Frank Schätzing: Tod und Teufel - Akademie för uns kölsche Sproch
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Frank Schätzing: Tod und Teufel - Akademie för uns kölsche Sproch
Frank Schätzing: Tod und Teufel von Frederike Müller (Info-Heft der Akademie för uns kölsche Sproch, November 2006 - April 2007, S. 32 f.) Man kann sich sehr unterhaltsam mit der Geschichte unserer Stadt beschäftigen, indem man einen spannenden Krimi mit detailgetreuen historischen Angaben liest: Frank Schätzing Tod und Teufel Köln Krimi Classic im Emons Verlag Köln, 1995 Broschiert ISBN: 3924491593 Ein Krimi, der beginnt wie jeder andere. Mit einer dunkel gehaltenen Szene, in diesem Falle einem Wald, in dem die Verbrecher einen Plan aushecken, wie man einen Mord bestmöglich begehen kann. "Tod und Teufel" gehört der Reihe Köln Krimi Classic an. Der Autor kreiert individuelle Persönlichkeiten, die durch besondere Merkmale und eine detailreiche, liebevolle Beschreibung sehr lebendig wirken. Sei es Richmodis, die, ohnehin schon auffallend durch Mundwerk und Aussehen, die Arbeit ihres Vaters verrichten muss und einem Dieb hilft den Häschern zu entkommen. Sei es ebendieser Dieb, Jacop der Fuchs, der durch sein flammendrotes Haar eigentlich nicht zum Dieb geschaffen ist, den Mord am Dombaumeister beobachtet und damit zur Schlüsselfigur wird. Oder eben dessen Verfolger, der schon durch seinen Nahmen auffällt: Urquhart. Mit diesen schillernden Persönlichkeiten wird Frank Schätzing seiner Gewohnheit, immer wieder individuelle Personen zu schaffen, mehr als gerecht, bedenkt man auch seinen Roman "Lautlos", in dem ein irischer Professor und eine hochgewachsene, natürlich äußerst schöne Frau die Schlüsselfiguren liefern. Der weitere Verlauf des Romans ist keineswegs vorhersehbar. Immer wieder lässt Schätzing seine Schützlinge in die Klemme geraten, die aussichtslos erscheint, womit man eigentlich das Ende der Geschichte greifbar spüren kann. Doch immer wieder schafft Jacop der Fuchs es, sich aus dieser Klemme herauszuwinden und schnell wie der Blitz zu verschwinden. Seine wunderschönen Flötenspiele kann man fast hören, so schön sind diese melancholischen Momente der (kurzen) Ruhe beschrieben. "Tod und Teufel" besticht zudem durch seinen historischen Hintergrund, der ausgezeichnet recherchiert ist. Man lernt Köln von seiner mittelalterlichen Seite kennen, zur Zeit des Dombaus. Immer wieder werden strategisch wichtige Details eingeflochten, bzw. historische Hintergründe erläutert. Das Entstehen der Stadtmauer, die für Jacop so lebenswichtig ist, wird erklärt, genauso wie die alte Römermauer erwähnt wird, die aus Platzgründen teilweise abgerissen wurde. Straßen wie der Eigelstein oder Orte wie der Alter Markt werden, zumal auch heute noch bekannt, erwähnt und schaffen im Kopf eine Art Raster, wo in der Stadt wir uns nun befinden, und man erlebt die Verfolgungsjagd regelrecht mit. Durch diese Begebenheiten gewinnt der Roman an Tiefe und Atmosphäre, die ohne diese imaginäre Stadtkarte gar nicht zustande kommen könnten. Auch Liebesgeschichten kommen nicht zu kurz, allerdings wird ihnen nur der Raum zugestanden, der ausreicht, um die Bedeutung der einzelnen Personen herauszuarbeiten, und dem Roman neue Wendungen zugedenkt. Hier sei Maria, die Hure erwähnt, die eine innige Beziehung zu Jacop pflegt und deswegen durch Urquharts Hand sterben muss, weil dieser vermuten muss, dass Jacop ihr von dem Mord erzählt hat. Nochmals sei Richmodis erwähnt, die dem Fuchs immer wieder mal aus der Klemme hilft und so die Handlung lebendig hält. Insgesamt ist dieser Roman, oder besser Krimi, meisterhaft geschrieben und lässt einen nicht los, bis man ihn zu Ende gelesen hat. Seine Besonderheiten sind die historischen Hintergründe, individuelle Persönlichkeiten und eben die virtuose Sprache des Autors. Das Buch ist empfehlenswert, vor allem für diejenigen, die Köln lieben und es noch besser kennenlernen wollen. Auch Alteingesessene haben ihre Freude mit diesem Buch, offeriert es doch neue Einblicke in die Vergangenheit. Und glaubt man den Stimmen der Leser, ist dieses Buch nicht nur gut, sondern das beste von Frank Schätzing, atmosphärischer und lebensnaher noch als der "Schwarm", sein Bestseller-Roman.