- Schweizer Haflingerverband

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- Schweizer Haflingerverband
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SCHWEIZWEIT
❱ Schweizerischer Haflingerverband ❰
Foto: Maag/Zahorka
Die neue Generation zeigt
Größe: Von 1,46 Meter auf
1,55 Meter wurde das erlaubte Stockmass erhöht.
Tiroler Talente
Haflinger sind weit mehr als hübsche Blondschöpfe. Ob beim Holzrücken,
vor der Kutsche oder unter dem Dressursattel: Überall überraschen
die ehemaligen Gebirgspferdchen mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Begabung.
Text: Karin Rohrer
W
o dem Haflinger körperliche
Grenzen gesetzt sind, macht
er diese mit seinem überdurchschnittlichen Leistungswillen wett“, sagt Peter Albert. Und das
ist nicht das einzige Lob, das der Präsident
des Schweizerischen Haflingerverbands
(SHV) gegenüber den ehemaligen Gebirgs- und Säumerpferden ausspricht.
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Auch ihre Vielseitigkeit rühmt er. Sie
zeigt sich bei einem Besuch der Schweizermeisterschaft in Frauenfeld, wo sich
die sportlichen Blonden in den Disziplinen Dressur, Springen, Fahren, Holzrücken, Gymkhana, Flachrennen und Western präsentieren. Vor allem in der
zuletztgenannten Disziplin, dem Westernreitsport, hat sich der Haflinger etabliert, und vor allem in den Trail-Prüfungen ist er immer wieder in den
vorderen Rängen zu bestaunen.
Auf dem Weg zum modernen, eleganten
Freizeit- und Sportpartner hat der Haflinger eindeutig an Größe zugelegt. Hatten
die zur Zucht verwendeten Söhne des
Stammhengstes Folie noch ein Stockmass
zwischen 139 und 146 Zentimetern, so hat
der Welt-Haflinger-Verband die Vorgaben
inzwischen auf 140 bis 155 Zentimeter erhöht. Fuchsfarben, mit weissem oder
flachsfarbenem Langhaar besitzt der Haflinger ein unverkennbares Aussehen. Farbunreinheiten oder weisse Stichelhaare
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sind unerwünscht und
können sogar zum Ausschluss aus der Zucht
führen.
Klares Zuchtziel
Foto: Maag/Zahorka
Das Zuchtziel des Verbandes lässt an Klarheit
nichts zu wünschen übrig: Ein trittsicheres
Kleinpferd mit einem soliden Fundament, widerstandsfähig und genügsam soll der Haflinger
sein. Auch auf einen vorzüglichen Charakter legt
man viel Wert, zudem zeichnen sich die
Blondschöpfe durch ein hohes Mass an
Energie aus. Mut, Gehorsam und Verlässlichkeit stellen sie vor allem beim Holzrücken unter Beweis. Diese Disziplin, die
vorwiegend für Haflinger und Freiberger
ausgeschrieben wird, stammt aus dem harten Alltag der Waldarbeiter und verlangt
Pferd und Fuhrmann einiges ab. Um
Punkte zu sammeln, muss das Tier einen
Baumstamm zentimetergenau durch
„Mut und ein hohes Mass an Energie“: Rennen bei der Schweizer Meisterschaft 2011.
EINE FOLGENREICHE LIAISON
1874 wurde aus einer Liaison zwischen
einem Südtiroler Araberhengst und
einer Gebirgspferdestute der Hengst
„249 Folie“ geboren — der erste
Schritt zur Entstehung der Rasse.
Denn seither kann man alle Stuten
und Hengste auf diesen eingetragenen
Hengst zurückführen. Obwohl das Herkunftsgebiet des Haflingers Südtirol ist,
wurde das erste Zuchtbuch in Nordtirol
eröffnet. In der Schweiz wurde der
Haflinger im Jahr 1951 mit dem Import
erster Zuchtstuten bekannt, die im
Engadin eine neue Heimat fanden.
Rasch breitete sich die Rasse über die
ganze Schweiz aus, so dass man heute
hierzulande rund 3.000 Haflinger zählt
(Weltbestand zirka 250.000).
Foto: Maag/ZahorkaMaag/Zahorka
Nicht nur im Holzrücken sind Haflinger stark. Auch als elegante
Kutschpferde vor dem Einspänner machen sie etwas her.
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Foto: Maag/Zahorka
Foto: Maag/Zahorka
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einen Geschicklichkeitsparcours mit rund
zehn Hindernissen ziehen. Trotz Zeitvorgabe ist keine Hektik gefragt, denn es
kommt in erster Linie auf Konzentration,
Präzision und natürlich auf ein gut funktionierendes Teamwork an.
Vom Bergpferd zur Weltrasse
Auch ansonsten ist der SHV sehr aktiv. So
haben im August 13 Haflinger-Gespanne
einen Teil des Kantons Graubünden für
eine siebentägige Ferienreise unter die
Hufe genommen, bewältigten über 250
Kilometer durch Weinberge, etliche
Höhenmeter rauf und runter oder mit Polizeibegleitung durch die Altstadt von
Chur. Dabei zeigten sich die Haflinger
verlässlich und in guter Kondition.
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Oben: Einheitlich der Look, vielseitig die Begabung — Haflinger
Sunflower in einer Dressurprüfung.
Links: Haflinger Magic beim Reining, einer Gehorsamsprüfung im
Westernsport. Auch hier schneiden „Alpen-Quarter“ oft gut ab.
DER SCHWEIZERISCHE HAFLINGERVERBAND
1996 erkannte das Bundesamt für Landwirtschaft den Schweizerischen Haflingerverband (SHV) als erste Zuchtorganisation
für Haflinger an. 1998 übernahm der SHV
die volle Verantwortung für die Rasse.
Der Verband setzt sich aus acht regionalen Pferdezuchtgenossenschaften
und Vereinen zusammen: PG Freiburg
HF, PG Thun und Umgebung, PG Nordwestschweiz, PG Ostschweiz, PG Zentralschweiz, Top Haflinger (PG Mittelland), PG
Nordostschweiz und SE Vaud. Es gibt keine
Einzelmitgliedschaft, Mitglied kann man nur
in den Genossenschaften oder Vereinen werden.
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Wussten Sie,
dass...
Kraftpaket mit Zopf: der Hengst Aragon beim Europachampionat 2009.
Die Entwicklung des Haflingers von der unbekannten Bergpferde- zur absoluten Weltrasse, die in über 60 Ländern auf allen
Kontinenten vertreten ist, gleicht einer Erfolgsgeschichte. Zuallererst aber avancierten
die blonden Füchse zu einem lebenden Tiroler
Kulturgut und zu Botschaftern ihres Landes.
So überrascht es auch nicht, dass der Haflinger
Pferdezuchtverband Tirol als der erste echte
Haflinger-Zuchtverband der Welt gilt. Noch
heute existieren alle sieben Blutlinien, auf die
sich weltweit alle Haflinger zurückführen lassen – die übrigens, obwohl mancherorts so erwähnt, keine Kaltblutpferde sind.
Aber leider gibt es auch weniger Erfreuliches zu berichten: Wie andere Verbände
auch kämpft der SHV mit dem stetigen Mitgliederschwund in den Genossenschaften
und Vereinen. Die Zahl der registrierten
Pferde geht zurück, die Fohlenjahrgänge
werden kleiner, was wiederum Auswirkungen auf die Finanzen des Verbands hat.
Denn kleinere Budgets schmälern die Möglichkeit, grössere Projekte und Anlässe
durchzuführen. Doch gerade dies wäre nötig, um mehr junge Pferdefreunde an den
Haflinger heranzuführen, erklärt SHVPräsident Peter Albert. Bleibt also zu hoffen,
dass die Blondschöpfe in der Öffentlichkeit
bald wieder das Interesse und die Aufmerksamkeit bekommen, die sie zweifellos
verdienen.
... weltweit 23 % aller
Schäden an Fotokopierern
auf Hintern-Portraits zurück
zu führen sind?
Packen Sie Ihr Hinterteil
doch stattdessen in eine
unserer 1.453 Reithosen!
Foto: Maag/Zahorka
Haben Aufmerksamkeit
verdient: Schweizer Blondschöpfe
mitTiroler Wurzeln.
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