Institut Sekundarstufe l (FS15)

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Institut Sekundarstufe l (FS15)
Juli 2015
Persönlicher Erfahrungsbericht über das Austauschsemester in Odense, DK
Dänemark das Land des Fahrrad Fahrens, des LEGO und des Bier Trinkens. Dies waren jedoch nicht die
Gründe, welche mich bewegten mich für ein Auslandsemester in Dänemark zu bewerben. Ich, Christa
studiere an der PH Bern am Institut Sekundarstufe II, war zur Zeit des Austausches 23 Jahre alt und
machte das Auslandsemester im 4. Semester. In Bern habe ich die Fächer WAH, TTG und Deutsch belegt.
Ich wollte die Gelegenheit nutzen um längere Zeit in einem anderen Land zu verbringen und in dieser
Zeit dort zu leben und zu studieren. Dies wollte ich am liebsten im Norden Europas tun um das dortige
Schulsystem kennen zu lernen da die skandinavischen Länder bekannt für ein gut funktionierendes
Schulsystem sind. Zudem war es für mich wichtig, dass der Unterricht auf Englisch gehalten wird. Ich
wollte damit mein Englisch verbessern. Für mein Studium ist dies zwar nicht notwendig, da ich das
Fach Englisch nicht belege aber für mich privat ist es wichtig einigermassen gut Englisch zu sprechen.
Zu Oberst auf meiner Bewerbungsliste stand die University College Lillebaelt in Odense. Weiter führte
ich ein anderes College in Dänemark und eine Universität in Brno, Tschechien, auf. Mein Favorit war
jedoch Odense, da das Studienprogramm zum Uni Unterricht ein Praktikum an einer dänischen Folkeskole anbot. Das Glück stand auf meiner Seite und ich bekam dem Platz am UCL in Odense.
An- und Abreise
Mitte Januar, kurz nach der Prüfungsphase in Bern, reiste ich mit dem Flugzeug nach Dänemark. Ich
buchte einen Flug von Zürich nach Kopenhagen. Von der dänischen Hauptstadt reiste ich mit dem
Zug weiter nach Odense. Das Zugticket vom Flughafen nach Odense löste ich gleich am Flughafen
und der Zug fuhr direkt nach Odense. In Odense nahm ich den Bus um zu meinem Zimmer zu gelangen. Als ich dort um ca. 19.00 Uhr ankam hatte meine Landlady ein Abendessen für mich bereit, welches ich sehr schätzte.
Ich reiste an einem Samstag an und am darauffolgenden Montag begann schon das Studienprogramm. Den Sonntag verbrachte ich damit, dass ich mir einen ersten Eindruck von dem Städtchen
machte und den Standort der Schule ausfindig machte. Am Montag und Dienstag hatten wir zwei
Kennenlerntage, welche von unseren beiden Tutors organisiert wurden. Die Tutors waren zwei dänische Studenten, welche ebenfalls in der Lehrer-, respektive Lehrerinnenausbildung waren. Die beiden zeigten uns nicht nur in den ersten Tagen die Stadt, sondern organisierten immer wieder Events
das ganze Semester hindurch. Wir gingen zum Beispiel an einen Fussballmatch, machten ein International Dinner oder machten einfach eine gemeinsame Grillparty. Zudem besorgten uns die beiden
einige Gutscheine und Vergünstigungen für Pizzerias oder Clubs. Ebenfalls halfen die beiden, wenn
uns Freunde besuchen wollten und keine Aufenthaltsbewilligung in Dänemark erhielten oder wir
Probleme mit dem Visum hatten. Diese Probleme hatte ich als Schweizerin natürlich nicht aber
meine Mitschülerinnen und Mitschüler waren teils froh darüber. Trotzdem war auch ich sehr froh die
beiden zu haben, denn man konnte mit fast jedem Problem zu ihnen gehen und sie halfen uns.
Ende Mai war der Zeitpunkt gekommen, dass ich wieder Abschied nehmen musste vom Städtchen
Odense und dem ganzen Land Dänemark. Nach Hause reiste ich wieder mit dem Flugzeug von Kopenhagen nach Zürich. Nach Kopenhagen fuhr ich mit dem Zug. Diesmal buchte ich das Ticket im Voraus
und konnte somit ein günstigeres Ticket via die Seite www.rejseplanen.dk buchen. Die günstigeren
Tickets sind die sogenannten Orange Tickets. Der Nachteil dieser Tickets ist, dass sie nur für einen bestimmten Zug gültig sind.
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Studienprogramm
Das Studienprogramm konnte ich nicht selbst zusammenstellen und bestand deshalb fix aus acht Lektionen General Didactics und acht Lektionen Pedagogy. Unterrichtet wurden die Lektionen in English
von zwei Dänischen Dozenten. Die beiden Fächer bestanden aus je 3 Modulen und jedes Modul basierte auf verschiedenen Artikeln, welche als HA gelesen und im Unterricht besprochen wurden. Alle
Module wurden mit einer Gruppenarbeit abgeschlossen. Die Gruppen wurden von den Dozenten zusammengestellt. Die Projektarbeiten waren meist praxisnah und interessant. Wir mussten beispielsweise Hospitationen analysieren, eine Web-Page für eine Schule erstellen oder einen Unterrichtsplan
für mehrere Wochen kreieren.
Das Abschlussprojekt konnte alleine, zu zweit oder in einer dreier Gruppe gemacht werden. Pro Fach
musste man ein Thema wählen und dann darüber fünf, zehn oder 15 Seiten schreiben. Eine Woche
nach dem Hand-in der Arbeiten hatte man eine mündliche Prüfung, welche entweder 30, 60 oder 90
Minuten dauerte. Ich machte die Abschlussprojekte mit einer Mitschülerin zusammen und musste somit pro Fach 10 Seiten schreiben und hatte eine mündliche Prüfung von je 60 Minuten. Für ein Andermal würde ich die Abschlussprojekte alleine machen, da wir über ein Thema doppelt so viel Material
sammeln mussten und an der Prüfung Zeit für doppelt so viele Fragen von den Dozenten war.
Neben den beiden Fächern Pedagogy und General Didactics absolvierte ich auch ein Praktikum an einer dänischen Folkeskole. Unsere Klasse wurde in Gruppen eingeteilt und einer Schule zugeteilt. Ich
war an einer grossen Schule an welcher Schüler und Schülerinnen vom Kindergarten bis zur Oberstufe
waren. Mein Praktikumslehrer war Klassenlehrer einer achten Klasse. Somit wurde ich per Zufall genau
auf meiner Stufe, siebte bis neunte Klasse, eingeteilt. Andere meiner Klasse waren im Kindergarten
oder in der Unterstufe eingeteilt. Von dem Praktikum bin ich eher enttäuscht, da wir meist nur hospitieren konnten und selten in den Unterricht einbezogen wurden zudem durften wir auch selten selbst
eine Lektion unterrichten. Andere aus meiner Klasse machten aber ganz andere Erfahrungen und wurden sehr gut in den Unterricht einbezogen und konnten viel mit den Jugendlichen oder Kindern zusammenarbeiten.
In der Klasse waren wir 15 Schülerinnen und Schüler. Es waren alles Internationals wie ich. Sie kamen
aus verschiedenen Ländern Europas, Asiens und Afrikas. Fünf von diesen 15 waren jedoch aus Österreich, deshalb war die Deutsche Sprache öfters anzutreffen. Auch die Artikel, welche gelesen werden
mussten waren oft von deutschen Autoren und dabei waren, auch wenn der Text in Englisch war, einige Deutsche Begriffe anzutreffen. Dies erleichterte den Unterricht und das Verständnis der doch eher
schweren Artikel. Dem Unterricht konnte ich aber sehr gut folgen obwohl ich mein Englisch nicht als
sehr gut bezeichnen würde.
Wohnen
Ich mietete während meinem Aufenthalt in Odense ein Zimmer bei einer 63-jährigen Frau. Sie war
geschieden und hatte zwei ausgewachsene Söhne, welche beide in Kopenhagen wohnten. Somit
wohnte sie alleine in einem grossen Haus mit vielen Zimmern. Da das Haus zu teuer ist für sie alleine
vermietet sie drei Zimmer an Austauschstudenten.
Als ich Mitte Januar ankam war ich die einzige Studentin, welche bei ihr wohnte. Ich hatte mein Zimmer
und ein WC mit Dusche auf dem ersten Stock. Die Küche teilte ich mit ihr. Im März kam eine griechische
Studentin, welche das Zimmer im zweiten Stock hatte und somit das Bad mit der Vermieterin teilte.
Im April zog ein älteres Ehepaar aus England im Zimmer neben mir ein. Dadurch füllte sich das Haus
allmählich und es wurde enger. Ich teilte nun das Bad mit dem Ehepaar und den Kühlschrank teilten
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wir zu fünft. Trotz wenig Platz war es sehr schön mit all diesen verschiedenen Leuten zusammen zu
leben. Im Haus war dadurch viel mehr Leben eingekehrt.
Die Lage meines Zimmers war sehr gut. Es befand sich zwischen dem Zentrum, wo ich meist in den
Ausgang ging, und der Schule, wo ich in den Unterricht ging und die meisten meiner Mitschülerinnen
und Mitschüler wohnten. Meine Mitschüler wohnten in einem Studentenheim, welches aus einzelnen
Bungalows bestand. Jede Person teilte sich mit einer weiteren Person ein Bad und eine Küche. Den
grossen Nachteil dabei sah ich in der spärlichen Einrichtung. Die Küche war überhaupt nicht ausgestattet und meine Mitschülerinnen und Mitschüler mussten sich Pfannen, Geschirr etc. kaufen. Deshalb
war ich sehr froh, dass ich bei einer Privatperson ein Zimmer gefunden hatte. Von meiner Vermieterin
erfuhr ich durch eine PH Bern Studentin, welche das HS14 dort verbrachte. Wenn ich diesen Kontakt
nicht gehabt hätte, hätte ich mich beim UCL melden können und sie hätten eine Unterkunft für mich
organisiert, so wie sie es bei meinen Klassenkameraden und –kameradinnen taten.
Ich bezahlte 2500 DKK pro Monat, dies entspricht etwa 400 CHF. Als Kaution bezahlte ich 2500 DKK,
diese erhielt ich aber die ganze wieder zurück am Ende meines Aufenthaltes. Das Preis- Leistungsverhältnis fand ich sehr gut. Das Zimmer war zwar klein aber das Haus hatte eine grosse Küche, ein grosszügiges Wohnzimmer und bei schönen Wetter konnte ich auch den Garten nutzen. Somit war genügend Platz da. In der Miete inklusive war das Benützen der Waschmaschine, Strom und Wasser und
gratis WLAN.
Freizeit
Meine Freizeit verbrachte ich meist mit Leuten aus der Klasse. Wir gingen zusammen aus, kochten
zusammen und erkundeten das ganze Land Dänemark miteinander. Zu Beginn nahm ich bei einem
Ausflug teil, welche vom ESN Odense (Erasmus Student Network) organisiert wurden. Das ESN ist eine
Studentenorganisation, welche für Austauschstudenten verschiedene Ausflüge und Veranstaltungen
organisiert, z.B. einen Southern Denmark Trip, ein Trip nach Kopenhagen, Sea Beattle von Stockholm
nach Riga, Language Café, ein International Dinner, etc. Zu Beginn nahm ich an diesen Veranstaltungen
teil ich hatte jedoch Mühe mit dem stickten Programm, welches vorgegeben war. Deshalb organisierte
ich meine weiteren Trips selbst. Gereist sind wir dabei entweder mit dem Bus oder mit GoMore.
GoMore ist ein Car Sharing Organisation. Auf der Internetseite (www.gomore.dk) werden Fahrten angeboten. Dabei wird Zeit, Anzahl Plätze, Preis und Route angegeben und man kann sich für einen freien
Platz einschreiben. Zudem werden auf dieser Homepage Autos von Privatpersonen zum Mieten angeboten. Beide diese Angebote (Mitfahrt & Vermietung) sind sehr preiswerte Arten zu reisen und meist
auch sehr unkompliziert. Das Beste daran ist, dass man neue Menschen kennenlernt und meist gerade
noch Tipps zur jeweiligen Destination erhält. Übernachtungen buchten wir jeweils via AirBnB oder
Couch Surfing. Auch dadurch lernte man immer wieder unkomplizierte Dänen und Däninnen kennen.
Während den gut 4 Monaten war ich auf einem Trip in den Süden, 3-mal in Kopenhagen und in den
Städten Aarhus und Aalborg. Zudem gingen wir von Insel zu Insel im Südosten des Landes. Dies empfehle ich jedem, der Dänemark bereist. Wir sahen sehr schöne Strände, Rapsfelder und die Klippen von
Møn bei Sonnenaufgang.
Wenn ich nicht gerade auf einem Trip war während dem Wochenende genoss ich die Zeit in Odense
oder wir machten einen Tagesausflug mit dem Fahrrad. Ein Fahrrad ist in Odense sehr wichtig, da das
Bussystem nicht sehr dicht ist und es auf die Dauer teuer wird. Mit dem Fahrrad erreicht man aber
jede Ecke des Städtchens ohne Probleme. Zudem sind die Fahrradwege super. Ich konnte mein Fahrrad
von einer ehemaligen Austauschstudentin abkaufen und konnte es an eine dänische Studentin zum
selben Preis wieder verkaufen. Viele meiner Mitschülerinnen und Mitschüler verkauften und kauften
ihre Fahrräder via eine Facebook Gruppe (Cheapest bikes in Odense).
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Neben dem täglichen Fahrradfahren hielt ich mich mit Schwimmen und Aerobic fit. Schwimmen ging
ich im neben der Schule gelegenen Hallenbad und ins Aerobic ging ich mit zwei weiteren Mitstudentinnen jeweils am Dienstagabend. Dies hatte jedoch nichts mit der Schule zu tun und wurde von einer
Privatperson gemacht. In der Nähe der Schule gibt es auch ein grosses Fitness Center, welches laut
meinen Mitschülern sehr preiswert sei. Zudem ist das Angebot sehr vielfältig. Ich selbst habe dies jedoch nie ausprobiert.
Verständigt habe ich mich meist auf Englisch. Die Dänen beherrschen die englische Sprache sehr gut
und wechseln auch sofort wenn man ihnen sagt, dass man kein Dänisch spreche. Selten traf ich auf
Dänen, welche Deutsch sprachen und die Gelegenheit nutzten ihr Deutsch wieder einmal zu gebrauchen. Einen richtigen Dänisch Kurs habe ich während den 4 Monaten nicht besucht obwohl ein gratis
Sprachkurs angeboten wurde. Ich entschied mich den Kurs nicht zu besuchen weil die dänische Sprache
sehr schwer auszusprechen war, alle Dänen englisch sprachen und ich das dänisch nach den 4 Monaten
sehr wahrscheinlich nicht mehr nutzen werde. Ich lernte aber natürlich trotzdem ein wenig Dänisch,
zum einen im alltäglichen Leben wie zum Beispiel im Supermarkt oder aber auch im freiwilligen Schulfach Danish language and culture. Dieses Fach wurde von einer dänischen Studentin unterrichtet und
wir lernten etwas über die dänische Geschichte, allgemein über das Land und ein paar Brocken Dänisch. Ich kann zum Beispiel nun etwas im Restaurant auf Dänisch bestellen. Einem Gespräch kann ich
jedoch nicht folgen und mich auch nicht beteiligen.
Ein Auslandsemester in Odense würde ich jedem weiterempfehlen, wenn es zeitlich und auch finanziell
möglich ist. Ich hatte das Glück, dass ich Erspartes hatte und auch von der PH Bern und meinen Eltern
unterstützt wurde. Negativ ist jedoch die Tatsache, dass ich nun ein Jahr länger studieren muss. Ich
konnte mir nur ESW Veranstaltungen und das Praktikum II anrechnen lassen. Nun bin ich in meinen
Fächern (TTG, WAH und Deutsch) ein Semester hinterher. Da es nach dem Studienplan14 nur noch
Jahresprüfungen gibt und die Frühlingsveranstaltungen auch nur im Frühling angeboten werden absolviere ich das 3. Studienjahr in zwei Jahren. Dies jedoch auch aus dem weiteren Grund, dass es mit
dem Praktikumssemester Überschneidungen gibt und Veranstaltungen nicht nachgeholt werden können. Der grosse Vorteil ist jedoch, dass ich nun neben dem Studium genügend Zeit für eine Teilzeitstelle
habe. Somit kann ich schon erste Berufserfahrung sammeln.
Während den 4 ½ Monaten habe ich viel Neues gelernt. Zum einen in beruflicher Hinsicht für meine
Zukunft als Lehrerin. Ich habe didaktische Konzepte kennengelernt und neue interessante Unterrichtskonzepte. Vor allem aber habe ich Erfahrungen für mein Leben gemacht. Ich habe viele neue Menschen
getroffen und hatte durch Gespräche einen sehr vielfältigen und interessanten Austausch. Und natürlich hat sich auch mein Englisch verbessert. Ich spreche viel fliessender und mein Wortschatz hat sich
vergrössert.
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