apoFokus - Deutsche Apotheker
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apoFokus apoResearch Anlageinformation Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot > Der Anleihemarkt > Corporate Bonds versus Staatsanleihen > Ausblick Ausgabe 6│2009 apoFokus apoResearch Anlageinformation Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Düsseldorf, unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn/Frankfurt. Die in diesem apoFokus enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Sie zielen nicht auf das individuelle Anlageprofil des Empfängers ab, sondern enthalten allgemeine Informationen, die eine selbstständige Anlageentscheidung erleichtern sollen. Mit dem apoFokus ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf verbunden. Der apoFokus beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Die vorliegende Publikation gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder. Die Inhalte sind sorgfältig recherchiert. Eine Haftung/Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann im Einzelfall aber nicht übernommen werden. Nachdruck nur mit Genehmigung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. 2 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Inhalt Zusammenfassung 4 Einleitung 5 Der Anleihemarkt 7 Risiko und Rendite 14 Ein Vergleich mit einem Aktieninvestment 20 Branchenbetrachtung 21 Fazit 23 3 apoFokus apoResearch Anlageinformation Zusammenfassung Zusammenfassung Anleihen stehen derzeit bei der Suche nach Rendite bei gleichzeitig guter Sicherheit im Vordergrund. Die Zinsaufschläge von Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) sind historisch hoch, dies halten wir für sehr attraktiv. Von den klassischen Staatsanleihen (Government Bonds), die nur mit einer niedrigen Verzinsung über die Laufzeit aufwarten, verlagerte sich das Anlegerinteresse verstärkt auf die hoch rentierlichen Unternehmensanleihen. Diese Corporate Bonds stehen unter Risikogesichtspunkten zwischen den Aktien und Staatsanleihen. Für eine höhere Verzinsung müssen allerdings gegenüber Staatsanleihen andere Bewertungsmaßstäbe angelegt werden. Je höher der Anspruch des Investors nach Sicherheit, desto geringer ist in aller Regel die erzielbare Rendite. Das individuelle Risikoprofil des Anlegers lässt ihn unter dem Gesichtspunkt höchster Sicherheit zu Staatsanleihen greifen, während ein risikofreudiger Investor den Renditeaspekt in den Vordergrund stellt. Zentral ist das Rating und die Einschätzung für das jeweilige Unternehmen. Neben den Cash-Flows und der Verschuldung sind beispielsweise die Branchenzugehörigkeit und das Management wichtige Kriterien für die Bewertung. Noch wichtiger ist aber die Erkenntnis, dass in einem Portfolio viele Anleihen kombiniert werden sollten, um durch Diversifikation das Risiko zu streuen. Die Investition in ein Portfolio ist abhängig vom Risikoprofil eines Anlegers. Der eher risikoaverse Anleger investiert sein Kapital in das Investment-Grade Segment, der chancenorientierte Anleger bevorzugt den High-Yield Bereich. Nachdem sich auf dem Geldmarkt kaum noch Erträge erwirtschaften lassen und Aktien hohe Volatilitäten aufweisen, sind Corporate Bonds für den renditesuchenden Investor eher geeignet. Ein Überblick über den Anleihemarkt und warum die Überrendite gegenüber den Staatsanleihen gerechtfertigt ist, wird im Weiteren aufgezeigt. 4 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Einleitung Einleitung Die Schlagzeilen über Unternehmensanleihen der einschlägigen Wirtschaftszeitungen übertreffen sich gegenseitig: Emissionsrekord für Corporate Bonds in 2009? Oder: Rekordmarke noch nicht erreicht – welcher Emittent im Investmentgrade Bereich schlägt die Marke von 2001? Der aktuelle Emissionsrekord im Bereich Unternehmensanleihen mit dem Status Investment-Grade stammt aus dem Jahr 2001 und lag bei etwa 200 Mrd. Euro. Im Jahr 2009 wurde bereits bis Juli ein Gesamtvolumen von 199,7 Mrd. Euro innerhalb dieser Ratingklassen emittiert. Januar bis Juli 199,7 2009 123,3 133,5 2008 2006 87,2 2005 100,9 2007 126,1 2004 2003 165,3 136,4 2002 2001 200,2 Gesamt Quelle: SocGen, UniCredit, iBoxx. Reuters, Merryl Lynch Die Gründe für diese Flut an Emissionen auf dem Anleihemarkt sind vielfältig. Neben dem Ablauf von alten Unternehmensanleihen und der Suche der Unternehmen nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten, sind sie bei Investoren, die neue Anlagen mit hohen Renditen und annehmbaren Risiken in den Vordergrund stellen, fündig geworden. Das niedrige Zinsniveau wurde, quer über alle Branchen verteilt, genutzt. Gerade die wenigzyklische Versorgerbranche emittierte die größten Volumina. In der nachfolgenden Grafik ist eine Aufteilung der Benchmark-Emissionen nach Branchen aufgeführt. Die größten Emissionen nach Branchen aufgeteilt (bis Juli 2009) Versorger Auto Chemie Einzelhandel Gesundheit 26,4 % 14,3 % 5,1 % 3,5 % 9,2 % Haushaltsgüter 4,0 % Industriegüter Öl und Gas Telekom Rest 8,5 % 9,5 % 9,4 % 10,1 % Quelle: SocGen, UniCredit, iBoxx. Reuters, Merryl Lynch 5 apoFokus apoResearch Anlageinformation Einleitung Die hohe Nachfrage entsteht auch durch mangelnde Alternativen. Unter vergleichbaren Chance-Risiko-Verhältnissen werden bei anderen Wertpapieren geringere Renditen erzielt oder bei vergleichbarer Rendite muss ein höheres Risiko eingegangen werden. Die Investoren, welche bei den Neuemissionen zum Zuge gekommen sind, behalten ihre Papiere im Portfolio. Somit ergeben sich kaum Möglichkeiten, durch Zukauf am Markt die gleichen Konditionen zu erzielen oder wenn überhaupt, nur unter Renditeabschlägen. Die Fonds für Unternehmensanleihen haben in den ersten sieben Monaten im Durchschnitt eine Performance von 10,6 % erzielt. Ein Grund hierfür waren die verbesserten Konjunkturaussichten und damit die Erleichterung, dass die schlimmsten Befürchtungen nicht eingetreten sind. Die Chance, dass der Emissionsboom bei Corporate Bonds weitergeht, steht jedoch gut, da die Zinsaufschläge sich vorläufig über dem langfristigen Durchschnitt halten werden. Dies liegt daran, dass die Krise noch nicht vorbei ist und die Unternehmen sich angesichts der restriktiven Kreditvergabe der Banken weiter über den Bondmarkt mit Kapital versorgen müssen. Viele Unternehmen legen sich derzeit auch ein Kapitalpolster zu, da die Krise gezeigt hat, wie wichtig Liquidität für die Unternehmen ist. 6 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Der Anleihemarkt Der Anleihemarkt Der Markt Der Anleihemarkt umfasst die Gesamtheit aller festverzinslichen Wertpapiere, beispielsweise Schuldverschreibungen, Pfandbriefe, Obligationen oder andere Rentenpapiere. In aller Regel handelt es sich bei dieser Art von Wertpapieren um langfristige Fremdfinanzierungen von Emittenten (Schuldner). Die Aufnahme von Kapital am Anleihemarkt durch einen Emittenten ähnelt der einer Kreditaufnahme, allerdings ohne laufende Tilgung. Der Gläubiger erhält für sein zur Verfügung gestelltes Kapital eine festgelegte Zinszahlung pro Jahr und am Laufzeitende sein ausgeliehenes Geld zurück. Der Schuldner kann in dieser Zeit über das aufgenommene Fremdkapital meist frei verfügen, um damit beispielsweise Bankkredite abzulösen bzw. über die Laufzeit mittels Investitionen eine Rendite zu erwirtschaften, die über der Zinszahlung liegt. Damit fungiert der Anleihemarkt als Kreditalternative für eine Refinanzierung durch die Bank. Der Schuldner nutzt den Anleihemarkt als weiteren Kanal zur Finanzierung und der Kapitalgeber erwirtschaftet, unter Berücksichtigung des Chance-/Risikoverhältnisses, meist eine höhere Rendite für sein eingesetztes Geld. Es gibt eine große Vielfalt von Anleihen, die unterschiedlich aufgebaut und besichert bzw. unbesichert sind. Auch können innerhalb einer Anleihekonstruktion Derivate eingebettet sein. Im Folgenden sollen jedoch nur die Staats- und klassischen Unternehmensanleihen weiter betrachtet werden. Staatsanleihen Ein überwiegender Teil der Refinanzierung von Staaten wird über den Anleihemarkt abgewickelt, sprich die Schuldenaufnahme wird über Staatsanleihen finanziert. Da die Staaten mit den gesamten Steuereinnahmen für die Anleihen garantieren, besitzen die hochindustrialisierten westlichen Länder meistens ein sehr gutes Rating (AAA). Ein Rating wird von Ratingagenturen wie Standard & Poors, Moody’s oder Fitch vergeben. Klassische Ein weiterer, wichtiger Teil des Anleihemarktes umfasst die Assetklasse der Unternehmensanleihen. Die Unternehmen sammeln über die Begebung von Anleihen frisches Kapital ein, beispielsweise für Akquisitionen, Refinanzierungen von auslaufenden Bonds bzw. Kreditablösung bei Banken oder auch zur Liquiditätsbeschaffung für das operative Geschäft. Unternehmensanleihen 7 apoFokus apoResearch Anlageinformation Der Anleihemarkt Konjunkturzyklus spricht für Unternehmensanleihen Die Konjunktur ist einem Zyklus unterworfen. Nach einem Boom und einem Abschwung folgt eine Rezession und danach der Aufschwung. Soweit die Theorie bzw. empirischen Erkenntnisse aus der Vergangenheit. Im Rahmen der verschiedenen Phasen eines Zyklus wird einmal vermehrt in Aktien, ein anderes Mal vermehrt in renditestarke Unternehmensanleihen investiert. Unternehmensanleihen im Konjunkturmodell Boom Aktien Unternehmensanleihen Abschwung Investitionen führen zu steigender Verschuldung Hohe Verschuldung + - - Rezession Aufschwung Abbau der Verschuldung Gewinne wachsen schneller als Verschuldungsgrad + + + Quelle: Frankfurt-Trust Asset Management Mit der Verschuldung ist das Fremdkapital eines Unternehmens gemeint. In der Boomphase wird stark investiert und meist durch Fremdkapital finanziert, dadurch ist der Anstieg des Verschuldungsgrads schneller als das Gewinnwachstum. Bei abnehmender Nachfrage in einer wirtschaftlichen Abschwungphase fallen die Gewinne schneller als eine Entschuldung stattfinden kann. Dies kann zu einer Überschuldung führen. Optimal erscheint die Investition in Unternehmensanleihen am Ende einer Rezession bis in eine Aufschwungphase einer Volkswirtschaft bzw. Wachstumsphase eines Unternehmens in einem Wirtschaftszyklus. Wie sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr 2009 und im Jahr 2010 entwickeln wird, ist offen. Eine Investition in den Aktienmarkt erscheint nach dem starken Anstieg und den immer noch revidierenden Gewinnprognosen der Unternehmen unsicher. Eine sichere Anlage auf dem Festgeldkonto bei den derzeitigen Zinsen spricht jedoch nicht für eine ausgeprägte Renditestrategie. Eine Anlageidee stellt die Investition in den Corporate Bond Markt dar. Die aktuell emittierten Unternehmensanleihen weisen eine hohe Rendite bei überschaubarem Risiko auf. Das Umfeld niedriger Zinsen und hoher Überrenditen sprechen für ein Investment. 8 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Der Anleihemarkt Welcher Anlegertyp bin ich? Bevor ein Anleger ein Investment in ein Wertpapier vornimmt, sollte er sich darüber im Klaren sein, welcher Anlegertyp er ist. Die Entscheidung für eine Anleihe und gegen Aktien impliziert schon eine relativ konservative Anlagestrategie. Jedoch gilt auch im festverzinslichen Wertpapierbereich ein klares Chance-/ Risikoverhältnis. Als Faustregel gilt (wie immer): Je höher die Sicherheit, desto geringer die Rendite oder je größer die Chance, sprich der Wertzuwachs über die Zeit, desto risikoreicher ist die Anlage. Staatsanleihen Wer sein Kapital in Staatsanleihen investiert, der ist vor allem auf größtmögliche Sicherheit bedacht. Bevorzugt werden Staaten mit einem dreifach A Rating, da hier die Investoren von einer außergewöhnlichen finanziellen Sicherheit ausgehen. Gerade in den letzten Monaten des Jahres 2008 war die Nachfrage nach Staatsanleihen immens. Nach der Insolvenz von Lehman Brothers und dem Ausfall der Inhaberschuldverschreibungen der Bank war einzig und allein Sicherheit gefragt. Die Rendite der erworbenen Staatsanleihen trat in den Hintergrund. Allerdings profitierten die Staatsanleihen nach der Lehman-Pleite durch die Kursanstiege überproportional und Anleger erwirtschafteten hohe Renditen auf ihre Investments. Unternehmensanleihen Die Investoren, die von vornherein auf höhere Renditen abzielen, investieren ihr Kapital in Unternehmensanleihen. Diese Anleihen zeichnen sich durch eine höhere jährliche Zinszahlung aus. Die Rückzahlung am Laufzeitende erfolgt, wie bei Staatsanleihen, zu 100 %. Die grundsätzlich höhere Verzinsung ist aber auch mit einem gesteigerten Risiko verbunden. Ein Unternehmen ist den marktwirtschaftlichen Gegebenheiten einer Volkswirtschaft unterworfen, sprich Angebot und Nachfrage nach den Produkten oder Dienstleistungen bedingen den wirtschaftlichen Erfolg. Je zyklischer die Branche, in dem das Unternehmen agiert, desto stärker wird es in aller Regel von einem Wirtschaftsabschwung betroffen sein. Da eine rückläufige Nachfrage meist mit Gewinneinbrüchen oder sogar mit Verlusten für das Unternehmen verbunden sein kann, muss auf den gewährten Kredit des Anleihegläubigers eine höhere Risikoprämie, sprich eine höhere Zinszahlung im Jahr über die gesamte Laufzeit vergütet werden. Hintergrund hierfür ist die mögliche Ausfallwahrscheinlichkeit der Zinszahlung bzw. Rückzahlung des verliehenen Kapitals. 9 apoFokus apoResearch Anlageinformation Der Anleihemarkt Wie bewerte ich eine Anleihe? Viele Faktoren spielen in die Bewertung einer Anleihe hinein, egal ob es sich um Staats- oder Unternehmensanleihen handelt. Die nachfolgenden Kriterien sollten vor einer Investition beachtet werden: Rating Anleihen im Investment Grade Bereich besitzen alle ein Rating. Das Rating wird von sogenannten Rating-Agenturen erstellt. Die wichtigesten für Corporate Bonds sind Standard & Poors (S&P), Moody’s und Fitch. Die Ratings werden in Buchstabenfolgen angegeben. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Übersicht dieser Bonitätsstufen der einzelnen Rating-Agenturen. Tabelle der Ratings Non-Investment-Grade (High-Yield) Investment-Grade Ratingagenturen 10 Bedeutung der Symbole/Emittentenrating Moody's S&P Fitch Aaa Aa AAA AA AAA AA A A A Baa BBB BBB Ba BB BB B B B CCC CCC CC CC C C R Caa, Ca SD DDD, DD C D 1,2,3 im Bereich von Aa bis Caa +/- von AA bis CCC DDD, DD, D +/- von AA bis CCC außergewöhnliche finanzielle Sicherheit sehr hohe finanzielle Sicherheit; etwas höher einzuschätzende langfristige Risiken hohe finanzielle Sicherheit; empfindlicher ggü. unerwarteten negativen Umweltentwicklungen angemessene finanzielle Sicherheit, fehlende oder unverlässliche Schutzelemente unzureichende finanzielle Sicherheit mit spekulativen Elementen, empfindlich ggü. negativen ökonomischen Umweltentwicklungen schwache finanzielle Sicherheit; langfristig starke Gefährdungselemente sehr schwache finanzielle Sicherheit; Zahlungsfähigkeit abhängig von günstigen ökonomischen Umweltbedingungen sehr schwache finanzielle Sicherheit; Zahlungsfähigkeit bereits stärker eingeschränkt extrem schwache finanzielle Sicherheit; Zahlungsschwierigkeiten Emittent befindet sich unter behördlicher Aufsicht, bedient aber seine Verpflichtungen äußerst schwache finanzielle Sicherheit; einzelne Zahlungen sind bereits im Verzug, andere können noch geleistet werden niedrigste finanzielle Sicherheit; Zahlungen sind bereits eingestellt Feinabstufungen innerhalb der Ratingkategorie Quelle: Wieben, Hans-Jürgen (2004), DVFA, Prof. Dr. Jens Leker Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Der Anleihemarkt Diese Agenturen „durchleuchten“ die Unternehmen und Staaten nach relevanten Kriterien. Danach geben sie ein Rating über diese Institutionen bzw. Unternehmen heraus. Die „Benotung“ klassifiziert die Wertung der Bonität und damit die Sicherheit des Emittenten, oder umgekehrt gesprochen, das Rating beziffert die Ausfallwahrscheinlichkeit von Zins- bzw. Tilgungsverpflichtungen. Entsprechend den Ratings bemisst der Markt dann die Zinsauf- bzw. Zinsabschläge auf die emittierten Anleihen. Staatsanleihen Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht, über Staaten in der Euro-Zone und die dazugehörigen Ratings. Je niedriger das Rating eines Landes, desto höher ist der Zinsaufschlag pro Jahr, den ein Land zu zahlen hat. Land Deutschland Frankreich Großbritannien Spanien Niederlande Schweden Luxemburg Österreich Ratingklasse Aaa Aaa Aaa Aaa Aaa Aaa Aaa Aaa Land Dänemark Finnland Italien Portugal Irland Belgien Griechenland Ratingklasse Aaa Aaa Aa2 Aa2 Aa1 Aa1 A1 Quelle: Moody’s, 27.07.2009 So musste z. B. Griechenland, gerade wegen seines A1 Ratings, einen hohen Zinsaufschlag im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn zahlen. Unternehmensanleihen Bei den Unternehmensanleihen sind die Ratings weiter gestreut. Die Bewertungskriterien für die Ratingagenturen sind auch vielfältiger. Der Investor will vor allem wissen, ob er vom Gläubiger sein eingesetztes Kapital zurückbekommt sowie seine jährlichen Zinszahlungen erhält. Nachfolgend eine Auswahl von Kriterien, die berücksichtigt werden sollten: > > > > Schuldenquote Gewinnsituation Liquiditätssituation Branche > > > > Wirtschaftszyklus Margen Zinssituation Vermögenswerte etc. Wie bewerte ich nun Unternehmensanleihen? Neben dem bereits oben erwähnten Rating und der damit verbundenen Bonitätsprüfung werden im Folgenden weitere Kriterien für die Bewertung einer Anleihe herangezogen. Emittenten-Rating vs. Emissions-Rating Es existieren zwei verschiedene Arten von Ratings, zum einen das Emittentenund zum anderen das Emissionsrating. Das Emittentenrating steht für die Fähigkeit des Schuldners, seine Zinszahlungen und Gesamtschulden zurück zu 11 apoFokus apoResearch Anlageinformation Der Anleihemarkt zahlen (sogenanntes Counterparty-Rating). Das Emissionsrating bewertet einen einzelnen Schuldtitel eines Emittenten. Unterschiedliche Ratings ergeben sich bei spezieller Ausgestaltung der Anleihen. In aller Regel sind sie bei erstrangigen Anleihen gleich. Bei nachrangigen Anleihen ist die Bonitätsnote schwächer. Bei der Beurteilung eines Unternehmens existieren sowohl subjektive als auch objektive Auswahlkriterien für die Bonitätseinstufung. Subjektive Kriterien Zu den subjektiven Kriterien zählen unter anderem die Qualität und Kontinuität des Managements, die Wettbewerbsfähigkeit und die Stellung des Unternehmens in seiner Branche bzw. die Historie. Objektive Kriterien Bei den objektiven Kriterien werden vor allem die finanziellen Kennzahlen herangezogen. Zwei der wichtigsten Faktoren für die Bewertung einer Unternehmensanleihe sind die Schuldenquote und die Zahlungsströme (CashFlows). Damit lässt sich einschätzen, ob der Schuldner genügend flüssige Mittel erwirtschaftet, um seinen Zins- bzw. letztlich seinen Tilgungszahlungen nachkommen zu können. Nach Abschluss der Kriterienprüfung durch die Agenturen erhält das Unternehmen ein Rating. Diese werden nach Bonität kategorisiert, zum einen in ein Investment- und zum anderen in einen Non-Investment-Grade-Status. Investment-Grade Die Ratings von AAA bis BBB für Unternehmen oder Staaten gehören zum Investment-Grade-Status. Viele Fonds, die in diese Assetklasse investieren, haben die Auflage, nur Anleihen mit Investment Grade zu kaufen. Bei Bonitätsherabstufungen müssen sie diese Anleihen aus dem Fonds verkaufen. Non-Investment-Grade Alle nachfolgenden Ratings, die schlechter sind, liegen im Non-InvestmentGrade-Status. Hier existieren spezielle Fonds, die beispielsweise nur in solche Wertpapiere investieren oder aber anderen Fonds beimischen, um die absolute Rendite zu erhöhen. Dieses Segment wird auch als High Yield bzw. Junk Bonds bezeichnet. Die Mehrverzinsung ist deutlich höher. Veränderungen der Ratings Das Rating von Anleihen ist nicht statisch, es können über die Laufzeit Ratingänderungen eintreten. Dadurch können Kursveränderungen entstehen. Um vorab diese Ratingveränderungen abschätzen zu können, werden langjährige Statistiken geführt, die die durchschnittliche Veränderung eines Ratings über die Laufzeit erfasst haben. 12 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Der Anleihemarkt Veränderungsraten der durchschnittlichen Ratings über 1 Jahr Rating Aaa Aa A Baa Ba B Caa-C Aaa Aa A Baa Ba B 88,72 % 6,10 % 0,35 % 0,00 % 0,00 % 0,00 % Caa-C 0,00 % 0,99 % 85,89 % 6,96 % 0,28 % 0,09 % 0,03 % 0,00 % 0,06 % 2,15 % 87,06 % 5,34 % 0,56 % 0,15 % 0,03 % 0,06 % 0,21 % 4,08 % 84,15 % 4,55 % 0,98 % 0,27 % 0,01 % 0,01 % 0,00 % 0,07 % 0,05 % 0,00 % 0,42 % 0,16 % 0,03 % 5,23 % 0,38 % 0,21 % 73,18 % 4,91 % 0,65 % 9,21 % 73,66 % 9,34 % 0,55 % 5,71 % 60,48 % Quelle: Moody’s Lesebeispiel Hat ein Unternehmen beispielsweise ein Aa Rating, so hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es mit einer Wahrscheinlichkeit von 85,89 % im Folgejahr immer noch ein Aa Rating besitzt. Die wahrscheinlichste Alternative (6,96 %) ist die Abstufung auf das Rating A. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres von einem Aa Rating auf ein Caa Rating zu fallen, liegt statistisch gesehen hier bei Null Prozent, also ein vernachlässigbares Risiko. Was passiert bei einem Zahlungsausfall? Ausfall (Default) Sollte ein Unternehmen nicht mehr in der Lage sein, den Forderungen der Gläubiger nachkommen zu können, so wird dieser Ausfall der Zahlungsverbindlichkeiten als Default bezeichnet. In diesem Fall wird die Auszahlung der verbliebenen Vermögenswerte, wie nachfolgend beschrieben, durchgeführt. Senior Bonds Die Gläubiger werden bei einer Insolvenz gemäß der Rangfolge der ausstehenden Anleihen bedient. Im ersten Rang stehen die Senior Bonds. Diese werden als erste bei der Liquidation einer Firma bedient. Junior Bonds/ Wenn die Senior Bonds alle zurückgezahlt sein sollten, werden aus den restlichen Vermögenswerten die Junior Bonds bedient. In aller Regel bleibt bei diesen Nachranganleihen nur ein kleiner prozentualer Anteil von den ausgezahlten Beträgen übrig. Nachranganleihe Aktien Nur wenn nach Auszahlung aller Bonds noch Vermögenswerte vorhanden sind, wird auch anteilig an die Aktienbesitzer eine Entschädigung ausgezahlt. Dies ist aber relativ unwahrscheinlich, da bereits die meisten Bondschuldner nicht ausreichend entschädigt werden können. Wie hoch ist die Ausfallgefahr? Ausfallwahrscheinlichkeit Um eine Ausfallwahrscheinlichkeit berechnen zu können, wird das Rating der Agenturen zu Rate gezogen. Die Ratingagenturen stellen retrospektiv eine Ausfallmatrix zusammen. Diese entsteht aus den historischen Ausfallraten. 13 apoFokus apoResearch Anlageinformation Risiko und Rendite Ausfallmatrix Rating Aaa Aa A Baa Ba B Caa-C Lesebeispiel Default 0,00 % 0,00 % 0,03 % 0,21 % 1,27 % 4,64 % 16,11 % Rating eingestellt 4,83 % 5,77 % 4,63 % 5,48 % 10,05 % 10,48 % 13,18 % Quelle: Moody’s Die Spalte Default zeigt an, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,03 % eine Unternehmensanleihe mit einem Rating A innerhalb eines Jahres einen Default hat. Mit dieser Wahrscheinlichkeit, die bei diesem Beispiel als sehr gering anzusehen ist, verliert ein Anleger Geld bzw. bekommt anteilig eine Auszahlung aus den verbliebenen Vermögenswerten (sogenannte Recovery Rate). Angesichts der aktuellen Rezession dürften die Ausfälle bei bonitätsschwachen Unternehmen allerdings zukünftig ansteigen. Die letzte Spalte zeigt an, bei welchen Unternehmen mit einer bestimmten Rating-Einstufung diese Bonitätsprüfung eingestellt wurde. Dies kann durch die Agentur erfolgen, aber auch auf Verlangen des Unternehmens selbst stattfinden. Beides ist jedoch in den meisten Fällen als negativ einzustufen. Risiko und Rendite Neben dem Rating von Staats- bzw. Unternehmensanleihen gibt es noch zwei andere grundsätzliche Zusammenhänge zu beleuchten: Risiko und Rendite. Stellschraube der Mehrverzinsung Risiko einschätzen können Um das Risiko besser einschätzen zu können, wird das Rating als eine Schlüsselfunktion herangezogen. Diese Bonitätseinschätzung gibt Auskunft über das zu erwartende Risiko, sprich die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Schwere des Ausfalls einer Unternehmensanleihe. Risikoprämie = Spread Für die Höhe des Risikos wird am Kapitalmarkt eine dementsprechende Prämie verlangt, d. h. im Vergleich zu einer sicheren Staatsanleihe wird ein Zinsaufschlag (Risikoprämie = Spread) verlangt. Dieser Aufschlag wird in Basispunkten (Bp) beziffert, d. h. 1 Bp entspricht 0,01 % und 100 Bp = 1 %. Die Preisfeststellung (Pricing) eines Corporate Bonds orientiert sich an den Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit. Ein Beispiel: Ist eine 5-jährige Bundesan- 14 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Risiko und Rendite leihe (Rating AAA) mit 3,5 % jährlichem Zins ausgestattet, so wird eine 5-jährige Unternehmensanleihe mit Rating A mit einem Aufschlag von beispielsweise120 Basispunkten emittiert. Sollte das Rating eine Stufe niedriger bei BBB liegen, könnte der Aufschlag auf 200 Basispunkten ansteigen. Generell gilt: Je schlechter das Rating eines Unternehmens ist, desto höher ist die Ausfallwahrscheinlichkeit und desto höher ist der Zinsaufschlag. Die Spread Kurve Dieser Zusammenhang zwischen Rating und Zinsaufschlägen zeigt sich an der sogenannten Spreadkurve. Mit zunehmender Laufzeit steigt der Spread an, das heißt, der Spread einer 5-jährigen Laufzeit liegt unter dem Spread einer 10-jährigen Laufzeit. Der Grund ist die zunehmende Unsicherheit. Weiterhin liegt die Spread-Kurve einer schlechteren Ratingklasse (beispielsweise BBB) über der einer besseren Ratingklasse (hier A). Beispiel einer aktuellen Swap- 250 Spread-Kurve bei Unter- 200 Basispunkte nehmensanleihen BBB 150 100 A 50 AAA 0 1 2 3 4 5 6 7 Laufzeit in Jahren 8 9 10 Quelle: Reuters (Sept. 2009) Ist die Mehrrendite adäquat? Risikoprämie ausreichend? Der Renditevorsprung von Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen muss ausreichend sein, um die „geringere Sicherheit“ der Corporate Bonds adäquat auszugleichen. Es stellt sich die Frage, ob die Überrendite gegenüber den Government Bonds ausreichend ist? Mit Hilfe von historischen Tabellen wird die Ausfallwahrscheinlichkeit der verschieden gerateten Unternehmensanleihen von den Ratingagenturen aufgezeigt und berechnet, inwieweit die Überrendite für das höhere Risiko adäquat ist. 15 apoFokus apoResearch Anlageinformation Risiko und Rendite Nachfolgende Darstellungen zeigen die prozentuale Ausfallrate über mehrere Jahre in grafischer und tabellarischer Form. Kumulierte durchschnittliche Ausfallraten (Zeitraum 1981-2005) 9% BBB 6% 3% A AA AAA 0% 2 5 Zeithorizont (Jahre) 7 10 15 AAA 0,00 % 0,10 % 0,24 % 0,44 % 0,58 % AA 0,04 % 0,29 % 0,52 % 0,81 % 1,28 % A 0,12 % 0,59 % 1,06 % 1,83 % 2,85 % BBB 0,76 % 2,83 % 4,15 % 5,82 % 8,32 % Ratingklasse Quelle: Handbucheuropäische Bondmärkte An der oberen Grafik lässt sich ablesen, wie hoch die Ausfallrate einer BBB gerateten Unternehmensanleihe in der Vergangenheit war und aus diesem Ansatz wird der „notwendige“ Zinsaufschlag gegenüber einer Staatsanleihe berechnet. Aktuelle Zinsaufschläge von Unternehmensanleihen mit den Ratings AA, A, BBB 5% 4% 3% 2% 1% 0% -1% 2001 2002 AA 16 2003 A 2004 BBB 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Datastream, Sept. 2009 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Risiko und Rendite Die Überrendite beträgt bei einem A Rating im Vergleich zu einem AA Rating aktuell 0,9 %. Mit einer BBB gerateten Anleihe kann die Mehrrendite um einen weiteren Prozentpunkt gesteigert werden. Der Spread eines Wertpapiers gegenüber einer Staatsanleihe schwankt je nach Tageskurs. Maßgeblich dafür ist, neben der Wahrscheinlichkeit von Zinsoder Tilgungsausfällen, die Risikoneigung des Marktes. Was beeinflusst die Spreads? Spreadeinengung Eine Spreadeinengung oder -ausweitung spiegelt sich in einem Anstieg bzw. Rückgang des Kurses einer Anleihe wider. Bei einem feststehenden Kupon ändert sich somit die Rendite des Wertpapiers und damit auch deren Abstand zur Verzinsung einer Staatsanleihe. Spreadänderungen Weitere Veränderungen von Spreads ergeben sich unter anderem durch den Einfluss von gesamtwirtschaftlichen Faktoren, allgemeinen Markteinflüssen oder durch Bonitätsänderungen des Emittenten. Beispielsweise führt eine Stabiliserung der Konjunktur tendenziell zu einer Verringerung der Spreads, da das Risiko einer ungünstigen Ertragslage bei den Unternehmen abnimmt. Psychologisch beeinflusste Sollte es am Anleihemarkt aber zu einer vermehrten Risikoaversion kommen, so geraten alle Anleihen, auch die mit einer geringen Ausfallwahrscheinlichkeit, unter Verkaufsdruck. Die in der Vergangenheit kontinuierlich geleisteten Zins- und Tilgungsverpflichtungen beeinflussen die Abgabewilligkeit der Investoren nicht. Die Kapitalsicherung steht in einer solchen Situation im Vordergrund. Spreadveränderungen Liquiditätsaufschlag Zeitweilig kann es auch zu einem Spreadanstieg kommen, sollte die Liquidität verringert sein. Dann spricht man von einer sogenannten Liquiditätsprämie. Generelle Einflussgrößen bei einer Anleiheinvestition, die ein Anleger beachten muss! Risikoarten Wie bei allen Wertpapieren existieren auch bei Anleihen generelle Risiken, die bei jedem Investment beachtet werden sollten. Im Folgenden werden die aus unserer Sicht Wichtigsten kurz aufgezeigt. Der Blickwinkel beinhaltet nur die klassischen Anleihen, das heißt keine Anleihen mit Kündigungsrechten, mit implizierten Derivaten oder anderen verbrieften Strukturen. Zinsstrukturkurve Das Verhältnis verschiedener Zinssätze zueinander bezeichnet man als Zinsstruktur. Bezüglich der Abhängigkeit des Zinssatzes von der Bindungsdauer einer Anlage, also der Laufzeit, spricht man von einer zeitlichen Zinsstruktur. 17 apoFokus apoResearch Anlageinformation Risiko und Rendite In einer grafischen Darstellung Zinssatz p. a. gegen Laufzeit erhält man die Zinsstrukturkurve. Mit dem „kurzen Ende“ werden die Laufzeiten bis zu einem Jahr bezeichnet, Laufzeiten zwischen 5 und 10 Jahren und darüber hinaus sind das sogenannte „lange Ende“. Zinsstrukturkurve 4% Rendite Zinssatz 3% 2% 1% 0% 1 2 3 4 5 6 7 Laufzeit in Jahren 8 9 10 Quelle: Reuters. Sept. 2009 Zinsänderungsrisiko Wenn die Zinsen steigen, fallen die Anleihekurse. Sollte die Notenbank sich veranlasst sehen, durch Inflation oder einen rasanten Wirtschaftsaufschwung, die Leitzinsen zu erhöhen, geben die Kurse für festverzinsliche Anleihen nach. Ein Beispiel: Bei einem zehnjährigen Marktzins von vier Prozent emittiert der Staat eine Anleihe mit einem Ausgabekurs von 100 % und einem Festzins von fünf Prozent. Sollte der Zinssatz am Markt auf fünf Prozent steigen, müsste das Staatspapier um rund 10 % fallen, um den neuen Marktzins abzubilden. Auf kurze Laufzeiten hat eine Zinsänderung kaum Einfluss, da die Anleihe am Fälligkeitstag zu 100 % zurückgezahlt wird. Handel von Anleihen Anleihen werden überwiegend nicht über eine transparente Börse gehandelt, sondern über die Handelsbücher von Brokern, dem sogenannten OTC (OverThe-Counter) Markt. Damit ist die Handelbarkeit und die Preiseffizienz eingeschränkt. Liquiditätsrisiko Das Liquiditätsrisiko bezeichnet den eingeschränkten Handel am Anleihemarkt, sprich die Möglichkeit zu einem zusätzlichen Kauf oder Verkauf nach Emission der Anleihe. In vielen Fällen ist die Spanne zwischen An- und Verkaufskursen relativ hoch oder das Volumen sehr gering. Bei großvolumigen Emissionen sind die Spreads in der Regel geringer als bei kleinvolumigen. Daher sollte man bei einem Kauf oder bei der Zuteilung einer Anleihe während einer Neuemission diese eher bis zur Endfälligkeit halten, also eine sogenannte Buy-and-Hold Strategie verfolgen. 18 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Risiko und Rendite Stückelung einer Anleihe Weiterhin werden Unternehmensanleihen in Stückelungen angeboten, meist in 50.000 Euro Blöcken. Diese sind für Kleinanleger eher unattraktiv, da für die Diversifikation eines Anleiheportfolios zu hohe Summen eingesetzt werden müssten. Einzelne Emittenten wählen auch eine 1.000 Euro Stückelung, an der sich dann auch der Kleinanleger beteiligen könnte. Einfluss des Wechselkurses Es besteht allerdings nicht nur die Möglichkeit im Euro-Raum Anleihen zu erwerben, auch ein Blick über den Tellerrand nach Amerika oder in die Emerging Markets kann sich lohnen. Neben der Ausstattung einer Anleihe muss hier allerdings auch der Wechselkurs der Fremdwährung in die Kalkulation mit eingehen. Trotz günstigem Zinsverlauf und möglicher Kursgewinne können diese durch einen sich negativ entwickelnden Wechselkurs aufgezehrt werden. Einfluss der Inflation Der wichtigste Faktor für eine Anleihe ist jedoch die Zinsentwicklung und diese ist eng verknüpft mit der Inflation bzw. der Inflationserwartung. Da die EZB (Europäische Zentralbank) nur der Preisstabilität verpflichtet ist, im Gegensatz zur FED (USA), bei der auch die Konjunkturseite eine Rolle für eine Leitzinsentscheidung spielt, steht bei der Zinsentwicklung die Veränderung der erwarteten Inflation im Vordergrund. Bei steigenden Inflationserwartungen wird die Notenbank die Leitzinsen erhöhen, um die Preissteigerungen im Zaum zu halten. Durch die Verknappung des Geldangebots sinkt in der Regel die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Dadurch steigen die Preise weniger an und die Aufgabe der EZB ist erfüllt. Die Erhöhung oder Absenkung der kurzfristigen Leitzinsen durch die Notenbanken beeinflussen den Kursverlauf der Anleihen, in Abhängigkeit von der Laufzeit der Papiere. Bei steigendem Zinssatz werden die Kurse eher fallen und die Rendite steigen, bei fallenden Zinsen ist es umgekehrt. Dieser Effekt nimmt mit der Laufzeit der Anleihe zu. Kreditrisiko Neben dem Einfluss der Zinsen spielt auch das Kreditrisiko, auch Kreditausfallrisiko genannt, eine entscheidende Rolle. Dieses Risiko bezeichnet die Möglichkeit des Ausfalls des Kreditnehmers, sprich das Ausbleiben der jährlichen Zinszahlungen bzw. der endfälligen Tilgung. Dies soll durch die Bewertung der Rating-Agenturen quantifiziert werden. Diese Bonitätsüberprüfung dient der Einschätzung des Ausfallrisikos des Kreditnehmers und damit dem Schutz des Gläubigers. 19 apoFokus apoResearch Anlageinformation Ein Vergleich mit einem Aktieninvestment Für ein niedriges Rating, sprich ein höheres Risiko für den Gläubiger, wird am Markt immer ein Zinsaufschlag bezahlt. Damit auch Unternehmen in einer angespannten finanziellen Lage sich Kapital am Anleihemarkt aufnehmen können, muss die Überrendite zu Staatsanleihen dementsprechend hoch sein, damit Anleger zugreifen. Ein Vergleich mit einem Aktieninvestment Dividenden vs. Kupon Generell sind die vorgenannten Risiken nicht anleihenspezifisch, sondern gelten in der Regel auch für Aktien. Beispielsweise können Dividendenzahlungen reduziert werden oder ganz ausfallen, entsprechend den Kuponzahlungen. Bei einer Insolvenz haben der Inhaber von Senioranleihen und der Aktieninvestor das Recht auf den Zugriff der verbliebenen Vermögenswerte. Allerdings wird Letzterer erst zum Schluss berücksichtigt und geht fast immer leer aus. Handelbarkeit Aktien werden hauptsächlich an Börsen gehandelt und damit besteht höhere Transparenz. Bei marktengen Aktienwerten spielt ebenfalls die Geld-BriefSpanne eine große Rolle. Marktenge Werte zeichnen sich durch „Zufallskurse“ aus, d. h. meist wird zu teuer gekauft oder man erhält bei einem Verkauf für seine Aktien nur einen Kurs mit einem Abschlag. Also auch bei Aktien können Liquiditätsprobleme auftreten. Zinsänderungen Die Leitzinsen beeinflussen ebenfalls die Aktienkurse. Wird die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen durch hohe Leitzinsen gebremst und die Unternehmen müssen Preissenkungen für eine Nachfragestimulanz durchführen, so sinken die Gewinne. Dadurch wird der Aktienkurs ebenfalls negativ beeinflusst, da das Kurs-/Gewinn-Verhältnis der Aktie ansteigt. Branchenspezifität Auch externen Ereignissen kann sich der Aktienmarkt nicht entziehen. Schwächelt ein Unternehmen innerhalb einer Branche, wird in aller Regel der gesamte Sektor abgestuft bzw. die Kurse aller in der Branche befindlichen Unternehmen fallen. Gegenläufige Entwicklung Tendenziell entwickeln sich allerdings Aktien- und Anleihekurse gegenläufig, d. h. sind Aktien schwach, steigen meist die Kurse der Anleihen an und umgekehrt. In aller Regel sind Kursgewinne bei Aktien höher bzw. der Return auf das eingesetzte Kapital vielversprechender. Andererseits ist bei Anleihen im Investment-Grade Bereich positiv zu bemerken, dass in aller Regel die jährlichen Zinszahlungen sicher sind und das eingesetzte Kapital zu 100 % zurückgezahlt wird. Bei einem Aktieninvestment ist dies nicht unbedingt der Fall. Aktien vs. Renten 20 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Branchenbetrachtung Cash-Flows Investitionsentscheidend bei Unternehmensanleihen sind letztlich aber die Cash Flows, da diese für eine regelmäßige Ausschüttung der jährlichen Zinszahlungen sorgen bzw. die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals sichern. Für die Aktien ist die Wachstumsfantasie entscheidend. Branchenbetrachtung Branchenauswahl In diesem Zusammenhang spielt die Branchenauswahl eine große Rolle. Gerade in der aktuellen Finanzkrise lassen sich die Unterschiede klar herausstellen. Automobilsegment Beispielsweise wurden bei Neuemissionen für 5-jährige Corporate Bonds im Automobilsektor in 2009 Zinskupons in Höhe von 5 % angeboten. Für deutsche Staatsanleihen wurden für die gleiche Laufzeit nur 2,5 % an Ausschüttungen pro Jahr verlangt. Daraus ergibt sich eine Überrendite von 2,5 % pro Jahr, allerdings bei geringerer Sicherheit. Die Mehrrendite resultiert aus der Unsicherheit der kontinuierlichen Kuponzahlungen und möglicherweise zeitverzögerte Rückzahlung des Kapitals. Der Automobilsektor kämpft mit Absatzproblemen. Ein Großteil des Kapitals ist in den fertig produzierten, aber noch nicht verkauften, Pkw gebunden. Da die Kapazitäten nicht rechtzeitig angepasst wurden, fehlt es den Herstellern an Liquidität, die sie versuchen, über die Banken durch Kredite oder am Kapitalmarkt durch Ausgabe von Anleihen oder einer Kapitalerhöhung am Aktienmarkt sicherzustellen. Für die Kapitalbeschaffung zur Liquiditätssicherung, bis die auf Halde stehenden Fahrzeuge verkauft sind, muss für die Gläubiger eine adäquate Risikoprämie gegenüber den Staatsanleihen gezahlt werden. Dafür erhielten die risikofreudigeren Investoren diese Mehrrendite von 2,5 %. Pharmaindustrie Im Vergleich hierzu stellen wir die Pharmaindustrie. Diese zeigt auch in Krisenzeiten, wie in einer Rezession, stabile Umsätze bzw. steigern diese sogar. Dadurch erhalten die Unternehmen einen stetigen Cash Flow, was gleichbedeutend mit einem geringeren Ausfallrisiko für den Anleihegläubiger ist. Dies zeigt sich auch in den Kupons, die die Unternehmen für eine Anleihe gleicher Laufzeit bezahlen müssen. Der größte Pharmakonzern der Welt, die amerikanische Pfizer will den Konkurrenten Wyeth vollständig übernehmen. Um diese Akquisition zu stemmen, wird auch der Kapitalmarkt in Anspruch genommen. Pfizer zahlt beispielswei21 apoFokus apoResearch Anlageinformation Branchenbetrachtung se einen Kupon von 4,75 %, allerdings für eine 7-jährige Anleihe. Im Vergleich zum Automobilsektor ist die Mehrrendite geringer und verdeutlicht das verminderte Risiko eines Zahlungsausfalls, sowohl während der Laufzeit als auch bei der Rückzahlung im Jahr 2016. Eine vergleichbare deutsche Staatsanleihe würde für den gleichen Zeitraum nur einen jährlichen Zins von etwa 2,9 % auszahlen. Hier beträgt die Mehrrendite 1,85 % pro Jahr und damit weit weniger als in der Automobilbranche. Einzelhandel Die Überrenditen der Unternehmensanleihen gegenüber den Staatsanleihen gehen durch alle Branchen. Beispielsweise zahlte Metro Ende letzten Jahres für eine Emission von 500 Millionen Euro einen festen Zinssatz von 9,375 % pro Jahr. Stahlsektor Auch in der gebeutelten Stahlindustrie zeigen sich die risikoreicheren Strukturen des Geschäftsmodells. Der Stahlgigant ThyssenKrupp musste für eine Emission im Juni 2009 einen Kupon von 8 % ausschreiben, damit die 5-jährige Anleihe am Rentenmarkt platziert werden konnte. Da das Rating von ThyssenKrupp kurz vorher auf Baa3 – Ausblick negativ – herabgestuft wurde, erklärt sich die hohe Zinsvereinbarung mit den Gläubigern der Anleihe. Ratingabstufungen Eine weitere Besonderheit ergibt sich aus dem negativen Rating-Ausblick. Die ThyssenKrupp-Anleihe ist mit diesem Rating gerade noch im InvestmentGrade-Status. Bei einer weiteren Herabstufung sinkt sie in den NonInvestment-Grade oder auch High-Yield bzw. Junk-Bond-Status herab. Sollte dies passieren, wird bei dieser Anleihe der jährliche Kupon um 1,25 % aufgestockt. Beim Pricing der Anleihe ergab sich durch einen Kurs von 99 eine rechnerische Rendite bei einer möglichen Abstufung von ThyssenKrupp von über 10 %, im noch Investment-Grade-Status eine Rendite von knapp 9 %. Diese Überrendite spiegelt die weltweit hohen Überkapazitäten auf dem Stahlsektor wieder, die auf die Verkaufspreise drücken und letztlich den Gewinn schmälern bzw. für Verluste bei ThyssenKrupp sorgen. An diesen Beispielen ist erkennbar, wie die Branche und das Rating eines Unternehmens die Refinanzierung verteuern oder günstig darstellen kann. In Krisenzeiten können hohe jährliche Zinszahlungen zusätzlich belasten, ein nicht zu unterschätzender Faktor. 22 Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot Fazit Andererseits: Kann ein Unternehmen wie ThyssenKrupp sich einen Zahlungsausfall leisten und das Risiko eingehen, dass der Kapitalmarkt für eine weitere Refinanzierung nicht mehr zur Verfügung steht? Eher NICHT. Fazit Corporate Bonds zeigen ein sehr attraktives Rendite-/Risiko-Verhältnis. Die Unternehmen suchen für ihre Refinanzierung alternative Kanäle, da die Banken eine große Risikoaversion wegen möglicher Kreditausfälle und dann notwendiger Abschreibungen auf die Kredite zeigen. Die attraktiven jährlichen Zinszahlungen liegen weit über den am Markt für Festgeld, Sparanlagen oder Tagesgeldkonten erzielbaren Renditen. Im aktuellen unsicheren Wirtschaftsumfeld ist ein Investment in Aktien auch mit hohen Risiken behaftet, da weitere Gewinnrevisionen nicht ausgeschlossen werden können. Wichtig bei der Beurteilung der Emittenten sind die Betrachtung der CashFlows und die aktuelle Verschuldungsrate. Kann der Aufwand für Zinszahlungen von Krediten und ausstehenden Anleihen inklusive einer Neuemission ohne Probleme durch den Cash-Flow gedeckt werden, sind die Zahlungsströme als sicher anzusehen und das Ausfallrisiko gering. Auch die Einschränkung auf den Investment-Grade-Status hilft, übermäßige Risiken zu vermeiden. Im High-Yield Bereich sind zwar die Renditen höher, aber die Ausfallwahrscheinlichkeit steigt überproportional mit an. In der derzeit wirtschaftlich schwierigen Phase kann man mit einer ansehnlichen Rendite im Corporate Bond Bereich die Zeitspanne bis zu einem Konjunkturaufschwung überbrücken. Allerdings sollte man auch bei dieser Assetklasse auf eine Diversifikation achten. Neben hochrentierlichen Corporate Bonds sollte man auch Staatsanleihen beimischen, um das Risiko zu streuen. Es gibt unterschiedliche Anlagestrategien im Fondsbereich für Corporate Bonds. Laufzeitfonds Hierbei handelt es sich um eine Strategie, bei der in Unternehmensanleihen mit einer Laufzeit von beispielsweise maximal 5 Jahren investiert wird. Der Laufzeitfonds wird dann zu einem vorher festgelegten Stichtag abgerechnet und das Kapital ausbezahlt. Die jährlichen Zinszahlungen können je nach Fondsstruktur ausgezahlt oder reinvestiert werden. 23 apoFokus apoResearch Anlageinformation Fazit Klassischer Corporate Bond Fonds Weitere Unterschiede Bei der klassischen Variante handelt es sich um einen Investmentfonds ohne Laufzeitbegrenzung. Die Unternehmensanleihen werden je nach Marktlage gebzw. verkauft. Mögliche Beimischungen von Neuemissionen können bei guter Zinsausstattung die Gesamtrendite erhöhen. Die jährliche Auszahlung der Zinsen oder Thesaurierungen der Kupons sind fondsspezifische Varianten. Die Anlageuniversen der einzelnen Fonds dieser Assetklasse können sehr unterschiedlich strukturiert sein. Neben den Corporate Bonds können zusätzlich auch Staatsanleihen beigemischt oder je nach Konjunkturzyklus auch ein Übergewicht an Government Bonds im Fonds sein. Die Kasse kann als strategisches Mittel eingesetzt werden. Andere Fonds dürfen einen bestimmten Prozentsatz an High-Yield Corporate Bonds beimischen. Dies erhöht zwar die Rendite des Fonds, aber auch das Risiko des Ausfalls der Zahlungsströme kann zunehmen. Entscheidend für einen Investor ist vor allem sein eigenes Chance/Risiko Profil. Für eine attraktive Überrendite muss er ein mehr an Risiko eingehen, wie hoch dieses ist, muss jeder Anleger für sich selbst bestimmen. Studie abgeschlossen im Oktober 2009 24 Verfasser: Dr. Uwe Färber Unternehmensanleihen – Rendite fürs Depot 25 Deutsche Apotheker- und Ärztebank Hauptverwaltung apoResearch Richard-Oskar-Mattern-Straße 6 40547 Düsseldorf Telefon: (0211) 5998-0 Internet: http://www.apobank.de V.i.S.d.P.: Uwe Zeidler Layout und Produktion: AMPK Publikationsmanagement Druck: Service-Druck Kleinherne GmbH & Co. KG Bussardweg 5 41468 N 26