IN_Kanpur_2015
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IN_Kanpur_2015
Studienaufenthalt im Ausland Erfahrungsbericht Name der Universität: Indian Institute of Technology Kanpur Land: Indien Zeitraum/Jahr des Auslandaufenthaltes: 2 Semester (10 Monate) 2014/15 Partneruniversität: Ja 1. Allgemeines: Informationen zum Land, zur Stadt und zur Universität Indien als Land ist für einen Europäer definitiv ein Kulturschock. Es ist deutlich lauter auf den Straßen (gehupt wird quasi wegen allem oder weil man einfach gerade Lust drauf hat). Zusätzlich ist es insbesondere in den Sommermonaten schwülwarm (auch mal über 40°C mit hoher Luftfeuchtigkeit) und im Raum Kanpur sehr staubig. Der Campus des IIT Kanpur hingegen ist schön grün gehalten und steht in der Ausstattung europäischen Unis in nichts nach. Für den weniger abgehärteten Europäer gibt es klimatisierte Einzelzimmer (jedoch relativ teuer) und die Vorlesungsräume sind ebenfalls größtenteils mit AC ausgestattet. Sollte man sich dann mal an die neue Umgebung gewöhnt haben, kann man jedoch auch in die Halls der indischen Studenten umziehen (ohne AC aber mit Deckenventilator), was ich aufgrund des community feelings auch sehr empfehlen würde. Im Gegensatz zur TU Darmstadt handelt es sich bei dem IITK um eine reine Campus-Uni mit Umzäunung und Sicherheitspersonal. Man hat dadurch also vor allem Kontakt mit Studenten und dem Personal auf dem Campus und kann dosieren inwieweit man die Stadt Kanpur erleben möchte. 2. Vorbereitungsempfehlung: Visum, Flug, Versicherung, Arztbesuche, Wohnung, Unterhaltskosten Visum sollte selbstredend so früh wie möglich beantragt werden. Für Europäer (insbesondere mit deutschem Pass) ist es meiner Erfahrung nach jedoch so gut wie nie ein Problem das Visum zügig zu erhalten. Entsprechende Informationen können den Konsulaten entnommen werden. Wichtig ist darauf zu achten in welchem Bundesland man gemeldet ist. Ich musste beispielsweise für mein Visum nach München fahren, da ich in Baden-Württemberg meinen Hauptwohnsitz habe. Außerdem unterscheidet sich die Liste an Dokumenten von Visumsstelle zu Visumsstelle ein wenig, daher genau nachlesen. Artzbesuche sind ein spezielles Thema für Indien. Da es sich hier um ein tropisches Land handelt ist ein Arztbesuch obligatorisch. Sagt man dem wo man hinfahren möchte erstellt der in der Regel einen relativ umfangreichen Impfplan um gegen etwaige Tropenkrankheiten vorzubeugen. Hier darauf achten, dass Indien auch ein Risikogebiet für Tollwut ist und es recht viele streunende Hunde gibt. Im Nachhinein Rechts- und Wirtschaftswissenschaften | International_Formular_A3_Erfahrungsbericht März 2013 hätte ich zwar darauf verzichten können, da ich innerhalb von 10 Monaten nicht einen tollwütigen Hund gesehen habe, aber eine gewisse Ruhe bringt es einem schon. Mit dem Impfplan darf man außerdem keinesfalls zu spät anfangen! Je nachdem wie gut frühere Impfungen in den vergangene Jahren aufgefrischt wurden kann sich das schon eine ganze zeitlang hinziehen. Um alle meine Impfungen abzuschließen hat es bei mir um die 6 Wochen gedauert. Für eine Unterkunft wird wie bereits oben beschrieben auf dem Campus gesorgt. Zur Wahl steht ein Einzel- oder Doppelzimmer für Austauschstudenten mit AC für ca 200 € im Monat oder ein Einzelzimmer in einer der Halls die auch von den indischen Studenten bewohnt werden für um die 20 € im Monat. Für den Anfang und in den besonders heißen Monaten gönnt man sich wohl das deutlich teurere AC-Zimmer. Hat man sich daran gewöhnt sind die Halls jedoch definitiv besser, da sie a) näher an den Vorlesungsräumen sind und b) man unter indischen Komilitonen ist und schnell neue Leute kennen lernen kann. Essen ist am IIT enorm billig, besucht man eine der Mensen (jede Hall hat eine) dann kostet ein Mittagessen oder Abendessen 40-50 Rupien also deutlich unter einem Euro. Selbst wenn man Essen a la carte in einer der Kantinen (wiederum eine pro Hall) oder in einem der Essensshops bestellt gibt man selten mehr als 150 Rupien aus. Für mich lag der Tagesbedarf bei ungefähr 500 Rupien, was aber am oberen Ende aller Austauschstudenten lag. Essen selbst ist natürlich indische Küche wobei auf dem Campus während meiner Zeit auch ein Burgerladen aufgemacht hat an dem man sich auch mal Pommes holen kann. 3. Studienorganisation an der Universität: Kurswahl, anerkannte Prüfungen, sonstiges Die Studienorganisation ist völlig anders als in Darmstadt und zum Teil auch chaotischer. Das Büro für internationale Angelegenheiten kümmert sich aber sehr fürsorglich um internationale Studenten und stellt Betreuer bereit, die einem bei allen möglichen Angelegenheiten helfen und durch den teils sehr bürokratischen Anmeldungsprozess führen. Bis man alle Formulare ausgefüllt hat und man korrekt angemeldet ist kann es somit durchaus 1-2 Wochen dauern. Hier lernt man sich dann zu entspannen und von deutscher Korrektheit abzusehen. Wird eine Anmeldefrist mal um einige Tage überschritten ist das auch nicht so schlimm. Daher immer die Ruhe bewahren, als ausländischer Student wird man bevorzugt behandelt und irgendwie durchgemogelt, wenn Not am Mann ist. Die Lehrmethode selbst folgt eher dem amerikanischen Modell. Das bedeutet, dass die Note sich aus Assignments, Hausaufgaben, Präsentationen, Anwesenheit und dann Midsemester und Endsemester Klausuren zusammensetzt. Das kann durchaus ganz schön stressig werden unter dem Semester. Empfehlenswert ist es, sich schnell Lerngruppen zu suchen, da die indischen Studenten meistens Infos haben was dieser oder jener Professor in den Klausuren regelmäßig abfragt und wie Assigments möglichst zeitsparend gelöst werden können. Bezüglich anerkannter Prüfungen muss man sich etwas einarbeiten. Den Zugriff zum Online System mit Rechts- und Wirtschaftswissenschaften | International_Formular_A3_Erfahrungsbericht März 2013 den aktuellen Kursen und Kursinhalten bekommt man nämlich erst vom Uninetzwerk aus. Davor gibt man sich entweder mit einem etwas veralteten Kurskatalog ab oder recherchiert direkt auf der Seite des Fachgebiets. Hier heißt es einfach zur Not E-Mails schreiben an die Profs und direkt nachfragen. In der Regel wird einem da eigentlich immer gern geholfen. Sollte man die Infos für die Voranerkennung nicht im geforderten Umfang liefern können muss man eben vor Ort versuchen ranzukommen und dann die TU Profs anschreiben. Da ist eben etwas Geduld gefragt. Ich selbst konnte am IIT Makroökonomie 2 (Caspari): Macroeconomics 2 (Sahu) und Methoden der empirischen Wirtschaftsforschung: Econometrics 2 (Mathur) am HSS department, Supply Chain Management (Glock): Supply Chain Management (Sharma), Risikomanagement in der Finanzindustrie (Schiereck): Commercial Banking, Risk Management and Risk Modelling (Phani) und zwei Fächer für die Wahlvertiefung belegen. Sprachkenntnis Nachweis: Ja Uniformpflicht: Nein Unterrichtssprache: Englisch Anwesenheitspflicht: Ja Semesterbeginn: Juli 2014 Semesterende: Mai 2015 4. Leben und Freizeit: Studentenleben, Nachtleben, Land, Leute, Klima, Essen, Sport, Reisen Kanpur selbst ist als Stadt eher nicht für ein lebendiges Nachtleben bekannt. Hier handelt es sich trotz einer Einwohnerzahl von ca. 2,5 Millionen um eine traditionell geprägte „Kleinstadt“. Es gibt einige Bars in denen auch Alkohol ausgeschenkt wird und ein paar Kinos aber europäisches Clubfeeling darf man auf keinen Fall erwarten. Dem versuchen jedoch die Studenten auf dem IIT Campus mit allerlei Festivals und Veranstaltungen entgegen zu wirken, was teilweise auch richtig gut gelingt. Vergessen darf man jedoch nicht, dass auf dem Campus grundsätzlich Alkoholverbot und Rauchverbot herrscht. Zwar wird das nicht wirklich restriktiv verfolgt, bei öffentlichen Veranstaltungen muss jedoch eher darauf verzichtet werden. Wer richtiges Nachtleben kennen lernen möchte muss dann schon nach Delhi fahren. Für diesen Zweck, wie für generelles Reisen in Indien sind Züge die erste Wahl als Verkehrsmittel, die einen sehr günstig von A nach B bringen. Kanpur - Delhi beispielsweise schon für ca. 10 €. Um bei der Auswahl bzw. Buchung des richtigen Zuges nicht den Überblick zu verlieren bietet es sich an, indische Komilitonen um Rat zu fragen. Ganz allgemein sind die Menschen in Indien sehr freundlich. Man lernt schnell neue Leute kennen und ist auch bald auf eine Studentenparty eingeladen. Geholfen wird einem eigentlich überall und manchmal wird man sogar angesprochen, falls man etwas verloren aussieht. Darüber hinaus sticht man in Indien als „weißer“ Europäer immer etwas heraus, was häufig die Neugierde der indischen Bevölkerung hervorruft. In traditionelleren Städten wie Kanpur kann es daher durchaus vorkommen, dass man angesprochen wird ob von einem ein Foto gemacht werden darf. Für Deutsche außerdem gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass Inder meist weniger püntklich und wenig bis gar kein Verständnis für „personal space“ haben. Auf Gedränge muss man sich an der ein oder anderen Stelle also Rechts- und Wirtschaftswissenschaften | International_Formular_A3_Erfahrungsbericht März 2013 immer einstellen. Zu Sportmöglichkeiten darf gesagt werden dass das IIT Kanpur über ausgezeichnete Einrichtungen verfügt. Von Badminton, Tennis über Fussball und Cricket ist eigentlich alles geboten. Darüber hinaus gibt es einen Swimmingpool. Das alles ist für Studenten des IIT kostenlos oder für einen geringen monatlichen Betrag zu haben. Essen in Indien ist für den Europäer erstmal ungewohnt. Probleme sind daher früher oder später unvermeindlich. Hat sich der Magen allerdings nach einer gewissen Phase darauf eingestellt kann man so ziemlich alles essen. Streetfood bleibt jedoch den risikofreudigen vorbehalten. 5. Warum man dort studieren sollte (Fazit): Indien ist ein Land für diejenigen, die gerne ihre comfort zone verlassen und etwas völlig Neues erleben wollen. Hier handelt es sich eben nicht um ein westliches Land mit allem Komfort. Wenn man, so wie ich, bislang noch nicht außerhalb bequemen Hotels gereist ist, ist es schon ein kleines Abenteuer. Es hilft aber auch unglaublich sich selbst zu entwickeln und zu lernen mit Situationen umzugehen die einem so Zuhause einfach nicht begegnen werden. Außerdem sind die Menschen dort unglaublich nett und ich habe viele gute neue Freunde kennen gelernt. Als Fazit ziehe ich, dass ich auf jeden Fall wieder in Indien studieren würde, weil es mit die beste Zeit meines Lebens war. Außerdem bin ich mir sicher, dass ich mich persönlich unglaublich entwickeln konnte, da ich allein völlig ungewohnte Situationen zu meistern hatte. Gerade in dieser Hinsicht würde ich Indien insbesondere den europäischen Universitäten jederzeit vorziehen. 6. Weitere Anmerkungen und wichtige Links: Insbesondere die Vergewaltigungsproblematik wird in westlichen Medien immer gerne im Zusammenhang mit Indien aufgegriffen. Hier wird meiner Meinung nach von den Medien ein voreingenommen schlechtes Bild von Indien wiedergegeben. Dass es weiter Entwicklungsbedarf in der indischen Gesellschaft hinsichtlich dem Umgang mit Frauen gibt soll hier gar nicht abgestritten werden (wird es in Indien auch nicht). Der Bus-Fall in Delhi ist so bislang aber auch in Indien noch nie vorgekommen. Es handelt sich hierbei ganz klar um einen Einzelfall. Lebt man eine zeitlang in Indien und lernt die dortigen Leute kennen, merkt man erst dass westliche Medien häufig von einem „moral high ground“ aus berichten. Glaubt man den Statistiken so ist die Problematik sexueller Übergriffe in Indien deutlich weniger oder zumindest auf dem gleichen Level wie das westlicher Länder. Ich selbst habe mich in Indien immer sicher gefühlt, wenn nicht sogar sicherer als in so mancher deutscher Großstadt. Homepage: http://iitk.ac.in/ Rechts- und Wirtschaftswissenschaften | International_Formular_A3_Erfahrungsbericht März 2013 Visazuständigkeit nach Bundesland: https://www.indianembassy.de/pages.php?id=25 Gute Seite für Reisen innerhalb Indiens (insbesonder Zugtickets): http://www.makemytrip.com/ Offizielle Seite für eTickets der Indian Railways: https://www.irctc.co.in/eticketing/loginHome.jsf Günstige Flüge: http://www.skyscanner.de/ Rechts- und Wirtschaftswissenschaften | International_Formular_A3_Erfahrungsbericht März 2013