Pressetext - Kunstraum Niederoesterreich

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Pressetext - Kunstraum Niederoesterreich
MEDIENINFORMATION
S/HE IS THE ONE
Eröffnung: 24 10 2013 19 H
Dauer: 25 10 2013 – 14 12 2013
Presseführung: 24 10 2013, 17 H
KünstlerInnen in der Ausstellung: Bernadette Anzengruber, Elke Auer/Esther Straganz, Renate
Bertlmann, Katrina Daschner, Carola Dertnig, VALIE EXPORT, Female Obsession, Nilbar Güreş, Sanja
Iveković, Suzie Léger, Roberta Lima, Anja Manfredi, Ursula Mayer, Ana Mendieta, Lilo Nein, Susanne
Richter, Hans Scheirl, Toni Schmale, Saskia Te Nicklin, Mathilde ter Heijne/Amy Patton, Martha
Wilson
KünstlerInnen, die performen: Anna Ceeh/ Iv Toshain, Julia Danzinger/ Serena Lee, Iris Dittler, Fanni
Futterknecht, Christina Gillinger, Veronika Hauer/ Nicole Miltner
Kuratorin: Ursula Maria Probst
Im Rahmen der Eröffnung:
Buchpräsentation Lilo Nein mit Felicitas Thun-Hohenstein
Performance SUPER VÉRO
DJANE MORITZ
DJANNE meshestomeshes
Die Ausstellung S/HE IS THE ONE rundet das Schwerpunktjahr zur Performance im Kunstraum
Niederoesterreich ab. Von Ursula Maria Probst kuratiert, befasst sich die Schau mit zeitgenössischen,
performativen künstlerischen Methoden und deren Werklogiken, Embodyment- und Doing-GenderStrategien in Gegenüberstellung zu avantgardistischen, feministischen Positionen der PerformanceKunst. Die beteiligten KünstlerInnen gehen unter anderem Fragen nach, wie viel Raum historischen
Positionen wie jener von Ana Mendieta, Sanja Iveković, Martha Wilson, Renate Bertlmann oder VALIE
EXPORT in der Performancekunst heute gegeben wird, und wie sich formale und inhaltliche Aspekte
von Kontinuität und Diskontinuität innerhalb der Performancekunst zueinander verhalten.
Einen weiteren Ausgangspunkt bilden Überlegungen, in welcher Form unterschiedliche Strategien der
Appropriation, Dekonstruktion, Reformulierung, Transposition, Interperformität, von Körper-MaterialInteraktionen oder sprachlicher und medialer Übersetzung in der Performance-Kunst heute zum
Einsatz gelangen.
Die Performance als situations- und handlungsbetonte Kunst wird durch ihre steigende Präsenz auf
Festivals, Biennalen, in Museen und im Theater als die Königsdisziplin – wir nennen sie die
„KönigInnendisziplin“ – der zeitgenössischen KuratorInnenkultur bezeichnet. Verheißt sie doch die
Möglichkeit, eine andere Öffentlichkeit oder gar Realität zu produzieren. Im Unterschied zu den
AktionskünstlerInnen der 60er und 70er Jahre, die den eigenen Körper als künstlerisches Material
einsetzten, um frei von dramaturgischen Stilmitteln eine Veränderung von Realitäten und
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Machtverhältnissen einzufordern, grenzen sich PerformerInnen heute von Tanz oder Theater nicht ab,
sondern lassen choreographische Elemente einfließen.
Julia Danzinger und Serena Lee beispielsweise beschäftigen sich in ihrer Performance Jeux d‘eau mit
dem Embodyment von Krise. Einzelne Aspekte und Elemente von Krise werden zu mittels Gestik oder
Sound darstellbaren To-do-Listen ausgearbeitet. Krise wird so auch körperlich nachvollziehbar
gemacht. In Bernadette Anzengrubers performativer Installation wird ein Versprechen gegeben: We'll
make it.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist der Versuch, das Diskursfeld und Theorienbildungen des
Performativen mit der aktuellen performativen Praxis anschaulich zu verknüpfen. S/HE IS THE ONE
verbindet daher den Ausstellungsteil mit einem Performanceteil. Die Ausstellung wirft dadurch auch
die Frage nach dem Umgang mit unterschiedlichen Medien im Kontext performativer Kunstproduktion
auf. Die legendäre Video-Performance „Premiere“ der feministischen Künstlerin Martha Wilson
gestaltete sich zum manifestartigen Vortrag und zum Einstieg in die Ausstellung. 1976 gründete
Martha Wilson das Franklin Furnace in New York, einen Artist-run-Raum, der sich der Forschung und
Archivierung von Video- und Performance-Kunst widmet. Wilson thematisiert damit die langjährige
institutionelle Vernachlässigung der Performance-Kunst. Auch das MUMOK in Wien hat es bisher
verabsäumt, das von Carola Dertnig und Stefanie Seibold zusammengestellte Archiv zu „Mothers of
Invention“ anzukaufen.
Während sich KünstlerInnen der 60er und 70er Jahre durch die Performance von historisch besetzten
Genres der Malerei und Skulptur distanzierten oder deren Begriffsdefinitionen durch den Einsatz des
eigenen Körpers erweiterten, zeichnet sich heute entsprechend der eigenen künstlerischen Werklogik
ein Einsatz verschiedener Medien ab. Gleichzeitig entstehen auch Schnittstellen, durch die sich
Möglichkeiten zur Neubewertung anderer Medien (Installation, Musikvideo ...) im PerformanceKontext eröffnen. Für die Videoperformance LESS POINT MORE CORNERSTONE beispielsweise
übersetzt Suzie Léger Franz Kaltenbecks kunsttheoretischen Text „Das Kriterium der Avantgarde“
aus den 70er Jahren in einen klassischen Popsong, der von sieben PerformerInnen interpretiert und
musikalisch begleitet wird. Léger schafft damit einen neuen Kontext für die Lesbarkeit von
Kaltenbecks Manifest.
Selbst wenn sich heute im Performativen eine Tendenz zur Multimedialität beobachten lässt, bleibt
dennoch häufig der individuelle Körper, der Körper der PerformerInnen oder anderer in die
Performance Involvierter wesentliches Ausdrucksmittel. Eine gewisse Unmittelbarkeit, Direktheit
durch die Körperlichkeit in der Performance forciert den Kontakt mit dem Publikum und wirft damit
gleichzeitig auch die Frage der Autorschaft auf.
Schließlich geht S/HE IS THE ONE der Frage nach, inwieweit der heutige Performance-Begriff
gesellschaftspolitisch relevant und an der Schaffung neuer Lebensräume und -welten beteiligt ist. In
der Schau findet dadurch auch eine Auseinandersetzung mit von den KünstlerInnen teils zur
Anwendung gebrachten Konzepten zu Gender-Doing, Queer Studies und feministischer Theorie statt.
Die Videoinstallation „Gentle Men“ von Mathilde ter Heijne und Amy Patton beschäftigt sich mit der
Darstellung von Männlichkeit. Männer werden per Inserat gesucht und eingeladen, nicht etwa ihren
erigierten Penis, sondern ihre Hoden abbilden zu lassen. Die Arbeit wirft damit einen Blick auf
männliche Körperlichkeit, die anstelle von Potenz Zerbrechlichkeit, Kreativität, Sensitivität und
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Verletzlichkeit vermittelt.
Wie kaum einer anderen Kunstform gelingt es der Performancekunst, einem Publikum gleichzeitig
zugänglich zu sein und ihm herausfordernde Ideen zu vermitteln. Die Schau S/HE IS THE ONE lotet die
Möglichkeiten der Performance heute und damit im weitesten Sinn des maximalen Potenzials einer
Situation aus.
Das langjährige Projekt „The Making of Hans“ von Hans Scheirl macht den Prozess des
„(performativen) trans-... genderings“ (und in der Folge „queerings“) durch die Verwendung von
unterschiedlichen Medien (Malerei, Zeichnung, Performance, Musik und Sound, Film und Video, Text,
Fotografie, Objekte) und den Genres bzw. Stilen innerhalb dieser Medien sichtbar. Catrin Seefranz
schreibt über das Werk von Katrina Daschner, das sich in ihren aktuellen Projekten intensiv mit der
Burlesque befasst: „Das Geheimnis der Burlesque liegt im gelungenen Timing: die Präzision in der
dialektischen Performance von exzessivem Zeigen und gleichzeitigem Verbergen, Andeuten und
Aufschieben sowie Affirmieren und Differenzieren sexualisierter Codes und Gesten.“ Katrina
Daschner gilt als wichtige Protagonistin der queeren Neudefinition mit ihrer klaren Positionierung
gegenüber identitären und sexuellen Machtverhältnissen.
Das Plakat zur Ausstellung greift eine Fotoserie von Anja Manfredi aus dem Jahr 2010 auf. Es zeigt mit
Renate Bertlmann und Katrina Daschner zwei Performance-KünstlerInnen verschiedener Generation
in rebellisch starker, selbstbestimmter und angriffsbereiter Pose. Renate Bertlmann hält in ihren
Händen eine Schleuder in Form eines Doppel-Penis mit Vibratorform, die sie in ihrer Performance
„sling shot action“ als Schusswaffe benutzt hatte, um die Sexpuppen Adam und Eva zu attackieren.
Katrina Daschner schwingt zur Aktion bereit ein Mikrophon. Künstlerinnen versuchten sich seit den
90er Jahren aus der Stigmatisierung durch Feminismus oder Gender-Theorien und deren
Verdachtsmomente auf ideologische Verbissenheit zu befreien. An deren Stelle trat die Forderung
nach politischer Handlungsfähigkeit und nach einem Engagement, das bei der Veränderung des
eigenen Selbst ansetzt.
Live Performances
21 11 2013, 19 H
(im Rahmen der VIENNA ART WEEK)
Veronika Hauer/ Nicole Miltner, In a manner of speaking #2
Christina Gillinger, An audience who cannot speak english is no audience
Anna Ceeh/ Iv Toshain, (HOT) ВИЗИБЛ
27 11 2013, 19 H
Julia Danzinger/ Serena Lee, Jeux d´eau (Mit freundlicher Unterstützung von Wien Kultur)
Iris Dittler, mind is as close as you come (Zitat *Gary Hill)
Fanni Futterknecht
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 11–19 H und Samstag 11–15 H
Eintritt frei
Pressekontakt: Katrin Draxl, [email protected], +43 664 60 499 196
Bildmaterial: http://www.kunstraum.net/de/presse

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