Symposium zur aktuellen Theaterdramaturgie im deutschsprachigen
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Symposium zur aktuellen Theaterdramaturgie im deutschsprachigen
-.... N DRAMATURGIE HEUTE Symposium zur aktuellen Theaterdramaturgie im deutschsprachigen Raum Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg 28. November bis 1. Dezember 1996 Akademie der Künste Hanseatenweg 10, 10557 Berlin WIE WIRD MAN DRAMATURG? BERLINISCHE DRAMATURGIE: SCHAUSPIELTHEATER - MUSIKTHEATER SPIELPLAN DRAMATURGIE DRAMATURGIE DER THEATERVERLAGE DRAMATURGIE MIT AUTOREN PRO DU KTIO NSDRAMATU RG I E: SCHAUSPIELTHATER - MUSIKTHEATER TANZTHEATER FESTIVALDRAMATURGIE PU BLI KU MSDRAMATU RG I E ODER ÖFFENTLICHKEITSARBEIT HAUPTSTADTKULTUR THEATER UND NEUE MEDIEN THEATER Herbert Achternbusch • Theodor W. Adorno • Philippe Adrien • Gilles Aillaud • Chantal Akerman • An-Ski • Renate Axt • Isaak Babel • Hugo Ball • Djuna Barnes • Reinhold Batberger • Bruno Bayen o Jürgen Becker • Samuel Beckett • Ulla Berkewicz • Steven Berkoff • J osef Berlinger • Thomas Bernhard • Lodewijk de Boer • Edward Bond • Dion Boucicault • Thomas Brasch • Bertolt Brecht • Hermann Broch • Cao Yu • Jean-Claude Carriere • John Cassavetes • Bernard Chartreux o Jan Christ • Nina Companeez • Julio Cort<izar • Dirk Dobbrow • Daniel Doppler • Tankred Dorst • Kurt Drawert • Wolfgang Duffner o Marguerite Duras • Werner Dürrsou • Ursula Ehler • Günter Eich • T.S. Eliot • Ria Endres • Per Olov Enquist • Hans Magnus Enzensberger Hans Eppendorfer • Jürg Federspiel o Victor Fenigstein • Hubert Fichte • Marieluise Fleißer o Frauzobel • Max Frisch • Werner Fritsch • E.A. Fronte • Federico Garcfa Lorca • Herbert Genzmer • Rainald Goetz • Jörg Graser • Peter Greiner • Paolo Affonso Grisolli • Christopher Hampton • Peter Handke • Gerben Hellinga • Zbigniew Herbert • Barrie Hesketh • Wolfgang Hildesheimer • Dieter Hirschberg • Franz Hodjak • Reinhild Hoffmann • Bohumil Hrabal • Elisabeth Huppert • Hans Henny Jahnn • Jean Jourdheuil • James Joyce • Hermann Kasack • Amos Kenan • Jerome Kilty • Bodo Kirchhoff Klaus Konjetzky • Harald Kuhlmann • Jürg Laederach • Lao She Stig Larsson • Gertrud Leutenegger • Cesare Lievi Mac Leish • Wladimir Majakowski • Reinhold Massag • Friederike Mayröcker • Michael McClure • Eduardo Mendoza • E.Y. Meyer • Hans Meyer Hörstgen • Hans Günther Michelsen • Martin Mosebach • Tilmann Moser • Adolf Muschg • Andrt;~ Müry • Hans Erich Nossack • Sean O'Casey • Joyce Carol Oates • Istvan Orkeny • Albert Ostermaier • Marco Antonio de la Parra • Boris Pasternak • Ernst Penzoldt • Heidi von Plato • Ulrich Plenzdorf • Alf Poss • Jacques Prevert • Claude Prin • Manuel Puig • Raymond Queneau • Ilma Rakusa • Gert Raue Marie Redonnet • Gerlind Reinshagen • Rainer Maria Rilke o Eric Rohmer • Romero Esteo • Serge Roon • Friederike Roth • Patrick Roth • Ralf Rothmann • Christian Rullier • Astrid Saalbach • Nelly Sachs • Gaston Salvatore • Rosso di San Secondo • Stefan Schütz • Jorge Sem'prun • Rarnon Jose Sender • Bernard Shaw • Martin Sperr • Marlene Streeruwitz • Lukas B. Suter • Erwin Sylvanus • John Millington Synge • Tian Han • Josef Topoi • Jose Triana • UrsTroller • Thomas Valentin • MarioVargas Llosa o Michel Vinaver • Roger Vitrac • Dieter Waldmann • Martin Walser • Ernst Weiß • Peter Weiss • Oscar Wilde • William Carlos Williams • Stanislaw Ignacy Witkiewicz • Konrad Wünsche o Gisela von Wysocki • Xiong Foxi • Marina Zwetajewa o o o o o Suhrkamp Theatervedag D-60019 Ftankfurt Postfach 10 19 45 Telefon 069 I 75 601-701 Fax 069 I 75601-711 DRAMAT~RGIE HEUTE y m P. o s i 1.1 m z u r a kt u e II e n 11 eaterd ra m atu rg.1 e im deutsc;hspraclil~en Raum Koouerat10n mit d r Akademie der Künste Berlin- randenburg 28. November bis 1. Dezember 1996 Akademie. der Künste Hanseatenweg 10, 10557 Berlin DRAMATURGIE HEUTE Manfred Beilharz Was ist ein Dramaturg? PRODUKTIONSDRAMATURGIE MUSIKTHEATER Albrecht Puhlmann I Seite 2 Anmerkungen zu einer Henning Rischbieter Musiktheaterdramaturgie heute Zur Geschichte der Dramaturgie I Seite 30 I Seite 3 Kari-Hans Möller Die Laus im Pelz I Seite 11 PRODUKTIONSDRAMATURGIE TANZTHEATER Manfred Weber Tanz-Theater-Dramaturgie WIE WIRD MAN DRAMATURG? Günther Erken IMPRESSUM Das Symposium wird Zum Diplom-Studiengang Dramaturgie an der Bayerischen Theaterakademie gefördert mit Mitteln der Stiftung Preußische I Seite 18 Seehandlung, des Deutschen Bühnenvereins und des Fonds Darstellende Künste e.V. Dramaturgische Gesellschaft (DG) Geschäftsstelle: Tempelherrenstraße 4 10961 Berlin SPIELPLANDRAMATURGIE Ulrich Khuon Wie findet man neue Autoren? I Seite 21 Telefon: 030-693 24 82 Telefax: 030-693 26 54 E-mail: dramges@berlin .snafu .de http ://www2 .rz. h u-berl in. de/inside/theater/dg/ Geschäftsführung: Ute Kiehn Vorstand: Manfred Beilharz (Vorsitzender) Renate Wolf {Stellvertreterin} Peter Back-Vega Kari-Hans Möller Henning Rischbieter Michael Schindheim Manfred Weber Praktikantinnen: Sandra Oombrowski Domenika Fleck Claudia Gabler Berit Schuck Veranstaltungstechnik: Reinhard Pusch Redaktion: Henning Rischbieter Ute Kiehn DRAMATURGIE HEUTE PROGRAMMÜBERSICHT I Seite 24 DRAMATURGIE DER THEATERVERLAGE Peter Back-Vega Verlagsdramaturgie - Entwickeln oder Vermitteln? I Seite 27 DRAMATURGIE MIT AUTOREN 1. Kleist-Förderpreis Marianne van Kerkhoven Sehen ohne den Stift in der Hand I Seite 32 FESTIVALDRAMA TU RGI E Sigrid Löffler Festival als Wanderzirkus I Seite 34 lrma Dohn Verbindet die Kultur oder trennt sie? I Seite 36 HAUPTSTADTKULTUR Renate Wolf Zwischen ,lthaka' und ,spa ren-verwa lten-a bwickel n' I Seite 44 THEATER UND NEUE MEDIEN Ute Kiehn Informationen, Kontakte ... I Seite 46 für junge Autoren Guido Koster AUSWAHL AUS DEM BERLINER Berliner Theaterabend THEATERSPIELPLAN 28.11.-1.12.1996 I Seite 28 Grafische Gestaltung: Marion Meyer, Büro für Gestaltung ISSN Nr. I Seite 31 1432~3966 DRAMATURG 2/96 I Seite 1 I Seite 48 DRAMATURGIE HEUTE- Editorial Was i st e i_n Dr a ma tu r g ? Manfred Beilflarz Ein Beruf. Ein Beruf, der eine Spezialität des deutschsprachigen Theaters zu sein scheint. Und trotzdem gibt es in vielen Ländern und Sprachen -zwischen Aristoteles, Diderot, Lessing, Wagner, T.S. Eliot, Pirandello und Brecht- Theaterleute und Autoren, die nicht nur praktisch für das Theater arbeiten, sondern auch theoretisch über seine Wirkungsweise, den Bau von Stücken, darstellerische und szenische Umsetzungen nachdachten. Wir wissen es, weil sie ihre Gedanken hierüber zu Papier gebracht haben. Die Dramaturgische Gesellschaft ist gegründet, um einen Dialog zwischen den Berufen, die sich praktisch und theoretisch mit verschiedenen Spielformen des Dramatischen befassen, in Gang zu bringen. Sie besteht in ihrem 44. Jahr. Sie vereinigt Schauspiel-, Tanzund Musiktheaterdramaturgen, Fernseh- und Hörspielredakteure, Theaterautoren, Kritiker, Regisseure, Intendanten, Theaterwissenschaftler und Bühnenverleger. Die Gesellschaft hat etwa 400 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Form ihrer Jahrestagung ist ein Symposium. Bei vergangenen Symposien standen z.B. kulturpolitische Themen, Sparund Strukturdebatten, die Situation der Theater im vereinigten Deutschland, Dramaturgie im Ausland, Fernsehspiel, Hörspiel und Kindertheater sowie die Arbeit einzelner Autoren im Mittelpunkt. Diesmal versucht das Symposium eine Bestandsaufnahme: .,Dramaturgie heute". Was existiert an Entwürfen, wie sieht die Praxis aus? Vom Dramenentwurf bis zur Spielplandramaturgie, von der Produktions- bis hin zur Publikumsdramaturgie in Schauspiel, Oper und Tanz werden die Formen dramaturgischer Aufgabenstellungen und Lösungsmöglichkeiten in den folgenden Tagen dargestellt. Die Veranstaltungen sind öffentlich. Wir wünschen Ihnen beim Mitdenken und Mitreden viel Genuß. Ihr Manfred Beilharz Vorsitzender der Dramaturgischen Gesellschaft, Intendant Schauspiel Bonn DRAMATURG 2/96 [Seite 2 DRAMATURGIE HEUTE Zur Geschichte der Dramaturgie Henning Rischbieter Die nachfolgende Versammlung von historischen Streiflichtern auf die Theater. Die Harnburgische Dramaturgie hat also auch das Ziel, das Brecht später die Geschichte der Dramaturgie, und zwar des Entwicklung der Zuschaukunst nannte. Sie Begriffs und der Praxis der Dramaturgie im ist Dramaturgie als Reflexion, analytisch deutschsprachigen Theater, führt natürlich kritische Reflexion von Theaterkunst und keinen kontinuierlichen historischen Prozeß Theaterspiel, sie ist Dramaturgie als Erläute- vor. Aber als Skizze mag sie dennoch Hin- rung, Erörterung der dramatischen und der weise auf die Gegenwartssituation ergeben, Theaterkunst vor dem Publikum und für das so daß man Konstellationen, Konflikte und Publikum. Kompromisse der Gegenwart in der Vergangenheit wiedererkennt und umgekehrt. Man kann nicht darauf verzichten, mit Lessings ,Hamburgischer Dramaturgie' zu Im Grunde finden sich all die Funktionen, die die institutionalisierte Dramaturgie im deutschsprachigen Theater dann allmählich aufnimmt, bereits in der Harnbur- beginnen. Das Programm hat Lessing 1767 gischen Dramaturgie Lessings zusammen. selbst formuliert: .,Diese Dramaturgie soll ein Sein naiver und nicht zu vermeidender Irrtum kritisches Register von allen aufgeführten war allerdings der, daß man die innertheatra- Stücken halten und jeden Schrift begleiten, lische Reflexion, bis hin zur wertenden Er- den die Kunst sowohl des Dichters als des örterung von Schauspielerleistungen, öffent- Schauspielers hier tun wird." lich machen. könne. Aber auch dieses Problem Das heißt: Die Harnburgische tritt heute noch auf. Dramaturgie ist kritische Analyse zur Selbstverständigung des Autors, ist Beitrag zur Im 19. Jahrhundert wird im Namen kämpferischen Theoriedebatte und zur kriti- der Dramaturgie, pauschal gesagt, das Iitera- schen Diskussion im Ensemble des Hamburgi- risch und ästhetisch bewußte Theater gegen sehen Nationaltheaters selbst und sie wendet die Konventionalität und gesellschaftliche sich an das Publikum, das unterrichtet wer- Konformität des vorwiegend unterhaltenden den soll, eingeführt werden soll in ein neues Theaters eingefordert. Immer wenn dieses Theater verändert, reformiert werden soll, ist der Begriff Dramaturgie im Spiele: So, wenn Ludwig Tieck, nicht sehr erfolgreich, als Dramaturg in Dresden mit den ,Dramaturgischen Blättern' als Entwerfer einer shakespearenahen Bühne reformatorisch tätig wird, bei Immermann in seiner kurzen Düsseldorfer Direktionszeit, bei Dingelstedt und bei Laube. Der Fall Laube ist vielleicht besonders interessant. Als er, noch unerfahren mit der Leitung von Theatern, als junger Mann sein Reformprogramm von außerhalb des Theaters kommend in das Theater hineinentwickelt, weist er 1846 in den ,Briefen über das deutsche Theater' dem Dramaturgen eine zentrale Position zu: .,Der Dramaturg muß DRAMATURG 2/96 I Seite 3 geistiger Monarch sein, keineswegs aber, Propagandist der der Wirklichkeit zugewand- wie man ihn herkömmlich gar definiert, ein ten zeitgenössischen Dramatik, der Stücke Beamter unter anderen Beamten, welcher nur lbsens, Hauptmanns, Schnitzlers. Er war der den sogenannten geistigen Teil zu leiten hat. führende Kopf unter den Gründern des Ber- Der unteilbare Geist allein kann ein geistiges liner Vereins Freie Bühne, die diese Dramatik Ganzes mit dem Theater zustande bringen." in geschlossenen Vorstellungen einmalig prä- Erst nach dieser Deklaration, einige Seiten später, rückt Laube dann mit seinem sentierte. Er übernahm dann pachtweise die faktischen Vorschlag heraus: Der Dramaturg Direktion des Deutschen Theaters, dessen soll nämlich der Theaterleiter selber sein, der Spielplan er prägte und beeinflußte, er Direktor des Instituts. Der Theaterleiter ein erzog durchs Gespräch und in Briefen sein Dramaturg, das ist Laubes Vorstellung. Ein Ensemble, die Kerr die .,Menschenspieler" Dramaturg, der über Spielplan, Engagements nannte. Seine offizielle Funktion war die des und Besetzungen entscheidet, der die Pro- Direktors, des Theaterpächters und Leiters, er bensituation verbessert und der schließlich hatte den Oberregisseur Lessing neben sich. auch die Entscheidungen trifft, wie Laube Er krönte seine Arbeit 1910 im Lessing- schreibt, ob ein Stück reif ist für öffentliche Theater, da hatte er das Deutsche Theater Aufführungen. schon an seinen ehemaligen Altmänner- Laube hat dieses Programm ,Der Spieler Max Reinhardt verloren, mit einem Dramaturg als Direktor' als Theaterleiter am lbsenzyklus. Dramaturgisches Theater auch Wiener Burgtheater und danach, natürlich in dieser programmatischen Spielplanlinie. nur mit Abstrichen, aber doch im Prinzip, Brahm war auch der Dramaturg seiner realisieren können. Er repräsentiert als erster Autoren, vor allem der Schnitzlers, wie der in kontinuierlicher längerer Theterleitung den Briefwechsel beider zeigt. Typus des dramaturgisch denkenden, von der Auf eine folgenreiche Weise zog Dramaturgie als dem Zentrum des Theaters das jugendstilhaft kunstselige Düsseldorfer her denkenden Theaterleiters. Schauspielhaus Luise Dumonts nach der Jahrhundertwende die Dichter ins Theater, als Otto Brahm hat sich nie Dramaturg genannt und hatte auch, soweit ich das Programmzeitschriftsredakteure und Morgenfeiergestalter, also als Betreuer einer zweiten sehe, den Begriff Dramaturgie nicht zentral Bildungszone um die Aufführungen herum. in seinem theatralischen Denken. Trotzdem Je ausschließlicher das deutsche Theater in gehört er als eine ganz wichtige Erscheinung den ersten Jahrzehnten nach 1900 Bildungs- in diese knappe Skizze des Verhältnisses zwi- theater wurde, um so selbstverständlicher schen Dramaturgie und Theaterleitung. Brahm wurde diese zweite publizistische und propa- begann als Kritiker, als Analytiker und als gandistische Bildungssphäre. Für ihren Neuerscheinungen Herbst '96: WAHLVERWANDSCHAFTEN. Nach Goethe. Von Stefan Bachmann I Lars-Ole Walburg TECHNO FÜR EINE..l.JNBERÜHRTE OMA. Eine Blasphemie in 13 Szenen. Von Rodolfo Santana. Ubersetzt von J aime Mikan und Lutz Gümbel DER BESTE TAG. Ein Stück zum Thema Aids. Von Dirk Gindt a u f1 erde m: Musicals, Kinder- und Jugendtheater, Krimis und Komödien __.....----. -t;~vt-t_Deutscher Theaterverlag Postfach 10 02 61 0- 69 442 Weinheim Telefon (06201151 051 DRAMATURG 2/96 [ Seite 4 Betrieb, für die Programmhefte, für Diskus- Reinhardt selbst, mit sich allein und vor sionen, Matineen und Einführungen brauchte Probenbeginn erledigte. Mit Reinhardt wird man Dramaturgen. im deutschsprachigen Theater der Regisseur zur zentralen Figur der Theaterproduktion. Und die Dramaturgie Max Rein- Er ordnet die Elemente: Dramentext, Schau- hardts? Auch er zog Spielplanlinien. Er spieler, Bühne, Licht, Musik nach seinem gewann mit Strindberg, Maeterlinck, Wilde, herrscherlichen, manchmal auch nur herri- Hofmannsthal, Wedekind, den Traumspielern, schen Gestaltungswillen und -vermögen. Das den Symbolisten, den prunkenden Poeten, die schließt die dramaturgische Funktionen ein: Antinaturalisten für den Spielplan und ab Stückwahl, Textfassung, Konzeption. 1905, vom ,Sommernachtstraum' an, die im So unterschiedliche Regisseure wie 19. Jahrhundert als altbacken und albern ver- Leopold Jeßner, Erich Engel, Jürgen Fehling, nachlässigten shakespeareschen Komödien der ausdrücklich die Teilnahme des Drama- fürs Repertoire zurück. turgen am lnszenierungsprozeß ablehnte, Er griff bald weit aus: Antike, deut- Fritz Kortner, Rudolf Noelte haben wie selbst- sche Klassik, Commedia dei'Arte, Moliere, verständlich diese dramaturgischen Funktio- Stern heim, aber auch Pantomime, Japanisie- nen (Stückwahl, Textfassung, Konzeption) rendes, religiösen Kitsch wie Vollmüllers mit den Regie-Funktionen verschmolzen. Sie ,Mirakel' als MassenspektakeL arbeiteten als große Einzelne monologisch, Fürdramaturgische Mitarbeit bei manchmal auch monomanisch. Übersetzungen, Bearbeitungen, Umformungen zog Reinhardt Schriftsteller heran: Im Schatten der Entwicklung des Hofmannsthal, Volmoeller, andere. Seine Regietheaters hat sich in den ersten Jahr- Dramaturgen Felix Hollaender, Arthur Kahane, zehnten dieses Jahrhunderts die Theater- Berthold Held waren vor allem in Public- berufsbezeichnung Dramaturg entwickelt, Relation, als Organisatoren, Publizisten und aber eben - in diesem Schatten. Ein kleines Pressebearbeiter tätig. Viele der Koopera- Büro mit der Bezeichnung ,Dramaturgie' tionen Reinhardts haben den Charakter publi- existierte bald an den meisten deutschen zistischer Schachzüge, so als sich Reinhardt Theatern. Nach einer Zählung von Günther von dem führenden Germanisten Erich Skopnik gibt es 1903 im heutigen Bundes- Schmidt eine 'Faust'-Fassung herstellen ließ gebiet an 180 Theatern 47 Dramaturgen, und damit einen Germanistern als Stück- 1966 aber an 173 Theatern 197 Dramaturgen, dramaturgen beschäftigte. und Schulze-Reimpell zählt für 1978 272 Denn sonst war gerade dies, die Dramaturgen an den bundesrepublikanischen Strichfassung, die dramaturgisch-szenische öffentlichen und Privattheatern. Aufwärts Einrichtung, die Arbeit, die der Regisseur gehen die Zahlen. DREI MASKEN VERLAG Theater - Funk - Fernsehen - Film Heiliggeiststraße 1 D-803 31 München DRAMATURG 2/96 I Seite 5 Telefon 089 I 22 51 46 089 I 29 43 77 Telefax 089 I 29 31 66 Zwei Schlaglichter auf die Situation keit, den ganzen Theaterkomplex zu durch- gegen Ende der Weimarer Republik, zwei dringen, ein Stück schon bei der Lektüre in Texte, die zugleich Definitionen von Drama- allen Rollen und Szenen auf der Bühne zu turgie enthalten: Herbert Jhering, ,Dramatur- sehen, die Wirkung auf das Publikum ab- gen 1927': .. Es gibt gibt noch dramaturgische zuschätzen, die Widerstände und die Förde- Begabungen, aber sie sitzen nicht an Berliner rung der Presse zu erkennen, zu spüren, an Bühnen. Der Club der Harmlosen, der in den welchem Punkt die Durchbruchsstelle des Berliner Dramaturgischen Büros sich herum- Erfolges sitzt, dahin die Propagande, dahin drückt, ist nicht im Stande, den Spielplan zu die Taktik der Vorbereitung zu richten, diese beeinflussen. Die Germanistischen Seminare Dramaturgie stirbt dabei oder kann sich in der Universität hatten den kritischen und Berlin nicht durchsetzen. Ein Dramaturg die- dramaturgischen Nachwuchs theaterfremd ses Schlages ist Jacob Geis, der in München gemacht und philologisch verbohrt. Was auf und besonders in Darmstadt von der Regie die Erich-Schmidt-Generation folgte. war bis zur Zeitungsnotiz, von der ersten Lektüre feierliches Ästhetentum, die Gundolfs der bis zur Besetzung des Stückes, vom Büro bis Dramaturgie sind ebenso schlimm wie die zum Publikum den ganzen Komplex des Thea- Max Herrmanns. Heinz Lipmann, Dramaturg ters beherrschte. Der Leidenschaft für die am Berliner Staatstheater, ist eine Kreuzung Sache mit der notwendigen Betriebsamkeit von Gundolf und Bell maus. Ein schüchterner in den Methoden der Propaganda vereinigt Liebhaber des Theaters, ein feierlicher Back- und der wegen dieser Begabung selbstver- fisch, mimosenhaft empfindlich, verlegen, ständlich in Berlin nicht ankommt." diplomatisch, ein Geheimrat im Flügelkleide, Es ist natürlich auch immer die dabei nobel mit Gefühl für Niveau, voll Parteinahme für Brecht, die im Hintergrund Geschmack und formaler Kultur, Jeßner bis solcher Äußerungen Jherings spürbar ist. ins letzte ergeben. Aber ohne die Kraft der Jacob Geis hatte ja schon 1923 beim Kritik, ohne die Fähigkeit, der ungeheueren .,Dickicht der Städte" in München mit Brecht Aktualität des Theaters gerecht zu werden. zusammen gearbeitet und kannte Brecht Immerhin, Lipmann gehört zu den besseren bereits seit 1921. Erscheinungen, Otto Zarek bei Saitenburg ist Knapper noch formuliert Jhering nur Betriebsamkeit. Der Dramaturg muß agil seine Vorstellung vom Dramaturgen im glei- sein, er muß Bewegung vorauswittern, orga- chen Jahr 1927: .. Dramaturgie ist die Fähig- nisieren, durchsetzen, wie es zu seiner besten keit, ein Stück zu entdecken und Mittel zu Zeit Hollaender bei Reinhardt vermochte. finden, dieses Stück durchzusetzen von der Otto Zarek ist das Abziehbild Felix Hollaen- Besetzung bis zur journalistischen Präsen- ders, vive ohne Leidenschaft, immer zwei tation." Schritt voraus, ohne vorne zu sein, immer 1932, von heute aus gesehen zu startend, immer im Anlauf und am Ziel mit einem grotesk verspäteten Zeitpunkt, eröff- ungeheuerem Elan vorbeilaufend. Aber auch nete Leopold Jeßner in Berlin ein ,Collegium Zarek ist theaterblütiger, greifbarer als der Dramaturgicum' der Vereinigung künstleri- vielköpfige Dramaturg der Volksbühne, der scher Bühnenvorstände, in der Jeßner sehr niemals verantwortlich zu fassen ist (damit engagiert war, einer Vereinigung, die sich an ist Bab gemeint - H.R.). Im übrigen wird die Regisseure und Dramaturgen gleichermaßen Dramaturgie beinah abgebaut, Theater und wandte. Er sagte bei dieser Eröffnung: .. An Verlage sind überstopft mit französischen dieser Stelle müssen wir uns fragen, was wir Stücken, die nach der Diktatur des Pariser denn von einer dramaturgischen Arbeit ver- Autorenverbandes ungelesen angenommen langen, wir verstehen, wenn wir das Wort werden müssen. Platz, selbstständige Ent- Dramaturgie einmal wörtlich nehmen, darun- schlüsse zu fassen, den Spielplan zu variieren, ter so viel wie die werkliehe Tätigkeit am ist kaum vorhanden." Und jetzt kommt die positive Definition lherings: .. Dramaturgie als FähigDRAMATURG 2/96] Seite 6 Drama, das bewußte Fügen und Gestalten eines dramatischen Ablaufs, den wir bei jeder Vorstellung neu zu erleben, neu sichtbar zu machen haben. Aber nicht nur im werkliehen lobte, rügte. Die Spielpläne wurden einge- oder handwerklichen darf sich eine drama- engt, alles Naturalistische, gar Expressioni- turgische Leistung erschöpfen, nicht nur der stische, ,Zersetzende', Kritisch-Analytische ausrechnende Verstand vermag für sich allein fiel weg: die ganze moderne Dramatik, von ein Drama lebendig zu machen, seine Form Hauptmanns naturalistischem Frühwerk, gleichsam nach den Regeln der Kunst fest- von Wedekind und Strindberg an bis zu den zustellen. Wenn diese dramaturgische Form kritischen Zeitstücken der zwanziger Jahre Bedeutung, wenn sie Leben gewinnen will, so hin war nichts mehr erlaubt. Die Reichs- muß sie gleichzeitig aus Irrationalem, aus dramaturgie war also auch Verhinderungs- dem Gefühlsmäßigen geschöpft werden. So- dramaturgie. mit weitet sich das Gebiet einer modernen Der Reichsdramaturgie entgegen Dramaturgie, indem sie auch Klarheit ver- arbeiteten wenige deutschsprachige Bühnen schaffen muß über das Gesinnungsmäßige im Ausland, vornehmlich das Züricher Schau- und Motivische, das uns moderne Menschen spielhaus. Hier wurde im Kriege und in den bewegt. Über den Gefühlsgrund soll moderne ersten Nachkriegsjahren vorformuliert, was Dramaturgie etwas aussagen, aus dem heraus nach 1945 den Anteil der zeitgenössischen dramatische Werke für uns wieder erneutes internationalen Dramatik an den Spielplänen Leben gewinnen. Dramaturgie in diesem Sinn der deutschen Bühnen bildete, jedenfalls der soll das Theater ausweiten ins Weltanschau- drei westlichen Besatzungszonen. ln Zürich liche, soll das Theater einreihen in den Sinn spielte man zuerst in deutscher Sprache die und die Gesamtheit unseres heutigen, unseres meisten werke von Wilder, von Giraudoux, gegenwärtigen Lebens. Diesem Ziel dienen Sartre, Camus, von Garcia Lorca, von Eliot, seit langem bereits unsere Bemühungen." von Tennesse Williams und Arthur Miller, nur Das ist das Wort eines dramaturgisch denkenden und handelnden Regisseurs. nicht die von Anouilh. Vier Brecht-Dramen: ,Mutter Courage', ,Galileo Galilei', ,Der gute Mensch von Sezuan', ,Herrr Puntila und sein Eingereiht wurde das Theater kurz Knecht Matti' wurden zwischen 1941 und darauf in das, was man die nationale Erhe- 1947 in Zürich uraufgeführt. 1946 auch bung nannte; in das NS-Regime. Das Haupt- Zuckmayers ,Des Teufels General', das erfolg- instrument der Einreihung, der Kontrolle und reichste Stück der ersten Nachkriegsjahre. des Kommandos war die im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, in Der Dramaturg des Züricher Schau- der Theaterabteilung des Goebbels-Ministe- spielhauses hieß Kurt Hirschfeld. Er hat eine riums, eingerichtete Reichsdramaturgie, aus Not geborene, einmalige Dramaturgen- geleitet vom Reichsdramaturgen Dr. Rainer chance gesehen und grandios genutzt; er Schlösser. Hier waren die Spielpläne zur hat die Spielplanstruktur des westdeutschen Genehmigung vorzulegen, hier zensierte man Nachkriegstheaters entscheidend vorgeprägt die neuen Stücke, ordnete an, verbot, lenkte, Er reiste schon 1946 wieder nach Deutsch- DAS GEHEIMNIS DER IRMA VEP von Charles Ludlam. DAS KUNSTSEIDENE MÄDCHEN von Irmgard Keun I Gottfried Greiffenhagen. KONIG OIDIPUS von Sophokles I Dietrich Ebener. DER ZIMMERSPRINGBRUNNEN von Jens Sparschuh I Oliver Reese. DAS GESPENST VON CANTERVILLE von Christoph Schwarz. WIE DILLDAPP NACH DEM RIESEN GING von Tankred Dorst I Ursula Ehler. ln Berlin 188&-87 auf dem Spielplan: Theaterverlag Ute Nyssen & J. Bansemer Merowingerstr. 21, 506 77 Köln, Tel. 0221 I 319620, Fax 325992 DRAMATURG 2/96 I Seite 7 land. 1953 bei der Gründung der Dramatur- Verantwortlichkeit, die zeichnende Mitverant- gischen Gesellschaft las er aus dem umfang- wortlichkeit des Dramaturgen für den Spiel- reichen Pflichtenheft vor, das seine Drama- plan, nur so kann der Spielplan dramatur- turgentätigkeit in Zürich beschrieb. An diese gisch gebaut werden." So viel Skepsis also bei dem so Pflichtenaufzählung schloß er eine Klage und Forderung an: "Ich will die einzelnen Punkte erfolgreichen Dramaturgen. des Pflichtenkatalogs nicht erläutern, ich Was Hirschfelds Dramaturgie aus- nehme an, es wird etwa das umfassen, was zeichnete: der enge Arbeitskontakt mit den jeder von uns zu tun hat, der eine hat es bes- Autoren, wie er ihn insbesondere mit Max ser, der andere hat es noch schlechter. Diese Frisch und Friedrich Dürrenmatt gehabt hat, Pflichten mit wenig Rechten sind, wie ich ein Arbeitskontakt, der wesentlich auf die glaube, nicht zu erfüllen, es geht über eine Stücke einwirkte, wird im Pflichtenheft nur Arbeitskraft weit hinaus, natürlich gibt es als Verkehr mit Verlegern und Autoren ge- Ausnahmen. Man wird nur Dramaturg, wenn nannt. Die intensive Mitwirkung des Drama- man leidenschaftlich besessen ist von dem turgen an einer einzelnen Aufführung kommt Theater. Leidenschaft kennt keine Zeit. Diese in diesem Pflichtenheft überhaupt nicht vor. Leidenschaft hat nur einen Ort, nämlich das Hirschfeld hat sie trotzdem gelegentlich Theater, diese Leidenschaft oder Liebe ist für zustande gebracht, hat auch selbst Regie den Beruf die Voraussetzung. Was sollte der geführt. Dramaturg im Betrieb sein? Produktionsdramaturgie gibt es also Zunächst ist der Dramaturg ein im Züricher Pflichtenheft nicht. Sie kommt Lektor. Er hat, und das unterscheidet ihn von bis Ende der sechziger Jahre am deutsch- dem Verlagslektor, die Stücke nicht nur auf sprachigen Theater nur in der Form vor, daß ihren literarischen und dichterischen Wert zu der Dramaturg bei Stückwahl, Besetzung, prüfen, sondern auch auf ihre theatralische Textfassung in günstigen Fällen beratend Möglichkeit. Aber nun beginnt der Leidens- mitwirkt, daß er gelegentlich Proben besucht weg. Erst kommen die Instanzen, der Inten- und mit dem Regisseur über seine Eindrücke dant, die Verwaltung, die Regisseure, die spricht. Schauspieler. Das Durchsetzen ist bisweilen Günter Skopnik findet 1964 in dem schwieriger als das Finden. Verantwortlich Buch ,Theater im Tageslicht', in dem er einen für den Spielplan ist der Intendant, in Wirk- Abschnitt über Dramaturgie geschrieben lichkeit haben den größeren Einfluß die hat, ganz selbstverständlich: "Heute gilt die Regisseure und manchmal sogar die Schau- auf den Text einer bestimmten Aufführung spieler. Wie kann man im Kampf gegen diese gerichtete dramaturgische Tätigkeit als Mächte, die Spielplandiktatur der Regisseure, selbstverständliches Reservat des Regisseurs." die Spielplandiktatur der Schauspieler, einen Spielplan machen, von dem verlangt wird, ziger und frühen sechziger Jahre dominiert daß er eine dramaturgische Konzeption hat? der Intendant, der zugleich meist der bestim- Es muß gefordert werden die mitbestimmende mende Regisseur seines Theaters ist. Seine Litag The Literary Agent GmbH Angela Kingsford Röhl Theaterverlag · ----- --- Im westdeutschen Theater der Fünf- An der Grete 25 D-28211 Bremen Telefon 0421 - 23 18 85 -------~- -····~---~·-··-···~---- DRAMATURG 2/96 ·------- ------- - -Fax I Seite 8 -o'2J.z1·-:-4g·o·6--87~---- .. --~ Aufführungen sind Produkte seines Kopfes und Kunstwollens. Das Leitfossil der Stroux' und Schalla, der Schuh und Sellner ist Jürgen Fehling, der Dramaturgenverächter. Die Dramaturgen sind an ihren Theatern ins Kabinett Auf den Spielplänen Plath & Co. Toumeetheater, 17.9.'96- Mai '97 Rnton Tschechow (deutsch uon Gudrun Oüwel) DER KIRSCHGRATEN verbannt zum Stückelesen, sie dürfen Betriebsbüroarbeit tun und Programmhefte machen, die mit den Aufführungen, denen sie gelten, häufig wenig zu tun haben. Erst die verspätete Aufnahme der Münchner Tournee, B. I 0.'96 - Sommer '97 Bühnen der Stadt Bielefeld, 1.2.'97 Rain er lewandowsl<i I Mathias Christian Koset ICH, MARLENE Arbeitsweise Brechts und seines Berliner Grips-Theater, Berlin, 18.1 0.'96 (UR) vielmehr um das, was ich die dramaturgische Lutz Hübner DAS HERZ EINES BUHERS Schauspiel Köln, 1.11.'96 (UA) Amlreas Marber I Johann Kresnil< LENI RI EFENSTAHL-PAOJEKT Ensembles, beginnend in den sechziger Jahren, verändert die Lage. Dabei geht es nicht so sehr um den Dramaturgen als Person als Funktion nennen möchte: Die analytischen und produktiven Tätigkeiten an den Nahtstellen zwischen Dramentext und lnszenierungsprozeß, zwischen Dramentext und Entstehungsbedingungen, zwischen lnsze- Prinzregent-Theater, Bochum, 1.11.'96 (DER) Nil<olaj Koljada FÜR DICH! nierungsprozeß und der umgebenden Wirk- Uoll<stheater Frankfurt IM., 2.11.'96 (UR d. Fass.) Carlo Goldoni I Wolfgang Kaus DIE GROBIANE Theaters zu beeinflussen sucht. lichkeit, aus der heraus dieser Prozeß beeinflußt wird und die er mit den Mitteln des Ein größeres Maß an historischer, politischer, ästhetischer Bewußtheit in den Schauspiel Essen, 20.12.'96 (DER) Marlin McDonagh BEAUTY QUEEN UON LEENANE Theaterprodu ktionsprozeß ei nzu bringen, ist Brechts Forderung und Leistung - und der eigentliche Kern dessen, was dann in den Ernst-Deutsch-Theater, Hamburg, 18.2.'97 (UR) Peter Buchholz GRUNDEHRLICHE ZEITEN Schauspielhaus Bochum, Anfang März '97 (UR) Andreas Marber AlMBAUD IN EISENHÜnENSTADT Stadttheater Rachen, 1.3.'97 Uolkstheater Rostocl<, Juni '97 Boris Uian DIE REICHSGRÜNDER OOER DAS SCHMÜRZ Staatstheater Wiesbaden, 27.3.'97 (OEA) Theater in der Josefstadt, Wien, 24.4.'97 Theater Luzern, Sommer '97 Ronald Harwood FURTWÄNGLER, KATEGORIE 4 siebziger Jahren als Produktionsdramturgie bezeichnet wird. Die Begirffe .Dramaturgie' und ,dramaturgisch' spielen in Brechts theoretischen Schriften nur eine Rand rolle, das hat wohl mit Brechts früher Kampfstellung gegen die Begriffe Drama und Dramatik zu tun. Dramaturgie eines Dramas, das ist für Brecht ein aristotelischer Terminus. Er sagt lieber und häufiger Stückebau. Wenn ich es recht sehe, hat Brecht nur einmal an herausgehobener Stelle, in einem Text von 1936, der von den BrechtEditoren in das große Kapitel über eine nichtaristotelische Dramatik subsummiert worden ist, von Dramaturgie geredet. Er spricht da von den fortschrittlichen Theaterunternehmen und ihren Charakteristika. Er führt als erstes das Theater von Piscalor an, als eines, das die Maschinerie zweckmäßiger und wirksamer als bisher eingesetzt habe, fährt dann, seine eigenen Unternehmungen der zwanziger und dreißiger Jahre meinend, fort: DRAMATURG 2/96 I Seite 9 ,.Keineswegs geringer waren die Änderungen, denden Veränderungen seitdem sind von die die Dramaturgie erfuhr, eine neue Technik einem außertheatralischen Vorgang ausgelöst des Stückebaus wurde ausgebildet, kleine worden, dem Zusammenfall, zuerst dem inne- Kollektive von Fachleuten stellten Stücke her, ren der DDR, dann dem deutsch-deutschen die Theorie der nicht-aristotelischen Dramatik Zusammenfall, der Vereinigung. ist in einer Folge von sieben Heften fixiert Sie hat in Ostdeutschland, was worden (Die ,Versuche' - H.R.). gleichzeitig Dramaturgie betrifft, am meisten verändert: Ausbildung junger Schauspieler für den neuen ln der DDR war Produktionsdramaturgie auch Darstellungsstil, den epischen Stil." (und manchmal nur) die Herstellung eines Das ist 1936 formuliert. Brecht der obrigkeitlichen Zensur einzureichenden liebt es noch oder übt die List, im Kollektiv ,Konzeptionspapiers', das manchmal abgefaßt zu verschwinden und seine dominierende wurde, um die wahren Inszenierungsmotive Funktion bei diesem Prozeß, den er da be- und -gesichtspunkte zu verschleiern. schreibt, nicht bekannt zu geben. An keinem bundesrepublikanischen Theater ist die von der Brechtsehen Theater- Und Öffentlichkeitsarbeit hieß auch Besucherbetreuung: pfleglicher und/oder betreuerischer Kontakt mit den zumeist be- arbeit abgeleitete größere politische und trieblichen Besuchergruppen zur Herbei- ästhetische Bewußtheit, Funktionsbewußt- schaffung von (manchmal allerdings ,toten') heit, dramaturgische Bewußtheit der Theater- Seelen, die des Theaters regelmäßig teilhaftig produktion so überlegt praktiziert worden wie werden sollten. an der Schaubühne in ihren ersten Jahren. Andererseits: viele Inszenierungen Sie bedingte den schnellen Aufstieg dieses des DDR-Theaters nutzten, auch per Drama- Theaters, ihr Verlust bewirkte einen tiefen turgie, das meint hier: entscheidenden Anteil Fall in bewußtlosen Historismus, der die letz- von Reflexion an der je einzelnen Produk- ten Arbeiten von PeterStein für die Schau- tion und dem Gesamt der Produktionen eines bühne kennzeichnete. Theaters, die besondere Chance, die das Produktionsdramaturgie ist natür- Theater bietet, um Aufmüpfiges und komisch lich auch zu verstehen als eine Spezialisie- oder tragisch Ausweichendes, Widersprechen- rung, als weitertreibende Arbeitsteilung im des zu formulieren: im Text, mehr noch aber dramaturgischen Bereich. Als solche bringt im Spiel, in der Geste, der Betonung, in der sie das Risiko und die Gefahr jeglicher Spe- Akzentvierung des Raumes. Diesem ,kriti- zialisierung mit sich, es kann Übersicht und schen' DDR-Theater ist mit dem doppelten Umsicht im Ganzen des Theaterunternehmens Zusammenfall der spezifische Gegenstand verloren gehen. und Gegner abhanden gekommen. Eine andere Spezialisierung im Nun teilt es eine diffusere Gesell- dramaturgischen Bereich ist die der organisa- schafts- und Denklage mit dem (immer noch torischen und/oder personellen Abtrennung reicheren) alt-bundesrepublikanischen Thea- der sogenannten Öffentlichkeitsarbeit. Sie ter. Über dessen Hervorbringungen und den war die vom Bühnenverein ausdrücklich vor- dramaturgischen Arbeitsanteilen daran ist bei geschlagene und ziemlich schnell von den diesem Symposium zu reden. meisten Theatern aufgenommene Folge der 1967/68 hereinbrechenden Besucherkrise, die Prof. Dr. Henning Rischbieter ist Mitgründer Reaktion auf den Rückgang des Besuchs der der Zeitschrift Theater heute, Theater von etwa 12 bis 15% bis 1972. Dem Professor (emeritiert} am Institut für Theater- neuerlichen Besucherrückgang der späten wissenschaft der Freien Universität Berlin achtziger und frühen neuenziger Jahre hat und Vorstandsmitglied der Dramaturgischen der Boom der Öffentlichkeitsarbeit allerdings Gesellschaft. nicht entgegen zu wirken vermocht. Der vorstehende (für den Neuabdruck leicht überarbeitete Text) stammt von 1986, ist also zehn Jahre alt. Die entscheiDRAMATURG 2/96 I Seite 10 DRAMATURGIE HEUTE Die Laus im Pelz Kari-Hans Möller Kaum einer der am Theater Tätigen -Für andere ist er der Pollux zum ist so oft der hilflos ehrlichen Frage ausge- Kastor Regisseur, der neben dem ,Chef' sit- setzt .,Was machen Sie eigentlich?", kaum zend während der Probe fleißig seine Beob- einer beschäftigt sich so häufig mit seinem achtungen souffliert und den Zweitzettel zur Selbstverständnis, kaum einer hat solche Pro- Kritik verfaßt, auf dem er die Verwirklichung bleme mit der generellen wie individuellen seines umfangreichen Readers einklagt. Die- Selbstbehauptung und kaum einer kann sei- ser ideale Produktionsdramaturg will dann nen Einfluß auf den Produktionsprozeß des auch weitgehend freigestellt sein vom All- Theaters so wenig öffentlich sichtbar nach- tagsgeschäft des Theaters. - Andere, meist kleinere Theater verstehen unter Dramaturgie vor allem Werbung und Öffentlichkeitsarbeit und haben in dem engagierten Dramaturgen (die Doppeldeutigkeit ist dabei Programm) einen qualifizierten, Mitarbeiter ,zur besonderen Verwendung', der die Tätigkeit des persönlichen Referenten der künstlerischen Vorstände mit dem des Pressereferenten und des Theaterpädagogen vereint. Viele Dramaturgen sind keinem der drei Idealtypen eindeutig zuzuordnen. Der heutige Dramaturg sollte für alle drei Anforderungen gewappnet sein, denn den Anspruch auf unveränderte, vertraglich garantierte weisen wie der Dramaturg. Und doch ist der ,Tätigkeitsmerkmale' hat niemand, schon Dramaturg immer noch und immer wieder gar nicht in Zeiten befristeter Verträge und ein Partner des Regisseurs, ein gewollter und kurzer Amtsperioden der Intendanten und gebrauchter, manchmal auch nur geduldeter Vorstände. und sich permanent aufdrängender, trotz Die Wirksamkeit der Dramaturgie möglicher Mißachtung nicht resignierender hängt natürlich von der Qualität. der Kraft Partner des Regisseurs, ist Kummerkasten und dem Durchsetzungsvermögen des jewei- oder Inspirator des Schauspielers, ist ein Iigen Dramaturgen ab, aber auch von der Bindeglied zum Zuschauer. Er wird als ,Alles- Anzahl seiner Mitstreiter im Verhältnis zu macher' gebraucht und mißbraucht, von ihm den zu betreuenden Produktionen, von seiner wird verlangt, sich bedingungslos für das verantwortlichen Einbindung in die Spielplan- Funktionieren des Theaters verantwortlich zu findung, von den finanziellen Möglichkeiten fühlen und sich gleichzeitig gegen diesen für Veröffentlichungen und vor allem von der ,Mißbrauch' zur Wehr zu setzen. Gnade des Regisseurs, die ihn entweder in - Für die einen gilt der visionär die gemeinsame Verantwortung einbindet denkende, der theater-und literaturwissen- oder ihn zwingt in eine geduldete Assistenz- schaftlich sowie als Philosoph und Historiker funktion. Ein Dramaturg, der eine lnszenie- fundiert ausgebildete Schreibtisch-Dramaturg rungskonzeption nur zur Kenntnis nehmen als das non plus ultra. darf, wird zu einer überqualifizierten künst- DRAMATURG 2/96 I Seite 11 lerischen Hilfskraft. Da der Nachweis des Dramatiker. Die Aufgabe des Dolmetschers Arbeitsanteils der Dramaturgie auf das Pro- ist es jedoch, frei von persönlicher Intention grammheft und die Presseveröffentlichungen fremde Ideen eindeutig zu vermitteln und beschränkt bleibt, fällt ein derartiger Miß- dabei jeglichen Filter eigener Haltung zu ver- brauch nicht weiter auf, er frustriert nur den meiden. Der Dramaturg hingegen ist ein sehr Betroffenen und führt zur Resignation oder individueller Mittler, der seinen prägenden zur inneren Anpassung an eine Unterforde- Anteil an der Entwicklung und Durchdringung rung, die manchmal zum Programm wird und der wechselseitigen Beziehungen zwischen damit das Berufsethos verrät. den Künstlern und zwischen der Kunst und Eine abgeschaffte Dramaturgie den Zuschauern hat. Sich selbst dabei auf fällt zunächst auch nicht sonderlich auf, eine rein vermittelnde Zuständigkeit zu redu- denn der Vorhang öffnet sich auch ohne uns; zieren, wäre töricht und selbstvernichtend. es bleibt die Frage nach der Qualität, wenn Ich plädiere dafür, daß sich in der Arbeit der Hinterfrager, der Gütekontrolleur, der der Dramaturgie der eben skizzierte Kreis erste Zuschauer, der hausinterne Kritiker, das schließen muß, daß (obwohl eine Spezialisie- Bindeglied zu den Zuschauern nicht mehr rung innerhalb einer dramaturgischen Abtei- befragt wird. lung durchaus denkbar ist). die Dramaturgie Die Tendenz ist düster, aber nicht hoffnungslos, denn gerade die besten Regis- die Abteilung des Theaters ist, in der die Verbindung zwischen Bühne und Zuschauer- seure sind klug genug, sich selbst in Frage zu raum permanenter und übergreifender Be- stellen. standteil konzeptioneller, analytischer und Dazu brauchen sie einen Partner; praktischer Arbeit ist. Das Problem der einen- der allerdings muß gut sein, er muß zuhijren genden Spezialisierung beklagt Klaus Völker und sehen können, Vorgänge finden und unter Bezug auf seine eigene Situation in überprüfen, er muß hart, aber auch kompro- Zürich, Anfang der 70er Jahre: "Die Drama- mißbereit sein und er muß wissen, was er turgie ist dann, was die dramaturgischen seinem Publikum zumuten kann und wie er Funktionen anbelangte, den Weg der Produk- den Boden bereitet für eine vergängliche tionsdramaturgie gegangen, dieser Aspekt ist Kunst, auf der Bühne präsentiert in dem mit der Zeit intensiver geworden. Das führte Moment, in dem sie vergeht. Er ist also der aber auch in den Arbeitsweisen derjenigen, Dolmetscher zwischen der aktuellen gesell- die gemeinsam aufgebrochen waren, dazu, schaftlichen Situation und dem Autor, zwi- daß sie nun zunehmend nicht mehr nach schen dem Stückeschreiber und dem Regis- außen zum Publikum hin arbeiteten. Sie seur, zwischen dem Spielleiter und den haben sich jeweils in die Projekte begeben Schauspielern, zwischen den Darstellern und und diese ziemlich rücksichtslos vorangetrie- dem Publikum, zwischen den Theaterbesu- ben, so daß das Publikum oft gar keine Rolle chern und dem Theater, und im Falle eines mehr spielte und das Publikum, jetzt aus Gegenwartsstückes auch noch zwischen den ~nderen für die Aufführung Verantwortlichen und dem gegenüberstand, sich vom Theater entfernte. Gründen, den Aufführungen kritisch GERHARD PEGLER VERLAG .. 81545 MUNCHEN - ATHENER PLATZ 8 TELEGRAMME: PEGLERPLAYS MÜNCHEN TELEFON: (089) 64 40 88/89 · TELEFAX: (089) 642 35 01 DRAMATURG 2/96] Seite 12 Es wurden Aufführungen hergestellt und gemeinsamen, grausamen Geschichte ent- dramaturgisch betreut, aber dann von ganz stammt, die in der bedrückenden Gegenwart, anderen Leuten an den Mann gebracht, es Ost wie West, nachhallt- dann ist die Frage, setzte die Abtrennung des ganzen Publik- warum das Stück hier und nirgendwo anders Relations-Apparats von der Produktion ein." uraufgeführt wird, bereits beantwortet: Vor Die Diskussion um die Vielfalt und fast zwei Jahren entstanden unabhängig Spezifik unserer Verantwortung wird aller- voneinander die Pläne, im merkwürdiger dings zunehmend wichtig, denn in Zeiten Konsequenz fanden sie zueinander. Es gibt finanzieller Knappheit und kulturpolitischer noch andere Antworten, aber diese ist mir Sparpakete kann der Streit um die eigene die wichtigste unter ihnen." Der Autor und das Theater hatten Bedeutung Argumente zum Abspecken durch Abschaffen liefern! zueinandergefunden, bevor das Manuskript fertig war. Man kannte und man schätzte Autorendramaturgie sich, Dramaturg, Ausstatterund Regisseur Das ist vielleicht das schwierigste Kapitel trafen sich zu Vorgesprächen, während denen unserer Arbeit, denn die Dramatiker fühlen Gert Heidenreich nicht versuchte, seinem sich vernachlässigt, die Verlage beklagen Stück eine Inszenierungszwangsjacke zu Ignoranz und der arme Dramaturg ist natür- verpassen. Er erläuterte, was ihn am Stoff lich schuld. Dabei kann er lesen und vor- interessiert hatte und härte aufmerksam und schlagen, so viel er will- es braucht den neugierig zu, welche Bedeutung die Ausein- Mut zur Entscheidung für eine Uraufführung, andersetzung mit der Manipulationsweise der und den kann er bestenfalls befördern. Und Nazis für die Zuschauer mit Erfahrungen aus selbst im positiven Falle ist er eben wieder einer anderen Diktatur haben könnte. Nach nur Mittler. jedem Gespräch gab es Veränderungen im Ich habe in den letzten Jahren Stück oder in unserer Konzeption. Heiden- einige Ur- bzw. Erstaufführungen dramatur- reich besuchte Proben, beschrieb das Erlebte, gisch betreut. Drei Beispiele möchte ich kurz sprach mit dem Regieteam und den Schau- skizzieren und die Schwierigkeiten benennen, spielern und lebte uns sein Prinzip vor, daß mit denen sich der in solchen Fällen oft der Autor seinen Text einem Theater zur Auf- gescholtene Dramaturg konfrontiert sieht. führung überläßt im Bewußtsein, daß daraus Gert Heidenreich überließ uns sein Stück ein anderes Kunstwerk wird. Wir fühlten uns ,Magda' zur Uraufführung mit den Worten: betreut, anerkannt, der intensiven Zusam- "Wenn von fern her zwei Wünsche zusam- menarbeit für wert befunden und - wir hat- menkommen: der Wunsch der Städtischen ten Erfolg. Theater Chemnitz, ,MAG DA' uraufzuführen, Peter Hacks überließ uns die Option und der Wunsch des Autors, den Riß zu über- zur Uraufführung von ,GENOVEFA'. Meine springen, der zwischen den Kulturen der Bitte um Gespräche, wir wollten die Verant- vereinigten Teile Deutschlands besteht; wenn wortung eines Theaters für die Uraufführung dies bei einem Stoff geschieht, der der mit dem Autor teilen -, wurde zwar nicht ab- .. GUSTAV KIEPENHEUER BUHNENVERTRIEB Schweinfurthstraße 60 D-1419 5 Berlin (Dahlem) Telefon 030 - 823 10 66 · Telefax 030-823 3911 DRAMATURG 2/96 I Seite 13 gelehnt, aber mit der Bemerkung, man solle des Autors auf allen Proben und mit Veto- doch das Stück so spielen, wie es geschrie- recht kann für den Prozeß der Inszenierung ben ist und sich nicht klüger dünken als der katastrophal sein. Die Theatermacher sind Autor, klar beantwortet. Weil wir uns dann diejenigen, die das Stück zum Leben erwek- dennoch die künstlerische Freiheit zu inten- ken, aber sie sind Künstler, die mit einem siven Strichen nahmen und zudem die lan- Material umgehen, das für die Bühne ge- gen undtrotzder Hacks'schen Sprachkultur schrieben wurde und damit nicht den fixier- sehr schwierigen Dialoge durch in stummem ten Anspruch eines Romans erheben kann. Spiel vermittelte ,Erläuterungen' bebilderten, Der Dramaturg hat hier eine besondere Ver- strafte uns der Autor mit Abwesenheit. Der antwortung, die er nach bestem Wissen und mäßige Erfolg der Uraufführung hätte viel- Gewissen wahrnehmen muß, er kann es da- leicht vermieden werden können, hätte ich bei allerdings selten beiden Partnern Recht mich nicht durch die Lakenie des Meisters machen. von einer weiteren Diskussion abschrecken Produ ktionsd ramatu rg ie lassen. Eine sehr gute Zusammenarbeit gab beginnt bei der vom jeweiligen Regisseur es zwischen dem jungen schottischen Autor verlangten oder notwendigen Partnerschaft. David Greig und dem Regieteam der deut- Der erfahrene Regie-Praktiker wünscht die schen Erstaufführung von ,EUROPA'. British Vorgabe oder die Initiative zu gemeinsamer Council hatte sogar einen gemeinsamen Stu- Vorgangsanalyse, der dramaturgisch orien- dienaufenthalt von Autor und Regisseur in tierte Regisseur braucht den Reibungspartner London finanziert. Allein die intensive kon- zu eigenen Analysen. Im negativen Fall emp- zeptionelle Vorarbeit wurde vom Regisseur findet er den Dramaturgen als LAUS IM PELZ; nicht genügend berücksichtigt. Nach anfäng- als den lästigen Hinterfrager einer vorab ,ver- lich sehr produktiver Probenarbeit verannte abschiedeten' Konzeption. Aber gerade dann sich der junge Spielleiter in eine Verfrem- muß die Laus ein kräftiges Jucken anregen, dung des Stückschlusses, die einen verwirrten um ein Kratzen an der allzu glatten Oberflä- Autor, einen verzweifelten, machtlosen Dra- · che hervorzurufen. Seit es üblich wird, Gast- maturgen und ein ratloses Publikum hinter- regisseure mit ihren Konzepten und natürlich ließ. mit den auf sie eingeschworenen HauptdarIch beschreibe die Probleme, weil stellern zu engagieren, ist die gemeinsame ich erfahren habe, daß der beste dramatur- Vorarbeit zwischen dem Hausdramaturgen gische Vorsatz nur im Konsens oder in der und dem kurzfristig anreisenden, meist völlig produktiven Auseinandersetzung aller Betei- vorbereiteten Spielleiter ohnehin abgeschafft, ligten realisierbar ist. Die Zusammenarbeit trifft der engagierte Mitdenker auf fertig ge- mit Autoren bei der Stückentwicklung und dachte Gedanken, die sich gegen neue Impul- bei der Inszenierung ist ein Prozeß, für den es se wehren. Gleichzeitig verlangt der Regis- keine Regeln gibt und für den das Vertrauen seur aber vom Dramaturgen, die ihm fremde und die Achtung der Künstler voreinander Konzeption den Haus-Schauspielern als ge- Voraussetzung sind. Ich bin für die Souverä- meinsame einzutrichtern. Der Dramaturg aus nität des Theaters, und ich halte nichts von Leidenschaft wird zum frustrierten Mittler der stückbegleitenden Verantwortung des fremder Gedanken, es sei denn, die ,Laus' Autors, der sein eigener Dramaturg und sein erweist sich als eine, die den Juckreiz pro- eigener Regisseur sein will. ln Land an habe duktiv entfachen kann. Die Ungeziefer-Meta- ich an einer leidenschaftlichen Diskussion pher habe ich einem höchst interessanten zwischen britischen und europäischen Regis- Beitrag aus der Theaterschrift 5-6 ,Über Dra- seuren und Dramaturgen teilgenommen, in maturgie' entnommen, den die Dramaturgin der es um das Verhältnis der Autoren zu den der Amsterdamer ,Toneelgroep' Mira Rafalo- Theatermachern ging. Die in diesem Disput im wicz ,Über Kneipen- und Küchendramaturgie' Londoner Royal Court von englischen Drama- überschrieb: .. Ich bin (so weit es geht) bei tikern energisch eingeforderte Anwesenheit allen Proben dabei, fülle Hefte mit Anmer- DRAMATURG 2{96 I Seite 14 kungen, die ich selten benutze und bleibe bis meistens hat keiner wirklich Recht." (soweit zur letzten Vorstellung. Die Gespräche nach Mira Rafalowicz) den Proben im Cafe sind eine Fortsetzung der ~ 0 z ;::> ~ Ich bezweifle zwar, daß es möglich Proben und mindestens genauso wichtig. Ich oder auch nur notwendig ist, daß der Drama- glaube an Kneipendramaturgie oder Essens- turg in allen Proben sitzt. Zu leicht kann sich dramaturgie, an den geläuterten Gedanken die Laus an ihren Wirt gewöhnen, den glei- bei einem Glas Wein oder die Inspiration mit chen Rhythmus wie er aufnehmen, dadurch vollem Mund ... Ich fragte einmal eine Schau- unfähig werden, die wundersamen Sprünge spielerin: .. Weißt Du, was ich hier eigentlich im lnszenierungsprozeß wahrzunehmen; sie mache?" .,Du", sagt sie .,Du bist die Laus im Pelz". So möchte ich mich selbst noch einmal auf einem Plakat sehen: ,LausimPelz' ... Ich lache viel, ich lach mich kaputt, ich glaube, verliert die Position des ersten Zuschauers daß Lachen ein besonders wichtiger Bestand- intensive Probenbeteiligung Voraussetzung teil der Dramaturgie ist. Es fördert das Chaos, dafür, daß die konzeptionelle Vorbereitung durch eine Verschmelzung mit der Regie und vergißt natürlich auch das Stechen, das dem Plagegeist zukommt. Andererseits ist eine es ermutigt Schauspieler, schwierige Dinge sich nicht auf einen meistens nur sehr halb- auszuprobieren, es erleichtert den Raum. Ich herzig gelesenen Reader beschränkt. Eine stimuliere, wenn möglich, das Chaos. Denn Dramaturgie, die zur Leseprobe ,ihren Beitrag' ich glaube, daß dadurch plötzlich etwas ent- leistet, den Schauspielern die Materialsamm- stehen kann, etwas, das vielleicht später sei- lung und bestenfalls die mit dem Regisseur nen Weg zum Stück findet, etwas, das es erarbeitete oder zumindest abgestimmte Vor- sonst nicht geben würde. Ich mische mich in gangsanalyse an den Hals wirft und hernach alles ein, habe zu allem eine Meinung und glaubt, am Ergebnis einen Anteil zu haben, bekomme selten Recht. So funktioniert das in arbeitet in vielen Fällen für den Papierkorb. einem undemokratischen Gruppenprozeß, Der Dramaturg hat nur dann seinen Platz im Jef!Baron Horst Pi/lau BESUCH BEI MR. GREEN LEUTE VON WELT DSE April '97, Grenzlandtheater Aachen UA November '96, Kammertheater Karlsruhe == '::::1 ..,. Maria Irene Farnes Lawrence Roman ;::> SOLEBENWIR MAL GANZ EHRLICH GESAGT... 1:5 DSE Januar '97, Schauspiel Bonn UA 1997/98, Komödie Berlin ..,. "' ~ w (.!) z ;::> a: ::J: '::I u... u... ::I j5 cn a: w c z ~ Brian Friel Q Herbert Rosendorfer MOLLY SWEENEY RONDO MOATALE DSE September '96, Bayerisches Staatsschauspiel München UA September '96, Torturmtheater Sommerhausen ::I DIE VENEZIANER IN SCHONGAU ::I UAAugust '97, Festspiele Schongau z z ;::> ~ ;::> I -z WUNDERBARESTENNESSEE 0 DSE September '96, Bühnen der Stadt Lübeck ~ ;>' A. R. Gurney 0 zz JEFFREY DSE 1997/98, Theater an der Kö Düsseldorf DSE Oktober '96, Schauspiel Köln ~ Terrence McNally James Sherman z DIE LISSABONNER TRAVIATA ~ Q I 0 Paul Rudnick SYLVIA a:' DIE MUSS ES SEIN !;;: > 0 z ;§; a: w c ;§; DSE Februar '97, Renaissance Theater Berlin DSE Mai '97, Theater an der Kö Düsseldorf Q Gertrud Seehaus Gerold Theobalt I Giovannino Guareschi c '...: ,.... DIE ZEIT IM KOPF DON CAMILLO UND PEPPONE '<I: UA Januar '97, Schillertheater NRW Wuppertal UA Juni '96, Schloßfestspiele Ettlingen w 0 z "' ~ ~ (.!) z 1- cn 10 Damenstiftstr. 7 · D-80331 München ·Telefon: 089/26 60 29 ·Telefax: 089/260 4514 DRAMATU~G 2/96] Seite 15 Regieteam gefunden, wenn er von den ande- Auf der Jahrestagung der Drama- ren Künstlern als Partner begriffen, anerkannt turgischen Gesellschaft im vergangenen Jahr und gebraucht wird, wenn seine theoreti- in Harnburg hatten in einer Diskussionsrunde schen Vorüberlegungen einer permanenten zum Thema ,Der Dramaturg als Allesmach er' Überprüfung und Korrektur unterzogen wer- Kolleginnen und Kollegen aus Landesbühnen den. Jeder von uns hat sicher schon einmal Gelegenheit, über ihre Aufgaben zu reden. Als erlebt, daß ihm im Konfliktfall als ,graue sich dann herausstellte, daß die Öffentlich- Eminenz' geschmeichelt und er damit gegen keitsarbeit einen großen Teil ihres knappen den Regisseur ausgespielt wird. Und es gibt Zeitbudgets in Anspruch nimmt und daß sie auch die Verzweiflung darüber, daß man eine diese Aufgabe auch als ., überlebenswichtig Katastrophe mangels Einfluß nicht verhindern für ihr Theater" ansehen, hagelte es Kritik, konnte. Nicht selten aber sind es die glück- die in der vernichtenden Meinung des Inten- lichsten Momente im Dramaturgendasein, danten Christoph Schroth vom Staatstheater wenn nach heftig durchstrittener Probenpha- Cottbus gipfelte: .,Einen Dramaturgen als se das eine oder andere anerkennende Wort Allesmacher würde ich nicht engagieren, mit aus dem Mund derer fällt, die durch den Ap- dem würde ich gar nicht zusammenarbeiten plaus auf der Bühne belohnt werden, nach- wollen. Der Dramaturg ist ein Spezialist. Und dem der Dramaturg die Premiere im Zuschau- man muß das Wertvolle dieses einmaligen erraum durchlitten hat. Daß die Produktions- Kopfesam Theater dramaturgie weit vor der Strichprobe beginnt, erhalten'~ Zugegeben: Allzuoft fressen Tages- ist ebenso eine Binsenwahrheit wie die Tat- aufgaben, Stückeinführungen, Pressearbeit, sache, daß Regisseur, Bühnenbildner und Werbung und Zuschauergespräche die Zeit, Dramaturg als Team ·,n den lnszenierungs- die dann für Konzeptionsgespräche, Proben- prozeß gehen sollten. Unbestritten ist aber besuche oder auch für das so wichtige Lesen auch, daß der Dramaturg oftmals sehr ener- fehlt. Oftmals macht der Dramaturg eben gisch und manchmal vergebens um diese so wirklich alles, nur das nicht, was seine ei- notwendige Teamarbeit ringen muß. gentliche, unverwechselbare Aufgabe ist, die eben kein anderer für ihn tun kann. Ange- Pub Iikumsdra maturg ie Ein großes, durchgesetztes Haus ohne Publi- sichts dieser Misere forderte Anke Räder die jungen Dramaturgen auf: .,Wir müssen die kumsprobleme braucht den Dramaturgen für Widerstandskraft schulen und nicht das Thea- wissenschaftlich-konzeptionelle Zuarbeit zu ter bedienen". Das - in der Tat - halte ich für der von anderen verantworteten P.R.- und überzogen. Der Dramaturg lebt nicht im luft- Pressearbeit Ein kleines Mehrspartentheater leeren Raum, sondern er arbeitet in einem dagegen, das um jeden Zuschauer ringt, zeitlich begrenzten Arbeitsrechtsverhältnis braucht den Dramaturgen auch als Anreger (mit vielen Bewerbern im Nacken), in einem und Ausführer der Öffentlichkeitsarbeit, einen sehr konkreten, diktatorisch geleiteten Gebil- Universalmenschen, der Pressearbeit, Wer- de. Seine Arbeit geht nicht ohne Zuschauer, bung, Theaterpädagogik, Zuschaueranalyse und die Öffentlichkeitsarbeit ist Sache aller mit Spielplanverantwortung und Produktions- Beschäftigten am Theater und natürlich be- dramaturgie verbindet. sonders desjenigen, der sich .,als erster Zu- Die Zeit für eine intensive Zusammenarbeit mit dem Regisseur in der Vorberei- schauer und Kritiker" mit der Wirkung der Kunst auf das Publikum, den Partner im Kom- tung und beim Ablauf des Probenprozesses munikationsprozeß beschäftigt. Das haben fehlt da meistens. Diese Vielverantwortlichen z.B. Hermann Beil in und Uwe Jens-Jensen schreiben nicht selten 15 Programmhefte pro bei Peymann in Bochum und Wien praktiziert: Spielzeit und sie besorgen für die wenigen .,Das Gespräch mit dem Publikum Seiten, die sie schreiben dürfen, und für ist keine P.R. Kampagne, sondern die Vermitt- deren Knappheit sie wegen anderer, allzu lung eines Stückes nach d·raußen, die Ver- üppiger zitierter Literatur kritisiert werden, mittlung einer Idee, die wir von dem Stück, auch noch die Sponsoren. von der Aufführung haben. Das ist dramatur- DRAMATURG 2/96 I Seite 16 gisehe Arbeit, und wenn man die mit P.R. rung stückbegleitender Rahmenveranstaltun- verwechselt, finde ich es fatal. .. Das ganze gen (Lesungen, Autorengepräche, Künstler- Theater, von dem Plakat über den Spielplan stammtische), für die inhaltlichen Anregun- bis zur Aufführung hin, hat etwas mit mir als gen von Theaterpublikationen, für Werbekon- Dramaturg zu tun. Das ganze Theater". (Uwe zepte. Ich spreche von Verantwortung und Jens-Jensen 1985 in Frankfurt) von Konzept, nicht davon, daß der Dramaturg Ich denke, das gilt auch für die Theater, die sich- vielleicht mit Recht und ,alles' machen muß. Bei uns gibt es inzwischen eine ausgepägte Bereitschaft der mit beneidenswertem Grund - so vehement Schauspieler, selbst zu nachtschlafender Zeit gegen die Vereinnahmung des Dramaturgen an Diskussionen in Gymnasien oder Mittel- in die Öffentlichkeitsarbeit wenden. schulen teilzunehmen, Theatergruppen zu Ich befürworte eine ,stückbeglei- betreuen oder ,als Laus im Pelz der Lehrer' tende' Dramaturgie, die mit dem ersten Spiel- Diskussionen anzuregen, bei denen das Dog- plangedanken beginnt, am Probenprozeß (ob ma der Eindeutigkeit inhaltlicher und ästheti- Laus oder nicht) teilnimmt, ein Programmheft scher Bewertungen erschüttert wird. Das geht zur Inszenierung und nicht nur zum Stück aber nicht ohne die Mitwirkung desjenigen, schreibt, dem Publikum nicht alle Fragen vor- der seine Öffentlichkeit zwar nicht auf der ab beantwortet, aber neugierig macht, und Bühne, wohl aber im Foyer, in der Schule, im die noch nicht mit der letzten Vorstellung Gymnasium oder im Theatercafe hat. Aller- beendet ist. Ich halte viel von der Verantwor- dings - und so schließt sich der Kreis - kann tung des Dramaturgen für die Zuschauerbe- der Dramaturg nur dann zum engen Partner treuung seines Stückes, für die Durchführung des Publikums werden, wenn er nicht für ein der vom Theaterpädagogen initiierten Schü- ,fremdes' Produkt wirbt, sondern sich als lerdiskussionen, für die Mitwirkung an Pro- ,Mitschuldiger' einbringt. Dazu bedarf es der jekttagen an Gymnasien, für die Betreuung komplexen Arbeit, und das ist manchmal von Schülertheatergruppen, für die Konzipie- noch schwieriger, als mein Versuch, über ,Dramaturgie heute' zu reden. Neue Stü(ke bre~nete~ktweU Utopien zu haben, ist eine der Forderungen an den Dramaturgen. Warum soll man nicht auch einmal utopisch denken, FEUER UND FLAMME von Murat Yeginer. "Du hast mir nicht beigebracht. wie man einen feuerlöseher bedient." Die Alpträume einer deutschen Türkin. (I D, l H. I Dek) jACARANDAS ODER DIE BELAGERUNG von Fred Liptow. Asyl-Land Deutschland. Jagdszenen im Niederdeutschen. (l D. 9 H. Variable Einheitsdekorauon.) RUMPELSTILZ von Michael Nolden. Kein Kin· derstück. Ein böses Vexierspiel über Märchen. (l D, 4 H, I Dek) wenn es um die wildeste aller Utopien geht, die Hoffnung darauf, daß dem Dramaturgen Zeit, Gelegenheit und Raum bleibt, das zu tun, was er eigentlich sollte und dabei auch anerkannt und geschätzt zu werden? Allein die Tatsache, daß jeder etwas anderes für das Wichtigste hält, wird dafür sorgen, daß die Utopie eine bleibt. jAHRDER KATZE von Wilfried Eickmeier. Eine Frau in den besten Jahren auf dem lpmng in ein eigenes Leben. Eine Emanzipationskomödie. (l D. l H, I Dek) Dr. Karl-Hans Möller ist Chefdramaturg der Städtischen Theater Chemnitz und Vorstandsmitglied der Dramaturgischen Gesellschaft. ~ 'ßläusEHarn Märchen nach den Brüdern Grimm und motivverwandten europäischen Volksmärchen von Felix Sommer. Die Abenteuer der Königstochter, die ihren Vater nur lieber als Salz hatte. (3 D. 4 H) Verlas Johannes HeM:el Lilienmattstr.18a • 76530 Baden-Baden ~ 07221-32353 ~ 07221-32356 DRAMATURG 2/96 I Seite 17 WIE WIRD MAN DRAMATURG? Zum Dig.lom->tudien..qanq Dramatu~qie an der Hayenschen lllea"'terakademl'e l:iLinther Erken Was Dramaturgie ist, ist alles Hegels Rechtsphilosophie auszukennen als andere als klar. ln der Öffentlichkeit herrscht in der Technologie der Theaterproduktion. kaum eine Vorstellung davon, im Ausland Dieser Standpunkt ist nur noch als Plädoyer kennt man Begriff und Sache nur als Zitat für das Nebenfach in der Aus- oder Vorbil- aus dem Deutschen, und in der Weit des Thea- dungsdiskussion zu berücksichtigen. ters hat der Terminus seit Lessings .. Hambur- Die Bayerische Theaterakademie in gischer Dramaturgie" so viele Verständnis- München, die ihren Betrieb am ersten Sep- veränderungen durchgemacht, daß die Dra- tember 1993 aufgenommen und schon ein maturgin (der Dramaturg ist immer mitge- Jahr später Dramaturgie in ihr Programm ein- meint) auch hier ihre Identität ständig erläu- gezogen hat, nennt ihr Ausbildungssystem tern muß. Das diffuse Berufsbild zeigt sich ein Kooperationsmodell und geht vom der- schon daran, daß die Arbeitsfelder leicht mit zeit Machbaren aus, indem sie die Curricula anderen Berufsnamen zu bezeichnen sind. zusammenführt, die an Institutionen wie der Chefideologin, Produktionsleiterin, Krisen- Hochschule für Musik, der Ludwig-Maximi- managerin und manches mehr. Eine richtige lians-Universität, der Akademie der bildenden Dramaturgin ist sie wohl erst, wenn sie all Künste und der Hochschule für Fernsehen und das zugleich ist. Vermittlerin, Beraterin (ohne Film bereits vorhanden sind. Das pädagogi- Befugnisse und Macht). Anwältin aller: des sche Ideal, das dahintersteht, ist das altbe- Autors gegenüber dem Theater, des insze- kannte Projektstudium, das pragmatische nierten Stücks gegen die Übermacht des Pro- learning by doing. Dramaturgie erhält ihren duktionsapparats, des Regisseurs gegen die gewichtigen Platz in diesem Verbund, weil populäre Forderung nach .. Werktreue", des sie primär der "Theorie" zugezählt wird, der Ensembles, eintretend für offene Proben von der Akademie ein so wesentlicher Wert gegen die bloße Durch- und Umsetzung eines zuerkannt wird, daß ein Versagen auf diesem individuellen Regiekonzepts, des Theaters Gebiet von keiner künstlerischen Leistung gegenüber den Literaturpolizisten und des aufzuwiegen sein soll. So formuliert es jeden- Publikums gegenüber all den genannten. falls ein frühes Positionspapier. Die ideale Kollektivarbeiterin, Inbegriff des Gesamtzusammenhangs Theater. Eine spezifische Ausbildung zur Besteht die Bayerische Theaterakademie streng genommen nur aus August Everdings Schreibtisch und den allerdings Dramaturgin erscheint so gesehen als Para- eben jetzt fast zureichend erweiterten und dox, ein berufsbezogener Diplomstudiengang restituierten Räumlichkeiten des Münchner bei universalen Berufsvorstellung als ein Ding Prinzregententheaters, so kann sie, was den der Unmöglichkeit. Noch illusorischer wird Studiengang Dramaturgie betrifft, die Res- er, wenn Dramaturgie nicht als Integral vieler sourcen des Theaterwissenschaftlichen Insti- Theaterbelange, sondern als Stimulans von tuts der Universität nutzen. Um den Preis außen verstanden wird, die Dramaturgin pro- einer Studien- und Prüfungsordnung, die in duktiv vor allem durch das Wissen und die allen wesentlichen Punkten von den Rahmen- Erfahrung, die sie von jenseits des Theater bedingungen der Universität und nicht den einbringt. Als die Leipziger Kollegen Ende Erfordernissen einer Kunstakademie bestimmt Januar ihr Lehr- und Forschungsprogramm ist. Die offizielle Bezeichnung des Diplom- vorstellten, gerieten sie in eine Kontroverse Studiengangs Dramaturgie "an der Ludwig- mit einigen Dramaturgen, die meinten, es sei Maximilians-Universität im Rahmen der eine wichtigere Berufsqualifikation, sich in Bayerischen Theaterakademie" drückt das DRAMATURG 2/961 Seite 18 1 ·1 1 1 1 1 1 ·el ca\1 D9,u((\'lleli'.;Jl \,!! ~·"men 1 Im Eduardo Manet 1 JUI 1 dEA' zs, ~ktßber '96 ln Wien Monsreur Lovestar Fl und sein Nachbar vom ur 1 1 Michai/ UP'@prow . I!Y:s . .ftp!f!'S7 !nAf~a-" O le grunen , ' Wangen des AIJriJ 1 1 Agne=i...Jaoui . Jean-t-'terre Bacrt Se)!Ternber '97 ln Ce!le 1 Famrlienbande 1 ~Eil· 1 1 1 1 1 1 1 1 DRAMAIURG 2}96 1 Seite 19 1 Anhängigkeltsverhältnis aus. Den "Dipi.-Dra- zwei garantierten 5-8-wöchigen Prakf1ka mat. Univ." verleiht kenntlich die Universität, an den staatlichen Bühnen. Dazu kommen die Prüfungen sind rechtlich ihre Domäne, die die Kooperationsangebote einerseits in den Zulassung zum Dramaturgie-Studium erfolgt unterschiedlichen künstlerischen Sparten und über Nu merus-Cia usus-Auswa h lverfa h ren Disziplinen (Schauspielunterricht, Sprecher- (Abiturnoten und Wartezeit) und nicht über ziehung, Bühnenbild, Light Design u.v.a.m.). eine künstlerische Aufnahmeprüfung von sei- andererseits in der theaterwissenschaftli- len der Akademie nach Maßgabe der Bega- chen Forschung. Zwischen Grundstudium und bung und Motivation zum Theaterberuf des Hauptstudium ist die Diplom-Vorprüfung in- Dramaturgen. Auf den Zugang der Studieren- stalliert, als deren besonders feiner Filter die den hat die Akademie also keinen, auf den halbstündige mündliche Prüfung gilt. Sie er- Abgang nur begrenzten Einfluß. Kennzeichen öffnet nach den 3- bis 5-semestrigen Exer- eines rein universitär orientierten Studiums zitien am Institut für Theaterwissenschaft sind ferner die weitgehend obligatorischen erst den eigentlichen, auch topographischen "Nebenfächer", die Forderung des Latinums Zugang zur Theaterakademie oder, bei Nicht- und die Notwendigkeit, sich von Anfang an bestehen, den glimpflichen, nicht unehren- alternativ zwischen Schauspiel- oder Musik- haften und ohne Zeitverluste möglichen theaterdramaturgie zu entscheiden. Übertritt in den Magisterstudiengang Thea- Die Charakteristika der Dramatur- terwissenschaft, der ja ebenfalls auf das Be- gen-Ausbildung in München unterscheiden rufsziel Dramaturg(in) ausgerichtet ist, nur sich demnach nur in einigen schnell erläu- vermutlich weniger empfehlende Bedeutung terten Punkten vom bundesweit bekannten hat. traditionellen Magister-Studiengang Theater- Die Funktionsfähigkeit und Autori- wissenschaft. Die Dramaturgin muß zwar tät der jungen Bayerischen Theaterakademie alles können, vor allem aber lesen und sehen. in all diesen Fragen ist noch unbewiesen. Es Sie muß Stücke (oder andere Texte) als ln- wird auf die integrierende Kraft ihrer Veran- szenierungsvorgaben lesen können, und sie staltungen und den Willen zur Zusammen- muß in Theaterproduktionen das künstlerisch arbeit all ihrer Lehrer und Studierenden an- Entscheidende und Wirkende sehen können, kommen, ob sich auch der Diplom-Studien- um mit ihren Lesarten überhaupt am Ziel und gang Dramaturgie bewährt, ob er Theorie und bei ihren Partnern anzukommen. Das halten Praxis wirklich zusammenführt zur Ausbil- die Konstrukteure der Studienordnung für dung des theatralen uomo universale, der Iehrbar, zumindest trainierbar. Deshalb sind Dramaturgin. Sie müßte und könnte geradezu Dramenanalyse und Inszenierungsanalyse die das Symbol des Kooperationsmodells Theater- zentralen Übungsaufgaben (je zwei Seminare akademie sein. mit Hausarbeiten). Darüber hinaus aber ist der Studiengang vollgepackt mit allen Lehr- Prof. Dr. Günther Erken lehrt im Diplom- angeboten der Theaterwissenschaft und vie- Studiengang Dramaturgie für Schauspiel oder len künstlerischen Schnupperkursen der Thea- Musiktheater (Ludwig-Maximilians-Universität) terpraxis. der Bayerischen Theaterakademie im Prinz- Die quantitative Belastung und starke Verschulung im Grundstudium (12 Leistungs- bzw. TeilnahmenachweiseL im dem zudem die additive Ableistung des Speziellen und Peripheren die Beschäftigung mit den Kernfragen der Dramaturgie zu überwuchern droht, werden im Hauptstudium kompensiert und geradezu "belohnt" durch die Teilnahme an mindestens zwei Akademie-Inszenierungsprojekten und an den regelmäßigen Workshops prominenter Theatermacher und die DRAMATURG 2/96 I Seite 20 regententheater. SPIELPLAN DRAMATURGIE Wie findet man neue Autoren? Ulnch Khuon Die Literatur habe, fast so sehr verweigern diesem Kanon die Gefolgschaft. wie das Theater, die Definitionsmacht in Unter ihnen tobt ein besonders überflüssiger den Debatten der Öffentlichkeit verloren, so Streit. Die Positionen lassen sich wie folgt lautet die schonungslose Analyse Wolfram beschreiben. Position 1: Es gibt wunderbare neue Schüttes anläßlich der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, Nichts ins Theater gehen Texte, sie werden von den Regisseuren aber ist schick und erbringt preiswerten Applaus. nicht sorgfältig und demütig genug in Szene Da treffen sich dann Hellmuth Karasek, gesetzt. Klaus Völker, der überall den Verfall Marcel Reich-Ranicki und Harry Rowohlt gediegener Handwerklichkeil wittert, ist ein in trauter Eintracht bei der feinen Pointe: Exponent dieser Verzweiflungstendenz. Position 2: Die wahren Schöpfer "Ich bin reaktionär. Mir gefällt es, wenn ich sind die Produzenten. Texte sind Katalysato- kapiere, worum es geht". Die Theaterleute hören's betroffen ren. Materialien, die die wahren Schöpfer und geben das Gejammer weiter. Entweder ist anregen können, nicht mehr. Matthias Pees die zersplitterte, sich auflösende Gesellschaft ist zu dieser fruchtbringenden Erfahrung zu- höchst persönlich an der Misere schuld oder rückgekehrt, nachdem er sich durch Hunderte die vielen neuen Medien oder die Tragödie von neuen Stücken hindurchgelesen hatte. Die erste Position, die auch von mit den Gegenwartsautoren, die es nämlich Theatermachern eingenommen wird, die vor leider nicht gebe. Dabei fiel es zu keiner Zeit beson- zwanzig Jahren an keinem Klassiker vorbei- ders schwer, nachzuweisen, daß es nur wenig kamen, ohne ihn neu zu befragen und aufzu- Brauchbares an neuen Stücken gibt. Diese brechen, krankt daran, daß es jene dienende, Gespensterdiskussionen brauchen wir also gar demütige Haltung, die sie fordern, einfach nicht zu beginnen. Es käme vor allem darauf nicht gibt und noch nie gegeben hat. Insze- an, das wenige Brauchbare zu entdecken. Javier Marias gegen Dostojewski ins Feld zu schicken, um dann blauäugig festzustellen, wie toll Dostojewski war, mag Joachim Kaiser für erkenntnisfördernd halten, nieren ist immer Interpretation und erfolgt nach wie vor in der Auseinandersetzung mit dem Text. Die zweite Position steht für einen bestimmten Weg, aber eben nur für einen, und schon gar nicht für den alleinseligma- Die Pointe bleibt dünn. Die deutschen Theater sind mit Hil- chenden. Zum einen gibt es zu wenige Regis- fe ihrer Spielpläne wechselweise damit be- seure mit der von Pees eingeforderten ori- schäftigt, Stücke zu entdecken, wiederzuent- ginären Kraft, zum anderen ist auch bei ihnen decken, auszugraben oder zu pflegen. Augen- die Gefahr festzustellen, daß sich ihre szeni- blicklich liegt der Schwerpunkt eindeutig sche Sprache erschöpft und repetiert. beim Pflegen. Ein aktueller deutscher Durchschnittsspielplan sieht ungefähr so aus: Peer Gynt- Molly Sweeney- Kabale und Liebe - Andorra - Warten auf Godot- So lapidar es sich anhört, die Reibung zwischen Regie, Text und Ensemble wird das wesentliche Element des Theaters bleiben und kann nicht durch grundsätzliches Weg- Was ihr wollt- lthaka- Minna von Barnhelm lassen eines dieser Elemente gelöst werden. - Der gute Mensch von Sezuan. Pflege also, Dennoch angesichts der heillosen Flucht- wohin man schaut. Pflege der Klassik, Pflege bewegung Vieler hin zur konventionellen der modernen Klassik und der irgendwie er- Dramaturgie, d.h. zur Zurückeroberung des warteten oder gängigen Moderne. Wenige Publikums mit Hilfe von Wohlverhalten, also DRAMATURG 2/96 I Seite 21 resignativer oder zynischer Mutlosigkeit, an- genial und das Stück fatal, oder aber beides gesichts dieser Tendenz, kommt einem der furchtbar. Furor von Völker und Pees schon wieder sympathisch vor. Gegenwärtig drängt sich der Eindruck auf, daß die einen überhaupt keine Was das Entdecken neuer Autoren angeht, so scheint mir eines wichtig, es funk- neuen Stücke lesen und die anderen so viele, daß sie ihnen schon wieder zum Hals heraus- tioniert nicht systematisch. Wer zu viele hängen. Dabei läge manches Gute so nah. neue Stücke liest oder lesen muß, verzweifelt. Wenn es eine höhere Gerechtigkeit gäbe, Robin Detje und Reinhardt Stumm haben würde nämlich anstelle der blutleeren Psy- anläßlich der hannoverschen Autorentheater- cheparabel .. Molly Sweeney" allüberall Josef lage so eine Erfahrung gemacht. Ich würde Haders und Alfred Dorfers furiose Groteske zu einem pragmatischen Vorgehen raten, das .,Indien" gespielt und Dea Lohers Auseinan- heißt, nur so lange zu lesen, bis man einen dersetzung mit dem Terrorismus in .. Levia- Autor gefunden hat, für den man sich begei- than" und erst recht ihr Erstling .,Oigas stern kann und den man dann durchsetzen Raum" nachgespielt. Anstelle des sicherlich will bei der Öffentlichkeit, den Regisseuren trefflichen Pubertätsschlüsselwerks .. Frühlings und dem Ensemble. Dann sollte man seinem Erwachen" von Frank Wedekind müßten ein Autoren oder natürlich seiner Autorin eine Dutzend deutscher Bühnen in der nächsten Zeit lang die Treue halten und vor allem nicht Spielzeit Katharina Gerickes .. Maienschlager" erwarten, daß die Kritiker sich dafür begei- zur Aufführung bringen. Schließlich müßte stern. Diese neigen nämlich dazu, entweder auch Matthias Zschokke und sein wunder- das neue Stück gut zu finden und die Insze- bares stilles Sprachkunstwerk .,Der reiche nierung schrecklich oder die Inszenierung Freund" mehr als zwei Theater finden. Bevor man also anheischt, das neue Theater und das Gegenwartstheater schlecht- Eileen Atkins Djuna Barnes Ernst Barlach Max Reckmann Lee Blcssing Eric Bogosian Janc Bowles Caryl Churcbill Peter Flannery Curth Flatow Herb Gardncr Gert Heidenreich Lillian Hellman John Hopkins Howard Korder Lotte lngrisch Ivan KHma Larry Kramer Raincr Lewandowski Käthc Kratz Craig Lucas Doug Lucie P•tckk M"b" Ivan Mcnchcll rC Clare Boothe Luce • David Mamet ~~ John Osborne Mact,.ux Rona Munro Artbur Wing Pinero Rolf Schneider Dirk Schorterneier Michael Seyfried Tom Stoppard Ben Travers Gero Troike Arnold Wesker Oscar Wilde Dr. Krista Jussenhoven Karolingerring 31 · 50678 Köln · e (02 21) 31 33 11 · Fax (02 21) 32 56 45 DRAMATURG 2{96 I Seite 22 hin zu retten oder zu verdammen, wäre es schon anregend und ermunternd genug, wenn jedes Theater einen Autor oder eine Autorin für sich entdeckt oder verficht. Reinhardt Stumme hat deren vier geortet. Und selbst Matthias Pees wurde fündig. Sein Tip: .. Der Teufel kommt aus Düsseldorf". Ulrich Khuon ist Intendant des Schauspiels der Niedersächsischen Staatstheater Hannover. STÜCKE VON MORGEN SCHON HEUTE IM THOMAS SESSLER •• BUHNEN-UND MUSIKVERLAG ENTDECKEN UNDBELEBEN IST UNSER PRINZIP A-1010 WIEN- JOHANNESGASSE 12 TEL 0043-1-512 32 84- FAX 0043-1-513 39 07 DRAMATURG 2/961 Seite 23 PROGRAMM DRAMATUß91E. ... •19 · · .· .· · ·.·.·9· · · .· .6·. . 2 8 . 1l. t-IIEU")"E l. 12. - Wenn keine anderer Orte angegeben is_t, finden die Veranstaltungen in den Clubräumen der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557--Berlin -statt. - ~ U-Bhf Hansaplatz S-Bhf Bellevue Bus 341/123 T•g"ngsbüro während der T•g"ng Telefon: 030-3oooo7-14 T•g"ngshotel: ANTARES Strescm,.nstr. 97-103 10963 Berlin [gegenüber M"t;n-Grop;"'-"'"l Telefox: Prolog WIEWIRD MAN DRAMATURG? was sollte .ein Dram~turg k~~p!!,~( · . ·. ··· Einleitender Reportvo~ Prof.D5: HeQning Rischbieter: Entwicklung derZa~l und der Eunktionen von .Dram~turg~ninden deutsEhsprachigenTheatem, • ... >'• ; ..... Prof. Dr. Günther Erken (Theaterakademie München),Prof. Dr. PeteFil';i~b~l und Dr. Anke Roeder (Hochsdh~f~Cfor Musikund Theater Leipzig) stellen dje,ri~tenStudien1 gä nge ,Dramaturgie' v0 r. ,.- P,nif. pr, HansThies Lehmann (Frankfurt).•spricnt.über das''. Gießener und Frankfurter Modell.yonpral(i~{ bezogener the<ü.erwissenschaftli.cher Aus" •. bildung. - Prof. Dr. Joachim Fiebach (Humboldt-Universität) berichtet, was aus der Dramaturgie-Ausbildung derJlDR geworden ist. Dr. Ulri~~ Haß sprich(Ober die Dramac turgie~Ausbildung an der FU~Berlin, Anschließend: Treffen junger Theater.c · Dramaturgen. mi1: den Vorsta ndsmitg Iiedern der Dramaturgischen llschaft u.a. 030-261 50_ 27 gespielt werden?.Darstellung und kritische Befragung der Spielplandramaturgie von einzelnen Theatern mit profilierten Spielplänen nn•n,over Zusammenarbeit mit Autoren Pc>~ilJms;disku~;sion mit Wolf Bunge (Freie Magdeburg), lrma Dohn ~crJausplel Bonn), Michael Huthmann @•:rs~ich:sisc:he:s Sltaatstl1eater Hannover), ""'""r"''' Schauspielhaus Entwicklungsinstanz oder Vermittlungsagentur? Einleitung und Moderation: Peter Back-Vega (Vereinigte B.ühnen Wien) Podiurnsdiskussion mit Marion Victor (Verlag derAutoren,iFrapkfurt), Jan Bansemer (Nyssen EI: Bansemer, Köln), Susanne Rödel (h~nschel Sch~ll~piel, Berlin), Corinna Brocher '(Röl'iohlt, Reinbek), Bernd Schmidt (KiepenAngela Kingsford Röhl (Litag Bremen); Jochen Ziller (Drei Telefon: 030-254 16-0 U/S-Bhf Potsd•mer PI",/ Anh•lter B•hnhof ""' 341 Für Tagungsteilnehmer~ DM 1oo,-/EZ DM 130,-/DZ Die ve"n'"""ngen ,;nd öffen!Hch. TeH.,hme-Anmeld"ngen sind n;cht erfo,derlkh. Schumannstraße 13 a, Ber/in-Mitte BERLINISCHE DRAMATURGIE 1: SCHAUSPIELTHEATER Oder: Was spielen die Berliner SchauspielTheater, was solltfn··si_e __ spie_l~_n? ;§-pieJe_n sie.zusammenoder gegeoeinanlferi Einleitung und kri1:i~qbe(Blkk aUf den Berliner Schauspiei~Gesämtsjlielplan: PrÖf.Klaus Völker (Ernst-BuschcHochschule Berlin) anschließend Podiumsdiskussion mit den Berliner Theaterleitern/"dra matu rgen: Gerhard Ahrens (Schaubühne), Stefan Bachmann (Theater Affekt), Matthias Lilienthai (Volksbühne am Ro~a-Luxemburg Platz), Horst-H. Filohn (Renaissance Theater). Thomas Lan~hpff (Deutsches Theater), Bernd Wilms (Maxim Gorkf Theater), Dr. CariHegemann (Berliner Ensemble) u.a. Moderation: Dr. Manfred Beilharz (Schauspiel Sonn) O_RAM_ATU.RG. _2/96 I. Seite 24 ln Arbeitsgruppen diskutieren die Autoren Wernerßuhss, Guido Koster u.a. mit Dramaturgen und anderen Teilnehmern des Symposiums ü.ber ihre neuen Stücke: Guido Koster_: __ ,Nachklang. Deutsche-Facetten' Drei"Ma'sken Verlag <V 0_89--:22 51 46 W'erner Buhss·(;friedricll Gl-imm·. Ein Weg' henschel Schauspiel Cl>· 030-448 43 36 Teilnahmevoraussetzung ist die Kenntnis der ausgewählten Theaterstücke. ca. 17.30 Uhr: Berichte aus den Arbeits- BERLI.NISCHE DRAMATURGIE II: MUSIKTHEATER Oder: Was spielen die Musik-Theater, was sollten sie spielen? Spielen sie zusammen oder gegeneinander? Einleitendes Referat und Moderation: Beilharz (Schauspiel Bann/Biennale Bonn) Bernd Feuchtner (Opernwelt) Podiumsdiskussion mit Res Bosshart Podi.umsdiskussion mit den Berliner Musik- (Kampnagel Hamburg), Hannah Hurtzig theaterleitern (bzw. deren Vertretern) (Theater der Weit Dresden). Renate Klett Helmut Baumann.(Theater des Westens). (Weit in Basel), Thorsten Maß (Berliner Prof. Götz Friedrich (Deutsche Oper Berlin), Festspiele GmbH), Tom Stromberg (bisher TAT Rene Kollo (Metropol Theater), Prof. Harry Frankfurt a.M., zukünftig Expo 2000) Kupfer(Komische Oper Berlin), Georg Quander Ort: Cafe im Uteraturhaus, Wintergarten, Fasanenstraße 23 THEATERLEUTE IM GESPRÄCH Darstellung und.kri.lische Befragung der produktionsdramatischen Arbeit von Thirza UND ,SPAREN, VERWALTEN, ABWICKELN' Bruncken (Düm:ldorfer Schauspielhaus), Theater im Kontext von Kulturkonzepten Dr. Stefanie Carp (Deutsches Schauspielhaus, und Kulturpolitik Hamburg), Matthias Lilienthai (Volksbühne Einleitendes Referat und Moderation: am Rosa Luxemburg Platz, Berlin), Giesela Renate Wolf (Berlin) Kahl, (Staatstheater Cottbus), Franziska Kötz Podiumsdiskussion mit Nele Hertling (freie Dramaturgin, zuvor Schaubühne am (Hebbei-Theater, Berlin) Margrit Hohlfeld Lehniner Platz), Stephan Müller (Theater am (Podewil, Berlin), Hedda Kage (Stuttgart), Neumarkt Zürich)lars-Oie Walburg (Theater Priv. Doz. Dr. Barbara Panse (Berlin) Affekt), Hermann Wühdrich (Schauspiel Bonn) I Bonn) DER DRAMATURGISCHEN GESELLSCHAFT PRODUKTIONSDRAMATURGIE: Dramaturgische Gesellschaft (DG} II. MUSIKTHEATER PU BLI KU MS DRAMATURGIE Geschäftsstelle: Einleitung und Moderation: ODER ÖFFENTLICHKEITSARBEIT? Tempelherrenstraße 4 Dr. Manfred Beilharz (Schauspiel Bonn) - Wie treibt man die Leute ins Theater? 10961 ßerlin Podiumsdiskussion mit Dr. Andreas Backöfer Einleitendes Referat und Moderation: Telefon: (Theater Greifswald), Dr. Paul Esterhazy Prof. Dr. Henning Rischbieter 030;.693 24 82 (Staatstheater Darmstadt), Albrecht Podiumsdiskussion mit Kirsten Hehmeyer Telefax: Puhlmann (Theater Basel), Sergio Morabito (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 030-693 26 54 Berlin), Michael Kliefert (Städt. Theater E-mail: Chemnitz). Dr. Klaus PierwoB (Bremer Thea- [email protected] PRODUKTIONSDRAMATURGIE: ter), Prof. Dr. Klaus Siebenhaar (Prof. für http://www2 . .,.h"-bedin. 111. TANZTHEATER Kommunikationswissenschaft und Berater des Intendanten des Deutschen Theaters, Berlin) de/inside/theater/dg/ Einleitung und Moderation: Manfred Weber (Kieist-Theater Frankfurt/ Oder) Gesohäftsführ"ng: ute Kiehn Podiumsdiskussion mit Dr. Theresia Birken- THEATER UND NEUE MEDIEN hauer (dramaturgische Mitarbeiterin von Einleitung und Moderation: Ute Kiehn Vorstand: Reinhild Hoffmann), Raimund Hoghe (drama- Präsentation der Projekte: ,Theater im Inter- Manfred Beilharz turgischer Mitarbeiter von Pina Bausch). net' mit Horst Konietzn Dirk Seheper (Akademie der Künste, Berlin), a Medienlabor (Vorsitzender) München e.V.; ,Improvisation Technologies'/ Renate Wolf Johann Kresnik (Volksbühne am Rosa-Luxem- William Forsythe mit Volker Kuchelmeister, (Ste llvertreteri n) burg-Platz, Berlin), Marianne van Kerkhoven (Brüssel) Zentrum für Kunst und Medientechnologie Peter Back-Vega Einleitung und Moderation: Dr. Manfred DRAMATURG 2/96 I Seite 25 Karlsruhe u.a. Kari.;.Hans Möller Mit freundlicher Unterstützung Henning Rischbieter der GATE GmbH, Berlin Michael Schindhelm Programmänderungen vorbehalten Manfred Weber Das Theatermagazin, das alle zwei Monate erscheint. Diskussionen mit Theatermach~us Ost und West, Nord und Süd. Berichte aus allen Genres der darstellenden Kunst. ~n durch bekannte und unbekannte Theaterlandschaften. Auf der Suche nach Alternativei/A!m Stadttheater. Mit Stückabdruck, Jahresabo: 68 DM. Das Theatermagazin, das alle'fll!!lvei erscheint. Diskussionen mit Theatermachern aus Ost und West, Nord unrf~id. Beric1~te aus allen Genres der darstellenden Kunst. Reisen durch bekannte und Wekannte Theaterlandschaften Auf der Suche nach Alternativen zum Stadttheatf/lllt1it Stückabdruck, Jahresabo: 68 DM. Das Theatermagazin, das alle zwei Monate ers&flnt. Diskussionen mit Theatermachern aus Ost und West, Nord und Süd. Berichte a~n Genres der darstellenden Kunst. Reisen durch bekannte und unbekannte Theaterlan·ds<~har~n. Auf der Suche nach Alternativen zum Stadttheater. Alternativen zum Stadttheater. Mit Stückabdruck, Jahresabo: 68 D/lf -~as Theal'ertna,ga;<in, das alle zwei Monate erscheint. Diskussionen mit TheatermacheVIus Ost und West, Nord und Süd. Berichte aus allen Genres der darstellenden Kunst. FiJii,.en durch bekannte und unbekannte Theaterlandschatten Auf der Suche nach AlternVfen zum Stadttheater. Mit Stückabdruck, Jahresabo: 68 DM. Das Theatermagazin, das alle zwei Monate erscheint. Diskussionen mit Theatermachern aus Ost und West, Nor~d Süd. Berichte aus allen Genres der darstellenden Kunst. Reisen durch bekannte und ekannte Theaterlandschaften. Auf der Suche nach Alternativen zum Stadttheate~it Stückabdruck, Jahresabo: 68 DM. Das Theatermagazin, das alle zwei Monate ers t. Diskussionen mit Theatermachern aus Ost und West, Nord und Süd. Berichte aus en T .1. •• MUSIK UND BUHNE VERLAGSGESELLSCHAFT M. B. H. 65183 Wiesbaden, Marktplatz 13 Telefax (0611) 37 21 56 Telefon (0611) 30 03 99 DRAMATURG 2/96 I Seite 26 DRAMATURGIE DER THEATERVERLAGE VerlagsdramaturQie Entw1ckeln ode._r"Vermitteln? · Peter I:Sack-Vega Es gibt mehr Verlage und Verleger als vor zwanzig Jahren. Was ist ihr Impuls, um ein eigenes Programm aufzumachen? Wie profiliert sich das eigene Programm? Über eigene Vorhaben, über die Angebote der Autoren oder über die Nachfrage aus den Theatern? Der persönliche Kontakt zwischen Verlag (Lektor) und Theater ist bis auf die großen zentralen Häuser ziemlich verloren gegangen. Wie und was wird angeboten? Wie werden Autoren und Stücke nicht nur angeboten, sondern betreut und entwickelt? Wie werden Autoren entdeckt, inhaltlich gefördert, und zu speziellen Themen, Stilen, Bühnen hin entwickelt? Wie wird der Autor durch die Verlage gegen Peter Back-Vega ist leitender Dramaturg der ,Übergriffe' des Theaters geschützt? Vereinigten Bühnen Wien und Vorstandsmitglied der Dramaturgischen Gesellschaft. Wie hat sich strukturell die Funktion der Verlage für die Theater in den letzten Jahrzehnten verändert?- Führt die Agenturfunktion des Verlages über die Dramaturgie oder öfter über einzelne Regisseure bzw. Intendanten?- Werden nur mehr Optionen und Verträge gewechselt, oder Aufträge, auch ,Suchaufträge' gegeben? Wie ist die kulturpolitische Situation der Verlage, welchen Stellenwert können sie sich und dem Autor in der heutigen Kunstpolitik verschaffen? Welchen Einfluß haben sie auf das, was gespielt wird? Trotz allen Uraufführungseifers der Theater- hat das Freie Theater womöglich mehr Mut, hat es gar dem Autor und dem Verlag mehr zu bieten, weil es selbst mit ihnen Entwicklungsarbeit leistet? Werden solche ,Treffer' (nicht nur Werner Schwab) nachgespielt und aufgewertet? DRAMATURG 2{96 [Seite 27 DRAMATURGIE MIT AUTOREN 1. KJ e i st- Fö r d e q~ r e i s für JUnge Dramatiker Der Preisträger des vom Kleist Theater und der Dramaturgischen Gesellschaft Berlin 1996 erstmals vergebenen Kleis! Guido Koster Berliner Theaterabend Wat denn, zwanzig Mark für- also früher, Förderpreises für junge Dramatiker ist Guido Frollein, da haben wir doch nichts bezahlt. Ist Koster. Der in Berlin lebende Autor wurde für ja auch ein richtiges Buch, Erna, ich hab doch sein Stück ,Nachklang. Deutsche Facetten' det Kleingeld nicht. Ja, ja Frollein, wir nehm' ausgezeichnet. so ein Programmbuch, bitte sehr, danke schön, nee, kein Trinkgeld, Reihe siebzehn, ja, ja, 'tschuldigung, 'Tschuldigung, 'tschuldigung, 'tschuldigung - war doch sonst nie so voll, na, ich würd' ja auch schon lange nicht mehr in ein Theater, hätten wir nicht det Abongemang von deinen Eitern geerbt, Erna, 'tschuldigung, nu treten Sie mir doch nicht auf die Füße! Unerhört, wat hier getreten wird. 26 und 37, iss ja nicht gerade Mitte, nu setz dich doch hin, Erna. Ah, Völkers sind auch da und wat wird gegeben? lbsen? Nee, den hatten wa doch letzte Woche. Gott, war der saal da schön leer, da konnste mal so richtig die Beine ... also früher: Titel, Dichter, Schauspieler, da hat man doch gleich gewußt, da war noch Bumms hinter. Pause und dann, also heute trink' ich keinen sekt. Immer det Guido Koster und Werner Buhss Am 22. Oktober übergab Manfred Sodbrennen nach der Pause. Guck mal, Nagels Weber, Intendant des Kleis! Theaters und Vor- sind auch da. Natürlich wieder auf den teuer- standsmitglied der Dramaturgischen Gesell- sten Plätzen. Na, haste gesehen, Erna, Völkers schaft, den Preis im Rahmen der 6. Kielst- und Nagels grüßen sich wieder, wo· steht Festtage in Frankfurt/Oder. Die Laudatio denn hier der Autor? Det ganze hielt Jury-Mitglied und Autor Werner Buhss. Programmbuch voll mit Philosophie, Lakang, Der Preis ist mit DM 15.000,- dotiert und nie gehört. Nu huste noch 'mal richtig, Erna, wird in Zukunft alljährlich zu den Kleist-Fest- nicht daß du mir wieder rausrennen mußt wie tagen in Frankfurt/Oder vergeben. Im Rah- vorletzte Woche bei Strindberg. Gott war der men der Jahrestagung der Dramaturgischen saal beim Strinberg schön leer. Nicht ganz so Gesellschaft wird den Theaterdramaturgen leer wie beim Hebbel, aber nee, nee, det war die Möglichkeit gegeben, den jeweiligen Hebbel, der mit dem Kartoffelsalat. Nu setzen Preisträger und seine Theaterstücke näher Sie sich doch hin! Unverschämtheit, wie soll kennenzu Iernen. man denn hier die Bühne sehen, wenn so ein Riese, nee, ick find den Autor nicht aber guck mal hier: wunderschön geschrieben, Erna. ,Ein Stück, aktueller denn je: Hat er doch schön geschrieben. ,Erschien es uns wichtig, gerade heute, wo das Theater seiner Verpflichtung als INstanz einer-' Na endlich, DRAMATURG 2/96 I Seite 28 Rowohlt da kommen Rischbieters, dachte schon, sie hätten ihr Abongemang gekündigt, wundern tät's mich nicht, so wie det allet den Bach, Theater Verlag Fokauld, noch ein Philosoph, wat hat denn der mit dem Autor zu tun? Wie, der kannte alle? Fokauld kannte die alle? Ja, ja stimmt, beim Hebbei und beim lbsen stand der auch im Programmbuch und den Autor heute? ,Aktueller denn je ... Brisanz ... in der politischen Auseinandersetzung ... guck nicht hin, Erna, den grüßen wir doch schon lange nicht mehr ... muß das Theater in einer Zeit radi- Schauspielhaus Hamburg Nordhausen Düsscldorfcr Schauspielhaus Nationaltheater Mannheim Deutsches Theater Berlin Modernes Theater München kaler Sozialeinschnitte und politischer Ausgrenzversuche ein Sprachrohr der Schwachen und außenseiter... Die Standortbestimmung Deutschlands darf nicht allein denen .. .' Na, hier steht ja der Name des Autors. Gleich zwei auf einmal. Arnold und Bach. Da kann ja nichts schiefgehen. Haste gesehen, Rischbieters drohen Völkers, na, Klaus Pohl det wird een Abend, aber mir isses ja egal, Hauptsache ick bekomm keinen Kartoffelsalat über. N'abend, Gott sehen Langhaffs schlecht aus. Festival d' Automne Gesetzes Karlsruhe Martin Crimp, Ralf Ho•chh,~if,, Howard Barkcr, Tom Kempinski, HervC Guibcrt, Christoph Klimke, Alan Ayckbourn, Rene Pollesch, David Greig, Chris Ohnemus, Romuald Karmakar/Michael Farin, Lars NorCn, Sarah Kane Rowohlt Theater Verlag Hamburger Straße 17,21462 Reinbek Telefon 040 7272 270, Fax 040 7272 276 DRAMATURG 2/96 I Seite 29 PRO DU KTIONSDRAMATU RG I E M USI KTH EATER Anm~rkun~en zu emer Musikthea erdram.aturqie heute Al recht Puhll'hann Die Geschichte der Oper ist zu der ihrer Interpretation geworden. Neues Hier hat eine Operndramaturgie ihre erste Aufgabe. erwächst aus der Befragung des Alten. Der Vielfalt oder gar das Aufeinander- Vorstellungsbegriff ,absoluter' Modernität prallen unterschiedlicher Erzählweisen stehen wurde abgelöst von dem noch vor einigen für die Lebendigkeit der Reproduktionskunst Jahren fragwürdigen Begriff einer "zeitlosen" Musiktheater- sind die Kriterien von Genau- Modernität. Eine Kategorie, die die Stücke der igkeit und Ernsthaftigkeit bei der Erarbeitung gesamten Opernliteratur seit 1600 bis heute gewährleistet. Auch dafür hat die Dramatur- umfaßt und sie nach ihrer Substanz und nicht gie eines Opernhauses einzustehen. Respekt nach dem Entstehungsdatum beurteilt. Ori- vor dem ,Werk' ist eine Bedingung, die sich ginell und originär ist nicht mehr allein das auch mit Respektlosigkeit erreichen läßt. Was Werk, sondern die Lesart, die zur Aufführung ,Werktreue' dabei heißt, hat Glenn Goulds gelangt. Jedes neu erarbeitete Stück des Bachspiel maßtabsetzend für andere repro- Opernkanons erfährt (im Selbstverständnis duzierende Künste gezeigt: Auch grandiose und Anspruch wie im Wunsch nach Öffent- Einsamkeit erhellt. Und kann ein Stück zur lichkeit der Produzenten) eine Uraufführung. Kenntlichkeil entstellen. Die Vielfalt der Blickwinkel auf Oper wird zu einer einzigartigen die alten stücke (von zeitloser Modernität) Anthropologie unseres späten Jahrhunderts ist das Kapital der Operntheater heute - in da, wo man sie nicht durch Unverbindlichkeit inhaltlicher und szenischer Hinsicht. ihrer Inhalte beraubt. Daß Oper stattfindet, Die Rekonstruktionsbemühungen reicht nicht mehr aus. Deutlichkeit der der historischen Aufführungspraxis haben bei Haltung als Dienst an den Zumutungen der den Opern von Gluck und Mazart eine Thea- Stücke. tralik freigesetzt, von der die Szene profitieren kann und muß - gleichzeitig wurde der Albrecht Puhlmann ist Operndirektor Spielplan (als Stückekanon) aus dem engen am Theater Basel Korsett befreit, das von 1780 bis 1920 (von Mazart bis Strauss) reichte. Jedenfalls ist die sogenannte Barockoper nun nicht mehr nur in deformierter Gestalt als bearbeitete denkbar. Der notwendigen Erweiterung des Spielplans ,nach vorn' entspricht eine nach hinten - und Monteverdi oder Rameau sind nun unsere Zeitgenossen, wie es das Sprechtheater von Shakespeare oder Meliere behaupten könnte. Die Kategorie einer ,zeitlose Modernität' schließt das Bekenntnis zum Regietheater in der Oper notwendig ein. Nur eine genauegedankliche und intellektuelle Vorarbeit (z.B. welcher Regisseur welches Stück mit welchen Sängern erarbeiten sollte) vermag das freizusetzen, was der andernfalls ungeschichtliche Begriff Modernität meint. DRAMATURG 2/96 I Seite 30 PRO DU KTIONSDRAMATU RG I E TANZTHEATER Tanz- Theater-Dramaturqie Manfred Webe!'" .,Eine rein textgemäße oder lineare Dramaturgie gibt es augenblicklich sowohl im Da wo kein Libretto als Grundlage des Tanztheaterabends dient, wird der Tänzer in der Theater als auch im Tanz oft nicht. Drama- Improvisation zum Co-Autor. Ebenso zeit- turgie heute ist unter anderem: puzzeln, mit genössiche Komponisten, Bühnenbildner und Komplexität gehen lernen." bildende Künstler, die Formen des Tanzthea- Marianne van Kerkhoven ters nachhaltig geprägt haben. Neue Stückformen, neue ästhetische und dramaturgische .,Im Theater der Pina Bausch ist das Prinzipien, die Entwicklung einer eigenen Bild ein Dorn im Auge, die Körper schreiben Bild- und Körpersprache gehören zu den ent- einen Text, der sich der Publikation verwei- wickelten und mittlerweile gewachsenen gert, dem Gefängnis der Bedeutung, Befrei- Spielformen des Tanztheaters. ung von Zwängen des Balletts, dem das Stigma der Leibeigenschaft aufgeprägt ist. Welche neuen Arbeitweisen der Dramaturgie sind aus den neuen Produktions- Nach dem Theater ohne Text, von Zadeks weisen und multivisuellen Lesarten des Tanz- Harnlet bis Steins Orestie ... eine neue theaters hervorgegangen? Welche Impulse Sprache, ein anderes Theater der Freiheit." könnten sich für die Entwicklung einer ,kom- Heiner Müller plexen' Dramaturgie daraus ergeben? Bieten die Erfahrungen und Methoden der Tanztheater-Dramaturgie Anlaß zu einer Neudefinition der Funktion der Dramaturgie im Theater überhaupt? Wie lange kann sich das Tanztheater als innovatives Theater in den angegriffenen Strukturen und nach erfolgten Schließungen noch behaupten, da die Kulturpolitik primär auf die Erhaltung der konservativen Sparten und Ballette setzt? Manfred Weber ist Intendant des Kleist Theaters Frankfurt/Oder und Vorstandsmitglied der Dramaturgischen Gesellschaft. Das Tanztheater hat die Darstellungs- und Wahrnehmungsformen des Theaters revolutioniert, hat sich als eigene Kunstform emanzipiert. Auf seine spezifische Weise hat es die Wirklichkeit kritisch befragt. Es vollzog den endgültigen Bruch mit der Operettenfunktion des Balletts und der kulinarischen Präsentation von Ballettcompagnien klassischer Prägung. Tanz-Theater-Choreographen sind nicht selten Choreograph, Dramaturg, Autor und Bühnenbildner in einem. DRAMATURG 2/96 I Seite 31 PRODUKTIONSDRAMATURGIE TANZTHEATER Sehen oh_ne den Stift in der Hand Marianne van Kerkhoven "(..) Distanz ist oft mit dem inten- bleiben für ihn/sie dennoch einige Konstan- sivsten Gefühlszustand verbunden, in wel- ten der Arbeit bestehen; so hat Dramaturgie chem die Kälte oder Unpersönlichkeit, mit immer etwas mit der Umsetzung von Gefühl der et-was behandelt wird, das Maß für das in Wissen zu tun und umgekehrt. Drama- unstillbare Interesse ist, das ein Gegenstand turgie ist die Grauzone zwischen Kunst und für uns hat." Susan Santag Wissenschaft. 4. Dramaturgie ist auch: die Leiden- 1. Der Versuch, über Dramaturgie schaft des Blickes. Das Schauen als aktiver im Tanztheater zu sprechen oder zu schrei- Prozeß; der Dramaturg als erster Zuschauer. ben, führt immer wieder zu derselben Verle- Er/sie muß der etwas verlegene Freund sein, genheit: das Gefühl, nach den Küchen- der vorsichtig, die Worte abwägend, aus- geheimnissen oder Rezepten von jemand drückt, was er/sie gesehen hat und welche anderem gefragt zu werden. Spuren das hinterläßt; er/sie ist das ,Auge 2. ln der künstlerischen Praxis gibt von außen', das ,unbefleckt' schauen möchte, es keine feststehenden Verhaltensregeln oder aber gleichzeitig genügend Ahnung von dem im voraus gänzlich definierbare Aufgaben, hat, was sich in der Innenwelt abspielt, um auch nicht für den Dramaturgen. Jede Pro- sowohl betroffen zu sein von dem - als auch duktion entwirft ihre eigene Methode. Die engagiert zu sein für das was geschieht. Arbeit bedeutender Künstler erhält ihre Klar- Dramaturgie wird von Zaghaftigkeit genährt. heit gerade durch die Qualität der verwende- 5. Dramaturgie ist auch: bestätigen ten Methode, durch das intuitive Wissen - können und verneinen können im richtigen zu jedem Zeitpunkt des Prozesses - wie es Moment: wissen was, wann und wie man weitergehen muß. Eine Fähigkeit, die ein etwas sagt. Aus dem Bewußtsein der Verletz- Dramaturg entwickeln muß, ist die Flexibili- lichkeit der Bausteine heraus, aber mit dem tät, um mit den von den Künstlern verwende- Bewußtsein, daß es manchmal notwendig ten Methoden umzugehen und parallel dazu sein kann, auf das Bauwerk einzuschlagen. auch eigene Arbeitsweisen zu entwickeln. 3. Welche - manchmal sehr prakti- 6. Es geht auch um den Aufbau eines persönlichen Verhältnisses besonderer schen und durchaus sehr unterschiedlichen - Art, um das Führen von Gesprächen, die Aufgabenbereiche ein Dramaturg im Laufe einerseits sehr konkret sind - denn sie haben eines künstlerischen Prozesses übernimmt, es etwas mit dem Fortgang einer Praxis zu tun - DRAMATURG 2{96 I Seite 32 und die andererseits das Geruhsame, ,Ver- Iichen Notwendigkeit. Eines der wesentlichen schwenderische' eines sehr persönlichen Kon- Elemente dramaturgische Praxis ist daher: das Anlegen eines Reservoirs an Material - taktes in sich tragen. 7. Durch seine/ihre Schriften zu auf allen Ebenen ,Wissen' ansammeln: lesen, einer Produktion ebnet der Dramaturg den Musik hören, Ausstellungen anschauen, Vor- Weg, um die Arbeit an die Öffentlichkeit zu stellungen sehen; reisen; Menschen und bringen. Was er/sie schreibt, muß ,wahr' sein, Denkbildern begegnen, leben/erleben und da- das heißt, die Arbeit auf evidente, organische rüber nachdenken. Die permanente Beschäf- Weise beschreiben und auf ihrem Weg in ein tigung mit dem Zusammenstellen eines gesellschaftliches Leben begleiten, das oft Gepäcks, aus dem zu jeder Zeit geschöpft ,destruktiv' in ihre Bedeutung eingreift. werden kann. Behalten, was man in seinen 8. Dramaturgie ist manchmal auch - man arbeitet ja in oder mit ,Gruppen' - Koffern mit sich herumträgt und sich daran im richtigen Moment erinnern. 11. Zwischen Theater- und Tanz- psychologisches Vermitteln. Die Ausgangspunkte dafür sind jedoch nicht etwa in den dramaturgie gibt es keinen wesentlichen Techniken professioneller ,Fürsorger' zu fin- Unterschied, auch wenn sich das gehand- den, sondern eher in den belanglosen Moti- habte Material durch seine Natur und durch ven einer ,Freundschaft-in-der-Arbeit'. seine Geschichte voneinander unterscheidet. 9. Dramaturgie ist ein endlicher Hauptsächlich geht es um: die Bewältigung Beruf. Der Dramaturg muß mit Einsamkeit von Strukturen; die Aneignung eines Blickes umgehen können; er/sie hat kein wirkliches auf das Ganze; die Erlangung von Erkenntnis Feld, gehört nirgendwo wirklich dazu. Die darüber wie mit Material, von welchem Ur- Arbeit, die er/sie macht, löst sich in der Pro- sprung es auch ist - bildnerisch, musikalisch, duktion auf, wird unsichtbar. Es gibt immer literarisch, plastisch, filmisch, philosophisch Frustrationen und doch muß der Dramaturg usw. - umgegangen werden muß. 12. Eine rein textgemäße oder line- nicht mit aufs Foto. Der Dramaturg ist kein (eventuell: gerade kein oder noch kein) are Dramaturgie gibt es augenblicklich so- Künstler. Wer dieser dienenden - und doch wohl im Theater als auch im Tanz oft nicht. schöpferischen - Dimension nicht (mehr) Dramaturgie heute ist unter anderem: puz- gewachsen ist, hört besser damit auf. zeln, mit Komplexität umgehen lernen. Diese 10. Dramaturgie heißt unter ande- Handhabung der Komplexität erfordert den rem: das Ausstatten eines kreativen Prozesses Einsatz aller Sinne und vor allem: ein großes mit welchem Material auch immer; das Assi- Vertrauen in die Wege der Intuition. milieren der ,ersten Ideen' zu einem Projekt .,Es ist ein großer Unterschied, und diese auch ,bewachen', sie also ab und Aus: Theaterschrift s-s/ Jan. 1994 zu in Erinnerung rufen; vorschlagen, ohne einen Gegenstand ohne den Stift in der Hand Entscheidungen aufzudrängen; Prüfsein, anzusehen und ihn zu sehen, während man Klangboden sein, das Mit-Ernähren der inner- ihn zeichnet" Paul Valery Jane Sirkin Oh pardon, schläfst du noch? aus dem Französischen von Beate Klöckner /1F -1M/ Michel Mare Bouchard Die verlassenen Musen aus dem kanadischen Französisch von Frank Heibert /3F- 1M/ Bernard Kops Call in the Night aus dem Englischen von Frank- Thomas Mende /5F- 6M/ Carin Mannheimer Wer will, der kann aus dem Schwedischen von Hinrich Schmidt-Henkel /6F- 3M/ Franca Rame, Dario und Jacopo Fo Sex- aber mit Vergnügen! aus dem Italienischen von R. Chotjewitz- Häfner /1F/ Derek Jarman Edward II aus dem Englischen von Beate Klöckner /2F- SM/ Pierre Bourgeade Der Paß aus dem Französischen von Manfred Langner /1 F- 1M/ Don Delilto Der Tagesraum aus dem Amerikanischen von Frank Heibert /3F- 6M/ AVuerlag to re n . Stücke - international dIe neue n DRAMATURG 2/96 I Seite 33 Agentur Bachmannstraße 2 . 60488 Frankfurt/Ma;n Tel. 069/7893880 ·Fax 069/7893877 FESTIVALDRAMA TU RGI E Festiva I als Wandef.zirkus Sigrid löt ier Es ist ein offenes Geheimnis, jeder deren Produzenten werden nicht mehr- in Kulturkonsument kennt es, jeder Teilnehmer diesen Mängeln ist das heutige Festspiel- an der "Erlebnisgesellschaft" ist sich dessen Wesen verfangen. bewußt: in der warmen Jahreszeit findet seit Gleichzeitig scheinen Festivals einiger Zeit auf der nördlichen Halbkugel eine immer unentbehrlicher zu sein. Für die ver- Einheits-Lustbarkeit statt, standardisiert und anstaltenden Städte sind sie so etwas wie ubiquitär- das Ideelle Gesamt-Festival. Es kulturelle Aushängeschilder- als Standort- versammelt an wechselnden Orten die immer- Werbung, als Prestige- und lmagefaktor, gleichen Reisekünstler mit ihren jeweiligen unverzichtbar angesichts der zunehmenden Reiseproduktionen. Je kostspieliger diese sind, Konkurrenz der Metropolen untereinander. desto umfassender muß die Allianz der zu- Die smarte Stadt, die in dieser Konkurrenz schießenden Festivals sein, um sie zu ermög- mithalten will, muß sich als spezielle Erleb- lichen und um sie sich leisten zu können. nis-Offerte für ihre urbanen Freizeit-Flaneure Ein Beispiel: Zu Robert Lepages "Hiroshima"- ein Festival leisten, auch wenn sie es sich Projekt, das im September bei den Schloß- nicht leisten kann. Aus diesem Dilemma zwi- festspielen in Ludwigsburg gastieren wird, schen Wettbewerbs-Logik, d"1e zur Profilie- haben anderthalb dutzend Festivals rund rung, und ökonomischer Vernunft, die zur um den Globus beigesteuert, von Tokio bis Kooperation zwingt, ist das Hybrid das Ideelle Gesamt-Festival in seiner prinzipiellen Aus- Toronto. Daraus folgt, daß jeder KulturFlaneur mit einigem Bewegungsdrang, mit Euro-Ticket und normalentwickelter Spekta- lauschbarkeil hervorgegangen -jeder hat sein Festival, aber jeder hat das gleiche. Die Ausnahmen sind Bayreuth und kel-Libido damit rechnen kann, irgendwo über Salzburg. Die Festspiele von Bayreuth und die "Hiroshima" zu stolpern, sei's in Dresden, von Salzburg als die beiden renommiertesten Barcelona, Aarhus, Wien oder Edinburgh. Da- und ältesten unter den Groß-Festivals haben raus folgt ferner, daß diese zwischen Amster- sich, wie auch ihr fortdauernder Medien- burg und Ludwigsdamm nomadisierenden Appeal und ihr ungebrochenes Besucher- Zirkulations-Produkte zur steten Uniformie- Prestige belegen, als Hochaltäre der Hoch- rung des Ideellen Gesamt-Festivals beitragen. kultur behaupten können. Beide sind das Dank der Omnipräsenz der immergleichen Gegenteil von Allerwelts-Festivals, beide Markenartikel der Kulturindustrie wird der haben sich - weitgehend, auch wenn nicht internationale Festival-Markt immer gleich- vollständig -von den Zirkulationszwängen förmiger, immer einheitlicher und einfältiger. der üblichen Festivalitis freigehalten. Sie Das ist das Elend der Festivals, ihre haben sie zumindest unterlaufen und, siehe Dilemma und ihre Logik. Das Ideelle Gesamt- Salzburg unter Gerard Mortier, in originelle Festival ist das paradoxe Resultat außer programmatische Zusammenhänge eingebun- allerlei Widersprüchen: Aus der Inflation der den und damit als Besonderheit legitimiert. Festivals, immer noch einer europäischen Beide arbeiten daran, ihre jeweilige Exklusivi- Wachstumsbranche, bei gleichzeitiger Ver- tät abzusichern, ihre Singularität zu bewah- knappung der Kultur-Budgets und permanen- ren und ihre herausragende Qualität zu be- ter Steigerung der Nachfrage nach den Top- weisen. Steht daher alles zum besten an der Matadoren der Kunst. Diese sind immer eine Salzach und auf dem Grünen Hügel? Strahlt knappe Ressource. Der Markt wird größer, das in Salzburg und Bayreuth der exquisite Festi- Kapital wird weniger, die Qualitätswaren und val-Glanz wie neu von alters her? Ist sie DRAMATURG 2/961 Seite 34 unangefochten auf der Höhe der Zeit, die jeweilige Einzigartigkeit? So fragen heißt zweifeln. Wobei es Bayreuth zugleich leichter und schwerer hat Theater lesen! Neu im Herbstprogramm als Salzburg. Leichter, denn seine Singularität liegt in seiner programmatischen Beschränkung auf der Wagner-Exegese als work in progress. Schwerer, denn eine künstlerische Stagnation fällt dadurch schneller auf- das Etikett einer fortschreitenden WolfgangWagner-Agonie ist da gefährlich rasch auf- Karst Woudstra Das stille Grauen eines Wintertages in Ostende Strand Zwei Stücke 208 Seiten. Klappenbroschur. DM 28,·· Os 204,--/sFr. 26.--.ISBN 3-88661-172-8 geklebt. Nichts hat Bayreuth mehr zu fürchten als das Gerücht, anderswo gebe es aufregendere und zukunftsweisendere WagnerInszenierungen zu sehen als auf dem Grünen Hügel. Verglichen mit Bayreuth hat es Salzburg ein bißchen schwerer, seine Besonderheit zu definieren. Da es sich als die ex- Ein Stück über ein scheinbar idyllisches Sommervergnügen, ein rasend komisches Spiel von komplizierten Beziehungen, Intrigen und Eifersüchteleien, gefährlichen Liebschaften, aufgegebenen Hoffnungen und verborgenen Sehnsüchten. ·Ein leichtes, heiteres Gegenwartsstück über die Hölle des Miteinander.• FAZ klusive Mazart-Modellmanufaktur der Weit nicht ausgeben kann und daher auch nicht auszugeben braucht, liegt seine Exklusivität einzig im Arrangement- im reizvollen Widerspiel von Mazart und Moderne und in der überraschenden Kombination von Spitzen- Wilfried Happel Das Schamhaar I Mordslust Zwei Stücke 118 Seiten. Klappenbroschur. DM 26,·· OS 190,--/sFr. 24.··. ISBN 3-88661-169-8 Matadoren der reproduzierenden Künste mit bestimmten Kunstwerken. Salti plus Wernicke plus Beethoven. Marthaler plus Schönberg und Messiaen. Stein plus Raimund. Strawinsky plus lmmendorff. Wilson plus Büchner. Gurrelieder plus Moses und Aron plus Abbado plus Boulez. Solange Gerard Mortier Kreati- ·Am Kaffeetisch regiert die grelle, würgende Pein. Sie muß unbemerkt bleiben. Die Scham hält den Wahnsinn in Schach. Das Schamhaar markiert die Grenze. Happels Stück ist noch in seinen Exzes· senleise und gemein.• Benjamin Henrichs, Die Zeit vität im Ausdenken von aparten PrQgrammierungen anhält und seine Fortüne bei deren Realisierung nicht nachläßt, braucht man für den Glanz der Salzburger Festspiele nicht zu fürchten. Allem hämischen Krisen- Dea Loher Fremdes Haus 84 Seiten. Klappenbroschur. DM 24,-· OS 175,--/sFr. 22.··. ISBN 3-88661-171-X gerede zum Trotz. A"" SOdd'"'""' z'""" 9 "'· 193 , 1996 , s. 4 in nur wenigen Jahren hat sich Dea Loher als eine der sprachmächtigsten Nachwuchsdramatikerin· nen im Bewußtsein des Publikums etabliert. Seit ihren ersten Stücken wurden die ·beklemmende Dichte• Ctazl, die •sprachlich brillant verknappten Bilder• CSalzburger Nachrichten), die •präzise wie harte• (Freitag) und ·fesselnde Sprache· (Rheinische Postl gerühmt. Und die FAZ lobte in Lohers Leviathan die •Wucht der Tragödie•. Verlag der Autoren DRAMATURG 2/96 I Seite 35 ~ FE~TIVAlDRAMATU RG i E erb i n d e t i e Ku I tu r o de r t r e n nJ si e ? chweq~un tthema 1m Rahmen er onner Bi~nnale eue ~tücke aus Europa lrma Dohn Vom 6. bis 16. Juni 1996 fand am Schauspiel Bonn unter der künstlerischen Begleitet wurden die Aufführungen von einem umfangreichen Rahmenprogramm Leitung von Intendant Manfred Beilharz, dem - Roundtables, Lesungen, Symposien, -, in Dramatiker Tankred Dorst und der Dramatur- dem die eingeladenen Autoren der Stücke gin Iris Laufenberg die Banner Biennale statt, sowie die ,Paten' (insgesamt 60 an der Zahl) die sich inzwischen als wichtigstes Festival diskutierten und sich austauschten. Ange- der europäischen Gegenwartsdramatik eta- sichts der politisch brisanten Situation im bliert hat. ,Pulverfaß' Ex-Jugoslawien gehörte das Thema ,Verbindet die Kultur oder trennt sie?' zu den Schwerpunkten des Festivals. Die Dramaturgische Gesellschaft trat bei den Rahmenveranstaltungen als Mitveranstalter auf. Im Folgenden wird ein Auszug aus dem ersten Portraitgespräch mit Theatermachern aus Ex-Jugoslawien vom 7. Juni 1996 abgedruckt, das der leitende Redakteur für Feature beim Deutschlandfunk, Heinz Klunker, moderierte. Heinz Klunker: Wir sitzen hier oben und wollen nicht so tun, es gäbe es noch Jugoslawien. Wir sitzen hier oben als Versprengte, als Waisenkinder vielleicht irgend- eines Krieges, und wir sitzen hier oben, um über eine Gegenwart zu reden, über die man allzuwenig weiß und über eine Zukunft, von der wir vielleicht hoffen, daß sie kommt oder von der wir befürchten, daß sie kommt. ZuEin Schwerpunktthema der Biennale, auf der 24 Ensembles aus 20 Ländern in der Originalsprache gezeigt und für das erst ein Vorschlag von Kaca Celan zur sprachIichen Verständigung. Kaca Celan: Ich wollte vorschlagen, Publikum simultan übersetzt wurden, war die daß alle Beteiligten Serbo-Kroatisch sprechen Theatersituation auf dem Balkan. ln diesem und nicht Bosnisch, Serbisch oder Kroatisch, Zusammenhang wurde das elftägige Festival die eigentlich eine einzige Sprache sind. eröffnet mit ,Pulverfass', einem Stück des Heinz Klunker: Gibt es da einen 27jährigen makedonischen Dramatikers Dejan Widerspruch? Ich will durchaus noch hinzu- Dukovski in einer Inszenierung des Jugoslawi- fügen, daß diese Sprachentscheidung eine sehen Schauspiels Belgrad. Nach dem Vorbild nüchterne, sachliche und freundliche ist für von Schnitzlers ,Reigen' hat Dukovski einen unsere schnelle Verständigung und daß sie ,Reigen der Gewalt' geschrieben, der in Ser- keine ideologischen Hintergründe hat. bien Furore machte und in der deutschen Presse sehr kontrovers diskutiert wurde. (Das Stück wurde abgedruckt in Heft 7/96 von ,Theater heute'.) DRAMATURG 2/96j Seite 36 (Die Beteiligten einigten sich auf diesen Vorschlag.) Wer die beiden Vorgänger-Biennalen erlebt hat, der weiß, daß diese exjugo- slawischen Staaten ein Thema sind, über das Einwurf aus dem Publikum: wir immer wieder gesprochen haben, so daß Es war doch ein Stück von Kovace- wir bestimmte Grundannahmen und -Voraus- vic, ,Der Profi', bei der ersten Biennale dabei, setzungen der heutigen Situation nicht mehr allerdings nicht im Original, sondern in einem zu besprechen haben. Wir wollen also jetzt Gastspiel aus Potsdam Heinz Klunker: Dann haben wir hier keine Nostalgie pflegen. Wir wollen auch keine geschlagenen Schlachten wiederholen. Ich darf die Runde vorstellen: im Kreis Dejan Dukovski. Er gehört sicher zu den jüngsten Dramatikern, die hier in Bann Dusan Jovanovic kommt aus Ljubljana und je aufgetreten sind. Sie haben gestern sein hat in den letzten Jahren, auch vor der Stück ,Das Pulverfass' gesehen. Er ist aus Wende, in Ljubljana als Direktor des Mladin- Skopje/Makedonien, hat dort Dramaturgie sko Theaters gearbeitet. ln seiner Direktoren- studiert mehrere Stücke geschrieben. Sein Stück ,Pulverfass' ist keine zeit, also noch in den 80er Jahren, hat er eine der wichtigsten Perioden des jugoslawi- Aufführung aus Makedonien, sondern aus schen Theaters bestimmt. Jovanovic ist Autor, Serbien. Es ist also eine übersetzte Auffüh- hat viele Stücke geschrieben. Ich nenne nur rung, die in Belgrad im Jugoslawischen "Befreiung von Skopje". Er hat viele Hörspiele Schauspieltheater gespielt und dort für Bann geschrieben und ist außerdem Akademiepro- ausgewählt worden ist. Goran Stefanovski ist der Pate für fessor in Ljubljana. Kaca Celan ist in der Vojvojdina Makedonien. Er reist zwischen Skopje und geboren und aufgewachsen und hat zuletzt London. Er war mal im Exil, würde sich aber im alten Jugoslawien, in Sarajevo, als Autorin heute nicht mehr im Exil sehen. Er ist in Ma- gearbeitet, als Regisseurin und auch als Leh- kedonien und in England ein sehr bekannter rerin an der Akademie. Kaca Celan war in den Stückeschreiber- von einem Stück, das im 80er Jahren bereits in Deutschland, als Ciulli alten Jugoslawien ziemlich Furore gemacht in Mülheim an der Ruhr noch seine jugosla- hat: ,Das Loch', das auch durch die verschie- wischen Theaterlandschaften pflegte. Dabei denen Hauptstädte der Föderation gereist ist. ist sie mit einem eigenen Stück aufgetreten. Er hat ein Stück geschrieben über Sarajevo Das ist über zehn Jahre her. Sie ist aus Sara- für die Kulturhauptstadt Europas: Antwerpen jevo über Slowenien ins Exil gegangen und und ist einer der Leute aus dem alten Jugo- lebt seit einigen Jahren in Düren und macht slawien, die auch in Mitteleuropa bekannt hier in Deutschland Theater. Sie hat bereits wurden. zwei Inszenierungen gemacht und mir soeben Ich will anknüpfen an die Auffüh- ein zweites Stück übergeben, das sie auf rung ,Pulverfass' von Dejan Dukovski. Das deutsch geschrieben hat. ist ja schon ein Ereignis, das unmittelbar zu Am Schauspiel Bann wird ihr erstes, unserem Thema hinführt. Rest-Jugoslawien in deutscher Sprache geschriebenes Stück ist eine Föderation von Serbien und Monte- ,Heimatbuch', das mit dem Dramatikerpreis negro. Makedonien ist ein selbständiger der Theatergemeinden ausgezeichnet wurde, Staat. Und dennoch ist ein Stück, das dort in der Regie von Valentin Jeker am 13. April entstanden und uraufgeführt worden ist, in 1997 uraufgeführt. serbischer Übersetzung in Belgrad gespielt Heinz Klunker: Ich füge hinzu, daß worden. Ein Stück, das in einem Staat ent- beide Paten des Festivals sind. Dusan Jovano- standen ist, der nicht unmittelbar in den vic für Slowenien, Kaca Celan für Bosnien/ Krieg verwickelt war. Herzegowina und Dusan Kovacevic für Ser- Dejan Dukovski, Ihr Stück ,Pulver- bien. Leider ist kein Stück von ihm hiergewe- fass' ist ein ausgesprochenes Zeitstück. Es ist sen, aber er ist als Pate hier und einer der entstanden als Reflex auf die Entwicklung in namhaftesten serbischen Dramatiker. Sein be- der Gegenwart. Es ist in Makedonien entstan- kanntestes Stück heißt "Der Spion vom Bal- den, und wir haben eine serbische Auffüh- kan", und eines seiner erfolgreichsten Stücke rung gesehen. War es ein Problem, das Stück - auch verfilmt - ist ,Der Marathonläufer'. von Skopje nach Belgrad zu bekommen? DRAMATURG 2/96 I Seite 37 Dejan Dukovski: Im Prinzip denke ich nicht, daß es ein Problem gewesen ist. Ich möchte noch hinzufügen, daß ,Pulverfass' eines der Kultstücke in Belgrad Es ist ein Stück mit sehr viel Geist, und ich ist, und von den Belgrader Jugendlichen wird glaube, daß der Geist auch sehr nahe ist, weil es angesehen, als ob es tatsächlich in Belgrad die Stadt Belgrad ja nicht direkt in den Krieg stattfindet, was es auch tut. verwickelt war. Ich denke, daß manche Dinge Heinz Klunker: Es geht ja in diesem in dem Stück schmerzhafter geklungen haben Stück um unmittelbare Gewalt des Alltags, in der Belgrader Aufführung, weil auch viele eine Gewalt, die natürlich auch unter dem schmerzhafte Dinge in Belgrad passiert sind. Heinz Klunker: Das makedonische Dach dieses Krieges stattgefunden hat. Eine Gewalt, die eine spezifisch serbisch-maze- Stück ist von dem makedonischen Regisseur donische sein mag. Eine Gewalt, die man Slobodan Unkovski inszeniert worden, der aber auch in Stücken aus New York studie- dort jetzt eine politische Funktion innehat. ren könnte. Gibt es etwas Spezifisches an Offenbar ist das kein Problem zwischen Skop- diesem Stück? je und Belgrad. Dejan Dukovski: Das Spezifische ist, Dejan Dukovski: Das Stück in Belgrad wurde gemacht, bevor Unkovski Kultur- daß dieses Stück auf dem Balkan gemacht und gespielt wurde. Heroin ist eine Droge, minister geworden ist, so daß dies zu der Zeit die seit sehr langer Zeit auf der ganzen Weit keine Frage gewesen ist. bekannt ist, aber diese Droge war noch nie Heinz Klunker: Ich möchte jetzt so aktuell wie jetzt in Skopje. in den vergan- Dusan Kovacevic etwas fragen. Sie sind der genen vier Jahren habe ich sehr viel gelesen serbische Pate, und es ist ein Stück aus Ma- und auch sehr viele Fernsehberichte über den kedonien ausgewählt worden, was in Serbien Balkankrieg gesehen, die immer wieder ver- aufgeführt worden ist. Können Sie diese Ent- deutlichten, daß dieser Krieg eigentlich ein scheidung tragen? Gab es keine serbischen Spezifikum der Leute auf dem Balkan ist, was Stücke, die Sie lieber vorgeschlagen hätten? Dusan Kovacevic: Der Sinn dieses ich für eine Dummheit halte. Kriege gab's seit Urzeiten, und die gab's auch überall. Man Festivals ist es, die Grenzen zu überwinden darf nicht denken, daß Dinge, die anderen auf einer künstlerischen Ebene. Aus diesem passieren, einen auch nicht selber treffen Grunde habe ich auch dieses Stück ausge- können. wählt. Es war nicht maßgebend, welcher Au- Skopje und Makedonien sind ei- tor oder Regisseur es gemacht hat, sondern gentlich an der Tangente dieses Balkankrieges welches das beste Stück im Lande ist, und zu geblieben, was natürlich eine sehr spezifische diesem Zeitpunkt war es eben dieses Stück. Auswirkung auf die Gedanken und Gefühle Heinz Klunker: Würden Sie sagen, der Menschen dort gehabt hat. Das hat wie- dieses Stück hätte heute auch in Serbien derum ein spezielles inneres Bewußtsein bei geschrieben und aufgeführt werden können - den Menschen bewirkt, das hier in der Vor- als serbisches Stück? stellung ,Pulverfass' auch sichtbar wurde. Dusan Kovacevic: Natürlich hätte Heinz Klunker: Am anderen Ende das auch sein können, weil wir jetzt etwas dieser Föderation liegt Slowenien. Kennt man haben, das wir den ersten Reflex der Nach- das Stück in Ljubljana über Rundfunk oder kriegszeit nennen. Fernsehen? Gibt es da irgendwelche kriti- Damit möchte ich nur sagen, daß schen Reaktionen? Könnte das Stück auch jetzt in der Nachkriegszeit sehr viele Leute ein Kultstück für die Slowenen sein? Ist es ihre Filme für ihre Propaganda drehen und denkbar, daß es als Gastspiel nach Ljubljana auch ihre Stücke aus diesem Aspekt heraus kommt? schreiben, was wiederum mit der Kunst Dusan Jovanovic: Man weiß in relativ wenig oder überhaupt nichts zu tun Slowenien sehr wenig über dieses Stück. Es hat. Dieses Stück beweist allerdings, daß es ist nicht ins Slowenische übersetzt. Nur die die geistige Verfassung behandelt und nicht Theaterfachleute kennen es. Ich habe auch die politische Situation. das Glück gehabt, es zu lesen und es dann DRAMATURG 2/96 I Seite 38 auch an ein Theater weitergegeben. Einem Kaca Celan: Ich denke, bevor wir Freund des Direktors dieses Theaters schien überhaupt über die Art der Gewalt sprechen, dieses Stück etwas zu drastisch und übertrie- müssen wir auch eine klare Definition haben, ben zu sein. Natürlich hat das bei ihm Angst auf welche Ebene wir uns begeben. Wir dür- hervorgerufen, daß das unliebsame Reak- fen nicht vergessen, daß wir alle aus einem tionen bei den Zuschauern auslösen könnte. ehemaligen kommunistischen Land kommen. Allerdings ist die Gewalt, die in Dann kann man sich natürlich vorstellen, dem Stück zu sehen ist, in Slowenien nicht so welche Art von Gewalt dort präsent gewesen sehr ausgeprägt ist wie in anderen Gebieten ist. Ich kann mich erinnern, daß meine Fami- Jugoslawiens. Ich denke, daß wir es hier mit lie dieses System ablehnte. Allein schon des- mehreren Arten von Gewalt zu tun haben. Es wegen, weil man Angst um das eigene Hab gibt die Gewalt im Hause, auf der Straße, in und Gut hatte. Ich glaube, daß ich diese Art der Familie, die Gewalt, die aus dem ehema- Gewalt und Aggression sehr gut erkannt habe ligen Staat übriggeblieben ist, die Gewalt in bei Danilo Kis in zweien seiner Bücher- der Struktur usw. Ich denke, daß in Slowenien .. Garten, Asche" und .,Das Grabmal des Boris die Gewalt an sich sehr dominant ist, in Form Davidovitsch", für das er letztlich auch das eines Selbstmordes etwa (die Zahl der Selbst- Land verlassen mußte. morde in Slowenien ist stark gestiegen). Dann Kommen wir nun zu dem Thema gibt es auch die Gewalt zwischen Bürger- Versöhnung. Ich denke, daß der Begriff der gruppen, was wiederum auf das Resultat des Versöhnung überhaupt ein großes europäi- 2. Weltkrieges zurückzuführen ist. sches Wort ist, weil das auch der Haupt- Heinz Klunker: Ich möchte jetzt gedanke ist, der zur Zeit in Europa existiert. etwas anmerken. Es wäre eine falsche Ver- Auf meine Frage an verschiedene Leute: was mutung, wenn man annähme, daß dieses The- für Namen hat dieser Krieg? bin ich immer ma im Theater des alten und auch des neuen auf die Antwort gestoßen: Es ist ein Bürger- Jugoslawien neu wäre. Was Kovacevic vom krieg, Balkankrieg oder was auch immer. Film erzählt, hat sich auch ähnlich im Theater Ich denke, daß genau das das Manko ist, daß abgespielt. Es hat immer Stücke über Gewalt wir einfach die Dinge nicht beim richtigen gegeben. Nicht nur über die Gewalt im 2. Namen nennen. Ich möchte noch das Bei- Weltkrieg oder im Bürgerkrieg. Ich möchte spiel der Sudelendeutschen in der Tscheche- noch mal erinnern an das Stück von Goran slowakei hinzufügen, wo man aufgrund einer Stefanovski DAS LOCH, das am Ende eines Versöhnung auch eine Entschuldigung ver- Atomkrieges spielt. Ich habe es in Slowenien langt. Was passiert beispielsweise mit den als Gastspiel aus Skopje gesehen, und die Donauschwaben? Dieses Land, das sich ent- Slowenen waren erschüttert über die Art und schuldigen mußte, existiert nicht mehr. Weise, wie da Gewalt gezeigt wurde, vor Und was passiert nun mit den Leuten aus allem Gewalt gegen Frauen. Das war in den Bosnien? Wer wird sich bei ihnen entschul- 80er Jahren. Ich kann mich erinnern, daß digen? Pippan ein Stück in Novi Sad hatte, wo Ge- Heinz Klunker: Da sind wir natür- walt gezeigt wurde zwischen den Russen und lich bei einem heiklen Thema. Ich frage mich, Amerikanern (Chruschtschow und Reagan), ob diese Konflikte, die da kriegerisch aus- wo Chruschtschow sich am Ende mit Hammer getragen wurden und im Bewußtsein der und Sichel umbrachte. Und wo auch die RAF Menschen weiterleben, dieser Haß, diese eine Rolle spielte. Das Gewaltthema ist über- Aggression, hier diskutiert werden können haupt nicht neu. unter Theatermachern, die ja meistens glau- Kaca Celan, ich vermute, daß das ben, daß sie über der Sache stehen, sozusa- Stück auch für Sie in seiner Struktur und gen nicht teilhaben an dieser ganzen Bewe- seinen Aussagen nicht neu war. Sie haben gung. Mich würde interessieren, inwieweit natürlich Kenntnisse vom jugoslawischen dieser Krieg, der jetzt beende! scheint, noch Theater. Haben Sie Heimweh bekommen, als die Beziehungen zwischen den Theatern bela- Sie das gesehen haben? stet, ob sich Freundschaften, die kaputtgin- DRAMATURG 2/96] Seite 39 gen während des Krieges, wieder erneuern. Treffen mit Kollegen aus Belgrad und Zagreb Wie ist Ihr Verhältnis zu den ehemaligen eine Barriere existiert und ich immer wieder Staaten? Zeichnen sich da Veränderungen ab? die erste sein muß, die das Eis bricht. Jetzt Das Wort Versöhnung ist hier, glaube ich, gibt es kein Töten mehr in Form eines Krie- sehr voreilig, daran kann man auf dem Bal- ges, sondern die Selbstmorde. Da frage ich kan in diesem Jahrhundert wohl nicht mehr mich: welchen Unterschied gibt es zwischen denken. einem pensionierten Menschen, der sich in Möchte dazu jemand etwas sagen? Zagreb deswegen umbringt, weil er nichts Dusan Jovanovic: ln meinem per- mehr zu essen hat, das gleiche tut einer auch sönlichen Fall kann ich nicht sagen, daß ich in Belgrad aus demselben Grund und in Sara- über den Dingen gestanden hätte. Ich habe jewo bringt sich einer um, weil er beide Beine nicht diese sogenannte Vogelperspektive und seine ganze Familie verloren hat. gehabt. Vielmehr war es umgekehrt: ich habe die Froschperspektive gehabt. Ich habe mich Heinz Klunker: Wir wollen nun das Publikum mit einbeziehen. Gibt es Fragen? natürlich sehr stark damit beschäftigt, was Manfred Beilharz: Unsere Biennale uns in den letzten vier Jahren passiert ist. Es ist ja gegründet, um die Vielfalt des europä- ist wie beim Zahnarzt, wenn man versucht, ischen Theaters zu zeigen. Die Idee, die da- einen kranken Zahn zu reparieren oder ihn hintersteckt, ist die, nicht das Trennende zu instandzusetzen, muß man unheimlich tief betonen, sondern darauf zu beharren, daß bohren, weit unter dem Krankheitsherd, damit trotz aller regionalen und nationalen Unter- der Zahn vollkommen heilen kann. Bei mei- schiede wir miteinander kommunizieren und nem Bohren und Nachuntengehen habe ich uns verständigen können. Allerdings stellen festgestellt, daß ich mich noch tiefer in wir fest, daß die Kultur, die Kunst, das Thea- archaische Ebenen begeben habe, was mich ter oft nicht das einigende Band ist, sondern dann auch zu Euripides' .,Bakchen" geführt daß es gelegentlich die andere Kultur, die hat. Und ich denke, daß wir genau dort die andere Sprache, die andere Geschichte ist, Antwort auf unser Unheil finden können. die von den Politikern instrumentalisiert wird, Aus diesem Grund habe ich auch ein Stück um entweder das Trennende zu begründen, geschrieben, .,Bacchanalia", es beruht auf warum er mit dem Nachbarn nicht mehr zu- Euripides' .,Bakchen". sammenkann, oder daß man die Kultur gar als Als ich begann, .,Antigene" zu Knüppel benutzt, um auf den Nachbarn los- schreiben (Anm.d.Red.: Das Stück gastierte in zuschlagen. Die Frage, die dieses Podium hier einer Aufführung des Slowenischen National- bewegt, ist: Trennt die Kultur oder einigt sie? theaters Ljubljana in der Inszenierung von ln diesem Zusammenhang habe ich an Sie Meta Hocevar bei der Banner Biennale '94). alle, die da oben sitzen, die Frage: es gibt ja habe ich festgestellt, daß es zwei Aspekte des die Bewegung K.P.G.T. - ist das eine margina- Bearbeitens gibt: einmal ist es das Mythische, le Bewegung innerhalb des Theaters in den wo es nicht die absolut Schuldigen und nicht exjugoslawischen Republiken, oder ist es eine die absolut Unschuldigen gibt, und dann ist zentrale Bewegung, die für Sie noch eine das Leben und Erleben im Alltag durch die Rolle spielt und wie bewerten Sie sie? Politik, die Presse usw. Ich habe mich dann Dusan Jovanovic: K.P.G.T sind die für den mythischen Aspekt entschieden. Er Anfangsbuchstaben der vier jugoslawischen kann zwar keine Antwort auf die politischen Namen für .,Theater" auf kroatisch, serbisch, Fragen geben, aber dennoch gibt es dort die slowenisch und mazedonisch. Dahinter ver- Möglichkeit einer Perspektive, das Öffnen birgt sich die Idee eines multikulturellen eines Horizontes. Kaca Celan: Ich möchte noch etwas Gedankens, einer Zusammenarbeit unserer Theater, der aber nicht auf das Nationale sagen über diese Freundschaften im ehema- vezichtet, sondern eine ganz neue Qualität ligen Jugoslawien, die jetzt in Frage gestellt kreiert. worden sind. Da ich aus Sarajevo komme, Ich habe mich vor zwei Monaten muß ich immer wieder erleben, daß beim von der K.P.G.T verabschiedet. Für mich ist DRAMATURG 2/96 [ Seite 40 K.P.G.T zu diesem Zeitpunkt eine Illusion, nur ein Slogan. Hinter ihm verbirgt sich letztlich Wenn Sie über das Theater auch ein verlogener und mystifikatorischer auf dem laufenden sein wollen, Gedanke, über den man neu diskutieren muß. Dieser Slogan hat seine Kraft verloren, wie lesen Sie die Publikationen des auch alle anderen Titel und Abkürzungen, die Deutschen· Bühnenvereins: im ehemaligen Jugoslawien existierten. Ich denke, daß es in dem ehemaligen jugoslawischen kommunistischen Regime keine Sensibilität gegeben hat. Das eine ist die Ideologie, das andere die Sensibilität, der Die Deutsche Bühne Bezug zu anderen Völkern, zu Minderheiten, Das monatlich. erscheinende zu anderen Sprachen, der Respekt vor dem Theatermagazin Geist der anderen Völker, all das, was den liberalen, demokratischen Gedanken in Westeuropa ausmacht, gab es in diesem System nicht. Ich denke, daß all das, was passiert ist, genau deswegen passiert ist, weil alle diese Berufe am Theater Dinge einfach unter den Tisch gekehrt wur- Die erläuternde Übersicht den. Sie wurden nicht öffentlich diskutiert. über alle Theaterberufe Es gab keine öffentliche Auseinandersetzung. Das Resultat davon haben wir gesehen. Kaca Celan: Ich stimme mit Dusan übe rein. Heinz Klunker: Ich möchte jetzt Wer spielte was? Dejan Dukovski nochmal ins Gespräch ein- Die jährliche Werkstatistik führen, weil ich meine, daß K.P.G.T die Formel für Deutschland, Österreich einer Generation ist, der er überhaupt nicht und die Schweiz mehr angehört. Ich muß daher noch ein Wort zur Generationsfrage sagen. Dejan Dukovski: Ich denke, daß in diesem Fall das Blut die Worte ausradiert hat. Ich glaube auch, daß eine neue Formel dafür Theaterstatistik gefunden werden muß. Und diese neue For- Die jährlich erscheinende mel wird mit der Zeit auch kommen. Es entsteht das Bedürfnis der Menschen, miteinan- Übersicht aller wichtigen Daten der zu kommunizieren. Es wird nicht die Idee der Theater in Deutschland, eines Theaterzusammenschlusses sein, die Österreich und der Schweiz Kommunikation zwischen den Theatern wird notwendig sein. Das wird natürlich auch schwierig sein. Heinz Klunker: Es würde mich interessieren, ob Sie öfter in einer solchen Zusammensetzung Diskussionen haben, wo Leute aus den verschiedenen Republiken zusammensitzen und auch untereinander die Möglichkeit haben zu diskutieren. Ich weiß nicht, ob Sie das tun, ob das jetzt für Sie eine normale Situation ist oder ob Sie auch gewisse Hemmungen haben. Ich schließe die zweite Frage an, die damit zusammenhängt. DRAMATURG 2/96 1 Seite 41 ,. Schreiben Sie uns: Deutscher Biilmeuverein Bundesverband Deutscher Theater Postfach 290 153 50523 Köln Meine Vorstellung ist, daß zwischen den Leu- ben Jahre nach dem großen Sieg der Griechen ten der verschiedenen Republiken die Kom- über die Perser beweint. Das genau ist die munikation doch sehr gestört ist. Ich habe in Versöhnung: sich in die Lage des Feindes zu Zagreb mit Serben gesprochen, die dort leben versetzen, seine Schmerzen mitzuerleben. und im Kulturbereich tätig sind. Ich bemerk- Er hat diese Empathie empfunden, und genau te Vorbehalte, eine gewisse Sprachlosigkeit. die ist notwendig, um eine Versöhnung zu Ich glaube nicht, daß sie damit glücklich bewirken. sind. Ich denke, daß Theater eine hervorra- Die erste Voraussetzung, um so gende Möglichkeit bietet - wie das Stück etwas machen zu können, diese Art von Zu- .,Pulverfaß", das aus Makedonien nach Ser- sammenarbeit, ist die Dekontaminierung . bien gebracht wurde -, diese Sprachlosigkeit Jeder muß für sich dekontaminieren bezüg- vor dem Hintergrund, daß viele existentielle lich dieses Krieges. 1992 hat Roberto Ciulli Befindlichkeiten im Moment sehr ähnlich vom Theater an der Ruhr uns eingeladen, und sind, zu mindern und auch Tore zu öffnen wir haben über diese Art der Zusammenarbeit und eine neue Nähe herzustellen. Ich würde gesprochen. Darauf habe ich 2 oder 3 mögli- auch dafür plädieren, daß da mehr passiert, che Projekte vorgeschlagen, die eine Zusam- zu mal die Leute sich ja untereinander sprach- menarbeit ermöglichen. Eins davon war, lich verstehen können und auch die Stücke Tschechows .. Drei Schwestern" mit Schau- nicht erst übersetzt werden müssen. spielern aus Belgrad und Zagreb zu spielen. Goran Stefanovski: Ich denke, daß Ciulli hat auch eine Zusage gemacht, daß er es sehr einfach ist festzustellen, wie die Be- sich bemühen wird, finanzielle Mittel für ein ziehung zwischen uns ist. Sie brauchen nur solches Projekt zu finden. Als ich dann da- heute abend ·,ns Zelt zu kommen, um das heim die Schauspieler gefragt habe, haben sie festzustellen. Was die Frage der Versöhnung abgelehnt aus Angst, wie man zuhause dar- betrifft: Achill hat den Verlust der Perser sie- auf reagieren wird. Derjenige, der als erster Theater Rundschau THEATER, MUSIK, LITERATUR Ur- und Erstaufführungen Dramatiker-und Komponistenportrats Ankündigung aller im deutschsprachigen Raum stattfindenden Theaterpremieren Bestellungen und Probeexemplare über Buchhandel und Vertriebsabteilung (Einzelausgaben DM 4,50, im Abonnement DM 3,00) Theater-Rundschau-Verlag ~ Bonner Talweg 10, 53113 Bonn ~ Tel (0228) 91 50 31, Fax (0228) 91 50 345 DRAMATURG 2/96] Seite 42 mit den anderen zusammenarbeiten will, wird Jeder hat eben sein Volk in den Krieg gezogen als Verräter bezeichnet. und geschoben. Heinz Klunker: Sitzt ihr abends im Heinz Klunker: Wir reden hier unter Zelt alle beieinander oder gibt es Gruppie- Leuten, die ganz bewußt die 70er, SOer Jahre rungen? erlebt haben in Jugoslawien. Es gibt inzwiGoran Stefanovski: Wir sitzen alle schen eine Generation, die hat diese Jahre zusammen, aber wir sind sehr wenige. Ich nicht erlebt. Es gibt eine Generation von jun- fühle mich auch sehr schwach, wenn ich gen Leuten, es gibt Künstler, die interessiert Gleichgesinnte bei verschiedenen Festivals überhaupt nicht, was wir hier reden über und Symposien dieses Charakters treffe. K.P.G.T, sondern die orientieren sich an Lon- Wenn ich bedenke, daß Hundert- don, New York, Paris. Das ist kein Thema, und tausende meiner Generation in Panzerjacken es wird sich so entwickeln in Skopje, in Bel- auf Panzern sitzen mit einem Gewehr in der grad. Es kommt eine Generation, die ganz Hand, das sie nach oben halten, dann weine und gar offen ist für Europa und Amerika. Für ich über das menschliche Schicksal. die ist dieses alte Jugoslawien kein Problem Ich glaube, daß es sich hier um eine mehr. Ich will das, was wir hier getan haben, geschichtliche Erektion handelt. Was mich in nicht wegwischen, ich will es aber relati- den letzten fünf Jahren beschäftigte ist, wie vieren. Die neue Generation wird ganz neue die Soldaten die Massenvergewaltigungen Fragen stellen, und da werden wir hinhören veranstalten, wie sie eine Erektion erleben. müssen. Ich denke, daß ich in einer solchen Situation versagen würde. Die Quelle dieser Erektionen lrma Dohn ist Dramaturgin am Schauspiel Bonn bringt mich durcheinander. Ist das eine so- und kooptiertes Mitglied im Vorstand der ziale Erektion, oder ist das eine genetische, Dramaturgischen Gesellschaft. und wie kann man dieser ein Ende setzen? Hermann Wündrich: Ich habe eine Frage an Herrn Kovacevic. Peter Handke hat einen Text geschrieben über Serbien, eine Art Reisebeschreibung, die in Deutschland sehr heftig und kontrovers diskutiert wurde. Er hat aus diesem Text auch in Belgrad gelesen. Meine Frage ist: wie ist der in Belgrad und Serbien wahrgenommen worden? Wie weit findet man sich in ihm wieder? Und was sagen Sie dazu? Dusan Kovacevic: Dieser Text wurde angenommen und angesehen als einer der Ansichten über Serbien. Es ist so viel in dieser Zeit über Serbien geschrieben worden wie noch nie zuvor in der Geschichte dieses Landes, angefangen von Danksagungen bis zu den schlimmsten Angriffen. Dieser Text wurde als einer der möglichen Standpunkte und Ansichten von Serbien gesehen, und ich spreche hier für Leute, die nicht "vergiftet" sind, sondern die mit nüchternem Verstand die Dinge betrachtet haben. Der Text hat nicht viel auf der literarischen Ebene Serbiens verändert. Wichtig ist auch, daß zu Beginn dieses Krieges die Medien eine unheimlich große Rolle gespielt haben. DRAMATURG 2/96 I Seite 43 HAU PTSTADTKU l TU R Hauptstadtkult.ur zwisc.hen .lthaka' und , spa r e n v e r w a I t e n.- a bw 1c k e I n Renate Wolf = Hauptstadtkultur war ein Begriff aus dem Erdkundeunterricht, er war mir lem und Ideellem sich ereignen können? Das klingt nach etwas Großartigem, aber es fremd und in der Erinnerung verbindet er sich könnte auch um eine Fragestellung gehen, mit der Grenze zur DDR. Unfreundlich wurde die John Cage einmal folgendermaßen beant- ich darauf hingewiesen, daß ich nicht nach wortet hat: .. Bei den großen Werken aus der Ost-Berlin wollte, sondern in die Hauptstadt. Vergangenheit geht es immer um die Frage Und jetzt wohne ich in der Hauptstadt, was nach Bewahrung und um das Benutzen von in der Betonung, wie sie mir seit einiger Zeit Bewahrtem. Ich habe nichts dagegen, und entgegenschallt, etwas Lächerliches hat. Als erstes wäre also dieser Begriff ich weiß, daß man Vergangenes weiterhin bewahren wird, aber es gibt eine andere Tä- zu diskutieren, der ja einen zentralistischen tigkeit, der ich meine Aufmerksamkeit widme, Hautgout hat, besonders im Osten. und das ist die, etwas Neuem zum Leben zu verhelfen." Und er fügte hinzu, daß er sich mehr für etwas Mittelmäßiges interessiere, das heute geschaffen wird und das avantgardistisch ist, als für die Aufführung eines großen Meisterwerks aus der Vergangenheit. Und/Oder ist Hauptstadtkultur ein Ort der Selbstdarstellung und der Repräsentation ein Ort gar gegen die Mittelmäßigkeit? Ist Hauptstadtkultur eine Möglichkeit der Identitätstindung und -bildung? Was immer das ist, diese oft beschworene Identität. Auch darüber wird zu sprechen sein. Und ,lthaka'? Welche Bedeutung könnte dieser homerische Ort für dieses Gespräch haben? Vielfältiges trägt er in sich, anknüpfen könnte man an der Oberfläche, an den prassenden Freiern, die den Reichtum des Hofes verschleudern und buhlen, und an dem Bild des Heimkehrers Odysseus, der das bekämpft, was während seiner Abwesenheit entstanden ist und an das Ist denn der Anspruch an Kultur Alte anknüpft nach dem Morden. Und dann ein anderer, wenn er mit dem ,Prädikat' der wäre da die Diskussion um Botho Strauß, der Hauptstadt verbunden wird, ein anderer als an dieser Geschichte eine Konzeption von der, den wir den Großstädten in Deutschland Kultur und Kunst festmacht, wie es in ,Thea- entgegenbringen? Ist die Hauptstadt Trend- ter heute' von Richard Herzinger beschrieben setter vor anderer Großstädten oder sollte worden ist. sie es sein? Ist sie ein Ort der Bündelung von Diese Konzeption bestimmt sich im künstlerischer Kraft, staatlich gefördert? Wesentlichen durch eine Rückwärtsbewegung Ein Ort der Ermöglichung von Visionen, die und fokussiert das Unnennbare, das geheim- eben nur in dieser Verdichtung von Materie!- nisvolle der Kunst, sie wendet sich gegen das DRAMATURG 2/96 I Seite 44 Aufklärerische, in einengender Beschwörung. Dazu Herzinger: .,Statt ihre eigene Mythologie (die der modernen Welt/R.W.) zu erforschen, will er die Moderne zunehmend nur noch als seinsvergessene Ruine einer ewig seit 1978 mythischen Realität wahrhaben." Aber was wird Strauß entgegengesetzt: Kritik. Was fehlt: Gegenkonzepte, die nicht ebenfalls im Rückgriff enden und die Neue Stücke und Musicals Aufklärung beschwören. Groll: Krelsler Und ,sparen - verwalten - EIN TAG IM LEBE!\ DES PROPHETE:'< NOSTRADA.i\fl :s Musical l'rauffillirung: Anhaltisdtcs Theat-=r Dessau. Juni 1996 Dl" SOLLST NICHT LIEBEN ~1usikalisdte Komödie llrauffilhrung: Volkstheater Rost:ock.. \tai \997 ... abwickeln'? Wo gibt es noch Kulturpolitik und wo gibt es Kulturpolitikerlnnen, die über Klischeeformulierungen hinausdenken, die den Kulturbegriff nicht als etwas festes, gegebenes hin- nehmen, sondern bereit sind, immer wieder Otto Grihunandl/ Christoph Well DER JODLER VOM KARPATIIENSCHLOSS Mu:;ik. Will Chri~oph \\'dl (Biennösl Alos"n) .-\.lpatoperette l irauffil.hrung: Hall. Juni 1995 Regie: Ian MacNaughton. (Monty Pylhoo "s) Hörspielversion: Koprod.. ORFBR Sendung: ORF. September 1996 ... eine kulturphilosophische Auseinandersetzung zu treten. in diesen zu konstruierenden Zusammenhängen zwischen Hauptstadtkultur, Kunst-/ Kulturkonzeptionen und Kulturpolitik kann es nur darum gehen, Denkräume zu JorgeDhu E:'<ZESS öffnen und anstößig zu sein: für die eigene Arbeit und für die Politik. Deutsch von Gisela Kahl Wld A.lejandro Quintana \fonolog eines Tran:;vestiten Q\ "!CK-STEP Deut.'>Ch nm t-.lonika Reckmann Einaktl-'r \.1.-\:'\iGO, E~ Mittel zur Selbstdarstellung ist, durch die ... EHsabdh Wäger da erneuert wird, die geistige Einstellung, Selbsterneuerung ist, und zwar ist das, was Al 'f0!\.1ATISCHER FRAl T::-iROM...\~ ' ~1onolog und die geistige Einstellung ist etwas Welthaftes und ein gesellschaftliches Faktum .... D~~~~~\\'ACHTERS DIE FRA.t i'ieu11bersct.ztmg von Bdtina Runge 1 Stück l'errfilml mtt A\.·a GrJner und Anronoy Qrunn ... Unsere Veränderung ist etwas Wunderschönes, wenn wir ihre Ungewißheiten akzep- tieren." Neben den Aufräum- und Klassifikationsarbeiten in der Rückschau auf unser \\'iltrid Grote ZACKE~S\ THER (lm Sd1atten des Was.o.er.;) Stück. für Kind~!~' nadl dem gleichnamigen K.indcrhud1 d~ also die traditionelle Ansicht, daß Kunst ein Auffassung ersetzen, daß sie ein Weg zur ••• Prod. Und nochmal Cage: .. Ich möchte Hörspieh:t:n;ion: BR. 1996 ... Jahrhundert/Jahrtausend, die mehr und mehr unser Denken in Anspruch nehmen und kulturelle Ereignisse bestimmen, sollte noch Zeit bleiben zum Spinnen über die magische Schwelle 2000 hinaus: Vielfältige Fäden . Strategien professioneller Selbstbehauptung, stückgut Theaterverlag GmbH Marienplatz 1 80331 München Telefon 089/293178 Fax 089/226757 widerständig, sind voranzutreiben, gegen das verordnete Überleben auf Sparflamme. Renate Wolf arbeitet als freie Dramaturgin. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Dramaturgischen Gesellschaft. DRAMATURG 2/96] Seite 45 THEATER UND NEUE MEDIEN lnformatjpnen und Kontakte ... Ute Kiehn Kommunikation online, weltweite das Medienlabor München e.V. an die Ideen Präsenz im Netz und ein Marketing ,up to und Projekte an, die im Rahmen des Berliner date' sind zeitgemäß. Neue ästhetische Er- Theatertreffens 1996 im internationalen Fo- fahrungen werden im Zusammenspiel von rum junger Bühnenangehöriger beim Internet- virtueller und realer, immaterieller und mate- Workshop gesammelt und erprobt wurden. rieller Darstellung und in der zum ,user' ge- Ziel ist der Aufbau eines nicht-kommerziel- wandelten Zuschauerrolle erwartet. Einen Überblick über die Präsenz len, innovativen Forums der Theater im Netz, mit Informations- und Selbstdarstellungspro- und über Projekte von Bühnen, Verlagen jekten einzelner Theater, virtueller Theater- und Theaterzeitschriften im Internet gab im kantine, Konzeptbörse, Kritikforum, Jobmarkt, Februar Arnd Wesemann in Theater heute Recherchezentrum, Theaterzeitschrift, Karten- (S.78), überschrieben servicesystemen, Autorenforum, Verlags- mit: "Surfen auf flacher informationen, experimenteller Netzkunst... Welle". Der Blick auf die Die Tendenzen des Theaters im deutschsprachige Theater- Zeitalter der Virtualität mit neuen ästheti- szene im Internet kurz vor schen Perspektiven skizzierte Bernd Flessner Redaktionsschluß dieses im Augustheft von Theater heute (S. 58f) Programmheftes bestätigt u.a. anhand des Forsythe-Projekts ,Improvisa- dieses Bild: Eine bunt tion Technologies' des Frankfurter Balletts gemischte Auswahl an und des Zentrums für Kunst und Medientech- Theatern und Freien Gruppen bietet ihren nologie Karlsruhe. ln enger Kooperation mit Spielplan mit Stückinformationen, Presse- William Forsythe entwickelten Nik Haffner, spiegeln, Fotos, Kartenservice, ,News' und Volker Kuchelmeister und Christian Ziegler Links zu anderen Kulturseiten. ln München eine ,digitale Tanzschule' als interaktive und Harnburg zeichnen sich erste Wellen- Computerinstallation. Inzwischen als CD-ROM konturen ab. Die Theater in Bann, Dresden veröffentlicht, erweitert sie alle bisherigen oder Weimar ragen hervor. ln Berlin zeigt sich Möglichkeiten der Analyse und Dokumenta- noch erschreckend wenig. tion von Tanz und Theater. Über 100 Theorie- Neben der Möglichkeit, zukünftig kapitel mit kurzen Lektionen und Sequenzen noch schneller und umfassender über das von Proben und Aufführungen der Produk- Wer, Was, Wie, Wann und Wo der Theater- tionen ,Self Meant to Govern' und ,The Lass szene informiert sein zu können und Theater- of Small Detail', die der ,User' per Mausecliek platzkarten per Mausecliek online zu reser- von unterschiedlichen Standpunkten vor und vieren und zu verkaufen, zählen zu den in- auf der Bühne einsehen kann, werden mit teressanteren Perspektiven die Möglichkeit, Regieanweisungen, theoretischen Erläuterun- über den PC, Theaterstücke perSuch begriff, gen zu einer bislang nicht gekannten Einheit sortiert nach Thematik, Besetzung oder Er- aus Theorie, Praxis und kulturhistorischem folgsbilanz, abrufen zu können, weltweit in Dokument. Dieses Projekt wird im Rahmen Theaterprogrammheften zu blättern oder im des Symposiums ,Dramaturgie heute' erstmals Netz oder auf CD-ROM gespeicherte Insze- in Berlin vorgestellt. nierungen anzusehen. Mit dem zum Symposium ,Drama- Ute Kiehn ist Theaterwissenschaftlerin turgie heute' eingeladenen Projekt ,Theater und seit April 1996 Geschäftsführerinder im Netz' (TIN) knüpfen Horst Konietzny und Dramaturgischen Gesellschaft. DRAMATURG 2/96 I Seite 46 henschel Fordern Sie unseren Katalog AUTOREN UND WERKE 1996 __}Cf/Al/SPIEL~ ~ an und entdecken Sie über 800 Titel- hiereinige Beispiele: 1 Manlred Karge zählt zu den meistgespielten deutschen Autoren im Ausland. Komödien, Lustspiele, Farcen Michael Cooney: Und ewig rauschen die Gelder (4 D, 6 H) Eine chaotische Komödie um einen NuiZnießer der Sozialgesetzgebung Ray Cooney: Ausser Kontrolle (3D, 6 H) Ein Staatsminister auf Abwegen und eine kompromitUerende Leiche im KleideiSChrank ergeben eine der präzisesten, abgedrehtesten engriSChen Farcen. Diese und sämWche weiteren KomOdien des engfischen Meister-Aulots Ray Cooney komplett in unserem Katalog Richard Nelson: Neu-England (4 D, 3 H) Fammenlreffen nach dem Selbstmord des Vaters- briltant komisch und bitterböse zynisch John F. Noonan: Hannah und Maude (2 D) Ein Zwei-Frauen Sttick mit grandiosen Rollen Frank Pinkus undNick Walsh: Currywurst mit Pommes (4 D, 4 H) >>Es gibt seit dem Tod von Bernard-Marie Kaltes in Frankreich keinen Autor mehr, der fähig wäre, einen Text wie >Jacke wie Hose< zu schreiben.« »Le Monde« über »Jacke wie Hose« mit Marrief Guittier in Paris. Inszenierungen in: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien, Kanada, Kolumbien, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Peru, Slowenien, Spanien, Südafrika, Venezuela, in den Niederlanden und in der Schweiz. Eine rasante Comedy-Farce am Rand einer deutschen Autobahn - 8 DarsteUer in 75 Rollen Aufführungsrechte bei henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag John Chapman & P. Vmcent: Wer ist schon gern der Trottel? (3 D, 4 H) Vellilckt und turbulent - in einer Hotelsuite tummelt sich ein chaoUsches Ensemble inklusive einer traumhaften DoppelroiTe! Marlenburger Str. 28-10405 Berlin- Fax 030-441 71 49 Edward Taylor: Alles in Butter (3D, 4 Hl Ein Polmker auf Abwegen zwischen klemmender BalkontOr und bollerndem Boi!erl Seine erfolgreichsten Stücke sind jetzt als Buch erschienen. Jürgen Hörner: Nichts als Kuddelmuddel! (4 D, 3 H) Generalprobe und Promiere eines VolksstUcks werden zur komisch-chaotischen Be~tungsprobe fUr eine Theatergruppe. 1 Krimis, Thriller, Kriminalkomödien Michael Cooney: Die Hölle wartet nicht (3D, 6 Hl Aufregender Mystik-Thriller Edward Taylor: Ein mörderischer Unfall (I D, 3 H) Raffinierter Vier-PeiSOflen-Psycho-CITnch 1 Schauspiele und Dramen Lesley Bruce: Ehrlich unentbehrlich (4 D, 3 H) Politiker contra Ehefrau und lUge COI!Ira Wahrheit- ein Charakterdrama Daphne du Maurier: Sturm im September (3 D, 3 H) Eine fast unmögliche Uebe • unkitschiges Schauspiel mit Traumrollen! Clare Mclntyre: The Thickness of Skin (4 D, 3 H) Wieviel Hilfe kann ein Mensch andernn bieten, ohne selbst kaputtzugehen? Ein CharakterschatJSpiel aus dem Alltag mit erschreckendem Wiedererllennungseffekt 1 Märchen, Kinder- und Jugendstücke Paula BettinaMader: Sonne, Mond & Sterne (1 D, 1 Hl Wunderschöne, poetische Geschichte- ideal IUr mobile Produktionen Jostein Gaarder: Sof!es Weit (4 D, 4 H) Das KultbliCh in einerbereits erfolgreich uraufgeführten Dramatisierung Max Kruse: Gut gebrüllt, Löwe (5 D, 6 H) Spannendes Kindermusical Max Kruse: Urmel aus dem Eis (4 D, 5 H) Mitreißend fröhliches KindermtJSical Tilde Michels: Kleiner König Kalle Wirsch (4 D, 3 H) Bekannt durch die Augsburger Puppenkiste- jetzt als KindenntJSical! GeorgA Weth!M:ichael Summ: Till Eulenspiegel (2 D, 4 H, 3 Musiker) Einfallsreiche Bearbetlung der traditionellen Geschichten • ein RockmtJSical! Manfred Karge, Die Eroberung des Südpols - Sieben Stücke (>>Jacke wie Hose«, >>Die Eroberung des Südpols«, >>Killerfische«, >>Lieber Niembsch«, >>MauerStücke«, »Die bärtige Frau«, >>Faust 1911«) 288 5., Broschur, DM 29,80, ISBN 3-923854-61-7 Vertriebsstelle und Vertag Postlach 2045 · 22810 Norders1ed1 Telefon +49 40 522 56 10 Telefax +49 40 526 32 86 eMail [email protected] Erhältlich in jeder guten Buchhandlung! Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten GmbH trlJ ~ ~~ DRAMATURG 2/96 I Seite 47 Alexander Verlag Berlin Postfach 19 18 24 - 14008 Berlin , ___ _ ~~-::! SPIELPLAN Berliner Bühnen 2 8.11. --(1.. 12····. 1 9.9.6 AuswahiJ • Hebbel~ Theater r() 030-25 90 04.-45 29.11. (Premiere), 30.11., 1.12. 19.30 Uhr I nach Dschuang Dsi u.a. Schweigende Lande schaft. Ein Ritus. lnsz.: Ronald Stecke! • Deutsches Theater r() 030-28 44 10 28.11. 19.30 Uhr I Hebbel: Kriemhilds Rache lnsz.: Themas Langhoff 29.11.19.30 Uhr I Sophokles:König I Die Renaissance Theater r() 030-31 59 73-0 28.11. 20 Uhr I Cora Frost: Ich sehe was, was du nicht siehst und das .ist so b.lau Ödipus lnsz.: Alexander Lang 30.11. 18.30 Uhr • Geschichte von I Pigorsingt- Benedikt Eichhorn muß begleiten 30.11. 20 Uhr I Liane Ha/scher: Lust + Lieder 29.11. 20 Uhr Heinrich IV. lnsz.: Themas Langhoff + Männer + Momente • • Schloßpark Theater r() 030-793 50 01 Deutsches Theater Kammerspiele 030-28 44 10 28.11. 19.30 Uhr 28.11.-1.12. 20 Uhr! Sobo/: Weiningers r() I Schwab: Die Präsiden- tinnen. lnsz.: Sewan Latchinian 29.11. 19.30 Uhr I Hauptmann: Der Biberpelz. lnsz.: Themas Langhoff 30;11. 19.30 Uhr Nacht. lnsz.: Michael Schottenberg • Theater am Kurfürstendamm I Shakespeare: Der Wider- spenstigen Zähmung. lnsz.: Johanna Schall 030-470 21 10 28.11.-1.12. 20 Uhr r() I Baer:Vermischte Gefühle. lnsz.: Wolfgang Spier • Komödie r() 030-470 21 010 I Si man: London • Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz 28.11.-1.12. 19.. 30 Uhr 030-308 74-5 28.11. 21 Uhr !.JohnBerger:Aufdem Weg Suite. lnsz.: Falke Braband r() zur Hochzeit. Lesüllg 29.11. 19.30 Uhr 28./29.11. 20 Uhr I Pension Schöller. I Wil/iams: Endstation Sehnsucht.lnsz.: Falke Braband Die Schlacht.lnsz.: Frank Castorf 30.11. 19.30 Uhr • Tribüne r() 030~341 26 00 • Vaganten Bühne r() 030-313 12 07 I Zuckmayer: Des Teufels 28.-30.11. 20 Uhr I Temps: Mondfinsternis f GeneraL lnsz.: Frank Castorf Der Besuch der alten Dame • Schaubühne am Lehniner Platz • ® 030-89 00 20 28.11. 20 Uhr I Herzsplitternackt 29./30.11. 20 Uhr I Mein Mann ist die 28.11. 20 Uhr I Erasmy Goya Projekt lnsz.: Michael Sirnon 29./30.11. 20 Uhr Schönste I Tschechov: Die Möwe lnsz.: Andrea Breth • Kleines Theater r() 030-821 20 21 • Theater im Palais r() Berliner Ensemble ® 030- 28 88-122 28./29./30.11. 20 Uhr I Probebühne o3o-2o1 as 93 28./29.11. 20 Uhr I (Premiere) Von Fürsten, Vätern und schönen Frauen. Gastspiel Theater zum Westlichen Stadt- Marion Vandekomp spricht Fontane hirschen nach Robert Bober: Was gibt's Neu es 30.11. 20 Uhr vom Krieg? lnsz.: Adriana Altaras Lieder und Couplets aus dem alten Berlin 29./30.11' 19,30 Uhr I Brecht Majakowski 1.12. 20 Uhr I Hinterm Ofen sitzt 'ne Maus I Fontane: Unwiederbringlich Hans Albers Lieder. Ein Abend mit Nino lnsz.: Barbara Abend Sandow • Theater 89 ® 030-282 46 56 1.12. 19.30. Uhr • I Gastspiel 28.11.-1.12. keine Vorstellungen Maxim-Gorki-Theater r() 030-202 21-357 28.11. und 1.12. 19.30 Uhr I Moliere: Don Juan. lnsz.: Katharina Thaibach 29.11. 19.30 Uhr I Jbsen: Baumeister Solness lnsz.: Zinger 030-39 00 07-0 28./ 29.11. 20 Uhr r() I Brüssei-Projekt Matthias Wittekindt: Mademoiselle Regines Qualitäten 30.11.19.30 Uhr I Albee: Wer hatAngst vor Virginia Woolf? lnsz.: .Mart.in Meltke 1.12. 20 Uhr • Akademie der Künste I Premiere Williams: Die menagerie. lnsz.: Mark Zurmühle DRAMATURG 2/96 j Seite 48 Glas- • Theater am Halleschen Ufer r() 030-251 06 55 28.11.-1.12. 21 Uhr I Tanzfabrik:Y not- The breathing hause. lnsz.: Dieter Heilkamp • Theater zum Westlichen Stadthirschen MUSIKTHEATER © 030-785 70 33 28.11.-.1.12. 20 Uhr IProbetJühne Berliner Ensemble nach Robert Bober:. Was gibt's Neu es vom Krieg? lnsz.: Adriana. Altaras • Stükke Theater ©. 030-692 32 39 28./29./30.11. und L 12, 20.30 Uhr I Gastspiel: Die Rinnsteinprinzessin. lnsz.: Martin Decker, Edith Jeske • ..Deutsche Staatsoper Berlin ©030-203 54-0 28.11. und 1.12. 19.30 Uhr! Ballett Le Cöncours Bailets Russes-Abend 30.11. Geschlossene Veranstaltung • Deutsche Oper © 030-343 84c205/235 • Theater Zerbrochene Fenster © 030-694 24 00 29./30.11. und .1.12. 20.30 Uhr I Gastspiel Theater Trekjop: Romeo und Julia. 28./30.1L ..19.30 Uhr I Rossini:Die Italienerin in Algier (ital.). lnsz.: Jeröme Savary lnsz.: Birgit Simmler • Freies Schauspiel © 030-694 24 00 1.12. 20 Uhr I (Premiere) Central Park WestDrei Einakter von Woody Affen, David Mamet .1.12. 18 Uhr jMussorgskij: Boris Godunow lnsz.: Götz Friedrich und Elaine May • Freie Theateranstalten Berlin © 030-325 50 23 28.11.-1.12. 20.30 Uhr lieh bin's nicht, 29.11. 20 Uhr I Franz Woyzeck (Tanztheater) lnsz.: Birgit Scherzer 30.11.18.30UhrlCarmen Adolf Hitler ist es gewesen. lnsz.: Hermann van Harten • Theater. des Westens © 030-31 903-0 28.11.-1.12. 19.30 Uhr I GilbertEtSuflivan: • Bar. jeder Vernunft © 030c885 69 222 28./30.11. und 1.12. 20.30 Uhr I Popette Betancor Et Band Piraten. lnsz . : Helmut Baumann, Jürg Burth • Metropol Theater © 030-202 46 137 28.11. 19.30 Uhr I Lehar: Das Land des Lächelns • Garn-Theater © 030-786 43 46 28.-30.11. 20.30 Uhr I Waschkau: Die Galeere der Kaltblüter • Hackesches Hof-Theater © 030c283 25 87 28.'-30.11. Purimspiel des ltzik Manger • Tanzfabrik Berlin © 030-786 61 03 siehe Theater am Halleschen Ufer • Ballhaus Naunynstraße © 030-258 86 644 28,11.-1.12. 20.30 Uhr I Horst Viral Et Cof/aborators Tanztheater • Grips-Theater © 030-3933012 28.11. 10 und 18 Uhr 29.11. 11 Uhr I Hachfeld: Eins auf die Fresse (Schi II er-Werkstatt) 29./30.11.19.30 Uhr I Ludwig:Eine linke Geschichte 1.12. 19.30 Uhr I Hübner: Das Herz eines ·Boxers (SchillercWerkstatt) • carrousel Theater in der Parkaue © 030-557 752-0 29.11 •. 19.30Uhr I Verdi: Der Troubadour (ital.). lnsz.: Hans Neuenfels • Komische Oper © 030-202 60-0 28.11. 20 Uhr I 3cSinfoniekonzert 1.12. Tanz gegen Aids 29.11. 19.30 Uhr 30.11. 19.30 Uhr lnsz.: Rene Kollo 1.12. 18 Uhr I Ninotschka I Die lustige Witwe I Anatevka • Neuköllner Oper © 030c68 89 07-0 28./29./30.11. 20 Uhr I Abraham: Die Blume von Hawaii. lnsz.: Peter Lund, Winfried Radeke • Friedrichstadt Palast Berlin © 030-232 62-264 28./29.11. :w Uhr 1.12. 16 und 20 Uhr llljinskij und Nass Cinema - Die Kino-Revue • Schiller Theater Berlin © 030-31 95-1 und 3111.31 11 28.11.-1.12. 20 Uhr I Wolfgang Bocksch: Concerts: Black and Blue • Musical Theater © 030-88 42 08-92 28./29.11. 20 Uhr 30.11. 16 und 20.30 Uhr 1.12. 18.30 Uhr I Shakespeare 8: Rock'n Roll 28./29.11. 18 Uhr I Urfaust 30.11. und 1.12. 15 Uhr I Der kleine Prinz Änderungen vorbehalten NEUE STÜCKE MEINE GRABINSCHRIFT HERBERT ACHTERNBUSCH · Münchner Kammerspiele }ULIE, TRAUM UND RAUSCH WOLFGANG MARIA BAUER · Cafe-Theater Kopenhagen Programm der Europäischen Kulturhauptstadt 1996 DER SCHATTEN EINES FLUGES WOLFGANG MARIA BAUER · Das Schauspielhaus Wien KASPER UND EIGENEROD MATTHIAS BELTZ · Hamburger Kammerspiele CARLETON THOMAS HüRLIMANN ·Theater am Neumarkt Zürich DAS GEBURTSTAGSKIND THOMAS HüRLIMANN · Tiroler Landestheater Innsbruck SPÄT WEIT WEG HELMUT KRAUSSER ·Staatstheater Darmstadt ALLES. 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