Zur Bio- und Medizinethik Nicht nur Zahlen und Figuren
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Zur Bio- und Medizinethik Nicht nur Zahlen und Figuren
Profile Immer im Bilde, Herr Ruhrmann? Der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Georg Ruhrmann (45) schaut manchmal fern. Warum? wh/Foto: Günther Wieviele Stunden in der Woche sehen Sie durchschnittlich fern? Schätzungsweise 13 1/2 Stunden. Wieviele davon dienstlich? Fast alle privat. Wie trennen Sie das Dienstliche vom Privaten? Das Dienstliche findet in meinem Dienstzimmer statt. Bis 22.30 Uhr. Was sehen Sie denn privat am liebsten? Privat sehe ich am liebsten das, was nachts kommt. Das ist Phoenix, aber auch flache Unterhaltung. Wie bekommt Ihnen das? Ich bin dabei, mir den nächtlichen Fernsehkonsum abzugewöhnen. Danach schlafe ich meistens schlecht. Gibt es Serien, die Sie besonders mögen, Krimis, bestimmte Genres? Nein, eigentlich überhaupt nicht, weil ich mir Serien, auch die einfachsten, nicht merken kann. Wie stehts mit Big Brother? Auch Big Brother habe ich nur ein einziges Mal gesehen, und ich muss gestehen, dass ich es nicht verstanden habe. Sind Sie mit der Vielfältigkeit des deutschen Fernsehangebots zufrieden? Ach, alles in allem schon, es ist sehr bunt. Die Konkurrenz zwischen privatem und öffentlich-rechtlichem System tut beiden gut. Das Privatfernsehen wird sehr stark unterschätzt. Teilen Sie den Vorwurf der Niveauverflachung? Wer solche Vorwürfe macht, ist entweder nicht informiert oder böswillig. Weil eine Niveauverflachung des Gesamtprogramms nicht stattgefunden hat außer vielleicht in manchen Programmsparten oder bei den Zuschauern. Das Fernsehen war nie so gut wie heute. Wenn Sie Intendant eines großen deutschen Fernsehsenders wären, was würden Sie ändern? Ich würde nichts ändern. 22 Zur Bio- und Medizinethik Prof. Anselm für Systematische Theologie berufen Jena als déja vu: Als Reiner Anselm (Foto) im Dienstzimmer des Dekans sein Berufungsgespräch führte, blickte vom Ölbild an der Wand ein alter Bekannter zu ihm herab: Johann Gerhard (1582-1637), Jenas vielleicht berühmtester Theologie-Professor, der auch in Anselms Habilitationsschrift zur lutherischen Ekklesiologie eine zentrale Rolle spielt. Seitdem freute sich der frisch berufene C 3-Professor für Systematische Theologie auf sein erstes Semester in der Saalestadt. Das Aufgabengebiet des 35-Jährigen liegt also sowohl in der Dogmatik wie in der Ethik, seinen persönlichen Forschungsschwerpunkt will er auf Fragen der Bio- und Medizinethik legen. Gerade in der aufstrebenden Industriestadt an der Saale, die sich wieder überregional einen Ruf als biotechnologischer Standort erwirbt, fühlt er sich gebraucht. Auch die ethische Grundsituation des Arztes am Patientenbett bedürfe angesichts einer unsicher gewordenen Werteordnung fraglos einer neuen Reflexion. Die kulturellen Prägekräfte, die medizinethischen Entscheidungen zu Grunde liegen, möchte er dafür umfassender untersuchen. In der Lehre will sich der gebürtige Bayer vor allem der Lehramtsstudenten annehmen und auch den unmittelbaren Kontakt mit den Schulen suchen. In dieser Hinsicht bin ich erblich vorbelastet, gesteht er seine Herkunft aus einer Lehrerfamilie über Generationen. Prof. Dr. Reiner Anselm studierte ev. Theologie in München, Heidelberg und für ein Jahr als DAAD-Stipendiat in Zürich. Nach der Promotion absolvierte er ein zweijähriges Vikariat und wurde 1996 in Bayern zum Pfarrer ordiniert. Als leidenschaftlicher Skifahrer, der sogar früher regelmäßig am Engadiner Marathon teilnahm, wird der Vater dreier Töchter diesen Winter die Hänge des Thüringer Waldes erkunden. wh Nicht nur Zahlen und Figuren Prof. Novak lehrt Theoretische Numerik Die Leute denken: Die Mathematik hat bloß etwas mit Ausrechnen zu tun, aber das stimmt nicht immer. In der Theoretischen Numerik, für die jetzt Prof. Dr. Erich Novak (Foto) auf einen Lehrstuhl nach Jena berufen wurde, spielen Rechenoperationen indes eine große Rolle. Er befasst sich intensiv mit numerischen Verfahren, mit dem Ziel, Rechenoperationen zu optimieren und zu beschleunigen. Bis hin zur Vision eines Quanten-Computers, der nicht mehr auf der klassischen Makro-Physik basiert, sondern mit Atomteilchen arbeiten soll. Dann gelten andere physikalische Gesetze, und wir brauchen neue Algorithmen, erläutert der 47-jährige Franke. Das allerdings ist vorerst noch Zukunftsmusik. Daneben befasst sich Novak u. a. mit der Komplexität stetiger Probleme, der Numerik hochdimensionaler Probleme oder der so genannten Monte-Carlo-Methode, ein Verfahren, bei dem Zufallselemente in Rechenprozesse mit Algorithmen eingebaut werden. An der Uni Jena fühlte sich Erich Novak gleich zu Hause: Einige der hier vertretenen wissenschaftlichen Richtungen passen sehr gut zu meinem Interessenfeld: zum Beispiel der Analysis-Bereich, die Stochastik und auch die Theoretische Informatik. In Nürnberg geboren, absolvierte er sein Studium der Mathematik und Physik bis zur Habilitation in der Nachbarstadt Erlangen, danach führten ihn Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren nach New York, Berkeley, Warschau, Augsburg und zuletzt nach Leuven (Belgien). Privat liest der vielseitig interessierte Junggeselle gern Fachliteratur aus den Nachbardisziplinen Physik und Philosophie, aber auch Belletristik, fährt Rad oder hört Musik von Jazz bis Klassik. Miles Davis, John Coltrane und Bach sind seine Favoriten, aber die höre ich nur, analytisch verstehen muss ich sie nicht. wh Uni-Journal Jena 11/00