Reutlinger General-Anzeiger 26.09.2014

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Reutlinger General-Anzeiger 26.09.2014
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Montag, 29. September 2014
NECKAR + ERMS
26.09.2014 - 04:10 Uhr
STADTENTWICKLUNG - Bad Urach will in ein professionelles Geschäftsstraßenmanagement
einsteigen
VON ANDREAS FINK
BAD URACH. Professor Richard Reschl ist nicht Zahnarzt, sondern Stadtplaner. In der
Schlossmühle sprach er am Mittwochabend trotzdem – eindringlicher und
leidenschaftlicher denn je – vom Karies-Effekt, den es in Bad Urach aufzuhalten gelte. Der
Karies-Effekt ist eine deutsche Umschreibung dessen, was Stadtplaner im WissenschaftsJargon als »Trading-Down-Effekt« bezeichnen. Fachläden, deren Sortiment immer
dünner wird, die irgendwann dichtmachen und durch Billigheimer ersetzt werden, die sich
auch nicht lange halten. Ein leer stehender Laden ist ebenso trist wie hässlich und schadet
dadurch den benachbarten Läden – die Negativ-Entwicklung geht weiter. Wie ein kariöser
Zahn, der seine Nachbarn ansteckt.
Es steht und fällt mit dem Geld
Am Ende steht eine schöne Innenstadt mit hässlichen Löchern in Form von Leerständen.
In Bad Urach, der Stadt mit dem Bilderbuch-Marktplatz, gibt’s davon jetzt schon mehr als
genug. Seit die zwei neuen Einkaufszentren, das Activ- und das Elsach-Center aufgemacht
haben, stehen weitere Läden leer. Nicht weil sie pleite sind, sondern weil sie in die Zentren
umgezogen sind.
Um diesen Trend nicht nur zu stoppen, sondern auch noch umzukehren, haben die Stadt –
Verwaltung und Gemeinderat – und Bad Urach aktiv beschlossen, in ein professionelles
Geschäftsstraßenmanagement einzusteigen. Ziel ist es, die Innenstadt zu stärken und zu
attraktivieren, die Angebotsvielfalt zu erhalten, die Stadt gegenüber dem Umland
hervorzuheben und den Wert der Immobilien langfristig zu erhalten oder gar steigern.
Dafür braucht’s eine/n professionelle/n Geschäftsstraßenmanager/in.
Das kostet. Rund 80 000 Euro wird die Planstelle pro Jahr kosten, hat das Stuttgarter
Büro Reschl und Höschele berechnet, das Urach schon im »Stadtentwicklungsprozess
(STEP) 2030 beraten hat. Der Gemeinderat hat im April ein starkes Signal gesetzt, indem
er 40 000 Euro für das Geschäftsstraßenmanagement freigegeben hat. Bad Urach aktiv hat
weitere 20 000 Euro zugesagt. Die rund 150 Immobilienbesitzer der Uracher Innenstadt
sollen den gleichen Betrag beisteuern. Pro Hausbesitzer wären 150 Euro fällig – im Jahr.
Die Stadt hat 273 angeschrieben, 45 sagten zu, in die Schlossmühle kamen schließlich
hundert – allerdings nicht hundert verschiedene, etliche kamen paarweise. Für
Bürgermeister Elmar Rebmann schon mal ein »starkes Signal«.
29.09.2014 14:38
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»Wenn von den 80 000 Euro 50- bis 60 000 für die Stelle draufgehen, wird’s nix«, ist
Ulrich Beck (»Schuh-Beck«) überzeugt, »wir brauchen in den Monaten, in denen nichts los
ist, Events, damit Nachfrage in die Stadt kommt.« Ein großes Einkaufspotenzial sieht der
Schuh-Mann in Tagestouristen, »die müssen wir herkarren.« Die Events organisieren
könnte die Stadt selbst, findet Beck, »da gibt’s genügend qualifizierte Leute«. Im
Umkehrschluss wäre mehr Geld für Aktionen und Events da.
20 000 bis 25 000 Euro fürs Marketing: »Vielleicht zu wenig«, gibt Bürgermeister Elmar
Rebmann zu, »aber es ist ein Anfang. Und ich will nicht gleich in einen sechsstelligen
Betrag gehen – das bedeutet für alle höhere Kosten.«
Jeder hat sein Päckle zu tragen
Karl-Heinz Walter, bis vor Kurzem Chef der Reutlinger GWG, jetzt im Team von Reschl
und Höschele, stellt klar, dass ein professionelles Geschäftsstraßenmanagement »viel
mehr ist als mal wieder a Feschtle zu machen. Es geht nicht darum, die Innenstadt zu
bespaßen, sondern auch darum, dass man gestalterisch eingreift.« Als Beispiel nennt er die
Obere Wilhelmstraße in Reutlingen. »Die wurde optimiert, ohne Feschtle zu machen«, so
Walter, »das war das Engagement der Hauseigentümer, da hat man in die Hardware
eingegriffen, ohne dass öffentliche Mittel geflossen wären.«
Es muss nicht gleich die Zusammenlegung von Ladenflächen sein, erklärt Richard Reschl,
der Wandel fängt viel früher an: »Bringen Sie endlich mal Ihre Öffnungszeiten in
Ordnung«, appelliert er an die Einzelhändler, »hier macht’s jeder, wie er will – so geht das
nicht.« Reschl, unter Hochspannung: »Wenn Sie etwas in Ihrer Stadt ändern wollen, dann
hat jeder sein Päckle zu tragen.«
Weitere Punkte: öffentliche Toiletten oder Einzelhändler, die sich der Aktion »nette
Toilette« anschließen. Eine barrierefreie Innenstadt. »Oft fehlt’s bei uns nur an ein paar
Zentimetern«, weiß der Bürgermeister.
Der wird in nächster Zeit viele Einzelgespräche führen – er und die Aktiven von Bad Urach
aktiv. Nicht nur bei den Immobilienbesitzern, sondern auch bei der Industrie, die sich vor
einigen Jahren im Verein von Bad Urach aktiv verabschiedet hat. Hier liegt noch ein
großes (finanzielles) Potenzial, ist Rebmann überzeugt. Der Bürgermeister will bei den
großen Firmen für die Unterstützung des Geschäftsstraßenmanagements werben. »Eine
attraktive Innenstadt ist ein weicher, aber wichtiger Standortfaktor für die Firmen –
deshalb könnten sie sich ruhig beteiligen.« (GEA)
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