Der Mann hinter „Kettner“
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Der Mann hinter „Kettner“
UNTER JÄGERN Interview mit KR Friedrich Schmid Foto: M. Ossmann Seit einigen Monaten ist die renommierte Fa. Eduard Kettner zur Gänze in Händen des österreichischen Industriellen Gewerke Kommerzialrat Friedrich Schmid. Mit Stefan Maurer & Martin Ossmann hat er über Übernahme, Neustart und Wachstumspläne gesprochen. Der Mann hinter „Kettner“ H err Kommerzialrat, würden Sie bitte in kurzen Worten schildern, wie die Übernahme von Kettner gelaufen ist? KR Friedrich Schmid: „Ich persönlich bin schon lange begeisterter Jäger und war ursprünglich KettnerKunde und habe mich in den letzten Jahren über Kettner oft geärgert, weil einfach nichts funktioniert hat. Es herrschte Geldknappheit, und es waren auch viele Waren nicht mehr verfügbar. Eines Tages rief mich dann Generaldirektor Scharinger von der Oberösterreichischen RaiffeisenLandesbank an und bot mir den Kauf von Kettner an. Irgendwie hat es mich gereizt, Kettner wieder dorthin zu bringen, wo er vor 30 Jahren gestanden ist. So ist es vergangenen Herbst zur Übernahme gekommen. Im Anschluss daran habe ich auch Kettner Deutschland aus der Insolvenz übernommen, mit dem Hintergrund, dass man eigentlich die beiden Kettners zusammenlegen, einen einzigen Katalog und einen gemeinsamen Einkauf machen muss, also die Synergieeffekte nutzen, da ja bisher alles getrennt gemacht wurde.“ Warum glauben Sie, dass Kettner gerade unter Ihrer Führung wie- UNTER JÄGERN der zu wirtschaftlichen Erfolgen finden kann, nachdem eine ganze Reihe Ihrer Vorgänger das nicht schaffen konnte? KR Friedrich Schmid: „Ich spreche ganz offen: Kernkunde bei Kettner ist der Jäger, das ist klar. Es ist ja auch ein offenes Geheimnis, dass in der Textilbranche die Handelsspannen viel höher sind als etwa bei Waffen und Munition. So ist es uns wichtig, dass wir zukünftig auch hier gut aufgestellt sind. Es hat vor der Übernahme keine Kostenkalkulationen, keine Monatsbilanzen gegeben. Bei der Übernahme hatten wir also auch keine Unterlagen. Wir sind nun dabei, das aufzuräumen und EDV-mäßig so zu erfassen, dass wir unsere Lagerstände in den Geschäften wissen, dazu kommen Kostenstellen- und Spartenrechnungen. Das ist ein harter Weg, ich hätte ihn aber nicht eingeschlagen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass er positiv zu bewältigen ist.“ Vor wenigen Wochen ist der neue Kettner-Katalog ausgeliefert worden, der in seinem Umfang und in seiner Qualität an die gute, alte Kettner-Tradition anschließt. Man möchte fast sagen, die „Bibel“ ist zurück. Was versprechen Sie sich davon? KR Friedrich Schmid: „Wir müssen den Kunden zeigen, dass Kettner wieder lebt. Wir haben ordentlich Geld für Werbung in die Hand genommen, auch Imagewerbung, wo nicht nur Waren angeboten werden. Der Katalog und dessen Auslieferung kosten ja auch viel. Das macht sich aber bisher alles bezahlt, wie die Umsatzzuwächse des heurigen Jahres zeigen.“ Noch eine Frage zum Katalog. Sind Sie schon so gut bestückt, wie der Katalog es zeigt? KR Friedrich Schmid: „Mein erster Schritt beim Kauf war – ich habe eigentlich ja nur die vorhandenen Waren abgelöst, weil sonst ja kein Wert da war –, fehlende Ware nachzubestellen, so dass möglichst viel Ware da ist. Das hat eine Zeit gedauert, weil in der Textilbranche andere Rhythmen herrschen. Da muss man jetzt im Herbst die Ware für den Sommer 2010 bestellen. Es gibt in Oberösterreich in Altenfelden ein Versandlager und in Wien das Büro. Ich bin dabei, das zu zentralisieren. Dazu habe ich in Pöttelsdorf bei Mattersburg in einem ehemaligen Kunststoffwerk eine Filiale eröffnet. Diese ist kleiner als die sonstigen Standorte, wird aber ganz gut angenommen. Hinter diese Filiale kommt das Zentrallager, wenn zu Jahresende das jetzige in Altenfelden geschlossen wird. An sich sollten dann alle Waren des Kataloges auch dort vorhanden sein. Nicht in jeder Filiale alle, das wäre ein logistisches Problem, aber am nächsten Tag bekommt der Kun- Kettner und die Schmid-Industrieholding Die Schmid-Industrieholding ist an sich im Baustoffgeschäft tätig und beschäftigt in der Zwischenzeit 5.000 Mitarbeiter in 18 Ländern inkl. Russ land, Türkei und China. Die SchimdHolding befindet sich zu 100 % im Eigentum der Familie Schmid. Im vergangenen Jahr erfolgte die Übernahme der Fa. Eduard Kettner in Österreich mit sechs Filialen – in der Zwischenzeit kam noch eine weitere in Pöttelsdorf dazu. Später folgte der insolvente Kettner aus Deutschland mit fünf Filialen. In beiden Ländern gibt es zusätzlich noch je einen Versandhandel. Im Jahr 2008 hatte Kettner Österreich einen Umsatz von etwa 6 Mio. Euro und Kettner Deutschland etwa 6,5 Mio. Euro. Für das heurige Jahr werden in Österreich 10 Mio. Euro und Deutschland 8 Mio. Euro Umsatz erwartet. de sein Produkt via Post vom Lager weg zugesandt.“ Möchten Sie die bekannten Kettner-Eigenmarken in Zukunft wieder forcieren? KR Friedrich Schmid:„Ja, es ist wichtig, dass wir aus Kosten- und Vergleichbarkeitsgründen Eigenmarken führen. Wir werden im nächsten Jahr wieder die Elch-Linie als jagdliche Nutzkleidung herausbringen, vom Stiefel bis zur Hose, alles für den UNTER JÄGERN Jäger. Seit ein paar Tagen ist eine neue Kettner-Schrotpatrone im Handel. Die war seinerzeit ja sehr gut, und wir haben nun vier Millionen Stück von Fiocchi in Ungarn produzieren lassen. Die Patrone selbst hat Herr Hahnenkamp mitentwickelt. Es gibt diese Patronen für Sportschützen und Jäger, die preislich sehr attraktiv angesiedelt sind. Als Nächstes wollen wir im nächsten Frühjahr auch eine Kettner-Kugelpatrone herausbringen.“ Wie rüstet sich Kettner für den Verkauf seiner Produkte über das Internet? Sonne & Mond Dezember Sonnen- Mond- auf- unter- auf- untergang gang gang gang 1. 2. 3. 4. 5. 6. Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 07.28 07.30 07.31 07.32 07.33 07.34 16.07 16.06 16.06 16.06 16.05 16.05 15.04 15.55 17.01 18.18 19.41 21.05 06.36 07.51 08.56 09.49 10.29 11.00 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 07.35 07.36 07.37 07.38 07.39 07.40 07.41 16.05 16.05 16.05 16.04 16.04 16.04 16.05 22.25 23.44 – 01.00 02.15 03.30 04.43 11.25 11.46 12.06 12.25 12.45 13.09 13.38 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 07.42 07.43 07.44 07.44 07.45 07.46 07.46 16.05 16.05 16.05 16.05 16.06 16.06 16.06 05.54 06.58 07.55 08.40 09.17 09.45 10.08 14.12 14.56 15.49 16.49 17.53 18.59 20.06 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 07.47 07.47 07.48 07.48 07.48 07.49 07.49 16.07 16.07 16.08 16.09 16.09 16.10 16.11 10.28 10.45 11.01 11.18 11.36 11.56 17.21 21.11 22.16 23.22 – 00.29 01.39 02.52 28. 29. 30. 31. Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag 07.49 07.49 07.49 07.50 16.11 16.12 16.13 16.13 12.54 13.38 14.36 15.49 04.08 05.24 06.35 07.35 Die angegebenen Uhrzeiten gelten für Graz. Östlich und westlich sind Zeitkorrekturen not wendig: Klagenfurt +4 min / Salzburg +9 Innsbruck +16 / Bregenz +22 90 KR Friedrich Schmid: „Unter www.kettner.com ist alles fertig bis auf die Waffen. Das soll in Kürze fertig werden. Das Internet ist wichtig, aber ich glaube, dass wir ohne unseren Katalog nicht auskommen können. So werden wir den Katalog und den Internetshop parallel führen. Der Internetshop ist für uns wichtig, um das Ausland erschließen zu können. Wir sind dabei, nach Ungarn und in die Slowakei Aussendungen zu machen, damit wenigstens ein Teil der Leute über den Shop was kaufen kann. Wir werden in Österreich mit Sicherheit noch zwei Geschäfte aufsperren. Eines davon gehört irgendwo in den Süden nach Villach oder Klagenfurt hin, um auch die Italiener und Slowenen erreichen zu können. Ein Geschäft werden wir im Bregenzer Raum aufsperren, wo man vielleicht die Schweizer erreichen kann. Später soll dann versucht werden, verstärkt in das Ausland zu gehen. Wir haben jetzt schon Franchise-Nehmer in Frankreich, Tschechien und der Ukraine. In Ungarn verhandeln wir gerade, wobei man schon überlegen sollte, in Städten wie Budapest, Sofia, Bukarest, Prag oder auch Moskau, St. Petersburg selber Geschäfte zu betreiben.“ weil Sie selbst aktiver Jäger sind. Können Sie unseren Lesern sagen, welche Art von Jäger der Herr Schmid ist? KR Friedrich Schmid: „Na ja, ich bin eigentlich ein relativ spät berufener Jäger, habe den Jagdschein 1975 gemacht und jage nun seit 34 Jahren. Heute nütze ich die Jagd als Ausgleich für den geschäftlichen Stress. Ich habe hier in der Nähe eine 600-ha-Eigenjagd, die ich in fünf Autominuten erreiche und somit voll zeitunabhängig bin. Mir gefällt die körperliche Ertüchtigung genauso wie das Ansitzen, wo ich einfach auch nur einen Käfer beobachten kann, der zufällig über die Hochsitzbrüstung marschiert. Aber auch das Wild zu überlisten, ihm nachzustellen ist mir wichtig geworden, so bin ich heute ein weit gereister Jäger. Ich war in Alaska, in der Mongolei, wiederholt in Afrika, wo es mir ausgesprochen gut gefällt. Auch zwei Jagden in Ungarn habe ich zwischenzeitlich gepachtet mit gesamt 9.000 ha. Ich bin ein begeisterter Hirschbrunftjäger, da nehme ich mir alljährlich 14 Tage Urlaub, und da darf mich auch niemand anrufen. Da werden die Hirsche verlost und auch gejagt, das ist einfach schön. Ruhe und Erholung, das ist es für mich. Zu Ihnen als Person. Sie haben Kettner nicht zuletzt deswegen erworben, Arbeit am Waffengesetz aufgenommen Am 21. Oktober hat eine erste Besprechung mit den Fachbeamten des Innenministeriums über die Umsetzung der EU-Richtlinie 2008/51/EG stattgefunden. Am 4. November ist im Bundesrechenzentrum das geplante neue Register für Waffen der Kate gorien C und D vorgestellt worden. Beide Veranstaltungen sind sehr sachlich und kooperativ verlaufen. Gegenstand der Besprechung waren nicht nur die von der EU vorgeschriebenen Anpassungen, sondern auch ganz allgemein Aktualisierungen und Verbesserungen des Waffenrechts. Das von der EU neu vorgeschriebene, zentrale elektronische Register für C- und DWaffen soll so unkompliziert wie möglich ausfallen. Die Meldungen von künftigen Besitzwechseln an Kugel- und Schrotgewehren werden bei den Waffenfachhändlern erfolgen. Auch alle schon bisher gemeldeten Kugelgewehre müssen noch einmal gemeldet werden, die alten Meldungen können nicht in das neue Register überführt werden. Ob auch all jene Schrotgewehre nacherfasst werden müssen, die unverändert im Besitz bleiben, ist rechtlich noch unklar. Über die auf die Waffenbesitzer zukommenden Kosten dieser Großaktion hat man noch geschwiegen. Die EU verlangt jetzt auch für Erwerb und Besitz von Waffen Kat. C und D einen staatlichen Segen. Es ist daran gedacht, für sie eine „Begründung“ einzuführen, die möglichst weit gefasst ist. Für diese Waffen wird auch kein neues Dokument erfunden, das spielt sich alles im Computer ab. Vom Fachhändler wird man bei der Meldung eine Meldebestätigung bekommen. Es wird keine Stückzahlbegrenzung geben. Daneben sind jahrelang von den legalen Waffenbesitzern erhobene Forderungen nach substantiellen Verbesserungen durchaus positiv aufgenommen worden. Ein zentrales Anliegen ist ein einheitlich gestalteter, erleichterter Zugang zu erweiterten Stückzahlen von genehmigungspflichtigen Waffen (Kat. B). Prof. Franz Császár, IWÖ Der Anblick 12/2009