Austenitischer rostfreier Stahl
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Austenitischer rostfreier Stahl
IHRE WELT, UNSERE ERFAHRUNG Technische Informationen – Rostfreie Stähle Eigenschaften rostfreier Stähle. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit häufig vorkommenden Arten rostfreier Stähle (früher: Edelstahl) und rostfreier DuplexStähle (zweiphasiges Gefüge; Verhältnis Ferrit-Austenit ca. 50:50). Es soll kurz auf ihre kennzeichnenden Eigenschaften und Charakteristika eingegangen werden. Allgemein wird unterschieden in ferritische und austenitische rostfreie Stähle. Sie unterscheiden sich in den Legierungszusätzen. Die ferritischen enthalten üblicherweise als Legierungszusatz 12-18% Chrom, während die austenitischen neben Chromgehalten um 18% noch Nickelgehalte von mindestens 8% enthalten. Austenitischer rostfreier Stahl Allgemeine Klassifikation Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Zusammensetzung und die mechanischen Eigenschaften einer Reihe von austenitischen Stählen. Der Basistyp der austenitischen Stähle ist 302, besser bekannt unter der Bezeichnung 18-8, ein Name, der oft auch anderen Typen dieser Sorte gegeben wird. Die Gruppierung erfolgt anhand der Legierungsbestandteile. Als Hauptlegierungsbestandteile kommen noch Molybdän, Mangan, Titan, Silizium, Wolfram, Vanadium, Kobalt, und Niob in Frage. Durch diese Zusätze werden die gewünschten Eigenschaften des Werkstoffes entsprechend den Einsatzbestimmungen erreicht. Duplex-Stähle verbinden die Vorteile der Eigenschaften. Tabelle 1: Zusammensetzung und mechanische Eigenschaften von austenitischen rostfreien Stählen: Typ Nominale Zusammensetzung [%] AISI 301 1.4310 x10CrNi18-8 max. 0,15C; 16-19,5Cr; 6,0-9,5Ni AISI 302 max. 0,15C; 17-19Cr ; 8-10Ni AISI 303 AISI 304 1.4301 X5CrNi18-10 AISI 305 1.4303 X4CrNi18-12 AISI 308 AISI 309 AISI 310 AISI 314 AISI 316 1.4401 X5CrNiMo 17-12-2 ; AISI 317 AISI 321 1.4541 X6CrNiTi18-10 AISI 347 max. 0,15C; 17-19Cr ; 8,0-10,0Ni; 0,60Mo (Auf Anfrage) max. 0,07C; 18-20Cr; 8-12Ni max. 0,12C; 17-19Cr; 10-13Ni max. 0,08C; 19-21Cr; 10-12Ni max. 0,20C; 22-24Cr; 12-15Ni max. 0,25C; 24-26Cr; 19-22Ni max. 0,25C; 23-26Cr; 19-22Ni max. 0,08C; 16-18Cr; 10-14Ni; 2,0-3,0Mo max. 0,08C; 18-20Cr; 11-15Ni; 3,0-4,0Mo max. 0,08C; 17-19Cr; 9-12Ni; Ti= min.5xC max. 0,08C; 17-19Cr; 9-13Ni; Nb+Ta= min.10xC Zustand (a,b) Streckgrenze [ MPa ] Zugfestigkeit [ MPa ] Rek [%] Brinell-Härte HB [ N/mm² ] RockwellHärte [ HRC ] Kerbschlagarbeit (c) [J] weichgeglüht 275 760 60 165 B85 135 kaltverfestigt/kaltverformt bis 1035 bis 1275 60-8 - bis C41 - weichgeglüht 275 620 55 B82 135 kaltverfestigt/kaltverformt bis 1035 bis 1240 55-10 - bis C35 - weichgeglüht 240 620 55 160 B84 kaltverfestigt/kaltverformt bis 690 bis 1240 55-30 bis 350 bis C35 weichgeglüht 240 585 55 150 B80 kaltgverfestigt/kaltverformt bis 1035 bis 1240 55-10 bis 330 bis C35 155 115 135 135 weichgeglüht 255 585 55 156 B82 weichgeglüht 240 585 55 150 B80 kaltverfestigt/kaltverformt bis 1035 bis 1240 55-10 bis 330 bis C35 weichgeglüht 275 620 65 165 B85 135 135 135 weichgeglüht 275 655 65 170 B87 weichgeglüht 345 690 40 180 B90 120 kaltverfestigt/kaltverformt bis 860 bis 1035 40-10 - bis C30 - weichgeglüht 240 585 55 150 B80 120 kaltverfestigt/kaltverformt bis 860 bis 1035 55-10 bis 300 bis C30 - 275 620 55 160 B85 weichgeglüht 120 - weichgeglüht 240 600 55 150 B80 120 kaltverfestigt/kaltverformt bis 860 bis 1035 55-10 bis 300 bis C30 - weichgeglüht 240 634 50 160 B84 120 kaltverfestigt/kaltverformt bis 860 bis 1035 50-10 bis 300 bis C30 - HEYMAN® Manufacturing GmbH • Tel.0641 / 9 74 23-0 • Fax 0641 / 9 74 23-11 • www.heyman.de • [email protected] 1 IHRE WELT, UNSERE ERFAHRUNG Erklärungen zur Tabelle: a) b) c) Eigenschaften im kaltverformten Zustand sind für ungefähr ½ gehärtetes Metallblech, ausgenommen für 303, von daher sind die Eigenschaften angelehnt an einen getrockneten Stoff. Austenitisch rostfreier Stahl wird weichgeglüht zwischen 1010 und 1120°C. Bei Zimmertemperatur Somit ergeben sich folgende allgemeine Klassifikationen für austenitischen Stahl: 1. Basis rostfreier Stahl 18-8 (Legierungsbestandteile von Chrom und Nickel), AISI 302 und 304 (Amerikanische Normbezeichnung; American Iron & Steel Industrie), Werkstoff Nr. 1.4301 bzw. X5CrNi18-10 2. Typen mit einem höheren Nickelgehalt, um die Neigung zur Formungshärte zu verringern und die Tiefzieheigenschaften zu verbessern, 305 (1.4303 bzw. X4CrNi18-12). 3. Die besonders korrosionsbeständigen, molybdänhaltigen Typen 316 (1.4401 bzw. X5CrNi17-2-2) und 317. 4. Stabilisierte Typen, 321 (1.4541 bzw. X6CrNiTi18-10) und 347. 5. Die Stähle mit einem besonders niedrigen Kohlenstoffgehalt, 304L und 316L. 6. Die Schweißelektrodentypen, 308 und 309. 7. Die oxydationsbeständigen Typen, 308 und 309 (1.4833 bzw. X18CrNi23-13), 310 (1.4845 bzw. X8CrNi25-21), 314 und 302B. 8. Die Variante für spanende Bearbeitung, 303. Zähigkeit in Bezug auf Kerbschlag wird für die einzelnen Typen nicht angegeben, weil man sicher davon ausgehen kann, dass die Kerbschlagwirkung von austenitischem Stahl in ihrer Gesamtheit bei allen Temperaturen hoch ist. Ohne diese Einschränkung werden normalerweise Kerbschlagwerte von rund 135J bei Temperaturen von -195°C (flüssiger Stickstoff) erreicht. Für noch niedrigere Temperaturen gibt es bislang nur wenig Erfahrungswerte, aber diejenigen, die zur Verfügung stehen zeigen ebenso gute Eigenschaften bei Einkerbungen. Zu 1. Basis 18-8; AISI 302 und 304 (1.4301 bzw. X5CrNi18-10) Diese Stahltypen und insbesondere Typ 304 stellen mehr als die Hälfte der gesamten Produktion von rostfreien Stählen dar. Typ 304 ist das Arbeitspferd unter den rostfreien Stählen: er wird für den täglichen Gebrauch genutzt, wie etwa für Haushaltsgeräte, Architektur, allgemeine Anwendungsbereiche, aber auch für hochwertige Nutzungen, etwa für Kernreaktoren und kryogene Geräte. Neben guten Eigenschaften in Bezug auf Korrosion bieten diese Stahltypen eine ausgezeichnete Formbarkeit sowie sehr gute Schweißbarkeit. Typ 304, für den die AISI-Klassifizierung einen Kohlenstoffgehalt von maximal 8,88% angibt, wird heutzutage mit einem viel niedrigeren Kohlenstoffgehalt produziert, etwa 0,04%, weil der AOD-Schmelzprozess (Argonbehandlung) eine Abkühlung vereinfacht. Das Schweißen dünnwandigen Materials wird dann nicht eine Sensitisierung auf diesem Niveau von Kohlenstoff zur Folge haben. Diese Typen werden ab und zu im formungsgehärteten Zustand gebraucht. Die Temperatur, die für die kalte Formung gegeben ist, beeinflusst in einigem Ausmaß die mechanischen Eigenschaften, in Verhältnis zu dem, was martensitisch geformt würde, wenn die Temperatur etwas herabgesetzt würde. Kalt Formen bei Temperaturen unter null ergibt eine interessante und brauchbare Kombination aus Stärke und Zähigkeit. Zu 2. Stahl mit höherem Nickelgehalt: AISI 305 (1.4303 bzw. X4CrNi18-12) Der höhere Nickelgehalt dieses Stahltyps (10 bis 13%) stabilisiert das Austenitische, wodurch martensitische Verformung verhindert wird. Die daraus resultierende geringe Verformungshärte wird bei intensiven Formungsbearbeitungen gebraucht, z.B. Ziehen und Tiefziehen. Typische Anwendungsbereiche sind Füllhalterkappen, komplexe Fässer und kalt gepresste Befestigungsmittel. HEYMAN® Manufacturing GmbH • Tel.0641 / 9 74 23-0 • Fax 0641 / 9 74 23-11 • www.heyman.de • [email protected] 2 IHRE WELT, UNSERE ERFAHRUNG Zu 3. Typen mit hoher Korrosionsbeständigkeit: AISI 316 en 317 (1.4401 bzw. X5CrNi17-2-2) Diese Stahltypen enthalten 2 bis 3% bzw. 3 bis 4% Molybdän. Molybdän erhöht die Korrosionsbeständigkeit in reduzierenden Medien sowie den Widerstand gegen Spaltkorrosion und Lochkorrosion in Chloridlösungen. In Anbetracht dessen, dass Molybdän ein starker Ferritförderer ist, muss der Nickelgehalt erhöht werden, um die Bildung von (Delta-)Ferrit zu verhindern. Zusätzliche günstige Effekte von Molybdän sind die verbesserte hohe Kriechtemperatur und Zugfestigkeit. Zu 4. Stabilisierter Stahl: AISI 321, 347 en 348 (1.4541 bzw. X6CrNiTi18-10) Hierbei handelt es sich um die klassische deutsche Form des Chrom-Nickel-Stahls. Neben der generellen Kohlenstoffreduzierung ist die Titanstabilisierung (auch mit Niob möglich) eine weitere Möglichkeit, die Kohlenstoffanteile abzubinden. Das besser reagierende Titan verbindet sich hier mit dem Kohlenstoff zu Titancarbid. Die Kohlenstoffreduzierung ist die elegantere Methode, da sich gerade die Titancarbide in einer deutlichen Verschlechterung der Zerspanbarkeit zeigen und durch das Herausreißen dieser Karbide beim Schleifen und Polieren eine geringere Oberflächentiefe erzielt wird. Die Zusammenstellung von 321 stimmt mit der von 304 überein, allerdings wurde Titan hinzugefügt, mindestens dem fünffachen Kohlenstoffgehalt entsprechend. Bei Typ 347 ist der Karbidbilder ein Gemisch aus Niobium und Tantal, das in einer Höhe von mindestens dem Zehnfachen des Kohlenstoffgehaltes hinzugefügt wurde. Bei Typ 348 liegt dieselbe Zusammensetzung vor, allerdings ist hier der Tantalgehalt auf 0,1% beschränkt. Dieser Typ ist überwiegend durch Niobium stabilisiert. Die mechanischen Eigenschaften bei Zimmertemperatur der stabilisierten Typen sind dieselben wie die von Typ 304. Zu 5. Extra niedriger Kohlenstoff-Stahl: AISI 304L en 316L Dieser Stahl enthält maximal 0,03% Kohlenstoff, mit dem Ziel, die Sensitisierung beim Schweißen oder während des spannungsarmen Glühens zu reduzieren. Die extra niedrigen Kohlenstofftypen werden mittlerweile häufiger genutzt als stabilisierter Stahl, vor allem weil diese Stahltypen durch den AOD-Schmelzprozess in ökonomisch verantwortungsvoller Weise produziert werden können. Die Streckgrenze dieser L-Typen ist niedriger als die von ihren 304- und 316-Gegenspielern und aus diesem Grund sind die ihnen zugebilligten Entwicklungswerte niedriger. Um dieses Problem zu lösen wurden angepasste Typen entwickelt, bei denen Stickstoff zugefügt wurde. Dies sind die Typen 304LN und 316LN, die bis zu 0,18% Stickstoff enthalten. Stickstoff in einer festen Lösung erhöht die Streckgrenze bis mindestens auf das Niveau der Standardtypen 304 und 316. Außerdem verträgt Stickstoff Sensitisierung. Zu 6. Schweißelektrodentypen: AISI 308 en 309 Ein Anwendungsbereich dieser Stahltypen ist der für Schweißelektroden. Das Zusammensetzungsgleichgewicht billigt im zusammengeschmolzenen Schweißmetall die Bildung einer beherrschten Menge Deltaferrit zu, eine Forderung, um Wärmerisse von austenitischem rostfreiem Stahl zu verhindern. Für diese Stahltypen gibt es noch weitere Anwendungsgebiete, doch dazu später. Zu 7. Oxidationsbeständige Typen AISI 302B, 308, 309, 310 und 314 Die Typen 308, 309 und 310 verfügen über einen hohen Chromgehalt, durch den sie einen guten Widerstand gegen Oxidation bei hohen Temperaturen verfügen. Der erhöhte Nickelgehalt verbessert den Widerstand gegen wechselnde Oxidation. Der höhere Legierungswert von Typ 310 trägt zu einer sehr hohen Stärke bei hohen Temperaturen bei. Die Typen 302B und 314 enthalten 2 bis 3% bzw. 1,5 bis 3% Silizium. Der hohe Anteil an Silizium verbessert nicht nur den Widerstand gegen Oxidation, sondern senkt bzw. unterdrückt er in vielen Fällen vollkommen das Auftreten von Abkühlung bei hohen Temperaturen. Zu 8. Spanbare Typen: AISI 303 und 303Se Der hohe Schwefel- und Selengehalt dieser Stahltypen verbessert ihre Spanbarkeit. Aus diesem Grund werden sie ausschließlich in Form von dicken und dünnen Stäben produziert und sie werden überwiegend für die Massenproduktion von Drahtschneide-Automaten gebraucht. Die Version mit Selen wird für große Durchmesser und Wanddicken verwendet und ist nicht so gebräuchlich wie die Schwefel enthaltende Variante. Die Korrosionsbeständigkeit dieser Typen wird durch die Anwesenheit von Sulfiden negativ beeinflusst und es muss darauf geachtet werden, dass sie nicht an Stellen verwendet werden, an denen ihre Korrosionsbeständigkeit nicht ausreichend ist. HEYMAN® Manufacturing GmbH • Tel.0641 / 9 74 23-0 • Fax 0641 / 9 74 23-11 • www.heyman.de • [email protected] 3 IHRE WELT, UNSERE ERFAHRUNG Rostfreier Duplex-Stahl (austenitisch-ferritisch) Die Rostfrei-Stahlklasse ist seit Langem bekannt, hat aber bis vor ungefähr zehn Jahren keine praktische Rolle in der Anwendung gespielt. Der gestiegene Bedarf an rostfreiem Stahl mit besserem Widerstand gegen durch Chloride induzierte Risse bildende Spannungskorrosion sowie höhere mechanische Stärke haben seitdem Duplex-Stahl vollkommen ins Blickfeld der Anwendung gerückt. Als Ergebnis ausgiebiger Forschungen und Entwicklungen sind zahlreiche neue Knetlegierungen entwickelt worden und es gab genügend technische Entwicklungen, um Duplex-Stahl als eine eigene Stahlsorte zu behandeln, zwischen einerseits ferritischem Edelstahl (Edelstahl = alte Bezeichnung für rostfreier Stahl) und andererseits austenitischem Edelstahl. Damit kombiniert Duplex-Stahl eine Anzahl von Eigenschaften aus beiden genannten Sorten: die Festigkeit, die mechanische Stärke, Korrosionsstabilität und die Verarbeitbarkeit sind noch besser als die von austenitischem Edelstahl. Die prädominierenden Phasen bei DuplexStahl sind Ferrit und Austenit. Das Verhältnis zwischen diesen Phasen spielt für die Definition der Eigenschaften eine wichtige Rolle. 1 Kommerziell lieferbare Duplex-Legierungen Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die schon etwas älteren sowie über eine Anzahl jüngst entwickelter DuplexLegierungen und über ihre Zusammensetzung. Der Gehalt an Chrom liegt bei diesen Stahltypen auf drei verschiedenen Niveaus: 18, 22 und 25%. Der Nickelgehalt variiert von 3 bis 6%, und seine Hauptfunktion ist die Strukturbeherrschung. Alle Legierungen enthalten Molybdän, was ein Hinweis darauf ist, dass dieser Stahl für korrodierende Anwendungen entwickelt wurde, für die im Allgemeinen eine Korrosionsbeständigkeit gefordert wird, die höher als die von Typ 304 ist und in manchen Fällen sogar besser als die von Typ 306. Die neueren Legierungen enthalten auch einen höheren Gehalt an Stickstoff, welcher für die Strukturbeherrschung, Stärke und verbesserte Korrosionsbeständigkeit hinzugefügt wurde. Im Falle von Gusslegierungen kann das Verhältnis von austenitisch und ferritisch anhand von Schaeffler- oder Delong-Diagrammen vorausberechnet werden. Diese Diagramme sind aber leider nicht genau auf Knetlegierungen anwendbar, da das Ferrit, das -wie in diesen Diagrammen vorgegeben- beim Erstarren entsteht, beim warmen Verarbeiten (ca. 1000 bis 1200°C) teilweise in Austenit übergeht. Ein adäquates Äquivalenzdiagramm für Knetlegierungen ist (noch) nicht vorhanden. Die ersten Duplex-Stahltypen waren sensibel in Bezug auf Wärmerisse, die vom Chromkarbid auf den austenitisch-ferritischen Grenzflächen ausgingen. Dieses Problem wurde gelöst durch Senkung des Gehaltes an Kohlenstoff oder durch Zugabe von Titan, welches wiederum den Kohlenstoff zum Titankarbid bindet. Tabelle 2: Legierungszusammenstellung in gew. % von kommerziellen rostfreien Duplex-Stählen, Richtwerte für mechanische Eigenschaften im weichgeglühten Zustand bei Zimmertemperatur. Typ Ferral um 255 (a) 7 Mo (b) U30 (c) 3 RE60 (d) SAF 2205 (d) Nominale Zusammensetzung [%] max. 0,08C; 24-27Cr; 4,5-6,5Ni; 2-4Mo; 1,3-4,0Cu max. 0,08C; 23-28Cr; 2,5-5,0Ni; 1,0-2,0Mo; Ferrit [%] Rp 0,2 Dehngrenze [ MPa ] Zugfestigkeit [ MPa ] 50 min.480 min. 740 min. 20 85 565 683 31 315-440 590-800 20-15 Rek [%] max. 0,03C; 20-22Cr; 5,5-8,5Ni; 2,0-3,0Mo; 0,5Cu 30-50 max. 0,03C; 18,5Cr; 4,7Ni; 2,7Mo; 50 450 700-900 30 max. 0,03C; 22Cr; 5,5Ni; 3,0Mo 45 410-450 680-900 25 Erläuterungen zur Tabelle: a) Handelsmarke von Cabot Corp. b) Handelsmarke von Carpenter Technology Corp. c) Handelsmarke von Creusot-Loire. d) Handelsmarke von Sandvik AB HEYMAN® Manufacturing GmbH • Tel.0641 / 9 74 23-0 • Fax 0641 / 9 74 23-11 • www.heyman.de • [email protected] 4 IHRE WELT, UNSERE ERFAHRUNG 2 Ausscheidung von Phasen in Duplex-Stahl Wenn doppelter Duplex-Stahl bei 1000 bis 1150°C weichgeglüht wird, dann sind die einzigen anwesenden Phasen Ferrit und Austenit. Im Allgemeinen ist eine schnelle Abkühlung erforderlich, um die Ausscheidung von anderen Phasen zu verhindern. Bei Temperaturen unter 1000°C ist Duplex-Stahl nicht stabil und es entstehen zusätzliche Phasen: verschiedene Karbide, bröckelige chromreiche Phasen und Alpha Prime (a‘). Es werden zwei Typen von Chromkarbiden auf den Körnungsgrenzen ausgeschieden M 7C3 und M22C6. M7C3 präzipitiert bei 950 bis 1050°C und kann verhindert werden, indem man dieses Temperaturintervall auf weniger als zehn Minuten beschränkt. M22C6 präzipitiert sehr schnell unterhalb von 950°C. Sigma-Phasen-Präzipitation wird durch Polybdän verstärkt und kann dadurch umgangen werden, dass man in weniger als in zwei bis drei Minuten bis auf 900°C herunterkühlt. Alpha-Prime-(a’-)Ausscheidung kommt ausschließlich im Ferrit vor und ergibt eine 475°C-Bröckelung. Da nur der Ferrit bröckelig wird, während der Austenit unangetastet bleibt, wird die Legierung als Ganzes nicht so stark bröckelig wie es bei ferritischem rostfreiem Stahl bei der Ausscheidung von Alpha Prime üblich ist. 3 Mechanische Eigenschaften Die Dehnungsgrenze von Duplex-Stahl ist ungefähr zwei- bis dreimal so hoch wie die von austenitischem rostfreiem Stahl (400-550 MPa gegenüber 200-250 MPa), während die Zugstärken ungefähr dieselben sind. Die höhere Dehnungsgrenze ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, der sich zu einer ziemlichen Gewichtseinsparung auswirken kann. Die Dehnbarkeit von Duplex-Stahl ist niedriger als die von austenitischem rostfreiem Stahl, ist aber nichtsdestotrotz ausreichend für die Anwendung in den meisten Betriebsbereichen. Die Zähigkeit von Duplex-Stahl liegt zwischen der von austenitischem und der von ferritischem rostfreiem Stahl. Die Varianz in Bezug auf die Zähigkeit, ausgedrückt durch die Zähigkeit-Brüchigkeit-Übergangstemperatur, wird durch die Menge an Ferrit-Phase bestimmt. Die Austenit-Phase, die sehr zäh ist, hat darauf günstige Auswirkungen. Wenn der Ferritgehalt höher als ungefähr 60-70% wird, fällt die Charpy-Einkerbungs-Energie steil ab. Die meisten kommerziell verwendeten Typen enthalten ungefähr 50% Ferrit und verfügen aus diesem Grund über eine einigermaßen gute Zähigkeit. Es muss allerdings immer im Kopf behalten werden, dass in Duplex-Knetlegierungen das Austenit und Ferrit in Reihe und in Walzrichtung liegen und dass die Zähigkeit von der Ausrichtung abhängt. Optimale Zähigkeits-Werte werden erreicht, wenn die Einkerbungsversuche so durchgeführt werden, dass die Rissrichtung rechtwinklig zur Reihenstruktur liegt. Optimale Zähigkeit wird bei Duplex-Stahl durch schnelle Abkühlung von der Schwachglühtemperatur aus erreicht. Langsame Abkühlung oder Stehen bleiben auf der dazwischen liegenden Temperatur wird zu unterschiedlichen Graden von Bröckelung führen, bedingt durch die Ausscheidung von Alpha Prime (475°C-Bröckelung) und SigmaPhasenbildung. Die Bildung der Sigma-Phase wird durch Molybdän verstärkt, das als Legierungselement in nahezu allen kommerziellen Duplex-Stahltypen verwendet wird. Die zwei Erscheinungsformen der Bröckelung werden im Temperaturbereich von 400-500°C und oberhalb von 700°C wahrgenommen. 4 Korrosion und Spannungskorrosion Der allgemeine Korrosionswiderstand von kommerziellem rostfreiem Duplex-Stahl variiert in Bezug auf den Chromgehalt, den Gehalt an Molybdän und Stickstoff. Im überwiegenden Teil des korrodierenden Mediums ist DuplexStahl den Typen 304 und 316 überlegen. Der Widerstand von Duplex-Stahl gegen Lochfraßkorrosion ist ebenfalls dem der Typen 304 und 316 überlegen. Die Stahltypen aus rostfreiem Duplex-Stahl mit Kupferlegierung, die 25% Chrom und 3% Molybdän enthalten, haben einen guten Widerstand gegen Korrosion in Meerwasser, sogar in warmem Meerwasser. Duplex-Stahl wird unter bestimmten Umständen in CO 2-Leitungssystemen verwendet sowie für bestimmte säurehaltigen Gas-down-hole-Röhren bei der Ölgewinnung. Der Widerstand von Duplex-Stahl gegenüber interkristalliner Korrosion variiert innerhalb der kommerziellen Legierungen hauptsächlich aufgrund der Funktion des Kohlenstoffgehalts und dem Austenit-Ferrit-Gleichgewicht. Legierungen mit einem hohen Gehalt an Kohlenstoff und einem zum Ferrit schlagenden Phasengleichgewicht sind empfindlich gegenüber interkristalliner Korrosion und machen ein schwaches Glühen nach dem Schweißen nötig. Die überwiegende Mehrheit der kommerziellen Legierungen hat einen niedrigen Kohlenstoffgehalt (< 0,03%). Die Fähigkeit von Duplex-Stahl gegen interkristalline Korrosion Widerstand zu bieten hängt von der Zusammensetzung der Legierung ab, ebenso vom Schweißprozess und der Umgebung, in dem die Konstruktion zur Anwendung kommt. Obwohl Duplex-Stahl empfindlich gegenüber einer durch Chloride hervorgerufene Spannungsrisskorrosion ist, hat er gegenüber austenitischem Edelstahl erhebliche Vorteile. Sein Verhalten wird durch die Zusammensetzung des Phasengleichgewichts beeinflusst; je höher der Anteil an Ferrit, desto besser ist der Widerstand gegen Spannungskorrosion. Der Schwellenwert der Spannung, unterhalb derer keine Spannungskorrosion auftritt, ist bei Duplex-Stahl viel höher als der bei Typ 304. Ebenso wie beim interkristallinen Korrosionsverhalten muss man beim Widerstand gegenüber Spannungsrisskorrosion bei Duplex-Stahl auf die Zusammensetzung, das Phasengleichgewicht, das Spannungsniveau und die Umgebung achten. Ir. A.J. Schornagel HEYMAN® Manufacturing GmbH • Tel.0641 / 9 74 23-0 • Fax 0641 / 9 74 23-11 • www.heyman.de • [email protected] 5