Beste Aussichten

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Beste Aussichten
Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern.
E V E N T C E N I T- KO N F E R E N Z
Beste Aussichten
Cenit-Bilanzpressekonferenz: 2007 ist ein Übergangsjahr
Über 18 Mio. Euro auf der hohen Kante, keine Bankschulden, eine Eigenkapitalquote von 72 Prozent, un
n d trotz-
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dem geht es mit dem Aktienkurs bergab – diesen Widerspruch bemühten sich Cenit-Vorstandssprr echer
Christian Pusch und Vizepräsident von Investor Relations Fabian Rau auf der jährlichen Bilanzp
p ressekonferenz
in Stuttgart aufzulösen. Der Ausblick in die Zukunft ist optimistisch, auch laut Anall ystenmeinungen wird 2008
ein gutes Jahr für das Stuttgarter Systemhaus.
ZWEIMAL HINSCHAUEN. Auch die
2007er-Zahlen sehen auf den ersten
Blick nicht berauschend aus: Umsatzrückgang um 6 Prozent, Gesamtergebnis um 27 Prozent gesunken. Auf
den zweiten Blick erklären sich die
Zahlen besser: So konnte Cenit im
Jahr 2006 zwei große Projekte bei
EADS und Spirit in den USA gewinnen, die den Umsatz mit eigener Software stark in die Höhe trieben – zieht
man diese Projekte ab, wandelt sich
ein 18-prozentiger Rückgang in eine
Stagnation um.
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Zudem hat Cenit, was Analysten
eine ›nachteilige Umsatzstruktur‹
nennen. So werden die eigenen Produkte wie der FileNet-System-Monitor über Partner wie IBM vertrieben,
was den Vorteil hat, dass die Software
weltweit vertrieben wird – sonst wäre
es Cenit kaum möglich, mit Kunden
wie der Bank of America Abschlüsse
zu tätigen. Es ergeben sich jedoch
auch Nachteile. So ist der Vertrieb
kaum beeinflussbar – der IBM-Vertriebsmann muss eben die Cenit-Lösungen auch verkaufen wollen. Zu-
dem werden die Umsätze immer erst
im folgenden Quartal an Cenit
weitergegeben, sodass beispielsweise
die Umsätze des traditionell starken
vierten Quartals erst im darauffolgenden ersten Quartal bei Cenit den
Umsatz heben – was für quartalsfixierte Anleger einen schlechten Eindruck hinterlassen kann.
Schwieriges Umfeld
Zudem hatte Cenit mit schwierigen
Entwicklungen bei seinen Partnern
zu kämpfen – Dassault Systèmes stell-
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VA R - U m s t e l l u n g
»Der Verbraucher hat
den größten Vorteil«
Kurt Bengel, Vorstand
von Cenit: »Unsere
Kunden können das
komplette Paket, das
aus Hardware, den
Dassault-Lösungen,
der Cenit-Software
und aus allen
Serviceleistungen
besteht, aus einer
Hand beziehen.«
I m G e s p r ä c h m i t C e n i t -Vo r s t a n d
Kurt Bengel
CAD CAM: »Wie sehen Sie die Umstellungen des Vertriebsmodells bei Dassault Systèmes? Welche Konsequenzen
hat das für die Unternehmen?«
Bengel: »Das neue VAR-Modell beinhaltet unter anderem
den Vertrieb der Dassault-Lösungen in den USA, Österreich,
der Schweiz und Deutschland für Cenit, das heißt, ein großer
Vorteil des Vertriebsmodells liegt in der Erweiterung unserer
geografischen Reichweite und damit im Ausbau des möglichen Kundenstamms. Auf der anderen Seite bedeutet das
VAR-Modell auch eine Kapitalbindung, da wir zuerst die
Software von Dassault kaufen müssen, um sie dann an den
Kunden zu vermitteln beziehungsweise zu vermarkten. Ein
Nachteil, der sicher viele kleinere Dassault-Partner betrifft,
aber weniger eine finanzstarke Cenit, die diese Zwischenfinanzierung in Softwareprojekten sehr gut meistern kann.
Den größten Vorteil hat allerdings der Endkunde: Er kann
das komplette Paket, bestehend aus Hardware, den DassaultLösungen, zusätzlicher Cenit-Software sowie allen Serviceleistungen, einfach aus einer Hand beziehen.
Auch der Kundensupport wird zukünftig direkt vom VAR
erbracht. Hier hat Cenit einen neuen Application Support
aufgebaut und diesen intelligent mit den etablierten Application-Management-Outsourcing-Lösungen verbunden. Somit bietet Cenit als einziger Anbieter im deutschsprachigen
Raum ein ITIL- und SLA-basiertes Service-Angebot, bei dem
der Kunde skaliert Leistungen vom User-Helpdesk über 1stund 2nd-Level-Support bis hin zum Vor-Ort-Support nutzen kann.«
CAD CAM: »Welche Dassault-Produkte vertreiben Sie?
Sehen Sie zusätzliche Geschäftschancen durch die VAR-Umstellung? Welche eigenen Lösungen bieten Sie an?«
Bengel: »Der Partnerstatus umfasst den Vertrieb der Dassault-Systèmes-Produkte Catia, Enovia, Delmia, 3DVia
Composer, 3D Live und Business Process Accelerators. Cenit
bietet darüber hinaus zahlreiche auf Catia und Delmia basierende Softwarelösungen an, darunter für das Erzeugen, Dokumentieren und Bearbeiten von Elektroden, die automati-
te sein Vertriebsmodell komplett um,
und FileNet, der Partner im EIM(Enterprise-Information-Management-)Segment, mit dem Cenit
30 Prozent seines Umsatzes macht,
wurde von IBM übernommen. Beide
Entwicklungen sind an sich positiv
für Cenit, lassen aber die Anwender
sierte Konstruktion von Schneidleisten sowie die Simulation
von 3D-Oberflächenprozessen, die Integration von Catia in
durchgängige SAP-PLM-Prozesse und den QA-Report für
den Erstmusterprüfbericht.«
CAD CAM: »Wie sehen Sie die weitere Entwicklung im
CAD-Markt, und was erwarten Sie von der V6 der DassaultProdukte?«
Bengel: »Nun, der CAD- beziehungsweise PLM-Markt ist
aus meiner Sicht ein weiterhin stark wachsender Bereich.Viele Unternehmen arbeiten heute noch mit Catia V4 oder V5.
Die meisten Unternehmen der Fertigungsindustrie haben
heute oft nur Teilprozesse ihrer Entwicklung oder Fertigung
mit CAD-Systemen oder einer durchgängigen PLM-Lösung
abgedeckt. Es gibt noch viel Optimierungsbedarf, gerade
auch was Branchen- und Prozesslösungen betrifft.
Cenit bietet heute neben Lösungspaketen für die Schlüsselsegmente Aerospace, Automotive sowie Fabrication & Assembly beispielsweise auch Lösungen für den Werkzeug- und Formenbau, das Segment Mobile Home (Wohnmobile) oder für
den Yachtbau. Davon profitiert nicht nur unser Beratungsgeschäft, sondern auch das Geschäft mit eigener sowie Dassault-Standardsoftware. Mit der V6-Plattform beziehungsweise PLM 2.0 werden weitere wichtige Möglichkeiten angeboten werden, die die Prozesse der Kunden in einer neuen Architektur beschleunigen und völlig neue Anwendungshorizonte eröffnen werden.«
vorsichtig werden und kosten Umsatz, weil sich die Geschäftsbeziehungen mit den Partnern erst wieder an
die neuen Gegebenheiten anpassen
müssen.
Cenit ist ein EADS-Partner der
ersten Stunde. Schon 2001 erhielt das
Systemhaus einen Großauftrag von
Airbus, als der Flugzeughersteller auf
computergestützte Entwicklung umstieg. 2007 reduzierte EADS dann seine IT-Zulieferer von 85 auf 20 – Cenit
blieb im Geschäft, indem es eine Bietergemeinschaft mit Prostep und CS
gründete. Zudem festigt ein neues
Büro in Toulouse den Kontakt zu
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Fachkräftemangel:
Christian Pusch,
Finanzvorstand von
Cenit: »Wir würden
die Leute gerne in
Deutschland einstellen, finden aber keine Mitarbeiter.«
EADS. Allerdings legen Analysten die
starke Position bei EADS – CenProSC Airliance macht etwa 30 Mio.
Euro Umsatz, Cenit erwirtschaftet allein mit Airbus einen Umsatz von
13 Mio. Euro – gerne als Abhängigkeit aus. Wenn also bei Airbus Probleme oder Lieferverzögerungen auftreten, wirkt sich dies oft auch auf
den Cenit-Aktienkurs aus.
Noch im Jahr 2006 machte Cenit
98 Prozent seines Umsatzes in
Deutschland; um geografisch breiter
aufgestellt zu sein, investiert Cenit in
den Aufbau von Niederlassungen im
Ausland, was bis heute zu einem Auslandsanteil von 10 Prozent geführt
hat. Neben Toulouse ist Cenit in Auburn Hills/USA, Frauenfeld/Schweiz
sowie im rumänischen Iasi vertreten.
Der Personalstand stieg im Jahr 2007
um 10 Prozent auf 650 Mitarbeiter.
Natürlich entstehen beim Personalaufbau – durchschnittlich benötigt
ein neuer Mitarbeiter ein halbes Jahr,
bis er voll produktiv ist – und beim
Aufbau von Niederlassungen Kosten,
die das Ergebnis drücken.
Rumänien lockt
In der rumänischen Niederlassung
wurden innerhalb eines Jahres 19
Mitarbeiter eingestellt. Nach den
Worten von Christian Pusch gehe es
dabei nicht um die Verlagerung von
Arbeitsplätzen, sondern um einen
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Ausweg aus dem Fachkräftemangel
in Deutschland: »Wir würden die
Leute gerne in Deutschland einstellen, finden aber keine Mitarbeiter.«
Die Kosten für die Mitarbeiterwerbung sind von 270 000 Euro im Jahr
2006 auf über 700 000 Euro im Folgejahr gestiegen.
Kostengesichtspunkte lässt Pusch
beim Einsatz der Rumänen nicht gelten, die Kommunikationsverluste höben den Lohnkostenvorteil auf. Zudem könnten die rumänischen Mitarbeiter wegen der mangelnden Sprachkenntnisse weniger flexibel eingesetzt
werden als die deutschen Kollegen –
die Kunden verlangen nach deutschsprachigen Mitarbeitern, wenn diese
beim Kunden vor Ort eingesetzt werden sollen. So sind die rumänischen
Informatiker hauptsächlich für das
Coding, also die programmiertechnische Umsetzung der Cenit-Entwicklungen zuständig.
Auch in den neuen Bundesländern verstärkte sich Cenit durch die
Übernahme des langjährigen Mitbewerbers CAD Scheffler in Oelsnitz.
Der sehr erfolgreiche Dassault-Partner bringt 20 PLM-Experten und einen Umsatz von etwa 2 Mio. Euro in
die Verbindung ein. 1,5 Mio. Euro
Eigenkapital stehen 2,3 Mio. Euro
Kaufpreis gegenüber, sodass sich
diese Akquisition schnell amortisieren dürfte.
Kooperationsvereinbarung
mit Right Hemisphere
Ein weiterer Baustein ist die Kooperation mit Right Hemisphere (RH). Cenit ist VAR der Right-HemisphereProdukte – mit denen sich 3D-Modelle im Internet Explorer betrachten
und interaktive Animationen für Dokumentationen und Wartungshandbücher erstellen lassen – für Nordamerika und EMEA, entwickelt die
Integration der RH-Produkte in SAP
und ist bevorzugter SAP-PLM-Integrationspartner für RH.
Dabei sind all die besprochenen
Maßnahmen Investitionen in die Zukunft – die engere Kundenbindung
des Dassault-VAR-Modells, der Vertrieb von FileNet durch IBM, die enge
Kooperation mit EADS, die Diversifizierung aus Deutschland heraus und
der Ausbau der Personalressourcen
werden zu einem guten Ergebnis im
Jahr 2008 beitragen. So sehen Analysten wie SES Research ein Kursziel von
20 Euro für die Cenit-Aktie, Dawney
Day Lockhart erwarten fast 16 Euro,
was einer Verdreifachung beziehungsweise Verdoppelung des heutigen
Wertes entspricht – beste Aussichten
also für Cenit.
Ralf Steck
@
www.cenit.de
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