Kabbalat Shabbat –die mystische Dimension 1 Warum ist der
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Kabbalat Shabbat –die mystische Dimension 1 Warum ist der
Kabbalat Shabbat –die mystische Dimension 1 Warum ist der Shabbat eine Braut? Thema: Jichud haShem (Vereinigung der Sefirot) Unter dem Einfluss der Kabbalah wurde in Zfat der Shabbat als Braut und Königin personifiziert. Die Metaphorik ist die der Vereinigung von männlich und weiblich: den Shabbat begrüssen wird mit den Bildern ausgedrückt wie „die Braut willkommen heissen“, „unter die Hochzeits-Chuppah treten“ oder „der König nimmt seine Königin zur Frau“. Die Vereinigung (Jichud haShem) bedeutet in der Kabbalah die Wiederherstellung der ursprünglichen Harmonie der Welt, also Tiqqun Olam. Männlich: Dod dwd (Gott als Bräutigam, der Mann als Ehemann). Weiblich: Kallah hlk (die Schekhina / die Malkhut als Braut und Königin, die Frau als Ehefrau) Shabbatempfangen=Betreten des Brautgemachs und Krönung (Hieros gamos) als theurgische Handlung. Shabbat bedeutet die totale Konvergenz von drei Dimensionen gemäss Kabbalah: die kosmische Ebene, die menschliche Ebene, der zeitliche Aspekt von Shabbat als Erlösung. Alle drei spiegeln sich gegenseitig. Die zeitlich beschränkte Erlösung von Shabbat verkündet schon die ewige Erlösung. Dazu kommt noch die lokale Dimension: die Braut im Shabbatlied ist auch Jerusalem (Strophe 6). In Zfat gab es in der 2. Hälfte des 16. Jh. zwei Bräuche von Kabbalat Shabbat, der von Isaak Luria und der von Alkabetz und Cordovero. Luria ging aufs Feld hinaus, um den Shabbat zu begrüssen, und er beschränkte sich auf das Lesen der Ps 29 und 92 und 93, während Alkabetz und Cordovero wahrscheinlich noch Ps 95-99 (wie heute) hinzufügten, aber nicht aufs Feld hinausgingen. Wahrscheinlich (so nimmt Kimelman an) wurde Lekha Dodi schon 1550 gesungen, obwohl es erst in einem Marokkanischen Dokument von 1577 vorkommt und in einem Gebetsbuch von Venedig 1584. Dort steht auch, das Lied sei nach der Melodie des bekannten Liedes von Jehuda Halevi zu singen, Shuvi nafshi limenuchataikhi (Kehre zurück, meine Seele, zu deiner Ruhe2). Zu diesem Piyyut von Jehuda Halevi hat Josef Gikatilla (1248-1325) in „Sha’areh Orah“ (al-Andalus 1293) geschrieben, es handle von der Rückkehr der Seele zum Ort ihres Ursprungs und das sei die Erlösung. Nafshi, meine Seele, sei ein Codewort für die Malkhut (= Shekhina, eine der kabbalistischen Sefiroth), deren Erlösung darin besteht, dass sie zur Binah zurückkehrt, und Binah werde auch Menuchah (Ruhe) genannt. Die Ruhe im Paradies (Gan Eden) oben sei die Binah. Die Ruhe im Paradies (Gan Eden) unten sei die Malkhut. Menuchah bedeute also: Heiligtum, Jerusalem, Tempel, Shekhinah, Shabbat, Neshamah. Erlösung und Ruhe Rückkehr der Seele zum Ort ihres Ursprungs, das ist ihre Erlösung: Aber es gibt auch eine Erlösung Gottes, das ist die Verbindung der Malkhut (=Schekhina) mit der Binah oder mit der Menuchah (der Ruhe). Auch Zion ist als Ort der Ruhe Gottes konnotiert. Sprache und Form: Akrostichon: Shlomo halevi. Die Sprache ist die des spanischen hebräischen Piyyuts. Nur ein eingeweihter Kabbalist konnte den gut getarnten kabbalistischen Inhalt entschlüsseln. Form: 9 Strophen mit einem Refrain sind so aufgebaut, dass die mittleren 6 den Wiederaufbau Jerusalems zum Inhalt haben, während die zwei ersten und die letzte sich auf den Shabbat fokussieren. Die 1 2 1 Nach Re'uven Kimelman, Lekha Dodi weKabbalat Shabbat, Magnes Press Ed. Jarden No 395. „Schalenform“ weist auf die Idee der Vereinigung der Sefirot hin. Die Buchstabenzahl des Refrain ist 26, das ist das numerische Äquivalent zum Tetragrammaton (Jod He Waw He). Diese 26 Buchstaben sind auf 2 Zeilen verteilt zu 15 und 11 Buchstaben entsprechend dem Jod He und dem Waw He. Der Refrain hat 7 Wörter und wird 10 mal wiederholt (7 mal 10=70). Zentrum des Liedes: Strophe 5: Ki ba orekh, qumi, uri. yrw) ymwq Krw) )b yk Inhalt (Übersicht): Shabbat und Jerusalem sind die Zentren von zwei heiligen Bereichen, Shabbat ist heilig im zeitlichen Bereich, Jerusalem im räumlichen Bereich. Beides ist kabbalistisch gesehen eine Einheit: Heiliges in zeitlicher und räumlicher Dimension. Profanierung des Shabbats bedeutet verstossen werden in die Profanheit der 6 Tage der Woche, sowie man vom heiligen Zentrum Jerusalem ins profane Exil verstossen werden konnte. Deshalb ist der Wiederaufbau Jerusalems von der Shabbatobservanz abhängig. Jerusalem in Ruinen entspricht also den 6 profanen Wochentagen: entsprechend dieser zeitlichen Dimension ist genau die 6. Strophe dem Thema Jerusalem (der räumlichen Dimension) gewidmet. Lekha Dodi3 likrat Kalah4, pne Shabbat neqabbelah ydwd hkl hlbqn tb# ynp Wer ist das „wir“ in „Wir wollen den Shabbat empfangen“? Wir =Gott und Mensch5 Der Satz „Geh mein Bräutigam der Braut entgegen, den Shabbat wollen wir empfangen“ ist ein Anruf an Gott (tiferet, oben) und an den Menschen (unten), zusammen den Shabbat zu empfangen. Der Shabbat hat ebenfalls eine doppelte Bedeutung (eine weitere Verzweigung): In der menschlichen Sphäre ist es neben der Frau des Mannes auch die Shekhinah, in der kosmischen, sefirotischen Sphäre ist es die Binah. Es entsprechen sich also die Binah oben und die Shekhina unten als die androgyne Vereinigung, die am Shabbat stattfindet. Geh mein Freund: Der Mann und Gott sind aufgerufen, ihre entsprechenden weiblichen Gefährtinnen zu empfangen. Der „Dod“ (Bräutigam) ist doppeldeutig entsprechend der menschlichen und der göttlichen Sphäre. Männlich: Dod kann bedeuten: - Der obere Bräutigam: Gott (Chatan deIlah) respektive die Sefirah Tif’eret (das ist dasselbe) - Der untere Bräutigam (Chatan deMata’): der Talmid Chakham, der Mann, der sich mit der Torah beschäftigt. Weiblich: Die beiden weiblichen Geliebten sind entsprechend: Die Braut der (männlichen) Sefirah Tif’eret ist die (weibliche) Sefirah Malkhut. Die Braut des Talmid Chakham (= des Zaddiq) ist seine Frau (eshet brito). 3 Aus HL 7,12 Komm, mein Freund, wir wollen aufs Feld hinausgehen. 4 Braut: aus HL 5,1 Ich kam in meinen Garten, Braut… 5 Kimelman, p. 61 2 Die Verbindung auf der göttlichen Ebene: Tiferet und Malkhut verbinden sich zur Binah, dem Ziel von Shabbat, nämlich der Ruhe. Menschliche Ebene: Der Mann verbindet sich mit der Frau zur Schekhina. 1. Strophe (Einheit Gottes) Shamor6 wezakhor7: Shamor gilt als weiblich, zakhor als männlich. rwkzw rwm# Shamor: identifiziert mit der Shabbatnacht, repräsentiert durch die Malkhut (auch „shem“ genannt). Zakhor: identifiziert mit dem Shabbattag, repräsentiert durch Tif’eret (auch JHVH genannt). „shamor wehakhor“ könnte also auch bedeuten: mach die Shabbatnacht weiblich und den Shabbattag männlich. Shamor wezakhor bedibbur echad „hüte sie/ihn“ (nämlich hüte die Shabbatnacht weiblich und den Shabbattag männlich) hat uns mit einem sprachlichen Ausdruck der einzige Gott bekanntgegeben, dx) rwbdb bedibbur echad: mit einem sprachlichen Ausdruck, d.h. den zwei Seiten derselben Münze. Er, JHVH, ist einer und Sein Name ist einer8, leShem uleTif’eret uliTehillah: für den Namen und die Pracht und den Ruhm. hlhtlw tr)ptlw M#l Shem: ist die Sefirah Malkhut, Tiferet ist die Sefirah Tiferet, Tehillah ist die Sefirah Binah. In dieser 1. Strophe wird die Einheit Gottes mittels der Aufzählung der Sefiroth Malkhut (weiblich), Tif’eret (männlich) ausgedrückt. 2. Strophe ki hi meqor haberakhah Shabbat ist die Quelle des Segens hkrbh rwqm von Anfang an gesalbt (zur Königin) hkwsn Mdqm #)rm Shabbat (weiblich) war schon bei der Schöpfung der Gemeinde Israel zugesprochen worden: Bereshit Rabba 11,8: “Es lehrte R. Shim'on bar Yochai: Es sagte der Shabbat vor dem Heiligen, gesegnet sei Er: Herr der Welt, alle (Tage) haben einen Partner nur ich nicht! Da sagte der Heilige, gesegnet sei Er: die Gemeinde Israel ist dein Partner! Und als Israel vor dem Berg Sinai stand, sagte Er zu ihnen: Erinnert euch an das Wort, das ich dem Shabbat gesagt habe: die Gemeinde Israel wird dein Partner sein. Und deshalb das Wort (Ex 20,8): Erinnere dich an den Shabbat, ihn zu heiligen.” 5. Strophe Hit’oreri hit’oreri, ki ba orekh, qumi, ori 6 7 8 3 5. Mos 5,12 2. Mos 20,8 5. Mos 6,4 und Sacharja 14,9 yrw) ymwq Krw) )b yk yrrw(th … uri, uri yrw( yrw( Wach auf, wach auf, denn es kommt dein Licht, leuchte! Sei wach, sei wach … Dies ist ein Wortspiel, weil das Wort „orekh“ (Krw) dein Licht) und auch ori (yrw) leuchte) mit Alef beginnt, bei hit’oreri am Anfang des Verses und uri am Schluss des Verses ein Ajin steht. Der Hinweis geht auf die Midrash-Tradition zurück, dass die Kleider Adams und Evas am Anfang aus Licht waren, nach dem Sündenfall aber aus Fell (or rw( mit Ajin). Zusätzlich kommt die Gematria (Zahlenwert) ins Spiel: Alef ist eins, also Einheit, d.h. Gott; Ajin ist 70, also die Vielfalt der Völker, gemeint, die Herrschaft der Völker über Israel. Die Gegenmassnahmen gegen die Herrschaft der Völker sind die Tefillin, aus Leder (or rw() gemacht. Ebenfalls als Gegenmittel wirkt der Shabbat, wenn dabei der Mann sich mit der Frau vereinigt, und zusätzlich kommen die weissen (Licht) Kleider hinzu, die man am Shabbat trug. Die Strophe spielt an auf den Vers Jes 60, 1 “Qumi, ori, ki ba orekh”, aber der Vers ist im Lekha Dodi umgedreht (s.oben: ki ba orekh, qumi ori), um die Ordnung der Erlösung nachzumachen. Zuerst muss das Licht der Shekhina (=Israel) scheinen. Dieses Licht spielt auf das Licht an, das beim Verlassen des Gan Eden verloren ging, respektive bei der Vertreibung ins Exil. Um die Lichtkleider wieder anzuziehen, muss sich die Shekhina darauf die Exilskleider ausziehen (das meint „uri, uri“). Eine andere Erklärung sieht im doppelten „uri, uri“ auch den Hinweis auf Islam und Christentum. Die Anspielung ist unterstützt durch Jes 52, 1: „Mach dich auf, mach dich auf, Zion! Zieh deine Stärke an und deine Herrlichkeit (tif’eret), Jerusalem. Denn es wird jetzt kein Unbeschnittener und Unreiner mehr hineinkommen.“ Kvod JHVH alaikh nigla: hlgn Kyl( yy dwbk Dies fasst das vorhergehende zusammen: Kvod JHVH meint die (männliche) Tif’eret, die nun enthüllt ist und der (weiblichen) Malkhut / Shekhinah gezeigt wird. Das Wort nigla ersetzt das Wort zarach, das in Jes 60, 1 vorkommt, nicht nur wegen seiner sexuellen Konnotation, sondern auch wegen seiner Assoziation von Jes 40,5. Der Inhalt der 5. Strophe zielt auf die Erlösung ab in messianischer Zeit (Befreiung von den 70 Völkern). Der Shabbat ist als temporäre Befreiung aufgefasst und deutet auf der politischhistorischen Eben auf die Befreiung von Jerusalem (Inhalt der 6. Strophe). 8. Strophe Jamim usmol tifrotzi ( Jes 54,3): Nach rechts und links wirst du dich ausbreiten. Der heilige Kosmos hat 2 Dimensionen: Räumlich: Die Heiligkeit von Jerusalem wird sich auf ganz Israel ausdehnen und dann auf die ganze Welt (kol haOlam wird wie ein Shabbat). Vgl. PesRabb 1, Blatt 2a: „In Zukunft wird Jerusalem wie das Land Israel und das Land Israel wie die ganze Welt.“9 Zeitlich: Der Shabbat wird sich gegen rechts (in der Woche, d.h. Freitag, Donnerstag und Mittwoch) ausdehnen und nach links (Sonntag, Montag, Dienstag). Menschliche Ebene: Al jad Ish ben Partzi: Peretz verweist auf den Messias, der 10 Generationen nach ihm geboren wird (David). Alle (Christentum und Islam) werden Gott anerkennen. 9 4 Jehuda Halevi, Hakuzari 4,23: Israel ist das Herz der Welt, die Völker sind die Schale. Zusammenfassung Die angesprochenen Ebenen sind also: das Räumliche, das Zeitliche, das Menschliche und das der Sefirot. Das Lied verbindet spanische hebräische Poesie, Meditative Poesie der Renaissance und Heiratsgedichten zu einer kabbalistischen Lyrik über die Erlösung. Lekha Dodi Nach Breslauer, Oktober 2009 Gott ist einer= eine Einheit 2 Sichtweisen von Erlösung: eine kurzfristige und eine in der Acharit hajamim. Esaw wird mit Jeshua gleichgesetzt (Gematria), Edom = Christ Bernhard von Clairvaux: HL kommentar sagt aus: maria=Braut im HL, und Heiliger Geist=Bräutigam 5