VTT 2014 Sprachförderkonzepte für Kinder und
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VTT 2014 Sprachförderkonzepte für Kinder und
VTT 2014 Sprachförderkonzepte für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland und den USA Rotary International Distrikt 1820 VTT 2014 1. Einleitung 2. Die Teams a. Team 1820 b. Team 6910 c. Team des Distrikts 1820 in Georgia d. Team des Distrikts 6910 in Hessen e. Rotarische Veranstaltungen 3. Inhalte des Projekts a. Unterstützung von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache im hessischen Bildungssystem b. Englisch als Zweitsprache in den USA c. Zentrale Erfahrungen des Austausches aus schulpsychologischer Sicht 4. Ergebnisse im Überblick Anhang a. Beteiligte Institutionen b. Besuchsprogramm in Hessen TITLE | 2 Rotary International Distrikt 1820 2 VTT 2014 1. Einleitung Zum 1. Juli 2013 trat der sog. „Future Vision Plan“ (FVP) in Kraft. Seitdem besteht die Möglichkeit, zur Förderung bestimmter Projekte bei „The Rotary Foundation“ (TRF) Zuschüsse in Form von sog. „Global Grants“ zu beantragen. „Global Grant“-Projekte werden regelmäßig von zwei Rotary Clubs oder Distrikten gemeinsam durchgeführt und müssen mindestens einen der nachfolgenden FVP-Schwerpunktbereiche betreffen: Frieden und Konflikt-prävention/-lösung Krankheitsprävention und-behandlung Wasser und Hygiene Gesundheitsfürsorge für Mütter und Kinder Elementarbildung Wirtschafts- und Kommunalentwicklung Die Distrikte 1820 (Hessen) und 6910 (Georgia) haben sich im Frühjahr 2013 verbindlich verabredet, ein gemeinsames Projekt im FVP-Schwerpunktbereich Elementarbildung durchzuführen und zwar ganz speziell im Bereich der Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen anderer Herkunftssprache. Als Form des Projekts wurde der Austausch von sog. Vocational Training Teams (VTT) gewählt und entschieden, für das Projekt einen sog. „Global Grant“-Zuschuss bei TRF zu beantragen – dieser wurde in der Folge durch TRF auch antragsgemäß gewährt. Der Austausch von Berufstrainingsteams (VTT) basiert auf der langen Tradition des Berufsdienstes und der Verpflichtung von TRF, diesen Dienstzweig zu fördern und u.a. (jungen) Professionals einen berufsspezifischen Informationsaufenthalt im Ausland zu ermöglichen. Ein VTT wird zusammengestellt aus Berufsträgern in einem der sechs Schwerpunktbereiche des FVP und soll es u.a. ermöglichen, die beruflichen Gegebenheiten im Austauschland kennenzulernen. Mit der Fokussierung auf einen bestimmten inhaltlichen Schwerpunkt unterscheidet es sich deutlich von einem GSE-Team, welches traditionell interdisziplinär ausgerichtet war und ist. Im Rahmen der Projektdurchführung war unser VT-Team zwischen dem 14. und 28./29. April 2014 in Georgia zu Gast. Der Gegenbesuch des Teams aus den USA erfolgte im Zeitraum vom 12. bis zum 26./27. Mai 2014 in Hessen. Mit dem vorliegenden Bericht sollen die Erfahrungen bei der Projektdurchführung und die im Rahmen des Projektes gewonnenen Erkenntnisse dokumentiert und reflektiert werden. Die Dokumentation dient nicht zuletzt dem Zweck, die Projektergebnisse zukünftig in der Praxis zu berücksichtigen, um damit das Projekt nachhaltig wirken zu lassen. Der besondere Dank für das Projekt gilt den beiden Distrikt-Governors Anton Zellman und Christoph Hottenrott sowie den beiden VTT-Chairs Paul Matthews und Marc-Olaf Grumann, die sich alle in besonderer Weise um das Projekt bemüht haben und ohne die eine Projektdurchführung nicht möglich gewesen wäre. TITLE | 3 Rotary International Distrikt 1820 3 VTT 2014 2. Die Teams a. Distrikt 1820 Susanne Dudel arbeitet als Schulleiterin an Grundschule Hofheim-Langenhain. Seit 2006 ist sie im Rahmen einer Abordnung am Staatlichen Schulamt für den Landkreis Groß-Gerau und MainTaunus-Kreis tätig. Zu ihren Aufgaben gehört die Evaluation des Projektes „Lesen“ in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium und die Auswertung der Lernstanderhebungen für den Jahrgang 3. Susanne Dudel wirkt als Multiplikatorin des Projektes „Hessischer Bildungs- und Erziehungsplan“ und entwickelt Fortbildungsangebote im Rahmen des Projektes „Deutsch und PC“, ein Kooperationsprojekt des Hessischen Kultusministeriums und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung für Zuwandererkinder in der Grundschule. Weiterhin hatte sie Anteil an der Einrichtung und dem Aufbau des Aufnahme- und Beratungszentrums für Seiteneinsteiger (ABZ) in Rüsselsheim. Für das ABZ ist Susanne Dudel als Beraterin u.a. von Lehrkräften tätig, die im Rahmen von Sprachfördermaßnahmen unterrichten. Martina Goßmann leitet seit 2001 die die Schule im Angelgarten in Groß-Zimmern. Von Seiten des Staatlichen Schulamtes Darmstadt-Dieburg ist Martina Goßman beauftragt, Fortbildungsangebote für den Bereich der Vorlaufkurse mit dem thematischen Schwerpunkt der Sprachförderung zu konzipieren. In dem Projekt „Deutsch & PC“ ist sie mit dem Fokus auf gezielte und individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler eingebunden. Sie ist darüber hinaus Autorin von Unterrichtswerken zum Thema Sprachförderung im DaZ- und Regelunterricht der Grundschule. Martina Goßmann engagiert sich zudem für die Weiterentwicklung des Unterrichts in bezug auf Um-setzung des „Kerncurriculums“. Auch auf diesem Gebiet tritt sie als Autorin von Handreichungen, Leitfäden und vielfältigen Beratungs- und Fortbildungsangeboten in Erscheinung. Eva-Maria Jakob ist Dipl. Psychologin, ausgebildete Familientherapeutin und arbeitet seit über 20 Jahren als Schulpsychologin im Staatlichen Schulamt in Frankfurt am Main. Dort erstreckt sich ihr Zuständigkeitsbereich überwiegend auf Grundschulen in Frankfurt. In diesen Schulen bietet sie zum einen schulpsychologische Beratung und Unterstützung für Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen an. Zum anderen arbeitet Frau Jakob mit Lehrergruppen, z.B. in Form von Supervisionsangeboten, führt Coachings durch und unterstützt auch ganze Lehrerkollegien durch Organisationsberatung und Prozessbegleitung. Im Jahre 2004 übernahm sie die Aufgabe einer Netzwerkkoordinatorin für das Sprachförderprojekt „Deutsch & PC. TITLE | 4 Rotary International Distrikt 1820 4 VTT 2014 2. Die Teams Jona Jasper ist Lehrerin für die Fächer Französisch, Deutsch und Deutsch als Zweitsprache. Gleichzeitig ist sie als Fachberaterin im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) für das Staatliche Schulamt Wiesbaden tätig. Frau Jasper verfügt über Leitungserfahrung in hessenweiten Projekten zur Lese- und Sprachförderung und zum kompetenzorientierten Unterricht im Fach Deutsch im Rahmen von nationalen und internationalen Kooperationen. In diesem Kontext bietet sie Fortbildungen für Lehrkräfte an und fungiert als Schulberaterin. Jona Jasper ist Autorin von Unterrichtswerken für die Sekundarstufe 1, deren inhaltlicher Schwerpunkt das Textverstehen in allen Fächern ist. Sie bietet als Fortbildung eine Auswahl an Methoden und Konzepten eines ganzheitlichen Leseförderprogramms an. Johannes Seel (Teamleiter – Mitglied im RC Bad Homburg-Schloss) leitet den Hauptschulzweig der Gesamtschule am Gluckenstein in Bad Homburg v.d.H. In dieser Funktion unterrichtet er Neuankömmlinge ohne hinreichende Deutschkenntnisse in Intensivklassen und Intensivkursen. Zu seinen Aufgaben gehören die Organisation und Durchführung von Assessment- und Kompetenzfeststellungverfahren. Zusätzlich berät Herr Seel Familien von schulpflichtigen Seiteneinsteigern im Rahmen der Berufsorientierung. Er informiert über die Funktionsweise des dualen Ausbildungssystems und über die Bildungsangebote, die für den Übergang von der Schule in den Beruf zur Verfügung stehen. Johannes Seel ist in seiner Funktion als Schulkoordinator des Arbeitskreises „Schule Wirtschaft“ und im Rahmen der OLoV-Strategie für die Vernetzung der Schule mit den Betrieben und Berufsschulen zuständig. Christopher Textor ist der Leiter der Heinrich-von- Brentano-Schule in Hochheim am Main. Von 2006 bis 2008 war er für das Referat "Integration und Internationale Angelegenheiten" des Hessischen Kultusministeriums tätig, bis er im Jahr 2009 ins Referat "Grundschule und schulische Integration" wechselte. Herr Textor hat Deutsch und Geschichte studiert. Ein Schwerpunkt seiner pädagogischen Arbeit ist die Vermittlung eines korrekten Sprachgebrauchs und der Bildungssprache Deutsch. Er hat sich auf dem Gebiet „Deutsch als Fremdsprache“ gezielt fortgebildet. Herr Textor war 2011 bereits Mitglied eines GSE-Teams, welches den Distrikt in Japan/Kyushu bereist hat. TITLE | 5 Rotary International Distrikt 1820 5 VTT 2014 2. Die Teams b. Distrikt 6910 Elizabeth Webb (Team Leader) verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung, u.a. auch als Deutschlehrerin und ESOL-Lehrer (English to Speakers of Other Languages/Englisch als Fremdsprache). Sie ist Direktor der „English Learner Programs“ in Gwinnett County (in der Nähe von Atlanta, Georgia) – der größte Schulbezirk im gesamten Staat Georgia (sie betreut mehr als 130 Schulen und über 21.000 Schüler, die englisch lernen). Zuvor war sie im Georgia State Department of Education (Bildungsministerium des Staates Georgia) landesweit verantwortlich für "innovative Studiengänge", einschließlich ESOL, Fremdsprachen, Hochbegabte, etc. Caroline Anderson verfügt über 23 Jahre Erfahrung als ESOL-Lehrerin, einschließlich Grundschule (Rockdale County), Community College und Englisch-Intensivprogrammen sowie Englisch als Fremdsprache in Deutschland und in anderen Ländern. Sie ist eine Vollzeit-Dozentin für ESOL am Georgia Perimeter College in der Nähe von Atlanta. Sie wuchs in England auf. Susan Bleyle verfügt über 18 Jahre Erfahrung als ESOL-Lehrerin, angefangen bei der Neuansiedlung von Flüchtlingen über Community Colleges bis hin zur universitären Lehre. Sie ist ein Mitglied der Fakultät am Georgia Gwinnett College, während sie auch an ihrer Promotion in Spracherziehung an der Universität von Georgia arbeitet. Sie unterrichtet Nicht-Muttersprachler in englisch für akademische Zwecke mit Kursen in wissenschaftlichem Schreiben, Lesen und mündlicher Kommunikation. Sie hat während der High School ein Jahr in Deutschland als Austauschschülerin verbracht. Timothy Brotherton hat über 20 Jahre Erfahrung als ESOL-Lehrer, angefangen bei kleinen Kindern über Middle-/High School, Community College und ausländischen Schulen (u.a. in Deutschland über ein Fulbright-Lehrer-Austauschprogramm). Er ist außerdem Mitglied der Fakultät am Georgia Perimeter College und unterrichtet englisch für ausländische Studierende. Caroline und Timothy sind miteinander verheiratet. Grit Malkin ist gebürtige Deutsche. Sie hat 18 Jahre Erfahrung als Lehrerin, darunter Deutsch und ESOL an der High School und dem Community College. Sie unterrichtet an der Parkview High School, die zum Gwinnett County School System zählt Roya Sadri kommt ursprünglich aus dem Iran. Sie hat einen Großteil ihres jungen Erwachsenenlebens in Deutschland verbracht, bevor sie in die USA gezogen ist. Sie hat 13 Jahre ESOL an der Shiloh Middle School in Gwinnett County (im vergangenen Jahr war sie Lehrer des Jahres) sowie mehrere Jahre als Deutschlehrer an der High School und im College-Bereich. TITLE | 6 Rotary International Distrikt 1820 6 VTT 2014 2. Die Teams c. Team des Distrikts 1820 in Georgia Der Aufenthalt unseres Teams im US-Bundessstaat Georgia wurde im Wesentlichen in vier Arbeitssitzungen am 21.12.2013, 31.01.2014, 11.02.2014 und 13.03.2014 vorbereitet. Nach der Ankunft in Atlanta am 12. Mai 2014 standen für das Team eine Vielzahl von Besuchen und Hospitationen in Bildungseinrichtungen auf dem Programm. Zum Auftakt besuchte das Team das Leaders Instructional Support Center der Gwinett County Public Schools (GCPS), eine den Staatlichen Schulämtern in Hessen vergleichbare Institution, die maßgeblich das ESOL-Programm (English for Speakers of other Languages) in Gwinett koordiniert und steuert. So konnte ein Einblick in die administrative und strukturelle Organisation der Beschulung und Integration von Schülerinnen und Schülern nicht-englischer Herkunftssprache gewonnen werden. Die Intention, Sprachförderkonzepte und –methoden sowie Unterrichtsformen für Kinder Jugendliche mit Migrationshintergrund im Rahmen des jeweiligen sozio-ökonomischen familiären Rahmens kennenzulernen und mit den deutschen Konzepten zu vergleichen, Hauptgegenstand aller sich anschließenden Besuche von Bildungseinrichtungen von Primarstufe bis zur Universität. und und war der Dem kollegialen Austausch unter den Pädagogen wurde in Form von Unterrichtshospitaitonen und Fachgesprächen an der Jackson Elementary School, der Sweetwater Middle School und der Norcross High School entspechend Raum gegeben. Der Besuch des International Newcomer Center (INC) ermöglichte Einblicke in die Beratungsarbeit für jugendliche Einwanderer und deren Familien durch Pädagogen, Sozialarbeiter, Dolmetscher und ehrenamtliche Helfer. Der Besuch der Maxwell High School of Technology lenkte den Fokus des Austausches auf den ESOL-Unterricht im High School-Bereich. Während der Besuche des Georgia Gwinnett College in Lawrenceville und des Georgia Perimeter College in Clarkston wurde die universitäre Arbeit mit zukünftigen ESOL-Lehrkräften und studierenden Seiteneinsteigern thematisiert. In den Bildungregionen Athens und Dalton schlossen sich weitere Besuche bei folgenden Institutionen an, die in den VTT-Austausch eingebunden waren: Athens-Clarke Co., JJ Harris Charter Elementary School, World Language Academy (bilingual school) Gainsville, Georgia Gwinnet College. TITLE | 7 Rotary International Distrikt 1820 7 VTT 2014 2. Die Teams In Dalton kamen hinzu: Morris Innovative High School, Morris Brookwood Elementary School, Career Academy Dalton, Dalton State College, Georgia Northwestern Technical College, Whitfield County school, The University of Georgia und die University of North Georgia. An allen Schulen und Hochschulen wurde das deutsche Team mit großer Gastfreundlichkeit empfangen. Die intensiven Gespräche fanden in einer Atmosphäre großen fachlichen Interesses an beiden Bildungssystemen statt. Besonders positiv anzumerken ist dabei die Grundhaltung aller Beteiligten, Migrationshintergrund als Chance im Sinne im Sinne von Sprachbewusstheit und interkultureller Begegnung zu begreifen und die sich daraus ergebenden besonderen Herausforderungen als Bereicherung zu sehen. d. Team des Distrikts 6910 in Hessen Für den Gegenbesuch des Teams aus dem Distrikt 6910 in Hessen wurde eine vergleichbare Programmstruktur gewählt. Aufbauend auf entsprechende Vorbereitungstreffen in den USA hatte das Team 6910 in der Zeit vom 13. bis 23. Mai 2014 die Gelegenheit, zahlreiche hessische Bildungseinrichtungen zu besuchen. Zum Auftakt besuchte das Team aus Georgia das Staatliche Schulamt für den Landkreis Groß-Gerau und den Main-Taunus-Kreis gefolgt von einem Besuch der Parkschule Rüsselsheim, einer Haupt- und Realschule. Auch in Hessen wurde dem kollegialen Austausch unter den Pädagogen in Form von Unterrichtshospitationen und Fachgesprächen beachtlich Raum gegeben. Beteiligt an dem VTT-Austausch waren die Gebeschusschule in Hanau, die Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule in Wiesbaden-Biebrich, die Karl-Treutel-Schule in Kelsterbach, die Friedrich-Ebert-Schule in Gießen, die Heinrich-von-Brentano-Schule in Hochheim, die Lichtenbergschule in Darmstadt sowie die Schule im Angelgarten in GroßZimmern. Abgerundet wurde das Programm durch die freundliche Aufnahme der amerikanischen Gäste in der Kita Jägerhof und der Kita Bertramstraße, beide in Wiesbaden, im Hessischen Kultusministerium in Wiesbaden und im Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main. Ebenso erhielt das Team aus Georgia Gelegenheit, an der Fachtagung „Früher Zweitspracherwerb im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule“ der Stadt Darmstadt sowie des Staatlichen Schulamts der Stadt Darmstadt und des Landkreises Dieburg teilzunehmen und seine Erfahrungen im Rahmen einer Podiumsdiskussion an der Heinrich-vonBrentano-Schule in Hochheim vorzustellen. TITLE | 8 Rotary International Distrikt 1820 8 VTT 2014 2. Die Teams e. Rotarische Veranstaltungen Begleitend zum berufspezifischen Austausch waren beide Teams in Veranstaltungen und Meetings der jeweils betreuenden Rotary Clubs und Distrikte eingebunden. Dabei wurden bei rotarische Clubtreffen besucht, u.a. beim RC Eschborn, dem RC Marburg. In Georgia wurde das hessische Team vom Oconee County Rotary Club, dem Hall County Rotary Club, dem Dalton Rotary Club und dem RC Athens empfangen. Herausragende Ereignisse waren die Besuche der jeweiliegen Konferenzen der Distrikte 6910 und 1820, auf denen beide Teams das gemeinsame Projekt und den VTT-Austausch vorstellen konnten. Auch die Gründungsfeier des Interact Club Bad Homburg war Teil des Besuchsprogramms für das Team aus Georgia. Details zu dem jeweiligen kulturellen Rahmenprogramm sind aus dem Reiseplan im Anhang ersichtlich. TITLE | 9 Rotary International Distrikt 1820 9 VTT 2014 3. Inhalte des Projekts a. Unterstützung von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache im hessischen Bildungssystem aa) Situation in Deutschland In Deutschland hat jeder fünfte Einwohner einen Migrationshintergrund, bei Kindern unter zehn Jahren liegt dieser Anteil bereits bei etwa einem Drittel Die Zahl der Zuwanderer in Deutschland ist auf den höchsten Stand seit 1995 gestiegen. Gegenüber 2011 stieg der Wert um 13% auf 1,8 Millionen Menschen. Allein im letzten Jahr stieg die Zahl der jährlichen Zuwanderer um weitere 50%. Aus der EU kamen 2012 rund 620.000 Zuwanderer (58%), etwa 340.000 Menschen wanderten aus Drittstaaten zu. Die Zuwanderung von Fachkräften und Hochqualifizierten ist seit 2009 kontinuierlich gestiegen, von damals 16.000 auf mehr als 27.000 im Jahr 2012. Bei den Gründen für Zuwanderung liegen familiäre Gründe mit 18% an der Spitze (16% kamen wegen eines Studiums oder einer Ausbildung, 13% wollten eine Arbeit aufnehmen und 16% kamen aufgrund eines Asylverfahrens oder aus humanitären Gründen). Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund schneiden in den Schule im Durchschnitt schlechter ab als Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund. Bei den berufsqualifizierenden Abschlüssen haben Menschen mit Migrationshintergrund sehr viel häufiger keinen Abschluss (33% gegenüber 8,4%). Im Jahr 2009 erlangten 28% der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in Hessen die Hochschulreife. Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von 25 bis 64 Jahren sind etwa doppelt so oft erwerbslos wie Menschen ohne Migrationshintergrund (5,6% gegenüber 2,8%). Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist zudem deutlich häufiger von Armut betroffen als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (23% gegenüber 9,2%). Es ist ein besonders ausgeprägter Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und der Lesekompetenz der Kinder mit Migrationshintergrund zu beobachten. Nicht der Migrationshintergrund, sondern der Bildungsabschluss der Eltern, besonders der Mutter, lässt Aussagen auf den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen zu. bb) Situation in Hessen In Hessen leben mehr Menschen mit Migrationshintergrund als im Bundesdurchschnitt. Unter den 18- bis unter 65-Jährigen Frauen mit Migrationshintergrund hat fast jede Siebte keinen allgemeinbildenden Schulabschluss, 46% haben keinen beruflichen Abschluss. Bei den Kindern im Alter von unter fünf Jahren haben 46% einen Migrationshintergrund, bei den Fünf- bis Neunjährigen waren es knapp 42%. Die Unterschiede sind klar regional: so gibt es Städte mit einem Anteil vom 73% Kindern mit Migrationshintergrund, bestimmte Landkreise dagegen haben nur einem Anteil von 16%. Es gibt schulische Einrichtungen in Hessen, in denen deutlich mehr als die Hälfte der betreuten Kinder zu Hause kein Deutsch oder jedenfalls Deutsch nicht als Erstsprache sprechen. TITLE | 10 Rotary International Distrikt 1820 10 VTT 2014 3. Inhalte des Projekts cc) Integration durch Bildung und Sprache (1) Die Vorschulische Sprachförderung basiert, in der Verantwortung des Hessisches Sozialministeriums, auf dem Bildungs- und Erziehungsplan 1 -10 (BEP) mit folgenden Schwerpunkten: Konsistente Förderung der kindlichen Basiskompetenzen, u.a. Sprache und Literacy; Umgang mit individuellen Unterschieden und kultureller Vielfalt; Kindersprachscreening KiSS; Ganzheitliche Erfassung der sprachlichen Fähigkeiten von 4 bis 4½ -jährige Kindern; Fortbildung und Schulung von Erzieherinnen; Ressourcen für Sprachförderkräfte in Kindergärten. (2) Sprachförderung in der Grundschule und in der Sekundarstufe 1 Ab der Klasse 1 wird in Hessen die Sprachförderung vom Hessischen Kultusministerium verantwortet. Grundlegend ist hier die Verordnung zur Beschulung von Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache. Diese sieht u.a. folgende Fördermaßnahmen vor: Vorlaufkurse Vorlaufkurse sind Kurse für Kinder, die vor Eintritt in die Schule noch nicht ausreichend Deutsch können. Sie finden im letzten Vorschuljahr in Verantwortung der Grundschule in der Grundschule oder im Kindergarten statt. Sie basieren auf einer engen Kooperation zwischen Kindergärten und Grundschulen. Die Teilnahme an den Vorlaufkursen ist freiwillig; für zehn bis fünfzehn Kinder stehen 10 bis 15 Förderstunden pro Woche zur Verfügung. Deutsch & PC Die wissenschaftlich begleitete Maßnahme „Deutsch und PC“ wird an 72 Grundschulen in Hessen durchgeführt. Diese Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache setzen eine kontinuierliche und sprachstandbasierte Förderung auf der Grundlage der Sprachprofilanalyse um – mit dem Ziel, die Sprach- und Medienkompetenzen der teilnehmenden Kinder zu fördern. Die Maßnahme ermöglicht die Bildung von Kleingruppen, die parallel zum Klassenverband unterrichtet werden. In der 1. Klasse findet die Kleingruppenförderung mit bis zu elf Wochenstunden in den Fächern Deutsch und Mathematik statt, in der 2. Klasse mit bis zu sechs Wochenstunden im Fach Deutsch. In den 3. und 4. Klassen wird die Förderung additiv oder (teil)integrativ in der Regel mit zwei Wochenstunden fortgesetzt. TITLE | 11 Rotary International Distrikt 1820 11 VTT 2014 3. Inhalte des Projekts Intensivklassen / Intensivkurse Kinder und Jugendliche, die direkt aus ihrem Heimatland und ohne Deutschkenntnisse nach Hessen zuwandern, besuchen vor der Aufnahme in die Regelklasse die Intensivklasse mit einer durchschnittlichen Verweildauer von einem Jahr. In altersgemischten Lerngruppen mit bis zu 16 Schülerinnen und Schülern lernen die Sprachanfängerinnen und Sprachanfänger intensiv Deutsch, bevor sie in eine Regelklasse aufgenommen werden. Im Anschluss an die Intensivklasse folgt die Förderung in Intensivkursen parallel zum Unterricht in der Regelklasse. Die durchschnittliche Verweildauer in diesen Förderangeboten beträgt ein Jahr in Anbindung an die Regelklasse. Bei der Notengebung in der Regelklasse werden die Sprachkenntnisse berücksichtigt und im Fach Deutsch kann die Note bis zu zwei Jahre lang ausgesetzt werden. dd) Mobile DaZ-Reserve für die Grundschule Die Mobile Förderung ist eine Unterstützungsressource für Grundschulen, die Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Herkunftssprache im laufenden Schuljahr direkt aus dem Ausland aufnehmen. Dies bedeutet, dass DaZ-Lehrkräfte aus der Förderreserve die aufnehmende Schule unterstützen und den Schülerinnen und Schülern eine intensive Förderung in Kleingruppen ein- bis zweimal in der Woche zuteil wird. (3) Weitere Unterstützung für Schulen in Hessen in Stichpunkten Folgende Unterstützungsmaßnahmen der Landesregierung sollen den Schülerinnen und Schülern zu Gute kommen: Aufnahme und Beratungszentren an den staatlichen Schulämtern; Beratung von Schulen, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und Schülerinnen und Schüler; Schullaufbahnberatungen; Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer; Dienstversammlungen für Schulleitungen; Unterstützung bei der Erstellung und Umsetzung der schuleigenen Sprachförderkonzepte; Bereitstellung von Ressourcen für Fördermaßnahmen; Angebote von Fachberaterinnen und Fachberaterinnen für den Unterricht in DaZ. Nächste Schritte Bei steigenden Zuwanderungszahlen werden weitere Unterstützungsmaßnahmen angedacht oder bereits umgesetzt: DaZ-Ausbildung für Lehramtsstudierende aller Fächer; Unterstützungs- und Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer; DaZ und Sprachförderung in allen Fächern; Ausbau des Ganztagsangebots mit integrierten Sprachförderangeboten; Evaluation der Sprachförderung an Schulen; Evaluation des Landeskonzepts. TITLE | 12 Rotary International Distrikt 1820 12 VTT 2014 3. Inhalte des Projekts b. Englisch als Zweitsprache in den USA ESOL steht für „English for Speakers of other Languages” und ist ein Programm zur Integration durch Bildung und Sprache, das in den meisten Staaten der USA angeboten wird. Auch in Georgia ist die Basis dieser Bemühungen das „No-Child-Left-Behind“-Gleichstellungsgesetzes der amerikanischen Regierung aus dem Jahr 2002. Im Vordergrund steht dabei besonders die Schließung der Bildungslücken benachteiligter Schülerinnen und Schülern. Auch in Georgia hat jede Schülerin und jeder Schüler, solange sie/er noch als „English Language Learner“ eingestuft wird, einen höchstrichterlich bestätigten Rechtsanspruch darauf, dass es ihr/ihm ermöglicht wird, sich sinnvoll am Unterrichtsgeschehen zu beteiligen. Das amerikanische Schulsystem ist nicht untergliedert, sondern entspricht einem Gesamtschulsystem; d.h., dass alle Schülerinnen und Schüler mindestens zwölf Jahre eine Schule besuchen bzw. die für den Schulabschluss relevanten Kurse besucht haben müssen, um diesen zu erhalten. Vor diesem Hintergrund startet ESOL bereits in der Elementarstufe, setzt sich fort in der ‚Middle School’ oder der ‚Junior High School’ bis in die letzten Schulklassen der ‚High School’, die für den allgemeinen amerikanischen Schulabschluss relevant sind. Darüber hinaus werden im Bereich der Hochschulen Kurse angeboten, die Studierenden den Erwerb des akademischen Englisch als Wissenschaftssprache ermöglichen. Die einschlägige Didaktik und Methodik des Englischen als Zweitsprache ist hoch entwickelt. So ist es selbstverständlich, dass Sprachförderung in allen Fächern stattfindet und jede Fachlehrkraft für die Sprachförderung in ihrem Fach verantwortlich ist. ESOL in Georgia unterstützt jedoch nicht nur das akademische Lernen, sondern sieht neben der Förderung und Erlernung der englischen Sprache eine Förderung der Muttersprache vor. Dies wird teilweise in Form eines bilingualen Unterrichts umgesetzt. Eine enge Kooperation zwischen Elternhaus und Schule fördert erwiesenermaßen die schulischen Leistungen der Kinder und ist wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Schulabschluss. Die Beziehung zwischen Schule, Vorschule und Elternhaus gilt daher auch als zentrales Element der ESOL-Programme. ESOL zielt deshalb darauf ab, den Erfahrungsraum der Familie zu nutzen, möglichst früh und intensiv die Förderung von Sprache und Schriftkultur im vertrauten familiären Umfeld zu unterstützen und für den Bereich Schule nutzbar zu machen. In der amerikanischen Didaktik ist Sprachförderung eng mit Leseförderung unter dem Begriff „Literacy“ verknüpft. "Literacy" umfasst nicht nur die Grundfertigkeiten Lesen und Schreiben. Er bezieht Kompetenzen ein wie Textverständnis und Sinnverstehen, sprachliche Abstraktionsfähigkeit, Lesefreude, die Vertrautheit mit Büchern oder die Fähigkeit, sich schriftlich auszudrücken. Im Rahmen von ESOL richten sich Family-Literacy-Programme an Vor- und Grundschulkinder und ihre Eltern und sind in Schulen oder Stadtteilzentren situiert. Es werden Elemente aus den Bereichen Erwachsenenbildung, Elternarbeit und Vor- bzw. Grundschulpädagogik miteinander kombiniert, um Eltern wie Kinder gleichermaßen zu fördern und Sprachförderung zu betreiben. Um eine sinnvolle Beteiligung für Schülerinnen und Schüler mit anderer Herkunftssprache am Fachunterricht zu ermöglichen, kann die Herkunftssprache im Fachunterricht für eine begrenzte Dauer (bis zum Erreichen der für erforderlich gehaltenen englischen Sprachkompetenz) als Hilfssprache herangezogen werden. Dies ist deshalb umsetzbar, weil die meisten Schülerinnen und Schüler in Georgia Spanisch als erste Sprache sprechen. TITLE | 13 Rotary International Distrikt 1820 13 VTT 2014 3. Inhalte des Projekts c. Beobachtungen aus schulpsychologischer Sicht Die Schulen in Georgia arbeiten mit einem System aus Testverfahren, welche zu mehreren Zeitpunkten im Schuljahr in den verschiedenen Lernbereichen den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler ermitteln. Diese umfangreichen Daten werden statistisch mit entsprechenden Softwareprogrammen so aufbereitetet, dass jederzeit auf individueller Ebene, wie auch auf Schulebene die erbrachten Leistungen nachvollzogen werden können. Auch Schülerinnen und Schüler und deren Eltern können sich jederzeit darüber informieren. Gezielte, effektive Förderung kann so mit einer entsprechend professionellen und punktgenauen Förderdiagnostik am besten gelingen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch, dass in Georgia die Schulen in Abhängigkeit von den erzielten Testleistungen ihrer Schülerinnen und Schüler ihre Ressourcenzuweisung erhalten. Beobachtbar waren zahlreiche Ansätze, wie man in Georgia versucht neben der Sprachförderung immer die gesamte Entwicklung eines Kindes oder Jugendlichen in einem ganzheitlichen Ansatz in den Blick zu nehmen. So gibt es an jeder Schule Beraterinnen und Berater, die als erste Ansprechpersonen für individuelle Fragen und Nöte von Schülerinnen und Schülern fungieren, die aber vor allem auf einem sehr professionellen Niveau Schullaufbahnberatung anbieten und, sofern notwendig, an andere Experten, wie z.B. Schulpsychologinnen und Schulpsychologen verweisen. Dabei steht man offensichtlich in Georgia wie in Hessen in diesem Zusammenhang vor ganz ähnlichen Herausforderungen und wählt ähnliche Lösungsansätze wie z.B. Elterninformationsveranstaltungen sowie Aus- und Fortbildungen für Eltern an Schulen und die Gewinnung von Eltern, die sich am schulischen Leben beteiligen und auch in der pädagogischen Arbeit wichtige Beiträge leisten. Entscheidend ist dabei eine Begegnung auf Augenhöhe, die durch gegenseitigen Respekt und Wertschätzung gekennzeichnet ist und zum Wohle des Kindes eine Erziehungspartnerschaft anstrebt. Die tägliche Verweildauer der Schülerinnen und Schüler an amerikanischen Schulen ist deutlich länger als in Deutschland, d.h. ein Ganztagsangebot mit anspruchsvollen und attraktiven Lernangeboten ist für alle Schülerinnen und Schüler verwirklicht, wovon Zweitsprachler insbesondere im Hinblick auf ihren Zweitspracherwerb deutlich profitieren. TITLE | 14 Rotary International Distrikt 1820 14 VTT 2014 4. Ergebnisse im Überblick a. Sachstand Im Rückblick sind vor allem die Gemeinsamkeiten in Bezug auf die Rahmenbedingungen von Bildung in Georgia und Hessen auffällig. Für beide Bildungssyteme gilt, dass der Anteil an Personen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung in den jüngeren Altersgruppen weiter ansteigt. In beiden Ländern hat von den unter 6-Jährigen gut ein Drittel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund – dabei bestehen erhebliche regionale Unterschiede. Insbesondere in Zentren wie Atlanta und dem Rhein-MainGebiet haben einige Städte in dieser Altersgruppe Anteile von mehr als 40% zu verzeichnen. Diese wachsende Heterogenität der Bedingungen des Aufwachsens bildet sich auch in den Bildungsinstitutionen ab. Beide Bildungssysteme sind mit vergleichbaren Problemen und Herausforderungen konfrontiert. Beide Länder reagieren auf diese Entwicklung mit a) b) c) d) b. der Installation und dem Ausbau von Aufnahme- und Beratungszentren, der Nutzung von Unterstützersystemen in Hinblick auf die Partizipation der Eltern sowie der Unterstützung durch Schulsozialarbeit. Ebenso wird der Aufbau einer vernetzten Bildungslandschaft rund um die Schulen als eine tragfähige Problemlösungsstrategie angesehen. Erkenntnisse des Teams 1820 Aus Sicht des hessischen Teams waren folgende Punkte im positiven Sinne auffällig und beispielhaft im Sinne einer möglichen Implementierung in das hessische Bildungssystem. Dies ist ein klares System der Lernverlaufsdiagnostik und deren Dokumentation. In Georgia basiert dieses System auf einer gelebten Kultur der kontinuierlichen Testung und Selbstbeurteilung der Schülerinnen und Schüler. Folgende Punkte sollten dabei allerdings berücksichtigt werden: • • • • Testung nicht um ihrer selbst willen, um “teaching to the test” zu vermeiden; praktikable und zeitökonomische Testformate; förderdiagnostische Instrumente mit konkreten Aussagen zur weiteren individuellen Förderung; Unterstützung der Kompetenzen zur Selbsteinschätzung (self-assessment). TITLE | 15 Rotary International Distrikt 1820 15 VTT 2014 4. Ergebnisse im Überblick Die amerikanische Philosophie, dass jede Unterrichtsstunde auch gleichzeitig eine “Englischstunde” sein sollte, ist sicher eine weitere Grundlage für die Erfolge des ESOLKonzeptes. Diese Haltung ist elementar für die Struktur der Sprachförderung in Georgia und bedeutet, dass ESOL-Fachteams für den Unterricht verantwortlich sind und dieser Unterricht oft im Team umgesetzt wird. Um die Qualität des ESOL-Unterrichts zu gewährleisten und zwecks permanenter Weiterentwicklung ist auf universitärer Ebene ein praxisorientiertes ESOL-Studium verankert. Die Repräsentation der Muttersprache in der Schule hat einen hohen Stellenwert im ESOL-Programm. Sie fungiert quasi als Türöffner zur Ganzheitlichkeit und Sprachbewusstheit. Gleichzeitig kann so über die positive Identifikation mit der eigenen Kultur und Sprache die emotionale Bindung an beide kulturelle Systeme entwickelt werden. Die Zweisprachigkeit dient aber vor allem dazu, eine reflektive Metaebene im Sprachvergleich zu erwerben. Vor dem Hintergrund einer ganzheitlichen Förderung und dem Einbezug der individuellen Lebenssituation der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger wird im Rahmen des ESOLProgramms ein verbundenes System aus Sprachlernunterstützung im Elternhaus und Angebote für die Eltern in der Schule praktiziert. Eine aus schulpsychologischer Sicht erfolgreiche Sprachförderung (integriert in den Regelunterricht) muss immer die gesamte Entwicklung eines Kindes in einem ganzheitlichen Ansatz in den Blick nehmen und sich sinnvoll mit anderen Unterstützungsmaßnahmen verbinden. Viele Zweitsprachlerner haben in verschiedenen Entwicklungsbereichen Beratungs-, Unterstützungs- und Förderbedarf. Auch im Rahmen eines bedarfsgerechten Ausbaus von Ganztagsschulen in Hessen ist der Blick auf die andere Seite des Ozeans erhellend: eine selbstverständliche Beschulung über den ganzen Tag bietet viele Möglichkeiten der Förderung gerade für benachteiligte Schülerinnen und Schülern. Beeindruckend war die technische Ausstattung an digitalen Medien und deren umfassender Einsatz in Georgia. Individuelles Lernen kann durch entsprechende Softwareprogramme inklusive Spracherkennung in eine erfolgreiche Sprachförderung integriert werden. Entsprechende Erfahrungen wurden in Hessen im Zusammenhang mit der Sprachfördermaßnahme Deutsch & PC über viele Jahre gewonnen und sollten selbstverständlich in jedem Sprachförderkonzept beachtet werden. Es macht Sinn, in den Ausbau von Ganztagsschulen und deren technischer Ausstattung zu investieren und Erfolg dabei nicht zu kurzfristig zu messen. Selbst die amerikanischen Kolleginnen und Kollegen standen der Ressourcenkopplung an Testergebnisse kritisch gegenüber, da die Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler zu unterschiedlich sind. Überlegenswert wäre eher, jenen Schulen, die meisten Ressourcen und besten Lehrkräfte zuzuweisen, deren Schülerinnen und Schüler den größten Förderbedarf aufweisen. TITLE | 16 Rotary International Distrikt 1820 16 VTT 2014 4. Ergebnisse im Überblick c. Erkenntnisse des Teams 6910 Aus Sicht des US-Teams sind folgende, in Hessen gewonnene Anregungen Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund von Bedeutung: zur Der Zeitpunkt, zu dem in Hessen Kinder beim Spracherwerb Unterstützung erhalten, ist viel früher zu verorten, als in Georgia, da es dort auch kein flächendeckend ausgebautes Vorschulsystem gibt. Konkret sind damit die Sprachförderung in den Kitas und die Vorlaufkurse gemeint, die Kindern bereits vor ihrer Einschulung entsprechende Förderung anbieten. Die damit verbundene Kooperation zwischen Grundschulen und Kindertagesstätten ist aus amerikanischer Sicht ein erstrebenswertes Modell. Lobend erwähnten die Kolleginnen und Kollegen aus den USA die Fülle an Angeboten wie das Projekt “Deutsch & PC”, das gestufte Angebot an Intensivklassen sowie Intensiv- und Förderkursen. Ebenso wurde die Möglichkeit des Notenschutzes für Schülerinnen und Schüler als große Hilfestellung im Hinblick auf den Schulerfolg bewertet. Als förderlich für den Spracherwerb, die Integration und das soziale Miteinander wurde die deutliche geringere Größe der Schulen in Hessen gegenüber denen in Georgia – besonders im Bereich der Primarstufe empfunden. Weiterhin war nach Auskunft der Kolleginnen und Kollegen aus dem Distrikt 6910 die Auseinandersetzung mit der äußeren Differenzierung des Hessischen Bildungssystems eine zentrale Erfahrung dieses Austausches. Im Gegensatz zur in den USA weit verbreiteten Fokussierung auf einen College-Abschluss erlebte das US- Team die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten, die bereits in der Schule angesteuert werden können, als ein System von erheblich höherer Flexibilität, das vor allem Schülerinnen und Schülern anderer Herkunftssprache sehr entgegenkommt. Die Vielfalt an Ausbildungsgängen in Hessen, die Kooperationen von Schulen, Praktikums- und Ausbildungsbetrieben, beruflichen Schulen, der Agentur für Arbeit etc. sind im Bereich der Berufswegeplanung in Georgia nicht anzutreffen. Vor allem die Duale Ausbildung mit ihrer Verbindung von schulischer Bildung und Praxisbezug, der Integration der Auszubildenden als Mitarbeiter im Betrieb und die Vielzahl anerkannter Berufsabschlüsse wurde als wichtiger Baustein für den Einstieg ins Berufsleben zugewanderter Jugendlicher hervorgehoben. TITLE | 17 Rotary International Distrikt 1820 17 VTT 2014 Anhang a. Beteiligte Institutionen: aa) In Georgia/USA: Morris Innovative High School Morris Brookwood Elementary School Career Academy Dalton Dalton State College Georgia Northwestern Technical College Whitfield County school The University of Georgia University of North Georgia GCPS Leaders Instructional Support Center Jackson Elementary School Sweetwater Middle School Norcross High School International Newcomer Center (INC) Maxwell High School of Technology Georgia Gwinnett College, Lawrenceville Georgia Perimeter College, Clarkston Athens-Clarke Co. JJ Harris Charter Elementary School World Language Academy (bilingual school) Gainsville Georgia Gwinnet College bb) In Hessen/Deutschland: Staatliches Schulamt für den Landkreis Groß-Gerau und den Main-Taunus-Kreis Parkschule in Rüsselsheim Gebeschusschule in Hanau Heinrich-von-Riehl Schule in Wiesbaden-Biebrich Karl-Treutel-Schule in Kelsterbach Friedrich-Ebert-Schule in Gießen Heinrich-von-Brentano-Schule in Hochheim Lichtenbergschule in Darmstadt Schule im Angelgarten in Groß-Zimmern KITas Jägerhof und Bertramstraße, beide in Wiesbaden Staatliches Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main Interkulturelle Büros der Stadt Darmstadt und des Staatliches Schulamt für die Stadt Darmstadt und den Landkreis Dieburg Kindergartenfachberatung der Stadt Darmstadt TITLE | 18 Rotary International Distrikt 1820 18 VTT 2014 Anhang b. Besuchsprogramm in Hessen Date Mon 12.05.2014 Tue 13.05.2014 Wed 14.05.2014 Thu 15.05.2014 Fri 16.05.2014 Activity Morning Afternoon 7.55 a.m.: Arrival Frankfurt Rhein-Main Airport, Pick 12 a.m.: Goethe-house and –museum (Freies Deutsches up Rental Car Hochstift, Großer Hirschgraben 23-25, 60311 Frankfurt am Main), lunch in Frankfurt 10 a.m.: Welcome / Briefing in Bad Homburg Check-in Ramada Hotel Frankfurt Airport West, Casteller Straße 106, 65719 Hofheim am Taunus 10 a.m.: “Staatliches Schulamt für den Landkreis 1 p.m.: Visit of a Haupt- und Realschule (“Parkschule Groß-Gerau und den Main-Taunus-Kreis” (WalterRüsselsheim”; Frankfurter Straße 54, 65428 Rüsselsheim), Flex-Straße 60-62, 65423 Rüsselsheim), Kick-off lunch at school, participation of lessons in a “Intensivklasse” meeting including presentation of the programm for (special class for immigrants) immigrants in hessian schools 3.30/4 p.m.: Transfer to host families 8.30 a.m.: Visit of a primary school in Hanau 1 p.m.: Visit of an integrated comprehensive school (“Gebeschusschule Hanau”, Friedrich-Engels-Straße (“Heinrich-von-Riehl Schule”; Rudolf-Dyckerhoff-Straße 10, 19, 63452 Hanau), (including introduction by the 65203 Wiesbaden), lunch at school, meeting and discussion school principal – topic: situation of immigrated with teachers involved in teaching immigrants parents), participation of lessons in special classes (“Vorlaufkurs”) 9.00 a.m.: Visit of childhoods in Wiesbaden (2-3 2.30 p.m.: Visit of the parliament of Hesse (Schloßplatz 1, persons for one childhood), lunch in childhoods : 65183 Wiesbaden), city walk in Wiesbaden KITa Jägerhof, Am Jägerhof 6-8, 65203 WiesbadenBiebrich, KITa Bertramstraße, Bertramstr. 2b , 65185 Wiesbaden 9 a.m.: Visit an Expert-Day of Integration in Darmstadt (Justus-Liebig-Haus, Große Bachgasse 2, 64283 Darmstadt) (including lunch; end approximately 4 p.m.) 7.30 p.m.: Meeting RC Eschborn (outwards meeting, VINO Wine market, Elly-Beinhorn-Straße 1b, 65760 Eschborn) 8 p.m.: Wine tasting in Hochheim am Main (Domdechant Werner'sches Weingut, Rathausstrasse 30, 65234 Hochheim am Main) 6. p.m.: Dinner in Wiesbaden 6 p.m. Dinner with “Hessische Küche” at Ms Susanne Dudel Sat 17.05.2014 9.30 a.m.: Trip to the Unesco World Cultural Heritage “Oberes Mittelrheintal” and visit of Rüdesheim am Rhein (including lunch; end approximately 2 p.m.) Sun 18.05.2014 10 a.m.: Visit of Castle and Park in Bad Homburg, city 1 p.m.: Lunch in Frankfurt / Main (typical apple wine tavern walk in Sachsenhausen) and city/ riverside walk in Frankfurt / Main (incl. European Central Bank) (end approximately 5 p.m.) 9 a.m.: Visit of a primary school “Georg-Büchner2.15 p.m.: Visit of a „Gymnasium“, „Lichtenbergschule Schule” including visit of a “Intensivklasse” Gymnasium“ (Ludwigshöhstraße 105, 64285 Darmstadt) (end (Mecklenburger Straße 5, 65428 Rüsselsheim); approximately 6 p.m.) citywalk and lunch in Rüsselsheim 10 a.m.: “Staatliches Schulamt für die Stadt Frankfurt 2.30 p.m.: Transfer to new (host) families in Marburg; am Main (Stuttgarter Straße 18-24, 60329 Frankfurt), Excursion in/around Marburg presentation, meeting and discussion about the „unique“ situation in Frankfurt; lunch in Frankfurt 4.00 p.m.: City tour of Marburg; old university, old village, Elisabeth-Church 10 a.m.: Visit of Friedrich-Ebert-Schule incl. discussion about Promotion of immigrants in rural areas, vocational training for immigrants and meetings with professionals (Am Eichelbaum 62, 35396 Gießen), lunch and citywalk in Gießen 8.30 a.m.: Visit of Volkshochschule Marburg; dep. 1 p.m.: Lunch at Gasthaus Zur Sonne, Markt 14, 35037 „Deutsch als Fremdsprache“; integration courses; Marburg visit at different courses and discussion/meeting 3 p.m.: Transfer back to Frankfurt with teachers and students Check-in Ramada Hotel Frankfurt Airport West, Casteller Straße 106, 65719 Hofheim am Taunus 5 p. m.: Rest in Frankfurt 10 a.m.: Visit of „Schule im Angelgarten“ with discussion about the program „Deutsch&PC” (Dresdener Str. 1a, 64846 Groß-Zimmern) 6.30 p.m.: Get together of both VTT-Teams in Hochheim Mon 19.05.2014 Tue 20.05.2014 Wed 21.05.2014 Thu 22.05.2014 Fri 23.05.2014 Sat 24.05.2014 Sun 25.05.2014 Mon 26.05.2014 Transfer to (new) host families (Arrival of Elizabeth Webb) Evening Team recreation at hotel 2 p.m.: Assessment of the VTT-Exchange esp. of the last two weeks, meeting of both VTT; Preparation for District Conference (Heinrich-von-Brentano-Schule Hochheim, address see 22.05. evening), lunch at school 10 a.m.: Rotary District Conference 1820 in Frankfurt am Main (Uni Campus Westend, Neuanbau Casino, Lübecker Straße 23, 60323 Frankfurt am Main) (registration from 9 a.m.; end approximately 4 p.m.) Our Guests’ choice (Wiesbaden, Frankfurt, Taunus) 8.30 a.m.: drop-off rental car; Departure to the US/personal trips 4 p.m.: Founding ceremony of the Interact Club Bad Homburg, Saarstraße 3, 61350 Bad Homburg v.d.H.) Team recreation at host families 7.30 p.m.: Meeting RC Marburg (Vila Vita Hotel Rosenpark, Anneliese Pohl Allee 7-17, 35037 Marburg) Team recreation at host families 6 p.m.: panel discussion with the topic “Immigration in Georgia/ Hessen” with experts, parents, teachers at Heinrich-von-Brentano-Schule, Massenheimer Landstraße 7, 65239 Hochheim am Main Team Recreation at hotel TITLE | 19 Rotary International Distrikt 1820 19