UK?- OK! 2 Auslandssemester in Bangor/ Wales

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UK?- OK! 2 Auslandssemester in Bangor/ Wales
UK?- OK! 2 Auslandssemester in Bangor/ Wales
Ab auf die Insel!
Im Rahmen meines Anglistikstudiums (Lehramt Englisch/Deutsch an Gymnasien) entschied
ich mich bereits im ersten Semester, nach Abschluss des ersten Studienjahres zwei Semester
an einer Uni in Großbritannien zu studieren.
Laut Studienordnung wäre es zwar nicht verpflichtend gewesen, doch hatte ich zuvor noch
keine Erfahrungen im Umgang mit der englischen Sprache außerhalb Deutschlands gemacht.
Doch warum gerade Großbritannien, mag man sich an dieser Stelle fragen. Nun:
1) kurze Flugdauer (ca. zwei Stunden)
2) verhältnismäßig günstige Flugtickets
3) „Heimaturlaub“ in Weihnachts- und Osterferien (bis zu je drei Wochen) eher
erschwinglich als in Übersee
4) bedeutend geringere Studiengebühren als in USA und Co.
Genug Gründe? Naja, ein paar hätte ich da noch. Durch das Studium im Ausland habe ich
nicht nur das Hauptziel, den Umgang mit der englischen Sprache, verbessert, sondern habe
zudem auch Land und Leute Großbritanniens und anderer Länder kennen gelernt. Letzteres
ergab sich durch den Kontakt mit anderen ausländischen Studierenden, mit denen ich sowohl
Lehrveranstaltungen als auch Wohnheim und Freizeit teilte.
Besonders der Umgang mit Studierenden verschiedener Kulturen und Nationalitäten hat
meinen Blick auf die sich zunehmend globalisierende Welt geöffnet. Ich weiß, das hört sich
an wie aus einem Lehrbuch, aber ihr werdet ja selbst sehen… Dadurch, dass man sich die
Wohnheimplätze selbst organisieren und sehr viel Bürokratie überwinden muss, bevor man
schließlich im Ausland studieren kann, bin ich selbständiger geworden und habe gelernt, auch
mal ohne fremde Hilfe und weitab von Mami und Papi meinen Alltag zu bewältigen und
Probleme zu lösen.
Wie ihr seht, überwiegen die persönlichen Erfahrungen deutlich und wenn ich euch bis jetzt
bereits von einem Auslandssemester überzeugen konnte, dann lest weiter…
Erste Hürde
Jedes Jahr wird vom Fachbereich Anglistik ein Treffen organisiert, auf dem Studierende, die
bereits im Ausland studiert haben, von ihren Erfahrungen berichten. Näheres zu diesem
Treffen erfahrt ihr bei den Mitarbeitern des Instituts persönlich (insbesondere bei Dr. Breunig)
oder am Aushang auf dem Flur des Instituts (Gebäude 40, 2. Obergeschoss). Auf diesem
Treffen erfahrt ihr von den verschiedenen Partneruniversitäten. Entscheidet man sich für das
Studium in Großbritannien, ist Herr Breunig der Ansprechpartner für euch. Bei ihm findet
dann auch das „Interview“ statt. Keine Panik, das ist nichts Weltbewegendes. Es handelt sich
dabei um ein eher lockeres Gespräch, bei dem ihr gefragt werdet, ob ihr eine Wunschuni habt,
an der ihr studieren möchtet. Nebenbei gesagt: Partneruniversitäten von Magdeburg in
Großbritannien sind Nottingham, Bath, Roehampton (alle in England) und Bangor/Wales.
Weitere Fragen können sich darauf beziehen, ob ihr BAFöG bezieht und ob ihr schon mal für
längere Zeit im englischsprachigen Ausland wart. Wenn ihr das „überlebt“ habt, dann werdet
ihr später per Aushang (neben dem Büro von Herrn Breunig) oder per Mail erfahren, an
welcher Uni ihr studieren werdet und ob ihr im ERASMUS- Programm seid, oder nicht. Ich
kam leider nicht in den Genuss von ERASMUS, musste folglich die Studiengebühren selbst
zahlen und kann euch darüber nicht viel berichten.
Ich habe mich im Oktober 2003 für ein Studium in Großbritannien gemeldet und habe kurz
vor Weihnachten desselben Jahres noch Bescheid bekommen, dass ich an der University of
North Wales in Bangor vom September 2004 bis Juni 2005 studieren kann. Die Einschreibung
an der Uni in Bangor wurde damals noch von Herrn Breunig übernommen. Im Juni (!) 2004
bekam ich dann Post von der Uni in Bangor mit dem Studienjahresablaufplan, Infos zu den
Studiengebühren
und
Lehrveranstaltungen
sowie
zu
den
Wohnheimen
und
Anmeldeunterlagen für die Kurse. Überraschend war, dass die Studenten aus dem Ausland in
Bangor nur 60 Credits pro Semester erreichen durften. Bei jedem meiner Kurse konnte ich 20
Credits erreichen, womit ich also nur drei Seminare pro Semester belegen durfte. Alle
Musterstudenten seien an dieser Stelle jedoch beruhigt. Der Aufwand für die drei Seminare
war meist doppelt so hoch wie hier in Deutschland.
Wie gesagt, erhielt ich mit dieser Post auch Unterlagen für die Wohnheime, die so genannten
Students’ Halls of Residence. Mit diesen Unterlagen konnte ich mir also einen Platz im
Wohnheim sichern. Einige Studenten haben auch bei Gastfamilien oder in WGs gewohnt.
Informationen dazu kann man per e-Mail (auf den Wohnheimunterlagen) erfragen.
Flüge/Anreise
Nachdem ich also an der Uni eingeschrieben war, mich per Post für die Kurse und das
Wohnheim angemeldet hatte, konnte ich also endlich meinen Flug buchen. Tickets habe ich
bei easyjet (Billigflieger) gebucht. Ryanair (ebenfalls Billigflieger) bietet auch Flüge an, man
muss sich nur auf deren Internetseiten (einfach mal bei google suchen) informieren von
welchen Flughäfen Flüge angeboten werden. Beide sind wie gesagt recht günstig. Hier gilt,
die Preise für die Tickets hängen davon ab, wie früh man bucht und an welchem Wochentag
man fliegen möchte. Je eher man bucht, desto geringer sind normalerweise die Preise. Ich bin
von Berlin/ Tegel nach Liverpool geflogen (etwas weniger als zwei Stunden). Vom Flughafen
Liverpool ging es dann weiter mit dem Bus zum Hauptbahnhof und von dort dann mit dem
Zug in ca. 1, 5 Stunden nach Bangor. Über die Fahrzeiten und Preise kann ich nichts
Genaueres mehr sagen. Ich weiß nicht mehr, wie viel es damals gekostet hat. Wahrscheinlich
haben sich die Preise in vier Jahren ja wieder geändert. Eines ist jedoch sicher: Mit dem Zug
kommt man am günstigsten (in Bezug auf die Preise) nach Bangor.
Wohnheim
Beachtet bitte, dass ihr, falls ihr euch für einen Wohnheimplatz entscheiden solltet, das
Zimmer im Wohnheim frühestens am ersten Tag der Einführungswoche („Introduction
week“) beziehen könnt. Solltet ihr schon früher als zum Studienbeginn nach Bangor kommen,
dann informiert euch bitte vorher über Jugendherbergen oder anderen Unterkünften.
Bei den Wohnheimen gibt es verschiedene Standards. Bei der niedrigsten und damit billigsten
Wohnheimkategorie (für die auch ich mich damals entschieden habe) handelt es sich um 18-er
WGs. Tief durchatmen, das hat mir nämlich auch geholfen. Man hat dann ein kleines Zimmer
für sich, Küche und Badezimmer teilt man sich dann mir den anderen. Diese Unterkünfte
haben 2004 inklusive Heizung, Wasser und Strom ca. 300 Euro pro Monat gekostet. In der
Küche waren Herd, Kühlschrank, Tiefkühltruhe, Mikrowelle, Toaster und Backofen
vorhanden. Mit Geschirr musste man sich entweder selbst ausstatten oder man hat die
einheimischen Mitbewohner gefragt, ob man deren Geschirr mit benutzen darf. Meine
Mitbewohner waren sehr aufgeschlossen und haben mich ihre Sachen mit benutzten lassen.
In anderen Wohnheimkategorien waren die WGs kleiner bzw. konnte man auch kleine
Wohnungen mieten, bei denen man Bad und Küche mit niemandem teilen musste. Die Preise
steigen jedoch mit dem Komfort der Wohnungen.
Ich war von meinem Wohnheim zunächst wegen der vielen Mitbewohner nicht sehr angetan,
doch habe ich mich auch an diese Situation gewöhnt und für ein oder zwei Semester kann
man das schon verkraften. Ein Vorteil hierbei ist, dass ihr immer in Kontakt mit britischen
und anderen ausländischen Studenten kommt und wirklich rund um die Uhr Englisch
sprechen und auch besser Kontakte aufbauen könnt.
Studium
Die Studiengebühren betrugen 2004/5 ca. 900 Euro pro Semester. Man kann diese, genau wie
die Miete für die Wohnheime, monatlich in Raten bezahlen.
Das ist natürlich nicht wenig Geld, dafür bekommt man jedoch sehr gute Studienbedingungen
geboten. Jeder Student erhält einen personal tutor, d. h. einen Dozenten, der einem als
Ansprechpartner bei Problemen etc. zur Seite steht. Die Vorlesungen und Seminare ähneln
denen in Deutschland. Seminare dauern meist 90 Minuten, können jedoch auch zweimal
wöchentlich für je 45 Minuten stattfinden.
Internetzugang bekommt man natürlich auch. Die Computerkabinette sind 24 Stunden
geöffnet. Drucker und Scanner sind natürlich auch vorhanden. Die Bibliotheken sind auch
samstags und sonntags geöffnet, sodass der Geist neben allen anderen Freizeitbeschäftigungen
und den guten englischen pubs nicht zu verkümmern braucht.
Freizeit
Bangor ist eine Kleinstadt mit ca. 12000 Einwohnern. Demzufolge kann man auch die Stadt
zu Fuß erkunden. Der Campus, auf dem die meisten Wohnheime sind, ist zu Fuß nur ca. 10
bis 15 Minuten von den Universitätsgebäuden entfernt. Bangor verfügt über eine kleine
Einkaufsstraße, einige pubs und auch Discos, in denen sich fast ausschließlich Studenten
treffen. Einlass war immer so gegen 20/21 Uhr, dafür wurde auch alles wieder um zwölf
geschlossen.
Wales, so auch die Umgebung von Bangor, ist landschaftlich sehr schön. Neben der Küste der
Irischen See gibt es dort etwas Gebirge neben dem Snowdon (höchster Berg Wales’).
Demzufolge bietet das Studentenwerk der Uni auch zahlreiche Sportaktivitäten, wie Rudern,
Paddeln, Bergsteigen, Wandern sowie Indoor- Sportangebote, wie Judo, Fechten, Badminton,
Fuß- und Volleyball, Tischtennis, Trampolinspringen etc. an.
Möchte man sich auch außersportlich betätigen, so bieten die zahlreichen societies
Möglichkeiten dafür. Diese beschäftigen sich z.B. mit Umwelt- und Tierschutz.
Da Bangor über Bus- und Bahnverbindungen verfügt, kann man sich schnell mal für einen
Ausflug ins benachbarte England, oder per Fähre nach Irland entscheiden. Organisierte
Ausflüge zu günstigeren Preisen bietet auch das Studentenwerk an, bei dem man auch eine
Art Bahn- Card für Studenten erwerben kann.
Verpflegung
Verhungern wird man in Wales auch nicht; dafür sorgen neben britischen auch deutsche
Supermärkte, wie Aldi und Lidl. Die Preise sind annähernd so wie in den entsprechenden
deutschen Märkten.
Versicherung
Es empfiehlt sich, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Benötigt man
medizinische Behandlungen, so steht in Bangor ein Krankenhaus zur Verfügung. Unmittelbar
neben dem Wohnheimcampus befindet sich ein Ärztehaus. Hat man nur kleinere
Erkrankungen, wie z.B. Erkältungen, braucht man die Untersuchung nicht zu bezahlen. Für
Studenten stehen auch immer Krankenschwestern als Ansprechpartner bereit.
Fazit
Auch mir kam es vor, als sei die Zeit in Wales wie im Flug vergangen. Ich habe sehr viel
schöne Erfahrungen gemacht und unter den britischen und internationalen Studenten viele
Freunde gefunden, mit denen ich auch heute noch in Kontakt stehe.
Land und Leute haben mich sehr beeindruckt. Die Dozenten und Studenten waren sehr
aufgeschlossen und freundlich.
Ich wäre gern noch ein paar Semester länger geblieben und kann euch nur empfehlen, auch
diesen Schritt zu wagen. Es lohnt sich bestimmt!