Zum Tod von Paul Lange
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Zum Tod von Paul Lange
Zum Tod von Paul Lange † Nur wenige Wochen nach seinem 85. Geburtstag verstarb am 15. März 2016 das Ehrenmitglied der Kanuabteilung im TC 69, unser Olympiasieger von Rom, Paul Lange. Erst im Alter von 23 Jahren kam Paul durch seine Schwester Inge im Jahr 1954 in die Kanuabteilung der damaligen Turnerschaft Sterkrade 1869. Er interessierte sich zunächst eher für gemütliche Wanderfahrten und gesellige Abende im Bootshaus, wo er mit seiner Gitarre gern die Clubabende und Vereinsfeste begleitete. Bald stellte sich jedoch sein besonderes Talent zum Kajakfahren heraus. Nach einigen Kenterungen lernte er sein Boot zu beherrschen und erwies sich bei Trainingsfahrten auf dem heimischen Rhein-Herne-Kanal bald schneller als so manch anderer gestandener Paddler. Der damalige Sterkrader Vereinstrainer, Günther Klöter, erkannte schnell sein Talent und lud Paul zum regelmäßigen Training in der Rennmannschaft ein. Bei kleinen Rennsportregatten in den umliegenden Städten erwies sich Paul in kurzer Zeit als gefürchteter Favoritenschreck. Angespornt durch die schnellen Erfolge setzte sich Paul immer wieder neue Ziele. Er wollte der schnellste Kajakfahrer in Oberhausen sein. Danach wollte er die Konkurrenz in den Nachbarstädten besiegen. So arbeitete er sich bald in die nationale Spitze vor und wurde schon 1957 in die starke deutsche Nationalmannschaft berufen. Bei den Europameisterschaften im belgischen Gent errang er 1957 in der 4 x 500 Meter Kajakstaffel der Herren seinen ersten internationalen Erfolg als VizeEuropameister. 1958 holte er sich den Titel eines Deutschen Meisters der BRD im Einerkajak über 500 Meter. Bei den anschließenden Weltmeisterschaften in Prag stand er gleich zweimal auf dem Treppchen: mit Meinrad Miltenberger aus Krefeld als Dritter im Zweierkajak über 1.000 Meter und mit Miltenberger, dem Düsseldorfer Fritz Briel und Helmuth Herz aus Frankfurt als Sieger und Weltmeister in der Staffel. Im darauf folgenden Jahr holte er mit der deutschen Staffel die Europameisterschaft im heimischen Duisburg. Nach seinem zweiten DM-Titel im K1 500 Meter erfolgte die Qualifikation für die Olympischen Spiele 1960 in Rom über gesamtdeutsche Ausscheidungsrennen mit Sportlern aus der DDR und der BRD. Paul setzte sich mit Friedhelm Wentzke aus Dortmund, Dieter Krause aus Berlin und Günter Perleberg aus Magdeburg durch und hatte somit seinen Startplatz in der favorisierten deutschen Staffel sicher. Die Mannschaft wurde dieser Favoritenrolle gerecht und siegte in Rom in 7.39 Min. vier Sekunden vor Ungarn und Dänemark. Damals fuhr Paul in einem Kajak vom dänischen Bootsbauer Struer, Typ „Shark“. Der erste und bis heute einzige Oberhausener Olympiasieger wurde in seiner Heimatstadt mit einem riesigen Autokorso empfangen. Tausende Fans säumten damals die Straßen. 1961 siegte der Staffelspezialist bei den Europameisterschaften in Posen erneut über 4 x 500 Meter. 1963 beendete Paul seine Sportkarriere, aber seine Freundschaft zu den Partnern aus der Olympiastaffel von Rom hielt bis zu seinem Tod. Mit gegenseitigen Besuchen, beispielsweise zu Pauls 80. Geburtstag, pflegten sie die Freundschaft bis zuletzt. Auch mit seinen Sterkrader Vereinskameraden blieb er über den Kegelclub „Die Wämser“ bis zum Schluss verbunden.