Konzept - Luise-Hensel

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Konzept - Luise-Hensel
Konzept
Förderung besonders begabter Kinder
Inhaltsverzeichnis
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Einleitung
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Die Entwicklung der Idee „Begaben wagen“
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2.1
Netzwerk Erkelenz / Entwicklung
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2.2
Netzwerkschulen des Kreises Heinsberg
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3
Besondere Begabung
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4
Diagnostik
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4.1
Intelligenzquotient
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4.2
Merkmallisten
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4.3
Merkmallisten konkret
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4.4
Umgang mit den Merkmallisten
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4.5
Identifikation besonders begabter Kinder in den Bereichen
Sport und Musik
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5
Förderung an der Luise-Hensel-Schule
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5.1
Förderung innerhalb des Klassenverbandes
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5.2
Förderung außerhalb des Klassenverbandes
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6
Beratung an der Luise- Hensel-Schule
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Zuständigkeiten
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1 Einleitung
Im Rahmen der im neuen Schulgesetz von 2005 fest verankerten individuellen
Förderung sieht die Luise-Hensel-Schule ihre Aufgabe darin, jedes einzelne Kind
entsprechend seiner Fähigkeiten zu fördern und zu fordern. Dabei ist die Förderung der
lernschwachen Kinder seit langer Zeit fester Bestandteil des Schulprogramms. Ferner
bieten wir im Rahmen offener Unterrichtsformen, wie zum Beispiel Stationen lernen,
Werkstattunterricht, Wochenplan, Freiarbeit, Projektarbeit den Kindern innerhalb des
Unterrichts ein differenziertes Lernangebot. So können sich alle Schülerinnen und
Schüler nach ihren Möglichkeiten im Unterricht entfalten und weiter entwickeln.
In diesem Konzept wird der Schwerpunkt auf die Förderung besonders begabter Kinder
an der Luise-Hensel-Schule gelegt. Denn
„Die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör
verschafft hat."
Sigmund Freud
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2
Die Entwicklung der Idee „Begaben wagen“
2.1 Netzwerk Erkelenz / Entwicklung
Im Oktober 2006 wurde das „Netzwerk Hochbegabung Stadt Erkelenz“
gegründet. Neben der Luise–Hensel–Schule schlossen sich Schulen
verschiedener Schulformen diesem Netzwerk an, welches seinen Schwerpunkt in
der Förderung besonders begabter Kinder mit einem IQ größer als 130 sah. In
den letzten drei Jahren hat unsere Schule für das Netzwerk in folgenden
Bereichen Angebote unterbreitet: Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Kunst.
Auf der Grundlage des neuen Schulgesetzes von 2005 stellte sich uns nun die
Frage: Wie können wir an der Luise–Hensel–Schule die besonders begabten
Kinder individuell fördern?
2.2 Netzwerkschulen des Kreises Heinsberg
Auf der Grundlage des neuen Schulgesetzes von 2005 und den Erfahrungen aus
dem „Netzwerk Hochbegabung Stadt Erkelenz“ beschäftigte sich das Kollegium
der Luise-Hensel-Schule zunehmend mit der Frage: Wie erkennen und fördern
wir besonders begabte Kinder?
Auf Initiative des Schulamtes des Kreises Heinsberg schlossen sich im Sommer
2008 dreizehn Schulen aus dem Kreis Heinsberg, darunter auch die Luise–
Hensel–Schule, in einem Netzwerk zur Förderung besonders begabter Kinder
zusammen.
Die Schulen erfuhren eine Begleitung und Beratung durch Herrn Professor Kluge
von der Universität Köln, der die Lehrpersonen durch Fortbildungen dabei
unterstützte, „die Förderung besonders begabter Kinder zu optimieren,
Unterrichtskonzepte zu entwickeln und Projekte auszuarbeiten, die dem
Lernbedürfnis der Kinder entsprechen.“ 1
Im Schuljahr 2008/09 trafen sich die Vertreter der Schulen in regelmäßigen
Abständen mit Professor Kluge, um die vorhandenen theoretischen Grundlagen
auszubauen und den Blickwinkel hinsichtlich der besonders begabten Kinder im
kollegialen Austausch zu erweitern. Im darauf folgenden Schuljahr 2009/10
besuchte Professor Kluge die einzelnen Schulen, um diese in ihrer
Konzeptentwicklung und der damit verbundenen Umsetzung zu beraten.
3
Besondere Begabung
Menschen mit einer besonderen Begabung zeichnen sich durch eine starke
Ausprägung von Intelligenz aus. Sie verfügen über eine sehr hohe Denk- und
Problemlösefähigkeit, lernen sehr schnell und haben ein gutes Gedächtnis. „Die
1
http://service.gmx.net/de/cgi/derefer?TYPE=3&DEST=http%3A%2F%2Fwww.karlkluge.de%2FBegabtenfoerderung-08.06.09-HZ.pdf, Seite 2
3
Kapazität in der Informationsaufnahme und –verarbeitung liegt im Vergleich zu
durchschnittlich begabten Menschen weit über dem Durchschnitt.“2
Besonders begabte Kinder haben eine Disposition für herausragende Leistungen
in den unterschiedlichsten Bereichen. Diese Kinder fallen aber nicht unbedingt
durch überdurchschnittliche Leistungen in der Schule auf.
„Denn eine außergewöhnliche Begabung entwickelt sich nur dann zu
außergewöhnlicher Leistung, wenn weitere Faktoren hinzutreten und positiv
zusammenwirken,
wie
z.B.
Motivation,
Übung
und
förderliche
Umweltbedingungen
durch
Elternhaus,
Freundeskreis,
Schule
und
Gesellschaft.“3
Wir an der Luise–Hensel–Schule sehen unsere Aufgabe darin,
• die besonders begabten Kinder zu erkennen und sie
• in ihrem individuellen Lernprozess zu unterstützen, zu fordern und zu
fördern.
4
Diagnostik
„Dem Erkennen von Merkmalen, die auf eine Hochbegabung hinweisen, kommt
eine entscheidende Bedeutung zu. Gefordert sind hierbei Elternhaus sowie
Kindergarten und Schule gleichermaßen. Hochbegabte Kinder sind stark
individualistisch geprägt, entsprechend komplex und vielfältig sind auch die
Merkmalsmuster, die auf das besondere kognitive Potential hindeuten.“4
4.1 Intelligenzquotient
Die Feststellung eines Intelligenzquotienten größer als 120 bildet für uns eine
mögliche Voraussetzung dafür, dieses Kind hinsichtlich einer besonderen
Begabung in den Blick zu nehmen. Erfahrungswerte zeigen, dass diese Kinder
nicht zwingend durch hervorragende schulische Leistungen auffallen. Zeitweise
zeigen sie sogar unterdurchschnittliche Leistungen (Underachiever) oder haben
deutliche Schwierigkeiten im Sozial- und/oder Arbeitsverhalten.
Unsere Förderung hat das Ziel, diese Kinder darin zu unterstützen, ihre
Schwächen zu überwinden, damit sie ihre Stärken nutzen können und ihre
besondere Begabung zum Tragen kommt.
2
www.infobeg.de/hochbegabung
Grundschule/ Heft 4 April 2007, S.7
4
http:www.iq-xxl.de/index2.php?topic=beratungsstelle
3
4
4.2 Merkmallisten
Neben der oben erwähnten Feststellung des Intelligenzquotienten durch einen
Psychologen/eine Psychologin spielt die Beobachtung durch die Lehrperson für
uns eine große Rolle. Aus diesem Grund haben wir Merkmallisten als
Beobachtungshilfen in folgenden Bereichen erstellt:
Arbeitsverhalten, Sozialverhalten, Deutsch, Mathematik, Kunst.
Diese Merkmallisten sollen die Lehrkräfte für bestimmte Verhaltensweisen
sensibilisieren und dienen als Orientierungshilfe, um mit Eltern beratend ins
Gespräch zu kommen. Sie können aber auch dann zum Einsatz kommen, wenn
die Lehrerin oder der Lehrer von Eltern oder außerschulischen Institutionen auf
eine mögliche besondere Begabung hingewiesen wird.
Die Merkmallisten liefern jedoch nur Anhaltspunkte. „Im Übrigen sind besonders
begabte Kinder genauso unterschiedlich wie normal begabte Kinder, und die in
den Checklisten genannten Merkmale sind nur selten alle gleichzeitig und vor
allem nicht bei jedem außergewöhnlich begabten Kind sichtbar.“5
Zudem ist es möglich, diese Lehrerbeobachtungen durch einen IQ-Test
untermauern zu lassen.
4.3 Identifikation besonders begabter Kinder in den Bereichen Sport
und Musik
Sport
1. Die Mitglieder der schuleigenen Mannschaften für Fußball und Leichtathletik
werden nach individuellen Begabungen und Interessen jeweils als
Projektgruppen epochal durch die Fachkollegen angesprochen und nach
einer Sichtung ausgewählt.
2. In einer Kooperation mit dem Erkelenzer Volleyball-Verein und in
Zusammenarbeit mit der Franziskusschule und der Astrid-Lindgren-Schule
erfolgt jedes Jahr im Dezember eine Sichtung der an Ballsportarten
interessierten Schülerinnen und Schüler aller zweiten Klassen durch
Volleyballtrainer des Vereins. Diese Kinder erfahren dann ein wöchentliches
Intensivtraining, um an die Sportart herangeführt zu werden. Die weitere
Fortführung ist bei Interesse und mit Unterstützung der Eltern im Verein EVV
möglich.
Musik
In unterschiedlichen Zeitabständen werden alle Kinder aus den ersten bis vierten
Klassen für musikalische Großprojekte wie zum Beispiel Musicals angesprochen.
Die Auswahl der Schauspieler und Solosänger erfolgt nach den individuellen
Begabungen, dem Vorsprechen und dem Vorsingen.
5
Praxis Grundschule, Heft 4, April 2007, S. 8
5
4.4 Umgang mit dem Schülerfragebogen
Die Schülerin/Der Schüler gibt durch ihre/seine Antworten Einblick auf ihre/seine
Stärken und ihre/seine Interessensschwerpunkte.
In einem Gespräch zwischen Schülerin/Schüler und Lehrperson wird zunächst
dargelegt, dass die Schülerin/der Schüler ausreichend Zeit erhält, Antworten auf
die gestellten Fragen zu geben; dabei wird mit der Schülerin/dem Schüler
besprochen, dass die Beantwortung der Fragen nicht darauf ausgelegt ist, mit
„richtig“ oder „falsch“ zu antworten, sondern dass die Lehrperson einschätzen
möchte, was für die einzelne Schülerin/den einzelnen Schüler von Interesse ist,
was ihr/ihm wichtig ist, was sie/er besonders gerne macht, denn
„[d]as Herzstück […] ist das Finden und Fördern von Interesse.
Interessensentwicklung ist einer der Königswege zur Umsetzung von
Potenzial.“6
Der Schülerfragebogen wird bei jüngeren Kindern in den ersten Klassen
gemeinsam mit Unterstützung der Lehrperson ausgefüllt werden.
Die Kinder aus den nachfolgenden Jahrgängen bearbeiten den Fragebogen in der
Schule ohne Hilfe und Unterstützung durch Erwachsene, denn es ist uns wichtig,
eine möglichst ausgewogene Kindermeinung zu erhalten.
4.5 Umgang mit dem Elternfragebogen
In den ersten Lebensjahren bis zur Einschulung begleiten neben den Eltern oftmals
auch Erzieherinnen die Kinder in den Kindertagesstätten. Die Eltern machen
Beobachtungen, nehmen Einschätzungen vor, machen sich ein Bild von den Stärken
und von den Interessen des Kindes.
Im Elternfragebogen erhalten die Eltern die Möglichkeit, ihre persönlichen
Wahrnehmungen und Einschätzungen zu den Stärken und Interessen ihres Kindes
darzulegen.
Lehrerbeobachtung, Elterneinschätzungen und Schülereinschätzungen ermöglichen so
eine differenzierte Sichtweise auf das Kind mit seinen besonderen Fähigkeiten. Im
gemeinsamen Gespräch mit den Eltern fließen alle diese Ergebnisse ein, die somit eine
Förderung einer besonderen Begabung in Schule und Elternhaus ermöglichen.
Der Elternfragebogen wird in einem der ersten Beratungsgespräche an die Eltern mit
der Bitte um Bearbeitung weitergegeben.
6
Joseph Renzulli, Sally Reis, Aarau 2001, Seite 65
6
5
Förderung an der Luise-Hensel-Schule
5.1 Förderung innerhalb des Klassenverbandes
Die Förderung aller Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Fähigkeiten ist
ein grundlegend wichtiger Gesichtspunkt bei der Unterrichtsplanung. Hierbei gilt
es, auch die besonders begabten Kinder in den Blick zu nehmen.
Damit diese Kinder innerhalb des Klassenverbandes ihr Leistungs- und
Lernpotenzial optimal ausschöpfen und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln
können, bieten wir ihnen im Rahmen der inneren Differenzierung zum Beispiel
folgende Möglichkeiten:
•
•
•
•
Erweitertes Lernangebot (Enrichment) wie zum Beispiel individuelle
Fördermappen, Knobelkarteien
Differenzierte Aufgabenstellungen bezüglich des Schwierigkeitsgrades
und des Umfangs
Offene
Aufgabenstellungen
wie
zum
Beispiel
Mind-Maps
Expertenarbeiten, Informationsplakate, Referate
Offene Unterrichtsformen wie zum Beispiel Werkstätten, Wochenplan,
Stationenarbeit
5.2 Förderung außerhalb des Klassenverbandes
Auch außerhalb des Klassenverbandes bietet die Luise-Hensel-Schule den
besonders begabten Kindern Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten zu nutzen und
weiterzuentwickeln:
•
•
•
•
•
•
Teilnahme an schulinternen und außerschulischen Wettbewerben auf
Stadt-, Kreis – und Landesebene
Überspringen einer Klasse (Akzeleration)
Kooperation mit außerschulischen Partnern wie zum Beispiel mit der
Stadtbücherei, mit den Niederrheinischen Sinfonikern, mit dem Erkelenzer
Volleyballverein
Besuch außerschulischer Lernorte
Jahrgangsübergreifendes Förderband für die Klassen 1/2 im Fach
Deutsch
Arbeitsgemeinschaften mit thematischen Schwerpunkten als spezielles
Angebot für besonders begabte Kinder:
1. Schulhalbjahr
2. Schulhalbjahr
Angebot für Klasse 1
Angebot für Klasse 2 (eventuell
jahrgangsübergreifend mit
Klasse 3)
Angebot für Klasse 3 (eventuell
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jahrgangsübergreifend mit
Klasse 2)
Angebot für Klasse 4
(Anfertigung einer Expertenarbeit
und Präsentation)
Die Themenschwerpunkte und die Anzahl der Angebote orientieren sich an den
besonderen Begabungen der jeweiligen Schülerinnen und Schüler, den
Ressourcen des Kollegiums sowie den stundenplantechnischen Gegebenheiten.
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Beratung an der Luise- Hensel- Schule
„Hochbegabung wird nicht nur durch die Höhe der Intelligenz bestimmt, sondern
durch das Wechselspiel verschiedener Bedingungen, die sowohl in dem
Kind/Jugendlichen liegen können als auch in dem familiären und außerfamiliären
Umfeld.“7
Die Vernetzung und der Austausch aller an der Entwicklung des Kindes
Beteiligten sind die Grundlage der Beratungskultur an der Luise-Hensel-Schule.
Beratungskultur Luise-Hensel-Schule
Schulische Beratung
Kind
Außerschul. Beratung
Erziehungsberechtigten
Identifikation
Förderung
Schulinterne Förderung:
integrierte Förderung im Klassenunterricht
Außerschul. Förderung:
Schüleruniversität Köln
schulint. Wettbewerbe
Angebote im Netzwerk Erkelenz
Akzeleration
Angebote im Lehrerforum ISI
Offene Unterrichtsformen
Kooperation mit Vereinen und
Institutionen
Arbeitsgemeinschaften
Außerschul. Wettbewerbe
(Landesweiter Mathematikwettbewerb)
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www.logios.de/hochbegabt.htm
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Bei Kindern, die im Unterricht durch besondere Begabungen auffallen, wenden
sich die Lehrerinnen und Lehrer beratend an das Kind und dessen Eltern.
In Hinblick auf die Identifikation möglicher besonderer Begabungen und die
daraus resultierenden Förderung ist es uns auch wichtig, Anregungen seitens
des Kindes, der Familie und verschiedener außerschulischer Institutionen
aufzunehmen und dann in Gesprächen beratend tätig zu werden.
Die unter Punkt 4.3 aufgeführten Merkmallisten werden im Rahmen der
Beratungsgespräche unterstützend eingesetzt. Darüber hinaus kann das
Ergebnis eines Intelligenztests hinzugezogen werden.
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Zuständigkeiten
Nachdem sich die Schulleiterin Frau Neuenhofer und die Lehrerin Frau Paulsen
im Schuljahr 2008/2009 mit dem Thema „Begaben wagen“ befassten, wurde die
Gruppe im Sommer 2009 um je eine Kollegin aus jeder Jahrgangsstufe erweitert.
Somit besteht jederzeit die Möglichkeit, sich innerhalb des Jahrgangsteams, in
Konferenzen und in kollegialen Gesprächen über besonders begabte Kinder,
deren Identifikation und individuelle Fördermaßnahmen mit den jeweiligen
Ansprechpartnern auszutauschen.
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