Doch keine Badewanne für Herr Dr. Jaegers - Kaiser

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Doch keine Badewanne für Herr Dr. Jaegers - Kaiser
Doch keine Badewanne für Herrn Dr. Jaegers!
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Atoosa Jafari und Issam El Ghaouty gewinnen
den 1. KKG-Kurzgeschichtenwettbewerb am 04.05.12
Wenn Sie, lieber Leser dieser Zeilen, noch nicht wissen, warum nur Fliegen schöner, die Kaiserkrone
Karls des Großen verschollen ist oder Herr Dr. Jaegers doch keine Badewanne in seinem Büro stehen
hat, wie ein verliebtes Mädchen ihren grasgrünen Geburtstag erlebt oder ein Mensch sich im von
Bomben zerstörten Kriegs-Aachen fühlt, Routine im Leben zum Verdruss führt, Oberflächlichkeit,
mag sie auch noch so abgefahren, „abgespaced“, sein, das eigentlich Wesentliche im Leben
verschüttet oder ein fatales Stück Seife den einzigen Lichtblick im Leben des „Klagiators“
zunichtemacht, - auf all diese und noch mehr interessante Fragen hätte Ihnen der 1. KKGKurzgeschichtenwettbewerb am Freitag, 04.05.12, im Flur vor der Schülerbibliothek kurzweilig und
eindrucksvoll Antwort gegeben.
Aus über 70 eingegangenen Kurzgeschichten hatten die Initiatoren Frau Kessler, Frau Dr. Mertin und
Herr Bertram zehn Finalteilnehmer/innen der Kategorie I (Klassen 5-7), sechs der Kategorie II (Klassen
8-13) und drei Elternbeiträge und eine Lehrergeschichte für die Abendveranstaltung ausgewählt. Alle
Beiträge hatten die Voraussetzungen erfüllt, die sechs vorgegebenen Begriffe „KKG, Kaiser Karl,
grasgrün, lauschen, Badewanne und Frühstücksei“ in ihre Geschichte einzubinden und den Umfang
von zwei gedruckten Seiten nicht zu überschreiten. Aber nicht nur die geschriebene Geschichte sollte
überzeugen, auch der Vortrag sollte in die Bewertung mit eingehen. So durfte dann am Finalabend
jeder Zuhörer des 1. KKG-Kurzgeschichtenwettbewerbs mit abstimmen und den jeweils drei besten
Beiträgen der Kategorien I und II Siegerpunkte vergeben. In Kategorie III sollte der Applaus
ausschlaggebend sein.
Sikander Bezirgan (7A, „Nur Fliegen ist schöner“) eröffnete den Abend mit einer witzigen
Traumgeschichte: Nach einem Fernsehabend träumt er, dass er wie Supermann, nachdem er den Bus
zur Schule verpasst hat, über Aachen fliegt und etwas unsanft auf dem Schulhof des KKG landet.
Antonia Ebert (5A, „Wie das Karlsfest entstand“) versetzte in ihrer Erzählung phantasievoll Kaiser
Karl mit einer Zeitmaschine ins Heute. Sie lässt ihn das Kaiser-Karls-Gymnasium besuchen und erklärt
mit dem Besuch des alten Herrschers die Entstehung des Karlsfests.
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Einen geheimnisvollen Bunker auf dem Lousberg erkunden die beiden KKG-Schüler Christian und
Lasse in Lennart Gaisbauers (7A) spannender Erzählung „Der Bunker“ und müssen dort gegen
schreckliche Monster bestehen. Eindrucksvoll und sehr einfühlsam versetzte sich Atoosa Jafari (7A)
in der Geschichte „Ich will nicht sterben“ in die Gedankenwelt und die aufgewühlte Gefühlslage eines
leukämiekranken Mädchens. Manchen Zuhörer beschlich bei ihrem Vortrag ein Gänsehautgefühl.
Wie sich ein junges verliebtes Mädchen fühlt, wenn sie an ihrem „Grasgrünen Geburtstag“ mit
unfreiwilliger Hilfe ihrer kleinen Schwester den ersten Kuss von Joe erhält, vermittelte Inga Lieb (7 A)
in ihrer romantisch-lustigen Kurzgeschichte.
Dass Kaiser Karl schon ein „komischer Kauz“ ist, der grasgrüne Frühstückseier über alles liebt und
seine Dienerschaft damit nerven kann, trug Markus Schins (5B) mit einem Augenzwinkern vor. Vor
allem mit dem Rollenwechsel in den deutsch-radebrechenden Diener Marcello aus Italien überzeugte
Markus in seinem Vortrag. Luna Weiser (5D) stellte spaßig-unterhaltsam die Frage nach „Traum oder
Wirklichkeit?“, als Jana in den Sommerferien ein kleines grasgrünes Männchen aus dem Frühstücksei
purzelt und ihr langweiliges Leben auf den Kopf stellt. Eine Geschichte voller Spannung las Leonhard
Wildberger (5A) vor. Er lässt den 12jährigen KKG-Schüler Max mit seinem Freund „Die verschollene
Kaiserkrone“ mit einem grasgrünen Diamanten suchen und schließlich im verstaubten Keller unter
der Aula Karolina finden.
In Hanna Zhous (7A) mit viel Humor und kurzweilig geschriebener Kurzgeschichte „Der Abi-Streich“
trifft Kaiser Karl im Jahr 2012 auf KKG-Schüler und wundert sich nur: Die jungen Leute verwenden in
ihrer Sprache so komische Ausdrücke wie „ultimativer Adrenalinkick“, werfen aus Spaß
Wasserbomben und Frühstückseier und feiern mit ihren Lehrern ausgelassen in der Aula Carolina den
letzten Schultag. Merkwürdig, merkwürdig … .
In der Kategorie II gingen sechs Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8-13 an den Start.
„Routine“ betitelte Max Drehsen (Q1/12) seine Kurzgeschichte, in der er eindringlich den von
Tristesse und Gleichförmigkeit geprägten Tagesablauf einer jungen Frau und ihre Gedanken über das
Scheitern ihrer Beziehungen beschreibt. Lediglich in ihrem Beruf als Lehrerin findet sie kleine
Augenblicke des Glücks.
In „Doch keine Badewanne für Herrn Dr. Jaegers“ von Issam El Ghaouty (9A) lässt der junge Autor auf
sehr unterhaltsam-witzige Weise den Geist Karls des Großen den KKG-Schulleiter retten. Nur Kaiser
Karl weiß, dass auf dem KKG ein uralter Fluch lastet: In der Schule darf es niemals eine Badewanne
geben. So muss der alte Herrscher die Erfüllung des Schulleiterwunsches, in seinem Büro eine
„Badebütt“ aufstellen zu lassen, unbedingt verhindern.
Die nächsten Beiträge hielten die Zuhörer an, nachdenklich zu werden. David Grzeschik (9B) brachte
mit eindringlichen Worten und einem entsprechend ernsthaften Vortrag die Verzweiflung eines
jungen Mannes zum Ausdruck, der seinen besten Freund verloren hat, selbst als Drogenabhängiger
immer weiter ins Abseits „Reingerutscht“ ist und sich nun in seinen eigenen Gedanken kreisend auf
einer Eisenbahnbrücke wiederfindet. Unter die Haut ging auch Vincents Orawiecs (9A) großartig
vorgetragene Kurzgeschichte „Kriegsjahr“: Ein Mann, der Frau und Kinder bei den Bombenangriffen
auf Aachen verloren hat, durchstreift verzweifelt und mutlos die zerstörte Stadt und landet
schließlich im KKG, von dem auch nur noch Ruinen stehen.
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In der spannend-skurril konstruierten Erzählung „Fußabdrücke im Sand“ von Alexander Schulz
(Q1/12) kommt jemand in ein fremdes Haus und trifft dort auf viele Erinnerungsstücke des
Hausbesitzers. Die Geschichte endet überraschend mit einer unheimlichen Begegnung.
Merith Wannewitz (EF) präsentierte in ihrem Beitrag „Abgespaced“ den Zuhörer engagiert und
sprachlich ausgefeilt ihre Nachdenklichkeit über die allgemeine Oberflächlichkeit: „Angesagte“
mediale Überfrachtung bzw. Verblödung und geistig-kulturelle Verarmung lässt uns Menschen den
Blick für das Wesentliche im Leben verlieren.
Während die Stimmen für die Kategorien I und II für die Preisverleihung ausgezählt wurden, trugen
die Finalisten der Kategorie III (Eltern und Lehrer) ihre Kurzgeschichten vor. Herr Dr. Gentschs
„Kaisertreffen“ lässt alle deutschen Kaiser, ihre Vorläufer und mehr oder minder legitimen
Nachfolger unsterblich werden und sie sich mit witzigen Verweisen auf Zeitgeschichte und politische
Bauten ab 1012 alle fünfzig Jahre wiedertreffen. 1962 lädt Konrad Adenauer auf den Petersberg ein,
2012 findet die Zusammenkunft in Aachen im Kaiser-Karls-Gymnasium statt.
In Herr Körlings humorvoller Kurzgeschichte „Suppenkaiser“ tauschen sich Enkel Karl Junior, Schüler
des KKG, und Großvater Karl Senior über Bedeutung gekrönter Häupter aus. Des Autors schelmisch
vorgetragenes Resümée: in Deutschland gibt es für Kaiser Karl nur einen legitimen Nachfolger, Kaiser
Franz (Beckenbauer), die Lichtgestalt des deutschen Fußballs und TV-Werbeträger der Firma Knorr.
Frau Dr. Richter entführte in ihrem Geschichtenbeitrag Karl den Großen und seinen Biographen
Einhard in die heutige Zeit. Der Frankenherrscher, in moderner Diktion nur salopp „Charly“ genannt,
verlässt nach 1200 Jahren seine Gruft, trifft auf Einhard und wundert sich doch sehr über die
Zustände in einem Gebilde namens „Europa“ und ein Aachener Printenrezept. Umso mehr freut er
über eine Schule, die seinen Namen trägt.
Herr Trien erzählte zum Abschluss des Abends witzig und pointenreich von dem Physiker Georg,
einem typischen „Loser“, der an allem im Leben zu leiden hat: In seinem häuslichen Durcheinander
und tristen Einerlei will das Frühstücksei und die Seife im Badezimmer nicht so wie er, der
Nachbarshund „Schlumpi“ erledigt regelmäßig sein Geschäft an seinem Hosenbein und seine Mutter
nörgelt ständig an ihm herum. Doch da merkt er, dass er andere glücklich macht, weil es ihm schlecht
geht, und ihm kommt die Idee, als „Klagiator“ einen Leid-Service anzubieten. In diesem „Lichtblick“
seines Lebens rutscht er auf seinem Stück Seife aus und bricht sich das Genick. Tosender Applaus war
verdienter Lohn für Herrn Triens „Fatales Stück Seife“ und wurde vom Publikum zur besten
Kurzgeschichte der Kategorie III (Eltern, Lehrer) gewählt.
Krönender Abschluss des Finalabends zum 1. KKG-Kurzgeschichtenwettbewerb war die Siegerehrung,
die der Vorsitzende der Vereinigung der ehemaligen Schülerinnen und Schüler des KKG, Marco
Siewert, vornahm. Die Vereinigung hatte dankenswerter Weise für die Kategorien I und II jeweils drei
Preise zu Verfügung gestellt: Buch-, Pizza- und Eisgutscheine im Wert von 50, €, 30, € und 20 €. Alle,
die diesen Finalabend besucht haben, waren sich einig. Sieger waren eigentlich sowieso alle: die
Autoren, die ihre Geschichte an diesem Abend vorgetragen haben, und die Zuhörer, die über drei
Stunden kurzweilig unterhalten wurden und dabei leichte und auch schwere Kost geboten
bekommen haben. Die Wettbewerbsbeiträge überzeugten durch ihre thematische Vielseitigkeit.
Viele Geschichten waren sprachlich anspruchsvoll, einfallsreich, offenherzig, einfühlsam, witzig,
hintergründig und regten mal zum Lachen und mal zur Nachdenklichkeit an. Manche Kurzgeschichten
wurden auch noch beeindruckend vorgetragen.
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Und so hatte das Publikum die Qual der Wahl und musste darüber entscheiden, welche
Kurzgeschichte prämiert werden sollte. Die Zuhören stimmen schließlich folgendermaßen ab:
Kategorie I:
1. Platz Atoosa Jafari (7A) „Ich will nicht sterben“
2. Platz Hanna Zhou (7A) „Der Abi-Streich“
3. Platz Markus Schins (5B) „Kaiser Karl - ein komischer Kauz“
Kategorie II:
1. Platz Issam El Ghaouty (9A) „Doch keine Badewanne für Herrn Dr. Jaegers“
2. Platz Merith Wannewitz (EF) „Abgespaced“
3. Platz Vincent Orawiec (9A) „Kriegsjahr“
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Herzlicher Dank gilt Herrn Moradi für seine tatkräftige Unterstützung, den Schülerinnen und Schülern
der Jahrgangsstufe Q1/12, die für Essen und Trinken in der Pause sorgten, und vor allem den beiden
Moderatorinnen, Frau Kessler und Frau Dr. Mertin. Sie führten charmant durch diese
Abendveranstaltung, die sie mit viel Engagement und Herzblut organisiert hatten.
Zur 1200-Jahr-Feier anlässlich des Todesjahrs Karls des Großen wird das Kaiser-Karls-Gymnasium ein
Buch mit den besten Kurzgeschichten herausgeben. Nach dem Erfolg der ersten Veranstaltung
freuen wir uns schon heute auf den 2. KKG-Kurzgeschichtenwettbewerb im Mai 2013.
J. Bertram