RDAtrends
Transcription
RDAtrends
RDA trends Ausgabe Oktober 2009 RDA trends Editorial In Kooperation mit der gbk Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, Katalogmarketing: Quo vadis, Reisekatalog? unsere Bemühungen in Sachen 12-Tage-Regelung haben Erfolg gehabt: Die Gesetzesänderung auf europäischer Ebene wird im kommenden Frühjahr, also rechtzeitig zum Saisonbeginn, in Kraft treten. Zudem konnte ich bei einem Gespräch im Kanzleramt bei der neuen /alten Bundeskanzlerin die Interessen der Bustouristik vorbringen. Mein Eindruck des Gespräches war sehr positiv – trotzdem bleibt abzuwarten, ob die neue Bundesregierung tatsächlich zu konkreten Erleichterungen für unsere Branche bereit sein wird. Ich denke hier insbesondere an die steuerliche Benachteiligung des Verkehrsträgers Bus sowie das Thema »Umweltzonen«, das ein nicht nachvollziehbares Ärgernis ersten Ranges darstellt. In diesem Sinne verbleibe ich Ihr Inhalt 01 02 04 05 06 Richard Eberhardt, RDA-Präsident Neue Herausforderungen und Chancen: Die Zukunft des Reisekatalogs Marketingexperten sind sich einig: Reisekatalog bleibt unverzichtbar Darauf kommt es beim Katalogmarketing an: Weniger ist oft mehr Zielgruppen ansprechen, Kunden binden: Neue Chancen für den Reisekatalog Schlienz lässt viele Bilder sprechen: Der Katalog liegt neben der Bibel RDA trends Ausgabe Oktober 2009 Neue Herausforderungen und Chancen Die Zukunft des Reisekatalogs In den letzten Jahren hat sich durch den Vormarsch neuer Medien, allen voran des Internets, nicht nur das Informations- und Buchungsverhalten der Reisekunden verändert, auch die Reisegewohnheiten sind individueller geworden. Entwicklungen, die den klassischen Reisekatalog vor neue Herausforderungen stellen – aber auch Chancen eröffnen. In dieser Ausgabe von RDA trends nehmen wir die aktuelle Bedeutung des Reisekatalogs sowie mögliche zukünftige Perspektiven unter die Lupe. »Internet erstmals wirksamer als Reisekataloge«, lautete das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der Stiftung für Zukunftsfragen vor gut einem Jahr. Mit 24,6 Prozent lag das Internet knapp vor dem klassischen Reisekatalog mit 22,5 Prozent als wichtigste Informationsquelle für die Reiseentscheidung. Sicherlich ist einzuräumen, dass diese Zahlen nicht die typische Busreiseklientel repräsentieren, die eher im Bereich 50+ angesiedelt ist und das Internet erst nach und nach für sich entdeckt. Dennoch bestätigen sie, was eigentlich längst kein Geheimnis mehr ist: Um ein professionelles Online-Angebot kommt kein Reiseveranstalter mehr herum. Genauso aber zeigt sich, dass der Katalog bei der Reiseplanung für viele unverzichtbar bleibt, trotz eines wachsenden Vorsprungs des Internets. Welche Auswirkungen haben die Entwicklungen der Medienlandschaft also auf die Zukunft des Printkatalogs? Ein Auslaufmodell ist dieser jedenfalls in absehbarer Zeit nicht, darin sind sich die Fachleute einig. Wir sprachen mit den Marketingexperten Guido Wiegand von Studiosus Reisen und Sibo Kuhlmann von der TUI Deutschland über die Zukunft des Reisekatalogs. Lesen Sie in unserem Interview auf Seite 2, welche Rolle der Katalog heute für große Reiseunternehmen spielt und warum unsere Gesprächspartner der Meinung sind, dass er auch weiterhin Reisen verkaufen wird. Seite 1 Dass der Reisekatalog nach wie vor eine große Bedeutung für die Touristikbranche hat, zeigt auch die beeindruckende Resonanz des jährlichen Wettbewerbs um »Die goldene Windrose«. Der Preis wird seit mittlerweile neun Jahren unter der Schirmherrschaft des Deutschen Reiseverbands (DRV) an die besten Reisekataloge in den Kategorien Reiseveranstalter, Kreuzfahrt-Reedereien, Verkehrsträger und Hotels sowie Destinationen, Fremdenverkehrsverbände und Kurverwaltungen vergeben. Unter den Preisträgern der letzten Jahre befanden sich immer wieder auch Busreiseveranstalter. Ein ebenfalls preisgekröntes Beispiel für gelungenes Katalogmarketing, die Kataloge des Busreiseanbieters Schlienz Reisen, möchten wir Ihnen in diesem Heft auf Seite 6 vorstellen. Gerade weil der Katalog weiter viel Aufmerksamkeit genießt, muss er optimal gestaltet und in den Marketingmix eingebunden sein. An welchen inhaltlichen und formalen Regeln Sie sich orientieren können, damit Ihr Katalog als Marketinginstrument möglichst gut zum Erfolg Ihres Unternehmens beiträgt, haben wir auf Seite 4 zusammengestellt. Der gedruckte Katalog ist in Zeiten einer ausdifferenzierten Medienlandschaft nur ein Kommunikationskanal unter vielen. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine Kannibalisierung, sondern vielmehr erweiterte Möglichkeiten, mit den Kunden in Kontakt zu treten. In diesem MultichannelMarketing kommt dem Reisekatalog heute vor allem die Aufgabe der direkten Zielgruppenansprache und Kundenbindung zu. Neueste Trends zeigen, wie der Katalog diese Herausforderung meistern kann (Seite 5). Neben der richtigen Gestaltung und der Verknüpfung mit anderen Informationsangeboten ist auch die Berücksichtigung der aktuellen Rechtslage von großer Bedeutung für den Erfolg eines Reisekatalogs. Rechtliche Fehler gilt es zu vermeiden, da sie viele Probleme und letztendlich auch hohe Kosten verursachen können. Auf Seite 2 lesen Sie, wie die aktuelle BGB-Informationspflichten-Verordnung vorvertragliche Preisanpassungen neu regelt und was Sie als Reiseveranstalter in der Praxis beachten müssen, damit Sie nicht auf unerwarteten Zusatzkosten, etwa durch Benzinpreiserhöhungen, sitzen bleiben. RDA trends Ausgabe Oktober 2009 Marketingexperten sind sich einig Reisekatalog bleibt unverzichtbar Wie beurteilen Marketingexperten der Touristikbranche die Zukunft des Reisekatalogs? RDA trends hat für Sie nachgefragt und sprach mit Guido Wiegand, Managing Director und verantwortlich für den Geschäftsbereich Marketing der Unternehmensgruppe Studiosus, und Sibo Kuhlmann, Direktor für den Quellmarktvertrieb der TUI Deutschland GmbH, über den heutigen und zukünftigen Stellenwert des Reisekatalogs. Eine wachsende Zahl von Urlaubsreisen wird heute online gebucht. Ist der klassische gedruckte Reisekatalog denn ein Auslaufmodell, Herr KuhlSibo Kuhlmann mann? Kuhlmann: Ein klares Nein! Der Reisekatalog wird uns auf jeden Fall auch in Zukunft begleiten. Es gibt immer noch sehr viele Kunden, die einen Reisekatalog mit nach Hause nehmen wollen, um zu blättern, zu stöbern und um sich zu informieren. Meiner Meinung nach wird sich dies auf absehbare Zeit nicht ändern. Wiegand: Das entspricht auch unserer Erfahrung. Selbst viele Internetuser bestellen zusätzlich einen Katalog, obwohl darin keine weiteren Informationen enthalten sind. Offenkundig verändert sich das Leseverhalten deutlich langsamer, als die technischen Möglichkeiten dies zulassen. Welche Veränderungen haben Sie seit dem Vormarsch des Internets im Informations- und Buchungsverhalten Ihrer Kunden beobachtet? Wiegand: Das Internet ist ein zusätzliches Informationsmedium geworden. Nachweislich hat das Internet aber keine Informationsquelle verdrängt. Vielmehr werden die Möglichkeiten erweitert. Unsere Kunden sind heute viel besser informiert, bevor sie eine Reise buchen. Das kann man als Unternehmen auch aktiv unterstützen, indem man entsprechende Inhalte bereitstellt. Kuhlmann: Auffällig ist, dass der letzte Schritt vor dem Urlaub – die Buchung – noch überraschend häufig im Seite 2 Reisebüro stattfindet. Durch das Internet gibt es sicher eine wachsende Zahl von Kunden, die diesen Kanal auch für Buchungen verwenden. Insbesondere auf dem Markt der Urlaubspauschalreisen aber nimmt der Anteil der Kunden zu, die sich im Internet informieren, um dann im Reisebüro weitere, tiefgehende Beratung zu erhalten und um dort auch zu buchen. Ein Phänomen, dass als »Research online, purchase offGuido Wiegand line«, kurz »Ropo«, bekannt ist. Wie können Reiseveranstalter mit ihren Katalogen und Prospekten auf diese Veränderungen reagieren? Wiegand: Katalog und Internet sollten prinzipiell die gleichen Informationen bereithalten. Da das World Wide Web jedoch das schnellere Medium ist, bietet es sich zum Beispiel an, im Katalog bereits auf eventuelle Aktualisierungen von Reiseverläufen und Reiserouten im Internet hinzuweisen. Punktuell kann der Katalog auch dazu genutzt werden, Reisen nur anzuteasern, die komplette Ausschreibung aber im Netz zu veröffentlichen. Herr Kuhlmann, wie muss Ihrer Meinung nach modernes Katalogmarketing aussehen? Fortsetzung auf Seite 3 Aktuelle BGB-Informationspflichten-Verordnung: Rechtlich abgesichert bei Preisanpassungen Die meisten wissen es sicherlich: Wer sich als Veranstalter vorbehalten möchte, die Preise für Reiseangebote in Katalogen, Prospekten und auch im Internet nachträglich anzupassen, muss dazu seit Ende letzten Jahres die neuen gesetzlichen Richtlinien aus § 4 der BGB-Informationspflichten-Verordnung beachten. Nachregulierungen von Preisen, erforderlich beispielsweise bei gestiegenen Beförderungskosten oder wenn wegen hoher Nachfrage Kontingente nachgekauft werden müssen, sind demnach nur noch dann zulässig, wenn an deutlich hervorgehobener und leicht auffindbarer Stelle im Katalog oder auf der Homepage auf diesen Vorbehalt hingewiesen wurde. Außerdem muss selbstverständlich auch nach wie vor der Kunde über einen geänderten Reisepreis und alle weiteren eventuell veränderten Reisebedingungen vor der Buchung informiert werden. Weiterhin grundsätzlich bindend ist der zum Zeitpunkt der Buchung feststehende Preis, es sei denn, es liegen die gesetzlich konkret vorgeschriebenen Voraussetzungen für nachträgliche Preisänderungen vor und der Veranstalter hat sich dies in seinen Reisebedingungen vorbehalten. Damit Sie bei Änderungs- und Preisvorbehalten sowie weiteren Rechtsfragen immer auf der sicheren Seite stehen, empfehlen wir Ihnen das Seminar »Aktuelles Recht für Touristiker« der RDA Akademie am 3. Dezember in Köln. Rechtsanwalt Prof. Dr. Harald Bartl gibt Tipps, wie Sie rechtliche Fehler umgehen und somit unnötige Risiken vermeiden und Geld sparen können. RDA trends Fortsetzung von Seite 2 Kuhlmann: Grundsätzlich unterscheidet sich das Katalogmarketing nicht von allgemeinen Marketingtendenzen. Es geht also vor allem um die Präsenz der Marke sowie immer stärker um eine Ansprache spezifischer Zielgruppen. Darüber hinaus gehören in einen Reisekatalog allein aus rechtlicher Sicht nach wie vor gewisse Produktinformationen, auf die sich der Kunde verlassen können muss. Reiseangebote werden heute immer stärker crossmedial beworben. Welche Rolle spielt der Printkatalog in diesem Marketingmix? Kuhlmann: Wie schon gesagt: Der Reisekatalog ist und bleibt ein sehr wesentliches Instrument, allein deswegen, weil das Reisebüro auf lange Zeit der wesentliche Vertriebskanal bleiben wird. Wiegand: Darüber hinaus spielt er in meinen Augen, zumindest für uns als Anbieter von Studienreisen, sogar eine immer größere Rolle: Internetuser hinterlassen keine Adresse – für uns sind jedoch Nachfassaktionen bei Inte- Impressum RDA-Workshop Touristik-Service GmbH Hohenzollernring 86 50672 Köln V. i. S. d. P.: Heinrich Marti Telefon (Redaktion): +49.221.91 27 72-0 [email protected] www.rda.de Fotos: Esser GmbH, Schlienz Reisen, P. Kirchhoff, www.pixelio.de alles auf einen klick www.rda.de Gestaltung: Nolte | Kommunikation Redaktion: Nolte | Kommunikation, gbk Ausgabe Oktober 2009 ressenten von besonderer Bedeutung, weil Studienreisen keine spontan gebuchten Angebote sind. Der Entscheidungsprozess zieht sich oft über mehrere Wochen hin. Welchen Mehrwert gegenüber dem Internet kann der Katalog Ihren Kunden bieten? Wiegand: Papier ist ein klassisches Lesemedium. Es gibt nichts Angenehmeres, als darauf zu lesen. Reisekataloge, die mit umfangreichen Informationsangeboten verbunden sind, lassen sich deshalb auf Papier hervorragend kommunizieren. Außerdem kann man den Katalog jederzeit mitnehmen – in den Zug, zum Mittagessen oder abends ins Bett. Kuhlmann: Und der Katalog ist nicht nur unabhängig von Zeit, Ort und Stromversorgung. Die relevanten Informationen wollen viele Kunden schwarz auf weiß haben. Hier sehe ich einen weiteren Mehrwert des Katalogs: Man kann ihn sinnlich erleben und anfassen. Darin unterscheidet er sich nicht von anderen Druckerzeugnissen, aber gerade bei einem so emotionalen Produkt wie Reisen sind Erleben und Berühren besonders wichtig. Beides – Emotion und Information – kann im Katalog praktisch mitgenommen und vorgezeigt werden. Gleichwohl – siehe Ropo – wird natürlich auch das Internet immer wichtiger als Informations- und Inspirationsquelle. Zum Schluss möchten wir noch den Blick in die Zukunft richten: Herr Wiegand, wie sieht der Reisekatalog 2020 aus? Wiegand: Reisekataloge werden sich sicherlich schon in naher Zukunft deutlich mehr in Richtung »print on demand« entwickeln. Auf die konkrete Nachfrage hin konfigurierte Kataloge sind bereits heute technisch machbar. Der Standardkatalog in hoher Auflage einmalig gedruckt – das wird bald der Vergangenheit angehören. Herr Wiegand, Herr Kuhlmann, wir danken Ihnen für dieses aufschlussreiche Gespräch. Seite 3 Für Sie gelesen Anna Buß: Internet Marketing: Erfolg planen, gestalten, umsetzen. München 2008. 464 Seiten. ISBN-Nr. 978-3827244024. 29,95 EUR. Das Buch richtet sich in erster Linie an kleinere und mittelständische Unternehmen, die bereits über erste Erfahrungen im Internet verfügen, einen Relaunch ihrer Website planen oder erstmalig ein umfassenderes Angebot online stellen wollen. Insbesondere das Thema »eCommerce« wird dabei praxisnah und detailreich erläutert. Dabei fokussiert die Autorin nicht eine bestimmte Branche, sondern hat das Buch bewusst inhaltlich breit aufgestellt. Besonders gut gefallen hat uns an dem Buch, dass es auch für den Laien gut verständlich und nachvollziehbar geschrieben ist. Eine gute Idee der Autorin war es zudem, anhand eines fiktiven OnlineShops die angesprochenen Themen zu erläutern und so für den Leser verständlich und nachvollziehbar zu machen. Ein weiterer Pluspunkt: Man muss nicht das ganze Buch von vorne bis hinten lesen, um auf dem neusten Stand zu sein, sondern kann sich die einzelnen Kapitel auch unabhängig voneinander vornehmen, da sie nur bedingt inhaltlich aufeinander aufbauen. Das Buch umfasst die Themen »Strategie«, »Content«, »Benutzerfreundlichkeit«, »Suchmaschinenoptimierung«, »Sicherheit«, »Webstatistik« und »eCommerce«. Aufgrund der Themenvielfalt werden viele Aspekte allerdings nur kurz angerissen, doch für einen ersten vertiefenden Einstieg in das Thema reicht es allemal. Unser Fazit: Wer sich als Bustouristiker kritisch mit der Weiterentwicklung seines eigenen Webauftrittes beschäftigen möchte und beispielsweise die Einrichtung eines OnlineShops plant, sollte sich vorher dieses Buch anschaffen und durchlesen. Und für gerade einmal 29,95 EUR lohnt sich die Anschaffung allemal! RDA trends Ausgabe Oktober 2009 Darauf kommt es beim Katalogmarketing an Weniger ist oft mehr Reisekataloge gibt es viele – leider auch viele schlechte. Der Klassiker im Abverkauf einer Reise ist nach wie vor das Marketinginstrument Nr. 1, in ihn fließen die meiste Arbeit und auch ein großer Teil des Budgets. Grund genug also, den Reisekatalog möglichst optimal zu gestalten, denn er ist das Medium, um die Kunden für eine Reise zu gewinnen. Egal ob im Endkundengeschäft oder im B2B-Bereich: Am Katalog kommt man nicht vorbei. Doch leider sind Kataloge nicht immer die besten Verkäufer. Wer einen erfolgreichen Katalog auflegen möchte, sollte einige Essentials beachten: Benutzerführung | Es klingt simpel, ist es aber nicht: Viele Kataloge sind für den Kunden unübersichtlich. Die Benutzerführung sollte intuitiv sein, das heißt, dass der Kunde nicht lange suchen muss, sondern die Informationen dort findet, wo er sie vermutet. Gleich zu Beginn sollte daher auch das Inhaltsverzeichnis stehen, das auch grafisch klar strukturiert ist, so dass der Kunde Reiseziele schnell findet. Wenn der Kunde im Katalog blättert, möchte er ebenfalls optisch an die Hand genommen werden. Also: Die Seiten müssen einer klaren Kategorisierung folgen. Erst nach dem Inhaltsverzeichnis sollte die Vorstellung des Unternehmens stehen. Ein Reisekatalog ist nicht nur Abverkaufsinstrument, sondern immer auch Imageträger des Unternehmens. Hier sollte man auch mit dem Pfund unserer mittelständisch geprägten Branche wuchern – der persönlichen Ansprache. Neben der Geschäftsführung sollte ggf. auch das weitere Personal kurz vorgestellt werden, mit dem der Kunde in Kontakt kommt. Katalogaufbau | Untersuchungen im klassischen Versandhandel haben gezeigt, dass sich die Produkte, die weiter vorne im Katalog platziert sind, besser verkaufen als diejenigen, die weiter hinten stehen. Das liegt an der Ermü- Seite 4 dungskurve des Kunden beim Durchblättern der Seiten. Daraus folgt: Reisen, die wesentlich zum Geschäftserfolg beitragen, sollten im vorderen Teil platziert werden, Nebenprodukte eher hinten. Text | »KISS – Keep it short and simple!« Dieses Prinzip gilt auch für den Katalog. Die Reise ist ein emotionales Produkt, entsprechend wollen die Kunden auch angesprochen werden. Auch wenn Informationen zum Reiseverlauf wichtig sind, noch wichtiger ist es, die Kunden emotional zu packen. Wenn man sich nicht gerade als Spezialreiseanbieter in einer Nische etabliert hat, gibt es immer Wettbewerber mit einem vergleichbaren Angebot. Wer sich nicht über den Preis abheben möchte, sollte daher auf die emotionale Ansprache setzen. In den letzten Jahren ist der Trend zu erkennen, dass der Katalog zunehmend mit gut gemachten redaktionellen Inhalten ergänzt wird und damit magazinähnlichen Charakter erhält. Konkret kann das beispielsweise so aussehen, dass eine Destination auf einer Doppelseite redaktionell vorgestellt wird, bevor es auf den folgenden Seiten um den eigentlichen Verkauf entsprechender Reisen geht. Gestaltung | Selbstverständlich sollte optisch eine einheitliche Linie vertreten werden. Insbesondere die Schriftgrößen sollten so gewählt sein, dass die Kunden diese auch gut lesen können. Verzichten Sie also lieber einmal auf zu viele Detailinformationen. Als Verkäufer neigt man dazu, möglichst viele Reisen auch optisch hervorheben zu wollen. In der Praxis führt das oft zu unübersichtlichen, grafisch überbordenden Seiten. Gute Gestaltung setzt hingegen entsprechende Kontrapunkte nur sparsam und gezielt ein, um Details hervorzuheben. Überlegen Sie also bereits vor der Gestaltung, welche Informationen bzw. welche Reise wirklich optisch akzentuiert werden soll. Die meiste Aufmerksamkeit aufgrund der Leserichtung erfahren die Produkte, die oben rechts auf einer Doppelseite stehen, die Aufmerksamkeit nimmt hingegen in Richtung der linken unteren Hälfte einer Doppelseite ab. Fotomaterial | Verwenden Sie ausdrucksstarke Fotos in ausreichender Größe. Hier ist weniger oftmals mehr. Ein gutes großes Imagefoto zu einer Reise ist in der Regel ansprechender als viele kleine Detailfotos. Für weitere Informationen und entsprechendes Bildmaterial sollte man die eigene Website nutzen. In der Praxis fällt immer wieder auf, dass zwar hochwertige Fotos der Destinationen verwendet werden, während auf Seite 3 die Geschäftsleitung auf selbstgeknipsten Fotos abgebildet ist. Das ist an der falschen Stelle gespart! Und: In vielen Katalogen von Bustouristikern spielt auch der Bus optisch eine herausragende Rolle. Man sollte jedoch daran denken, dass der Kunde eine Reise kaufen möchte und keinen Bus. Der Bus ist lediglich das Transportmittel – eine Mallorca-Reise wird ja schließlich auch nicht in erster Linie mit einem Bild eines Flugzeugs beworben! Vernetzung | Zu guter Letzt ein ganz wichtiger Tipp: Für die Kunden ist der Katalog zwar nach wie vor das Informationsmedium Nr. 1, doch eben nicht mehr das alleinige. Verzahnen Sie deshalb den Online- und Printkanal sinnvoll miteinander. Nicht alle Informationen finden im Katalog ihren Platz, nutzen Sie deshalb konsequent das Internet, um weitere Informationen zu einer Reise bereitzustellen. Dabei müssen sie den Content auch nicht immer selber stellen, sondern können beispielsweise auf Reiseführer verlinken, die Website des entsprechenden Zieles oder zu Museen etc. So wird die Website für Ihre Kunden zu einem Navigator rund um das von Ihnen angebotene Produkt »Reise« und bietet einen echten Mehrwert. RDA trends Ausgabe Oktober 2009 Zielgruppen ansprechen, Kunden binden Neue Chancen für den Reisekatalog Bei der Suche nach dem perfekten Urlaub steht der Kunde heute mehr als jemals zuvor vor der Qual der Wahl: Nicht nur die Produktpalette ist vielfältiger geworden, auch die Möglichkeiten zur Information, Planung und Buchung können individuell gewählt und kombiniert werden. Im Zuge dieser Angebotserweiterung kommt dem bei den Kunden nach wie vor beliebten Katalog eine entscheidende Rolle zu: Er bietet Reiseveranstaltern zahlreiche Chancen, auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren und sie zu ihrem Vorteil zu nutzen – RDA trends zeigt, wie. Das Internet gewinnt ganz klar an Bedeutung für den Reisemarkt. In einer aktuellen Befragung der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V. gaben 48 Prozent der über 14-Jährigen an, das Internet schon einmal zur Information genutzt zu haben, 24 Prozent der Befragten haben schon einmal eine Reise online gebucht. In Sachen Informationsvielfalt, Aktualität und Kontaktmöglichkeit bietet das Internet für den Kunden einige klare Vorteile gegenüber dem klassischen Reisekatalog. Damit ist jedoch keineswegs sein Ende eingeläutet – vielmehr kommen dem Katalog als Instrument im Multichannel-Marketing neue, wichtige Aufgaben zu. Diese liegen insbesondere in der präzisen Zielgruppenansprache und der nachhaltigen Kundenbindung. So vielfältig wie die Wünsche und Bedürfnisse der Reisenden, so umfangreich ist auch das Angebot der Veranstalter. Dass die großen Sommer- und Winterkataloge da meist nur noch einen ersten Überblick geben können, liegt auf der Hand. Ob für Senioren oder Familien, Sportbegeisterte oder Luxusliebhaber – für jede Zielgruppe werden mittlerweile eigene Kataloge aufgelegt. Diesen Trend bestätigt uns auch René Wächtler, Produktmanager bei Eberhardt Seite 5 Travel: »Unsere Kunden haben immer speziellere Wünsche und Anforderungen. Trotzdem wollen sie aber nicht lange riesige Kataloge wälzen, sondern schnell und einfach genau die Reise finden, die zu ihnen passt. Darauf haben wir reagiert: Neben dem 400 Seiten starken Hauptkatalog haben wir mittlerweile zahlreiche Spezialkataloge, zum Beispiel für Kurreisen, Fernreisen und Aktivreisen, für Singles und Alleinreisende und für Rollstuhlreisende.« Die Kunden können sich sicher sein, dass sie im Katalog wirklich das finden, was ihnen und ihren persönlichen Interessen entspricht, und schenken dem Angebot von Anfang an eine deutlich höhere Aufmerksamkeit. So können Spezialkataloge nicht nur das kurzfristige Interesse an den angebotenen Reisen steigern, sondern auch langfristig Vertrauen zwischen Unternehmen und Kunden herstellen. Vor allem wenn die Reisevorlieben eines Kunden bekannt sind, etwa aus einer vorausgegangenen Buchung, kann das Reiseunternehmen Spezialkataloge gezielt verschicken und sich frühzeitig und nachwirkend positionieren. Auf eine individuelle und flexiblere und damit effizientere Kundenansprache sind auch immer mehr Verlage eingestellt. Das Drucken von Katalogen »on demand«, also je nach Bedarf, ermöglicht es, ganze Kataloge oder Auszüge daraus in verschieden großen Auflagen und personalisierten Versionen zu drucken, sei es mit unterschiedlichen Titelbildern und Kombinationen von Inhalten oder in einer anderen Sprache. Oliver Balkenhol, Produktionsleiter bei dem auf Tourismuswerbung spezialisierten Medienproduzenten Bräutigam, sieht dabei eindeutige Vorteile für seine Kunden: »Der Katalog ›on demand‹ erlaubt zeitliche Flexibilität, punktgenaues Handeln und eine schnelle Reaktion auf Marktentwicklungen.« Diese Vorteile erkennen offensichtlich auch immer mehr Reiseveranstalter – die Nachfrage der Kunden nach flexiblen Lösungen, die darüber hinaus ein Zusammenspiel der verschiedenen Medienangebote unterstützen, steigt laut Balkenhol stetig an. Als »neue Wunderwaffe für Verkauf und Kundenbindung« bezeichnet Frank Pieper in einem Beitrag auf marketingboerse.de die Mischung aus Magazin und Katalog, den so genannten Magalog. Gemeint ist ein Katalog, der über die bloße Präsentation von Produkten hinausgeht und den zunehmend erlebnisorientierten Kunden mit redaktionellen Inhalten auch auf emotionaler Ebene anspricht. Beim Durchblättern des Magalogs soll der Leser neben Informationen ein gutes Gefühl erhalten, das er dann mit dem Anbieter verbindet und das schließlich auch seine Reiseentscheidung mit beeinflusst. Gerade das Thema »Reisen« ist allgemein mit sehr positiven Empfindungen verknüpft und deshalb besonders geeignet für diese Form des Marketings. Der Reisekatalog hat also längst nicht ausgedient, sondern ist im Gegenteil ein hervorragendes Mittel, Unternehmen als Marke in das Bewusstsein der Kunden zu bringen. RDA trends Ausgabe Oktober 2009 Schlienz lässt viele Bilder sprechen: Der Katalog liegt neben der Bibel So funktioniert der heiße Draht zwischen Busreiseveranstalter und Grafiker: Geschäftsführer Erhard Kiesel der Schlienz Unternehmensgruppe aus Esslingen und Alexander Fichtner von studio pro media in Abtsgmünd arbeiten Hand in Hand. Das Ergebnis ist ein Katalog, der von den Kunden gerne gelesen und von Experten gelobt wird. Der Reisekatalog ist nach wie vor wichtigstes Werbemittel in der Bustouristik. Ist er ansprechend aufgemacht, begeistert er sowohl Neukunden als auch Stammgäste für das Reiseprogramm. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die gelungene Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmer und seinem Grafiker. vorgegeben, während die Gestaltung vollständig in seinen Händen liegt. Sie ist aber durch den Platz, der auf einer Seite für Text und Bild zur Verfügung steht, meist eingeschränkt. »Die Bereitschaft, Vorschläge von uns Alexander Fichtner, Inhaber des mehrfach preisgekrönten Grafikbüros studio pro media im Großraum Stuttgart, betreut seit vielen Jahren Busunternehmen als Kunden und empfiehlt als Experte auf dem Gebiet Reisekatalogmarketing das Produkt der Schlienz Unternehmensgruppe: »Der Katalog kommt vor allem deshalb gut an, weil hier der Bild-Text-Anteil 50 zu 50 beinhaltet, also beide Komponenten gleichberechtigt behandelt werden. Die Aufteilung zwischen Bild und Text ist das wesentliche Merkmal für die Werbewirksamkeit eines guten Katalogs.« entgegenzunehmen, wächst«, stellt Fichtner fest. »Jedoch verlangen einige Kunden immer noch Text und Bild im Verhältnis 90 zu 10 Prozent.« Vom Busunternehmer bekommt Alexander Fichtner in der Regel den Katalogumfang, Seitenzahl und Anzahl der Texte Die Schlienz-Reisekataloge gehen mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren im Direktversand an die umliegenden Seite 6 Kurz-Info Unternehmen Geschäftsführer Gegründet Mitarbeiter URL Schlienz Reisen Erhard Kiesel sowie Eberhard und Jürgen Schlienz 1932 über 100 www.schlienz.info Reisebüro-Partner und an die Kunden selber. »Unsere Stammkunden im Alter zwischen 50 und 60+ haben den Katalog zu Hause neben der Bibel liegen«, so Erhard Kiesel. Obwohl der Geschäfts-führer Newsletter, Mailing und natürlich den Messebesuch als notwendige Kontaktmedien betrachtet, um sich beim Kunden in Erinnerung zu rufen, ist für ihn der Katalog in gedruckter Form noch immer unverzichtbar. »Der Vorteil des Katalogs: Man kann ihn auf dem Sofa zu Hause mit dem Ehepartner in entspannter Atmosphäre lesen. Internetrecherche funktioniert bei der älteren Generation nicht, denn in der Altersgruppe 65+ sind Computerkenntnisse nicht in dem Maße wie bei den jüngeren Generationen vorhanden. Auch für die Expedienten ist es sehr wichtig, die Vielfalt der Angebote, gerade bei Busreisen, dem Kunden klar und übersichtlich präsentieren zu können.« Dass die Schlienz-Kataloge vom RDA bereits mehrfach prämiert wurden, spricht für sich und unterstreicht die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Unternehmer und grafischem Gestalter. Den letzten Preis erhielt studio pro media im Jahre 2006 für den von Alexander Fichtner konzipierten Kreuzfahrtenkatalog der Unternehmensgruppe Schlienz.