landtagswahl-herzblatt – das chilli verkuppelt freiburger kandidaten
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politik Landtagswahl 2016 Landtagswahl-Herzblatt Das chilli verkuppelt Freiburger Kandidaten mit Wählern Herzblatt Foto: © istock.com, Bearbeitung: chilli D ie Landtagswahl am 13. März rückt näher. Was tun, wenn mehrere Kandidaten zu Wahl stehen, zwischen denen man sich entscheiden muss? Man spielt Herzblatt! Wir haben den Spielshow-Klassiker der 80er-Jahre wieder aufleben lassen und den Freiburger Kandidaten Fragen gestellt, anhand derer die chilli-Leser ihr persönliches Herzblatt auswählen können. Ausgeschlossen wurde niemand, wer nicht mitgespielt hat, hatte sich selbst dazu entschlossen oder war nicht zu erreichen. Aus Platzgründen können wir hier allerdings nicht bei jeder Frage alle Kandidaten des Wahlkreises Freiburg I (die östlichen Stadtteile) und Freiburg II (die westlichen) in maximaler Tweet-Länge zu Wort kommen lassen. Eine Übersicht über alle Antworten gibt es daher auf www.chilli-freiburg.de (QR-Code auf Seite 15). Liebe Kandidaten, sollte eine Obergrenze festgelegt werden, wie viele Flüchtlinge nach Deutschland und damit nach Baden-Württemberg kommen dürfen? Wenn ja, wo sollte diese liegen? Buttkereit: Nein. Das Asylrecht wurde aus sehr gutem Grund nach den Erfahrungen des Dritten Reichs ohne Obergrenze ins Grundgesetz geschrieben. Heider: Eine Obergrenze ist aus humanistischen Gründen zweifelhaft, doch irgendwann brauchen wir eine symbolhafte Obergrenze, die uns Zeit verschafft, ein europaweites Konzept zu entwickeln. Porep: Da unser Land durch die hohen Flüchtlingszahlen an die Belastungsgrenze gestoßen ist, brauchen wir eine (flexible) Obergrenze, die durch die Kommunen festgelegt wird. Ott: Eine Obergrenze ist faktisch und praktisch nicht realisierbar. Die Asylantenaufnahme muss sich an den bestehenden gesetzlichen Regelungen orientieren. Kerber: Ich bin der Überzeugung, dass eine Obergrenze an Migranten allgemein, ob Flüchtling oder Gastarbeiter, längst überschritten ist. Sie ist bei 2 Mio. erreicht gewesen. Bei Kulturfremden, insbesondere bei Muslimen, würde ich den Migrantenanteil sogar auf Null setzen. Sind Sie dafür, Abschiebungen konsequenter durchzusetzen, ohne vorherige Ankündigung oder jahreszeitliche Aussetzungen? Pix: Der populistischen Forderung nach „konsequenten“ Abschiebungen erteile ich eine Absage. Wir brauchen Transparenz und individuelle Prüfungen. Döring: Abschiebungen müssen konsequent und ohne vorherige Ankündigung unabhängig der Jahreszeit durchgesetzt werden, um ein Untertauchen dieser abgelehnten Asylanten zu verhindern. Schuchmann: Keine Abschiebungen! „Sichere“ Herkunftsländer können durchaus unsicher sein. Keine Abschiebung von Kindern und Jugendlichen! Mohlberg: Abschiebungen – oft als Nacht-und-Nebel-Aktionen – sind immer menschenfeindlich. Wer flieht, hat immer einen konkreten Grund. Diese Gründe müssen beseitigt werden, nicht die Menschen. Markert: Ja, weil sonst immer wieder mal linksextremistische Störer bzw. Verhinderer auftreten. 12 CHILLI Februar 2016 Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung lag in Baden-Württemberg 2014 bei 24,4 Prozent. politik Landtagswahl 2016 Welchen Anteil halten Sie bis 2025 für wünschenswert und wie wäre das realisierbar? Sitzmann: Grünes Ziel sind 38 % bis 2020 und 80 % bis 2050. Im Ländervergleich haben wir aufgeholt und liegen jetzt beim Ausbau der EE auf Platz 2. Weber: Ich halte bis 2025 mindestens 40% erneuerbare Energien im Stromnetz für wünschenswert und realisierbar, bis 2040, spätestens 2050 80%. Juschkat: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat den deutschen Verbraucher 2015 ca. 25 Milliarden Euro gekostet. Bei einem weiteren Ausbau werden sich diese Kosten steigern, Strom wird für viele unbezahlbar. Porep: Den Anteil binnen 10 Jahren auf 50% zu erhöhen, ist sicherlich ambitioniert, aber machbar, wenn man die Subventionen für teure Energieerzeugung (z.B. AKWs) beendet. Tok: 100% sind machbar! Realisierbar wäre das durch den massiven Ausbau regenerativer Energien! Energie in Bürgerhand! Lein: 24,5 Prozent müssen schon drin sein. Das klappt, wenn wir ein AKW in der Vauban bauen. Behindertengerecht, versteht sich. Soll es verboten werden, auf öffentlichen Plätzen wie dem Augustinerplatz Alkohol zu trinken? Schüle: Die Kommune sollte im Falle von Exzessen im Einzelfall die Möglichkeit für eine solche Maßnahme haben – aber feiern muss weiter erlaubt sein! Döring: Statt einem Verbot, auf öffentlichen Plätzen Alkohol zu trinken, sollten Ordnungskräfte die Lärmbelästigungen unterbinden. Lein: Hinter Augustinerplatz fehlt in der Frage ein Komma. Ansonsten kämpft die PARTEI seit dem ersten Tag gegen Alkoholverbote. Ott: Bis 22.00 Uhr erlaubt, danach Verbot wegen möglicher Ruhestörung. Mohlberg: Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen ist Quatsch. Ebenso das Alkoholverkaufsverbot ab 22 Uhr an Tankstellen und in Supermärkten. Unterstützen Sie einen weiteren Ausbau der Gemeinschaftsschulen? Markert: Grundsätzlich bin ich für das dreigliedrige Schulsystem; aber wenn in einer kleinen Gemeinde die Schule gefährdet ist, sollte man sie einrichten. Schüle: Nein. Ich will ein gerechtes Schulsystem, das auf die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Kinder eingeht. Ende der Strukturdiskussion – Inhalte müssen wieder im Mittelpunkt stehen! Pix: Ja. Wir haben die Gemeinschaftsschule eingeführt, weil sie allen Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft, gute Bildungschancen bietet. Die Nachfrage bestätigt unseren Kurs. Müller-Götte: Ich bedanke mich für diese Frage. Bitte wählen Sie Die PARTEI am 13. März! Hösl: Ja, denn es mindert soziale Konflikte. SchülerInnen sollten aber nur nach Begabung zusammen unterrichtet werden, um ihre Stärken zu fördern. Sollte islamischer Religionsunterricht als reguläres Schulfach angeboten werden? Hösl: Nein. Wir sind für die Abschaffung jeglichen Religionsunterrichts. Stattdessen sollte das Fach Ethik, inkl. Tierrechtsphilosophie, verbindlich unterrichtet werden. Buttkereit: Ja. Dann gäbe es einen von ausgebildeten Pädagogen umgesetzten Lehrplan auf der Grundlage der deutschen Gesetze anstelle von Koranschulen. Krögner: Solange christliche Religion unterrichtet wird, muss das auch für den Islam gelten. Juschkat: Ein klares Nein. Heider: Ein gemeinsamer Religionsunterricht aller Schüler wäre sinnvoller, um so die Religion des anderen kennenzulernen, zu achten, aber auch zu hinterfragen. Döring: Dagegen, dass islamischer Religionsunterricht als reguläres Schulfach angeboten wird, weil es keine einheitlichen Richtlinien für diese Religion gibt und privat sowie durch islamische Vereine angeboten werden kann. Laut Bundesverfassungsgericht ist das Betreuungsgeld Ländersache. Sollte BaWü dem Vorbild Bayerns folgen und es wieder einführen? Porep: Ja, sollte es. Das Betreuungsgeld wäre eine klare Stärkung der Familie, die auch unter dem besonderen Schutz des Staates steht und deshalb unterstützt werden muss. Krögner: Nein, wir sind froh, dass wir eine gute Kinderbetreuung im Land haben. Diese ist weiter auszubauen, um Familien zu entlasten und Kinder zu fördern. Markert: Im Zweifelsfall ja; aber es bietet keine echte Alternative zum Krippenplatz. Wir fordern ein einkommensunabhängiges Landeserziehungsgeld, das deutlich höher sein muss. Heider: Die ÖDP fordert ein sozialversicherungspflichtiges Erziehungsgehalt, damit Familien eine wirkliche Wahlfreiheit zwischen familiärer Betreuung und Kita haben. Weber: Nein, dies ist ein finanzieller Anreiz, Kinder nicht in Kitas zu senden, und daher kontraproduktiv, auch für die Integrationsfrage. Buttkereit: Nein. Ich bekomme ja auch kein Geld ausbezahlt, wenn ich nicht ins Schwimmbad gehe oder auf andere staatliche Angebote verzichte. Mit welchen Maßnahmen würden Sie sich dafür stark machen, dass Freiburg mehr bezahlbare Wohnungen bekommt? Ott: Nutzungsabhängige steuerlicheund Kreditvergünstigungen für Investoren/Bauherren. Rolland: Deutliche Erhöhung der Wohnbauförderung durch das Land, effektivere Finanzierung mit direkten Zuschüssen und Abschreibungen, gezielte Förderung von Kleinwohnungen. Lein: Schweizer, Ossi-Kriminelle und Rentner raus! Juschkat: Für Griechenland- und Eurorettung, für die Rettung maroder Banken etc. stehen Milliarden bereit. Da sollte es doch bei der Finanzierung bezahlbaren Wohnraums möglich sein, nach dem Motto „Wir schaffen das“ zu handeln. Schuchmann: Im Stadtgebiet größere Flächen als zukünftiges Bauland erwerben, Mietwohnungen müssen dauerhaft Mietwohnungen bleiben,Methoden kostengünstigen Bauens entwickeln. Februar 2016 CHILLI 13 Fotos: © zVg, Breidenbach, Sebastian Düsenberg, BZ, privat politik Landtagswahl 2016 Was ist wichtiger: der Bau von Stadt- und Falkensteigtunnel oder der Weiterbau von B31 West? Tok: Besser wäre es, den öffentlichen Personennah- und Fern- sowie den Güterverkehr konsequent auszubauen! Sitzmann: Der Stadttunnel ist nach der Rheintalbahn das wichtigste Infrastrukturprojekt in der Region. Der Bund muss zügig Geld bereitstellen. Müller-Götte: Ich denke: Das Bier entscheidet! Pix: Stadt- und Falkensteigtunnel sind wichtiger. Der Stadttunnel wird die Wohnqualität an der West-Ost-Achse Freiburgs stark verbessern. Kerber: Da im Falle einer Rückführung von Migranten durch meine Partei auch weniger Autos auf den Straßen fahren würden, müsste der Bedarf an Straßen neu bewertet werden. Einige Verkehrsprojekte müssten dann gar nicht mehr gemacht werden. Krögner: Für den Osten die Tunnels, für den Westen die B 31 West, und zwar in naturschutzgerechter Führung. So, lieber Leser, wer soll Sollte Baden-Württemberg durch den Länderfinanzausgleich weniger belastet werden als bisher? Rolland: Ja. Finanz- und Wirtschaftsminister Schmid (SPD) hat hervorragend verhandelt und sichert der Haushaltskasse Milliarden. Schuchmann: Der Länderfinanzausgleich sollte überarbeitet und so gerechter – sozialräumlich – strukturiert werden. Weber: Der Länderfinanzausgleich wird überprüft und neujustiert werden, zum Vorteil der gesamten Gesellschaft, keine Sonderregelungen für BW. Müller-Götte: Diese Frage wird sich gar nicht mehr stellen wenn wir die faulen Ossilanten ausgegliedert haben. Das sind Menschen, die einfach nicht zu uns gehören. Hösl: Solidarität mit Schwächeren ist einer unserer Grundprinzipien. Unterstützende Zahlungen sollten aber zweckgebunden und überprüft werden. AfD-Kandidat Andreas Juschkat, der Rettungsassistent aus dem Hochschwarzwald, der verhindern will, dass Strom unbezahlbar wird und gegen islamischen Religionsunterricht ist. Die Staatsverschuldung wird auch in diesen Zeiten mit Rekordeinnahmen nicht abgebaut. Wie bewerten Sie das? Kerber: Die Staatsverschuldung wird aufgrund von zu viel Transfergeldern und einem unkontrollierten Migrantenstrom verursacht, den wir als NPD ja unterbinden und umkehren wollen. Mohlberg: Der Abbau von Schulden ist sinnvoll und muss durch höhere Steuern für Reiche und Konzerne und die Bekämpfung von Steuerflucht finanziert werden. Sitzmann: Die grün-geführte Landesregierung hat 2011, 2012, 2015 und 2016 keine neuen Schulden gemacht. Das hat die CDU in 58 Jahren nicht geschafft. Tok: Das ist unverantwortlich! Schüle: Kaum etwas ist ungerechter und geht mehr zu Lasten der nächsten Generationen. Auf Bundesebene hat die CDU die Trendwende geschafft, in Freiburg klappt’s dank CDU-Masterplan. In Stuttgart schaffen wir das auch nur mit der CDU. Rolland: Solange der Reformstau nicht abgearbeitet ist, sind Investitionen in die Infrastruktur notwendig und richtig! * kein Bild vorhanden 14 CHILLI Februar 2016 Wahlkreis I Kandidat Klaus Schüle, der Familienvater aus Littenweiler, der gerne auf dem Flohmarkt nach Gemälden stöbert, keine weiteren Gemeinschaftsschulen will und findet, dass Feiern erlaubt sein soll – auch in der CDU. Kandidat Reinhold Pix, der 60-jährige Weinkrimis lesende Grüne, der populistischen Forderungen eine Absage erteilt und mit einem Stadttunnel die Wohnqualität verbessern will. SPD-Kandidat Walter Krögner, der 52-jährige Forstwirt aus Littenweiler, der islamischen Religionsunterricht befürwortet und ein Betreuungsgeld ablehnt. Kandidat Jens-Arne Buttkereit, der im Kirchenchor singende 46-jährige FDPler mit Hund, der eine Flüchtlingsobergrenze ablehnt und islamischen Religionsunterricht befürwortet. Kandidat Lothar Schuchmann, der pensionierte Kinderarzt und Stadtrat der Linken, der niemals Kinder abschieben würde und für einen gerechteren Landesfinanzausgleich ist. Kandidat Wolfgang Döring, der motorradfahrende Republikaner aus Wehr, der unangekündigte Abschiebungen befürwortet und mit Ordnungskräften gegen Lärmbelästigungen angehen würde. * Kandidat Sedat Tok, der ökologisch-demokratische Autor aus dem Stühlinger, der die momentane Staatsverschuldung unverantwortlich findet und statt neuer Straßen mehr öffentlichen Nahverkehr fordert. Kandidat Simeon Müller-Götte, das 28-jährige DiePartei-Mitglied, das Babyeinhörner, Bier, Sex und Hass liebt und nicht oft genug betonen kann, dass man Die Partei wählen solle. Alfa-Kandidat Philipp Porep, der fußballspielende Jurastudent, der Flüchtlingsobergrenzen für Kommunen fordert und Subventionen für AKWs abschaffen will. Kandidatin Sonia Ellen Hösl von der Tierschutzpartei, die mit drei Katzen und einem Hund in Tiengen zusammenlebt und Ethik statt Religionsunterricht fordert. ANZEIGEn dein Herzblatt sein? Wahlkreis II Kandidatin Edith Sitzmann, die 52-jährige Grüne aus dem Vauban, die am liebsten in der Natur ist, vom Bund Geld für den Stadttunnel fordert und in 34 Jahren 80 Prozent Erneuerbare Energien will. SPD-Kandidatin Gabi Rolland, die man etwa im Theater, bei Live-Konzerten oder im SC-Stadion findet und die Investitionen momentan wichtiger findet, als den Schuldenabbau. Kandidat Wolfgang Ott, der vielleicht größte SC-Fan der AfD, der gerne mit Ehefrau, seinen fünf erwachsenen Kindern und zwei Border Collies unterwegs ist und sich ein nächtliches Alkoholverbot vorstellen kann. FDP-Kandidat Eicke Weber, der Solarforscher und ISE-Institutsleiter, der bis 2025 mindestens 40 Prozent Erneuerbare Energien für realisierbar hält und beim Länderfinanzausgleich keine Sonderregelungen will. Kandidat Gregory Kai Mohlberg, der linke Opfinger mit Obstaufkleber-Sammlung, der Abschiebungen menschenfeindlich findet und höhere Steuern für Reiche und Konzerne fordert. Kandidat Thomas Markert, der pensionierte Bahnbeamte aus Wehr, der als Republikaner Abschiebungen konsequenter durchsetzen will und das Betreuungsgeld nicht ausreichend findet. Kandidat Michael Kerber, Landesvorstand der NPD aus Villingen-Schwenningen, der weniger Flüchtlinge fordert und prüfen lassen würde, ob durch Abschiebungen der Stadttunnel obsolet wird. ÖDP-Kandidat Stephan Heider, der Diplom-Kaufmann, der über eine symbolische Flüchtlingsobergrenze nachdenkt und für gemeinsamen Religionsunterricht aller Schüler ist. Kandidat Lennart Lein, der als Die-Partei-Kandidat am 13. März gerne seinem Hobby „Wahlen gewinnen“ nachgehen würde, um danach ein AKW im Vauban aufzubauen. Kandidatin Sonia Ellen Hösl, die für die Tierschutzpartei gleich in zwei Wahlkreisen antritt (siehe links). Jetzt musst du dich entscheiden. Nicht genug Infos dafür? Weitere Fragen und alle Antworten der Kandidaten findest du hier: Idee & Umsetzung: Tanja Bruckert Februar 2016 CHILLI 15