- Kunsthistorisches Museum Wien Presse

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- Kunsthistorisches Museum Wien Presse
MIT JOSEPH CORNELL
DURCH DIE
KUNSTKAMMER
Die Werke Joseph Cornells treten in einen Dialog mit der
Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums und deren
Beständen an Mirabilia, Naturalia, Artificialia und
Scientifica. Um diese Affinität zu unterstreichen und weiter
zu ergründen, können Besucher einem speziellen Parcours
durch die Kunstkammer folgen und sie mit den Augen
Cornells betrachten. In jedem der Säle ist ein historisches
Objekt aus der Sammlung des Museums zu sehen, das zu
Cornells Arbeit eine besondere Affinität aufweist.
Sog. Wiener Musterbuch
Böhmisch; Wien (2 Zeichnungen), um 1410/20; 2. Viertel 15. Jh.
(2 Zeichnungen)
56 farbig gehöhte Silberstiftzeichnungen auf Papier,
montiert auf 14 Ahorntäfelchen
H. je 9,5 cm, B. 9 cm
56 Zeichnungen mit 39 menschlichen Köpfen bzw. Brustbildern, 1
Totenkopf, 15 Tierköpfen, 1 Spinne
© KHM-Museumsverband
Standort: KK, Saal XXXVI, Pultvitrine
Ein Künstler sucht aus, ordnet und erstellt einen Katalog an
Motiven. Ein Leporello voll mit kleinen Bildern entsteht. Es diente
auf Reisen als Vorlage für neue Bildwelten. Aber ebenso gut kann
es als fiktiver „Reiseführer“ durch die Welt benützt werden. Joseph
Cornell machte nie große Reisen, aber er sammelte auf seinen
Wanderschaften durch New York viele Dinge zusammen und
ordnete sie zu neuen Fantasiewelten.
Weibliche Büste, Idealporträt der Laura (?)
Francesco Laurana (Vrana bei Zara um 1430 ‒ 1502 Avignon)
Mailand (?), um 1490 (?)
Marmor, farbig gefasst, Wachsapplikationen
H. 44 cm, B. 42,5 cm
Weibliches Brustbild; die Dargestellte wurde früher als Isabella von
Aragon (1470‒1525) oder Ippolita Maria Sforza (1445‒1488) gedeutet;
gilt auch als Bildnis von Petrarcas Laura
© KHM-Museumsverband
Standort: KK, Saal XXXIV, Vitrine 11
Eine junge Frau, deren Schönheit nie vergehen wird. Sie besitzt so
greifbare Präsenz und scheint doch ganz woanders zu sein. Die
Stille und Distanz, die sie umgibt, lässt an Beispiele unerfüllter
Liebe denken – an Petrarcas Laura, an Hans Christian Andersen
und Riborg Voigt oder an zahlreiche Frauen im Leben Joseph
Cornells.
Automat, sog. Cisterspielerin
Spanisch (?), 2. Hälfte 16. Jahrhundert
Holz, gefasst, Leinen, Seidenbrokat (Textil); Werk: Eisen
H. 44 cm
© KHM-Museumsverband
Standort: KK, Saal XXXII, Vitrine 7
Jeden Moment kann diese Musikerin in Bewegung geraten. Das
prunkvolle Gewand verbirgt ein Räderwerk, das die Puppe zu
unvermutetem Leben erwachen lässt. Sie gehört ganz in die
glanzvolle Welt der Schauspielerinnen, Ballerinen, Sängerinnen vor
allem spanischer Musik, wie Raquel Meller, die Joseph Cornell zeit
seines Lebens fasziniert hat.
Nackter Mann, Proportionsfigur
Deutsch, um 1550
Holz
H. 13 cm, B. 6,5 cm
© KHM-Museumsverband
Nackter Knabe
Deutsch, um 1550
Holz
H. 6,2 cm, B. 3,2 cm
Nackte Frau
Deutsch, um 1550
Holz
H. 13 cm, B. 6,6 cm
Standort: KK, Saal XXX, Vitrine 7
Wie Spielzeug sehen sie aus, kleine Setzkastenfiguren für Sammler.
Es sind jedoch Anschauungsmodelle, sie regen das Studium der
Natur ebenso an wie Vorstellungen von Schönheit und Proportion.
Wie ist die Welt beschaffen, welches Regelmaß liegt dem
Universum oder dem menschlichen Körper zugrunde? Fragen, mit
denen sich nicht nur Forscher beschäftigten, sondern auch Künstler
wie Leonardo, Dürer oder Joseph Cornell.
Tischuhr: sogenannte 1. Kugellaufuhr
Christoph Margraf (nachweisbar Prag 1595 ‒ 1612)
Prag, 1596
Holz mit schwarzem Samt bekleidet, Messing, vergoldet, Glas, Silbererz,
Deckfarbenmalerei, Pergament; Werk: Eisen
H. 40,3 cm, L. 28 cm, B. 23 cm
Landschaft mit Diana und Aktaeon; Perseus und Andromeda; vier
Erdteile
© KHM-Museumsverband
Standort: KK, Saal XXVII, Vitrine 4
Eine kostbare Kiste. Wird der Deckel gehoben, enthüllt ein Spiegel
eine märchenhafte Bühnenwelt. Über einer Landschaft mit Figuren
schwebt wie von magischer Hand gehoben der Mond empor. Es ist
eigentlich eine Kugel, die über Fäden rollt und deren Lauf eine Uhr
bewegt. Spiel und Naturwissenschaften: Beidem galt Joseph
Cornells besonderes Interesse, beides verbindet sich hier zu einem
„Wunderwerk“.
Ansicht des Hradschin in Prag
Giovanni Castrucci (nachweisbar in Prag 1598 ‒ 1615?)
Prag, nach 1606
Commesso in pietre dure, verschiedene Achate und Jaspise
H. 11,5 cm, B. 23,8 cm; Gew. 950 g
© KHM-Museumsverband
Standort: KK, Saal XXVI, Vitrine 3
Postkarten,
Souvenirs,
Stadtansichten,
Reiseführer:
das
Sammelsurium eines Reisenden. Auch Joseph Cornell besaß ein
solches. Berühmten europäischen Städten galt seine Sehnsucht,
ohne dass er sie jemals besucht hätte. In dieser „Postkarte“ sind
kleinste Stücke aus hartem Stein wie in einer Collage
zusammengefügt und verwandeln sich in eine detailgetreue Ansicht
von Prag. Das kostbare Material lässt das scheinbare Reisesouvenir
zu einem fürstlichen Sammelobjekt werden.
Globusbecher
Abraham Geßner (Zürich 1552 ‒ 1613 Stühlingen)
Zürich, um 1590
Silber, teilweise vergoldet, Email
H. 54 cm, Dm. 18 cm; Gew. 2680 g
Globus-Doppelpokal; Atlant als Trägerfigur mit Füllhorn; Globus
© KHM-Museumsverband
Standort: KK, Saal XXV, Vitrine 1
Ein ganzer Raum, der von Ferne und Fernweh erzählt.
Wundersame, exotische Stücke wurden gesammelt, in Kästen
zusammengestellt. Sie spiegeln die Weite und Vielfalt der Welt
wider und bilden einen eigenen Mikrokosmos. Ein Globus umfasst
die ganze Welt, macht sie verfügbar. Auf ihm können, wie auf
Karten, die Joseph Cornell mit Begeisterung sammelte, fernste
Länder entdeckt werden, ohne dass tatsächlich gereist werden
muss.
Vielflächige Tischsonnenuhr
Österreichisch, 1576
Holzkästchen, mit Ölfarben bemalt
H. 25,1 cm, B. 25,3 cm
© KHM-Museumsverband
Standort: KK, Saal XXIV, Vitrine 17
Den Wandel der Zeit sichtbar machen. Die Bewegungen des
Kosmos erfassen. Den Himmel auf die Erde holen. Diese
Sonnenuhr misst die Stunden; scheint die Sonne nicht, steht sie
still. Ihre Bemalung an den Seiten zeigt den Wechsel der
Jahreszeiten, hält ihn gleichzeitig unveränderlich fest. Der Himmel,
die Gestirne, die Zeit und ihr Anhalten sind ein zentrales Thema
bei Joseph Cornell, in dessen Werk dieses Objekt sich durchaus
eingliedern ließe.
Tafelaufsatz: Trinkschiff
Segelschiff
Lorenz Zick (Nürnberg 1594 ‒ 1666 Nürnberg) zugeschrieben
Nürnberg (?), vor 1640
Elfenbein, Papier, bemalt, Messing; Drechselarbeit
H. 45,9 cm, L. 24 cm, B. 13 cm
© KHM-Museumsverband
Standort: KK, Saal XXII, Vitrine 10
Das Schiff als Symbol der ewigen Reise. Es ist zwar fest mit dem
Sockel verankert und verlässt seinen Ort nicht; ein kostbares
Sammelobjekt, zum Verweilen und Schauen gedacht. Und doch
scheint es zu schweben und mühelos Raum und Zeit zu
überwinden. Bis ins kleinste Detail der zarten Papierfiguren perfekt
und liebevoll ausgearbeitet, lässt es uns, wie die Schaukästen
Joseph Cornells, von fremden Welten und Abenteuern träumen.
Hausapotheke
Mailand oder Prag, um 1660
Holz, Bronze, vergoldet, Bergkristall
H. 72,5 cm, B. 81 cm, T. 44,7 cm
© KHM-Museumsverband
Standort: KK, Saal XX, Vitrine 13
Die Welt in kleinen Portionen. In der Apotheke ist, wie im
Museum, alles nach einem bestimmten System geordnet, in
einzelne Kompartimente aufgeteilt und beschriftet, handlich und
verfügbar. Das kostbare Äußere verleiht dem Inhalt besondere
Bedeutung. Auch Joseph Cornell stellte Serien zum Thema
Apotheke her. Ihr Inhalt: Medizin für die Seele und die Fantasie.
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Nina Auinger-Sutterlüty, MAS
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und PR
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