Bericht 3 - Hessen

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Bericht 3 - Hessen
 Erfahrungsbericht
Studieren an der
Von Alexander Haase
Universität Kassel
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Fall Term 2013
1 Inhalt
1.
Bewerbungsverfahren und Planungsphase
3
2.
Ankunft
3
3.
Orientierungswoche
4
4.
Wohnen und Leben on Campus
5
5.
Studieren
6
6.
Fazit
7
2 1. Bewerbungsverfahren und Planungsphase
Bevor der interessante Aufenthalt in Amerika losgehen konnte, waren viele
Aufgaben im Rahmen des Bewerbungsverfahrens und der Vorbereitung zu
erledigen. Zwar waren nach der Zusage zum Stipendium ebenfalls einige Aspekte
zu erledigen, dennoch wirkte auf mich der Aufwand im Bewerbungsverfahren
wesentlich größer, als die Beantragung des Visums, Buchung des Fluges und
ähnliches.
Insgesamt empfehle ich, sich sehr frühzeitig über das Stipendium zu informieren.
Dazu dient in Kassel das International Office sowie die Hessen-Wisconsin Website.
So habe ich im September/Oktober 2012 begonnen, mich über die Anforderungen
des Stipendiums zu informieren, um dann ca. 1 Jahr später im August nach
Amerika abzureisen. Besonders den TOEFL Test empfehle ich frühzeitig zu
unternehmen, denn sollte dein Score nicht den Grundvorrausetzungen des
Stipendiums entsprechen, könntet ihr ca. zwei Wochen nach dem ersten Test noch
einmal einen zweiten Test durchführen. Da aus meinen eigenen Erfahrungen und
aus Erzählungen häufig technische Probleme auftreten und diese das Ergebnis
stark beeinflussen können, halte ich einen frühzeitigen Test als empfehlenswert, da
euer Auslandsaufenthalt nicht am TOEFL-Test scheitern sollte!
Bei meiner Beantragung des Visums gab es keinerlei Probleme. Viele hilfreiche
Tipps wurden hierzu in dem Pre-Departure Meeting von einem Botschafter
gegeben. Befolgt ihr diese Tipps sollte eigentlich nichts schief gehen.
Bei eurer Buchung des Fluges, kommt es natürlich besonders darauf an, ob ihr
vor eurer Ankunft in Oshkosh noch durch Amerika reisen wollt. Ich persönlich bin
direkt von Deutschland nach Oshkosh gereist. Mein Flug ging von Berlin nach
Chicago. Mit dem Grayhound Bus seid ihr in ca. 3 Stunden in Oshkosh. Da die
Busse meines Wissens nach nur zwei Mal pro Tag abfahren, ist häufig eine
Übernachtung in Chicago unerlässlich bzw. empfehlenswert. Die zweite Alternative
die ebenfalls viele Studenten nutzen, war der Flug nach Appleton, einer ca. 30-40
Minuten von Oshkosh entfernten Stadt. In einem Zeitfenster von ca. 2 Tagen vor
der Orientierungswoche bietet die Uni einen Abholservice vom Flughafen an. Plant
ihr also den Flug nach Oshkosh, so wartet am besten mit eurer Buchung, bis der
Zeitraum feststeht, in dem ihr abgeholt werden könnt.
In meinem Fall war die preisliche Differenz zwischen einem Flug nach Chicago
bzw. Appleton bezogen auf den Hin- und Rückflug insgesamt ca. 450€. Aus dem
Grund zog ich es vor, schon mal eine Nacht in Chicago zu verbringen.
2. Ankunft
Je nach dem welche der beiden zuvor beschrieben Alternativen ihr wählt,
unterscheidet sich natürlich auch eure Ankunft. Kommilitonen, die den Abholservice
aus Appleton nutzen, wurde ebenfalls der Einkauf im Walmart angeboten. Dies ist
äußerst hilfreich, denn nach eurer Ankunft eignet sich das Zimmer nicht unbedingt
dazu, die erste Nacht im Dorm zu verbringen, denn Bettlagen, Bettdecke und
Kopfkissen haben die meisten nicht im Koffer. Handtücher hatte ich aufgrund von
„Platzmangel im Koffer“ ebenfalls nicht mitgenommen und musste diese besorgen.
Alles zusammen findet ihr günstig (für ca. 40-50$) bei Walmart. Leider ist der
3 Walmart mit dem Auto ca. 5-10 Minuten entfernt bzw. zu Fuß sind es ca. 50
Minuten. Aus dem Grund wäre eine Mitfahrmöglichkeit besonders hilfreich! Wer jetzt
denkt, er ruft sich ein Taxi, den muss ich enttäuschen. Zu meiner Zeit gab es genau
ein Taxiunternehmen in Oshkosh mit gefühlt nur einem Taxi. Wenn ihr Glück habt,
bekommt ihr ein Taxi, welches euch nach ca. 50 Minuten abholt (versprochen waren
5 Minuten). Diese Alternative ist unter Berücksichtigung, dass ihr auch eine
Rückfahrt benötigt, nicht unbedingt empfehlenswert.
Da ihr den gebuchten Meal Plan nicht sofort nutzen könnt, wäre es möglich
entweder in der Mensa gegen Bezahalung zu essen oder aber gleich direkt
gegenüber der Dorms eines der vielen Restaurants/ Imbisse zu nutzen (Asia
Food/Subway, Pizza etc.)
Die Erst-Anmeldung findet direkt in eurem Dorm Gebäude „South Gruenhagen“
statt. Dies ist also die erste Anlaufstelle für euch, wenn ihr angekommen seid. Den
Eingang hab ich euch einmal auf dem folgenden Bild markiert, um euch bei der
Suche zu unterstützen!
Das Wetter im August, also zur Zeit eurer Ankunft, ist überraschend heiß und hält
auch mindestens bis Ende September an. Nehmt also genügend Sommerkleidung
mit.
3. Orientierungswoche
Die Orientierungswoche dauert von Montag bis Freitag und ist äußerst hilfreich.
Zum einen, um den Campus genauer zu erkunden aber natürlich auch um nette
Personen kennen zu lernen. Es gab Vorträge zu Regularien, Führungen und
Kennenlernspiele, sowie Abendprogramme, die das Einleben in Oshkosh
erleichterten. Zudem kommen in der Orientierungswoche alle neuen International
Students zusammen, was besonders interessant ist, denn im Laufe des Semester
war besonders der Zusammenhalt unter den Internationals sehr stark unter
4 Einbezug einiger Amerikaner. Außerdem gab es in regelmäßigen Abständen
Veranstaltungen für die Internationals. So kochten z.B. einige Studenten die
Nationalgerichte ihres Landes für die gesamte Gruppe der Internationals.
4. Wohnen und Leben on Campus
Wohnen und Leben mag für jeden von euch zu Beginn sehr
gewöhnungsbedürftig sein. Zum einen unterscheidet sich das Leben in Dorms sehr
von der Wohnsituation der in Deutschland Studierenden. Ihr lebt auf ca. 18m2 zu
zweit, sodass Privatsphäre für 4 Monate kaum vorhanden ist. Zudem leben eure
Freunde nicht am anderen Ende der Stadt, sondern meist auf dem selben Flur.
Dadurch kommen diese auch häufig bei euch vorbei. Aufgrund dieser
Rahmenbedingungen verglich ich der Aufenthalt in Oshkosh immer gern mit eine
Klassenfahrt die 4 Monate andauerte. Aber besonders diese Situation half dabei
über die eher schlechte Wohnsituation hinwegzusehen und die Vorteile und
Freizeitangebote zu nutzen. Im August und September waren wir deshalb
besonders häufig auf dem Volleyballfeld, welches sich direkt vor dem
Wohngebäude befand. Als es kälter wurde, begannen wir das Fitnesscenter für uns
zu entdecken. Dieses bot nahezu alles: Fußball-, Federball-, Basketballfeld, eine
Kletterwand, zwei Golfsimulatoren, Tischtennisplatten, Laufbänder und Geräte fürs
Krafttraining.
Auch zum Essen gibt es einige Möglichkeiten auf dem Campus. Die
Hauptmensa „Black-Hawk“ ist 2 Minuten Gehweg von den Dorms entfernt und
bildet in der Woche von morgens bis Abends, von Montags bis Freitag Mittag eure
Hauptanlaufstelle. Zu Beginn wird euch das Angebot unheimlich reichhaltig
vorkommen. Problematisch ist jedoch, dass sich das Angebot im Laufe des
Semester nicht wirklich ändert, sodass ihr fast täglich die Wahl zwischen dem
gleichen Essen habt. Eine besonders beliebte Alternative war bei uns der Imbiss
Scotty’s. Dieser ist gleich weit wie die Mensa entfernt und befindet sich in Scott’s
Hall. Hier gibt es super leckere Subs und einen kleinen Pizza Hut Stand. Hier könnt
ihr ebenfalls eure Meals verwenden. Am Wochenende ist Black Hawk geschlossen,
dafür ist aber eine Art Mensa im Gebäude „Reeve“ geöffnet.
Die Regeln und Zeiten bezüglich des Meal-Plans wirken zu Beginn etwas
verwirrend, wann ihr wo mit eurem Meal-Plan essen dürft; dies wird aber alles in der
Orientierungswoche sehr gut erklärt.
Nun zu meiner Empfehlung, welchen Meal-Plan ihr wählen solltet. Ich
persönlich hatte den Meal-Plan 15, sprich 15 Essen in der Woche und hatte am
Ende der Woche meist noch 1 Meal über. Zudem habt ihr ca. 13 Bonusmeals die
ihr frei jederzeit einsetzten könnte. Viele wollten sich diese für „besondere
Situationen“ zurückhalten und haben sie dann zum Ende gar nicht verwendet.
Deshalb nutzt diese, wenn ihr glaubt sie zu brauchen, sonst wären sie umsonst und
verfallen. Ich habe diese besonders verwendet, wenn ich z.B. Abends um 18 Uhr
mit meinem Meal-Plan gegessen hab und spät Abends z.B. um 23 Uhr zum Lernen
nochmal Hunger auf ein Sub von Scotty’s hatte (diese ist übrigens das einzige
Restaurant auf dem Campus, welches so spät noch geöffnet hat), so hab ich hierzu
ein Bonusmeal verwendet.
5 5. Studieren
Studieren in Amerika war für mich vergleichbar mit der Oberstufe deutscher
Gymnasien. Alle Kurse die ich belegte, hatten eine maximale Teilnehmerzahl von ca.
25-30 Personen. Es gab Noten für die mündliche Mitarbeit, die im Fach
Entrepreneurship sogar 40% der Endnote ausmachte. Zudem musste man viele
Vorträge halten und regelmäßig gab es kurze Tests.
Solltet ihr ebenfalls Wirtschaftsstudenten sein, so werden eure Vorlesungen
nahezu ausschließlich im Gebäude Sage stattfinden. Dieses ist eines der neusten
Gebäude auf dem Campus und ist nur ca. 5-10 Minuten Gehweg von euren Dorms
in Gruenhagen entfernt. Bei extrem hohen Minusgraden im Winter kann dieser
kurze Weg trotzdem zur Qual werden. Nehmt also, falls ihr so etwas besitzt, eine
Sturmhaube oder ähnliches mit, die ihr normalerweise im Skiurlaub verwendet. Die
Klassenräume sind besonders gut ausgestattet, was ihr nach eurer Rückkehr aus
Oshkosh in den deutschen Unis vermissen werdet.
Zu Beginn des Semesters solltet ihr euch möglichst schnell um die Besorgung
der Bücher kümmern. In einigen Fächern ist der Kauf der Bücher unerlässlich, da ihr
teils Aufgaben aus diesen vorbereiten müsst und bei Nichtabgabe Punktabzug
erhaltet. Bei anderen Fächern dienten mir die Bücher lediglich zur
Klausurvorbereitung, da einige Klausuren sich sehr nah an den Inhalten der Bücher
hielten. Der Preis von Büchern ist in Amerika absolut nicht mit den Bücherpreisen in
Deutschland zu vergleichen. So ist es normal in manchen Fächern ein Buch für
$200 beschaffen zu müssen. Aber hier gibt es einige Alternativen:
1.) Zum einen verkauft der Bookstore im Gebäude „Reeve“ zu Beginn des
Semesters gebrauchte Bücher. Diese sind zwar immer noch nicht günstig,
aber immer noch um einiges preiswerter als die neuen original Bücher.
2.) Mein Favorit war die Bestellung gebrauchter Bücher auf der Internetseite
http://www.abebooks.com. Hier waren die Bücher nochmal um einiges
günstiger als die gebrauchten Bücher im Bookstore. Da ihr jedoch einige Tage
Lieferzeit einplanen müsst, kümmert euch rechtzeitig um die Bestellung.
3.) Wenn ihr dann zum Ende des Semesters eure Bücher wieder an den
Bookstore verkauft, kommt ihr äußerst günstig davon. Problematisch ist es
nur, wenn ihr Kurse belegt, die im nächsten Semester nicht angeboten
werden bzw. der Professor die Uni verlässt. In diesen Fällen kauft der
Bookstore keine Bücher auf.
Ich belegte die Kurse Entrepreneurship bei Prof. Spivak, Retailmanagement
und Global Marketing bei Prof. Moon (leider pensioniert) und Real Estate
Management bei Prof. Hagen.
Besonders die ersten drei Kurse waren geprägt durch sehr viele Vorträge und
Mitarbeit im Unterricht, was sich selbstverständlich positiv auf die Sprache
auswirkte. Selbstverständlich benötigten diese Vorträge auch einiges an
Vorbereitungszeit. So erstellten wir in einem Team von 5 Studenten im Kurs Global
6 Marketing einen Marketing Plan über 200 Seiten, dessen Fortschritte wir in 3
Vorträgen vor der Klasse präsentieren mussten. Ähnlich war es beim Kurs
Retailmanagement in dem wir 3 Supermarktketten miteinander vergleichen mussten
und einen 100 seitigen Report hierzu verfassten. Im Fach Entrepreneurship
erarbeiteten wir einen Business Plan und mussten einige kleinere Vorträge vor der
Klasse halten. Zudem werden in jedem Fach 3 Klausuren pro Semester
geschrieben.
Es wird also deutlich, dass der Arbeitsaufwand im Semester um einiges höher
ist, als der Aufwand in Deutschland. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass die
Qualitätsanforderungen an die Studenten um einiges geringer sind, als die der
deutschen Professoren. Dies macht es aber auch erst möglich das Arbeitspensum
erledigen zu können.
Mir persönlich gefiel diese Art des Studierens in Amerika besonders gut, weil in
großem Ausmaß Praxisbezug hergestellt wurde. So schließen einige Studenten
einen Marketingkurs in Deutschland mit einer sehr guten Note ab und wissen nicht
einmal wie ein Marketing Plan aussieht bzw. worauf sie bei der Erstellung achten
müssen. Auch die Präsentationskompetenzen werden durch diese Unterrichtsform
in Amerika sehr gestärkt. Auch wenn mir teils das theoriebasierte Vorgehen fehlte,
um qualitativ gute Aussagen zu treffen, brachte mir das Studieren in Amerika
einiges.
Ebenfalls war für mich das Student Success Center eine hilfreiche Anlaufstelle,
um meine Paper und Präsentation auf die sprachliche Qualität überprüfen zu
lassen. Ihr erhaltet nach einer Anmeldung für ca. 1 Stunde einen Tutor, der im
besten Fall den jeweiligen Kurs des Professors belegt hat und weiß worauf der
Professor Wert legt. Dieser Tutor geht mit euch euren Text durch, weist euch auf
grammatikalische oder sprachliche Fehler hin, die gehäuft auftreten, um diese dann
in Zukunft vermeiden zu können. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Qualität der
Tutoren extrem variiert, sodass ihr eventuell zu Beginn einige unterschiedliche
Tutoren ausprobieren solltet. Besonders für die ersten Arbeiten kann ich diesen
Service nur empfehlen.
6. Fazit
Alles in Allem bin ich sehr froh darüber, die Möglichkeit gehabt zu haben, im
Rahmen des Hessen-Wisconsin-Austauschs ein Semester im Ausland studieren zu
können. Neben den sprachlichen Verbesserungen war es äußerst interessant, sich
ein eigenes Bild über die Amerikaner bilden zu können. Zwar sah ich einige
Vorurteile bestätigt, die z.B. durch die Medien geprägt werden, aber über die
enorme Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Amerikaner war ich mir zuvor nicht
bewusst und ich lernte diese zu schätzen. Zudem genoss ich es, in Kontakt mit so
vielen Personen aus der ganzen Welt zu treten und den Kontakt zu diesen
Personen auch immer noch zu halten. Dies half mir, zu verstehen wie andere
Nationen die Deutschen wahrnehmen, aber auch wie man selbst andere Nationen
schnell anhand von Vorurteilen fälschlicherweise bewertet.
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