Konzern: Feinkost Käfer wird 75 Jahre alt
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Konzern: Feinkost Käfer wird 75 Jahre alt
Die Genuss-Manager - Vom Kolonialwarenladen zum FeinkostKonzern: Feinkost Käfer wird 75 Jahre alt --Von ddp-Korrespondent Georg Etscheit München (ddp-bay). Was eine richtige Weißwurst ist, weiß in München natürlich jeder. Aber auch, was es mit einem "KäferBuffet" auf sich hat. Beides gehört zur bayerischen Metropole wie Frauenkirche und Hofbräuhaus. Die bodenständige Zwischenmahlzeit und die mit allem Pomp und Luxus gedeckte Festtafel sind zwei Seiten einer Medaille: der vorzugsweise vom Bauch her bestimmten Sinnenslust des Süddeutschen. Und die repräsentiert wohl kaum einer so gut wie Feinkost Käfer in München. Das Käfer-Stammhaus, das sich zum 75-jährigen Bestehen des Unternehmens ab Montag frisch renoviert präsentiert, liegt mitten in exklusiven Stadtteil Bogenhausen. Drei Millionen Euro hat sich Käfer die Erneuerung kosten lassen. Wer hinabsteigt in die labyrinthisch anmutenden Katakomben des guten Geschmacks, wird von der Vielfalt der dargebotenen Delikatessen fast erschlagen. 8000 unterschiedliche Produkte hat Käfer hier versammelt, vom Wagyu-Filet, einem australischen Superluxusbeef, bis zum Mineralwasser von den Fidschi-Inseln. Zwischen Touristen und Allerweltskunden sieht man immer wieder Promis wie Boris Becker, Ex-Playboy Gunter Sachs und Medienunternehmer Georg Kofler. Und zwischendrin wuselt Inhaber Michael Käfer durch die Gänge, grüßt hier, kritisiert dort oder greift beherzt in der Süßwarenabteilung in eine Schale mit Schokoladenstückchen. "Salzige Schokolade! Wer soll denn die kaufen?" erregt er sich und verzieht angewidert das Gesicht. Er habe noch gar nicht gewusst, dass es so etwas überhaupt gibt. Der 47-Jährige ist Chef und Impresario eines Feinkost-Konzerns mit 93 Millionen Euro Jahresumsatz und mehr als 800 Beschäftigten. Schaltzentrale des 1930 gegründeten Unternehmens ist das Stammhaus mit dem Delikatessengeschäft, dem Nobelrestaurant "Käfer Schänke" und dem dazu gehörigen europaweiten Partyservice. Käfer betreibt einen großen Teil der Museums- und Theatergastronomie in München und unterhält Filialen auf der Münchner Messe sowie den Flughäfen München und Frankfurt am Main. 1992 kamen Käfer Shops in den Warenhäusern des japanischen Luxuskonzerns Mitsukoshi dazu. Bundesweit Aufsehen erregte die Expansion des Feinkost-Hauses nach Berlin, wo Käfer seit 1999 die Abgeordneten des Bundestages bewirtet. Nicht zu vergessen ist natürlich die berühmte Käfer Wiesn-Schänke auf dem Oktoberfest. Angefangen hatte alles recht bescheiden. Mitten in der Weltwirtschaftskrise eröffneten Paul und Elsa Käfer, Michaels Großeltern, einen Kolonialwarenladen in der Schwabinger Amalienstraße. Die Geschäfte liefen gut und schon drei Jahre später zogen die Käfers in das heutige Stammhaus um. Seit der Gründung wollten sie ihren Kunden Waren höchster Qualität und mit ausgezeichnetem Service bieten, eine Philosophie, die sich bis heute im Käfer-Leitsatz "Qualität aus Leidenschaft" widerspiegelt. In den 50er Jahren, als die Deutschen wieder zu Geld kamen und das Feiern lernten, erfand Michaels Vater Gerd, ein genialer Selbstdarsteller und Perfektionist, das "Käfer-Buffet". Heute ist der Partyservice der wichtigste Geschäftszweig. Prachtvolle Inszenierungen, üppige Dekorationen, kreative Speisenkonzepte und grenzenlose Dienstleistungen treffen den Geschmack der anspruchsvollen Kundschaft. Gerd Käfer, der Kanapee-König, wurde zum Liebling der Schickeria und selbst ein Teil von ihr. Auch Sohn Michael, der Ende der 80er Jahre in dritter Generation das Familiengeschäft übernahm, ist ständiger präsent in den Klatschkolumnen. "Ich lebe natürlich in der Öffentlichkeit", sagt der Genuss-Manager. "Beruf und Privatleben ist bei mir fast eins." Unter seiner Leitung steht das Haus finanziell wieder auf sicheren Beinen, wenn auch nicht alles gelungen ist. Eine Niederlassung in Düsseldorf floppte, ein geplanter Börsengang wurde vorerst abgesagt, auch das Lizenzgeschäft läuft noch nicht rund. Aber mit der Übernahme der Logen-Gastronomie der Fußballweltmeisterschaft 2006 in allen zwölf Stadien hat Käfer unlängst wieder einen Coup gelandet. (www.feinkost-kaefer.de) ddp/ets/kfr xby008 04.09.05 09:53