit einigem Bewegungsdrang, mit
Euro-Ticket und normalentwickelter Spekta-
lauschbarkeil hervorgegangen -jeder hat
sein Festival, aber jeder hat das gleiche.
Die Ausnahmen sind Bayreuth und
kel-Libido damit rechnen kann, irgendwo über
Salzburg. Die Festspiele von Bayreuth und die
"Hiroshima" zu stolpern, sei's in Dresden,
von Salzburg als die beiden renommiertesten
Barcelona, Aarhus, Wien oder Edinburgh. Da-
und ältesten unter den Groß-Festivals haben
raus folgt ferner, daß diese zwischen Amster-
sich, wie auch ihr fortdauernder Medien-
burg und Ludwigsdamm nomadisierenden
Appeal und ihr ungebrochenes Besucher-
Zirkulations-Produkte zur steten Uniformie-
Prestige belegen, als Hochaltäre der Hoch-
rung des Ideellen Gesamt-Festivals beitragen.
kultur behaupten können. Beide sind das
Dank der Omnipräsenz der immergleichen
Gegenteil von Allerwelts-Festivals, beide
Markenartikel der Kulturindustrie wird der
haben sich - weitgehend, auch wenn nicht
internationale Festival-Markt immer gleich-
vollständig -von den Zirkulationszwängen
förmiger, immer einheitlicher und einfältiger.
der üblichen Festivalitis freigehalten. Sie
Das ist das Elend der Festivals, ihre
haben sie zumindest unterlaufen und, siehe
Dilemma und ihre Logik. Das Ideelle Gesamt-
Salzburg unter Gerard Mortier, in originelle
Festival ist das paradoxe Resultat außer
programmatische Zusammenhänge eingebun-
allerlei Widersprüchen: Aus der Inflation der
den und damit als Besonderheit legitimiert.
Festivals, immer noch einer europäischen
Beide arbeiten daran, ihre jeweilige Exklusivi-
Wachstumsbranche, bei gleichzeitiger Ver-
tät abzusichern, ihre Singularität zu bewah-
knappung der Kultur-Budgets und permanen-
ren und ihre herausragende Qualität zu be-
ter Steigerung der Nachfrage nach den Top-
weisen. Steht daher alles zum besten an der
Matadoren der Kunst. Diese sind immer eine
Salzach und auf dem Grünen Hügel? Strahlt
knappe Ressource. Der Markt wird größer, das
in Salzburg und Bayreuth der exquisite Festi-
Kapital wird weniger, die Qualitätswaren und
val-Glanz wie neu von alters her? Ist sie
DRAMATURG 2/961
Seite 34
unangefochten auf der Höhe der Zeit, die
jeweilige Einzigartigkeit?
So fragen heißt zweifeln. Wobei es
Bayreuth zugleich leichter und schwerer hat
Theater lesen!
Neu im Herbstprogramm
als Salzburg. Leichter, denn seine Singularität
liegt in seiner programmatischen Beschränkung auf der Wagner-Exegese als work in
progress. Schwerer, denn eine künstlerische
Stagnation fällt dadurch schneller auf- das
Etikett einer fortschreitenden WolfgangWagner-Agonie ist da gefährlich rasch auf-
Karst Woudstra
Das stille Grauen eines Wintertages in Ostende
Strand
Zwei Stücke
208 Seiten. Klappenbroschur. DM 28,··
Os 204,--/sFr. 26.--.ISBN 3-88661-172-8
geklebt. Nichts hat Bayreuth mehr zu fürchten als das Gerücht, anderswo gebe es aufregendere und zukunftsweisendere WagnerInszenierungen zu sehen als auf dem Grünen
Hügel.
Verglichen mit Bayreuth hat es
Salzburg ein bißchen schwerer, seine Besonderheit zu definieren. Da es sich als die ex-
Ein Stück über ein scheinbar idyllisches Sommervergnügen, ein rasend komisches Spiel von komplizierten Beziehungen, Intrigen und Eifersüchteleien, gefährlichen Liebschaften, aufgegebenen
Hoffnungen und verborgenen Sehnsüchten. ·Ein
leichtes, heiteres Gegenwartsstück über die Hölle
des Miteinander.• FAZ
klusive Mazart-Modellmanufaktur der Weit
nicht ausgeben kann und daher auch nicht
auszugeben braucht, liegt seine Exklusivität
einzig im Arrangement- im reizvollen Widerspiel von Mazart und Moderne und in der
überraschenden Kombination von Spitzen-
Wilfried Happel
Das Schamhaar I Mordslust
Zwei Stücke
118 Seiten. Klappenbroschur. DM 26,··
OS 190,--/sFr. 24.··. ISBN 3-88661-169-8
Matadoren der reproduzierenden Künste mit
bestimmten Kunstwerken. Salti plus Wernicke
plus Beethoven. Marthaler plus Schönberg
und Messiaen. Stein plus Raimund. Strawinsky plus lmmendorff. Wilson plus Büchner.
Gurrelieder plus Moses und Aron plus Abbado
plus Boulez. Solange Gerard Mortier Kreati-
·Am Kaffeetisch regiert die grelle, würgende Pein.
Sie muß unbemerkt bleiben. Die Scham hält den
Wahnsinn in Schach. Das Schamhaar markiert die
Grenze. Happels Stück ist noch in seinen Exzes·
senleise und gemein.•
Benjamin Henrichs, Die Zeit
vität im Ausdenken von aparten PrQgrammierungen anhält und seine Fortüne bei
deren Realisierung nicht nachläßt, braucht
man für den Glanz der Salzburger Festspiele
nicht zu fürchten. Allem hämischen Krisen-
Dea Loher
Fremdes Haus
84 Seiten. Klappenbroschur. DM 24,-·
OS 175,--/sFr. 22.··. ISBN 3-88661-171-X
gerede zum Trotz.
A""
SOdd'"'""' z'""" 9 "'· 193 ,
1996 ,
s. 4
in nur wenigen Jahren hat sich Dea Loher als eine
der sprachmächtigsten Nachwuchsdramatikerin·
nen im Bewußtsein des Publikums etabliert. Seit
ihren ersten Stücken wurden die ·beklemmende
Dichte• Ctazl, die •sprachlich brillant verknappten
Bilder• CSalzburger Nachrichten), die •präzise wie
harte• (Freitag) und
·fesselnde Sprache·
(Rheinische Postl gerühmt. Und die FAZ lobte in
Lohers Leviathan die •Wucht der Tragödie•.
Verlag der Autoren
DRAMATURG 2/96
I Seite 35
~
FE~TIVAlDRAMATU RG i E
erb i n d e t
i e Ku I tu r o de r t r e n nJ si e ?
chweq~un tthema 1m Rahmen
er
onner Bi~nnale eue ~tücke aus Europa
lrma Dohn
Vom 6. bis 16. Juni 1996 fand
am Schauspiel Bonn unter der künstlerischen
Begleitet wurden die Aufführungen
von einem umfangreichen Rahmenprogramm
Leitung von Intendant Manfred Beilharz, dem
- Roundtables, Lesungen, Symposien, -, in
Dramatiker Tankred Dorst und der Dramatur-
dem die eingeladenen Autoren der Stücke
gin Iris Laufenberg die Banner Biennale statt,
sowie die ,Paten' (insgesamt 60 an der Zahl)
die sich inzwischen als wichtigstes Festival
diskutierten und sich austauschten. Ange-
der europäischen Gegenwartsdramatik eta-
sichts der politisch brisanten Situation im
bliert hat.
,Pulverfaß' Ex-Jugoslawien gehörte das Thema ,Verbindet die Kultur oder trennt sie?' zu
den Schwerpunkten des Festivals. Die Dramaturgische Gesellschaft trat bei den Rahmenveranstaltungen als Mitveranstalter auf.
Im Folgenden wird ein Auszug aus
dem ersten Portraitgespräch mit Theatermachern aus Ex-Jugoslawien vom 7. Juni
1996 abgedruckt, das der leitende Redakteur
für Feature beim Deutschlandfunk, Heinz
Klunker, moderierte.
Heinz Klunker: Wir sitzen hier oben
und wollen nicht so tun, es gäbe es noch
Jugoslawien. Wir sitzen hier oben als Versprengte, als Waisenkinder vielleicht irgend-
eines Krieges, und wir sitzen hier oben, um
über eine Gegenwart zu reden, über die man
allzuwenig weiß und über eine Zukunft, von
der wir vielleicht hoffen, daß sie kommt oder
von der wir befürchten, daß sie kommt. ZuEin Schwerpunktthema der Biennale, auf der 24 Ensembles aus 20 Ländern
in der Originalsprache gezeigt und für das
erst ein Vorschlag von Kaca Celan zur sprachIichen Verständigung.
Kaca Celan: Ich wollte vorschlagen,
Publikum simultan übersetzt wurden, war die
daß alle Beteiligten Serbo-Kroatisch sprechen
Theatersituation auf dem Balkan. ln diesem
und nicht Bosnisch, Serbisch oder Kroatisch,
Zusammenhang wurde das elftägige Festival
die eigentlich eine einzige Sprache sind.
eröffnet mit ,Pulverfass', einem Stück des
Heinz Klunker: Gibt es da einen
27jährigen makedonischen Dramatikers Dejan
Widerspruch? Ich will durchaus noch hinzu-
Dukovski in einer Inszenierung des Jugoslawi-
fügen, daß diese Sprachentscheidung eine
sehen Schauspiels Belgrad. Nach dem Vorbild
nüchterne, sachliche und freundliche ist für
von Schnitzlers ,Reigen' hat Dukovski einen
unsere schnelle Verständigung und daß sie
,Reigen der Gewalt' geschrieben, der in Ser-
keine ideologischen Hintergründe hat.
bien Furore machte und in der deutschen
Presse sehr kontrovers diskutiert wurde. (Das
Stück wurde abgedruckt in Heft 7/96 von
,Theater heute'.)
DRAMATURG 2/96j Seite 36
(Die Beteiligten einigten sich auf
diesen Vorschlag.)
Wer die beiden Vorgänger-Biennalen erlebt hat, der weiß, daß diese exjugo-
slawischen Staaten ein Thema sind, über das
Einwurf aus dem Publikum:
wir immer wieder gesprochen haben, so daß
Es war doch ein Stück von Kovace-
wir bestimmte Grundannahmen und -Voraus-
vic, ,Der Profi', bei der ersten Biennale dabei,
setzungen der heutigen Situation nicht mehr
allerdings nicht im Original, sondern in einem
zu besprechen haben. Wir wollen also jetzt
Gastspiel aus Potsdam
Heinz Klunker: Dann haben wir hier
keine Nostalgie pflegen. Wir wollen auch
keine geschlagenen Schlachten wiederholen.
Ich darf die Runde vorstellen:
im Kreis Dejan Dukovski. Er gehört sicher zu
den jüngsten Dramatikern, die hier in Bann
Dusan Jovanovic kommt aus Ljubljana und
je aufgetreten sind. Sie haben gestern sein
hat in den letzten Jahren, auch vor der
Stück ,Das Pulverfass' gesehen. Er ist aus
Wende, in Ljubljana als Direktor des Mladin-
Skopje/Makedonien, hat dort Dramaturgie
sko Theaters gearbeitet. ln seiner Direktoren-
studiert mehrere Stücke geschrieben.
Sein Stück ,Pulverfass' ist keine
zeit, also noch in den 80er Jahren, hat er
eine der wichtigsten Perioden des jugoslawi-
Aufführung aus Makedonien, sondern aus
schen Theaters bestimmt. Jovanovic ist Autor,
Serbien. Es ist also eine übersetzte Auffüh-
hat viele Stücke geschrieben. Ich nenne nur
rung, die in Belgrad im Jugoslawischen
"Befreiung von Skopje". Er hat viele Hörspiele
Schauspieltheater gespielt und dort für Bann
geschrieben und ist außerdem Akademiepro-
ausgewählt worden ist.
Goran Stefanovski ist der Pate für
fessor in Ljubljana.
Kaca Celan ist in der Vojvojdina
Makedonien. Er reist zwischen Skopje und
geboren und aufgewachsen und hat zuletzt
London. Er war mal im Exil, würde sich aber
im alten Jugoslawien, in Sarajevo, als Autorin
heute nicht mehr im Exil sehen. Er ist in Ma-
gearbeitet, als Regisseurin und auch als Leh-
kedonien und in England ein sehr bekannter
rerin an der Akademie. Kaca Celan war in den
Stückeschreiber- von einem Stück, das im
80er Jahren bereits in Deutschland, als Ciulli
alten Jugoslawien ziemlich Furore gemacht
in Mülheim an der Ruhr noch seine jugosla-
hat: ,Das Loch', das auch durch die verschie-
wischen Theaterlandschaften pflegte. Dabei
denen Hauptstädte der Föderation gereist ist.
ist sie mit einem eigenen Stück aufgetreten.
Er hat ein Stück geschrieben über Sarajevo
Das ist über zehn Jahre her. Sie ist aus Sara-
für die Kulturhauptstadt Europas: Antwerpen
jevo über Slowenien ins Exil gegangen und
und ist einer der Leute aus dem alten Jugo-
lebt seit einigen Jahren in Düren und macht
slawien, die auch in Mitteleuropa bekannt
hier in Deutschland Theater. Sie hat bereits
wurden.
zwei Inszenierungen gemacht und mir soeben
Ich will anknüpfen an die Auffüh-
ein zweites Stück übergeben, das sie auf
rung ,Pulverfass' von Dejan Dukovski. Das
deutsch geschrieben hat.
ist ja schon ein Ereignis, das unmittelbar zu
Am Schauspiel Bann wird ihr erstes,
unserem Thema hinführt. Rest-Jugoslawien
in deutscher Sprache geschriebenes Stück
ist eine Föderation von Serbien und Monte-
,Heimatbuch', das mit dem Dramatikerpreis
negro. Makedonien ist ein selbständiger
der Theatergemeinden ausgezeichnet wurde,
Staat. Und dennoch ist ein Stück, das dort
in der Regie von Valentin Jeker am 13. April
entstanden und uraufgeführt worden ist, in
1997 uraufgeführt.
serbischer Übersetzung in Belgrad gespielt
Heinz Klunker: Ich füge hinzu, daß
worden. Ein Stück, das in einem Staat ent-
beide Paten des Festivals sind. Dusan Jovano-
standen ist, der nicht unmittelbar in den
vic für Slowenien, Kaca Celan für Bosnien/
Krieg verwickelt war.
Herzegowina und Dusan Kovacevic für Ser-
Dejan Dukovski, Ihr Stück ,Pulver-
bien. Leider ist kein Stück von ihm hiergewe-
fass' ist ein ausgesprochenes Zeitstück. Es ist
sen, aber er ist als Pate hier und einer der
entstanden als Reflex auf die Entwicklung in
namhaftesten serbischen Dramatiker. Sein be-
der Gegenwart. Es ist in Makedonien entstan-
kanntestes Stück heißt "Der Spion vom Bal-
den, und wir haben eine serbische Auffüh-
kan", und eines seiner erfolgreichsten Stücke
rung gesehen. War es ein Problem, das Stück
- auch verfilmt - ist ,Der Marathonläufer'.
von Skopje nach Belgrad zu bekommen?
DRAMATURG 2/96
I Seite
37
Dejan Dukovski: Im Prinzip denke
ich nicht, daß es ein Problem gewesen ist.
Ich möchte noch hinzufügen, daß
,Pulverfass' eines der Kultstücke in Belgrad
Es ist ein Stück mit sehr viel Geist, und ich
ist, und von den Belgrader Jugendlichen wird
glaube, daß der Geist auch sehr nahe ist, weil
es angesehen, als ob es tatsächlich in Belgrad
die Stadt Belgrad ja nicht direkt in den Krieg
stattfindet, was es auch tut.
verwickelt war. Ich denke, daß manche Dinge
Heinz Klunker: Es geht ja in diesem
in dem Stück schmerzhafter geklungen haben
Stück um unmittelbare Gewalt des Alltags,
in der Belgrader Aufführung, weil auch viele
eine Gewalt, die natürlich auch unter dem
schmerzhafte Dinge in Belgrad passiert sind.
Heinz Klunker: Das makedonische
Dach dieses Krieges stattgefunden hat. Eine
Gewalt, die eine spezifisch serbisch-maze-
Stück ist von dem makedonischen Regisseur
donische sein mag. Eine Gewalt, die man
Slobodan Unkovski inszeniert worden, der
aber auch in Stücken aus New York studie-
dort jetzt eine politische Funktion innehat.
ren könnte. Gibt es etwas Spezifisches an
Offenbar ist das kein Problem zwischen Skop-
diesem Stück?
je und Belgrad.
Dejan Dukovski: Das Spezifische ist,
Dejan Dukovski: Das Stück in Belgrad wurde gemacht, bevor Unkovski Kultur-
daß dieses Stück auf dem Balkan gemacht
und gespielt wurde. Heroin ist eine Droge,
minister geworden ist, so daß dies zu der Zeit
die seit sehr langer Zeit auf der ganzen Weit
keine Frage gewesen ist.
bekannt ist, aber diese Droge war noch nie
Heinz Klunker: Ich möchte jetzt
so aktuell wie jetzt in Skopje. in den vergan-
Dusan Kovacevic etwas fragen. Sie sind der
genen vier Jahren habe ich sehr viel gelesen
serbische Pate, und es ist ein Stück aus Ma-
und auch sehr viele Fernsehberichte über den
kedonien ausgewählt worden, was in Serbien
Balkankrieg gesehen, die immer wieder ver-
aufgeführt worden ist. Können Sie diese Ent-
deutlichten, daß dieser Krieg eigentlich ein
scheidung tragen? Gab es keine serbischen
Spezifikum der Leute auf dem Balkan ist, was
Stücke, die Sie lieber vorgeschlagen hätten?
Dusan Kovacevic: Der Sinn dieses
ich für eine Dummheit halte. Kriege gab's
seit Urzeiten, und die gab's auch überall. Man
Festivals ist es, die Grenzen zu überwinden
darf nicht denken, daß Dinge, die anderen
auf einer künstlerischen Ebene. Aus diesem
passieren, einen auch nicht selber treffen
Grunde habe ich auch dieses Stück ausge-
können.
wählt. Es war nicht maßgebend, welcher Au-
Skopje und Makedonien sind ei-
tor oder Regisseur es gemacht hat, sondern
gentlich an der Tangente dieses Balkankrieges
welches das beste Stück im Lande ist, und zu
geblieben, was natürlich eine sehr spezifische
diesem Zeitpunkt war es eben dieses Stück.
Auswirkung auf die Gedanken und Gefühle
Heinz Klunker: Würden Sie sagen,
der Menschen dort gehabt hat. Das hat wie-
dieses Stück hätte heute auch in Serbien
derum ein spezielles inneres Bewußtsein bei
geschrieben und aufgeführt werden können -
den Menschen bewirkt, das hier in der Vor-
als serbisches Stück?
stellung ,Pulverfass' auch sichtbar wurde.
Dusan Kovacevic: Natürlich hätte
Heinz Klunker: Am anderen Ende
das auch sein können, weil wir jetzt etwas
dieser Föderation liegt Slowenien. Kennt man
haben, das wir den ersten Reflex der Nach-
das Stück in Ljubljana über Rundfunk oder
kriegszeit nennen.
Fernsehen? Gibt es da irgendwelche kriti-
Damit möchte ich nur sagen, daß
schen Reaktionen? Könnte das Stück auch
jetzt in der Nachkriegszeit sehr viele Leute
ein Kultstück für die Slowenen sein? Ist es
ihre Filme für ihre Propaganda drehen und
denkbar, daß es als Gastspiel nach Ljubljana
auch ihre Stücke aus diesem Aspekt heraus
kommt?
schreiben, was wiederum mit der Kunst
Dusan Jovanovic: Man weiß in
relativ wenig oder überhaupt nichts zu tun
Slowenien sehr wenig über dieses Stück. Es
hat. Dieses Stück beweist allerdings, daß es
ist nicht ins Slowenische übersetzt. Nur die
die geistige Verfassung behandelt und nicht
Theaterfachleute kennen es. Ich habe auch
die politische Situation.
das Glück gehabt, es zu lesen und es dann
DRAMATURG 2/96
I Seite
38
auch an ein Theater weitergegeben. Einem
Kaca Celan: Ich denke, bevor wir
Freund des Direktors dieses Theaters schien
überhaupt über die Art der Gewalt sprechen,
dieses Stück etwas zu drastisch und übertrie-
müssen wir auch eine klare Definition haben,
ben zu sein. Natürlich hat das bei ihm Angst
auf welche Ebene wir uns begeben. Wir dür-
hervorgerufen, daß das unliebsame Reak-
fen nicht vergessen, daß wir alle aus einem
tionen bei den Zuschauern auslösen könnte.
ehemaligen kommunistischen Land kommen.
Allerdings ist die Gewalt, die in
Dann kann man sich natürlich vorstellen,
dem Stück zu sehen ist, in Slowenien nicht so
welche Art von Gewalt dort präsent gewesen
sehr ausgeprägt ist wie in anderen Gebieten
ist. Ich kann mich erinnern, daß meine Fami-
Jugoslawiens. Ich denke, daß wir es hier mit
lie dieses System ablehnte. Allein schon des-
mehreren Arten von Gewalt zu tun haben. Es
wegen, weil man Angst um das eigene Hab
gibt die Gewalt im Hause, auf der Straße, in
und Gut hatte. Ich glaube, daß ich diese Art
der Familie, die Gewalt, die aus dem ehema-
Gewalt und Aggression sehr gut erkannt habe
ligen Staat übriggeblieben ist, die Gewalt in
bei Danilo Kis in zweien seiner Bücher-
der Struktur usw. Ich denke, daß in Slowenien
.. Garten, Asche" und .,Das Grabmal des Boris
die Gewalt an sich sehr dominant ist, in Form
Davidovitsch", für das er letztlich auch das
eines Selbstmordes etwa (die Zahl der Selbst-
Land verlassen mußte.
morde in Slowenien ist stark gestiegen). Dann
Kommen wir nun zu dem Thema
gibt es auch die Gewalt zwischen Bürger-
Versöhnung. Ich denke, daß der Begriff der
gruppen, was wiederum auf das Resultat des
Versöhnung überhaupt ein großes europäi-
2. Weltkrieges zurückzuführen ist.
sches Wort ist, weil das auch der Haupt-
Heinz Klunker: Ich möchte jetzt
gedanke ist, der zur Zeit in Europa existiert.
etwas anmerken. Es wäre eine falsche Ver-
Auf meine Frage an verschiedene Leute: was
mutung, wenn man annähme, daß dieses The-
für Namen hat dieser Krieg? bin ich immer
ma im Theater des alten und auch des neuen
auf die Antwort gestoßen: Es ist ein Bürger-
Jugoslawien neu wäre. Was Kovacevic vom
krieg, Balkankrieg oder was auch immer.
Film erzählt, hat sich auch ähnlich im Theater
Ich denke, daß genau das das Manko ist, daß
abgespielt. Es hat immer Stücke über Gewalt
wir einfach die Dinge nicht beim richtigen
gegeben. Nicht nur über die Gewalt im 2.
Namen nennen. Ich möchte noch das Bei-
Weltkrieg oder im Bürgerkrieg. Ich möchte
spiel der Sudelendeutschen in der Tscheche-
noch mal erinnern an das Stück von Goran
slowakei hinzufügen, wo man aufgrund einer
Stefanovski DAS LOCH, das am Ende eines
Versöhnung auch eine Entschuldigung ver-
Atomkrieges spielt. Ich habe es in Slowenien
langt. Was passiert beispielsweise mit den
als Gastspiel aus Skopje gesehen, und die
Donauschwaben? Dieses Land, das sich ent-
Slowenen waren erschüttert über die Art und
schuldigen mußte, existiert nicht mehr.
Weise, wie da Gewalt gezeigt wurde, vor
Und was passiert nun mit den Leuten aus
allem Gewalt gegen Frauen. Das war in den
Bosnien? Wer wird sich bei ihnen entschul-
80er Jahren. Ich kann mich erinnern, daß
digen?
Pippan ein Stück in Novi Sad hatte, wo Ge-
Heinz Klunker: Da sind wir natür-
walt gezeigt wurde zwischen den Russen und
lich bei einem heiklen Thema. Ich frage mich,
Amerikanern (Chruschtschow und Reagan),
ob diese Konflikte, die da kriegerisch aus-
wo Chruschtschow sich am Ende mit Hammer
getragen wurden und im Bewußtsein der
und Sichel umbrachte. Und wo auch die RAF
Menschen weiterleben, dieser Haß, diese
eine Rolle spielte. Das Gewaltthema ist über-
Aggression, hier diskutiert werden können
haupt nicht neu.
unter Theatermachern, die ja meistens glau-
Kaca Celan, ich vermute, daß das
ben, daß sie über der Sache stehen, sozusa-
Stück auch für Sie in seiner Struktur und
gen nicht teilhaben an dieser ganzen Bewe-
seinen Aussagen nicht neu war. Sie haben
gung. Mich würde interessieren, inwieweit
natürlich Kenntnisse vom jugoslawischen
dieser Krieg, der jetzt beende! scheint, noch
Theater. Haben Sie Heimweh bekommen, als
die Beziehungen zwischen den Theatern bela-
Sie das gesehen haben?
stet, ob sich Freundschaften, die kaputtgin-
DRAMATURG 2/96] Seite 39
gen während des Krieges, wieder erneuern.
Treffen mit Kollegen aus Belgrad und Zagreb
Wie ist Ihr Verhältnis zu den ehemaligen
eine Barriere existiert und ich immer wieder
Staaten? Zeichnen sich da Veränderungen ab?
die erste sein muß, die das Eis bricht. Jetzt
Das Wort Versöhnung ist hier, glaube ich,
gibt es kein Töten mehr in Form eines Krie-
sehr voreilig, daran kann man auf dem Bal-
ges, sondern die Selbstmorde. Da frage ich
kan in diesem Jahrhundert wohl nicht mehr
mich: welchen Unterschied gibt es zwischen
denken.
einem pensionierten Menschen, der sich in
Möchte dazu jemand etwas sagen?
Zagreb deswegen umbringt, weil er nichts
Dusan Jovanovic: ln meinem per-
mehr zu essen hat, das gleiche tut einer auch
sönlichen Fall kann ich nicht sagen, daß ich
in Belgrad aus demselben Grund und in Sara-
über den Dingen gestanden hätte. Ich habe
jewo bringt sich einer um, weil er beide Beine
nicht diese sogenannte Vogelperspektive
und seine ganze Familie verloren hat.
gehabt. Vielmehr war es umgekehrt: ich habe
die Froschperspektive gehabt. Ich habe mich
Heinz Klunker: Wir wollen nun das
Publikum mit einbeziehen. Gibt es Fragen?
natürlich sehr stark damit beschäftigt, was
Manfred Beilharz: Unsere Biennale
uns in den letzten vier Jahren passiert ist. Es
ist ja gegründet, um die Vielfalt des europä-
ist wie beim Zahnarzt, wenn man versucht,
ischen Theaters zu zeigen. Die Idee, die da-
einen kranken Zahn zu reparieren oder ihn
hintersteckt, ist die, nicht das Trennende zu
instandzusetzen, muß man unheimlich tief
betonen, sondern darauf zu beharren, daß
bohren, weit unter dem Krankheitsherd, damit
trotz aller regionalen und nationalen Unter-
der Zahn vollkommen heilen kann. Bei mei-
schiede wir miteinander kommunizieren und
nem Bohren und Nachuntengehen habe ich
uns verständigen können. Allerdings stellen
festgestellt, daß ich mich noch tiefer in
wir fest, daß die Kultur, die Kunst, das Thea-
archaische Ebenen begeben habe, was mich
ter oft nicht das einigende Band ist, sondern
dann auch zu Euripides' .,Bakchen" geführt
daß es gelegentlich die andere Kultur, die
hat. Und ich denke, daß wir genau dort die
andere Sprache, die andere Geschichte ist,
Antwort auf unser Unheil finden können.
die von den Politikern instrumentalisiert wird,
Aus diesem Grund habe ich auch ein Stück
um entweder das Trennende zu begründen,
geschrieben, .,Bacchanalia", es beruht auf
warum er mit dem Nachbarn nicht mehr zu-
Euripides' .,Bakchen".
sammenkann, oder daß man die Kultur gar als
Als ich begann, .,Antigene" zu
Knüppel benutzt, um auf den Nachbarn los-
schreiben (Anm.d.Red.: Das Stück gastierte in
zuschlagen. Die Frage, die dieses Podium hier
einer Aufführung des Slowenischen National-
bewegt, ist: Trennt die Kultur oder einigt sie?
theaters Ljubljana in der Inszenierung von
ln diesem Zusammenhang habe ich an Sie
Meta Hocevar bei der Banner Biennale '94).
alle, die da oben sitzen, die Frage: es gibt ja
habe ich festgestellt, daß es zwei Aspekte des
die Bewegung K.P.G.T. - ist das eine margina-
Bearbeitens gibt: einmal ist es das Mythische,
le Bewegung innerhalb des Theaters in den
wo es nicht die absolut Schuldigen und nicht
exjugoslawischen Republiken, oder ist es eine
die absolut Unschuldigen gibt, und dann ist
zentrale Bewegung, die für Sie noch eine
das Leben und Erleben im Alltag durch die
Rolle spielt und wie bewerten Sie sie?
Politik, die Presse usw. Ich habe mich dann
Dusan Jovanovic: K.P.G.T sind die
für den mythischen Aspekt entschieden. Er
Anfangsbuchstaben der vier jugoslawischen
kann zwar keine Antwort auf die politischen
Namen für .,Theater" auf kroatisch, serbisch,
Fragen geben, aber dennoch gibt es dort die
slowenisch und mazedonisch. Dahinter ver-
Möglichkeit einer Perspektive, das Öffnen
birgt sich die Idee eines multikulturellen
eines Horizontes.
Kaca Celan: Ich möchte noch etwas
Gedankens, einer Zusammenarbeit unserer
Theater, der aber nicht auf das Nationale
sagen über diese Freundschaften im ehema-
vezichtet, sondern eine ganz neue Qualität
ligen Jugoslawien, die jetzt in Frage gestellt
kreiert.
worden sind. Da ich aus Sarajevo komme,
Ich habe mich vor zwei Monaten
muß ich immer wieder erleben, daß beim
von der K.P.G.T verabschiedet. Für mich ist
DRAMATURG 2/96 [ Seite 40
K.P.G.T zu diesem Zeitpunkt eine Illusion, nur
ein Slogan. Hinter ihm verbirgt sich letztlich
Wenn Sie über das Theater
auch ein verlogener und mystifikatorischer
auf dem laufenden sein wollen,
Gedanke, über den man neu diskutieren muß.
Dieser Slogan hat seine Kraft verloren, wie
lesen Sie die Publikationen des
auch alle anderen Titel und Abkürzungen, die
Deutschen· Bühnenvereins:
im ehemaligen Jugoslawien existierten.
Ich denke, daß es in dem ehemaligen jugoslawischen kommunistischen Regime
keine Sensibilität gegeben hat. Das eine ist
die Ideologie, das andere die Sensibilität, der
Die Deutsche Bühne
Bezug zu anderen Völkern, zu Minderheiten,
Das monatlich. erscheinende
zu anderen Sprachen, der Respekt vor dem
Theatermagazin
Geist der anderen Völker, all das, was den
liberalen, demokratischen Gedanken in Westeuropa ausmacht, gab es in diesem System
nicht. Ich denke, daß all das, was passiert ist,
genau deswegen passiert ist, weil alle diese
Berufe am Theater
Dinge einfach unter den Tisch gekehrt wur-
Die erläuternde Übersicht
den. Sie wurden nicht öffentlich diskutiert.
über alle Theaterberufe
Es gab keine öffentliche Auseinandersetzung.
Das Resultat davon haben wir gesehen.
Kaca Celan: Ich stimme mit Dusan
übe rein.
Heinz Klunker: Ich möchte jetzt
Wer spielte was?
Dejan Dukovski nochmal ins Gespräch ein-
Die jährliche Werkstatistik
führen, weil ich meine, daß K.P.G.T die Formel
für Deutschland, Österreich
einer Generation ist, der er überhaupt nicht
und die Schweiz
mehr angehört. Ich muß daher noch ein Wort
zur Generationsfrage sagen.
Dejan Dukovski: Ich denke, daß in
diesem Fall das Blut die Worte ausradiert hat.
Ich glaube auch, daß eine neue Formel dafür
Theaterstatistik
gefunden werden muß. Und diese neue For-
Die jährlich erscheinende
mel wird mit der Zeit auch kommen. Es entsteht das Bedürfnis der Menschen, miteinan-
Übersicht aller wichtigen Daten
der zu kommunizieren. Es wird nicht die Idee
der Theater in Deutschland,
eines Theaterzusammenschlusses sein, die
Österreich und der Schweiz
Kommunikation zwischen den Theatern wird
notwendig sein. Das wird natürlich auch
schwierig sein.
Heinz Klunker: Es würde mich
interessieren, ob Sie öfter in einer solchen
Zusammensetzung Diskussionen haben, wo
Leute aus den verschiedenen Republiken
zusammensitzen und auch untereinander die
Möglichkeit haben zu diskutieren. Ich weiß
nicht, ob Sie das tun, ob das jetzt für Sie
eine normale Situation ist oder ob Sie auch
gewisse Hemmungen haben. Ich schließe die
zweite Frage an, die damit zusammenhängt.
DRAMATURG 2/96 1 Seite 41
,.
Schreiben Sie uns:
Deutscher Biilmeuverein
Bundesverband Deutscher Theater
Postfach 290 153
50523 Köln
Meine Vorstellung ist, daß zwischen den Leu-
ben Jahre nach dem großen Sieg der Griechen
ten der verschiedenen Republiken die Kom-
über die Perser beweint. Das genau ist die
munikation doch sehr gestört ist. Ich habe in
Versöhnung: sich in die Lage des Feindes zu
Zagreb mit Serben gesprochen, die dort leben
versetzen, seine Schmerzen mitzuerleben.
und im Kulturbereich tätig sind. Ich bemerk-
Er hat diese Empathie empfunden, und genau
te Vorbehalte, eine gewisse Sprachlosigkeit.
die ist notwendig, um eine Versöhnung zu
Ich glaube nicht, daß sie damit glücklich
bewirken.
sind. Ich denke, daß Theater eine hervorra-
Die erste Voraussetzung, um so
gende Möglichkeit bietet - wie das Stück
etwas machen zu können, diese Art von Zu-
.,Pulverfaß", das aus Makedonien nach Ser-
sammenarbeit, ist die Dekontaminierung .
bien gebracht wurde -, diese Sprachlosigkeit
Jeder muß für sich dekontaminieren bezüg-
vor dem Hintergrund, daß viele existentielle
lich dieses Krieges. 1992 hat Roberto Ciulli
Befindlichkeiten im Moment sehr ähnlich
vom Theater an der Ruhr uns eingeladen, und
sind, zu mindern und auch Tore zu öffnen
wir haben über diese Art der Zusammenarbeit
und eine neue Nähe herzustellen. Ich würde
gesprochen. Darauf habe ich 2 oder 3 mögli-
auch dafür plädieren, daß da mehr passiert,
che Projekte vorgeschlagen, die eine Zusam-
zu mal die Leute sich ja untereinander sprach-
menarbeit ermöglichen. Eins davon war,
lich verstehen können und auch die Stücke
Tschechows .. Drei Schwestern" mit Schau-
nicht erst übersetzt werden müssen.
spielern aus Belgrad und Zagreb zu spielen.
Goran Stefanovski: Ich denke, daß
Ciulli hat auch eine Zusage gemacht, daß er
es sehr einfach ist festzustellen, wie die Be-
sich bemühen wird, finanzielle Mittel für ein
ziehung zwischen uns ist. Sie brauchen nur
solches Projekt zu finden. Als ich dann da-
heute abend ·,ns Zelt zu kommen, um das
heim die Schauspieler gefragt habe, haben sie
festzustellen. Was die Frage der Versöhnung
abgelehnt aus Angst, wie man zuhause dar-
betrifft: Achill hat den Verlust der Perser sie-
auf reagieren wird. Derjenige, der als erster
Theater
Rundschau
THEATER, MUSIK, LITERATUR
Ur- und Erstaufführungen
Dramatiker-und Komponistenportrats
Ankündigung aller im deutschsprachigen
Raum stattfindenden Theaterpremieren
Bestellungen und Probeexemplare
über Buchhandel und Vertriebsabteilung
(Einzelausgaben DM 4,50,
im Abonnement DM 3,00)
Theater-Rundschau-Verlag ~
Bonner Talweg 10, 53113 Bonn ~
Tel (0228) 91 50 31, Fax (0228) 91 50 345
DRAMATURG 2/96] Seite 42
mit den anderen zusammenarbeiten will, wird
Jeder hat eben sein Volk in den Krieg gezogen
als Verräter bezeichnet.
und geschoben.
Heinz Klunker: Sitzt ihr abends im
Heinz Klunker: Wir reden hier unter
Zelt alle beieinander oder gibt es Gruppie-
Leuten, die ganz bewußt die 70er, SOer Jahre
rungen?
erlebt haben in Jugoslawien. Es gibt inzwiGoran Stefanovski: Wir sitzen alle
schen eine Generation, die hat diese Jahre
zusammen, aber wir sind sehr wenige. Ich
nicht erlebt. Es gibt eine Generation von jun-
fühle mich auch sehr schwach, wenn ich
gen Leuten, es gibt Künstler, die interessiert
Gleichgesinnte bei verschiedenen Festivals
überhaupt nicht, was wir hier reden über
und Symposien dieses Charakters treffe.
K.P.G.T, sondern die orientieren sich an Lon-
Wenn ich bedenke, daß Hundert-
don, New York, Paris. Das ist kein Thema, und
tausende meiner Generation in Panzerjacken
es wird sich so entwickeln in Skopje, in Bel-
auf Panzern sitzen mit einem Gewehr in der
grad. Es kommt eine Generation, die ganz
Hand, das sie nach oben halten, dann weine
und gar offen ist für Europa und Amerika. Für
ich über das menschliche Schicksal.
die ist dieses alte Jugoslawien kein Problem
Ich glaube, daß es sich hier um eine
mehr. Ich will das, was wir hier getan haben,
geschichtliche Erektion handelt. Was mich in
nicht wegwischen, ich will es aber relati-
den letzten fünf Jahren beschäftigte ist, wie
vieren. Die neue Generation wird ganz neue
die Soldaten die Massenvergewaltigungen
Fragen stellen, und da werden wir hinhören
veranstalten, wie sie eine Erektion erleben.
müssen.
Ich denke, daß ich in einer solchen Situation
versagen würde. Die Quelle dieser Erektionen
lrma Dohn ist Dramaturgin am Schauspiel Bonn
bringt mich durcheinander. Ist das eine so-
und kooptiertes Mitglied im Vorstand der
ziale Erektion, oder ist das eine genetische,
Dramaturgischen Gesellschaft.
und wie kann man dieser ein Ende setzen?
Hermann Wündrich: Ich habe eine
Frage an Herrn Kovacevic. Peter Handke hat
einen Text geschrieben über Serbien, eine Art
Reisebeschreibung, die in Deutschland sehr
heftig und kontrovers diskutiert wurde. Er
hat aus diesem Text auch in Belgrad gelesen.
Meine Frage ist: wie ist der in Belgrad und
Serbien wahrgenommen worden? Wie weit
findet man sich in ihm wieder? Und was
sagen Sie dazu?
Dusan Kovacevic: Dieser Text wurde
angenommen und angesehen als einer der
Ansichten über Serbien. Es ist so viel in dieser Zeit über Serbien geschrieben worden
wie noch nie zuvor in der Geschichte dieses
Landes, angefangen von Danksagungen bis
zu den schlimmsten Angriffen. Dieser Text
wurde als einer der möglichen Standpunkte
und Ansichten von Serbien gesehen, und ich
spreche hier für Leute, die nicht "vergiftet"
sind, sondern die mit nüchternem Verstand
die Dinge betrachtet haben. Der Text hat
nicht viel auf der literarischen Ebene Serbiens verändert. Wichtig ist auch, daß zu
Beginn dieses Krieges die Medien eine unheimlich große Rolle gespielt haben.
DRAMATURG 2/96
I
Seite 43
HAU PTSTADTKU l TU R
Hauptstadtkult.ur zwisc.hen .lthaka' und
, spa r e n v e r w a I t e n.- a bw 1c k e I n
Renate Wolf
=
Hauptstadtkultur war ein Begriff
aus dem Erdkundeunterricht, er war mir
lem und Ideellem sich ereignen können?
Das klingt nach etwas Großartigem, aber es
fremd und in der Erinnerung verbindet er sich
könnte auch um eine Fragestellung gehen,
mit der Grenze zur DDR. Unfreundlich wurde
die John Cage einmal folgendermaßen beant-
ich darauf hingewiesen, daß ich nicht nach
wortet hat: .. Bei den großen Werken aus der
Ost-Berlin wollte, sondern in die Hauptstadt.
Vergangenheit geht es immer um die Frage
Und jetzt wohne ich in der Hauptstadt, was
nach Bewahrung und um das Benutzen von
in der Betonung, wie sie mir seit einiger Zeit
Bewahrtem. Ich habe nichts dagegen, und
entgegenschallt, etwas Lächerliches hat.
Als erstes wäre also dieser Begriff
ich weiß, daß man Vergangenes weiterhin
bewahren wird, aber es gibt eine andere Tä-
zu diskutieren, der ja einen zentralistischen
tigkeit, der ich meine Aufmerksamkeit widme,
Hautgout hat, besonders im Osten.
und das ist die, etwas Neuem zum Leben zu
verhelfen." Und er fügte hinzu, daß er sich
mehr für etwas Mittelmäßiges interessiere,
das heute geschaffen wird und das avantgardistisch ist, als für die Aufführung eines
großen Meisterwerks aus der Vergangenheit.
Und/Oder ist Hauptstadtkultur ein
Ort der Selbstdarstellung und der Repräsentation ein Ort gar gegen die Mittelmäßigkeit?
Ist Hauptstadtkultur eine Möglichkeit der Identitätstindung und -bildung? Was
immer das ist, diese oft beschworene Identität. Auch darüber wird zu sprechen sein.
Und ,lthaka'?
Welche Bedeutung könnte dieser homerische
Ort für dieses Gespräch haben? Vielfältiges
trägt er in sich, anknüpfen könnte man an
der Oberfläche, an den prassenden Freiern,
die den Reichtum des Hofes verschleudern
und buhlen, und an dem Bild des Heimkehrers
Odysseus, der das bekämpft, was während
seiner Abwesenheit entstanden ist und an das
Ist denn der Anspruch an Kultur
Alte anknüpft nach dem Morden. Und dann
ein anderer, wenn er mit dem ,Prädikat' der
wäre da die Diskussion um Botho Strauß, der
Hauptstadt verbunden wird, ein anderer als
an dieser Geschichte eine Konzeption von
der, den wir den Großstädten in Deutschland
Kultur und Kunst festmacht, wie es in ,Thea-
entgegenbringen? Ist die Hauptstadt Trend-
ter heute' von Richard Herzinger beschrieben
setter vor anderer Großstädten oder sollte
worden ist.
sie es sein? Ist sie ein Ort der Bündelung von
Diese Konzeption bestimmt sich im
künstlerischer Kraft, staatlich gefördert?
Wesentlichen durch eine Rückwärtsbewegung
Ein Ort der Ermöglichung von Visionen, die
und fokussiert das Unnennbare, das geheim-
eben nur in dieser Verdichtung von Materie!-
nisvolle der Kunst, sie wendet sich gegen das
DRAMATURG 2/96
I Seite
44
Aufklärerische, in einengender Beschwörung.
Dazu Herzinger: .,Statt ihre eigene Mythologie (die der modernen Welt/R.W.) zu erforschen, will er die Moderne zunehmend nur
noch als seinsvergessene Ruine einer ewig
seit 1978
mythischen Realität wahrhaben."
Aber was wird Strauß entgegengesetzt: Kritik. Was fehlt: Gegenkonzepte, die
nicht ebenfalls im Rückgriff enden und die
Neue Stücke und Musicals
Aufklärung beschwören.
Groll: Krelsler
Und ,sparen - verwalten -
EIN TAG IM LEBE!\ DES PROPHETE:'<
NOSTRADA.i\fl :s
Musical
l'rauffillirung: Anhaltisdtcs Theat-=r Dessau. Juni 1996
Dl" SOLLST NICHT LIEBEN
~1usikalisdte Komödie
llrauffilhrung: Volkstheater Rost:ock.. \tai \997
...
abwickeln'?
Wo gibt es noch Kulturpolitik und wo gibt
es Kulturpolitikerlnnen, die über Klischeeformulierungen hinausdenken, die den Kulturbegriff nicht als etwas festes, gegebenes hin-
nehmen, sondern bereit sind, immer wieder
Otto Grihunandl/ Christoph Well
DER JODLER VOM KARPATIIENSCHLOSS
Mu:;ik. Will Chri~oph \\'dl (Biennösl Alos"n)
.-\.lpatoperette
l irauffil.hrung: Hall. Juni 1995
Regie: Ian MacNaughton. (Monty Pylhoo "s)
Hörspielversion: Koprod.. ORFBR
Sendung: ORF. September 1996
...
eine kulturphilosophische Auseinandersetzung
zu treten.
in diesen zu konstruierenden Zusammenhängen zwischen Hauptstadtkultur,
Kunst-/ Kulturkonzeptionen und Kulturpolitik kann es nur darum gehen, Denkräume zu
JorgeDhu
E:'<ZESS
öffnen und anstößig zu sein: für die eigene
Arbeit und für die Politik.
Deutsch von Gisela Kahl Wld A.lejandro Quintana
\fonolog eines Tran:;vestiten
Q\ "!CK-STEP
Deut.'>Ch nm t-.lonika Reckmann
Einaktl-'r
\.1.-\:'\iGO,
E~
Mittel zur Selbstdarstellung ist, durch die
...
EHsabdh Wäger
da erneuert wird, die geistige Einstellung,
Selbsterneuerung ist, und zwar ist das, was
Al 'f0!\.1ATISCHER FRAl T::-iROM...\~
'
~1onolog
und die geistige Einstellung ist etwas Welthaftes und ein gesellschaftliches Faktum ....
D~~~~~\\'ACHTERS
DIE FRA.t
i'ieu11bersct.ztmg von Bdtina Runge
1
Stück
l'errfilml mtt A\.·a GrJner und Anronoy Qrunn
...
Unsere Veränderung ist etwas Wunderschönes, wenn wir ihre Ungewißheiten akzep-
tieren."
Neben den Aufräum- und Klassifikationsarbeiten in der Rückschau auf unser
\\'iltrid Grote
ZACKE~S\ THER
(lm Sd1atten des Was.o.er.;)
Stück. für Kind~!~'
nadl dem gleichnamigen K.indcrhud1
d~
also die traditionelle Ansicht, daß Kunst ein
Auffassung ersetzen, daß sie ein Weg zur
•••
Prod.
Und nochmal Cage: .. Ich möchte
Hörspieh:t:n;ion: BR. 1996
...
Jahrhundert/Jahrtausend, die mehr und mehr
unser Denken in Anspruch nehmen und kulturelle Ereignisse bestimmen, sollte noch
Zeit bleiben zum Spinnen über die magische
Schwelle 2000 hinaus: Vielfältige Fäden .
Strategien professioneller Selbstbehauptung,
stückgut Theaterverlag GmbH Marienplatz 1 80331 München
Telefon 089/293178 Fax 089/226757
widerständig, sind voranzutreiben, gegen das
verordnete Überleben auf Sparflamme.
Renate Wolf arbeitet als freie Dramaturgin.
Sie ist stellvertretende Vorsitzende
der Dramaturgischen Gesellschaft.
DRAMATURG
2/96] Seite 45
THEATER UND NEUE MEDIEN
lnformatjpnen und Kontakte ...
Ute Kiehn
Kommunikation online, weltweite
das Medienlabor München e.V. an die Ideen
Präsenz im Netz und ein Marketing ,up to
und Projekte an, die im Rahmen des Berliner
date' sind zeitgemäß. Neue ästhetische Er-
Theatertreffens 1996 im internationalen Fo-
fahrungen werden im Zusammenspiel von
rum junger Bühnenangehöriger beim Internet-
virtueller und realer, immaterieller und mate-
Workshop gesammelt und erprobt wurden.
rieller Darstellung und in der zum ,user' ge-
Ziel ist der Aufbau eines nicht-kommerziel-
wandelten Zuschauerrolle erwartet.
Einen Überblick über die Präsenz
len, innovativen Forums der Theater im Netz,
mit Informations- und Selbstdarstellungspro-
und über Projekte von Bühnen, Verlagen
jekten einzelner Theater, virtueller Theater-
und Theaterzeitschriften im Internet gab im
kantine, Konzeptbörse, Kritikforum, Jobmarkt,
Februar Arnd Wesemann in Theater heute
Recherchezentrum, Theaterzeitschrift, Karten-
(S.78), überschrieben
servicesystemen, Autorenforum, Verlags-
mit: "Surfen auf flacher
informationen, experimenteller Netzkunst...
Welle". Der Blick auf die
Die Tendenzen des Theaters im
deutschsprachige Theater-
Zeitalter der Virtualität mit neuen ästheti-
szene im Internet kurz vor
schen Perspektiven skizzierte Bernd Flessner
Redaktionsschluß dieses
im Augustheft von Theater heute (S. 58f)
Programmheftes bestätigt
u.a. anhand des Forsythe-Projekts ,Improvisa-
dieses Bild: Eine bunt
tion Technologies' des Frankfurter Balletts
gemischte Auswahl an
und des Zentrums für Kunst und Medientech-
Theatern und Freien Gruppen bietet ihren
nologie Karlsruhe. ln enger Kooperation mit
Spielplan mit Stückinformationen, Presse-
William Forsythe entwickelten Nik Haffner,
spiegeln, Fotos, Kartenservice, ,News' und
Volker Kuchelmeister und Christian Ziegler
Links zu anderen Kulturseiten. ln München
eine ,digitale Tanzschule' als interaktive
und Harnburg zeichnen sich erste Wellen-
Computerinstallation. Inzwischen als CD-ROM
konturen ab. Die Theater in Bann, Dresden
veröffentlicht, erweitert sie alle bisherigen
oder Weimar ragen hervor. ln Berlin zeigt sich
Möglichkeiten der Analyse und Dokumenta-
noch erschreckend wenig.
tion von Tanz und Theater. Über 100 Theorie-
Neben der Möglichkeit, zukünftig
kapitel mit kurzen Lektionen und Sequenzen
noch schneller und umfassender über das
von Proben und Aufführungen der Produk-
Wer, Was, Wie, Wann und Wo der Theater-
tionen ,Self Meant to Govern' und ,The Lass
szene informiert sein zu können und Theater-
of Small Detail', die der ,User' per Mausecliek
platzkarten per Mausecliek online zu reser-
von unterschiedlichen Standpunkten vor und
vieren und zu verkaufen, zählen zu den in-
auf der Bühne einsehen kann, werden mit
teressanteren Perspektiven die Möglichkeit,
Regieanweisungen, theoretischen Erläuterun-
über den PC, Theaterstücke perSuch begriff,
gen zu einer bislang nicht gekannten Einheit
sortiert nach Thematik, Besetzung oder Er-
aus Theorie, Praxis und kulturhistorischem
folgsbilanz, abrufen zu können, weltweit in
Dokument. Dieses Projekt wird im Rahmen
Theaterprogrammheften zu blättern oder im
des Symposiums ,Dramaturgie heute' erstmals
Netz oder auf CD-ROM gespeicherte Insze-
in Berlin vorgestellt.
nierungen anzusehen.
Mit dem zum Symposium ,Drama-
Ute Kiehn ist Theaterwissenschaftlerin
turgie heute' eingeladenen Projekt ,Theater
und seit April 1996 Geschäftsführerinder
im Netz' (TIN) knüpfen Horst Konietzny und
Dramaturgischen Gesellschaft.
DRAMATURG 2/96
I Seite 46
henschel
Fordern Sie unseren Katalog AUTOREN UND WERKE 1996
__}Cf/Al/SPIEL~
~
an und entdecken Sie über 800 Titel- hiereinige Beispiele:
1
Manlred Karge zählt zu den meistgespielten
deutschen Autoren im Ausland.
Komödien, Lustspiele, Farcen
Michael Cooney: Und ewig rauschen die Gelder (4 D, 6 H)
Eine chaotische Komödie um einen NuiZnießer der Sozialgesetzgebung
Ray Cooney: Ausser Kontrolle (3D, 6 H)
Ein Staatsminister auf Abwegen und eine kompromitUerende Leiche im KleideiSChrank
ergeben eine der präzisesten, abgedrehtesten engriSChen Farcen.
Diese und sämWche weiteren KomOdien des engfischen Meister-Aulots Ray Cooney
komplett in unserem Katalog
Richard Nelson: Neu-England (4 D, 3 H)
Fammenlreffen nach dem Selbstmord des Vaters- briltant komisch und bitterböse zynisch
John F. Noonan: Hannah und Maude (2 D)
Ein Zwei-Frauen Sttick mit grandiosen Rollen
Frank Pinkus undNick Walsh: Currywurst mit Pommes (4 D, 4 H)
>>Es gibt seit dem Tod von Bernard-Marie Kaltes in
Frankreich keinen Autor mehr, der fähig wäre, einen
Text wie >Jacke wie Hose< zu schreiben.«
»Le Monde« über »Jacke wie Hose« mit Marrief Guittier in Paris.
Inszenierungen in: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien,
Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien,
Israel, Italien, Kanada, Kolumbien, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Peru, Slowenien, Spanien, Südafrika, Venezuela, in den
Niederlanden und in der Schweiz.
Eine rasante Comedy-Farce am Rand einer deutschen Autobahn - 8 DarsteUer in 75 Rollen
Aufführungsrechte bei
henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag
John Chapman & P. Vmcent: Wer ist schon gern der Trottel? (3 D, 4 H)
Vellilckt und turbulent - in einer Hotelsuite tummelt sich ein chaoUsches Ensemble inklusive einer traumhaften DoppelroiTe!
Marlenburger Str. 28-10405 Berlin- Fax 030-441 71 49
Edward Taylor: Alles in Butter (3D, 4 Hl
Ein Polmker auf Abwegen zwischen klemmender BalkontOr und bollerndem Boi!erl
Seine erfolgreichsten Stücke sind jetzt als Buch
erschienen.
Jürgen Hörner: Nichts als Kuddelmuddel! (4 D, 3 H)
Generalprobe und Promiere eines VolksstUcks werden zur komisch-chaotischen
Be~tungsprobe fUr eine Theatergruppe.
1
Krimis, Thriller, Kriminalkomödien
Michael Cooney: Die Hölle wartet nicht (3D, 6 Hl
Aufregender Mystik-Thriller
Edward Taylor: Ein mörderischer Unfall (I D, 3 H)
Raffinierter Vier-PeiSOflen-Psycho-CITnch
1
Schauspiele und Dramen
Lesley Bruce: Ehrlich unentbehrlich (4 D, 3 H)
Politiker contra Ehefrau und lUge COI!Ira Wahrheit- ein Charakterdrama
Daphne du Maurier: Sturm im September (3 D, 3 H)
Eine fast unmögliche Uebe • unkitschiges Schauspiel mit Traumrollen!
Clare Mclntyre: The Thickness of Skin (4 D, 3 H)
Wieviel Hilfe kann ein Mensch andernn bieten, ohne selbst kaputtzugehen?
Ein CharakterschatJSpiel aus dem Alltag mit erschreckendem Wiedererllennungseffekt
1
Märchen, Kinder- und Jugendstücke
Paula BettinaMader: Sonne, Mond & Sterne (1 D, 1 Hl
Wunderschöne, poetische Geschichte- ideal IUr mobile Produktionen
Jostein Gaarder: Sof!es Weit (4 D, 4 H)
Das KultbliCh in einerbereits erfolgreich uraufgeführten Dramatisierung
Max Kruse: Gut gebrüllt, Löwe (5 D, 6 H)
Spannendes Kindermusical
Max Kruse: Urmel aus dem Eis (4 D, 5 H)
Mitreißend fröhliches KindermtJSical
Tilde Michels: Kleiner König Kalle Wirsch (4 D, 3 H)
Bekannt durch die Augsburger Puppenkiste- jetzt als KindenntJSical!
GeorgA Weth!M:ichael Summ: Till Eulenspiegel (2 D, 4 H, 3 Musiker)
Einfallsreiche Bearbetlung der traditionellen Geschichten • ein RockmtJSical!
Manfred Karge,
Die Eroberung des Südpols - Sieben Stücke
(>>Jacke wie Hose«, >>Die Eroberung des Südpols«,
>>Killerfische«, >>Lieber Niembsch«, >>MauerStücke«,
»Die bärtige Frau«, >>Faust 1911«)
288 5., Broschur, DM 29,80, ISBN 3-923854-61-7
Vertriebsstelle und Vertag
Postlach 2045 · 22810 Norders1ed1
Telefon +49 40 522 56 10
Telefax +49 40 526 32 86
eMail [email protected]
Erhältlich in jeder guten Buchhandlung!
Deutscher Bühnenschriftsteller und
Bühnenkomponisten GmbH
trlJ
~
~~
DRAMATURG 2/96
I Seite
47
Alexander Verlag Berlin
Postfach 19 18 24 - 14008 Berlin
,
___ _
~~-::!
SPIELPLAN
Berliner Bühnen
2 8.11. --(1.. 12····. 1 9.9.6
AuswahiJ
• Hebbel~ Theater r() 030-25 90 04.-45
29.11. (Premiere), 30.11., 1.12. 19.30 Uhr
I
nach Dschuang Dsi u.a. Schweigende Lande
schaft. Ein Ritus. lnsz.: Ronald Stecke!
•
Deutsches Theater r() 030-28 44 10
28.11. 19.30 Uhr
I Hebbel: Kriemhilds
Rache
lnsz.: Themas Langhoff
29.11.19.30 Uhr
I Sophokles:König
I Die
Renaissance Theater r() 030-31 59 73-0
28.11. 20 Uhr
I Cora Frost: Ich sehe
was, was
du nicht siehst und das .ist so b.lau
Ödipus
lnsz.: Alexander Lang
30.11. 18.30 Uhr
•
Geschichte von
I Pigorsingt- Benedikt
Eichhorn muß begleiten
30.11. 20 Uhr I Liane Ha/scher: Lust + Lieder
29.11. 20 Uhr
Heinrich IV. lnsz.: Themas Langhoff
+ Männer + Momente
•
• Schloßpark Theater r() 030-793 50 01
Deutsches Theater Kammerspiele
030-28 44 10
28.11. 19.30 Uhr
28.11.-1.12. 20 Uhr! Sobo/: Weiningers
r()
I Schwab: Die
Präsiden-
tinnen. lnsz.: Sewan Latchinian
29.11. 19.30 Uhr
I Hauptmann: Der Biberpelz.
lnsz.: Themas Langhoff
30;11. 19.30 Uhr
Nacht. lnsz.: Michael Schottenberg
• Theater am Kurfürstendamm
I Shakespeare: Der
Wider-
spenstigen Zähmung. lnsz.: Johanna Schall
030-470 21 10
28.11.-1.12. 20 Uhr
r()
I Baer:Vermischte
Gefühle. lnsz.: Wolfgang Spier
•
Komödie r() 030-470 21 010
I Si man: London
• Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
28.11.-1.12. 19.. 30 Uhr
030-308 74-5
28.11. 21 Uhr !.JohnBerger:Aufdem Weg
Suite. lnsz.: Falke Braband
r()
zur Hochzeit. Lesüllg
29.11. 19.30 Uhr
28./29.11. 20 Uhr
I Pension
Schöller.
I Wil/iams: Endstation
Sehnsucht.lnsz.: Falke Braband
Die Schlacht.lnsz.: Frank Castorf
30.11. 19.30 Uhr
• Tribüne r() 030~341 26 00
• Vaganten Bühne r() 030-313 12 07
I Zuckmayer: Des Teufels
28.-30.11. 20 Uhr
I Temps: Mondfinsternis f
GeneraL lnsz.: Frank Castorf
Der Besuch der alten Dame
• Schaubühne am Lehniner Platz
•
® 030-89 00 20
28.11. 20 Uhr I Herzsplitternackt
29./30.11. 20 Uhr I Mein Mann ist die
28.11. 20 Uhr
I Erasmy Goya
Projekt
lnsz.: Michael Sirnon
29./30.11. 20 Uhr
Schönste
I Tschechov: Die
Möwe
lnsz.: Andrea Breth
•
Kleines Theater r() 030-821 20 21
• Theater im Palais
r()
Berliner Ensemble ® 030- 28 88-122
28./29./30.11. 20 Uhr
I Probebühne
o3o-2o1 as 93
28./29.11. 20 Uhr I (Premiere) Von Fürsten,
Vätern und schönen Frauen.
Gastspiel Theater zum Westlichen Stadt-
Marion Vandekomp spricht Fontane
hirschen nach Robert Bober: Was gibt's Neu es
30.11. 20 Uhr
vom Krieg? lnsz.: Adriana Altaras
Lieder und Couplets aus dem alten Berlin
29./30.11' 19,30 Uhr
I Brecht Majakowski
1.12. 20 Uhr
I Hinterm
Ofen sitzt 'ne Maus
I Fontane: Unwiederbringlich
Hans Albers Lieder. Ein Abend mit Nino
lnsz.: Barbara Abend
Sandow
• Theater 89 ® 030-282 46 56
1.12. 19.30. Uhr
•
I Gastspiel
28.11.-1.12. keine Vorstellungen
Maxim-Gorki-Theater r() 030-202 21-357
28.11. und 1.12. 19.30 Uhr
I Moliere: Don
Juan. lnsz.: Katharina Thaibach
29.11. 19.30 Uhr
I Jbsen:
Baumeister Solness
lnsz.: Zinger
030-39 00 07-0
28./ 29.11. 20 Uhr
r()
I Brüssei-Projekt
Matthias Wittekindt: Mademoiselle Regines
Qualitäten
30.11.19.30 Uhr
I Albee: Wer hatAngst
vor Virginia Woolf? lnsz.: .Mart.in Meltke
1.12. 20 Uhr
• Akademie der Künste
I Premiere Williams: Die
menagerie. lnsz.: Mark Zurmühle
DRAMATURG 2/96 j Seite 48
Glas-
• Theater am Halleschen Ufer
r()
030-251 06 55
28.11.-1.12. 21 Uhr
I Tanzfabrik:Y
not-
The breathing hause. lnsz.: Dieter Heilkamp
• Theater zum Westlichen Stadthirschen
MUSIKTHEATER
© 030-785 70 33
28.11.-.1.12. 20 Uhr IProbetJühne Berliner
Ensemble nach Robert Bober:. Was gibt's
Neu es vom Krieg? lnsz.: Adriana. Altaras
• Stükke Theater ©. 030-692 32 39
28./29./30.11. und L 12, 20.30 Uhr I
Gastspiel: Die Rinnsteinprinzessin.
lnsz.: Martin Decker, Edith Jeske
• ..Deutsche Staatsoper Berlin
©030-203 54-0
28.11. und 1.12. 19.30 Uhr! Ballett Le
Cöncours Bailets Russes-Abend
30.11. Geschlossene Veranstaltung
• Deutsche Oper
© 030-343 84c205/235
• Theater Zerbrochene Fenster
© 030-694 24 00
29./30.11. und .1.12. 20.30 Uhr I Gastspiel
Theater Trekjop: Romeo und Julia.
28./30.1L ..19.30 Uhr I Rossini:Die Italienerin in Algier (ital.). lnsz.: Jeröme Savary
lnsz.: Birgit Simmler
• Freies Schauspiel © 030-694 24 00
1.12. 20 Uhr I (Premiere) Central Park WestDrei Einakter von Woody Affen, David Mamet
.1.12. 18 Uhr jMussorgskij: Boris Godunow
lnsz.: Götz Friedrich
und Elaine May
• Freie Theateranstalten Berlin
© 030-325 50 23
28.11.-1.12. 20.30 Uhr lieh bin's nicht,
29.11. 20 Uhr I Franz Woyzeck (Tanztheater)
lnsz.: Birgit Scherzer
30.11.18.30UhrlCarmen
Adolf Hitler ist es gewesen. lnsz.: Hermann
van Harten
• Theater. des Westens © 030-31 903-0
28.11.-1.12. 19.30 Uhr I GilbertEtSuflivan:
• Bar. jeder Vernunft © 030c885 69 222
28./30.11. und 1.12. 20.30 Uhr I Popette
Betancor Et Band
Piraten. lnsz . : Helmut Baumann, Jürg Burth
• Metropol Theater © 030-202 46 137
28.11. 19.30 Uhr I Lehar: Das Land des
Lächelns
• Garn-Theater © 030-786 43 46
28.-30.11. 20.30 Uhr I Waschkau:
Die Galeere der Kaltblüter
• Hackesches Hof-Theater
© 030c283 25 87
28.'-30.11. Purimspiel des ltzik Manger
• Tanzfabrik Berlin © 030-786 61 03
siehe Theater am Halleschen Ufer
• Ballhaus Naunynstraße
© 030-258 86 644
28,11.-1.12. 20.30 Uhr I Horst Viral Et
Cof/aborators Tanztheater
• Grips-Theater © 030-3933012
28.11. 10 und 18 Uhr
29.11. 11 Uhr I Hachfeld: Eins auf die Fresse
(Schi II er-Werkstatt)
29./30.11.19.30 Uhr I Ludwig:Eine linke
Geschichte
1.12. 19.30 Uhr I Hübner: Das Herz eines
·Boxers (SchillercWerkstatt)
• carrousel Theater in der Parkaue
© 030-557 752-0
29.11 •. 19.30Uhr I Verdi: Der Troubadour
(ital.). lnsz.: Hans Neuenfels
• Komische Oper © 030-202 60-0
28.11. 20 Uhr I 3cSinfoniekonzert
1.12. Tanz gegen Aids
29.11. 19.30 Uhr
30.11. 19.30 Uhr
lnsz.: Rene Kollo
1.12. 18 Uhr
I Ninotschka
I Die lustige Witwe
I Anatevka
• Neuköllner Oper © 030c68 89 07-0
28./29./30.11. 20 Uhr I Abraham: Die Blume
von Hawaii. lnsz.: Peter Lund, Winfried Radeke
• Friedrichstadt Palast Berlin
© 030-232 62-264
28./29.11. :w Uhr
1.12. 16 und 20 Uhr llljinskij und Nass
Cinema - Die Kino-Revue
• Schiller Theater Berlin
© 030-31 95-1 und 3111.31 11
28.11.-1.12. 20 Uhr I Wolfgang Bocksch:
Concerts: Black and Blue
• Musical Theater © 030-88 42 08-92
28./29.11. 20 Uhr
30.11. 16 und 20.30 Uhr
1.12. 18.30 Uhr
I Shakespeare
8: Rock'n Roll
28./29.11. 18 Uhr I Urfaust
30.11. und 1.12. 15 Uhr I Der kleine Prinz
Änderungen vorbehalten
NEUE STÜCKE
MEINE GRABINSCHRIFT
HERBERT ACHTERNBUSCH · Münchner Kammerspiele
}ULIE, TRAUM UND RAUSCH
WOLFGANG MARIA BAUER · Cafe-Theater Kopenhagen
Programm der Europäischen Kulturhauptstadt 1996
DER SCHATTEN EINES FLUGES
WOLFGANG MARIA BAUER · Das Schauspielhaus Wien
KASPER UND EIGENEROD
MATTHIAS BELTZ · Hamburger Kammerspiele
CARLETON
THOMAS HüRLIMANN ·Theater am Neumarkt Zürich
DAS GEBURTSTAGSKIND
THOMAS HüRLIMANN · Tiroler Landestheater Innsbruck
SPÄT WEIT WEG
HELMUT KRAUSSER ·Staatstheater Darmstadt
ALLES. IN EINER NACHT.
FALK RICHTER · Hamburger Kammerspiele
PORTRAIT. IMAGE. KONZEPT.
FALK RICHTER· Düsseldorfer Schauspielhaus
DIE LÄNDLER- QUEEN SIEHT
MORGENROT
GEORG RINGSGWANDL ·Staatstheater am Gärtnerplatz
München
·
DER GRAUE ENGEL
MORITZ RINKE· Schauspielhaus Zürich
DOLLMATCH
JENS ROSELT · Staatstheater Mainz
GEWÖLBE
HANSJÖRG SCHERTENLEIB · Stadttheater St. Gallen
KADAVERGESETZE
REZA ABDOH · Kleine Bühne Freiburg
DERLESER
ARIEL DoRFMAN · Schauspiel der Bundesstadt Bonn
SWEETTEMPTATIONS
DIE REINKARNATION GOTTES
]AN FABRE ·Theater im Pumpenhaus Münster
DIE MÄNNER UND DIE FRAUEN
F. GIROUD I B.-H. LEVY ·Freie Bühne Wieden Wien
KLEINZEIT
RUSSELL HOBAN · Volkstheater Rostock
SALLAH SHABATI
EPHRAIM KlSHON · Südthüringisches Staatstheater
Meiningen
LIEBE! STÄRKE! MITGEFÜHL!
TERRENCE MCNALLY ·Deutsches Schauspielhaus Harnburg
MEISTERKLASSE
TERRENCE McNALLY · Bayerisches Staatsschauspiel
München
BUDDY BOLDENS BLUES
MICHAEL ONDAATJE · Wi.Ippertaler Bühnen
GEIST AUS DER BLüTEZEIT
PHILIP RIDLEY · Bayerisches Staatsschauspiel München
DAS GESCHENK DER GORGO
PETER SHAFFER · Volkstheater Wien
FETTE MÄNNER IM RocK
NICKYSILVER ·Deutsches Theater Berlin
EIN GAG FÜR MAX
NEIL S!MON ·Renaissance-Theater Berlin
KEINE ARBEIT FÜR DIE JUNGE FRAU IM
FRÜHLINGSKLEID
ROLAND SCHIMMELPFENNIG · Münchner Kammerspiele
RUFST Du MEIN VATERLAND
ODER SWISS CHRISTMAS
KATHARINA TANNER · Kampnagel-Harnburg
GUTENBERG
FLORIAN FELIX WEYH · Vereinigte Städtische Bühnen
Krefeld - Mönchengladbach
S. Fischer Verlag • Theater & Medien
Hedderichstraße 114 • 60596 Frankfurt am Main
Telefon (0 69) 60 62 271 • Telefax (0 69) 60 62 355
S.Fischer

Documents pareils