Übersicht über standardisierte Testverfahren

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Übersicht über standardisierte Testverfahren
Übersicht über standardisierte Testverfahren
für die Zielgruppe Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
Stand: März 2009 Zusammenstellung: Dr. Andrea Basler-Eggen
Bezeichnung/Autor(en)
K-ABC
Kaufman Assessment
Battery for Children,
Deutsche Version
Altersbereich1
2;6-12;5
Ungefähre Dauer
Handbuch:
30-90 Minuten
Eigene Erfahrungen:
Autoren:
A.S. Kaufman/
N. L. Kaufman
2;6-7;0
Das Verfahren kann im Rahmen der Einschulungsdiagnostik für
Kinder
im
Übergangsbereich
zwischen
den
Förderschwerpunkten Lernen und geistige Entwicklung ein gut
geeignetes Verfahren darstellen. Eine sprachfreie Auswertung
ist ebenfalls möglich. Einige Items erscheinen jedoch nicht mehr
zeitgemäß. Für schwächere Kinder, bei denen schon vor der
Testdurchführung die Vermutung bzw. Diagnose einer geistigen
Behinderung vorliegt, sind die Aufgaben des K-ABC meist zu
schwer, so dass hier der SON-R 2 ½ - 7 besser geeignet
erscheint.
Handbuch:
40-60 Minuten
Der SON-R 2 ½ -7 ist ein sprachfreier Intelligenztest, der
folgende Bereiche erfasst: Visumotorische und perzeptive
Fähigkeiten,
räumliches
Verständnis,
Erkennen
von
Ordnungsprinzipien sowie die Fähigkeit zum abstrakten und
konkreten Denken. Auch zur Instruktion ist keine gesprochene
Sprache erforderlich, so dass der Test auch gut bei Kindern mit
wenig/keinen Deutschkenntnissen eingesetzt werden kann.
Aussagen zur Sprache lassen sich mit dem Verfahren nicht
treffen. Das Verfahren ist einzeln durchzuführen.
Eigene Erfahrungen:
Autoren:
P. J. Tellegen/
M. Winkel/J. A. Laros
Der K-ABC ist ein Individualtest zur Messung von Intelligenz und
erworbenen Fähigkeiten, wobei Intelligenz als Fähigkeit,
Probleme durch geistiges Verarbeiten zu lösen, verstanden wird.
Die Messung intellektueller Fähigkeiten wird dabei von der
Messung des Standes erworbener Fertigkeiten getrennt.
70-100 Minuten
(besser: 2 Termine
a´60 Minuten)
Aktuelle Version:
2001,
6. teilweise ergänzte
Auflage
SON-R 2 ½-7
Snijders Oomen Nichtverbaler Intelligenztest
Fazit
50-70 Minuten
Aktuelle Version:
2007,
3. überarbeitete Version
Im Rahmen der Einschulungsdiagnostik bei Kindern mit einer
diagnostizierten bzw. vermuteten geistigen Behinderung häufig
ein gut geeignetes Verfahren ist. Insbesondere bei Kindern,
denen
aufgrund
kognitiver
und/oder
sprachlicher
Einschränkungen die Aufgabenstellungen der K-ABC nicht zu
vermitteln sind, kann der SON-R 2 ½ - 7 oft durchgeführt
werden. Besonders gut im Hinblick auf ein förderdiagnostisches
Testen sind die kindgemäßen Feedbackmöglichkeiten des
Verfahrens.
Neu an der Version von 2007 sind (im Vergleich zur Version von
1998) das Testmanual, ein Instruktionshandbuch für den
Testleiter und die Ergänzung der Auswertungssoftware mit
deutschen Normen. Die Testmaterialien sind unverändert, im
Lieferumfang ist die sehr einfach zu handhabende
Auswertungssoftware bereits enthalten.
SON-R 5 ½-17
Snijders Oomen Nichtverbaler Intelligenztest
Autoren:
P. J. Tellegen/
M. Winkel/J. A. Laros
Aktuelle Version:
2005, 3. korrigierte Auflage
5;6-17;0
Handbuch:
ca. 90 Minuten
Eigene Erfahrungen:
90-120 Minuten
Der SON-R 5 ½ -17 ist ein Intelligenztest für Kinder, bei dessen
Durchführung
die
Verwendung
gesprochener
oder
geschriebener Sprache nicht notwendig ist. Das Verfahren ist
einzeln durchzuführen. Inhaltlich lassen sich die 7 Subtests in
vier Gruppen einteilen: Tests für abstraktes Denken, Tests für
konkretes Denken, Tests für räumliches Vorstellungsvermögen
und Perzeptionstests. Aussagen zur Sprache lassen sich mit
dem Verfahren nicht treffen.
Als Hilfe für den Testleiter werden die wichtigsten Punkte der
nichtverbalen Instruktion auf dem Testformular aufgeführt. Die
Auswertung ist mit dem mitgelieferten Programm sehr einfach
möglich.
Das Verfahren eignet sich zur Überprüfung von Kindern und
Jugendlichen, wenn K-ABC/CFT oder HAWIK III. bzw. IV mit
wenig aussagekräftigem Ergebnis schon durchgeführt wurden
(z.B. weil zu schwierig von der Instruktion). Auch günstig bei
1
Für diesen Altersbereich ist das Verfahren normiert, jedoch ist eine Verwendung bei älteren Kindern möglich und auch
sinnvoll, wenn dann der jeweilige Entwicklungsrückstand (in Jahren bzw. Monaten) angegeben wird.
SchülerInnen mit nichtdeutscher Muttersprache. Auch möglich
zur Schuleingangsdiagnostik von Kindern mit vermuteten
Förderbedarf geistige Entwicklung, die älter als 7 Jahre sind
bzw. zur Ergänzung des SON-R 2 ½-7, wenn die Kinder hier bei
den Subtests alle bzw. fast alle Aufgaben bewältigen konnten
bzw. dies zu erwarten ist.
SON-R 5 ½-17
HAWIK IV
Hamburg-WechslerIntelligenztest für Kinder IV
6;0-16;11
Handbuch:
60-90 Minuten
Eigene Erfahrungen:
Autoren:
F. Petermann/U. Petermann
(Übersetzung und Adaption
der WISC-IV von D.
Wechsler)
HAWIK III:
70-100 Minuten
Der HAWIK IV wurde völlig neu überarbeitet und erfasst fünf
Intelligenzwerte
(Sprachverständnis,
Wahrnehmungsgebundenes Denken, Logisches Denken,
Arbeitsgedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit), ein GesamtIQ wird auch angegeben. Insgesamt gliedert sich der Test in s15
Subtestes. Eine differenzierte Stärken-Schwächen-Analyse ist
auch möglich.
Aktuelle Version:
2008, 2. ergänzte Auflage
HAWIVA-III
Hannover-WechslerIntelligenztest für das
Vorschulalter-III
(Übersetzung und Adaption
des WPPSI-III von D.
Wechsler)
2;6-6;11
Autoren:
G. Ricke/A. Fritz/K.D.
Schuck/U. Preuß
Handbuch:
ca. 30-90 Minuten
Eigene Erfahrungen:
Der HAWIVA III ist ein Intelligenztest zur Erfassung allgemeiner
und spezifischer Fähigkeiten bei Kindern im Vorschulalter.
Berechnet werden können Verbal-IQ, Handlungs-IQ, Gesamt-IQ
sowie ein Quotient für die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die
Allgemeine Sprache. Das Verfahren ist einzeln durchzuführen.
Für alle Subtests
mind. 2 Termine a´
60 Minuten
Für die Altersgruppen 2;6-3;11 und 4;0-6;11 steht jeweils eine
altersgerechte Version zur Verfügung (im Lieferumfang des
Tests enthalten).
Das Verfahren ist vom Anspruchsniveau her bei sprechenden
Kindern
mit
vermutetem
Förderschwerpunkt
geistige
Entwicklung durchführbar und liefert – im Gegensatz zum SON –
auch Aussagen über die sprachlichen Fähigkeiten der
Probanden. Bei nichtsprechenden Kindern bzw. Kindern mit
geringen Deutschkenntnisse ist der SON 2 ½ -7 günstiger.
Aktuelle Version:
2007
CFT 1
Grundintelligenztest Skala 1
Die Testanweisungen des HAWIK IV sowie des Vorgängers
HAWIK III sind für die Zielgruppe von Kindern mit hohem
Förderbedarf meist zu schwierig. Daher erscheinen beide
Verfahren für die Einschulungsdiagnostik bei vermutetem
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung als nur bedingt
geeignet. Jedoch kann das Verfahren bei der Diagnostik
möglicher Quereinsteiger z.B. aus dem SFZ eingesetzt werden.
Das Verfahren ist einzeln durchzuführen.
5;3-9;5
Autoren:
R. B. Cattell/R. H. Weiß/J.
Osterland
Handbuch:
45 - 60 Minuten
Eigene Erfahrungen:
60-80 Minuten
Aktuelle Version:
1997, 5. revidierte Auflage
Der CFT 1 ermöglicht mit seinen 5 Untertests (Substitutionen,
Labyrinthe, Klassifikationen, Ähnlichkeiten und Matrizen) die
Bestimmung der Grundintelligenz, dh. der Fähigkeit des Kindes,
Regeln zu erkennen, Merkmale zu identifizieren und rasch
wahrzunehmen. Der Test gibt darüber Aufschluss, bis zu
welchem Komplexitätsgrad ein Kind in der Lage ist,
insbesondere nonverbale Aufgabenstellungen zu erfassen und
zu lösen. Der Test ist als Gruppenverfahren konzipiert, jedoch
auch als Einzeltest durchführbar.
Das Verfahren ist im Rahmen der Einschulungsdiagnostik im
Bereich
der
Diagnoseund
Förderklasse
und
im
Übergangsbereich
zum
Förderzentrum
mit
dem
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung einsetzbar. Es ist zu
berücksichtigen, dass Kinder mit Schwierigkeiten im Bereich der
visuellen Wahrnehmung mit dem CFT 1 nicht ausreichend
zuverlässig diagnostiziert werden können. Zudem sind die
Instruktionen oft zu schwierig für Kinder mit dem
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Eine Durchführung in
der Gruppe ist bei dieser Zielgruppe meist nicht möglich.
MFED
Münchner Funktionelle
Entwicklungsdiagnostik
Autoren:
T. Hellbrügge
Aktuelle Version:
1994, 4. korrigierte und
erweiterte Auflage
1.-3.
Lebensjahr,
Kinder mit
Behinderung
auch noch
im Vorschulalter
Handbuch:
50 Minuten
Eigene Erfahrungen:
50-80 Minuten im
Rahmen der
Einschulungsdiagnostik
Die MFED dient der mehrdimensionalen Einschätzung des
Entwicklungsstandes eines Kindes mit dem Ziel der Erstellung
eines Entwicklungsprofiles. Dabei können mit dem Verfahren
folgende Funktionsbereichen überprüft werden:
1. Lebensjahr: Krabbeln, Sitzen, Laufen, Greifen, Perzeption,
Sprechen, Sprachverständnis, Sozialverhalten
2. und 3. Lebensjahr: Statomotorik, Handmotorik,
Wahrnehmungsverarbeitung, Sprechen, Sprachverständnis,
Selbständigkeit, Sozialverhalten)
Für jeden der genannten Bereiche kann das Entwicklungsalter
des Kindes bestimmt werden, ein Intelligenzquotient wird nicht
ermittelt. Aus den Ergebnissen lassen sich Förderansätze
ableiten. Die Reihenfolge der Aufgaben kann vom Testleiter
nach den Interessen des Kindes variiert werden. Das Verfahren
wird in der Regel wiederholt über einen längeren Zeitraum
angewendet und ist in der Aufnahme- und Prozessdiagnostik der
Schulvorbereitenden Einrichtung der Förderschule mit
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung gut einsetzbar,
insbesondere auch bei schwer- und mehrfach behinderten
Kindern. Hier eignet sich das Verfahren auch im Rahmen der
Einschulungsdiagnostik, wenn aufgrund der Schwere der
Behinderung der Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ohne
einen Intelligenztest sicher bestimmbar ist.
Leiter-R
Leiter International
Performance Scale R
2;0 - 20;11
ca. 30 Minuten
Autoren:
G. Roid/L. Miller
Eigene Erfahrungen:
30-50 Minuten
Aktuelle Version:
1997, 2. aktualisierte
Auflage
TBGB
Testbatterie für geistig
behinderte Kinder
Autoren:
C. Bondy/R. Cohen/
D. Eggert/G. Lüer
(Hrsg.: K. Ingenkamp)
Aktuelle Version:
3. überarbeitete und
erweiterte Auflage 1975
Handbuch:
7.-12.
Lebensjahr
(bei geistig
behinderten
Kindern)
Handbuch:
Alle 6 Tests:
2-2,5 Stunden
9.-12.
Lebensjahr
(bei lernbehinderten
Kindern)
Eigene Erfahrungen:
2-3 Termine zu je
ca. 45-60 Minuten
sind für alle
Untertests nötig
Die Leiter-R ist ein gut geeignetes Verfahren, um in relativ kurzer
Zeit eine erste Einschätzung auch von Kindern und
Jugendlichen gewinnen zu können, die - aus welchen Gründen
auch immer - nicht in der Lage sind, sprachlich zu
kommunizieren.
Das Verfahren ist z.Z. über die Testzentrale nicht mehr erhältlich
(März 2009).
Die TBGB wurde aus mehreren Intelligenz-, Leistungs- und
Entwicklungstests zusammengestellt und soll Aussagen über die
Ausprägung verschiedener Persönlichkeitsmerkmale
bei
Kindern mit geistiger Behinderung ermöglichen.
Das Verfahren wurde dabei speziell für die Zielgruppe von
Kindern mit geistiger Behinderung konzipiert. Mit dem Verfahren
erhebt man keinen Intelligenzquotienten, sondern erhält
Aussagen zu verschiedenen kognitiven, sozialen und
motorischen Kompetenzen. Dabei können die vier Bereiche
Intelligenz, Sprache, Merkfähigkeit und Motorik beurteilt werden,
wobei auch nicht alle Untertests durchgeführt werden müssen,
wenn nur Aussagen zu einzelnen Entwicklungsbereichen
gewünscht werden.
Der Test ist für die Zielgruppe durchführbar, die
Aufgabenstellungen sowie die Normierung jedoch veraltet (Test
ist über 30 Jahre alt), so dass eine Anwendung vom
testtheoretischen Standpunkt aus nicht mehr sinnvoll erscheint.
Quellen:
•
•
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K. Bundschuh. Einführung in die sonderpädagogische Diagnostik. München 2005.
D. Irblich & B. Stahl. Diagnostik bei Menschen mit geistiger Behinderung. Ein interdisziplinäres
Handbuch. Göttingen 2005.
K. Sarimski & H.-C. Steinhausen. KIDS 2: Geistige Behinderung und schwere Entwicklungsstörungen.
Göttingen. 2007.
www.testzentrale.de.