Mercedes C111 - Carrerarennbahn.de

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Mercedes C111 - Carrerarennbahn.de
Wankelmut
Das rollende Versuchslabor: Mercedes C111
Henry Smits-Bode
Turbinenartige Laufruhe-das war die herausragende Eigenschaft, die dem
Kreiskolbentriebwerk von Felix Wankel zugeschrieben wurde. Dazu kam der Motor ohne
Einlaß- und Auslaßventile aus, war aber gleichzeitig ein echter Viertakter. Die
prinzipbedingten geringen Triebwerksabmessungen sowie das geringe Gewicht runden das
positive Bild ab. Diese Daten ließen Ende der 60er Jahre auch die Mercedes Ingenieure an
eine eine große Zukunft der revolutionären Antriebstechnik glauben.
Anders als NSU mit dem RO oder Citroen mit dem M 35 konnte es sich eine Firma wie Mercedes
aber nicht erlauben, seine Kunden als Testfahrer zu mißbrauchen. Von den ersten RO 80
Aggregaten aus den Jahren 1967 bis 1970 etwa überlebten nur wenige die 20.000 Kilometer Marke.
Die unausgereifte Technik hinterließ verbrannte Erde: Dem Wankelmotor haftete schnell das
Stigma der Unzuverlässigkeit an.
Wollte Mercedes einen eigenen Wankelmotor anbieten, galt es folglich neben den technischen
Problemen auch das ramponierte Image des Rotationskolbenprinzips zu überwinden. Gleich beide
Fliegen mit einer Klappe wollten die Untertürkheimer mit dem C111 schlagen. Der erste Prototyp
wurde 1969 auf der IAA präsentiert. Hierbei handelte es sich noch um ein recht eigenwillig
geformtes Exemplar mit extremer Keilform und Scheinwerfern, die dem Fahrzeug den Blick einer
angetrunkenen Eule verliehen. Flügeltüren weckten Erinnerungen an den schon damals legendären
300 SL. Der Clou lag aber im Innern der Flunder: Ein Dreischeibenwankel saß zwischen
Fahrgastzelle und Hinterachse.
Wesentlich gefälliger kam die zweite Version, der C111/69 daher, der zwar der Grundform des
ersten Typs folgte, jetzt aber viel harmonischer wirkte und geradezu italienisches Sportwagenflair
verbreitete. Modische Klappscheinwerfer inklusive. Nach diesen beiden Versuchsträgern folgte ein
Jahr später der Höhepunkt der Serie, der Mercedes C111/70. 350 PS mobilisierte das jetzt mit vier
Rotationskolben ausgestattete Kraftpaket. In Verbindung mit der ausgezeichneten Aerodynamik und
dem geringen Gewicht, welches neben der kompakten Antriebseinheit auch aus der
glasfaserverstärkten Kunststoffkarosserie resultierte, reichte das für ein beeindruckendes
Datenblatt: Höchstgeschwindigkeit 300 km/h, 0-100 km/h in 4,8 Sekunden. Solche Superleistungen
waren durchaus geeignet, das Ansehen des Wankels aufzupolieren.
An eine Serienfertigung des C111 wurde indes nie gedacht. Er diente lediglich als rollendes
Versuchslabor zur Erforschung der Wankeltechnik, was angesichts der serienreifen
Innenausstattung und dem vorhandenen Kofferraum von vielen zeitgenössischen Journalisten
bezweifelt wurde, die zumindest über eine Kleinserie von 500 Fahrzeugen spekulierten. Offenbar
gelang es aber auch Mercedes nicht, die wankeltypischen Vorteile in ein den firmeneigenen
Ansprüchen genügendes Aggregat umzusetzen. Zu einem Serieneinsatz der vielversprechenden
Technik kam es jedenfalls nicht. Das der geniale Wurf Felix Wankels aber durchaus zur
Massenproduktion taugte, bewies nicht zuletzt Mazda mit dem RX-7, von dem im Mai vorigen
Jahres das letzte Exemplar vom Band lief.
An dem C111, der seinerzeit auf allen Autozeitschriften die Titelseiten zierte, kam Carrera natürlich
nicht vorbei. Als Vorlage diente die dritte Version des Experimentalfahrzeugs, die sicherlich auch
die schönste war. Die Umsetzung in den Maßstab 1:32 ist Carrera außerordentlich gut gelungen.
Zum gefälligen Gesamteindruck tragen auch die sehr vorbildgerechten Felgen bei, die speziell für
diese Neuerscheinung aus dem Jahr 1971 angefertigt wurden. Das ansprechende Äußere des
Modells schlug sich letztlich auch in den Verkaufszahlen nieder, so daß dieses Auto heute zu den
häufigeren Nicht-Grundpackungsfahrzeugen zählt. Aus diesem Grund erscheint die
Seltenheitskategorie SK 3 als angemessen.
Die Problemzonen dieses bis 1978 im Universal-Programm vertretenen Typs liegen in erster Linie
in den beiden A-Säulen sowie dem häufig beschädigten Mercedes-Stern. Zudem zeigt die Front oft
Schleifspuren, die durch Looping und Überfahrt verursacht wurden. Außerdem ist zu beachten, daß
bei den weniger raren Fahrzeugen wie diesem bereits geringe Mängel wie z.B. ein chromloser aber
ansonsten unbeschädigter Stern oder eine minimal angekratzte Startnummer nennenswerte
Preisabschläge gegenüber makellosen Exemplaren rechtfertigen. Auch wenn Mercedes sich nicht
durchringen konnte, daß gelungene Design des C111 dem Kunden zugänglich zu machen konnten
zahlungskräftige Kunden doch etliche Jahre später so etwas wie C111 Feeling erleben. Die kleine
Autoschmiede Isdera baute auf Mercedes-Basis ein Fahrzeug Namens CW 311, welches dem
Original in allen wesentlichen optischen Elementen nachempfunden war. Unter der Haube werkelte
aber ein herkömmlicher Hubkolbenmotor, was den wahren Wankel-Fan vermutlich zum rotieren
bringt.
Copyright 1998 Henry Smits-Bode
wegen der schlechten Scanqualität der Vorlage hat mir Manfred "Katsche" Appel erlaubt die Bilder
von seiner CD für diese Internetseite zu verwenden... Vielen Dank
UPDATE: