Johanna USA

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Johanna USA
Halbzeitbericht vom Auslandsjahr in
Arizona, USA
von Johanna Ibach
Ich fange einfach mal von ganz vorne an: Mein letzter Tag in Deutschland. Ich hatte schon
alles am Vorabend gepackt, so dass es morgens gleich losgehen konnte. Dann war es
endlich so weit. Es war der 27. Juli 2004 und ich sitze im Auto auf dem Weg zum Bremer
Flughafen. Ich hatte eine meiner besten Freundinnen dabei und natürlich meine restliche
Familie. Der Abschied war ziemlich schwer; habe aber kaum geweint, da ich mich auch so
riesig auf das bevorstehende Jahr gefreut habe. Zuerst ging es von Bremen nach Frankfurt
und von Frankfurt nach New York. Da ich allein geflogen und somit auch allein umgestiegen
bin, war ich ziemlich gelangweilt in der Luft und an den Flughäfen. Von Frankfurt nach New
York waren es 9 Stunden und dann 2 Stunden Aufenthalt am New Yorker Flughafen (wo es
durch den Zoll ging) und dann 4 Stunden nach Phoenix, Arizona. Im Großen und Ganzen war
der Flug/die Flüge nicht so schlimm wie ich dachte. Das Umsteigen war wirklich nicht schwer,
da alle Menschen in Amerika so viel netter und offener sind als die Deutschen, also keine
angst, falls jemand von euch überlegt auf ein Austauschjahr zu gehen!
In Phoenix am Flughafen endlich angekommen, stand ich erstmal allein für 20 Minuten am
Gepäcklaufband und habe auf meinen Koffer gewartet, der einfach nicht gekommen ist...
dann wusste ich auch nicht, wer mich vom Flughafen abholen würde, da die Familie, mit der
ich eigentlich das Jahr verbringen sollte, einen Notfall hatte und Hals über Kopf nach Texas
gefahren ist. Mein area representative, Kim, hat mir nur gesagt, dass ich erstmal mit einer
welcome-Familie wohnen würde. Allerdings hatte ich keine Ahnung, ob meine welcomeFamilie oder mein area-rep. oder wer auch immer mich abholen würde.
Plötzlich sprach mich ein Pärchen mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm an und fragte
mich ob ich eine deutsche Austauschschülerin wäre, die auf eine Familie wartet. Nachdem
sich herausgestellt hatte, dass dies meine welcome-Familie war und mein Koffer immer noch
nicht aufgetaucht war, sind wir dann zur Rezeption gegangen und uns wurde gesagt, dass
mein Koffer versehentlich nach Las Vegas geschickt worden ist. Er würde mir dann am
nächsten tag nach Hause gebracht werden. Inzwischen war es 1.00 Uhr morgens und wir
waren alle sehr müde (besonders ich, da ich schon seit über 30 stunden auf den Beinen
war...). Wir sind dann zu deren Haus gefahren und sie haben mir mein Zimmer gezeigt. Nach
einem kurzen Gespräch über meinen Flug und meine Person bin ich dann ins Bett gefallen
und sofort eingeschlafen. Am nächsten Tag um 14 Uhr wurde mir mein Koffer vorbeigebracht
und ich konnte endlich meine Klamotten wechseln und auspacken! Wir sind dann einkaufen
gegangen und haben uns einen Film im Kino angeschaut (Spiderman 2). So, im Großen und
Ganzen war meine Ankunft ziemlich chaotisch und durcheinander, aber trotzdem gut!
Nach einer Woche und drei Tagen wurde mir von meinem area-rep. gesagt, dass ich noch
am selbigen tag die Gastfamilie wechseln würde, da meine Schule anfangen würde und
meine welcome-Familie zu weit weg wohnen würde. Also ging es dann in eine emergencyFamilie, bis meine eigentliche Gastfamilie wiederkommen würde. Ich war sehr traurig, da ich
meine welcome-Familie echt gern gemocht habe. So, bei meiner zweiten Familie, Familie
Mead, angekommen hat Chad (16) die Tür geöffnet und noch nicht mal hallo zu mir gesagt.
Das hat mir natürlich eindeutig zu verstehen gegeben, dass er nicht sehr glücklich war, einen
Austauschschüler in seinem Haus zu haben. Brenda (Gastmutter) kam dann runter und hat
mich mit einem warmen Lächeln begrüßt. Mein area-rep. hat sich dann noch mit Brenda
über die Grundregeln unterhalten und ist dann abgehauen. Ich hatte ein bisschen Small-talk
mit Brenda und Aimee (Gastschwester, 18) und dann habe ich ausgepackt und dann war es
auch schon wieder Abend. Wir haben noch einen Film geguckt und ich bin ins Bett
gegangen (Jet-leg: dauerte bei mir ungefähr 4 Wochen, bis ich mich an den Zeitunterschied
angepasst hatte...). Dann kam der erste Schultag. Da Chad zu einer anderen Schule als ich
ging, musste ich extra zur Schule gebracht werden. Am Ende meiner zweiten Woche an der
Dysart High school wurde mir mein mp3 Player geklaut. Das hat mir natürlich den Rest
gegeben. Ich war sowie schon am Boden, da ich zurück zu meiner ersten Familie wollte, da
die netter zu mir waren und ich hatte immer noch nichts (und ich meine NICHTS, nicht ein
Wort, Anruf, Nachricht, oder irgendwas anderes, nichts!) von meiner eigentlichen Gastfamilie
gehört.
Nachdem sich nach meiner dritten Schulwoche herausgestellt hatte, dass meine eigentliche
Gastfamilie nicht wiederkommen würde, wurde ich von meiner emergency-familie vor eine
Wahl gestellt: Entweder wohne ich das Jahr über bei denen und wechsele die Schule zur
willow-canyon- high-school, da das viel einfacher wäre, da meine Gastmutter da auch
arbeitet und Chad dahin geht, oder ich bleibe an der dysart high school und muss die Familie
wechseln. Meine Wahl fiel dann auf den Schulwechsel und Familie Mead, obwohl ich die
nicht so recht mochte. Ich hatte mir nur gedacht, dass ich hier zwei Gastgeschwister im
ungefähr selben Alter habe und es mir dadurch leichter fallen wird, Freunde im selben Alter
wie ich zu finden. In den nächsten Wochen wurde ich dann zur willow-canyon-HS
transformiert und habe da auch gleich Freunde gefunden. Meine jetzige Famile (Famile
Mead) hat sich doch noch ganz gut entwickelt, obwohl mich zwei der Familienmitglieder
(Ron (Gastvater) und Chad) nicht wirklich haben wollte, aber das machte mir insofern nichts
aus, da ich mit denen nicht viel zu tun habe. So, wie ihr lesen konntet, war mein Start hier echt
beschissen! Es hat sich trotzdem ein wunderschönes Austauschjahr entwickelt!
Ich habe schon sehr viele Dinge erlebt, sowie ein dreitägiger Trip nach Las Vegas und ich
werde in ein paar Wochen einen dreitägigen Trip nach Kalifornien, mit Hollywood, Universal
studios und und und, machen!
Eine Sache die hier total anders ist, ist dass ich hier zur Kirche gehe. Kirche hier ist nicht
gelangweilt in der Bank rumgammeln und warten bis der da vorne in Schwarz endlich fertig
ist, uns zuzutexten. Meine Gastfamilie hat mich überredet, mal mit denen zur Kirche zu gehen,
obwohl ich wirklich nicht wollte. Kirchen hier sehen nicht aus wie Kirchen, eher wie normale
Gebäude, ohne Kirchturm oder harte Sitzbänke und Marmor- Altare. Meine Kirche hier
(parkway-christian-church (www.parkwaychristianchurch.com)) ist gerade noch in einer
Turnhalle untergebracht, da unser Gebäude noch im Bau ist. Es ist ende Juli fertig (also werde
ich es leider nicht sehen können!). Ich habe so viele wunderbare Menschen in meiner
Kirchengemeinde kennen gelernt! Jugendliche als auch Erwachsene. Kirche ist hier nicht
langweilig wie in Deutschland! Man findet seine eigene kleine Familie in der Kirche und fühlt
sich einfach Zuhause! Es muss sich für euch sicherlich komisch anhören, aber nur weil ihr es
euch nicht vorstellen könnt! Naja, egal!
Wie ihr seht, bin ich noch nicht zu so vielen verschiedenen Orten gereist. Es scheint so, als ob
ich nicht viel erleben würde, aber das täuscht! Es ist einfach „ the everyday-life“ das so
aufregend ist! Also, wenn jemand von euch überlegt ein Austauschjahr zu machen und ihr
spezielle Fragen habt, dann schreibt mir einfach ([email protected]) und ich werde mit
Vergnügen und so gut ich kann Eure Fragen beantworten. Aber eine Sache kann ich im
voraus schon sagen: ES LOHNT SICH!!
Johanna