HZ - 14.10.2014 - Annette Widmann-Mauz

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HZ - 14.10.2014 - Annette Widmann-Mauz
ZOLLERNALBKREIS
Dienstag, 14. Oktober 2014
24
Umstrittene Firma
darf Asylstelle
betreiben
Meßstetten. Auch nach den Vorfällen in Flüchtlingsunterkünften in
Nordrhein-Westfalen soll European
Homecare die in Meßstetten geplante neue Landeserstaufnahmestelle (LEA) betreiben.
Man halte an dem Unternehmen
fest, bestätigte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Karlsruhe gegenüber Medien. Aus Sicht der Behörde gebe es derzeit keinen
Grund, die in Meßstetten geplante
Zusammenarbeit mit European
Homecare aufzukündigen. Das Unternehmen mit Sitz in Essen soll of-
Für Hausverwaltung
und Belegung
zuständig
fenbar in der neuen LEA in der ehemaligen Kaserne für die Hausverwaltung und die Belegung zuständig sein. European Homecare war
zuletzt massiv in die Kritik geraten,
nachdem es in mehreren von dem
Unternehmen betreuten Unterkünften in Nordrhein-Westfalen zu Misshandlungen
von
Flüchtlingen
durch Mitarbeiter von Sicherheitsunternehmen gekommen sein soll.
In der Karlsruher LEA ist das
Unternehmen laut Regierungspräsidium nicht tätig. Der dort tätige
Sicherheitsdienst wird vom Land
ausgesucht. Die Südwest-Presse berichtete im überregionalen Teil
über Misshandlungen von Asylbewerbern.
Wenn zu viele
Praxen leer stehen
Balingen. Um „Ärztliche Versorgung im Ländlichen Raum“ geht es
bei einem Abend mit gesundheitspolitischen Sprecher der CDULandtagsfraktion Stefan Teufel am
Donnerstag, 16. Oktober, um 19.30
Uhr im Hotel „Thum“, Klausenweg
20, in Balingen. Ländliche Räume
haben zunehmend Probleme, medizinische Versorgung auf hohem Niveau aufrechtzuerhalten. Während
durch den demografischen Wandel
die Nachfrage nach qualifizierten
Ärzten steigt, wird es gleichzeitig
schwieriger, Nachfolger für leer stehende Praxen zu finden. Der CDUStadtverband Balingen und der
CDA-Kreisverband laden ein, diese
Fragen mit Stefan Teufel zu diskutieren.
Die Geschäftsleute profitieren von dem Durchgangsverkehr auf der B 27, während die Anlieger einer extrem hohen Belastung ausgesetzt sind.
Laster sind am schlimmsten
Tempolimit würde nach Ansicht der lärmgeplagten B 27-Anlieger viel bringen
Hermann Riedlinger hat den Politikerversprechungen vor 36
Jahren geglaubt und sein Haus
an der B 27 gebaut. Wahr geworden ist deren Aussage, dass
die Umfahrung in zehn Jahren
kommt, bis heute nicht.
ROSALINDE CONZELMANN
Schömberg. „Ich habe den Worten
von Hermann Schwörer, unserem
damaliger Bundestagsabgeordneten, vertraut“, erzählt Hermann
Riedlinger, der sich in den vergangenen 36 Jahren mit seiner alles
andere als optimalen Wohnlage
versöhnt und arrangiert hat.
Ebenso wie die anderen direkten
Anlieger verfolgt er die politische
Debatte um die B 27 und die Bemühungen der Stadt auf eine Veränderung mit großem Interesse.
Wie groß die Belastung für die
Schömberger ist, wurde im Gemeinderat mit Zahlen untermauert. Die
erste Forderung aus dem vorgestellten Lärmaktionsplan sieht ein Tempolimit auf der gesamten Ortsdurch-
fahrt mit 30 Stundenkilometer vor.
„Man sollte es auf alle Fälle versuchen“, meint Hermann Riedlinger.
Er hat die Erfahrung gemacht, „dass
es in den vergangenen zehn bis 15
Jahren schlimmer mit dem Verkehr
geworden ist“. Vor allem die Anzahl
der Schwerlaster, die durch das
Städtle donnern, habe zugenommen. Deshalb fordert er auch auf
der B 27 eine Mautpflicht für
Schwerlaster.
„Wir wohnen hinten raus“, sagt
der 70-Jährige. Zur Straße hin
könne man kein Fenster aufmachen. Ans Wegziehen habe er schon
öfter gedacht, „aber ich müsste
mein Haus weit unter Wert verkaufen wegen der Wohnlage.“ Außer unter dem Lärm leiden die Anwohner
aber auch unter dem Feinstaub, der
sich tagtäglich auf ihre Häuser legt.
„Wir müssen jeden Samstag die
Fenster und Türen von außen abwaschen“, sagt Riedlinger, der davon
überzeugt ist, dass er es nicht mehr
erleben wird, dass das Versprechen
von Schwörer, der längst in Rente
ist, in Erfüllung geht.
Dieter Netzer dagegen ist optimistischer. „Wenn ich das noch erleben
darf, bin ich ein alter Mann“, sagt
der 52-Jährige, der quasi seit seiner
Geburt an der B 27 lebt. Der
Metzgermeister
begrüßt
die
Initiative der Stadt, als frischgebackener Gemeinderat unterstützt er
jegliche Verbesserungen: „Jede
Maßnahme ist eine gute.“ Er sagt,
„dass die Lasterflut, die durch den
Ort rollt, am schlimmsten ist“. Ge-
Die B27 ist Fluch
und Segen
für die Schömberger
rade bei nassem Wetter sei es sehr
laut. Und nachts mit offenem Fenster zu schlafen, gehe gar nicht.
Netzer hat noch eine andere
Beoachtung in seiner langen „Leidenszeit“
als
B 27-Anwohner
gemacht: „Seit auf der Autobahn
die Lkw-Maut eingeführt wurde,
hat der Schwerlastverkehr auf den
Bundesstraßen zugenommen.“ In
seine Vesperstunde, die direkt an
der B 27 liegt, würden auch viele Trucker einkehren. „Viele von ihnen erzählen, dass sie von ihren Speditio-
nen angehalten werden, bei Leerfahrten nicht die Autobahn, sondern die B 27 zu nehmen.“ Deshalb
ist er der Meinung, dass die LkwMaut für die B 27 kommen muss.
Ob Verkehrsberuhigung oder Ortsumfahrung: Der Schömberger will
auf alle Fälle weiterkämpfen. „Wir
haben ja auch eine Verantwortung
gegenüber
unseren
Kindern“,
betont er.
„Man muss etwas tun“, sagt die
HGV-Vorsitzende Juliane Haas und
befürwortet deshalb die Einführung einer 30er-Zone auf der
gesamten Ortsdurchfahrt. In der
Schweizerstraße funktioniere das
Tempolimit ja bereits recht gut, sagt
sie. „Alles was passiert, ist gut“,
betont sie. Denn es gehe auch um
die Sicherheit der Anwohner. Auch
sie hält den Schwerlastverkehr für
die größte Belastung und würde
hier den Hebel ansetzen. „Warum
müssen die Laster durch die Schweizer- und Wellendinger Straße fahren?“
Was die Ortsumfahrung angeht,
ist sie eher zwiegespalten: „Als
Privatperson und betroffener Anlieger sage ich sofort Ja, als Geschäfts-
Die CDU des Landkreises ehrt jahrzehntelange Mitglieder in der Balinger Stadthalle
Balingen. Nach einem Musikstück
und der Begrüßung der Jubilare und
zahlreicher Ehrengäste von Dörte
Conradi folgte ein Grußwort von
Landrat
Günther-Martin
Pauli
(CDU). Als Festredner kam Staatssekretär a. D. und Direktor des Landtages von Baden-Württemberg, Hubert Wicker, ans Pult. Er widmete
sich den zur Ehrung geladenen Mitgliedern: „Sie leisten unserem Gemeinwesen einen unverzichtbaren
Dienst“, so der gebürtige Ebinger.
In
diesem
Zusammenhang
sprach Wicker die Verfassung der
Bundesrepublik Deutschland an,
die ausdrücklich die Wichtigkeit
demokratischer Parteien hervorhebe. Ziel sei immer der Interessenausgleich. Der Staat müsse für gleiche Chancen sorgen und Eigenverantwortung und -initiative ermöglichen, um Wohlstand und Freiheit
sichern zu können.
Angesichts
des
Tags
der
Deutschen
Einheit
erwähnte
Wicker
auch
die
ehemalige
Trennung Deutschlands. Da derzeit
weltweite Gefahren trotz Ende des
Kalten Krieges eher zu- statt abnehmen würden, sei Achtung geboten,
und Freiheit keine Selbstverständlichkeit.
Die CDU-Kreisvorsitzende Dörte
Conradi bedankte sich für die „interessante Ansprache“. Als Andenken
überreichte sie Wicker eine Silbermünze „25 Jahre Mauerfall“.
Dann waren die Ehrungen an der
Reihe. Zwei, die schon seit 60 Jahren
in der CDU sind, sind Max Künstler
und Hermann Weckenmann. Beide
konnten an diesem Abend gesundheitsbedingt nicht dabei sein, die
Ehrungen werden nachgeholt.
Max Künstler aus Burladingen
gilt als „traditionsreiche, stets
pragmatisch denkende Gewerkschaftspersönlichkeit der CDU“, so
Dörte Conradi. Der Burladinger war
zudem
stellvertretender
Landesvorsitzender der CDU-Sozialausschüsse (CDA). Der zweite
60er, Hermann Weckenmann aus
Dormettingen, ist unter anderem
für sein kirchliches Engagement
bekannt.
Der Dank der CDU-Kreisvorsitzenden ging auch an Nadine Eppler
(Klavier) und Lisa-Maria Hagg (Klarinette) für die musikalische Umrahmung.
Zuletzt kam ein Gründungsmitglied der CDU, Dr. Hans Scholl, ans
Mikrofon. 68 Jahre sei er nun schon
in der CDU. Niemand sei so lange
dabei, wie er. Scholl berichtete darüber, dass seine Weggefährten der
frühere Ministerpräsident Gebhard
Müller und Bundskanzler Kurt
Georg Kiesinger aus Ebingen gewesen seien.
„Sie leisten einen
unverzichtbaren
Dienst“
Seit 50 Jahren Mitglied der CDU
sind: Josef Deufel, Meßstetten; Gerhard Elwinger, Balingen; Alfred
Koch, Geislingen; Günther Konstanzer, Hechingen; Balthasar Mauz,
Burladingen; Josef Nadler, Burladingen; Sebastian Nadler, Burladingen;
Hans Ostertag, Balingen; Helmut
Preuhs, Geislingen; Herbert Selig,
Hechingen; Helmut Steidle, Albstadt; Horst Wilhelm, Balingen.
Seit 40 Jahren: Rudolf Baumgartner, Meßstetten; Karin Beck, Albstad;, Arnold Buhl, Meßstetten; Max
Eisenlohr, Hechingen; Leo Ender,
Hechingen; Franz Gaus, Haigerloch; Dieter Gentsch, Balingen; Dr.
Hartmut Gindele, Rosenfeld; Bernhard Glietsch, Balingen; Prof. Claus
Peter Grotz, Hechingen; Ernst
Gulde, Burladingen; Heinrich Haasis, Berg; Werner Heiss, Bisingen;
Karl-Heinz Hillmann, Hechingen;
Dr. Bernd-Joachim Hütter, Albstadt;
Edgar Knaus, Meßstetten; Siegfried
Linder, Geislingen; Franz-Xaver Locher, Burladingen; Hubert Löffler,
Hechingen; Josef Maier, Burladingen; Hubert Ott, Bisingen; Rudi
Rauch, Schömberg; Josef Peter
Schemminger, Albstadt; Dietrich
frau aber sehe ich es anders.“ Sie
befürchtet, dass die Laufkundschaft
vollkommen wegbrechen könnte
und das Städtle aussterben würde.
Eine Befürchtung, die auch
Heiko Baier teilt. Auch er lebt seit
seiner Geburt an der B 27 und betreibt dort in zweiter Generation
mit seinen Eltern das Café Baier mit
Hotelbetrieb. Er und seine Familie
hätten sich an den Lärm gewöhnt,
sagt er. „Man kann halt nachts die
Fenster nicht aufmachen.“ Von den
Hotelgästen aber gebe es immer
mal wieder Beschwerden. Ein Tempolimit könne gewisse Erleichterungen bringen, meint der Bäcker- und
Konditormeister, allerdings sollte es
auf die Nacht reduziert werden.
Tagsüber lehnt er es ab: „Da steht ja
der Verkehr.“ Auch was die viel diskutierte Ortsumfahrung betrifft, ist
er eher wenig begeistert. „Das wäre
tödlich, das Städtle würde aussterben“, fürchtet er die Folgen. Es gebe
bei jeder Lösung halt Gewinner und
Verlierer. „Jeder will größtmöglichen Komfort und die Ware soll
schnell und günstig direkt vors
Haus geliefert werden, aber dafür
Opfer bringen will keiner.“
Ein Wohnhaus
mit öffentlicher
Cafeteria
Demokratische Parteien sind die Pfeiler
Zur Ehrung ihrer langjährigen
Mitglieder hatte die CDU im Zollernalbkreis in die Konferenzräume der Stadthalle Balingen
eingeladen. Festredner war der
Direktor des Landtages, Hubert
Wicker.
Foto: Rosalinde Conzelmann
Scheubner,
Bisingen;
Heidi
Schmid-Lorch, Albstadt; Lothar
Schneider, Bisingen; Kurt Schowalter, Balingen; Rose Trettin, Schömberg; Peter Volk, Albstadt; Michael
Weckenmann, Balingen; Anton
Welte, Geislingen; Fritz Westphal,
Hechingen; Egbert Zäh, Bisingen.
Seit 25 Jahren: Carlo Auer, Balingen; Andreas Blind, Balingen; Marianne Dirié, Albstadt; Armin Faiss,
Haigerloch; Hellmut Hausch, Albstadt; Siegfried Hillenbrand, Albstadt; Otto Hotz, Stetten am kalten
Markt; Barbara Karl, Albstadt; Matthias Knobel, Albstadt; Ulrich Lay,
Balingen; Nina Monique LorchBeck, Winterlingen; Georg Maier,
Obernheim; Rosemarie Maier, Straßberg; Johannes Mauser, Hechingen;
Frank Pfister, Haigerloch; Dieter
Preuß, Jungingen; Annette Sentz,
Balingen; Ulrike Stäbler, Jungingen;
Arthur Strobel, Balingen.
Die Geehrten mit Landrat Günther-Martin Pauli, der Bundestagsabgeordneten Annette Widmann-Mauz, der Kreisvorsitzenden Dörte Conradi (links vorne) und dem
Foto: Tobias Göttling
Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß (ganz rechts).
Ein Mehrgenerationenhaus
wollte die Wohnbaugenossenschaft errichten. Stattdessen kooperiert sie nun mit der Körperbehindertenförderung (KBF).
KLAUS IRION
Balingen. Acht bis zehn Wohnungen, jeweils zwei oder drei Zimmer,
zwischen 60 und 90 Quadratmeter.
So sahen die Pläne der Balinger
Wohnbau an der Ecke Froschstraße/Wilhelmstraße aus, die im
vergangenen Jahr präsentiert wurden. „Dieses Projekt aber hat nicht
funktioniert“, sagt KBF-Geschäftsführer Thomas Seyfarth. So sei man
mit der Wohnbau ins Gespräch gekommen und habe eine Kooperation begonnen. Laut Seyfarth ändert die Wohnbau dahingehend ab,
dass die KBF das neue Gebäude für
ihre Zwecke einsetzen kann.
Da wäre im Erdgeschoss eine öffentliche Cafeteria, „in der Menschen, die von der KBF betreut werden, eine Arbeit finden können“, so
Seyfarth. Im ersten Obergeschoss
sind Einzelzimmer für Menschen,
die von der KBF betreut oder gepflegt werden, vorgesehen. „Mit diesen Einzelzimmern können wir einen Teil des Problems lösen, dass
wir nach Gesetzeslage spätestens
2019 keine Doppelzimmer in Pflegeeinrichtungen für Behinderte mehr
haben dürfen.“ Im Dachgeschoss
sind fünf oder sechs kleine Wohnungen für betreutes Wohnen.
Wenn alle bürokratischen Hürden übersprungen sind, hofft Seyfarth auf einen Baubeginn für den
Mehrgeschossbau etwa Mitte 2015.
Einzugstermin wäre nach seinen
derzeitigen Vorstellungen dann
Ende 2016.