Bildungspolitisches Forum 2013
Transcription
Bildungspolitisches Forum 2013
Bildungspolitisches Forum 2013 Vermessung von Kompetenzen Programmheft 8. Oktober 2013 Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Campus Westend Inhaltsverzeichnis Grußworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Prof. Dr. Eckhard Klieme und Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Prof. Dr. Marcus Hasselhorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Dr. Manfred Nießen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Bildungspolitisches Forum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Schwerpunktprogramm „Kompetenzmodelle“ . . . . . 9 Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Programmübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Übersicht über die parallelen Sessions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. Andreas Frey und Prof. Dr. Manfred Prenzel . . . . . . . . . 18 Abstracts zur Session „Kompetenzveränderung im Längsschnitt“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Abstracts zur Session „Rückmeldungen von Ergebnissen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Abstracts zur Session „Technologiebasierte Kompetenzerfassung“ . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Abstracts zur Session „Messung von Lehrerkompetenzen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Allgemeine Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Informationen zum Tagungsort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Lageplan „Campus Westend“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Raumplan für die Sessions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Verpflegung/Catering . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Musikalische Begleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 1 Grußworte der sechsjährigen Forschungsarbeit einer breiteren Fachöffentlichkeit vorgestellt werden. Wir freuen uns, gemeinsam mit Ihnen über das Thema „Vermessung von Kompetenzen“ zu diskutieren, und wünschen spannende Vorträge und anregende Diskussionen. Mit besten Grüßen vom gesamten Koordinationsteam Prof. Dr. Eckhard Klieme und Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner Leistungsbeurteilung und Kompetenztests sind im vergangenen Jahrzehnt zu einem zentralen Thema im Bildungswesen geworden – zunächst eher als Instrument für den internationalen und nationalen Vergleich, zunehmend dann aber auch als diagnostische Unterstützung für individuelle Förderung und Qualitätsentwicklung. In diesem Zusammenhang stehen weitreichende Forschungsfragen, z. B.: Wie können Bildungseinrichtungen von Kompetenzmodellen und Testinstrumenten profitieren, um ihren Bildungsauftrag zu erfüllen? Wie aussagekräftig, differenziert und verlässlich sind Tests? Welchen Nutzen können Lehrende und Lernende, Administration und Öffentlichkeit aus der Kompetenzdiagnostik ziehen, welcher Schaden kann unter Umständen angerichtet werden? Wie vermessen ist es überhaupt, Kompetenzen – als Kernbereich moderner Bildung – zu messen? Lassen sich auch hoch komplexe Gegenstandsbereiche – etwa die pädagogische Handlungskompetenz von Lehrkräften selbst – solide erfassen? Können Entwicklungsverläufe diagnostiziert werden, oder kommt die Kompetenzmodellierung hier an ihre Grenzen? Eckhard Klieme und Detlev Leutner Sprecher des DFG-Schwerpunktprogramms „Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen“ Solche grundlegenden Fragen untersuchen – inspiriert von Problemstellungen im Bildungswesen, aber mit der Distanz und Unabhängigkeit der Wissenschaft – Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher aus über 30 deutschen Hochschulen und Instituten seit 2007 im Schwerpunktprogramm (SPP) „Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Initiiert und koordiniert wird das Schwerpunktprogramm vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen. Der Abschluss des Schwerpunktprogramms ist für das DIPF Anlass, erstmalig zu einem „Bildungspolitischen Forum“ einzuladen, auf dem die Ergebnisse 2 3 Grußworte Daher freuen wir uns, dass das Bildungspolitische Forum 2013 die Ergebnisse des DFG-Schwerpunktprogramms „Kompetenzmodelle“ zur Diskussion stellt. Und natürlich sind wir sehr gespannt auf Ihre Anstöße und Ideen! Viele anregende Gespräche und Informationen wünscht Ihr Marcus Hasselhorn Prof. Dr. Marcus Hasselhorn Geschäftsführender Direktor des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und Sprecher des LeibnizForschungsverbundes „Bildungspotenziale“ Verehrte Teilnehmende des Bildungspolitischen Forums, herzlich Willkommen in Frankfurt am Main! Im Namen des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und aller Partner des Bildungspolitischen Forums begrüße ich Sie zu dieser Veranstaltung, die Wissenschaft und Politik, Administration und Bildungspraxis zusammenbringt. Diese Zusammenkunft unterschiedlichster Akteurinnen und Akteure im Bildungssystem ist für das DIPF und den von uns koordinierten Leibniz-Forschungsverbund „Bildungspotenziale“ von großem Interesse. Einerseits können wir hier unsere Forschungsergebnisse in diejenigen Handlungsfelder hineintragen, in denen die entsprechenden Fragestellungen aufgeworfen wurden. Vermutlich stellen Sie sich diese Fragen noch immer und wir wollen mit unseren Befunden dazu beitragen, sie besser einzuschätzen und zu bearbeiten. Andererseits lassen sich im direkten Dialog mit unseren Gästen und Partnern neue Fragestellungen, neue Herausforderungen für ein Gelingen von Bildung erörtern und so Impulse für zukünftige Untersuchungen aufnehmen. Den Austausch mit Ihnen, liebe Gäste, erachten wir in diesem Sinn als einen wesentlichen Bestandteil des Wissenstranfers am DIPF. Forschung soll nicht allein die wissenschaftliche Debatte befruchten. Vielmehr wollen wir dafür sorgen, dass fundierte Erkenntnisse die Entwicklung der Gesellschaft voranbringen. Sie sollen von allen Akteurinnen und Akteuren sowie Adressatinnen und Adressaten von Bildung aufgegriffen, genutzt und weiterverarbeitet werden. Dabei spielt es für uns nur eine untergeordnete Rolle, ob die Befunde auf eigener Forschung oder auf den Arbeiten anderer beruhen. Das DIPF sieht sich hier als zentrale Schnittstelle für das gesamte Wissen über Bildung. 4 5 Bildungspolitisches Forum Dr. Manfred Nießen Das Schwerpunktprogramm „Kompetenzmodelle“ fügt sich ein in die langjährige herausgehobene Förderung der empirischen Bildungsforschung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): Zahlreiche strategische Rundgespräche und daraus folgende Projektförderungen (z. B. in den Fachdidaktiken der Mathematik und Naturwissenschaften), frühere Schwerpunktprogramme (z. B. „Folgen der Arbeitsmigration für Bildung und Erziehung“, „Lesesozialisation“) und schließlich die Förderinitiative „Empirische Bildungsforschung“ selbst haben dem Feld wesentliche Impulse verliehen. Nicht nur hat die Förderinitiative auf das institutionelle Umfeld der Finanzierungsmöglichkeiten des Feldes insgesamt ausgestrahlt. Die programmatischen Aktivitäten des BMBF haben sich u. a. auch dadurch inspirieren lassen. Der entscheidende Erfolg liegt darin, dass sich die institutionell-strukturelle Basis in den Hochschulen und darüber hinaus fundamental verändert hat – zum Besseren. Das Veranstaltungsformat „Bildungspolitisches Forum“ ist eine Initiative des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Abstimmung mit dem LeibnizForschungsverbund „Bildungspotenziale“. Der Abschluss des DFG-Schwerpunktprogramms ist für das DIPF Anlass, zum ersten Mal zu einem „Bildungspolitischen Forum“ einzuladen. In Zukunft soll diese Veranstaltung jährlich gemeinsam mit dem LeibnizForschungsverbund „Bildungspotenziale“ und weiteren Partnern aus den Bildungswissenschaften veranstaltet werden. Das Forum dient der Diskussion aktueller Herausforderungen im Bildungswesen, zu deren Bewältigung die empirische Forschung durch Aufklärung und handlungsleitendes Wissen beitragen kann. Darüber hinaus stellt es eine Plattform dar, die einen Austausch zwischen Akteurinnen und Akteuren aus Bildungsforschung, -praxis, -politik und -administration sowie Interessierten aus der allgemeinen Öffentlichkeit ermöglichen soll. Materialien zum Bildungspolitischen Forum „Vermessung von Kompetenzen“ Materialien zu den einzelnen Vorträgen werden nach der Veranstaltung auf der SPP-Homepage online zur Verfügung gestellt. Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Tablet, Smartphone oder PDA ein, um direkt auf die SPPHomepage zu gelangen. Es ist nur natürlich, jedenfalls wäre es wünschenswert, dass im Zuge dieser Entwicklung die Förderung der empirischen Bildungsforschung durch die DFG in dem Sinne sich „normalisiert“, dass sie auf hohem Niveau das volle Spektrum der Förderinstrumente in Anspruch nimmt – wie erfolgreich und exemplarisch durch das Schwerpunktprogramm „Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen“ geschehen. Die Frage ist also: Welche neuen Aktivitäten entwickelt die community? Mit freundlichem Gruß Manfred Nießen Leiter der Gruppe „Geistes- und Sozialwissenschaften“ bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 6 7 Schwerpunktprogramm „Kompetenzmodelle“ Das Schwerpunktprogramm (SPP) „Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen“ wird seit 2007 für eine Laufzeit von sechs Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und bringt Expertinnen und Experten aus der Psychologie, den Erziehungswissenschaften und den Fachdidaktiken zusammen. Initiiert wurde das Schwerpunktprogramm von den Sprechern, Prof. Dr. Eckhard Klieme (DIPF) und Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner (Universität Duisburg-Essen). Gemeinsam mit den Sprechern koordinieren gegenwärtig Jens Fleischer (Universität DuisburgEssen), Juliane Grünkorn (DIPF) und Martina Kenk (DIPF) das Schwerpunktprogramm. An 30 interdisziplinären Projekten (derzeit 23 Projekte) sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 25 deutschen Hochschulen, dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), dem Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) und dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) beteiligt. Zielsetzung Ziel des Schwerpunktprogramms ist es, die kognitionspsychologischen und fachdidaktischen Grundlagen von Kompetenzen besser zu verstehen sowie psychometrische Modelle und konkrete Technologien für ihre Messung zu entwickeln. Damit unterstützt es langfristig die Vermittlung von Kompetenzen als zentrales Ziel schulischer und beruflicher Bildung. Forschungsfragen Die zentralen Fragestellungen des Schwerpunktprogramms gliedern sich in vier aufeinander aufbauende Bereiche. Im Kern steht die Entwicklung und empirische Prüfung theoretischer Kompetenzmodelle, die durch psychometrische Messmodelle ergänzt werden, welche wiederum in die Konstruktion von Messverfahren zur empirischen Erfassung von Kompetenzen münden. Fragen zur Nutzung der Informationen aus kompetenzorientierter Diagnostik und kompetenzorientierten Assessments runden das wissenschaftliche Programm ab. 8 Derzeit beteiligte Forschungsprojekte Die einzelnen Forschungsprojekte befassen sich mit folgenden Domänen (Projektkürzel – vollständiger Projektname und Projektleitung): Sprach- und Lesekompetenzen •BiTe – Entwicklung und Überprüfung von Kompetenzmodellen zur integrativen Verarbeitung von Texten und Bildern (Prof. Dr. Wolfgang Schnotz, Universität Koblenz-Landau/Prof. Dr. Nele McElvany, Technische Universität Dortmund/Prof. Dr. Holger Horz, Goethe-Universität Frankfurt am Main) •LUK – Literarästhetische Urteilskompetenz (Prof. Dr. Volker Frederking, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg/ Dr. Christel Meier, Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg/Prof. Dr. Thorsten Roick, Humboldt-Universität zu Berlin/Prof. Dr. Petra Stanat, Humboldt-Universität zu Berlin) •MIRT – Modellierung von Kompetenzen mit mehrdimensionalen IRT-Modellen (Prof. Dr. Johannes Hartig, DIPF/Dr. Claudia Harsch, University of Warwick) Mathematische Kompetenzen •Co²CA – Nutzung und Auswirkungen der Kompetenzmessung in mathematischen Lehr-Lern-Prozessen (Prof. Dr. Eckhard Klieme, DIPF/Dr. Katrin Rakoczy, DIPF/Prof. Dr. Werner Blum, Universität Kassel/Prof. Dr. Dominik Leiß, Leuphana Universität Lüneburg) •Kompetenzveränderungen in Deutsch- und Mathematikleistungen – Beschreibung und Erklärung von Kompetenzveränderungen in Deutsch- und Mathematikleistungen (Prof. Dr. Oliver Wilhelm, Universität Ulm/Alexander Robitzsch, BIFIE) •HEUREKO-CAT – Computergestütztes adaptives Assessment von Schülerkompetenzen beim heuristischen Arbeiten mit Repräsentationen funktionaler Zusammenhänge (Prof. Dr. Markus Wirtz, Pädagogische Hochschule Freiburg/Dr. Ulf Kröhne, DIPF/Prof. Dr. Timo Leuders, Pädagogische Hochschule Freiburg/ Prof. Dr. Regina Bruder, Technische Universität Darmstadt) •MAT – Multidimensional adaptive competence diagnostics (Prof Dr. Andreas Frey, Friedrich-Schiller-Universität Jena/Dr. Ulf Kröhne, DIPF) 9 Schwerpunktprogramm „Kompetenzmodelle“ Naturwissenschaftliche Kompetenzen •Physikalische Kompetenz – Die Entwicklung physikalischer Kompetenz (Prof. Dr. Knut Neumann, IPN/Prof. Dr. Hans E. Fischer, Universität Duisburg-Essen) Fächerübergreifende Kompetenzen •Dynamisches Problemlösen – Theoriegeleitete Konstruktion von Aufgaben zur Erfassung des Problemlösens in dynamischen Situationen (Prof. Dr. Joachim Funke, Universität Heidelberg) •Science-P – Entwicklung naturwissenschaftlicher Kompetenz in der Grundschule (Prof. Dr. Kornelia Möller, Westfälische Wilhelms-Universität Münster/Prof. Dr. Susanne Körber, Pädagogische Hochschule Freiburg/Prof. Dr. Beate Sodian, Ludwig-Maximilians-Universität München/Prof. Dr. Ilonca Hardy, Goethe-Universität Frankfurt am Main/Prof. Dr. Knut Schwippert, Universität Hamburg) •EWIKO – Metakognitives Wissen und bereichsspezifisches Vorwissen bei Schülern der Sekundarstufe: Eine Längsschnittstudie zur Erfassung der Relation beider Wissenskomponenten im Entwicklungsverlauf (Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Universität Würzburg/Prof. Dr. Cordula Artelt, Otto-Friedrich-Universität Bamberg) •Bewertungskompetenz – Bewertungskompetenz für systematisches Entscheiden in komplexen Situationen Nachhaltiger Entwicklung (Prof. Dr. Susanne Bögeholz, GeorgAugust-Universität Göttingen/Dr. Sabina Eggert, Georg-AugustUniversität Göttingen/Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, DIPF/Prof. Dr. Rainer Watermann, Freie Universität Berlin) Lehrerkompetenzen •OBSERVE – Grundlegende Bedingungen eines lernwirksamen Unterrichts erkennen. Untersuchungen zur pädagogischpsychologischen Kompetenz zukünftiger Lehrpersonen (Prof. Dr. Tina Seidel, Technische Universität München/Prof. Dr. Manfred Prenzel, Technische Universität München) •Beratungskompetenz – Modellierung der Beratungskompetenz von Lehrern unter besonderer Berücksichtigung der Diagnostischen Kompetenz (Prof. Dr. Bernhard Schmitz, Technische Universität Darmstadt/Prof. Dr. Regina Bruder, Technische Universität Darmstadt/Prof. Dr. Silke Hertel, Universität Heidelberg) •Diagnostische Kompetenz – Diagnostische Kompetenz von Grundschullehrkräften bei der Erstellung der Übergangsempfehlung: eine Analyse aus der Perspektive der sozialen Urteilsbildung (Prof. Dr. Cornelia Gräsel, Bergische Universität Wuppertal/Prof. Dr. Sabine Krolak-Schwerdt, Universität Luxemburg) •T-KnoX – Teacher Knowledge Experiment (Dr. Thilo Kleickmann, IPN/Prof. Dr. Mareike Kunter, Goethe-Universität Frankfurt am Main/Prof. Dr. Aiso Heinze, IPN) 10 •Problemlösen – Kompetenzstrukturen fächerübergreifenden und fachlichen Problemlösens (Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner, Universität Duisburg-Essen/Prof. Dr. Stefan Rumann, Universität Duisburg-Essen/Prof. Dr. Joachim Wirth, Ruhr-Universität Bochum) •Selbstregulationskompetenz – Selbstregulationskompetenz beim Lernen aus Sachtexten (Prof. Dr. Joachim Wirth, Ruhr-Universität Bochum/Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner, Universität DuisburgEssen) •ProKom – Prozessdaten zur Kompetenzmodellierung (Prof. Dr. Frank Goldhammer, DIPF/Dr. Johannes Naumann, DIPF/Dr. Heiko Rölke, DIPF) Kompetenzen in der beruflichen Bildung •Kaufmännische Berufsausbildung – Kompetenzorientierte Assessments in der kaufmännischen Berufsbildung (Prof. Dr. Esther Winther, Universität Paderborn) •Multidimensionale Kompetenzstrukturen in der beruflichen Bildung – Einflüsse betrieblicher und schulischer Ausbildungsvarianten auf die Kompetenz- und Motivationsentwicklung (Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart) •Bautechnische Fachkompetenz – Kompetenzmodellierung und Kompetenzentwicklung in der bautechnischen Berufsgrundbildung (Prof. Dr. Reinhold Nickolaus, Universität Stuttgart) 11 Schwerpunktprogramm „Kompetenzmodelle“ Publikationen Die im Rahmen des Schwerpunktprogramms entstandenen Publikationen der einzelnen Projekte sind auf der SPP-Homepage (http://kompetenzmodelle.dipf.de/de/publikationen) in einer eigens dafür entwickelten Publikationsdatenbank zu finden. Folgende gemeinsame Publikationen sind zu nennen: Fleischer, J., Leutner, D. & Klieme, E. (Hrsg.). (2012). Modellierung von Kompetenzen im Bereich der Bildung: Eine psychologische Perspektive [Special issue]. Psychologische Rundschau, 63(1). Materialien zum Bildungspolitischen Forum „Vermessung von Kompetenzen“ Materialien zu den einzelnen Vorträgen werden nach der Veranstaltung auf der SPP-Homepage online zur Verfügung gestellt. Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Tablet, Smartphone oder PDA ein, um direkt auf die SPPHomepage zu gelangen. Klieme, E., Fleischer, J., Grünkorn, J. & Leutner D. (in Vorbereitung). Competence Models for Assessing Individual Learning Outcomes and Evaluating Educational Processes. Klieme, E., Leutner, D. & Kenk, M. (Hrsg.). (2010). Kompetenzmodellierung – Zwischenbilanz des DFGSchwerpunktprogramms und Perspektiven des Forschungsansatzes. Zeitschrift für Pädagogik, 56. Beiheft. Koeppen, K., Hartig, J., Klieme, E. & Leutner, D. (2008). Current issues in competence modelling and assessment. Zeitschrift für Psychologie/Journal of Psychology, 216, 61–73. Leutner, D., Klieme, E., Fleischer, J. & Kuper, H. (Hrsg.). (2013). Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen: aktuelle Diskurse im DFG-Schwerpunktprogramm. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Sonderheft 18. Ein Exemplar der Publikation Leutner, Klieme, Fleischer und Kuper (2013) finden Sie in Ihrer Veranstaltungstasche. Neben dieser Printveröffentlichung steht dieses Sonderheft auch online frei zur Verfügung. Gehen Sie hierfür auf die Internetseite http://link.springer.com oder scannen Sie den folgenden QR-Code ein. Einige Exemplare der Publikation Koeppen, Hartig, Klieme und Leutner (2008) liegen am Informationsstand des Schwerpunktprogramms (Foyer EG, Casinogebäude) für Sie aus. 12 13 Programm Programmübersicht ab Anmeldung 10:00 Uhr 11:00 Uhr Begrüßung Übersicht über die parallelen Sessions Casinogebäude, Foyer EG Casinogebäude, Festsaal 1 Casinogebäude, Festsaal 1 11:15 Uhr Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev L eutner, Universität Duisburg-Essen, Sprecher des Schwerpunktprogramms „Kompetenzmodelle“ 11:35 Uhr Vortrag von Prof. Dr. Andreas Frey, Casinogebäude, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Festsaal 1 und Prof. Dr. Manfred Prenzel, Technische Universität München 12:00 Uhr Mittagspause 13:00 Uhr Parallele Sessions Moderiert von Tandems aus Bildungsforschung und Bildungsadministration zu den Themen: 1. Kompetenzveränderung im Längsschnitt 2. Rückmeldungen von Ergebnissen 3. Technologiebasierte Kompetenzerfassung 4. Messung von Lehrerkompetenzen 14:30 Uhr Kaffeepause 15:00 Uhr Science Talk zum Thema: „Wie vermessen ist es, Bildung zu messen?“ Casinogebäude, Mensa & Cafeteria 16:45 Uhr Ende der Veranstaltung 14 Prof. Dr. Knut Neumann (Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik – IPN) und Norbert Maritzen (Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung – IfBQ) 13:00-13:15 UhrBewertungskompetenz für systematisches Entscheiden in komplexen Situationen Nachhaltiger Entwicklung – Sabina Eggert Susanne Bögeholz/Marcus Hasselhorn/Rainer Watermann 13:15-13:30 UhrMetakognitives Wissen und bereichsspezifisches Vorwissen bei Schülern der Sekundarstufe: Eine Längsschnittstudie zur Erfassung der Relation beider Wissenskomponenten im Entwicklungsverlauf – Klaus Lingel/Nora Neuenhaus/ Cordula Artelt/Wolfgang Schneider 13:30-13:45 UhrLiterarästhetische Urteilskompetenz – Volker Frederking/ Sofie Henschel Hauptgebäude Raum 0.251 Raum 0.254 Raum 0.454 Raum 0.457 Casinogebäude, Foyer EG Casinogebäude, Festsaal 1 13:45-14:00 UhrDie Entwicklung physikalischer Kompetenz – Knut Neumann/Hans E. Fischer 14:00-14:30 UhrDiskussion 2. Rückmeldungen von Ergebnissen (Raum 0.254) Prof. Dr. Johannes Hartig (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung – DIPF) und Ulrich Steffens (Landesschulamt und Lehrkräfteakademie Hessen) 13:00-13:15 UhrNutzung und Auswirkungen der Kompetenzmessung in mathematischen Lehr-Lern-Prozessen – Katrin Rakoczy/ Birgit Harks Expertinnen und Experten: Prof. Dr. Martin Brunner, Institut für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, DIPF, Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds „Bildungspotenziale“ Dr. Jan Hofmann, Staatssekretär im Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt Prof. Dr. Eckhard Klieme, DIPF, Sprecher des Schwerpunktprogramms „Kompetenzmodelle“ Elfriede Ohrnberger, Ministerialdirigentin, Baye risches Staatsministerium für Unterricht und Kultus Prof. Dr. Annette Scheunpflug, Otto-FriedrichUniversität Bamberg Moderation: Peter Hanack, Mitglied im Leitungsteam der Frankfurter Rundschau 16:30 Uhr Abschluss und Ausblick 1. Kompetenzveränderung im Längsschnitt (Raum 0.251) 13:15-13:30 UhrHeuristisches Arbeiten mit Repräsentationen funktionaler Zusammenhänge – Diagnose mathematischer Kompetenzen – Renate Nitsch 13:30-13:45 UhrKompetenzorientierte Assessments in der kaufmännischen Berufsbildung – Esther Winther/Viola Klotz 13:45-14:00 UhrModellierung von Kompetenzen mit mehrdimensionalen IRT-Modellen – Katrin Hellrung/Johannes Hartig/Claudia Harsch 14:00-14:30 UhrDiskussion Casinogebäude, Festsaal 1 Casinogebäude, Festsaal 1 15 Programm 3. Technologiebasierte Kompetenzerfassung (Raum 0.454) Prof. Dr. Frank Goldhammer (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung – DIPF) und Dr. Isabella Benischek (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens – BIFIE) 13:00-13:15 UhrTheoriegeleitete Konstruktion von Aufgaben zur Erfassung des Problemlösens in dynamischen Situationen – Samuel Greiff/Joachim Funke 13:15-13:30 UhrComputergestütztes adaptives Assessment von Schülerkompetenzen beim heuristischen Arbeiten mit Repräsentationen funktionaler Zusammenhänge – Joachim Wirtz/Jan Henning-Kahmann 13:30-13:45 UhrMultidimensionale Kompetenzstrukturen in der beruflichen Bildung – Einflüsse betrieblicher und schulischer Ausbildungsvarianten auf die Kompetenz- und Motivationsentwicklung – Stephan Abele 13:45-14:00 UhrProzessdaten zur Kompetenzmodellierung – Johannes Naumann/Frank Goldhammer/Heiko R ölke/Annette Stelter 14:00-14:30 Uhr Diskussion 4. Messung von Lehrerkompetenzen (Raum 0.457) Prof. Dr. Tina Seidel (Technische Universität München – TUM) und Werner Klein (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland – KMK) 13:00-13:15 UhrEntwicklung und Überprüfung von Kompetenzmodellen zur integrativen Verarbeitung von Texten und Bildern – Annika Ohle/Nele McElvany/Wolfgang Schnotz/Holger Horz Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner 11:15-11:35 Uhr, Casinogebäude, Festsaal 1 Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner, Universität Duisburg-Essen Vermessung von Kompetenzen? Das Schwerpunktprogramm „Kompetenzmodelle“ aus Sicht der Initiatoren Die 2000er Jahre lassen sich kennzeichnen als eine Zeit, in der in Deutschland Large-Scale-Assessments der Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern als Instrumente des Bildungsmonitorings auf breiter Basis eingeführt wurden und – trotz kontroverser öffentlicher Diskussion – zunehmend Akzeptanz fanden. Grundlage dieser „Vermessung“ von Kompetenzen sind theoretische Vorstellungen darüber, wie Kompetenzen strukturiert sind, wie sie sich erfassen lassen und welcher Nutzen von ihrer Erfassung zu erwarten ist. Die Klärung solcher Grundfragen war das Leitmotiv, das zur Beantragung des Schwerpunktprogramms bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft führte. Detlev Leutner schildert in seinem Vortrag die Überlegungen, die zur Beantragung des Schwerpunktprogramms bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft führten und erläutert die projektübergreifenden Fragestellungen des Programms. Schließlich wird ein kurzer Überblick über die erzielten wissenschaftlichen Leistungen und Wirkungen außerhalb des Programms gegeben. 13:15-13:30 UhrDiagnostische Kompetenz von Grundschullehrkräften bei der Erstellung der Übergangsempfehlung: eine Analyse aus der Perspektive der sozialen Urteilsbildung – Cornelia Gräsel/Sabine Krolak-Schwerdt 13:30-13:45 UhrGrundlegende Bedingungen eines lernwirksamen Unterrichts erkennen. Untersuchungen zur pädagogischpsychologischen Kompetenz zukünftiger Lehrpersonen – Tina Seidel/Manfred Prenzel/Kathleen Stürmer/Gloria Jahn/ Stefanie Schäfer 13:45-14:00 Uhr Teacher Knowledge Experiment – Thilo Kleickmann 14:00-14:30 UhrDiskussion 16 17 Programm Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. Andreas Frey und Prof. Dr. Manfred Prenzel Abstracts zur Session „Kompetenzveränderung im Längsschnitt“ 11:35-12:00 Uhr, Casinogebäude, Festsaal 1 13:00-14:30 Uhr, Hauptgebäude, Erdgeschoss, Raum 0.251 Prof. Dr. Andreas Frey, Friedrich-Schiller-Universität Jena, und Prof. Dr. Manfred Prenzel, Technische Universität München Diese Session wird moderiert von Prof. Dr. Knut Neumann (LeibnizInstitut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik – IPN) und Norbert Maritzen (Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung – IfBQ). Das Schwerpunktprogramm „Kompetenzmodelle“: Ein dialogischer Rück- und Ausblick Andreas Frey und Manfred Prenzel reflektieren in einem Gespräch Besonderheiten und Kriterien eines DFG-Schwerpunktprogramms und wenden diese dann auf das Schwerpunktprogramm (SPP) „Kompetenzmodelle“ an. Auf diese Weise erzählen sie die Geschichte des SPPs „Kompetenzmodelle“, berichten über inhaltliche sowie methodische Herausforderungen und diskutieren potentielle Stolpersteine auf dem Weg von der Theorie hin zur praktischen Anwendung. Dabei nehmen sie auch in den Blick, wie interdisziplinäre Forschung mit internationalem Anspruch gelingen kann und welche Rolle der wissenschaftliche Nachwuchs dabei spielt. Basierend auf diesen Überlegungen ordnen sie Ziele, Struktur und Ertrag des SPPs in einen bildungspolitischen Kontext ein und skizzieren aus dem SPP hervorgehende Zukunftsperspektiven. Neben dem Dialog beziehen sie aber auch die am SPP Mitwirkenden ein, um einige Ergebnisse der langjährigen Arbeit sichtbar werden zu lassen. 18 Die präsentierenden Projekte sind im Folgenden mit Projektkurztitel, vollständigem Projekttitel und Namen des bzw. der Präsentierenden aufgeführt. (1) Bewertungskompetenz – Bewertungskompetenz für systematisches Entscheiden in komplexen Situationen Nachhaltiger Entwicklung Dr. Sabina Eggert, Georg-August-Universität Göttingen/ Prof. Dr. Susanne Bögeholz, Georg-August-Universität Göttingen/ Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, DIPF/ Prof. Dr. Rainer Watermann, Freie Universität Berlin Das Projekt Bewertungskompetenz beschäftigte sich in den drei Phasen des DFG-Schwerpunktprogramms u. a. mit der Frage, wie sich die Bewertungskompetenz von Lernenden im Biologieunterricht durch Interventionen fördern lässt und inwiefern man Kompetenzveränderungen adäquat messen kann. Im Vortrag werden Ergebnisse einer Trainingsstudie zur Förderung von Bewertungskompetenz in der Sekundarstufe 1 vorgestellt. Bewertungskompetenz wird im Projekt als die Fähigkeit von Lernenden verstanden, komplexe Umweltproblemsituationen analysieren sowie Lösungsansätze entwickeln und bewerten zu können, um anschließend begründet Entscheidungen im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung unserer Umwelt treffen zu können. An der Studie nahmen 258 Schülerinnen und Schüler der siebten Jahrgangsstufe in Niedersachsen teil. Der Unterricht wurde zuvor gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern in einer Lerngemeinschaft entwickelt und von diesen dann in ihrem eigenen Unterricht eingesetzt. Die Veränderung der Bewertungskompetenz bei den Schülerinnen und Schülern wurde durch eine VortestNachtest Messung erhoben. 19 Programm Mit der Studie sollten sowohl inhaltliche als auch auswertungsmethodische Fragen untersucht werden. Auf inhaltlicher Ebene wurde der Frage nachgegangen, inwiefern Kooperatives Lernen für die Förderung von Bewertungskompetenz geeignet ist und inwiefern ein zusätzliches metakognitives Training, welches Lernende in der Reflexion über Bewertungsprozesse unterstützt, besonders lernförderlich ist. Die Ergebnisse zeigen, dass durch beide Trainings ein Zuwachs an Bewertungskompetenz bei den Schülerinnen und Schülern erreicht werden konnte. Lernende, die ein zusätzliches metakognitives Training erhielten, waren zum Nachtest jedoch nicht signifikant besser. Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, welche Teilprozesse von Bewertungskompetenz im Unterricht besonders gut umgesetzt wurden und welche bei einem erneuten Einsatz noch optimiert werden müssten. Auf methodischer Ebene wurde der Frage nachgegangen, inwiefern das eingesetzte Testinstrument zur Bewertungskompetenz geeignet ist neben Istzustanderhebungen auch Kompetenzzuwächse bei Lernenden im Sinne einer Veränderungsmessung erfassen zu können. Dazu wurden die Daten mit Hilfe des Rasch Partial-Credit Modells analysiert. Die Ergebnisse der Modellierung zeigten, dass das Testinstrument grundsätzlich für Veränderungsmessungen eingesetzt werden kann, dass es aber auch methodische Grenzen gibt, über die im Vortrag berichtet wird. (2) EWIKO – Metakognitives Wissen und bereichsspezifisches Vorwissen bei Schülern der Sekundarstufe: Eine Längsschnittstudie zur Erfassung der Relation beider Wissenskomponenten im Entwicklungsverlauf Klaus Lingel, Universität Würzburg/ Dr. Nora Neuenhaus, Universität Bamberg/ Prof. Dr. Cordula Artelt, Universität Bamberg/ Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Universität Würzburg Großangelegte Vergleichsstudien in der Sekundarstufe wie PISA weisen für das mehrgliedrige deutsche Bildungssystem konsistent deutliche Schulartunterschiede aus. In der Regel sind diese Studien querschnittlich angelegt und bilden Leistungsunterschiede damit lediglich als Momentaufnahme ab. Die nicht weniger interessanten Fragen, wann die Unterschiede zwischen den Schülern der Schularten entstehen und wie sich die Unterschiede im Verlauf des Schulbesuchs verändern, lassen sich nur mit längsschnittlichen Studien beantworten. 20 In der EWIKO-Studie wurde ein längsschnittliches Design realisiert. 928 Schülerinnen und Schüler aus 24 nordbayerischen Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen wurden vom Beginn der Sekundarstufe I in der fünften bis zum Ende der siebten Jahrgangsstufe in der Entwicklung ihrer Mathematik- und Leseleistungen beobachtet. Die Daten von drei Messzeitpunkten ermöglichen sowohl die Analyse der Ausgangsunterschieden, mit denen die Schüler in die Schularten der Sekundarstufe I eingetreten sind, als auch den Vergleich der Entwicklungsgewinne, den sie in diesen Schularten erzielt haben. Erste bereits vorliegende Auswertungen weisen in beiden Domänen auf eine allgemeine, kontinuierliche und annähernd lineare Kompetenzzunahme der Schüler in den ersten Jahren der Sekundarstufe hin. Sowohl in den Mathematik- als auch in den Leseleistungen sind am Beginn der fünften Jahrgangsstufe bedeutsame Unterschiede zwischen den Schülern der drei Schularten festzustellen. Neben diesem aufgrund der leistungsbezogenen Schulartzuweisung erwartbaren Befund zeigen sich auch unterschiedliche Entwicklungsveränderungen in den Schularten. Insbesondere in den Gymnasien waren stärkere Entwicklungsgewinne zu beobachten als in Real- und Hauptschulen. Die allgemeinen Veränderungsprofile in beiden Domänen zeigen große Ähnlichkeiten. Zusätzlich korrespondieren auch die individuellen Entwicklungsveränderungen der Schüler in Mathematik und Lesen relativ eng. Diese Befunde, die für zunehmende Schulartunterschiede sprechen, legen die Existenz von differentiellen Entwicklungsmilieus in den drei Schularten nahe. Durch die bislang verfügbaren, rein deskriptiven Auswertungen der EWIKO-Studie lässt sich allerdings noch nicht klären, worin die Ursachen für diese offensichtlich unterschiedlich wirksamen Lernumgebungen liegen. (3) LUK – Literarästhetische Urteilskompetenz Prof. Dr. Volker Frederking, Friedrich-Alexander Universität Erlangen- Nürnberg/ Sofie Henschel, Humboldt-Universität zu Berlin Die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit literarischen Texten nimmt in den Bildungsstandards für das Fach Deutsch in der Sekundarstufe I und II wie auch in der Literaturdidaktik eine prominente Stellung ein. Lange Zeit fehlten allerdings belastbare empirische Erkenntnisse zu der Frage, ob das Verstehen 21 Programm literarischer und nicht-literarischer Texte voneinander abgrenzbare Kompetenzbereiche darstellen. Im Projekt „Literarästhetische Urteilskompetenz“ (LUK) ist der Versuch unternommen worden, einen Beitrag zur Beseitigung dieses Desiderats zu leisten. Im Zentrum stand dabei die empirische Überprüfung eines auf der Grundlage der Theorie der ästhetischen Semiotik entwickelten Modells der literarischen Textverstehenskompetenz. In den insgesamt sechs Jahren Laufzeit des Projektes konnte die Annahme, dass das Verstehen literarischer Texte vom Verstehen expositorischer Texte abgrenzbar ist, im Rahmen verschiedener Studien mehrfach empirisch gestützt werden. Zudem ist es gelungen, die Unterscheidbarkeit dieser Kompetenzen anhand differenzieller Zusammenhängen zu motivationalen und affektiven Determinanten des Textverstehens zu erhärten. Ausgehend vom theoretischen Modell der literarästhetischen Urteils- bzw. Verstehenskompetenz sollen im Rahmen des Vortrages Befunde zur Entwicklung des literarischen Textverstehens über einen Zeitraum von 18 Monaten vorgestellt und reflektiert werden. Auf dieser Basis lässt sich überdies diskutieren, in welchen Bereichen Ansatzpunkte für eine evidenzbasierte Entwicklung der literarischen Verstehenskompetenz im Literaturunterricht bestehen. Weiter soll skizziert werden, um welche Subfacetten das Modell der literarischen Textverstehenskompetenz zu erweitern ist, um die Anwendbarkeit im Literaturunterricht zu optimieren. Verständnisses von Energie als Folge des Unterrichts im Fach Physik in der Sekundarstufe I beschreibt, und darauf aufbauend die Untersuchung der Entwicklung des Energieverständnisses in der Sekundarstufe I für verschiedene Curricula. Dazu wurde zunächst ein Modell auf Basis der umfangreichen Forschung zu Schülervorstellungen von Energie theoretisch begründet und durch Aufgaben operationalisiert, die in einer Querschnittsstudie mit N = 1856 Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 6, 8 und 10 normiert wurden. Auf dieser Grundlage wurden dann spezifische Testhefte für die Jahrgänge 6 bis 9 zusammengestellt. In einem anschließenden Längsschnitt von N = 504 Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulen wurde die Entwicklung des Energieverständnisses vom Ende des 6. bis zum Ende des 9. Jahrgangs erhoben. Die Befunde beider Studien unterstützen die zentralen Annahmen des Modells. Sie zeigen darüber hinaus einen deutlichen Einfluss unterschiedlicher (Schul-) Curricula. Über die empirische Prüfung des entwickelten Modells und die Bereitstellung entsprechender Testinstrumente hinaus, liefert das Modell damit wichtige Erkenntnisse über curricular bedingte Brüche in der Entwicklung physikalischer Kompetenz. Im Vortrag wird nach einer Einführung und einem kurzen Überblick über den Forschungsstand zur Entwicklung des Energieverständnisses das Modell sowie die Operationalisierung des Modells vorgestellt. Darauf aufbauend werden die zentralen Ergebnisse der Normierungsstudie zusammengefasst. Anschließend werden die Befunde des Längsschnitts präsentiert und hinsichtlich der Schlussfolgerung für die Gestaltung erfolgreichen Physikunterrichts diskutiert. (4) Physikalische Kompetenzen – Die Entwicklung physikalischer Kompetenz Prof. Dr. Knut Neumann, IPN/ Prof. Dr. Hans E. Fischer, Universität Duisburg-Essen National und international hat sich die Entwicklung einer naturwissenschaftlichen Grundbildung als zentrales Ziel des Unterrichts in den Naturwissenschaften durchgesetzt. Statt eines umfassenden Faktenwissens sollen die Schülerinnen und Schüler nun Kompetenz auf Basis eines tieferen Verständnisses zentraler Konzepte des Faches und der Naturwissenschaften insgesamt erwerben. Bisher fehlt es jedoch an Modellen, die die systematische Entwicklung eines solchen Verständnisses im Unterricht in den jeweiligen Fächern erlauben würden. Ziel des Projekts „Entwicklung physikalischer Kompetenz in der Sekundarstufe I“ war daher die Entwicklung und empirische Prüfung eines Modells, das die Entwicklung des 22 23 Programm Abstracts zur Session „Rückmeldungen von Ergebnissen“ 13:00-14:30 Uhr, Hauptgebäude, Erdgeschoss, Raum 0.254 Diese Session wird moderiert von Prof. Dr. Johannes Hartig (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung – DIPF) und Ulrich Steffens (Landesschulamt und Lehrkräfteakademie Hessen). darin trainiert wurden, Lernenden eine solche Rückmeldung zu geben. Die Wirkung dieser Intervention auf Leistungsund Interessensentwicklung wurde mit der Wirkung einer Kontrollintervention verglichen. Die präsentierenden Projekte sind im Folgenden mit Projektkurztitel, vollständigem Projekttitel und Namen des bzw. der Präsentierenden aufgeführt. Im vorliegenden Beitrag wird zunächst auf Annahmen und Erkennt nisse zur Wirkung und Gestaltung von formativem Assessment eingegangen, bevor die Anlage des Projekts sowie ausgewählte Ergebnisse des Labor- und Feldexperiments dargestellt werden. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Darstellung der eingesetzten Instrumente zur Umsetzung formativen Assessments in der schulischen Praxis gelegt. (1) Co²CA – Nutzung und Auswirkungen der Kompetenzmessung in mathematischen Lehr-LernProzessen (2) HEUREKO – Heuristisches Arbeiten mit Repräsentationen funktionaler Zusammenhänge – Diagnose mathematischer Kompetenzen Dr. Katrin Rakoczy, DIPF/ Birgit Harks, DIPF Renate Nitsch, Technische Universität Darmstadt Formatives Assessment gilt als eine aufgrund bisheriger Befunde besonders vielversprechende Form der Leistungsbeurteilung (z. B. Black & Wiliam, 2009). Im Projekt „Conditions and Consequences of Classroom Assessment“ wird untersucht, wie formatives Assessment im Mathematikunterricht gestaltet werden sollte, um sowohl eine präzise und detaillierte Leistungsdiagnose zu ermöglichen als auch den anschließenden Lehr-Lernprozess durch Rückmeldung an die Lernenden positiv zu beeinflussen. Im Projekt wurden zunächst im Rahmen einer Skalierungsstudie Mathematikaufgaben entwickelt, erprobt und skaliert. Die Aufgaben und ihre Kennwerte bildeten die Grundlage für die nächsten beiden Schritte: ein Labor- und ein Feldexperiment. Im Laborexperiment wurde Rückmeldung als ein zentraler Bestandteil von formativem Assessment genauer untersucht. Basierend auf Befunden bisheriger Rückmeldeforschung wurde eine „lösungsprozessbezogene“ Rückmeldung entwickelt, welche den Lernenden Hinweise zu Stärken und Schwächen gibt und spezifische Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigt. Ihre Wirkung auf die Leistungs- und Interessenentwicklung wurde mit der Wirkung von sozial vergleichender Rückmeldung in Form von Noten, welche im schulischen Alltag üblich ist, verglichen. Es zeigte sich, dass sich lösungsprozessbezogene Rückmeldung vermittelt über die Wahrnehmung der Lernenden positiv auf die Leistungs- und Interessenentwicklung auswirkt (vgl. z. B. Rakoczy, Harks, Klieme, Blum & Hochweber, 2013). Im anschließenden Feldexperiment wurde lösungsprozessbezogene Rückmeldung in den Mathematikunterricht implementiert, indem Lehrkräfte Der Umgang mit mathematischen Darstellungsformen und der Wechsel zwischen diesen werden als mathematische Schlüsselfähigkeit angesehen. Im Projekt HEUREKO (HEUristisches Arbeiten mit REpräsentationen funktionaler Zusammenhänge und der Diagnose mathematischer Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern) wurde ein Kompetenzstrukturmodell theoretisch postuliert und empirisch überprüft, das verschiedene Darstellungswechsel zwischen Graph, Tabelle, Gleichung und situativer Beschreibung enthält. Auf der Grundlage dieses Modells wurde ein praxistaugliches Diagnoseinstrument entwickelt, das typische Lernschwierigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu linearen und quadratischen Funktionen erfassbar macht. Dabei werden die Darstellungswechsel zwischen situativer Beschreibung, Graph und Gleichung fokussiert. Einige der Aufgaben enthalten zudem typische Fehlvorstellungen wie den Graph-als-BildFehler oder die Verwechslung von Steigung und Höhe. Zu jedem Darstellungswechsel bearbeiten die Schülerinnen und Schüler mindestens zwei Aufgaben mit einer Identifizierungshandlung (Multiple-Choice-Format) und eine Aufgabe mit einer zusätzlichen Realisierungshandlung (offenes Antwortformat). In einer ReAnalyse des Datensatzes von HEUREKO konnte gezeigt werden, dass diese Handlungen unterschiedliche Anforderungen beinhalten, sodass die Vermutung besteht, dass durch die Berücksichtigung beider Handlungen eine differenzierte Diagnose erfolgen kann. Zur Generierung der Distraktoren der Multiple-Choice-Items wurden die Testheftbearbeitungen aus HEUREKO herangezogen. 24 25 Programm Das Diagnoseinstrument wurde bereits in einer Stichprobe von N=93 Schülerinnen und Schülern erprobt. Hierbei wurden zusätzlich zum schriftlichen Test diagnostische Interviews mit 16 Schülerinnen und Schülern geführt, um herauszufinden, ob die Distraktoren tatsächlich für die vermuteten Schwierigkeiten stehen. Die Ergebnisse bestätigen diese Annahme und werden im Rahmen dieses Beitrags berichtet. Ein längerfristiges Ziel besteht in der Generierung einer automatischen Auswertung des Testinstruments und einer implementierten Rückmeldung sowohl für Lehrerinnen und Lehrer als auch für Schülerinnen und Schüler in einem online-Tool. Aufbauend auf der Diagnose individueller Lernschwierigkeiten sollen Nachlern-Materialien zum Einsatz kommen, die zurzeit entwickelt werden. In einem nächsten Schritt kann dann das Gesamtkonzept zur Intervention im Unterricht erprobt werden. (3) Kaufmännische Berufsausbildung – Kompetenz orientierte Assessments in der kaufmännischen Berufsbildung Prof. Dr. Esther Winther, Universität Paderborn/ Viola Klotz, Universität Paderborn International konsensfähig ist, dass kompetenzorientierte Aufgaben und Assessments in kongruenter Beziehung zu den Zielen, spezifischen Inhalten und Arbeitshandlungen sowie -techniken eines Faches oder eine Domäne stehen müssen (u. a. Pellegrino, Chudowsky & Glaser 2001). Neben der intensiven Auseinandersetzung mit den inhaltlich-formalen Gegebenheiten eines spezifischen Faches impliziert diese Forderung auch einen tiefer gehenden Blick auf die dem Kompetenzerwerb zu Grunde liegenden Lernprozesse sowie auf Fragen der didaktischen Ausgestaltung kompetenzorientierter Instruktion. Kompetenzforschung und die hier erzielten Evidenzen können durchaus – und dies ist ein wesentlich praktischer Beitrag – Motor für didaktische Innovation und Gestaltung sein. Um didaktische Anleitung geben zu können, werden für den Bereich der kaufmännischen Bildung drei Säulen der Ergebnisrückmeldung vorgeschlagen: (1) die Entmystifizierung des Konvolutes Kompetenz, (2) die Einführung der Curriculum-Instruktion-Assessment Triade als fachdidaktisches Leitbild sowie (3) die Erstellung von Blaupausen für kompetenzorientierte Aufgabenkonstruktionen. Über diese drei Säulen wird die Überzeugung transportiert, dass Kompetenzmessungen und deren Befunde vornehmlich der 26 Verbesserung von Lern- und Arbeitsprozessen dienen sollen. Verfahren der Kompetenzmessung sollten daher so aufbereitet sein, dass sie – vor allem als Bestandteil von komplexen Lehr-LernArrangements – curricular abgesichert als instruktionale Vorgaben dienen können; dies gilt gleichermaßen für die Rückmeldung der Befunde (u.a. Winther, 2010; Achtenhagen & Winther, 2011). (4) MIRT – Modellierung von Kompetenzen mit mehr dimensionalen IRT-Modellen Katrin Hellrung, DIPF/ Prof. Dr. Johannes Hartig, DIPF/ Dr. Claudia Harsch, University of Warwick Im Projekt „Modellierung von Kompetenzen mit mehrdimensionalen IRT-Modellen“ (MIRT) wurde die Auswertung von Tests zur Erfassung fremdsprachlicher Hör- und Leseverstehenskompetenzen mit verschiedenen psychometrischen Modellen untersucht. In diesem Kontext wurde auch der Frage nachgegangen, welche Formen der Auswertung und Ergebnisaufbereitung von standardisierten Tests für Lehrkräfte verständlich und nützlich sind. In der hier vorgestellten Studie wurden 48 Sprachlehrer angeleitet, sich mit Testergebnissen auseinander zu setzen, die auf verschiedenen psychometrischen Auswertungsmodellen und Referenznormen basierten: a) kriteriumsorientiertes Feedback mit den separaten Dimensionen reading comprehension und listening comprehension; b) sozial vergleichendes Feedback mit den separaten Kompetenzen reading comprehension und listening comprehension und c) sozial vergleichendes Feedback mit der allgemeinen Kompetenzdimension text comprehension und einer speziellen Hördimension auditory memory. Anschließend wurden die Lehrkräfte bezüglich ihrer Erwartungen, Wünsche und Bedürfnisse sowie der Verständlichkeit und wahrgenommenen Nützlichkeit der Rückmeldungen befragt. Alle Formen der Rückmeldung wurden als sehr verständlich eingeschätzt; hinsichtlich des potenziellen Nutzens schnitt Variante (a) (kriteriumsorientiertes Feedback) am besten ab. Der Wunsch nach zusätzlichen Informationen wurde insbesondere bei Variante (b) geäußert. Die offenen Antworten in der Befragung zeigen unter anderem, dass die Art der Auswertung und Aufbereitung die aus den Testergebnissen gezogenen praktischen Konsequenzen für den Unterricht beeinflusst. 27 Programm Abstracts zur Session „Technologiebasierte Kompetenzerfassung“ 13:00-14:30 Uhr, Hauptgebäude, Erdgeschoss, Raum 0.454 Diese Session wird moderiert von Prof. Dr. Frank Goldhammer (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung – DIPF) und Dr. Isabella Benischek (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens – BIFIE). Die präsentierenden Projekte sind im Folgenden mit Projektkurztitel, vollständigem Projekttitel und Namen des bzw. der Präsentierenden aufgeführt (1) Dynamisches Problemlösen – Theoriegeleitete Kons truktion von Aufgaben zur Erfassung des Problemlösens in dynamischen Situationen Dr. Samuel Greiff, Université du Luxembourg/ Prof. Dr. Joachim Funke, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Computer als Vehikel zur Kompetenzerfassung bieten eine Reihe von Vorteilen, die es ermöglichen die Effizienz und die Genauigkeit von Testverfahren generell zu verbessern. Darüber hinaus aber erlauben sie die Simulation von komplexen Anforderungssituationen und bieten damit das Potential, Fähigkeiten und Fertigkeiten messbar zu machen, die über klassische papierbasierte Verfahren nicht oder nur sehr schwer zugänglich sind. Dieser Beitrag diskutiert Komplexes Problemlösen als Beispiel einer solchen Fähigkeit. Es werden die im Rahmen des Schwerpunktprogrammes entwickelten konzeptionellen Ansätze und Messinstrumente zum Komplexen Problemlösen vorgestellt und in ihrer Bedeutung für die internationale Bildungsforschung diskutiert. Dabei wird im Besonderen dargestellt, wie die wissenschaftlichen Entwicklungen aus dem Projekt unmittelbar Eingang in die internationale PISA 2012 Erhebung gefunden haben und welche Rolle Komplexes Problemlösen in PISA gerade auch in Abgrenzung zu den traditionellen fachspezifischen Domänen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen in PISA 2012 gespielt hat und auch in PISA 2015 spielen wird. Die sich daraus ergebenden Implikationen und Potentiale für die Bildungsforschung und Bildungspolitik am Standort Deutschland werden erörtert und im Gesamtkontext des Schwerpunktprogramms andiskutiert. 28 (2) HEUREKO-CAT – Computergestütztes adaptives Assessment von Schülerkompetenzen beim heuristische Arbeiten mit Repräsentationen funktionaler Zusammenhänge Prof. Dr. Markus Wirtz, Pädagogische Hochschule Freiburg/ Dr. Jan Henning-Kahmann, Pädagogische Hochschule Freiburg In der Mathematikdidaktik gilt die Fähigkeit zum Arbeiten mit verschiedenen Repräsentationsformen (graphisch (=G), numerisch (=N), situational (=S), algebraisch) und dem Wechsel zwischen diesen als Schlüsselkompetenz für die Entwicklung des funktionalen Denkens und des mathematischen Problemlösens. Als Basis zur Erfassung der zugrundeliegenden Kompetenzen wurde ein curricular valider Itempool für die 7. und 8. Klassenstufe (N = 111 paperpencil-Items) entwickelt, der von N = 1351 Gymnasialschüler/-innen beantwortet wurde. Mittels multidimensionaler IRT-Modelle wurde eine vierdimensionale Kompetenzstruktur nachgewiesen (Wechsel ‚S-G‘ ‚S-N‘, ‚N‘, ‚G‘). Um eine zuverlässige Erfassung der zentralen Dimensionen in der diagnostischen Praxis zu ermöglichen, wurde für die beiden Kerndimensionen ‚S-G‘ und ‚S-N‘ eine computerbasierte adaptive Textprozedur (CAT) entwickelt: (1) Es wurden zwei Itempools mit 91 bzw. 75 Items entwickelt; (2) Diese Items wurden in Computerformate übersetzt, sodass diese rein computeradministriert bearbeitet werden konnten; (3) N = 1726 Schüler (77 7. und 8. Klassen) wurden die Items in Testheften mit 35 Items zur Bearbeitung am Laptop vorgegeben; (4) Mittels IRT-basierter Datenanalyse wurden eindimensionale Itemgruppen für die beiden Dimensionen ‚S-G‘ bzw. ‚S-N’ ermittelt. Diese bilden die Basis für die CAT-Prozedur: (1) Den Schüler/-innen wird ein Item mittlerer Schwierigkeit vorgegeben. (2) Auf Basis der Beantwortung werden die Schülerfähigkeit und deren Standardfehler/Genauigkeit geschätzt. (3) Es wird dasjenige Item identifiziert, das – gegeben durch die individuelle Fähigkeitsschätzung – den höchsten Informationsgehalt besitzt. (4) Auf Basis der Schülerantwort wird die Fähigkeit und deren Schätzgenauigkeit erneut ermittelt. (5) Diese Prozedur wird wiederholt bis eine definierte Genauigkeit der Fähigkeitsschätzung erreicht wurde. Eine solche CAT-Prozedur ermöglicht eine individualisierte und maximal effiziente Erfassung von Schülerkompetenzen: Eine hohe Genauigkeit kann mit einer minimalen Itemanzahl erreicht werden, da Schüler/-innen lediglich diejenigen Items bearbeiten, die vor dem Hintergrund des jeweiligen Antwortverhaltens einen maximalen Informationsgewinn erwarten lassen. In HEUREKO-CAT konnte dieses Vorgehen in einem zentralen Bereich der Mathematikdidaktik prototypisch realisiert und in der Praxis umgesetzt werden. 29 Programm (3) Multidimensionale Kompetenzstrukturen in der beruflichen Bildung – Einflüsse betrieblicher und schulischer Ausbildungsvarianten auf die Kompetenzund Motivationsentwicklung Stephan Abele, Universität Stuttgart In unserem Projekt verwenden wir zur Erfassung berufsfachlicher Kompetenzen drei Instrumenttypen: (1) einen Wissenstest zur Erfassung handlungsrelevanten, jedoch nicht direkt auf berufliche Handlungssituationen bezogenen Fachwissens, (2) einen Test zur Erfassung des in konkreten beruflichen Handlungssituationen notwendigen expliziten Handlungswissens und (3) einen Test zur Erfassung der fachspezifischen Problemlösefähigkeit. Mit diesen Testzuschnitten sind wesentliche kognitive Kompetenzfacetten des CLARION Modells (Abele 2013; Sun 2002) abgedeckt. Sowohl der Test zur Erhebung des Handlungswissens als auch jener zur Erfassung der fachspezifischen Problemlösefähigkeit sind technologiebasiert: Im ersten Fall kommen Videovignetten zum Einsatz, im zweiten Fall computerbasierte Simulationen technischer Systeme, in denen die Ursachen technischer Fehlzustände zu diagnostizieren sind. In unserer Präsentation stellen wir zunächst diese beiden Testformate vor. Im Anschluss daran referieren wir Ergebnisse zu deren ökologischer Validität, die wir intensiv untersucht haben. Abschließend gehen wir auf einige Problemfelder beider Testformate ein (hohe Testzeiten, hoher Erhebungsaufwand, technische Probleme), und wir diskutieren eine Lösungsmöglichkeit des Reliabilitäts-Validitätsproblems, das im berufsbildenden Bereich in verschärfter Form auftritt. (4) ProKom – Prozessdaten zur Kompetenzmodellierung Dr. Johannes Naumann, DIPF/ Prof. Dr. Frank Goldhammer, DIPF/ Dr. Heiko Rölke, DIPF/ Annette Stelter, DIPF Die Modellierung des Zusammenhangs von Performanz und Aufgabenbearbeitungsverhalten in Testsituationen trägt dazu bei, die Bedeutung des gemessenen (Kompetenz-) Konstrukts transparent zu machen, das Zustandekommen von Testergebnissen zu erklären, oder die Messgenauigkeit zu steigern. Traditionelle Modelle des Testverhaltens (z. B. IRT-Modelle) modellieren selbiges ausschließlich als eine Funktion der durch den Test erfassten Personeneigenschaft (z. B. Kompetenz) und der Schwierigkeit der Testaufgabe. Unberücksichtigt bleiben dabei Merkmale des Aufgabenbearbeitungsprozesses. Wir stellen ein Rahmenmodell 30 der Performanz bei Kompetenztests (Naumann, 2011) vor, in dem als proximale Prädiktoren des Bearbeitungsergebnisses in einer Testaufgabe kognitive und behaviorale Bearbeitungsprozesse angesetzt werden. Diese sind ihrerseits determiniert durch Ressourcen (v. a. prozedurale und deklarative Wissensbestände) auf Seiten der Testperson und Verarbeitungsanforderungen auf Seiten der Aufgabe. Wir verwenden Ausschnitte dieses Modells zur Erklärung der Performanz in den Literacy- und Problemlösetest des OECD Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC). Als Prozessindikator betrachten wir die Bearbeitungszeit pro Aufgabe. Als Aufgabenmerkmale betrachten wir die Aufgabenschwierigkeit und die Zahl der benötigten Teilschritte. Wir zeigen, dass die Bearbeitungszeit eng mit dem Bearbeitungsergebnis zusammenhängt, wobei der Zusammenhang durch die Aufgabenschwierigkeit moderiert wird: Während bei leichten Aufgaben kurze Bearbeitungszeiten mit höheren Lösungswahrscheinlichkeiten assoziiert sind, sind Personen bei schweren Aufgaben dann erfolgreicher, wenn sie mehr Zeit in die Lösung der Aufgabe investieren (Goldhammer, Naumann, Stelter, Rölke, Tóth & Klieme, in press). Darüber hinaus zeigen wir, dass bei Problemlöseaufgaben die Bearbeitungszeit während verschiedener Bearbeitungsphasen differenziell mit dem Bearbeitungsergebnis Zusammenhängt: Der für Problemlöseaufgaben charakteristische positive Zusammenhang zwischen Bearbeitungszeit und Lösungserfolg findet sich vor allem während der aktiven Bearbeitung. Für die Phase, in der mutmaßlich die Lösung der Aufgabe geplant wird, ergibt sich ein negativer Zusammenhang, und zwar insbesondere bei Aufgaben, die nur wenige Teilschritte erfordern. Insgesamt belegen diese Ergebnisse, dass die Lösung von Aufgaben in Kompetenztests von Bearbeitungsprozessmerkmalen mit abhängt, die nicht selbst Teil der ursprünglichen Operationalisierung des Kompetenzkonstrukts sind. Wir diskutieren, inwieweit Prozessmerkmale – etwa die Allokation von Bearbeitungszeit für schwere Aufgaben – zur Operationalisierung von Kompetenzkonstrukten fruchtbar gemacht werden können. 31 Programm Abstracts zur Session „Messung von Lehrerkompetenzen“ 13:00-14:30 Uhr, Hauptgebäude, Erdgeschoss, Raum 0.457 Diese Session wird moderiert von Prof. Dr. Tina Seidel (Technische Universität München – TUM) und Werner Klein (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland – KMK). Die präsentierenden Projekte sind im Folgenden mit Projektkurztitel, vollständigem Projekttitel und Namen des bzw. der Präsentierenden aufgeführt. (1) BiTe – Entwicklung und Überprüfung von Kompetenzmodellen zur integrativen Verarbeitung von Texten und Bildern Dr. Annika Ohle, Technische Universität Dortmund/ Prof. Dr. Nele McElvany, Technische Universität Dortmund/ Prof. Dr. Wolfgang Schnotz, Universität Koblenz-Landau/ Prof. Dr. Holger Horz, GoetheUniversität Frankfurt am Main Lehrkräften kommt eine zentrale Rolle bei der Gestaltung von LehrLernprozessen zu. Besonders bei kognitiv anspruchsvollen Aufgaben, wie der Integration von Informationen aus zwei unterschiedlichen Quellen (z.B. Bild und Text), sind adäquate Lehrkraftkompetenzen unabdingbar. In der Grundschule ist die Schülerschaft (SuS) durch eine hohe Heterogenität gekennzeichnet, was eine weitere Herausforderung für Lehrkräfte darstellt. Vor diesem Hintergrund untersucht die Studie „Bild-Text-Integration“ (BiTe) Kompetenzen von Lehrkräften, Unterrichtsqualität und Kompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern beim Lehren und Lernen mit Texten und instruktionalen Bildern. Einstellungen, Motivation und selbstbezogene Kognitionen von Lehrkräften bilden einen Teil ihrer professionellen Kompetenz. Im Rahmen der Präsentation stehen daher zwei Forschungsfragen im Fokus: 1.Über welche Einstellungen, Motivation und selbstbezogenen Kognitionen zur Bild-Text-Integration allgemein verfügen Grundschullehrkräfte und in welchem Zusammenhang stehen diese zur Unterrichtsqualität und zur Akkuratheit von Lehrkrafturteilen? 2.Über welche Einstellungen zur Diagnostik verfügen Grundschullehrkräfte im Bereich der Bild-Text-Integration? 32 Die untersuchte Stichprobe setzt sich aus N = 76 Lehrkräften und ihren vierten Klassen (N = 1.429 SuS) zusammen. Folgende Merkmale der Lehrkräfte in Bezug auf Bild-Text-Materialien und diesbezügliches Unterrichten wurden durch Fragebögen mit 4-stufigen Likert-Skalen erfasst: • Einstellung zu Nützlichkeit • Negative Emotionen beim Unterrichten •Motivation •Selbstwirksamkeitsüberzeugungen • Einstellung zur Wichtigkeit von Diagnostik • Motivation zur Diagnostik • Selbstwirksamkeit bei der Diagnostik • Selbstreflexion bei der Diagnostik Die Qualität des Unterrichts wurde über Schülerfragebögen erfasst u.a. zu Aspekten wie: • Nützlichkeit von Lehrkrafterklärungen • Motivierung durch die Lehrkraft • Einsatzhäufigkeit von Bild-Text-Material im Unterricht Mehrebenenanalysen geben erste Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Lehrermerkmalen und Unterrichtsqualität. Konfirmatorische Faktorenanalysen bestätigen, dass die diagnostikbezogenen Skalen unabhängig, aber untereinander korreliert sind. Die Studie stellt Zugewinn durch die theoriebasierte Entwicklung von Instrumenten im Bereich Bild-Text-Integration sowie empirische Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Lehrermerkmalen und Unterrichtsqualität dar. Für die Lehreraus- und -fortbildung sind die Ergebnisse relevant, da Bild-Text-Integration bisher nicht systematisch in die universitäre Ausbildung integriert ist und es noch wenig Forschung zu erforderlichen Lehrerkompetenzen beim Unterrichten mit Bild-Text-Material gibt. (2) Diagnostische Kompetenzen – Diagnostische Kompetenz von Grundschullehrkräften bei der Erstellung der Übergangsempfehlung: eine Analyse aus der Perspektive der sozialen Urteilsbildung Prof. Dr. Cornelia Gräsel, Bergische Universität Wuppertal/ Prof. Dr. Sabine Krolak-Schwerdt, Université du Luxembourg Obwohl sich die Durchlässigkeit des Bildungswesens in den letzten Jahren beträchtlich erhöht hat, ist die Wahl der Schulform nach 33 Programm der vierten Klasse eine bedeutsame Bildungsentscheidung. Bei dieser Entscheidung spielt die von den Grundschullehrkräften erteilte Übergangsempfehlung eine bedeutende Rolle. Auch in den Bundesländern, in denen die Empfehlung der Lehrerinnen und Lehrer nur empfehlenden Charakter hat und nicht bindend ist, folgen die Eltern häufig der Lehrerempfehlung. In unserem Projekt untersuchen wir, wie Lehrerinnen und Lehrer diese Entscheidungen treffen. Insbesondere untersuchten wir, welche Informationen Lehrerinnen und Lehrer nutzen und wie sie Einzelinformationen bei der Entscheidungsfindung gewichten. In der Präsentation werden wir auf zwei unserer Ergebnisse eingehen: 1.Welche und wie viele Informationen bei der Erstellung der Übergangsempfehlung verwendet werden, ist bei konsistenten oder inkonsistenten Schülern unterschiedlich. Konsistente Schüler sind solche, die in den drei zentralen Fächern (Deutsch, Mathematik, Sachunterricht) einheitlich gute oder einheitlich schlechte Leistungen zeigen. Bei der Beurteilung dieser Schülerinnen und Schüler werden nur wenige weitere Informationen in Betracht gezogen, die das Arbeits- und Lernverhalten oder die elterliche Unterstützung betreffen. Diese weiteren Informationen spielen bei inkonsistenten Schülern eine bedeutsame Rolle: Wenn die Noten der Kinder nicht eindeutig eine Empfehlung für eine Schulart nahe legen, werden weitere Informationen berücksichtigt, insbesondere die elterliche Unterstützung, das Arbeits- und Sozialverhalten der Kinder. In unseren Studien wurde deutlich, dass die Lehrer dagegen den sozialen Hintergrund direkt vergleichsweise wenig in die Entscheidung einbezogen. Allerdings sind die elterliche Unterstützung, das Arbeits- und Sozialverhalten unter dem Aspekt der sozialen Selektivität kritisch zu sehen. Es stellt sich z. B. die Frage, ob die Lehrer die elterliche Unterstützung beurteilen können oder ob sie sich bei dessen Beurteilung nicht stark am sozialen Hintergrund der Kinder orientieren. 2.Das praktische Ergebnis unserer mehrjährigen Forschungsarbeit ist ein evidenzbasiertes Trainingsprogramm für Grundschullehr kräfte, das in der Aus- und Weiterbildung genutzt werden kann. Dieses Programm berücksichtigt den gesamten aktuellen Forschungsstand zum Grundschulübergang. Der Kern des Programms besteht in der Bearbeitung von Fallvignetten, zu der die Lehrer/-innen Rückmeldung erhalten. 34 (3) OBSERVE – Grundlegende Bedingungen eines lernwirksamen Unterrichts erkennen. Untersuchungen zur pädagogisch-psychologischen Kompetenz zukünftiger Lehrpersonen Prof. Dr. Tina Seidel, TUM/ Prof. Dr. Manfred Prenzel, TUM/ Dr. Kathleen Stürmer, TUM/ Gloria Jahn, TUM/ Stefanie Schäfer, TUM Mit dem Ziel eine kompetenzorientierte universitäre Lehrerbildung zu gestalten, verknüpfen sich zwei zentrale Anforderungen an die Lehrerforschung: (1) berufliche Anforderungsprofile in klaren theoretischen Konzeptionen von Kompetenz zu beschreiben, und (2) empirisch valide Messverfahren zur Kompetenzmessung zu entwickeln, die es ermöglichen die in der Ausbildung erworbenen Kompetenzen zu erfassen. Im Projekt „Observe“ wird daher die Professionelle Unterrichtswahrnehmung als wichtiger Indikator für Lehrerexpertise bei Studierenden im Rahmen ihrer Ausbildung fokussiert. Um erfolgreich im komplexen Unterrichtsgeschehen zu agieren, stellt es eine der wesentlichen Herausforderungen dar, basierend auf Wissen über effektives Lehren und Lernen Unterrichtssituationen zu beobachten und zu interpretieren. Kernelement der universitären Lehrerausbildung ist es den Grundstein für diese Fähigkeit zu legen. Zukünftige Lehrpersonen erwerben Wissen über die Prinzipen und Konzepte zum Lehren und Lernen. Dies in einer Art und Weise zu tun, die sie dazu befähigt, das Wissen im authentischen Unterrichtskontext anzuwenden, ist von entscheidender Bedeutung für ihre zukünftige unterrichtliche Handlungskompetenz. Ziel des Projekts „Observe“ ist es, die Professionelle Unterrichtswahrnehmung von Studierenden in ihrer Struktur zu erfassen, ihre Entwicklung im Rahmen universitärer Lehrerbildung zu untersuchen und ihre prädiktive Kraft für unterrichtliches Handeln zu prüfen. In der Präsentation wird verdeutlicht, wie basierend auf Befunden aus qualitativen Studien ein Kompetenzmodell der Professionellen Unterrichtswahrnehmung abgeleitet und durch die Entwicklung des standardisierten, kontextualisierten Instruments Observer empirisch erfassbar gemacht wurde. Ergebnisse werden vorgestellt, die zeigen, dass mit dem Observer Entwicklungen in der Professionellen Unterrichtswahrnehmung abgebildet werden, was wiederum die Voraussetzung für eine formative Kompetenzerfassung im Laufe des Studiums darstellt. Zudem wird ein Ausblick darauf gegeben, 35 Programm wie Befunde der ersten Forschungsjahre aktuell dazu dienen, standardisierte Lehrsituationen für die Ausbildung zu entwickeln, die eine Prüfung des Zusammenhangs zwischen Professioneller Unterrichtswahrnehmung und unterrichtlichen Handeln bei Studierenden ermöglichen. (4) T-Knox – Teacher Knowledge Experiment Dr. Thilo Kleickmann, IPN Wir erwarten belastbare Erkenntnisse über das Zusammenspiel der Kompetenzbereiche Fachwissen, fachdidaktisches Wissen und pä dagogisches Wissen bei der Entwicklung fachdidaktischen Wissens. Ferner sind die Ergebnisse in praktischer Hinsicht für die Frage der Priorisierung und Abstimmung der fachlichen, pädagogischen und fachdidaktischen Anteile im Rahmen der Lehrerausbildung relevant. Zum Zeitpunkt der Präsentation werden leider noch keine Ergebnisse der Studie vorliegen, da sie Ende September/Anfang Oktober durchgeführt wird. Fachdidaktisches Wissen von Lehrkräften umfasst Wissen, das zur Vermittlung konkreter fachlicher Inhalte benötigt wird. Es stellt damit sozusagen per Definition einen zentralen Bereich der professionellen Kompetenz von Lehrkräften dar. Mittlerweile gibt es auch empirische Belege, dass fachdidaktisches Wissen eine wichtige Rolle für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern spielt. Doch wie und unter welchen Bedingungen entwickelt sich fachdidaktisches Wissen bei Lehrkräften? Ist es so, wie oft angenommen wird, dass fachliches Wissen und allgemeines pädagogisches Wissen „verschmelzen“ und daraus fachdidaktisches Wissen entsteht? Oder reicht es eventuell, über fachliches Wissen zu verfügen, und fachdidaktisches Wissen bildet sich gewissermaßen „en passant“? Zu diesen Fragen gibt es bislang kaum belastbare Studien. Theoretisch wird angenommen, dass fachdidaktisches Wissen „gelernt“ werden muss, und zwar durch die aktive Nutzung von Lerngelegenheiten. Inwieweit Lerngelegenheiten zur Entwicklung von fachdidaktischem Wissen genutzt werden können, sollte maßgeblich von individuellen Voraussetzungen wie dem verfügbaren professionellen Wissen der Lehrkräfte abhängen. Welche Bedeutung das verfügbare Fachwissen, pädagogische Wissen und fachdidaktische Wissen für die Entwicklung fachdidaktischen Wissens bei angehenden Mathematiklehrkräften hat, wollen wir in der Studie Teacher Knowledge Experiment (T-KnoX) untersuchen. Um das verfügbare professionelle Wissen von Lehramtsstudierenden zu manipulieren, nehmen diese an zwei ganztägigen Kursen teil, in denen Fachwissen, fachdidaktisches Wissen und pädagogisches Wissen in unterschiedlichen Konstellationen (z. B. 1. Tag Fachwissen, 2. Tag pädagogisches Wissen; oder 1. Fachwissen, 2. Tag Fachwissen) vermittelt wird. Die Studierenden werden diesen Bedingungen zufällig zugeteilt. Auswirkungen auf das fachdidaktische Wissen messen wir mit einem schriftlichen Test, der vor, zwischen und nach den Kursen zu insgesamt vier Messzeitpunkten eingesetzt wird. 36 37 Allgemeine Informationen Informationen zum Tagungsort Lageplan „Campus Westend“ Das Bildungspolitische Forum 2013 findet in den Räumlichkeiten der Goethe-Universität auf dem Campus Westend (Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt) statt. Im Hauptgebäude befinden sich die Seminarräume für die parallelen Sessions und im Casinogebäude der Festsaal I. Casinogebäude Seminarräume Hauptgebäude: IG-Hochhaus Anreise mit dem Auto Die Zufahrt kann über Hansaallee und Fürstenbergerstraße erfolgen. ACHTUNG: Es gibt keine Parkmöglichkeiten auf dem Campusgelände! Das Parkhaus Palmengarten befindet sich ca. 10 Minuten entfernt (Siesmayerstraße 61, 60323 Frankfurt am Main). Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln U-Bahn: Linien U1, U2, U3 bis Haltestelle „Holzhausenstraße“, dann 300 m Fußweg über Bremer Straße zum Campus Bus: Linien 36 und 75 bis Haltestelle „Campus Westend/Universität“ Preise für Tagesticket: Einzelkarte 9,20 € Gruppenkarte (max. 5 Personen): 19,00 € 38 39 Allgemeine Informationen Raumplan für die Sessions Verpflegung und Catering Die Seminarräume für die einzelnen Sessions befinden sich im Erdgeschoss des IG-Hochhauses in den Gebäudeteilen V2 und V4. Mit dem Rücken zum Casino-Gebäude blickt man auf das IGHochhaus (Hauptgebäude). Diverse Heiß- und Kaltgetränke stehen für kleinere Pausen während der Veranstaltung im Foyer EG des Casinogebäudes bereit. Weitere Verpflegungsmöglichkeiten vor Ort: Zum Mittagessen können Sie die Mensa und Cafeteria des Studentenwerks nutzen. Diese befinden sich im hinteren Teil des Casinogebäudes (Nummer 2 im Lageplan „Campus Westend“). 0.457 0.454 0.254 0.251 Mensa Casino Öffnungszeiten 11:30-15:00 Uhr Casino Cafeteria Öffnungszeiten 09:30-17:00 Uhr Im rechten Flügel (Teil V2) befinden sich die Seminarräume. 0.251 für die Session „Kompetenzveränderung im Längsschnitt“ und 0.254 für die Session „Rückmeldungen von Ergebnissen“. Im linken Flügel (V4) finden Sie die Seminarräume 0.454 für die Session „Technologiebasierte Kompetenzerfassung“ und 0.457 für die Session „Messung von Lehrerkompetenzen“. 40 Auf der gegenüberliegenden Seite des Campus-Platzes befindet sich zudem das Bistro Sturm und Drang (Nummer 4 auf dem Lageplan „Campus Westend“). Öffnungszeiten 07:30-19:00 Uhr Musikalische Begleitung Die Veranstaltung wird von der Berliner Vokalpop-Band „malebox“ musikalisch begleitet. Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Tablet, Smartphone oder PDA ein, um direkt auf die Homepage der Band zu gelangen. 41 Danksagung Die Sprecher des DFG-Schwerpunktprogramms „Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen“, Prof. Dr. Eckhard Klieme (DIPF) und Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner (Universität Duisburg-Essen), bedanken sich bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Förderung des Schwerpunktprogramms (SPP 1293) über einen Zeitraum von sechs Jahren. Das Bildungspolitische Forum ist aus Mitteln der DFG und des DIPF finanziert. Für diese finanzielle Unterstützung bedanken sich die Sprecher des Schwerpunktprogramms ebenfalls recht herzlich. Schließlich ist dem Koordinationsteam des Schwerpunktprogramms, Jens Fleischer (Universität Duisburg-Essen), Juliane Grünkorn (DIPF) und Martina Kenk (DIPF), sowie dem Referat Kommunikation des DIPF, insbesondere Sigrun Dosek, Christine Schumann und Philip Stirm, für die Organisation der Veranstaltung zu danken. 42 43 Ihre Notizen 44 45 Kontakt E-Mail: [email protected] Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Tablet, Smartphone oder PDA ein, um direkt auf die SPPHomepage zu gelangen.