MIG-Löten von verzinkten Dünnblechen
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MIG-Löten von verzinkten Dünnblechen
MIG-Löten von verzinkten Dünnblechen Heinrich Hackl, Wels 1. Allgemeines Steigende Forderungen nach Verminderung von Korrosionsschäden führen in vielen Branchen zum Einsatz von beschichteten Blechen. Unter den verschiedenen Möglichkeiten, den Stahl vor Korrosion zu schützen, kommt dem Zink einerseits wegen seiner günstigen Korrosionseigenschaften und andererseits wegen seines niedrigen Preises eine besondere Bedeutung zu. Der Korrosionsschutz durch eine Zinkoberfläche kann durch nachträgliches Feuerverzinken fertig bearbeiteter Bauteile bzw. Baugruppen erfolgen. Dazu ist allerdings eine sorgfältige Vorbereitung bzw. eine genaue Einspannung der zu verzinkenden Bauteile erforderlich. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, veredelte - also verzinkte - Flachzeuge weiterzuverarbeiten. Diese vorveredelten Flachzeuge können entweder elektrolytisch oder mittels Feuerverzinkung hergestellt werden. Die auf das Grundmaterial aufgebrachte Zinkschicht beträgt je nach Herstellverfahren typisch zwischen 1 und 20 mm. Große Mengen verzinkten Feinbleches werden im Automobilbau, in der Bauwirtschaft, in der Lüftungs- und Klimatechnik, in der Haustechnik, für die Herstellung von Weißware und in der Möbelindustrie eingesetzt. Nicht nur wegen seiner Fähigkeit zur Bildung von Deckschichten mit Barrierewirkung, die erst wegkorrodieren muß, bevor der Stahl rostet, hat Zink seine große Bedeutung für den Korrosionsschutz von Stahl erlangt, sondern auch wegen seiner kathodischen Schutzwirkung. Kommt es zu einer Beschädigung der schützenden Zinkschicht, so bewirkt der Zinküberzug auf Eisen einen kathodischen Schutz. Diese Schutzwirkung wirkt auf die Distanz von 1 bis 2 mm der unbeschichteten Fläche. Durch die kathodische Fernschutzwirkung des Zinks werden sowohl die nicht beschichteten Schnittkanten der Bleche als auch Mikrorisse, die durch Kaltumformung entstehen sowie die Umgebung von Schweißnähten, in der das Zink verdampft, geschützt. Ebenso kann aufgrund des kathodischen Schutzes eine Unterrostung der Zinkschicht von der Schnittkante her ausgeschlossen werden. 2. MIG-Löten von verzinkten Blechen Zink beginnt bei etwa 420° Grad Celsius zu schmelzen und bei etwa 906° Grad Celsius zu verdampfen. Diese Eigenschaften wirken sich ungünstig auf den Schweißprozeß aus, da mit der Zündung des Lichtbogens der Verdampfungsprozeß des Zinks eingeleitet wird. Die Zinkdämpfe und Oxide können zu Poren, Bindefehlern, Rißbildung und zu einem instabil brennenden Lichtbogen führen. Daher ist es für verzinkte Bleche günstiger, wenn weniger Wärme eingebracht wird. Eine Alternative beim Schweißen verzinkter Bleche ist der Einsatz von sogenannten Bronzedrähten. Besonders bekannt sind Drähte mit Kupfersilizium-, (z.B. CuSi3) und Aluminiumbronze-Legierungen. Folgende Vorteile können sich beim Einsatz dieser Drähte ergeben: - keine Korrosion der Schweißnaht - minimaler Spritzerauswurf - geringer Abbrand der Beschichtung - niedrige Wärmeeinbringung - einfache Nachbearbeitung der Naht - kathodische Schutzwirkung des Grundwerkstoffes im unmittelbaren Nahtbereich Diese Bronzedrähte haben durch den hohen Kupferanteil einen relativ geringen Schmelzpunkt (je nach Legierungsbestandteile etwa 1000 bis 1080°C). Der Grundwerkstoff wird nicht aufgeschmolzen, d.h. die Verbindung entspricht eher einer Lötung. Als Schutzgas wird in der Regel Argon empfohlen. Versuche haben aber gezeigt, daß der CuSi3 auch mit niedrig O 2 oder CO2 - haltigen Schutzgasen geschweißt werden kann. Der Lichtbogen kann dadurch stabiler werden.[1] 3. Kurz- und Sprühlichtbogen Bei dickeren Zinkschichten ab 15mm kann die große Menge an Zinkdämpfen zu deutlichen Instabilitäten beim Löt- bzw. Schweißvorgang führen. Daher ist es oft günstiger bei derartigen Anwendungsfällen den Kurz- bzw. Sprühlichtbogen mit sehr kurzer Lichtbogenlänge einzusetzen. Durch eine kurze Bogenlänge kann der Lichtbogen stabiler gehalten werden. Auch in diesem Fall sind hohe Anforderungen an die Stromquelle und deren Regelcharakteristik gestellt. Die Folge ist eine niedrige Wärmeeinbringung in den Grundwerkstoff und eine reduzierte Menge an Zinkverdampfung. Als Ergebnis aus beiden Effekten tritt eine geringe Porenzahl auf. Dies wirkt sich wiederum positiv aus sowohl bei der Nachbearbeitung der Naht durch Schleifen, als auch für erhöhte Festigkeitswerte der Lötverbindung. 4. Impulslichtbogen Unter argonreichen Schutzgasen kann durch eine geeignete Parameterauswahl von Grund- und Impulsstrom, ein gesteuerter kurzschlußfreier Werkstoffübergang erreicht werden. I 2 2 3 Bei Veränderung der freien Drahtlänge - also dem Abstand zwischen Stromdüse und Lichtbogen - dürfen keine oder kaum Spritzer auftreten. Dies gelingt nur, wenn die Prozeßregelung den „Ein Tropfen pro Impuls Werkstoffübergang“ auch bei Stickout-Änderungen aufrecht hält. IKrit 3 IM 4 1 4 1 Abb. 2: MIG-gelötete Kehlnaht mit Impulslichtbogen, Blechdicke 1,5mm t 1 2 3 4 1 2 3 4 Abb.1: Variable Impulsform Bei optimaler Parameterwahl wird genau ein Tropfen Zusatzwerkstoff pro Impuls von der Drahtelektrode abgelöst. Das Ereignis ist eine nahezu spritzerfreie Schweißung. Untersuchungen im Hause Fronius haben gezeigt, daß für unterschiedliche Zusatzwerkstoffe und Schutzgase eine differenzierte Impulsform erforderlich ist. Das hat dazu geführt, daß für jeden Zusatzwerkstoff eine „maßgeschneiderte“ Impulsform verwendet wird. Dies gilt auch ganz besonders für Bronzedrähte. Damit bei Dünnblechen die Zinkverdampfung möglichst gering bleibt, muß mit einer geringen Leistung MIG-gelötet werden. Daher besteht die zentrale Forderung, daß die Stromquelle im unteren Leistungsbereich einen besonders stabilen Lichtbogen liefert. Eine niedrig einstellbare Grundstromstärke ist dabei ebenso wichtig wie eine schnell reagierende Lichtbogenlängenregelung, damit die Lichtbogenlänge kurz gehalten werden kann. x x x Abb.3: Schweißen über eine Stufe 4 3 Abb.4: Nahtaussehen bei einer KontaktrohrAbstandsänderung von 8 auf 35mm. Durch die exakte Lichtbogen-Längenregelung treten kaum Schweißspritzer auf. 7 8 1 9 2 5. Synergic-Betrieb Gute Schweiß- bzw. Lötergebnisse auf verzinkten Blechen sind nur mit einer Stromquelle mit umfangreichen Freiheitsgraden in der Parameterauswahl erzielbar. Durch eine Vielzahl von stufenlos einstellbaren Parametern (etwa 30 Parameter) kann die Tropfenablösung beim Impulslichtbogenschweißen bzw. die Kurzschlußbehandlung beim Kurzlichtbogenschweißen für ein großes Feld an Zusatzwerkstoffen problemlos verbessert werden. Diese zusätzlichen Parameter erschweren die Bedienung der Stromquellen und würden dadurch den Benutzerkreis auf Experten beschränken. Mit Hilfe des sogenannten Synergic-Betriebes (Einknopfbedienung) - mit vorprogrammierten Parametern für jede beliebige Draht/Gaskombination - ist die Anlage für den Anwender sehr einfach zu bedienen. Der Gerätehersteller übernimmt die Aufgabe der Parameteroptimierung für viele verschiedene Grund- und Zusatzwerkstoffe sowie Schutzgase. Diese wissensbasierten Ergebnisse werden in einem EPROM - einem elektronischen Speicherbaustein - in Form einer Datenbank abgespeichert. Der Anwender trifft die Zusatzwerkstoffauswahl direkt an der Stromquelle. Der integrierte Mikroprozessor sorgt für eine stufenlose Leistungsanwahl vom Minimal- bis zum Maximalbereich. 1 - 0+ 1 2 3 3 4 4 5 U 5 co rr 3 4 5 1 - 0+ 1 6 2 0 2 5 Power 10 CrNi Al99,5 AlMg5 AlSi5 S G 2/3 1.2 1.0 0.8 0.6 1.4 1.6 1.8 Draht Material Synergie 2 3 4 5 IUP f tP IDOWN IP VD Abb. 5: Synergic Betrieb 6. Drahtförderung Im Vergleich zu Stahldrähten sind Bronzedrähte sehr weich. Daher sind besondere Anforderungen an die Drahtförderung gestellt. Der Drahttransport muß abriebfrei erfolgen. Abb.6: Vier-Rollenantrieb mit Drahteinlauf und Fronius Zentralanschluß optimiertem Ein Vier-Rollen-Antrieb mit geeigneten Vorschubrollen bringt selbst bei geringen Anpreßkräften eine ausreichende Kraft auf den zu fördernden Draht. Üblicherweise werden glatte, polierte Halbrundnut-Rollen eingesetzt. Ein präziser Drahteinlauf ist eine weitere Grundvoraussetzung für eine störungsfreie Drahtförderung. Damit der Reibungswiderstand im Schlauchpacket gering gehalten wird soll eine Teflon- bzw. eine Kunststoff-Graphit-Seele eingesetzt werden. Ein massives, groß dimensioniertes Kontaktrohr im Brenner sorgt für einen zuverlässigen Stromübergang auf den Bronzedraht. Abb.7: Präziser Drahteinlauf bei stehender Positionierung des Brenners.[2] Abb. 8: Fronius Impulsstromquelle TPS 330/450 für das MIG-Löten 7. Brenneranstellung Literatur: Bei stechend gelöteten Blechen wird die Zinkschicht durch den Grundstrom des Lichtbogens so weit vorgewärmt, daß sie unmittelbar vor Ablösung des Zusatzdrahttropfens bis auf eine Restzinkschicht verdampfen kann. Durch die Wärmeenergie des schmelzflüssigen Zusatztropfens wird die verbleibende Restzinkschicht verdampft. Da es sich lediglich um geringe Mengen an Zinkdampf im noch schmelzflüssigen Lot handelt, reicht die Entgasungszeit bis zu Erstarrung aus, um Nähte mit wenigen bzw. ohne Poren zu erzeugen. Bei schleppend gelöteten Blechen ist die Vorwärmung nicht ausreichend, um die Verdampfungstemperatur von Zink zu erreichen. Somit kann sehr viel mehr Zinkdampf in den bereits abgelösten, jedoch noch schmelzflüssigen Zusatztropfen eindringen. Durch die bei dieser Brennerstellung erfolgende Nachwärmung wird die Entgasungszeit erhöht. Diese reicht jedoch nicht aus, um den höheren Anteil des Zinkdampfes auf der schmelzflüssigen Naht entweichen lassen. Darüber hinaus wird der Lichtbogen bei schleppenden Schweißungen durch die Zinkdämpfe sehr viel mehr in seiner Stabilität gestört, als [1] A. Kersche: Schutzgasauswahl für das MAG-Schweißen unlegierter Baustähle [2] G. Groten: Beitrag zum MSG-Impulslichtbogen schweißen von unbeschichteten und verzinkten Feinblechen Der Verfasser dieses Fachartikels ist Entwicklungsleiter bei Fronius Schweißmaschinen KG - Austria