1.Tag, Montag, 17. September 2007

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1.Tag, Montag, 17. September 2007
Regionalwissenschaftliche Exkursion 2007
Einflüsse von Geschichte, Ökologie und Ökonomie auf aktuelle Strukturen und Planungen
in einer Alpenregion
am Beispiel von Vorarlberg / Österreich
Exkursionsprotokoll 2007
17.-21. September 2007
Institut für Regionalwissenschaft
Inhaltsverzeichnis
Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Didaktische Ziele der Exkursion
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1. Tag, Montag, 17. September 2007
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1.1. Geologie und Nutzung der Regionen entlang der Fahrtstrecke
1.1.1. Von Karlsruhe zum Bodensee
1.1.2. Gletschermühle bei Überlingen
1.1.3. Vom Bodensee nach Laterns
1.2. Bodenseeraum: Bedeutender Naturraum und
Wachstumsregion
1.3. Die Besiedlung Vorarlbergs durch die Walser
1.4. Entstehung der politischen Raumeinheiten
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2. Tag, Dienstag, 18. September 2007
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2.1. Der Biosphärenpark Großes Walsertal in Vorarlberg
2.2. Erkundung in Laterns
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3. Tag, Mittwoch, 19. September 2007
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3.1. Die Entstehung der Alpen
3.2. Vegetation und Flora
3.2.1. Tannen und Fichten
3.2.2. Trollblume (Trollius europaeus)
3.2.3. Flechten
3.2.4. Alpenfettkraut (Pinguicula alpina)
3.2.5. Alpenrose
3.2.6. Pfeifengras
3.3. Umwelteingriffe durch Skipisten
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4. Tag, Donnerstag, 20. September 2007
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4.1. Gespräch mit Vertretern der Abteilung Raumordnung und Baurecht der
Vorarlberger Landesregierung in Bregenz
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4.2. Rankweil
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4.2.1. Geschichte von Rankweil
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4.2.2. Missionierung als Machtfaktor und Instrument der Herrschaftssicherung
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4.2.3. Eine Mischung verschiedener Kulturen
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4.2.4. Wallfahrt als Instrument der Machtsicherung
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4.2.5. Aufstieg und Niedergang von Städten und Wohnsiedlungen: Rankweil
und Feldkirch als Fallbeispiele
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4.3. Feldkirch
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5. Tag, Freitag, 21. September 2007
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5.1. Wässerwiesen
5.2. „Kalktuff“ (Travertin)
5.3. Üble Schlucht
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Institut für Regionalwissenschaft
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1-1: Wegeverlauf des Exkursionstages 1
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Abbildung 1-2: Geologie und Grundwasserlandschaften
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Abbildung 1-3: Zwischenstopp mit Blick auf die Vulkanschlote des Hohentwiel
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Abbildung 1-4: Profil durch den Hohentwiel
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Abbildung 1-5: Blick in die Gletschermühle bei Goldbach/Überlingen am Bodensee 13
Abbildung 1-6: Ausmaß der Bodensee-Vorlandvergletscherung in der Würm-Eiszeit
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Abbildung 1-7: Seminarhaus Fibe in Laterns mit Blick auf den Alpstein/Schweiz
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Abbildung 1-8: Vegetationsabfolge am Bodenseeufer
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Abbildung 1-9: Bodenseesteinbrech
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Abbildung 1-10: Kolbenente
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Abbildung 1-11: Felchen
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Abbildung 1-12: Bodensee-Wasserversorgung
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Abbildung 1-13: Die Walserwalderungen
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Abbildung 1-14: Ein Walserhaus mit der typischen Holzverschindelung auf der Wetterseite
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Abbildung 2-1: Fahrtroute am 18.9.07
Abbildung 2-2: Biosphärenpark großes Walsertal
Abbildung 2-3: Höhenstufen der Vegetation in den Nordalpen
Abbildung 2-4: Weidevieh in Ortsnähe, bereits von den Alpen abgetrieben
Abbildung 2-5: Alm- bzw. Alpwirtschaft: Jahreszeitliche Beweidung in den Alpen
Abbildung 2-6: Auf einer Individualalm der Walser
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Abbildung 3-1: Wegbeschreibung des dritten Exkursionstages
Abbildung 3-2: Großplatten der Erde
Abbildung 3-3: Subduktion
Abbildung 3-4: Fichtenzweige
Abbildung 3-5: Fichtennadeln
Abbildung 3-6: Tannennadeln
Abbildung 3-7: Zweige und Zapfen der Tanne
Abbildung 3-8: Trollblume (Trollius europaeus)
Abbildung 3-9: Bartflechten an einer Fichte
Abbildung 3-10: Alpenfettkraut (Pinguicula alpina)
Abbildung 3-11: Alpenrose
Abbildung 3-12: Pfeifengras (Molinia coerulea)
Abbildung 3-13 Darstellung der Auswirkungen von Eingriffen des Skitourismus auf
die Vegetation
Abbildung 3-14: Erosionsschäden durch Skibetrieb
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Abbildung 4-1: Vorarlberg und Rheintal: Bevölkerungsentwicklung und –prognosen54
Abbildung 4-2: Rheintalkonferenz
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Abbildung 4-3: Marktplatz von Feldkirch
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Abbildung 4-4: Der Fluss Ill bei Feldkirch
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Institut für Regionalwissenschaft
Abbildung 5-1: Wanderroute in der „Üblen Schucht“
Abbildung 5-2: Rückfahrtroute
Abbildung 5-3: Wässergraben am Hang in Laterns
Abbildung 5-4: „Kalktuff“ (Travertin) bildende Moose in Laterns
Abbildung 5-5: „Kalktuff“ (Travertin) in Laterns
Abbildung 5-6: Üble Schlucht
Abbildung 5-7: Baldachinbildung an einem Wasserfall durch Kalkausfällung
Abbildung 5-8: Touristische Infrastruktur in einer Klamm
Abbildung 5-9: Touristische Wege in der Schlucht in Laterns
Abbildung 5-10: Touristische Wege in der Schlucht in Laterns
Abbildung 5-11: Jahresringe an einer Baumscheibe
Abbildung 5-12: Walserstall
Abbildung 5-13: Exkursionsgruppe im Unterstall des Walserstalls
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Institut für Regionalwissenschaft
Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Exkursionsleitung
Weitere Mitarbeiter
des IfR
Herr Prof. Dr. J. Vogt, Institutsleiter
Herr Dr. A. Megerle, Wiss. Mitarbeiter
Frau Helga Lauerbach
Herr Alexander Holzbach
Studentische Teilnehmer und Protokollgruppen
Herr Nouhou Ali, Niger
Tag 1 (17.09.07)
Frau Barbara Schnegg, Deutschland
Montag
Herr Boris Forkel, Deutschland
Frau Veselina Hadzhieva, Bulgarien
Tag 2 (18.09.07)
Herr Wolfram Berner, Deutschland
Dienstag
Herr Restu Jaya Duha, Indonesien
Herr Theodros Melesse, Äthiopien
Tag 3 (19.09.07)
Herr Michael Göbbels, Deutschland
Mittwoch
Herr Anass Bakiri, Marokko
Frau Bolormaa Seryojoo, Mongolei
Tag 4 (20.09.07)
Herr Aji Bimarsono, Indonesien
Donnerstag
Herr Dilip Kumar Biswas, Bangladesch
Frau Maysaa Abu Hallub, Palästina
Tag 5 (21.09.07)
Frau Peng Liu, China
Freitag
Herr Yinhai Li, China
Frau Barbara Schnegg, Peng Liu, Veselina Hadzhieva, Herr Restu
Fotos
Duha, Aji Bimaso, Boris Forkel, Wolfram Berner
Herr Dilip Kumar Biswas
Frau Maysaa Abu Hallub
Redaktion
Herr Anass Bakiri
Herr Restu Jaya Duha
Herausgeber:
Prof. Dr. J. Vogt, Dr. A. Megerle
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Institut für Regionalwissenschaft
Didaktische Ziele der Exkursion
Die regionalwissenschaftliche Exkursion ist eine Pflicht-Lehrveranstaltung des Moduls M5 („Regionalplanung – Methoden, Instrumentarien und Einrichtungen“) des
Masterstudiengangs Regionalwissenschaft/ Raumplanung am Institut für Regionalwissenschaft (IfR) der Universität Karlsruhe und wird von den Studierenden in der
Regel am Ende des zweiten Semesters absolviert. Sie besteht aus den vier Bausteinen Vorbesprechung, Exkursionsdurchführung, Nachbesprechung und Anfertigen
des gemeinschaftlichen Exkursionsprotokolls.
In der fünftägigen Lehrveranstaltung wird, wie in den Exkursionsstandards des Instituts für Regionalwissenschaft erläutert, das in der Theorie vermittelte Wissen mit
konkreten regionalplanerischen Beispielen verbunden (vgl. Vogt & Megerle 2005).
Mit Hilfe didaktisch ausgewählter Exkursionsstationen werden die Studierenden
durch Vorträge von institutsinternen Dozenten und externen Experten, Diskussionen,
Besichtigungen, eigenständigen Erkundungen mit anschließender Auswertung und
abschließenden Reflexionen an Fragestellungen der Regional- und Raumplanung
herangeführt. Dabei ziehen sich für die Region relevante Aspekte als roter Faden
durch die unterschiedlichen Stationen der Exkursion, wie z.B. die naturräumliche und
soziale Entwicklung, mit deren Hilfe eine Regionalanalyse erfolgen kann. Eine für die
Regionalwissenschaft typische Herangehensweise ist die 'Kontextualisierung', bei
der räumliche, fachliche und zeitliche Aspekte in Beziehung gebracht werden. Im
Rahmen der Exkursion bildet die zeitliche Komponente den Schwerpunkt mit der
Frage, welchen Einfluss Veränderungen auf die heutige Situation haben. Ein weiteres Lernziel ist das Erarbeiten eines wissenschaftlichen Exkursionsprotokolls sowie
die Entwicklung von Kommunikationskompetenz für Kommunikationen untereinander
und mit Experten.
Der Masterstudiengang Regionalwissenschaft/Raumplanung wird vor allem von Studierenden aus Entwicklungs- und Transformationsländern mit sehr unterschiedlichen
Studienabschlüssen und Werdegängen absolviert. Diese sehr heterogene Zusammensetzung erfordert ein hohes Maß an interkulturellem Austausch. Aus diesem
Grund wurde als Exkursionsraum bewusst eine Region in Grenzlage gewählt, in dem
die historische Kontinuität des Zusammentreffens verschiedener Kulturen bis heute
ungebrochen ist: Es ist das österreichische Bundesland Vorarlberg, das in extrem
peripherer Lage zur Hauptstadt Wien an die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein
und Deutschland angrenzt.
Zur Vorbereitung der Exkursion wurde im April 2007 eine eintägige „Schnupperexkursion“ nach Eppingen im Kraichgau durchgeführt, bei der die Exkursionsanforderungen in kleinem Maßstab angewendet und eingeübt wurden (Megerle et al. 2007).
Für die Hauptexkursion erarbeiteten die Studierenden je drei Fragen zur Exkursionsstation Biosphärenpark „Großes Walsertal“. Die inhaltliche Vorbereitung erfolgte
durch die Lektüre von relevanten Internet-Seiten, unterstützt durch die amtliche topographische Karte von Vorarlberg. Zusätzlich wurde in der Woche vor der Hauptexkursion ein freiwilliges, zweitägiges interkulturelles Seminar durchgeführt, in dem
Studierende und Dozenten gemeinsam unter externer Moderation Themen der interkulturellen Begegnung und deren Schwierigkeiten bearbeiteten und diskutierten. Wie
sich bereits während der Hauptexkursion gezeigt hat, war dieses Seminar eine gute
Vorbereitung zur Förderung der Kommunikation und des Verständnisses zwischen
unterschiedlichen Nationen, sowie zwischen Studierenden und Dozenten.
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Institut für Regionalwissenschaft
Die diesjährige Exkursion stand unter dem Thema „Regionalwissenschaftliche Exkursion 2007- Einflüsse von Geschichte, Ökologie und Ökonomie auf aktuelle Strukturen und Planungen in einer Alpenregion am Beispiel Vorarlberg in Österreich“ und
fand vom 17. bis 21.September 2007 unter der Leitung von Prof. Dr. J. Vogt und Dr.
A. Megerle statt. Besondere Aufmerksamkeit galt hier neben den Besonderheiten
von Vorarlberg auch den Beziehungen zu den angrenzenden Regionen, vor allem
dem nördlichen Bodenseeraum. Daraus ergab sich auch ein inhaltlicher Schwerpunkt
durch eine interkulturell vergleichende Analyse, bei der die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der besuchten Teilräume hinsichtlich ihrer historischen Ursachen und
gegenwärtigen Anforderungen im Mittelpunkt standen.
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Institut für Regionalwissenschaft
1.Tag, Montag, 17. September 2007
Bearbeitet von Nouhou Ali, Boris Forkel und Barbara Schnegg
Zeit
Aktivität
Ort
08:00
Einführung,
Wegbeschreibung
Universität Karlsruhe
08.15
11:30
12:3014:00
13.1513:45
14.00
14:4515:30
15:3017:30
17:3018:00
Abfahrt von Karlsruhe Richtung Laterns/Vorarlberg
Zwischenhalt Hegau
Überblick über den Hegau
Erkundung
Gletschermühle Überlingen
Wer?
Prof. Dr.
J. Vogt,
Dr. A.
Megerle
A8, A81, B31
Alle
Autobahnraststätte
„Im Hegau“
Alle
Überlingen/Goldbach
Prof. Dr.
J. Vogt,
Dr. A.
Megerle
Mittagessen
Alle
Weiterfahrt
Zwischenhalt Bodensee
Ökologie, Industrie, Tourismus
Fahrt nach Laterns, Grenzübertritt
bei Lindau
B31
Bodenseeufer bei Fischbach,
westlich von Friedrichshafen
B31,
A14 (Österreich)
Alle
Dr. A.
Megerle
Ankunft, Einchecken
Seminarhaus Fibe
Alle
Alle
18:0019:00
Reflexion I:
Klären von Verständnisfragen, Erläuterung von Begriffen wie Kultur, Alemannen, Walser
Seminarhaus Fibe
Prof. Dr.
J. Vogt,
Dr. A.
Megerle
19.0020.00
Abendessen
Seminarhaus Fibe
Alle
Seminarhaus Fibe
Prof. Dr.
J. Vogt,
Dr. A.
Megerle
20.3022.00
Reflexion II:
Geschichte der Walser
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Institut für Regionalwissenschaft
Abbildung 1-1: Wegeverlauf des Exkursionstages 1 (Quelle: Googleearth, 2007)
Vor der Abfahrt am 17.09.2007 um ca. 8.00 Uhr vom Institut für Regionalwissenschaft aus gab Herr Professor Vogt eine kurze Einführung zur geplanten Route des
ersten Tages. Da Informationen stets räumlich zugeordnet werden müssen, zeigte er
uns auf einer Karte im Maßstab 1:200.000 die Fahrstrecke von Karlsruhe über Stuttgart bis zum Bodensee auf der A8 und A81, weiter auf der B31 nach Lindau mit
Grenzübertritt über Bregenz bis zu unserer Unterkunft nach Laterns im Laternsertal
in Vorarlberg. Außerdem wurde der landschaftliche Wegverlauf grob skizziert, der im
Folgenden konkret dargestellt wird. Als zusätzliche Information zur Landschafts- und
Entstehungsgeschichte der Bodenseeregion verteilte Herr Dr. Megerle die von ihm
mitverfasste Broschüre „Feuer Eis und Wasser“ der „Kommission Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz“.
1.1. Geologie und Nutzung der Regionen entlang der Fahrtstrecke
1.1.1. Von Karlsruhe zum Bodensee
Da stets das Gestein, seine tektonische Gliederung, stratigraphische Schichtung sowie Abtragungs- und Ablagerungsprozesse die sichtbare Landschaft stark beeinflussen, ist es notwendig, einen kurzen Einblick in die regionale Geologie zu geben.
Landschaftsformen und Bodenbeschaffenheit sind wiederum ausschlaggebend für
das Nutzungsmuster und die Art der Besiedelung.
Die Autobahn A8 verläuft von Karlsruhe Richtung Osten zwischen den nördlichen
Ausläufern des Schwarzwaldes im Süden und dem Kraichgau im Norden. An der
Nord- und Ostabdachung des Schwarzwaldes kommt als Gestein der Buntsandstein
(hier meist rote Färbung, Alter ca. 240 Millionen Jahre) vor, über den sich von Osten
die Muschelkalkstufen (weiße Färbung, Alter ca. 220 Millionen Jahre) der Gäuland8
Institut für Regionalwissenschaft
schaft schieben (siehe Abbildung 1-2, vgl. Geyer & Gwinner 1986: 274, 293). Dieser
Übergang von Buntsandstein zu Muschelkalk ist entlang der Autobahn an noch unbewachsenen Böschungen sehr gut sichtbar. Auch die Brückenpfeiler aus Buntsandstein, die laut Herrn Dr. A. Megerle von den Straßenbaumeistern des Dritten Reichs
gezielt als regionaler Baustoff eingesetzt wurden, zeugen von den Gesteinsvorkommen dieser Gegend. Im starken Gegensatz zu den bewaldeten Flächen des
Schwarzwaldes steht die überwiegend landwirtschaftlich genutzte Hügellandschaft
des Kraichgaus mit seinen fruchtbaren Böden aus Löß, einem eiszeitlichen
Flugstaub. Die Ablagerung von Löß auf den Schichten des Muschelkalks und des
unteren Keupers sorgte für eine „Glättung der Landschaft“ (Trunkó 1984: 76f).
Abbildung 1-2: Geologie und Grundwasserlandschaften (aus: Leinfelder 1996, verändert nach
M.P. Gwinner 1968)
Die Landschaft von Stuttgart aus Richtung Süden ist geprägt vom SchichtstufenRelief, das sich durch Abtragung der geneigten, unterschiedlich widerstandsfähigen
Schichten herausgebildet hat (vgl. Geyer & Gwinner 1986: 254). Östlich des Buntsandsteins und des Muschelkalks schließen sich hier zuerst der Keuper (meist dunkle Färbung, Alter ca. 200 Millionen Jahre) und später Juraschichten an (siehe Abbildung 1-2). Die Bezeichnung Keuper wurde von den Franken übernommen, die wei9
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che, bröckelig zerfallene Schichten ‘Kipper’ oder ‘Keuper’ nennen (vgl. Geyer &
Gwinner 1986: 101). Südlich von Stuttgart verläuft der Weg zunächst durch Gäulandschaften auf Muschelkalkstufen. Wie Herr Prof. Dr. J. Vogt vor der Abfahrt in
Karlsruhe erklärte, ist ‘Gau’ ursprünglich die Bezeichnung für germanische Herrschaftsgebiete. Dieser Begriff wurde übertragen angewendet für fruchtbare, landwirtschaftliche Gebiete, die früher gezielt von Alemannen besiedelt wurden. Aus diesem
Grund ist heute ‘Gau’ eine Landschaftsbezeichnung, die häufig in Verbindung mit
Lößvorkommen steht. Östlich der Autobahn liegt das sehr fruchtbare Strohgäu auf
lößbedeckten Keuperschichten mit vorwiegend Getreideanbau, im Westen das aufgrund der fehlenden Lößschicht wenig fruchtbare Hecken- und Schlehengäu auf Muschelkalk. Herr Dr. A. Megerle wies darauf hin, dass man hier anhand der Ortsnamen
sehr gut die Besiedelungsgeschichte nachvollziehen kann. Im fruchtbaren Strohgäu
ließen sich auf ihrer Wanderung im 5. Jahrhundert n. Chr. die Alemannen nieder und
gründeten Ortschaften mit Namen, die mit dem Namen des Oberhauptes der Sippe
oder des Stammes begannen und auf ‘-ingen’, dem alemannischen Genitiv, endeten.
Etwas späteren Datums sind Siedlungen mit der Endung „-heim“ auf den weniger
fruchtbaren Böden des Hecken- und Schlehengäus und an den Nordausläufern des
Schwarzwaldes. Im Norden von Tübingen, östlich der Autobahn, beginnt der Stubensandstein, eine Keuperschicht, die ihren Namen aufgrund der früheren Verwendung
des Sandes als sehr wirkungsvolles Reinigungsmittel für die Holzböden der „Stuben“
(Zimmer) bekam. Da auf Stubensandstein oft nährstoffarme und staunasse Böden zu
finden sind, wurde hier der Wald nur teilweise gerodet. So breitet sich heute auf den
weitflächigen Ebenen des Stubensandsteins der Kern des Naturparks Schönbuch
aus. Mit einer weitgehend siedlungsfreien Waldfläche von insgesamt ca. 15.500 ha
eine Besonderheit im ansonsten dicht besiedelten mittleren Neckarraum! Die steilen
Südhänge des Schönbuchs erreichen im Sommer Oberflächentemperaturen von bis
zu 70°C und bilden deshalb einen Standort für eine spezielle Flora und Fauna (mdl.
Auskunft Dr. A. Megerle 17.09.2007, vgl. Geyer & Gwinner 1986: 123).
Weiter südlich steht die unterste Schicht des Keupers, der Lettenkeuper, mit tonigen
Böden an. Bei Oberndorf trifft man auf die flachwellige Landschaft des Gipskeupers,
der hier abgebaut und in Gipswerken weiterverarbeitet wird. Gipskeuper bildet einen
schlechten Untergrund für Baumaßnahmen, da der hier enthaltene Anhydrit bei Kontakt mit Wasser mit Volumenvergrößerung reagiert. Dies ist eine häufige Ursache für
Bauschäden und Straßendeformationen, wie man an der Wellenform der Steinmauer
entlang der Autobahn sehr gut sehen kann (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle
17.09.2007, vgl. Geyer & Gwinner 1986: 113). Im Osten beginnt hier die Schwäbische Alb mit den höchsten Stufen der südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft,
das „Dach“ von Baden-Württemberg. Sie besteht von oben nach unten aus Weißem,
Braunem und Schwarzem Jura. Im Kurort Bad Dürrheim wird das im Muschelkalk
vorkommende Salz für Solebäder genutzt, in Stetten bei Haigerloch wird Salz abgebaut.
An der Südabdachung der Schwäbischen Alb südlich des Donautals beginnt die Akkumulationslandschaft des nordalpinen Molassebeckens. Hier kündigt der Wartenberg als nördlichster Vulkanschlot den landschaftlich markanten Hegau mit seinen
kegelförmigen Vulkanschloten an.
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Institut für Regionalwissenschaft
Abbildung 1-3: Zwischenstopp mit Blick auf die Vulkanschlote des Hegaus. (Photo: B.
Schnegg)
Die Landschaft ist hier geprägt vom tertiären Vulkanismus aus der Zeit vor ca. 15 bis
7 Millionen Jahren und der Abtragung und Ablagerung von Schotter durch den im
Quartär vordringenden Rheingletscher. Mit der Faltung der Alpen entstanden Risse
im Erdmantel, die bis in das Gebiet des heutigen Hegaus reichten. Hier konnte
Magma an die Erdoberfläche dringen, es entstanden Vulkane. Bei den heute sichtbaren Vulkanschloten handelt es sich um die Schlotfüllungen aus vulkanischem Gestein, z.B. Basalt am Wartenberg oder Phonolith am Hohentwiel. Diese härteren Füllungen hielten der Verwitterung und der Abschürfung durch den Rheingletscher
stand, der in der Riß-Eiszeit bis in das Gebiet des Hegaus vordrang. Er schürfte an
der Ost- und Süd-Ost-Seite die Deckentuffe der Vulkane aus, es blieben nur die
Schlote, die so genannten Härtlinge, und der Tuffmantel im Eisschatten stehen (siehe Abbildung 1-4). Gleichzeitig brachte der Gletscher große Mengen an Abtragungsschutt mit sich, der im süddeutschen Molassebecken abgelagert wurde. Im Volksmund heißt es, dass die Landschaft des Hegaus durch ‘Feuer und Eis’ geformt wurde. Auch das Becken des heutigen Bodensees entstand im Wesentlichen durch eiszeitliche Ausschürfung mit Hilfe der Gletscher (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle
17.09.2007, vgl. Hennig 1999, Geyer & Gwinner 1986: 209, 215, 349ff, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg 2005: 51ff).
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Abbildung 1-4: Profil durch den Hohentwiel (aus: Geyer & Gwinner 1986: 354, umgezeichnet
nach Schreiner 1984)
Abkürzungen: Ph, Phs = Phonolith, -schutt, Dt = Deckentuff, Wg, Wm = Würmschotter, -moräne, J2 =
Jüngere Juranagelfluh, Gl = Glimmersand der Oberen Süßwassermolasse, SBM= Süßwasserbrackmolasse, USM= Untere Süßwassermolasse
1.1.2. Gletschermühle bei Überlingen
Am Überlingersee, dem nordwestlichen Arm des Bodensees, liegt nahe dem Überlinger Ortsteil Goldbach eine eiszeitliche Gletschermühle (siehe Abbildung 1-5). Sie
wurde als Naturdenkmal ausgewiesen, da man hier sehr gut geologische Vorgänge
der Region nachvollziehen kann und die geologische Besonderheit auch bestimmten
Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bietet („Biogeotop“).
Hier wurde den Studierenden die Aufgabe gestellt, die Gesteinsarten der trichterförmigen Einsenkung zu erkunden. Wichtige Gesichtspunkte einer solchen Untersuchung sind immer die Form, Farbe und Gestalt des Gesteins. Die zusammengetragenen Ergebnisse wurden von Herrn Dr. A. Megerle folgendermaßen interpretiert:
Der untere Bereich der Steilwände besteht aus einem lockeren, sehr weichen, sandigen Gestein grünlicher Farbe. Die grüne Farbe kommt von einem Mineral (Glaukonit), welches sich ausschließlich in Meeren bildet. Dies und der Fund einer versteinerten Fischschuppe im Sand deuten auf eine Meeresablagerung hin. In diesem Fall
handelt es sich um einen Sandstein der Oberen Meeresmolasse, der im Zuge der
zweiten tertiären Meeresüberflutung hier abgelagert wurde. Als Molasse (frz. mollasse: schlaff, weichlich, wabbelig) bezeichnet man Abtragungsschutt, der mit Flüssen
aus den Alpen in die Ebene transportiert und dort vor ca. 35-10 Millionen Jahren abgelagert wurde. Der Sandstein der Meeresmolasse verwittert im Bereich der Gletschermühle sehr leicht und ist als Werkstein daher unbrauchbar. An manchen Orten
jedoch kann er als Werkstein abgebaut und als Baustein verwendet werden. So prägt
der „Rorschacher Sandstein“ viele Sakralbauten des Bodenseeraums und damit
auch die Bodenseelandschaft. Da in der Gletschermühle die Sandsteinwände durch
Karbonatausfällungen stabilisiert sind, bohren Wildbienen Wohnhöhlen in die Steilwände. Da sie wichtig sind für die Bestäubung der Obstbäume in der Umgebung,
stehen sie mit ihrer Wohnstätte unter Naturschutz (vgl. Kommission Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz o.J.: 4, 6f).
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Abbildung 1-5: Blick in die Gletschermühle bei Goldbach/ Überlingen am Bodensee (Photo: B.
Schnegg)
Die über dem Sandstein liegende Schicht besteht aus Geröll unterschiedlicher Größe, das nur an den Kanten gerundet ist. Da das Geröll nicht nach Größe sortiert geschichtet ist, kann es sich hier nicht um Flussgeröll handeln. Die nur auf die Kanten
beschränkte Rundung der Steine weist darauf hin, dass der Transportweg nicht sehr
weit war. An Gesteinsarten können Quarze, Kalksteine und Gneise unterschieden
werden. Sie wurden hier während der letzten Eiszeit, der die Landschaft prägende
Würm-Eiszeit, vor ca. 12.000 Jahren mit dem Rheingletscher aus den Alpen hierher
transportiert (siehe Abbildung 1-6). Die nähere Betrachtung eines einzelnen Blocks in
der Schotterschicht lässt ein Gestein erkennen, das unter einer weißen Außenschicht
ein rot gefärbtes Konglomerat erkennen lässt. Es handelt sich hier um den permzeitlichen Verrucano aus den nördlichen Alpen. Das Konglomerat entstand durch das
„Zusammenbacken“ von losen Steinen durch Überlagerungsdruck. Die äußere weiße
Schicht entstand erst in jüngerer Zeit durch Kalkausfällungen zirkulierenden Kluftwassers (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle 17.09.2007). Am Grund der trichterförmigen
Mulde liegen einige größere Felsblöcke. Sie wurden auf dem Gletscher, der an dieser Stelle eine Mächtigkeit von bis zu 400 Metern über Gelände aufwies, hierher
transportiert und zusammen mit Geröll und Sand vom sommerlichen Schmelzwasser
des Gletschers durch Gletscherspalten auf den Grund gespült. Dort schürfte ein
Strudel aus Steinen, Sand und Wasser ein Loch aus dem weichen Gestein – eine so
genannte Gletschermühle entstand (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle 17.09.2007, vgl.
Kommission Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz o.J.: 6f).
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Institut für Regionalwissenschaft
Abbildung 1-6: Ausmaß des Bodensee-Vorlandgletscher in der Würm-Eiszeit (Quelle: Oskar
Keller 1989, aus Kommission Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz o.J.: 1)
1.1.3. Vom Bodensee nach Laterns
Die Bodenseeregion ist zu großen Teilen von eiszeitlichen Ablagerungen bedeckt
(vgl. Kommission Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz o.J.: 4f). Entlang des
klimabegünstigten Ufers werden vor allem Sonderkulturen, Wein und, östlich von
Friedrichshafen, auch Hopfen angebaut. Hagnau ist die letzte Weinbaugemeinde am
Bodensee, östlich davon sind die Niederschläge aufgrund des allmählichen Höhenanstiegs für Weinbau zu hoch. Östlich von Friedrichshafen kann man eine für die Moränenlandschaft typische Erscheinungsform sehen, die an Walfischrücken erinnernden Drumlins (irisch droim/drim: Rücken, Höhenrücken, vgl. Drumlin 2007). Die sanften, stromlinienförmigen, meist in Scharen auftretenden Hügel mit einer steileren und
einer flacheren Seite entstanden, als Gletscher in der Würm-Eiszeit ältere Ablagerungen der Grundmoränenlandschaft erneut überfuhren. Die Längsrichtung der Hügel zeigt die Fließrichtung des Gletschers an, die heute höhere Seite zeigt Richtung
Gletscher (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle 17.09.2007, vgl. Geyer & Gwinner 1986:
343, Kommission Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz o.J.: 16, Alpenvorland Vergletscherung 2001/2006).
Auf der Fahrt auf der B31 wird zuerst bei Immenstaad die ehemalige Grenze zwischen Baden und Württemberg passiert, östlich des Flusses Argen dann die Grenze
zum Bundesland Bayern. Östlich von Lindau verläuft die Bundesgrenze zwischen
Deutschland und Österreich. Kurz nach der Grenze führt ein ca. 7km langer Tunnel
unter dem Pfänder, dem Bregenzer Hausberg, hindurch. Er besteht aus gefalteter
Molasse und zählt morphologisch gesehen wegen seiner Faltung zu den Alpen, gehört aber geologisch noch zum Alpenvorland, weil er aus tertiärem Abtragungsschotter besteht (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle 17.09.2007). Westlich des Alpenrheintals
ragt der Alpstein der nördlichen Kalkalpen in der Schweiz auf, dazwischen bestimmt
der Flysch, enstanden aus untermeerischen Rutschungssedimenten, die Form der
Gebirgslandschaft. Das Alpenrheintal wurde wie der Bodensee vom Rheingletscher
ausgeschürft, hier floss der Gletscher in der Mulde des voreiszeitlichen Urrheins. In
der letzten Eiszeit schürfte das Eis eine Senke in das Tal, so dass hier nach dessen
Abschmelzen zuerst ein See entstand, der aber durch den Abtragungsschotter der
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Alpen, den die Flüsse mit sich transportierten, nach und nach verlandete (vgl. Kommission Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz o.J.: 21).
In einem Seitental des Vorarlberger Oberlandes, dem Laternsertal bei Rankweil, endete die Fahrt bei der Unterkunft im ‘Seminarhaus fibe’, das in einem alten Walserhaus in Laterns eingerichtet ist (vgl. Abbildung 1-7).
Abbildung 1-7: Seminarhaus Fibe in Laterns mit Blick auf den Alpstein/Schweiz (Photo:
B.Schnegg)
1.2. Bodenseeraum: Bedeutender Naturraum und Wachstumsregion
Der Bodensee besteht aus drei Teilen: dem Überlinger See, dem Obersee und dem
Untersee. Sein Ufer ist 273 Km lang, davon befinden sich 173 km auf deutscher Seite, 72 km in der Schweiz und 28 km in Österreich (Umweltministerium BW 2007).
Das Einzugsgebiet reicht von Deutschland bis nach Norditalien. Der größte Teil der
Wassermenge wird vom Alpenrhein geliefert. Weitere wichtige Zuflüsse sind Bregenzerach, Dornbirner Ach, Argen und Schussen. Das Klima ist ozeanisch geprägt. Die
Jahresniederschlagsmenge beträgt zwischen 800 mm bis 1800 mm (vgl. Gewässerdirektion Donau/Bodensee 2007 S. 8).
Der Wasserstandsspiegel des Bodensees schwankt jahreszeitlich beträchtlich um
mehrere Meter. An die daraus resultierenden amphibischen Lebensräume hat sich
eine Pflanzengesellschaft angepasst, die besonders viele Endemiten enthält: der
Strandrasen (Abbildungen 1-8 und 1-9). Aufgrund der starken Nutzungsansprüche
an das Ufer und aufgrund der Nährstoffbelastung sind einige dieser Arten allerdings
bereits ausgestorben bzw. verschollen, darunter der Bodenseesteinbrech (Abbildung
1-9).
Als Folge der Lebensraumveränderungen und der Globalisierung tauchen aktuell im
Bodensee viele neue Arten auf (Neophyten und Neozoen) z.B. verschiedene Muschelarten und der Höckerflohkrebs.
Es gibt etwa 35 Fischarten im Bodensee. Der Felchen und der Saibling sind Arten
aus der Eiszeit. Die Menschen haben auch Arten wie den Karpfen im Bodensee ausgesetzt. Die wichtigsten Arten für die Fischerei sind Felchen und Barsche.
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Abbildung 1-8: Vegetationsabfolge am Bodenseeufer (aus:
http://www.bodenseeweb.net/sites/struktur.html)
Abbildung 1-9: Bodenseesteinbrech, Saxifraga oppositifolia ssp. amphibia, einzige erhaltene
Farbaufnahme vom letzten Standort dieser ausgestorbenen endemischen StrandrasenBodenseeart (Strand am Hörnle bei Konstanz; aus: Megerle 1990)
Der Bodensee ist reich an Wasservögeln, die besonders im Winter hier Quartier beziehen. Er stellt einen Zwischenhalt für diejenigen Arten dar, die von Afrika nach Europa bzw. umgekehrt ziehen, z.B. die Singschwäne aus der Tundra Schwedens und
Norwegens im Winter. Über 412 Arten können nachgewiesen werden, davon über 30
Wasservogelarten, die sich regelmäßig am See einfinden (Umweltministerium BW
2007). Zu den bekannten Wasservögeln gehören der Haubentaucher, das Blässhuhn, die Kolbenente, der Höckerschwan und der Graureiher.
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Abbildung 1-10: Kolbenente (aus: Bodenseeweb 2007)
Abbildung 1-11: Felchen (aus: http://www.bodenseeweb.net/sites/felchen.html)
Der Raum entlang des Bodensees ist intensiv genutzt und durch Industrie, Tourismus, Verkehr und Landschaftsnutzung sehr belastet. Wegen der Uferverbauung ist
das Seeschilf zurückgegangen oder lokal ganz ausgestorben. Die Zonierung dient
als Instrument zur Vermeidung von Nutzungskonflikten zwischen Naturschutz, Wasserschutz, Landwirtschaft und Freizeitnutzung. Die Landwirte verwenden aufgrund
der intensiven Landwirtschaft mit Sonderkulturen viel Dünger und Pestizide, was die
Boden- und Wasserqualität beeinträchtigt.
Für die Nutzung des Bodenseeraums versucht man Kompromisse zu finden. Deshalb treffen sich Akteure aus Gemeinden, Politiker und Wissenschaftler regelmäßig
in grenzüberschreitend arbeitenden Kommissionen. Dabei werden die Schwerpunkte
für Gewässerschutz, Fischerei, Umwelt, Schifffahrt, Rheinregulierung, u.ä. besprochen (vgl. Seespiegel Nr. 25 07/2007, Seite 3).
Alle am und um den Bodensee vertretenen Länder und Kantone haben sich zur Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) zusammengeschlossen. Die IBK will die natürliche und kulturelle Vielfalt der Bodenseeregion erhalten und dabei Landesgrenzen
überwinden.
Der Bodensee ist das wichtigste Trinkwasserreservoir für große Teile BadenWürttembergs, darunter große Städte wie Stuttgart, Mannheim und Heilbronn. Rund
670.000 Kubikmeter Wasser pro Tag werden entnommen. Die Wasserentnahme erfolgt im Überlingersee. Danach wird das Wasser in Sipplingen aufbereitet und dann
durch die Rohrnetze weitergeleitet. Das Leitungsnetz umfasst 1.700 Kilometer und
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versorgt 320 Gemeinden zwischen dem Bodensee und Bad Mergentheim, wo ca. 4,5
Millionen Menschen leben (vgl. Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung 2006).
Für den Bau von Kläranlagen wurden mittlerweile viele Milliarden Euro investiert, so
dass der Bodensee heute wieder eine sehr gute Wasserqualität aufweist. In diesem
Zusammenhang spricht man von einer „Reoligotrophierung“. Trotzdem sind verstärkte Belastungen durch neuartige Chemikalien (zum Beispiel die Komplexbildner EDTA
und NTA) zu befürchten.
Abbildung 1-12: Bodensee-Wasserversorgung (aus: Kristallklar, März 2007,
http://www.zvbwv.de/upload/mediapool/Kristallklar_99.pdf)
Die Weiterfahrt führte an Sonderkulturen vorbei, die typisch sind für den fruchtbaren
Bodenseeraum mit seinem milden Klima. Darüber hinaus sind die Sonderkulturen
Ergebnis einer Intensivierung der Landnutzung, die erforderlich ist, wenn bei zunehmender Bevölkerungszahl eine Neulandgewinnung, etwa durch Rodung von Wald,
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nicht mehr möglich ist. Es handelt sich hierbei um intensive Landwirtschaft (Apfelniederstammplantagen, diverse andere Obstsorten, Beeren, Weinbau, Gemüsekulturen,
Hopfen). Die Sonderkulturen sind ein typisches Beispiel für einen Nutzungskonflikt,
denn der Intensivanbau ist sehr schädlingsgefährdet und benötigt daher einen hohen
Einsatz von Pestiziden. Zusätzlich werden die Flächen stark gedüngt, was ökologisch bedenklich und mit den anderen Nutzungen des Bodenseeraumes als Wasserschutzgebiet und Erholungsraum schwer zu vereinbaren ist.
Das Eiszeitalter hat eine wichtige Bedeutung für viele Nutzungspotenziale des Bodenseeraums. Ein Beispiel ist der Kies. Dieser Rohstoff ist nötig für Hausbau, Betonherstellung, Straßenbau, etc. Man spricht auch vom „Gold vom Bodensee“. Er ist ein
wichtiges Exportgut, das vor allem nach Österreich und in die Schweiz exportiert
wird.
Auf der Weiterfahrt zeigte Herr Professor Vogt die Bedeutung des Bodenseeraumes
als Industriestandort auf. Für Friedrichshafen brachte der Zeppelinbau eine sehr
starke Industrialisierung mit sich. Schon früh entstand hier eine Motorenindustrie, die
Erfindung und der Bau des Zeppelins in Friedrichshafen war der Auslöser. In der
Folge siedelten sich hier viele Zuliefererfirmen an, die Teile für den Zeppelin herstellten. Wichtige Hochtechnologieunternehmen, z.B. für den Fahrzeugbau, haben heute
hier Standorte, wie beispielsweise der EADS-Konzern oder die Firma MTU. Heutzutage werden wieder Zeppeline einer neuen Generation gebaut („Zeppelin NT“) und u.
a. für Tourismuszwecke eingesetzt.
Friedrichshafen ist nicht nur Industriestadt, sondern auch eine Stadt des Tourismus.
Die Kultur bietet Möglichkeiten und Chancen, dass sich die Bevölkerungen der Bodenseeregion näher kommen, sich besser verstehen und dass mit der Zeit neben
dem nationalen Bewusstsein ein Regionalbewusstsein entsteht. „Im kulturellen
Schaffen müssen Grenzen und nationalstaatliches Denken nach und nach abgebaut
werden. Für das kulturelle Leben und für die Kulturschaffenden muss in der ganzen
Bodenseeregion ein fruchtbares Klima für kulturelles Gestalten und künstlerisches
Schaffen vorhanden sein. Herausragendes kulturelles Schaffen ist grenzüberschreitend zu fördern“ (Internationale Bodenseekonferenz 2007). Die vielfältigen Kulturangebote, das attraktive Seeklima, die voralpine Landschaft und vielfältige Freizeitangebote machen den Bodensee zum Anziehungspunkt für zahlreiche Touristen. „Fast
3 Millionen Übernachtungen werden allein in der baden-württembergischen Bodenseeregion pro Jahr gezählt“ (Internationale Bodenseekonferenz 2007). Ein Beispiel
für eine touristische Sehenswürdigkeit ist der Rheinfall Schaffhausen, der alleine
jährlich mehr als zwei Millionen Besucher anzieht.
1.3. Die Besiedelung Vorarlbergs durch die Walser
Nach unserer Ankunft im Seminarhaus Fibe bei Laterns gaben Prof. Dr. J. Vogt und
Dr. A. Megerle einen weiteren Input, um den Raum, in dem wir uns während der
nächsten Tage bewegen sollten, politisch und kulturgeschichtlich in einen Kontext zu
bringen. Dies dient dazu, interkulturell differierende Handlungsmuster zu verstehen
und zu lernen, wie mit diesen im Rahmen der grenzüberschreitender Kommunikations- und Planungsprozesse gearbeitet werden kann.
Im Laufe des Tages waren die Alemannen des Öfteren erwähnt worden. Auch die
Walser finden sich in verschiedenen Ortsbezeichnungen wie Walsertal, Walserhaus
etc. wieder.
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Institut für Regionalwissenschaft
Nun war ganz Europa und damit auch die Region des heutigen Vorarlbergs schon
immer von vielen verschiedenen Völkern und Volksstämmen besiedelt, die unterschiedliche Kulturen hatten. Viele dieser Völker wechselten aus verschiedenen
Gründen ihren Siedlungsraum bzw. breiteten sich aus und mussten daher neue Besiedelungsräume erschließen. Wesentliche Gründe hierfür mögen die Landwirtschaft
und die Nutztierhaltung gewesen sein, die sich weiterentwickelten und immer mehr
Menschen ernähren konnten, so dass sich die Bevölkerung stark vermehrte. So
mussten sich sesshafte bäuerliche Völker auf die Suche nach neuen Siedlungsgebieten begeben. Während dieser Wanderbewegungen, die in der großen Völkerwanderung zwischen dem 4. und dem 6. nachchristlichen Jahrhundert ihren Höhepunkt hatten, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Völkern und
Stämmen. Einige Völker gingen in anderen auf, Kultur und Sprache verschwanden,
viele überlebten und entwickelten sich weiter, indem sie mit anderen Volksgruppen
verschmolzen und eine neue, synkretistisch geprägte Kultur entstand, so dass die
heutigen Kulturen nur aus ihren unterschiedlichen Wurzeln heraus erklärt werden
können. Für das Verstehen einer Kultur ist ein genetischer, auf die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Prozesse der Vergangenheit gerichteter Fokus erforderlich.
Er prägt, ob bewusst gepflegt oder unbewusst, bis heute das Selbstverständnis der
Menschen. Eine regionalwissenschaftliche Analyse muss also von diesen historischen Beziehungen ausgehen. Im Gegensatz zu geschichtswissenschaftlichen Ansätzen handelt es sich dabei aber nicht um einen Selbstzweck, sondern um einen für
die gegenwärtige und zukünftige Gestaltung im Rahmen räumlicher Planungen gerichteten verstehensorientierten Zugang.
Zur Herstellung eines derartigen Zuganges gibt es unterschiedliche Ansätze, den
chronologischen und den antichronologischen. Der Nachteil eines chronologischen
Vorgehens ist, dass mit den am wenigsten sichtbaren weil ältesten Spuren begonnen
wird. Für ein antichronologisches Vorgehens, das von der Gegenwart aus rückwärts
vorgeht, ist ein umfangreiches Vorwissen erforderlich, das es erlaubt, die Fakten einzuordnen, um nicht Ursache-Wirkungs-Verflechtungen zu vertauschen. Die überwiegend aus außereuropäischen Ländern stammenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer machen im vorliegenden Fall ein chronologisches Vorgehen sinnvoller.
Vor der Eroberung durch die Römer im Jahre 15 v. Chr. siedelten Kelten in der Region des heutigen Vorarlberg, unter anderem der Stamm der Brigantier, nach denen
die Römer ihre erste Stadtgründung Brigantinum nannten (das heutige Bregenz). Die
Römer besiedelten das Gebiet, legten weitere Städte an, betrieben Landwirtschaft,
überprägten die Kultur der Kelten und vermischten sich mit den Einwohnern. Die Kelten waren ein schriftloses Volk, daher gibt es keine schriftlichen Überlieferungen, aus
denen wir außerhalb der archäologisch fassbaren Sachkultur etwas über sie lernen
könnten. Ihre Kultur wurde von der römischen derart überprägt, dass nach dem Untergang des römischen Reiches nicht mehr daran angeknüpft werden konnte. So
sind das Volk der Kelten und ihre Kultur untergegangen, die teilweise zu beobachtende moderne Anknüpfung ist eine touristische Vermarktung. Die Römer beherrschten und kultivierten das Land über vier Jahrhunderte, aus dieser Zeit stammen nicht
nur Siedlungen und die sie verbindenden Straßen, sondern auch große Teile des
kulturellen Erbes der Nachfolgestaaten.
Im Jahr 260 n. Chr. begannen aus dem Norden kommende Germanen in das Gebiet
des heutigen Vorarlbergs einzudringen. Es waren verschiedene Stämme oder Völker, die daran beteiligt waren, die man unter dem Oberbegriff der Alemannen zusammenfasste und noch heute zusammenfasst.
Die große Völkerwanderung führte letztendlich zum Zerbrechen des Römischen
Großreiches. Um das Jahr 450 herum besiedelten die Alemannen das Gebiet rund
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Institut für Regionalwissenschaft
um den fruchtbaren Bodenseeraum, der einen Kernraum ihres Siedlungsgebietes
bildete.
Die Alemannen waren Bauern und offenbar sehr fruchtbar, so dass ihre Vermehrung
bald zu einem Bevölkerungsdruck führte. Sie besiedelten daher auch bald die Alpentäler, wobei sie eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit bewiesen und auch bisher unbekannte Hochlagen erfolgreich bewirtschaften konnten. Im Zuge der ersten
Wanderungswelle im 7. und 8. Jahrhundert erreichten die alemannischen Siedler das
Goms, das heutige Oberwallis in der Schweiz. Die zweite Wanderungswelle begann
im ausgehenden 12. Jahrhundert, als erste Gruppen von den im Oberwallis lebenden
Alemannen die Pässe überquerten, um nach neuen Siedlungsgebieten zu suchen. In
der Folge verließen immer mehr Bauern und Hirten das Oberwallis und wurden dadurch von Wallisern zu Walsern (Fritz A. 2006). Die Gründe für diese Auswanderungswelle aus dem Oberwallis sind nicht genau geklärt. Vermutet werden Klimaveränderungen, Naturkatastrophen, die Pest oder der Kinderreichtum, der zu einer Überbevölkerung führte. Urkunden, die hierüber berichten, gibt es nicht. Die Abwanderung erreichte ihren Höhepunkt im 13. Jahrhundert und dauerte bis ins 14. Jahrhundert an (Fritz A. 2006).
Die Auswanderer aus dem Oberwallis breiteten sich vor allem nach Süden und Osten aus. Die nach Osten ziehenden Gruppen überquerten den Furkapass zwischen
Oberwallis und dem heutigen Schweizer Kanton Uri, wo sie sich zunächst im Urserental inmitten der dort ansässigen romanischen Bevölkerung niederließen. Einzelne
Sippen drangen weiter über den Oberalppass ins Quellgebiet des Rheins vor. Von
hier aus erfolgte vermutlich auch die Besiedelung Liechtensteins und Vorarlbergs
(auf der Karte als vermutete Wanderzüge eingezeichnet). Das große und das kleine
Walsertal in Vorarlberg zeugen bis heute mit ihren Namen von der Einwanderung der
Walser (Fritz A. 2006).
Abbildung 1-13: Die Walserwanderungen (aus: Fibicher, Arthur 2004: Walliser Geschichte Rotten-Verlag)
Bei der Ankunft in ihren neuen Siedlungsgebieten waren alle gut bewirtschaftbaren
Flächen in den Tälern von der alteingesessenen, mehrheitlich romanischen Bevölkerung besetzt. Es blieben ihnen nur die unwirtlichen Gebirgsgegenden auf über
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1500m Höhe. Bei der Suche der Walser nach neuen Siedlungsgebieten kam den
dort ansässigen Feudalherren eine wichtige Rolle zu, denn diese gestatteten den
ausgezogenen Wallisern, sich in den unwirtlichen Gegenden anzusiedeln. Die Siedler erhielten ein ‚Kolonistenrecht’, welches ihnen gestattete, ihr so genanntes Walserrecht, welches persönliche Freiheiten, das Recht zur Bildung eigener Gerichtsgemeinden und das Recht zur freien Erbleihe von Grund und Boden beinhaltete (beim
Tod eines Siedlers wurde Gut und Boden an seine Nachkommen weitervererbt) an
ihren neuen Wohnorten beizubehalten. Das Walserrecht wurde gegen einen Zins an
den Feudalherren und die Verpflichtung zum Kriegsdienst gewährt (Fritz T. 2007).
Versuche der Herrscher, den Walsern ihre Rechte wegzunehmen, scheiterten aufgrund des Bedarfs am geschätzten Käse der Walser.
Die Walser passten sich den Hochlagen in besonderem Maße an, indem sie jahreszeitliche Transhumanz zwischen den unterschiedlichen Hochlagen betrieben, die
Milch –und Käsewirtschaft (Sennerei) perfektionierten und überlegene Techniken der
Holzbearbeitung entwickelten, denn Holz war der Rohstoff, der in den Alpen reichlich
verfügbar war.
Abbildung 1-14: Ein Walserhaus mit der typischen Holzverschindelung auf der Wetterseite
(Photo: B.Forkel)
Die Walser besiedelten ca. drei Viertel der Fläche des heutigen Vorarlbergs. Durch
ihre spezielle Lebensweise entwickelten die Walser den für sie typischen Individualismus, der sie bis heute prägt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein genossen sie ihre kulturellen Freiheiten wie die Freiheit der Heirat (die im Mittelalter nicht selbstverständlich war) und ihre eigene Rechtssprechung, die ihre Kultur formten. Durch die beschriebenen Freiheiten, ihre eigene Rechtssprechung und ihren Individualismus waren die Walser in vielen Fällen wirtschaftlich erfolgreicher, setzten sich oftmals gegen
die einheimische Bevölkerung anderer Alpentäler durch, so dass diese assimiliert
wurde. Weitere Beispiele für die kulturelle Überlegenheit der Walser sind der eigene
Dialekt, der sich bis heute gut erhalten hat, und ihre Bautechnik, die den Hochlagen
besonders gut angepasst war.
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Institut für Regionalwissenschaft
Die Walser waren jahrhunderte lang als Bauern tätig gewesen, was dazu führte, dass
in den verschiedenen Walsergebieten gleiche oder ähnliche Arbeitsweisen und Geräte entwickelt wurden. Die gekrümmte Sense beispielsweise soll eine Erfindung der
Walser sein, da man mit ihr an den steilen Hängen besonders gut mähen konnte. Die
Technik der Heutrocknung und der Heuzug im Winter sind weitere Beispiele. Die private Einzelsennerei ist ein typisches Merkmal der Walser und wurde in allen Walsersiedlungen unabhängig voneinander betrieben und perfektioniert. Die Sennerei war
so wichtig, dass die Walser Senner ihren eigenen Schutzpatron hatten, den heiligen
Theodul.
Nach den Napoleonischen Kriegen wurde die Walsergerichtsbarkeit 1805 abgeschafft, in Folge war auch die Walserkultur bedroht. Heute gibt es schätzungsweise
40.000 - 45.000 Walser, die ihre Kultur fortführen und pflegen. Vor allem in Österreich und der Schweiz haben sich die Walserkulturen mit ihrem eigenen Dialekt bis
heute erhalten, ein Beispiel dafür, dass sich kulturelle Reste in abgeschiedenen Gebirgslagen besonders gut erhalten.
Das Walsertum ist lebendiger Teil der Identität der Menschen in Vorarlberg.
Daneben bestand ein rätoromanisches Erbe in Vorarlberg noch bis in das 17. Jahrhundert, es gibt bis heute viele rätoromanische, auf der Endsilbe betonte Familiennamen und zahlreiche Landschaftsbezeichnungen und Ortsnamen sind rätoromanischer Herkunft (z.B. Rätikon, Schesaplana, Silvretta, Vermunt). Von einigen Landschaften gab es verschiedenartige Namen, so vom Walgau, das im rätoromanischen
Valdruschauna hieß.
1.4. Entstehung der politischen Raumeinheiten
Die heutigen politischen Raumeinheiten sind in einem allmählichen Prozess seit dem
Mittelalter aus den Stammesherzogtümern der Völkerwanderungszeit entstanden.
Ausgangspunkt ist das Großreich der Karolinger im 8. und 9. Jahrhundert. Die Karolinger erkämpften sich durch Unterwerfung der anderen Stammesherzogtümer, auch
der Alemannen, ein Großreich, das sie vor allem mit Hilfe der christlichen Kirche regierten. Bischöfe und Mönche hatten keine legalen Nachkommen und waren daher
besonders geeignete Verwalter der Herrschaften. Für das Mittelalter in Europa sind
daher so genannte Reichskirchensysteme typisch, bei denen kirchliche Amtsträger
weltliche Herrschaftsfunktionen wahrnahmen. Klöster und Bistümer wurden im karolingischen, später im salischen und im staufischen Reichskirchensystem mächtige
Herrschaften, die zu einem Teil die bis heute vorhandene Bedeutung der Amtskirchen erklären. Die weltlichen Territorien haben sich jahrhunderte lang mit den geistlichen Territorien auseinander setzen müssen. Das politisch-kirchliche Zentrum auf
dem Gebiet des heutigen Vorarlberg war Chur als Residenz des Bischofs, weltliche
Herrschaften waren die Herren von Bregenz und die mit ihnen verwandten Grafen
von Pfullendorf, die 1180 ausstarben und von den Staufern beerbt wurden. Eine
dauerhafte Herrschaft gelang dem Schwiegersohn des letzten Grafen von Bregenz,
Hugo von Tübingen, die sich später nach ihrer Burg die Grafen von Montfort nannten. Ihr Wappen ist bis heute dasjenige des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg, aber auch der Stadt Tübingen im Zentrum Baden-Württembergs. Im Rahmen
ihrer Herrschaftssicherung erfolgten die oben genannten Ansiedlungen der Walser.
Weitere wichtige Maßnahmen zur wirtschaftlichen und politischen Landesentwicklung
war die Gründung von Städten, so vor allem in Vorarlberg von Feldkirch (um 1190).
Die Herrschaften wurden häufig geteilt – so hier 1258 zwischen Montfort und Werdenberg -, einzelne Linien starben aus, was meist Erbauseinandersetzungen zur
Folge hatte. Nur wenigen Herrschaften gelang es im Laufe des Mittelalters und der
frühen Neuzeit, sich langfristig ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet zu si23
Institut für Regionalwissenschaft
chern. So ist die mitteleuropäische Territorialgeschichte eine Geschichte fortdauernder militärischer, politischer und ökonomischer Auseinandersetzungen, zumal die
Zentralmacht, das deutsche Kaisertum, zunehmend schwächer wurde und sich auf
sein eigenes Territorialgebiet, bei den Habsburgern, also Österreich, zurückzog.
Vor allem in den Grenzräumen von größeren Herrschaftsgebilden, so auch im Alpenreingebiet, waren häufige Auseinandersetzungen und Herrschaftswechsel typisch.
Sie überlagern sich hier mit den verschiedenen kulturellen Schichten, und es entstehen sehr kleinteilige Herrschafts- und Mentalitätsstrukturen, die von außen her – etwa durch die Exkursionsteilnehmer – kaum noch nachvollziehbar sind.
Westlich des Alpenrheins etablierte sich die Schweizer Eidgenossenschaft, östlich
waren es lange kleine Herrschaften, bis am Ende dieses Prozesses 1849 Vorarlberg
unter Österreich Teil des Landes Tirol wurde. Akzeptiert wurde dies nicht, 1861 wurde der Vorarlberger Landtag wieder eingerichtet. Damit war das Bedürfnis nach Eigenständigkeit noch nicht befriedigt, so dass nach der Zerschlagung des Habsburgerreiches nach dem ersten Weltkrieg die Vorarlberger sich in einer Volksabstimmung für die Eingliederung in die Schweiz entschieden (1919). Gleichwohl blieb Vorarlberg bei Österreich, weil die Eidgenossenschaft diesem Anschluss nicht zustimmte. Das föderal aufgebaute moderne Österreich hat erreicht, dass separatistische
Tendenzen heute nicht mehr ernsthaft und in der früheren Breite verfolgt werden.
Vorarlberg ist heute das ökonomisch prosperierendste Land Österreichs. Im kulturellen Selbstverständnis hingegen trifft man immer wieder auf die Betonung der Eigenständigkeit, was in der Regionalpolitik und Raumplanung eine wesentliche Grundlage
darstellt. Die immer wieder sichtbare Anknüpfung an die alten, ehemals selbständigen Herrschaften ist eines der darauf hinweisenden Elemente.
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26
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2.Tag, Dienstag, 18. September 2007
Bearbeitet von Veselina Hadzhieva, Wolfram Berner und Restu Jaya Duha
Zeit
07.3008.30
08.30
09.0009.20
09.2009.40
09.4011.50
11.5012.30
12.3014.00
Aktivität
Ort
Wer?
Frühstück und Vorbereitung
Seminarhaus Fibe
Alle
Fahrt von Laterns nach ThüringerSeminarhaus Fibe
berg/Großes Walsertal
Alle
Zwischenhalt(1)
Dünserberg/Düns
Prof. Dr. J. Vogt,
Dr. A. Megerle
Weiterfahrt
-
Alle
Vortrag und Diskussion:
Biosphärenpark Gro„Biosphärenparke: Instrument zur
ßes Walsertal, Büro in
ländl. Regionalentwicklung oder
Thüringerberg
Alibiveranstaltung? (2)
Herr LAbg. Türtscher, Obmann des
Biosphärenparks
Großes Walsertal
Rückfahrt nach Laterns
-
Alle
Mittagessen
Seminarhaus Fibe
Alle
14.0016.00
Nachbesprechung und Diskussion:
Reflexion des morgendlichen Termins;
Auswahl weiterer Themen: Zonie- Seminarhaus Fibe
rung, Schutzkategorien, Entwicklungsstrategien, Vegetationsgeografie, Landschaftsinterpretation. (3)
Prof. Dr. J. Vogt,
Dr. A. Megerle
16.3016.45
Indiv. Vorbereitung von 5 (4)
Prof. Dr. J. Vogt,
Dr. A. Megerle
17.0019.20
Kleine Wanderung: Praxis VegetatiLaterns/Teil des FreAlle
onskunde und Landschaftsinterpreschenweges
tation. (5)
19.2020.20
20.3023.15
Seminarhaus Fibe
Abendessen
Seminarhaus Fibe
Alle
Interkulturelles Abendprogramm
Seminarhaus Fibe
Alle
Der zweite Tag der Exkursion begann um 8:35 Uhr mit der Fahrt von Laterns nach
Thüringerberg ins Büro des Biosphärenparks „Großes Walsertal“. Wir sind dorthin
durch Rankweil, Übersaxen, Dünsenberg, Düns und Schnifis gefahren (siehe Abb. 21). Es gab einen Zwischenstopp am Dünserberg an einer Stelle, die einen guten
Blick auf das Walgau (siehe 20.09.2007) zulässt. Erkennbar war die bandartige Siedlungsstruktur entlang der Eisenbahnverbindung, welche zusammen mit den Straßen
zur Entstehung einer Entwicklungsachse geführt hat. Dieses Tal weist deshalb im
Vorarlberger Vergleich einen relativ guten Entwicklungsstand auf, große Firmen haben sich dort niedergelassen, z. B. die Liebherr-Industrieanlagen AG (mdl. Auskunft
Prof. Dr. J. Vogt, 18.09.2007).
27
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Abbildung 2-1: Fahrtroute am 18.9.07 (aus: Google Earth)
2.1. Der Biosphärenpark Großes Walsertal in Vorarlberg
Das Große Walsertal ist eine Region, in der es wenig Industrie gibt, dafür aber eine
besonders interessante Kulturlandschaft. Es gilt, dieses immense Kapital auf nachhaltige und naturschonende Art und Weise zu entwickeln sowie gesellschaftlich, wirtschaftlich und touristisch zu nutzen (Zielformulierung). Sechs Gemeinden gehören
zum Gebiet des Biosphärenparks Großes Walsertal: Fontanella - Faschina, St. Gerold, Raggal - Marul, Sonntag-Buchboden, Thüringerberg und Blons (vgl. Großes
Walsertal 2007).
Ein Biosphärenpark ist kein Naturschutzgebiet, kein Ort, an dem sich die Menschen
aus der Natur heraushalten sollen. Ein Biosphärenpark ist ein Ort, an dem Umweltbildung betrieben wird, an dem die Natur beobachtet und erforscht wird, an dem der
Schutz der Natur in das Wirtschaften und Leben der Menschen zu integrieren versucht wird. Die umgebende Umwelt ist Basis für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entfaltung der Menschen an ihrem Lebensort (vgl. Walsertal 2007).
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Abbildung 2-2: Biosphärenpark Großes Walsertal (aus:
http://hw.oeaw.ac.at/0xc1aa500d_0x000f96af)
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Der Biosphärenpark (BSP) Großes Walsertal in Vorarlberg war der erste seiner Art
von mittlerweile sechs in Österreich. Im Jahr 2000 ist das Große Walsertal von der
UNESCO als MAB („Man and Biosphere“)-Biosphärenreservat prädikatisiert worden.
Lange Zeit bildete die Viehzucht die einzige Lebensgrundlage. Heute setzen die
Landwirte auf überwiegend biologische Landwirtschaft und eine nachhaltige Holznutzung auf den steilen Berghängen. Auch der Tourismus spielt eine bedeutende Rolle
im Großen Walsertal (vgl. Großes Walsertal 2007).
Herr Josef Türtscher, der Obmann des „Biosphärenparks Großes Walsertal“, erläuterte am Vormittag des 18. September 2007 nach einer herzlichen Begrüßung, dass
der Biosphärenpark Großes Walsertal nicht als „Reservat“ bezeichnet wird, da die
lokale Bevölkerung und die Touristen, welche den Park besuchen, der Bezeichnung
‚Park’ mehr Akzeptanz entgegenbringen. Das Leitbild des Parks sei "Leben im Einklang mit der Natur". Dies bedeute, ein Gleichgewicht zwischen den Menschen, deren sozialer und wirtschaftlicher Aktivität sowie den natürlichen Habitaten innerhalb
des Parks zu schaffen. Herr Türtscher berichtete uns dann von drei verschiedenen
Zonen, in die der Park eingeteilt wird: die Kernzone, ca. 20 % des Parks, eine Pufferzone (Pflegezone, mind. 10 % der Fläche) und eine Entwicklungszone. Hierbei gebe
es die UNESCO-Vorgaben, dass in der Kernzone der menschliche Einfluss minimal
zu halten ist und die darum liegende Pufferzone naturnah genutzt werden sollte (Alpweiden etc.). Die Entwicklungszone dient der Entfaltung angepasster Nutzungsweisen des Menschen (vgl. Großes Walsertal 2007).
Insgesamt ist der BSP etwa 19.200 Hektar groß und weist ca. 3.500 Einwohner auf.
Die Berge rund um das Tal erstrecken sich von 508 bis 2.704 Meter Höhe. Tourismus sei der wichtigste Subsektor. Ungefähr 180.000 Übernachtungen wurden von
Touristen in diesem Gebiet 1999 gebucht. Hinsichtlich der Anzahl der Winter- und
Sommerbuchungen gebe es keine großen Differenzen. Es existierten insgesamt
2.200 verfügbare Betten, ungefähr 25.000 Touristen kommen pro Jahr an. SeminarTourismus sei außerhalb der Saison zur Spezialität geworden. Die Landwirtschaft
stelle den zweitwichtigsten Wirtschaftszweig im Grossen Walsertal. Es gebe noch
ungefähr 200 Landwirte, 50% davon im Haupterwerb. Herr Türtscher stellte dann
einige Charakteristika der Region vor, die mit folgenden Stichworten wiedergegeben
werden können:
kleine, traditionelle Strukturen
bergbäuerliche Prägung
große Bedeutung der regionalen Identität
Milchverarbeitung wichtig
Streusiedlungen der Walser-Bevölkerung
keine übermäßige touristische und verkehrstechnische Erschließung
Pflanzenvielfalt
Magerwiesen
… etc.
Als Meilenstein auf dem Weg zur Akzeptanz des BSP hätte sich, Herrn Türtscher
zufolge, die Erarbeitung eines Leitbildes für den Biosphärenpark Grosses Walsertal
im Jahr 1999 mit breiter Bürgerbeteiligung erwiesen. Das Leitbild enthalte Visionen
und Entwicklungsziele für die nächsten fünf Jahre. Mittlerweile sei das Leitbild evaluiert und, inkl. einer Festschreibung der Ziele für die nächsten fünf Jahre, überarbeitet
worden. Dies diene der Information und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Als
weitere Meilensteine wurden von ihm genannt:
30
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Enge Zusammenarbeit des Biosphärenparks mit der Regionalplanung
Breite Akzeptanz und hoher Bekanntheitsgrad des BSP-Logos durch dessen
Erarbeitung via Schülerwettbewerb
Regelmäßig erscheinendes Infoblatt „BLICKWINKEL“ als Beitrag zum „Binnenmarketing“
Einrichtung eines professionellen Biosphärenpark-Managements
4. Juli 2000 - Ernennung zum Biosphärenpark durch die Vorarlberger Landesregierung per Verordnung
10. November 2000 - UNESCO Anerkennung als Biosphärenreservat. Damit
verbunden ist eine regelmäßige Evaluierung (alle 10 Jahre).
Herr Türtscher stellte dann einige Projekte/Entwicklungen vor, von denen nachstehend einige kurz beschrieben werden:
„Walserstolz“
In Zusammenarbeit mit dem Biosphärenpark wurde eine eigene Käsemarke mit der
Bezeichnung „Walserstolz“ kreiert. Das Marketing umfasst auch Sennereibesichtigungen und „Käselehrgänge“, die auch zur „Transparenz“ des Herstellungsprozesses beitragen. Die neue Marke „Walserstolz“ ist erfolgreich. So kann beispielsweise
ein höherer Milchpreis erzielt werden (mdl. Auskunft Herr LAbg. Türtscher,
18.09.2007).
„Köstliche Kiste“
Ein anderes Projekt des Biosphärenparks Großes Walsertal ist die „Köstliche Kiste“.
Dabei geht es um die bessere Vermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen
aus dem Tal. Die Besonderheit ist, dass neben den landwirtschaftlichen Betrieben
und Sennereien auch lokale Tischler beteiligt sind. Sie fertigen die Kiste aus einheimischem Holz. Der Kiste liegt ein Flyer bei, der erklärt, wo die Erzeugnisse herkommen und wie sie produziert werden (mdl. Auskunft Herr LAbg. Türtscher,
18.09.2007).
Erneuerbare Energie: Vorarlberger e5-Programm
Seite 1998 wurde von Bundes- und Landesministerien in Österreich das e5 Programm gestartet, um „Gemeinden bei ihren Bemühungen zur Steigerung der Energieeffizienz
zu
unterstützen“
(http://www.energiebewusst.at/index.php?id=54,
16.1.08). Im Rahmen dieses Programms wird besonders fortschrittliche Energiepolitik gefördert und ausgezeichnet. Für die Umsetzung des Programms in Vorarlberg ist
das Energieinstitut dieses Bundeslandes zuständig (www.energieinstitut.at). Derzeit
beteiligen sich 17 Vorarlberger Gemeinden und die Region „Großes Walsertal“ daran. Ziel ist es, einen effizienten Energieeinsatz zu fördern, die Nutzung von heimischen, erneuerbaren Energieträgern zu steigern und Strukturen und Prozesses aufzubauen, die eine zukunftsfähige energiepolitische Arbeit auch längerfristig sicherstellen (vgl. Energieinstitut 2007).
Die Region „Großes Walsertal“ hat sich besonders mit thermischen Solaranlagen
und Biomasse- und Wasserkraftwerken profiliert und ist dafür mehrfach ausgezeichnet wurden, u. a. mit dem European Energy Award in „Silber“. Zusätzlich zu den
technischen Maßnahmen erhielt jeder Haushalt Energietipps, Alpbusse werden zur
umweltfreundlichen Erschließung der Region eingesetzt (s. unten), es fand eine
Biomasse-Tagung statt. Tourismusbetriebe, die im Bereich Umweltmanagement vorbildlich wirtschaften, werden mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet
(mdl. Auskunft Herr LAbg. Türtscher, 18.09.2007).
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Alp- und Wanderbusse
Mit den „Wander- und Alpbussen“ können u. a. 48 Alpen im Großen Walsertal umweltfreundlich erreicht werden. Der Individualverkehr wird reduziert und lokale Verkehrsgesellschaften profitieren von der Wertschöpfung. Besonders die Alpen sind
heute nicht nur Räume für die Weidewirtschaft, sondern auch wegen der Wanderund Einkehrmöglichkeiten in einer sehr attraktiven und mit zahlreichen Aussichtslagen versehenen Landschaft sehr beliebt. In den Tälern verbinden die Busse auch die
zahlreichen Sport- und Freizeitmöglichkeiten.
„Genussspechte“
Mit dem Projekt „Genussspechte“ soll erreicht werden, dass die Gastronomie verstärkt landwirtschaftliche Erzeugnisse verarbeitet. Dafür wurden Kooperationen zwischen Sennereien, Metzgern und Bäckern geschaffen und neue Produkte wie die
„Sennerwurst“, eine Bratwurst mit Molke oder das „Schottabrot“ entwickelt. Die Gastronomie wird mit einem eigenen Kühlbus beliefert. Besondere Speisekarten weisen
auf das Projekt hin und werben dafür mit dem Logo des Biosphärenparks („Corporate
Design“, mdl. Auskunft Herr LAbg. Türtscher, 18.09.2007).
Kochbuch „Ein Genuss“
Rezepte für Speisen aus regionalen Zutaten enthält das für den Biosphärenpark herausgegebene Kochbuch „Ein Genuss“. Mit 83 Rezepten, von Hausmannkost bis zur
modernen Küche, spannt dieses Kochbuch den Bogen von der traditionellen bis hin
zur zeitgenössischen Küche und bietet so Kochanregungen für alle Geschmäcker
(mdl. Auskunft Herr LAbg. Türtscher, 18.09.2007, vgl. Großes Walsertal 2007).
Biosphärenpark-Partnerbetriebe
Im Tal gibt es 38 „landwirtschaftliche Partnerbetriebe“, die u. a. zusammen mit dem
Biosphärenpark Exkursionen anbieten. Dadurch sollen die Leistungen der Landwirtschaft sichtbar gemacht werden, vor allem auf dem Gebiet des Naturschutzes. Ein
anderes Projekt im Rahmen dieser Partnerschaft ist die Aus- und Weiterbildung von
Landwirten zu Naturschutzfachkräften.
Neben den landwirtschaftlichen gibt es auch noch Partnerbetriebe in der Gastronomie bzw. Hotellerie. Diese müssen 20 Kriterien im Sinne der BiosphärenparkPhilosophie erfüllen, um das Label zu erhalten. Mehrere Betriebe sind beteiligt und
konnten bereits mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet werden (mdl. Auskunft Herr
LAbg. Türtscher, 18.09.2007).
„Bergholz“
Im Projekt „Bergholz“ sind alle regionalen holzverarbeitenden Betriebe zusammen
geschlossen. Ziel ist es, ein Ursprungs- und Qualitätsgütesiegel für das Holz der Region zu entwickeln und zu vermarkten. Neben seiner ökonomischen Bedeutung hat
dieses Vorhaben auch in sozialer Hinsicht eine große Bedeutung für die Talschaft.
Es würden Betriebe in ihrer Existenz gesichert und qualifizierte Arbeitsplätze erhalten
oder sogar neue geschaffen. Eine Flankierung erfolge seit 2006 über den Verein
‚Wirtschaft Großes Walsertal’.
„Alchemilla“ - ein Kräuterprojekt
Im Großen Walsertal hat sich eine Gruppe von Frauen zum Kräuterprojekt „Alchemilla“ (lateinischer Gattungsname der Schafgarbe) zusammengeschlossen. Sie sammeln Wildkräuter, legen verschiedene Kräutergärten an und versuchen, ihr Wissen
32
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und ihre Produkte zu vermarkten. Einzelne Frauen aus dieser Kräutergemeinschaft
bieten auch Kräuter-Kurse an und öffnen ihre Gärten für interessierte Besucherinnen.
Sie zeigen, was man mit Kräutern alles machen kann.
Dieses Projekt ist von und für Frauen. Hauptziele sind, den Austausch zwischen den
Frauen zu fördern, die Frauen in ihren Vorhaben zu stärken und selbständige Erwerbsmöglichkeiten für sie zu schaffen. Beim Kräuterwochenende (31.08.2007 bis
02.09.2007) stellte sich „Alchemilla“ offiziell vor: Neben der „Alchemilla-„Ausstellung
gab es an diesem Wochenende auch Kursangebote, Vorträge und kulinarische Kräuterspezialitäten. Ein weiteres Angebot von „Alchemilla“ ist die Jahreskräutergruppe,
bei der sich Menschen zwei Jahre lang gemeinsam auf den Weg begeben, um die
Geheimnisse der Pflanzen kennen zu lernen (vgl. Broschüre aus 2007: „Die Seele
der Pflanze“).
Sonstige Projekte
Im Weiteren gab Herr LAbg. Türtscher einen kurzen Überblick über weitere Projekte
so zur Umweltbildung (Schullandheime, Lehrermappen, Lehrpfade) und zur Öffentlichkeitsarbeit (Broschüren, Informationstafeln, geführte Wanderungen, Internetpublikationen etc.). Er ging auch auf die Finanzierung des Biosphärenparks (anfangs insbesondere EU-Regionalförderung durch Leader +) und dessen Organisation (Verein
REGIO und Biosphärenparkkuratorium mit sechs Bürgermeistern und dem Obmann,
Herrn Türtscher).
Auch im Bereich „Forschung“ sei der Biosphärenpark gut aufgestellt. So gebe es
Herrn Türtscher zufolge Kooperationen mit Hochschuleinrichtungen wie der Universität Innsbruck.
Der Park ist mittlerweile breit akzeptiert: Nach einer in Auftrag gegebenen Analyse
erachten 84 % seiner Bewohner den Biosphärenpark für sinnvoll. Alle Gemeinderäte
träfen sich regelmäßig zum Austausch über den Biosphärenpark, das ManagementBüro in Thüringerberg sei ein wichtiger Anlaufpunkt für verschiedene regionale Akteure.
Ausblick
Abschließend ging Herr Türtscher auf die zukünftige Entwicklung des Biosphärenparks ein:
Den oftmals falschen Erwartungen, wonach ein Biosphärenpark „automatisch“
Gäste bringe, müsse durch verstärktes Engagement bei der Produktqualität
und beim Marketing begegnet werden. Dieses Engagement bringe viel Arbeit
sowohl für ehrenamtlich Tätige wie für die politischen Vertreter.
Die Einbindung von ehrenamtlichem Engagement wird in Zukunft noch mehr
an Bedeutung gewinnen. Sie benötigt jedoch Zeit, Geduld und einen behutsamen Umgang mit den Wünschen und Erwartungen der Einzelnen.
Betont wurde, dass das Biosphärenpark-Management noch mehr als integrierende Anlaufstelle für (unzufriedene) Einheimische und Touristen fungieren
müsse.
Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass der Biosphärenpark Grosses
Walsertal erfolgreich dabei ist, sich als Modellregion für nachhaltiges Wirtschaften zu
etablieren. Verschiedene Projekte und Initiativen wie „Wanderbusse“, die regionale
Käsemarke „Walserstolz“ oder die mit regionalen Produkten gefüllte „Köstliche Kiste“
auf der einen Seite sowie thermische Solaranlagen, Biomasse- und Wasserkraftwer-
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ke auf der anderen verkörpern diesen Leitgedanken konkret als Teile einer Gesamtstrategie für die Region.
Bei der anschließenden Diskussion ging Herr Türtscher noch einmal auf die historisch gewachsene, regionale Identität und Mentalität der Walser ein. Es gehöre eine
gute Portion Traditionsbewusstsein und Heimatverbundenheit dazu, in dieser Gebirgslandschaft zu leben und zu arbeiten (vgl. Bäschlin/Schweizer 2003, S. 201 f.).
Andererseits führten die walserische Freiheitsliebe und das Hochhalten der Individualität immer wieder zu Konflikten, etwa bei Kooperationen im Rahmen des Biosphärenparks.
2.2. Erkundung in Laterns
Nach diesem Exkursionspunkt erfolgte die Rückfahrt nach Laterns. Nach der Mittagspause wurde das Programm des Vormittages reflektiert und der abendliche Spaziergang in die nähere Umgebung (Teil des Freschenweges) allgemein vorbereitet.
Themen waren hierbei u. a. die Verkehrsgeographie dieses Teils der Alpen, die Vermittlung von Landschaft an verschiedene Zielgruppen („Landschaftsinterpretation“)
und die Höhenstufen der Vegetation in den Nordalpen (siehe Abb. 2-3).
So werden in Mitteleuropa grundsätzlich die Höhenbereiche planar, kollin, montan,
subalpin, alpin und nival unterschieden. Die niedrigste, so genannte planare Stufe,
reicht bis ungefähr 100 m Höhe. Bei Abwesenheit einer land- und intensiven forstwirtschaftlichen Nutzung gedeihen hier Eichen-Kiefern-Wälder und Buchen-EichenWälder. Es folgt die kolline Stufe (bis max. 800 m, Eichenmischwälder, Kiefernwälder). Auf die (Nord-) Alpen bezogen schließt sich die montane Stufe mit dichtem Buchen- und Tannenwuchs an (800 – 1500 m). In höheren montanen Lagen im Übergang zum subalpinen Areal (1500 -2400 m) lassen sich überwiegend Fichten lokalisieren (Nordseite). Auch Lärchen und Zirbeln treten auf (Südseite). Die darauf folgende alpine Zone verfügt über an starke Winde angepasste Zwergsträucher, vereinzelte Baumkrüppel und geschlossene alpine Rasen (siehe Abb. 2-4), der in den
hochalpinen Bereichen zunächst nur als „Pionier-Rasen“ auftritt. Der Übergang von
subalpin zu alpin stellt somit auch die Waldgrenze dar. In der obersten, nivalen Stufe
treten nur mehr Moose und Flechten auf. Die Schneegrenze verläuft in diesem Segment. Generell sind die Vegetationsstufen abhängig von Temperatur, Windrichtung
und Niederschlag (mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt, Dr. A. Megerle, Frau Lauerbach,
18.09.2007; vgl. Klink 1998, S. 27 ff. u. Wissenschaft online 2007).
34
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Abbildung 2-3: Höhenstufen der Vegetation in den Nordalpen (aus: Klink 1998, S. 33)
Die Erkundung am Spätnachmittag führte uns auf einen Teil des Freschenweges.
Ziel war es, einen kleinen Teil dieses Weges explorativ kennen zu lernen, um am
darauf folgenden Tag, gut vorbereitet, dessen höhere Lagen erkunden zu können.
35
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Abbildung 2-4: Weidevieh in Ortsnähe, bereits von den Alpen abgetrieben (Photo: W.Berner)
Im Zusammenhang mit der Anpassungsleistung der Fauna an die Hangneigung ist
beispielsweise festzuhalten, dass die Rinderrassen der Alpen (siehe Abb. 2-4) über
eine besondere Hufenausprägung in Form und Länge verfügen, um ein Abrutschen
an den steilen Hängen zu vermeiden und somit eine Alpweidung erst möglich zu machen (mdl. Auskunft Herr Prof. Dr. J. Vogt, 18.09.2007).
In Bezug auf die Vegetation und die Flora erwähnte Herr Dr. A. Megerle die Magerwiesen, deren Nährstoffarmut typischerweise an den Zeigerarten Heidekraut und Silberdistel festgemacht werden könne. Eine Abweidung dieser Wiesen lohne sich
landwirtschaftlich nicht, weshalb hier Subventionsinstrumente griffen. Generell könne
man an schräg verbissenem Gras oder stehen gelassenem Ampfer, dessen Bitterstoffe vom Vieh nicht angenommen werden, feststellen, ob es sich bei einer Grünlandparzelle um eine Weide oder um eine (Mäh-)wiese handele.
Abbildung 2-5: Alm- bzw. Alpwirtschaft: Jahreszeitliche Beweidung in den Alpen (aus: Österreichisches Ökologie-Institut 2004)
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An manchen Stellen finden sich individuell bewirtschaftete „Kleinalmen“ (Abbildung
2-6). Sie zeigen die Bedeutung der Walsermentalität selbst bei dieser Weidewirtschaftsform: Statt, wie andernorts üblich, große Almen gemeinsam, ziehen es einige
Walser noch immer vor, ihre kleinen Almen individuell zu bewirtschaften.
Bei der Almwirtschaft treiben die Landwirte ihr Vieh (meist Rinder) entsprechend der
jahreszeitlichen Bedingungen zur Weide in unterschiedliche Höhenlagen (vgl. Abb. 25): Von Dezember bis April befindet es sich ausschließlich im heimischen Stall und
muss zugefüttert werden. Im Mai und Mitte Oktober/November erfolgt eine „Befahrung“ der hofnahen Heimweide. Im Juni/Juli/September/Oktober befinden sich die
Rinder auf der nächsten Stufe, dem so genannten Vorsäß. Von Anfang Juli bis Mitte
September werden dann die Alpen (alemannisch; entspricht den bajuwarischen „Almen“) und Hochalpen beweidet. Dieses System der Wanderweidewirtschaft ermöglicht die Ausnutzung jahreszeitlich schwankender Nahrungsressourcen (mdl. Auskunft Herr Prof. Dr. J. Vogt, Herr Dr. A. Megerle, 18.09.2007).
Schließlich sollen einige Begriffe der Vegetationsökologie vorgestellt werden, mit denen wir auf unserer Erkundung ebenfalls konfrontiert wurden:
• Neophyt: Nach Klink (1998, S. 27) ist dies eine neu eingewanderte und heimisch gewordene Pflanze, welche ursprünglich nicht in dieser Region anzutreffen war. Für vor der Entdeckung Amerikas immigrierte Pflanzen gibt es die
Bezeichnung Archäophyt (Alteinwanderer).
• Geophyt: Wird nach Richter (1997, S. 63) auch Kryptophyt genannt. Es handelt sich um krautige Pflanzen, die während der ungünstigen Jahreszeit (Trockenheit, Kälte) oberirdisch absterben und diese durch sich unter der Erde befindende Speicherorgane mit Knospen überdauern.
• Ubiquist: ist eine sehr anpassungsfähige Tier- oder Pflanzenart, die unterschiedliche Lebensräume besiedeln kann (vgl. Libelleninfo 2007).
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Institut für Regionalwissenschaft
Abbildung 2-6: Auf einer Individualalm der Walser (Photo: R.Duha)
Literatur
Bäschlin, E. u. A. Schweizer (2003): „Dort oben ist’s gut sein, da können Leib und
Seele gesunden...“ – Landwirtschaftliche Nutzung der Alpen zwischen Mythos und
Lebensalltag. In: Jeanneret, F., D.
Die Seele der Pflanze (2007): Broschüre: Alchemilla – ein Kräuterprojekt im BSP
Großes Walsertal.
Energieinstitut (2007): Angaben zum e5-Programm
URL: http://www.energieinstitut.at (Zugriff am 30.09.2007)
Google Earth (2007): Autoroute zweiter Tag
Grosses Walsertal (2007): Angaben zu Naturraum- und Entwicklungspotenzialen
URL: http://www.grosseswalsertal.at (Zugriff am 26.10.2007)
Klink, H.-J. (1998): Vegetationsgeographie, 3. Aufl. Braunschweig (Westermann).
Libelleninfo (2007): Glossar - Ubiquist
URL: http://www.libelleninfo.de (Zugriff am 26.10.2007)
Österreichisches Ökologie-Institut (2004): Angaben zu Jahreszeiten und Weidewirtschaft in den Nordalpen.
URL: http://www.ecology.at/3_Stufenlandwirtschaft.pdf (Zugriff am 27.10.2007.
38
Institut für Regionalwissenschaft
Richter, M. (1997): Allgemeine Pflanzengeographie. Teubner Studienbücher der
Geographie. Stuttgart (Teubner).
Sommerbahnen (2007): Karte Grosses Walsertal
URL: http:// http://www.sommerbahnen.at (Zugriff am 28.09.2007)
Walsertal (2007): Angaben zu Naturraum- und Entwicklungspotenzialen
URL: http://www.walsertal.at (Zugriff am 26.10.2007)
Wastl-Walter, U. Wiesmann u. M. Schwyn (Hrsg.) (2003): Welt der Alpen - Gebirge
der Welt. Ressourcen, Akteure, Perspektiven. Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft Bern, Band 61/2003. Buch zum 54. Deutschen Geographentag in Bern. Bern,
Stuttgart und Wien (Haupt)
Wissenschaft online (2007): Angaben zu Höhenstufen in den Alpen
URL: http://www.wissenschaft-online.de (Zugriff am 26.10.2007)
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Institut für Regionalwissenschaft
3.Tag, Mittwoch, 19. September 2007
Bearbeitet von Theodros Melesse, Michael Göbbels, Anass Bakiri
Tag
Route / StaThemen/Aktivitäten
tion
Wanderung zum Reschenkamm (Freschenhaus)
Ab 8.30 Uhr Themen: Kontextualisierung mit Hilfe der
Themen „Vegetationszonen“, „Landwirtschaft“,
3: Mittwoch ganztägig
„Tourismus“, „Geologie“. Unterwegs: Reflexio19.09.07
nen
Ca.
Uhr
Dozent(en)
bzw.
Dozentinnen
Prof. Dr. J.
Vogt
Dr. A. Megerle
19.45 Rückkehr und Abendessen im Seminarhaus
Fibe
Abbildung 3-1: Wegschreibung des dritten Exkursionstags (aus: Google Earth 2007)
In einer Vorbesprechung zur Begehung des Freschenwegs hoch zum Freschenhaus
erläuterte Professor Vogt die Wegstrecke und wies auf mögliche, wetterbedingte Gefahren und Besonderheiten hin. Insgesamt waren etwa 1000 Höhenmeter zu überwinden. Der Weg führte von der Unterkunft ”Seminarhaus Fibe” (ca. 900 Meter N.N.)
zunächst auf den Alpwegkopf (1481 Meter) und dann auf dem Kamm in westlicher
Richtung zum Lesegatter (1576 Meter). Über den Leseweg ging es anschließend
hinab zur Salluver Alp (1565 Meter) und ab dort über den letzten Anstieg hinauf zum
Freschenhaus (1840 Meter).
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3.1. Entstehung der Alpen
Die Gebirgsbildung oder Orogenese wird durch tektonische Vorgänge verursacht.
Die Erdkruste besteht aus Platten, die in sich relativ fest sind. Sie bewegen und verschieben sich zu einander aufgrund der Zirkulationen des flüssigen Gesteins im Erdinneren. Treffen zwei Platten aufeinander, so treten Schubkräfte auf, die zu einer
Auffaltung oder Überschiebung der Gesteinsschichten führen. Die Erdkruste hebt
sich allmählich und ein Gebirge entsteht. Die Art der Gesteine, ihr Gefüge und ihr
Wassergehalt beeinflussen den Vorgang. Äußere Einflüsse, klimatische Faktoren
und Erosionsprozesse bestimmen darüber, welche Form ein Gebirge annimmt. Die
Phasen der Entstehung der Alpen mit Betonung der Gebiete Vorarlbergs wurden anhand der tektonischen und geologischen Übersichtskarten erläutert (Prof. Dr. J.
Vogt).
Abbildung 3-2: Großplatten der Erde (aus: http://www.power-box.de/vulkane/images/tectonic01-gr.jpg)
Die Alpen entstanden als Folge der Subduktion der afrikanischen Platte unter die
europäische Platte. Als Subduktion (Abbildung 3-3) bezeichnet man das Abtauchen
der Erdkruste in den Erdmantel. In den Subduktionszonen treten häufig Erdbeben
und Vulkanausbrüche auf. Bei der Entstehung der Alpen wurden zuvor in der Tethys,
dem Vorläufer des heutigen Mittelmeeres, abgelagerte Sedimente zusammen geschoben, in Falten gelegt und, eine Besonderheit der Alpen, in Form von Decken
übereinander nach Norden geschoben („Überschiebungsdecken“). Die Gesteine des
heute in Vorarlberg verbreiteten Deckensystems des Helvetikums (meist Kalke und
Mergel von Jura bis Alttertiär) entstanden also ursprünglich am Südrand der europäischen Platte und wurden bei der Alpenfaltung nach Norden verschoben.
Das Helvetikum wird vom Deckensystem des Flysch überlagert. Hierbei handelt es
sich um tonreiche Sedimentgesteine, die im Zuge der beginnenden Alpenfaltung als
Folge untermeerischer Rutschungen (Schlammströme) abgelagert wurden. Weiche,
rundliche Formen prägen heutige Flysch-Landschaften und machen sie besonders
bei Skifahrern beliebt.
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Abbildung 3-3: Subduktion (aus: http://www.goldseiten.de/bilder/firmen/liberty-stargold/exkurs-subduktion.jpg)
Bereits während ihrer Hebung begann die Abtragung der Alpen. Der dabei anfallende
Abtragungsschutt wird als „Molasse“ bezeichnet. Sie wurde im Tertiär in das heutige
Alpenvorland eingetragen, meist über Flüsse (Süßwassermolasse), zum Teil auch
über Meersströmungen (Meeresmolasse). Die Molasse besteht vorwiegend um Sande, Sandsteine und Mergel, zum Teil auch Gerölle, die häufig zu „Nagelfluh“ verbacken sind. Das sind Konglomerate, bei der die einzelnen Bestandteile härter sind als
die kalkreiche Matrix und deshalb wie „Nägel“ aus der Wand (alemannisch „Fluh“)
herausragen. Ein Teil der Molasseablagerungen wurde noch in die Alpenfaltung mit
einbezogen und hochgehoben („Aufgerichtete Molasse“ wie zum Beispiel am Pfänder).
3.2. Vegetation und Flora
Bei der Exkursion wurden verschiedene Florenelemente angetroffen. Eine Auswahl
daraus wird nachstehend näher beschrieben.
3.2.1. Tannen und Fichten
Der Lebensraum von Tannen umfasst vor allem die montane Stufe, das heißt die
Wälder zwischen 1.000 bis 1.300 Meter. Die Durchschnittstemperatur ist hier bereits
gering. Darüber findet sich dann der subalpine Fichtenwald. In 2000 Meter Höhe befinden wir uns bereits über der Baumgrenze.
Das Holz von Tannen und Fichten wird als Brennholz und für die Möbelproduktion
genutzt. Tannen wachsen langsam. Trockenjahre sind an den dürren Baumwipfeln
abzulesen. Tannen und Fichten scheinen zunächst ähnlich zu sein, haben aber kleine Unterschiede. Fichtennadeln sind kantig und weisen in alle Richtungen. Die Nadeln der Tanne sind dagegen zweizeilig angeordnet. Bei der Fichte hängen die weiblichen Zapfen nach unten, während die Tannenzapfen aufrecht auf den Zweigen stehen. Im Gegensatz zur Fichte, deren Zapfen ganz zu Boden fallen, lösen sich die
Zapfen der Tanne in die einzelnen Schuppen auf und sind selten intakt auf dem Boden zu finden (Encarta, 2007).
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Abbildung 3-4: Fichtenzweige (aus:
http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761560525/Fichte.html, Zugriff am 27.09.2007)
Abbildung 3-5:Fichtennadeln (Photo: A. Bimarsono)
Abbildung 3-6: Tannennadeln (Photo: A. Bimarsono)
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Abbildung 3-7 : Zweige und Zapfen der Tanne (aus:
http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761560525/Fichte.html, Zugriff am 27.09.2007)
3.2.2. Trollblume (Trollius europaeus)
„Die Trollblume ist eine typische sub- und dealpine Art.“ (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle, 19.09.07). Sie gehört zu den auffälligsten Vertretern der Hahnenfußgewächse in
Mittel- und Nord-Osteuropa. Sie besiedelt bevorzugt kühle und feuchte Wiesen, Wälder oder Bachränder, vor allem an quelligen Standorten. Die Trollblume erreicht eine
Wuchshöhe von 20 bis 60 Zentimetern. Die gerillten und kahlen Stängel sind aufrecht kaum verzweigt aber leicht gebogen. Am Ende der Stängel oder in den Achseln
der Blätter befinden sich meist eine bis drei Blüten. Die Blüte der Trollblume wird aus
Acht bis Fünfzehn Hüllblättern gebildet, die eine gelbe Drei bis Vier Zentimeter große
Kugelblüte bilden“ (Natur-lexikon.com, 2007).
Abbildung 3-8: Trollblume (Trollius europaeus, aus: http://www.naturlexikon.com/Texte/MZ/002/00179-trollblume/MZ00179-Trollblume.html, Zugriff am 30.09.2007)
3.2.3. Flechten
Eine der Fichten an der Exkursionsroute war stark mit Bartflechten überwachsen
(Abbildung 3-9). Flechten sind Symbiosen von Pilzen und Algen. Beide Arten profitieren aus dieser Partnerschaft. „Flechten breiten sich auf Bäumen oder Steinen aus
und kommen auch in sehr hohen Lagen vor. Vor allem die Bartflechten sind Indikatoren für eine gute Luftqualität und hohe Luftfeuchtigkeit.“ (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle, 19.09.07). „Flechten nehmen ihre Nährstoffe nicht wie die meisten Pflanzen mit
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Wurzeln aus der Unterlage auf. Die Nährstoffaufnahme erfolgt oberflächlich durch die
Luft, in Verbindung mit Feuchtigkeit (Regen, Nebel). Dadurch sind Flechten besonders durch Luftschadstoffe und sauren Regen gefährdet.“ (mdl. Auskunft Frau Lauerbach, 19.09.2007).
Abbildung 3-9: Bartflechten an einer Fichte (Photo: A. Megerle)
3.2.4. Alpenfettkraut (Pinguicula alpina)
Das Alpenfettkraut findet sich an Quellhängen und von Quellwasser überrieselten
Gesteinen, Hier laufen Mineralisierungsprozesse nur unzureichend ab und das Nährstoffangebot ist meist gering, Trotzdem kann diese Pflanze diese Mangelstandorte
besiedeln, denn es hat sich an diese Standorte angepasst: Außer durch Photosynthese ernährt sich diese Pflanze von Insekten und kann somit einen Teil ihres Stickstoffbedarfs auf diese Weise decken. “Dem Namen entsprechend, handelt es sich
um eine hauptsächlich in Gebirgen anzutreffende insektivore („fleischfressende“) Art,
die zwischen fünf bis fünfzehn Zentimeter Höhe erreicht. Die am Boden liegende
Blattrosette misst im Durchmesser etwa sechs Zentimeter (Nordens Photoart, 2007).
Auf der Pflanze landende oder darüber laufende Insekten bleiben dabei auf den mit
einem klebrigen, tröpfchenförmigen Sekret bedeckten Blättern (Pflanzenname!) hängen und werden über Sekrete verdaut. Als Glazialrelkt kommt die Pflanze vereinzelt
auch an geeigneten Standorten (Kalkquellen) im Alpenvorland vor.
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Abbildung 3-10: Alpenfettkraut (Pinguicula alpina, aus:
www.fleischfressendepflanzen.de/img/db/Pinguicula_alpina/Pinguicula_alpina_800.jpg (Zugriff
am 30.09.2007)
3.2.5. Alpenrose
Der Strauch der Alpenrose wird bis zu 150 Zentimeter hoch und ist immergrün. Sie
blüht zwischen Juni und August (Giftpflanzen Compendium, 2007). Die Alpenrose ist
eine Rhododendronart und in mehreren Arten auf sauren Böden oberhalb der Waldgrenze zu finden. „Alpenrosen haben eine große touristische Bedeutung. Wanderer
kommen in den Sommermonaten um die Alpenrose zu sehen (mdl. Auskunft Dr. A.
Megerle, 19.09.07).
Abbildung 3-11: Alpenrose (aus:
www.fleischfressendepflanzen.de/img/db/Pinguicula_alpina/Pinguicula_alpina_800.jpg, Zugriff
am 30.09.2007)
3.2.6. Pfeifengras
Pfeifengras wächst an wechselfeuchten, oft zeitweise quelligen Standorten. Im Gegensatz zu vielen anderen Süßgräserarten besitzt es keine oberirdischen Knoten, so
dass es früher als Pfeifenreiniger verwendet werden konnte (Name!). Als Streulieferant war es in der Düngerwirtschaft zum Auffangen der Exkremente wichtig. Teilweise waren Streuwiesen wertvoller als Futterwiesen. Heute sind Streuwiesen durch die
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Einführung moderner Stalltechnologien ökonomisch überflüssig geworden. Trotzdem
werden sie vom Naturschutz künstlich erhalten und ihre Pflege bezuschusst, da sie
landschafts- und wirtschaftshistorisch wichtige Zeugen sind und zusätzlich für die
Biodiversität (u. a. Orchideen-, Enzianarten) von Bedeutung sind (mdl. Auskunft Dr.
A. Megerle, 19.09.07).
Abbildung 3-12: Pfeifengras (Molinia caerulea, aus:
www.biopix.dk/Photo.asp?Language=de&PhotoId=16078&Photo=Gewöhnliches-PfeifengrasMolinia-caerulea, Zugriff am 01.10.2007)
3.3. Umwelteingriffe durch Skipisten
In den Alpen verkürzt sich die Vegetationsperiode mit zunehmender Meereshöhe. Ist
die Vegetationsperiode kürzer, dauert es länger, bist das Ökosystem störende Eingriffe verarbeiten kann. Der Betrieb von Aufstiegshilfen (Skiliften) und Infrastrukturmaßnahmen für den Wintersporttourismus ist auch in Vorarlberg verbreitet (mdl.
Auskunft Prof. Dr. J. Vogt, 19.09.2007).
Die Seilbahnen Laterns GmbH betreibt 3 Schlepplifte, eine Viersesselbahn und eine
Sechssesselbahn. Die Anlagen haben eine Gesamtlänge von 5,33 Kilometern und
eine Gesamtkapazität von ca. 8.000 Personen pro Stunde. Der erste Eingriff erfolgt
beim Bau der Liftanlagen. Der Materialtransport erfolgt je nach Bedingungen über
einen Hilfslift oder per Hubschrauber. Für die notwendigen Flächen wird der Wald
gerodet und die Wurzelteller der Bäume entfernt. Die späteren Pistenbereiche werden planiert. Um eine schnellere Amortisierung der Anlagen zu erreichen, wird die
neue Vegetationsdecke künstlich ausgesät und gegebenenfalls durch Plastikplanen
oder Netze abgedeckt (mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt, 19.09.2007).
Die Waldrodung verschlechtert die hydrologische Situation. Die natürliche Humusauflage wird verdichtet, Niederschläge fallen direkt auf die Erde, ohne durch die Interzeption der Bäume abgebremst zu werden. Die Wasserspeicherkapazität des Bodens sinkt und der Oberflächenabfluss steigt. Die Lawinengefahr erhöht sich durch
den Wegfall von Bannwald. Durch die Verwurzelung steiler Hanglagen wird normalerweise der Boden vor dem Abrutschen geschützt. Ohne Wald wird vermehrt Material ausgeschwemmt und insgesamt steigt das Murenrisiko (Terhorst 2004:2).
In Österreich sind ca. 80% der Pisten planiert, um Engpässe und Gefahrenstellen zu
vermeiden. Planien sind einfacher und effizienter mit schwerem Gerät zu präparieren, wodurch die Pistenkapazität erhöht und die Befahrbarkeit auch bei wenig
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Schneeauflage erhalten werden kann. Moderne Skivarianten wie das ’Carving’ erfordern zusätzlich möglichst breite, gleichmäßige Pistenbedingungen. In Folge von Planierungsmaßnahmen ändern sich die Standortbedingungen für die Vegetation. Die
ursprüngliche Pflanzengesellschaft wird durch schnell wachsende Pionierarten oder
sogar künstliche gesäte Fremdarten verdrängt. Über der Waldgrenze muss weitestgehend von irreversiblen Eingriffen ausgegangen werden (Terhorst 2004:7).
Durch gewalzten Schnee auf planierten Pisten verändert sich auch das Bodenklima.
Der Schnee schmilzt im Frühjahr später und die Bodentemperaturen sinken wegen
der geringeren Isolationswirkung. Hierdurch kann es ebenfalls zu Artenverschiebungen kommen.
Direkte Schäden können durch Wildverbiss und die scharfen Stahlkanten der Skier
entstehen. Variantenfahrer schrecken ruhende Tiere auf, die sich auf Nahrungssuche
begeben und junge Terminaltriebe abfressen. Die Folge ist Krüppelwuchs und landwirtschaftliche Einbußen während der Sommermonate (Terhorst 2004:7). In größeren Skigebieten nimmt die Belastung der Umwelt zusätzlich durch Pistenbetrieb unter
Flutlicht und zusätzlichen Lärm zu (mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt, 19.09.2007).
Schneekanonen werden eingesetzt um die angepeilte Saisondauer sicherzustellen
und Schneemangel vorzubeugen (mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt, 19.09.2007). In
Österreich werden etwa 34 Prozent der Pisten künstlich beschneit. Zur Erzeugung
des Kunstschnees wird mit Hilfe von Druckluft, Wasser durch feine Düsen gepresst.
Kunstschnee kann auch bei Plusgraden und mit verschiedenen chemischen oder
biologischen Additiven erzeugt werden, um die Konsistenz dem natürlichen Schnee
anzunähren. Die Nutzung dieser Additive ist in Deutschland jedoch verboten. Der
Betrieb von Schneekanonen ist sehr energieintensiv (Strom) und benötigt große
Mengen hygienisch einwandfreies Wasser, um Quellhorizonte unterhalb des Anwendungsgebiets nicht zu verunreinigen. Das zusätzliche Wasserangebot wirkt sich wiederum verändernd auf die Vegetation aus. Der Betrieb von Schneekanonen erfolgt
überwiegend nachts und stört durch den Betriebslärm empfindliche Tiere wie Eulen
und Käuze (Terhorst 2004:8-9).
Diese Wirkungen auf die Umwelt müssen nicht nur in den Alpen in Planungsprozesse einbezogen und abgeschätzt werden. Weltweit greift der Mensch in Ökosysteme
ein und ist sich der nötigen Maßnahmen und Folgen oftmals nicht bewusst. Die Aufwendungen für die Pistenpflege sind hoch. Verkalkuliert sich ein privater Liftbetreiber
und geht Konkurs, dann bleiben die ökologischen Schäden an der betroffenen Gemeinde hängen (mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt, 19.09.2007).
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Abbildung 3-13: Darstellung der Auswirkungen von Eingriffen des Skitourismus auf die Vegetation, Ökologische Auswirkungen des Wintertourismus in den Alpen (aus: http://www.unituebingen.de/egginfo/terhorst/lehre/download/beispielreferat.pdf, Zugriff am 08.10.07)
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Abbildung 3-14: Erosionsschäden durch Skibetrieb (Quelle: www.google.de; Photos: M. Göbbels)
Die Unterschiede der Strukturen einer früheren Weidefläche und jetzigen planierten
Skipiste sind gut erkennbar (Abb. 3-14). Durch die Pistenpflege und den Skibetrieb
entstehen in den Pistenrandbereichen Sackungen, die Ansatzpunkte für Erosion bilden. Aufschüttungen haben ein instabileres Bodengefüge als natürlich gewachsener
Boden. Die Erosionsrinnen verbreitern sich bei jedem Niederschlagereignis. Bei
Starkregen besteht die Gefahr von Murenabgängen, da der Boden stark durchfeuchtet wird. Die Viehweidewirtschaft trägt ebenfalls zur Entstehung von Erosionsproblemen bei. Insbesondere auf intensiv genutzten Genossenschaftsweiden sind die
Viehpfade (Gangeln) häufig Erosionsangriffspunkte (mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt,
19.09.2007).
Literatur
Chemieonline, 2007
URL: htp://www.chemieonline.de/form/schowthread.php?t=23076 (Zugriff am
07.10.2007)
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1. http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761560525/Fichte.html (Zugriff am
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50
Institut für Regionalwissenschaft
2. http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761565368/Tanne.html#1201500672
(Zugriff am 25.09.2007)
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URL: http://www.geo-glossar.de/woerterbuch/sedimentation.html (Zugriff am
07.10.2007)
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http://www.geolinde.musin.de/europa/module/europa_lw_hoehenstufen.htm
(Zugriff am 29.09.2007)
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27.09.2007)
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Mineralienatlas Fossilenatlas, 2007
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1. http://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Flysch (Zugriff am
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07.10.2007)
Natur-lexikon.com, 2007
URL: http://www.natur-lexikon.com/Texte/MZ/002/00179-trollblume/MZ00179Trollblume.html (Zugriff am 27.09.2007)
Nordens Photo Art, 2007
URL: http://arrenjarka.de/pflanzendesnordens/bluetenweiss/alpenfettkraut.htm
(Zugriff am 27.09.2007)
Terhorst, B. (2004): Ökologische Auswirkungen des Wintertourismus in den Alpen,
Eberhard-Karls-Universität Tübingen Geographisches Institut, Exkursion:
Österreichisches Alpen und Alpenvorland
URL: http://www.uni-tuebingen.de/egginfo/terhorst/lehre/download/beispielreferat.pdf
(Zugriff am 07.10.2007)
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Institut für Regionalwissenschaft
4.Tag, Donnerstag, 20. September 2007
Bearbeitet von Bolormaa Seryojoo, Aji Bimarsono, Dilip Kumar Biswas
Zeit
09:00
10:0012:00
12:45
14:0016:30
Aktivität
Fahrt von Laterns nach
Bregenz
Vortrag und Diskussion:
Aktuelle Planung in
Alpenrheintal und Walgau
Fahrt von Bregenz nach
Rankweil
Vortrag und Diskussion:
Geschichte Rankweils
Ort
Wer?
Autobahn A14
Alle
Landesplanungsamt
berg, Bregenz
Vorarl-
Dr. W. Bertsch,
Dipl.-Ing. M. Asman,
L. Schmidt
Landstrasse 190
Alle
Stadtzentrum Rankweil, Basilika unserer Lieben Frau
Prof. J. Vogt,
Dr. A. Megerle
Fahrt von Rankweil
Landstrasse 190
nach Feldkirch
Erkundung: aktuelle
16:45:18:30 Funktion der Stadt
Stadtzentrum Feldkirch
Feldkirch
Fahrt von Feldkirch
18:30
Landstrasse 190
nach Laterns
18:45Abendessen
Seminarhaus Fibe
20:00
20:00Reflexion:
Seminarhaus Fibe
22:00
16:30
Alle
Prof. J. Vogt
Dr. A. Megerle
Alle
Alle
Prof. J. Vogt,
Dr. A. Megerle
4.1. Gespräch mit Vertretern der Abteilung Raumordnung und
Baurecht der Vorarlberger Landesregierung in Bregenz
Einführung von Prof. Dr. J. Vogt
Vorarlberg ist das reichste Bundesland Österreichs. Es hat aber vergleichsweise wenig Siedlungsfläche, da das Rheintal inklusive seiner größeren Nebentäler bereits
stark besiedelt ist und der alpine Teil Vorarlbergs in großen Teilen als Siedlungsraum
nicht geeignet ist. Zum Verständnis der heutigen hohen Industriedichte dieses Bundeslands ist die Geschichte wichtig: Im Grenzland Vorarlberg haben vor allem
Schweizer Unternehmer die Textilindustrie entwickelt, aus der sich dann Maschinenbau und andere Industriezweige entwickelt haben.
Im föderalen Staatsaufbau von Österreich haben die Bundesländer wichtige Kompetenzen, beispielsweise auf dem Gebiet der Raumordnung. Aufgrund der geringen
Ausdehnung von Vorarlberg ist der Landesplanung keine regionale Ebene nachgeschaltet.
Vortrag „Vision Rheintal“ von Dipl.-Ing. Martin Assmann
Das Rheintal liegt im Westen Vorarlbergs (Österreich) und erstreckt sich entlang des
Alpenrheins an der Grenze zur Schweiz. 110.000 Menschen finden hier ihren Arbeitsplatz und auch ihren Wohnort, die oftmals getrennt sind: Tausende Menschen
pendeln täglich zwischen den Rheintalgemeinden. Seit den 1960er Jahren hat sich
das Rheintal beinahe zu einer geschlossenen Siedlung entwickelt. Voraussetzung
52
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dafür war der Ausbau des Hochwasserschutzes: Vor der systematischen Rheinbegradigung konzentrierten sich die Siedlungen mit wenigen Ausnahmen auf die zahlreichen Wildbachkegel, weil der Alpenrhein regelmäßig die Talebene überschwemmte. Dank der umfangreichen Schutzmaßnahmen am Alpenrhein blieb das Rheintal
seit 1927 vor Überschwemmungen verschont. Dies führte dazu, dass sich die Siedlungen zunehmend in der Talebene entwickelt haben. Heute wird das Vorarlberger
Rheintal von ca. 240.000 Menschen oder zwei Dritteln der Vorarlberger besiedelt.
Obwohl die Textilindustrie zurückgegangen ist, bleibt das Rheintal weiterhin eine der
dynamischsten Regionen in Österreich. 12.000 Unternehmen werden hier betrieben.
Vor allem in den letzten 10 Jahren stieg der Bedarf an Siedlungsflächen für neue
Wohnsiedlungen, Verkehrinfrastruktur und Gewerbebauten stark an.
In den 90er Jahren schlossen sich die Vorarlberger Rheintalgemeinden zum Projekt
„Vision Rheintal“ zusammen, da die individuelle Entwicklungsplanung der einzelnen
Gemeinden nicht mehr ausgereicht hat, um eine zufriedenstellende Koordination der
Siedlungsentwicklung zu erreichen. ,,29 Gemeinden - ein Lebensraum“ – unter diesem Motto wurde ein Leitbild für das Rheintal im Jahr 2006 erstellt. Die Themen, die
im Zuge der Leitbilderstellung aufgestellt wurden waren:
Siedlung und Mobilität
Freiraum und Landschaft
Wirtschaftsstandort
Gemeinbedarfseinrichtungen
Regionale Kooperation
Soziokulturelle Entwicklung
Durch das Zusammenwachsen von Siedlungen und dem Ausbau der Straßen werden Naturräume voneinander isoliert, was Menschen den Zugang zu Erholungsgebieten erschwert und Tiere daran hindert, zu wandern und sich auszubreiten. Der
Grünzonenplan ist eine Reaktion auf die ausufernde Siedlungstätigkeit der letzten
Jahrzehnte. Er wurde 1977 vom Land Vorarlberg als verbindlicher Landesraumplan
erlassen. Der Grünzonenplan ist bislang die wohl wichtigste Regelung für den wirksamen Schutz von überörtlichen, zusammenhängenden Freiflächen. Die Ziele des
Grünzonenplans sind:
Erhaltung des Landschaftsbildes und eines funktionsfähigen Naturhaushalts
Erhaltung von Naherholungsgebieten
Sicherung einer leistungsfähigen Landwirtschaft
Die Schutzverordnung des Grünzonenplans umfasst im Rheintal ein Gebiet von 112
km². Das ist rund die Hälfte des gesamten Tals. Die erfassten Flächen dürfen nicht
als Bauland ausgewiesen werden.
Die landwirtschaftlichen Flächen des Rheintals besitzen auch Funktionen für die
Ökologie und die Erholungsnutzung. Je nach Örtlichkeit tritt eine dieser Funktionen in
den Vordergrund. Im Bereich der großen Rheintalriede ist die Landwirtschaft am
Schutz von Lebensräumen, Tieren und Pflanzen orientiert, an den Siedlungsrändern
naherholungsorientiert. Die guten Böden stehen der Primärproduktion zur Verfügung.
Die Grünzonen sollen in ihrer Größe erhalten bleiben und zu einer zusammenhängenden Einheit verbunden werden. Entstehen soll ein „grünes Netz“ für Landwirtschaft, Ökologie und Freizeit.
Trotz der starken Siedlungsbelastung gibt es noch erhebliche Baulandreserven in
den kommunalen Plänen: 42 Prozent der Bauflächen im Rheintal sind nicht genutzt.
Die lückenhafte Bebauungsstruktur führt vielerorts zu hohen Erschließungskosten
(Kanäle, Wasser), zu langen Arbeits- und Freizeitwegen, zu einer geringen Auslas53
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tung der öffentlichen Verkehrsmittel und zu einem zersiedelten Ortsbild. Weil viele
innerörtliche Flächen für Bauinteressen aktuell nicht verfügbar sind, besteht nach wie
vor Druck auf die Siedlungsränder. Unter der Annahme gleichbleibender Bevölkerungs- und Siedlungsdichten bieten die Bauflächenreserven Platz für weitere
172.000 Einwohner und würden damit, die aktuellen Prognose über die Bevölkerungsentwicklung berücksichtigt, rechnerisch noch für über 150 Jahre ausreichen.
Bis 2031 wird die Einwohnerzahl des Vorarlberger Rheintals auf knapp 300.000 steigen. Es wird mehr als doppelt so viele ältere Menschen geben wie heute. Bei den
Haushalten ist ein Plus von 30 Prozent auf fast 135.000 zu erwarten. Am kräftigsten
wird dabei die Zahl der Einpersonen-Haushalte steigen. Das bedeutet, dass auch in
Zukunft mehr Wohnungen gebraucht werden.
Abbildung 4-1: Vorarlberg und Rheintal: Bevölkerungsentwicklung und –prognosen (aus:
www.vision-rheintal.at)
Ein wichtiges beratenes Gremium im Rahmen von „Vision Rheintal“ ist die Rheintalkonferenz. Die Rheintalkonferenz setzt sich aus den politischen Vertretern des Landes und der Gemeinden zusammen. Ihr gehören die Mitglieder der Landesregierung,
das Landtagspräsidium, die Fraktionsvorsitzenden des Landtages, die Landtagsabgeordneten des Rheintals sowie alle Bürgermeister der 29 Rheintal-Gemeinden an.
Die Rheintalkonferenz tagt zwei Mal jährlich.
Abbildung 4-2: Rheintalkonferenz (aus: http://www.visionrheintal.at/pdf/v__unikarlsruhe_070920.pdf)
Die Kooperation soll geeignete landesplanerische Maßnahmen und regionale Entwicklungskonzepte auf den Weg bringen und koordinieren. Die eigene und die gemeinsame Zukunft zu planen, braucht Ideen und Visionen. Für das Vorarlberger
Rheintal wurde aus diesem Grund in einem offenen Beteiligungsprozess ein Leitbild
zur räumlichen Entwicklung und zur regionalen Kooperation erstellt.
54
Institut für Regionalwissenschaft
4.2. Rankweil
Gegen 14 Uhr erreichten die Exkursionsteilnehmer Rankweil, eine historisch sehr
bedeutende Stadt im Alpenrheintal. Auf einem Platz am Fuß eines Hügels, am
Standort einer ehemaligen „Gerichtslinde“, wurde Mittagspause gemacht. Anschließend führte Herr Professor Vogt in den geschichtlichen Kontext der Stadt und die
sich daraus ergebenden bis heute wirksamen Konsequenzen ein.
4.2.1. Geschichte von Rankweil
Die Geschichte der Stadt Rankweil demonstriert exemplarisch, wie sich Kulturen
vermischen und eine andere, neue (Misch-)Kultur bilden. In diesem Fall sind die Kulturen der Kelten, Römer und Alemannen beteiligt. Es ist ein anschauliches Beispiel
für den kulturellen Synkretismus, der auch heute in nahezu allen Teilen der Welt beobachtet werden kann und der zum Verständnis von Konflikten wesentlich beiträgt.
Die Kelten besiedeln seit dem 5. Jh. v. Chr. Mittel- u. Westeuropa, sowie die Alpentäler und das Rheintal. Einer der keltischen Stämme, die im Alpenrheintal siedelten,
waren die Venonen. Ihr Hauptwohnort lag im Gebiet in der heutigen Stadt Rankweil,
die damals Vinomna (Sitzt der Venonen) genannt wurde. Im Jahr 15 v. Chr. kamen
die Römer in diese Gegend und unterwarfen die keltischen Stämme der Venonen
und die Brigantier. Die Römer führten Landeserschließungsmaßnahmen durch und
bauten Straßen mit Poststationen. Eine davon führte durch Vinomna bis nach Brigantium, dem späteren Bregenz. In der Nähe von Rankweil wurde die Poststation Clunia
erbaut.
50 n. Chr. bekam Brigantium als römischer Verwaltungsmittelpunkt Stadtrechte, in
der Folge verlor Vinomna an Bedeutung. Die römische Kultur war der keltischen (unter anderem durch ihre Schriftlichkeit) überlegen, was dazu führte, dass die keltische
Kultur assimiliert wurde, in diesem Teil Europas vollständig verschwand und aufgrund ihrer Schriftlosigkeit nur archäologische Spuren hinterließ. Durch einen Synkretismus der beiden Kulturen in Rätien entstand eine Kultur, die uns als rätoromanisch bezeichnet wird. Sprachlich ist das Rätoromanische ein Dialekt der lateinischen
Sprache, wobei keltische Sprachelemente mit enthalten sind.
Im Jahr 259 n. Chr. kamen die germanischen Alemannen von Norden. Sie waren
meist Bauern, die mit einer Handel und Verwaltung beherbergenden Stadt wie Bregenz nicht viel anfangen konnten. Sie siedelten am Rande oder außerhalb der Stadt,
ihre Dörfer sind bis heute an der Endung –ingen“ (= Dorf des ...) im Namen zu erkennen. Dank des fruchtbaren Bodens, waren die Alemannen mit Ihrer traditionellen
Landwirtschaft sehr erfolgreich. Das Siedlungsmuster ist bis heute erkennbar, auf der
Landkarte findet man beispielsweise die ehemaligen alemannischen Orte Meiningen
und Gisingen in der Nähe von Rankweil.
4.2.2. Missionierung als Machtfaktor und Instrument der Herrschaftssicherung
Es ist anzunehmen, dass das Christentum mit römischen Kolonisten in das Alpenrheingebiet gekommen war. Nach dem Beschluss des Edikts von Mailand 313 n.
Chr. wurde das Christentum römische Staatsreligion. Seitdem wurde die Bevölkerung vor allem in den Städten intensiv christianisiert. In den Provinzen wie Vorarlberg
fand die Christianisierung dagegen nur zögerlich durch pensionierte Soldaten oder
assimilierte Germanen statt. Im Nordwesten erfolgte die Christianisierung unter der
fränkischen Herrschaft. Die Alemannen, die in den Gauen als Landwirte zwischen
den Bajuwaren (Südost), den Franken (Nord), den Langobarden (Süd) und den Burgunden (West) siedelten, wurden relativ spät christianisiert. Erst die Anerkennung
der Oberhoheit Frankens durch die Alemannen 536/537 nach der erfolgreichen Aus55
Institut für Regionalwissenschaft
breitung des Frankenreiches bis in den Alpenraum fand auch bei den Alemannen
eine intensive Christianisierung statt. Christianisierung ist also mit politischer Geschichte verknüpft und diente zur Herrschaftssicherung.
Christianisierung und Missionierung als Herrschafts- und Machtsicherung wurden
sowohl verbal als auch mit Gewalt durchgeführt. Columban von Luxeuil und Gallus
waren Wandermönche und als Missionare in Bregenz tätig (vgl. wikipedia [1] & [2]).
Die Mönche spielten eine ganz wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Schriftkultur. Man konnte in den Klöstern schreiben lernen; ein Kloster war ein wichtiges Verwaltungs- und Wissenszentrum. Klöster wurden Mittelpunkte der Macht und der
Herrschaft bei den Alemannen, wie z.B. das Kloster St. Gallen im 7. Jahrhundert. Die
alemannischen Bauern mussten Steuern in Form des „Zehnten“ an dieses Kloster
entrichten. 724 wurde das Kloster Reichenau am Bodensee von den Franken als
Konkurrenz zu St. Gallen gebaut. Auch die Rätoromanen hatten ein Kloster, das Pfäfers hieß und 735 gebaut wurde. Das durch die Verbindung von weltlicher und geistlicher Macht entstandene Herrschaftssystem wird als Reichskirchensystem bezeichnet. Ein Kloster hat damit also sowohl eine meditative, kirchliche Funktion als auch
eine weltliche.
4.2.3. Eine Mischung verschiedener Kulturen
Die Alemannen kamen relativ spät, vermutlich erst im 9. Jh. nach Vinomna, der rätisch-keltischen Siedlung. Die Alemannen siedelten jedoch nicht direkt im Zentrum
dieses Ortes, sondern in einem neuen Siedlungsgebiet am nördlichen Rand der
Stadt, dass sie erschlossen, indem sie die Wälder rodeten. Eine Rodungsinsel heißt
auf Bajuwarisch „Reute“ und auf Rätoromanisch „roncale“. Dieser Ort wurde später
„rancvila“ genannt, ein Begriff aus einer Mischung von zwei Sprachen (Rätoromanisch und Latein), der „Wohnort in der Rodungsinsel“ bedeutet: ranc, roncale = Rodungsinsel (rätoromanisch); vila = Haus, Wohnort (Latein). Aus dem Wort rancvila
entwickelte sich später der Name Rankweil.
Das römische Reich war nicht nur militärisch erfolgreich und straff organisiert, es hatte auch kulturell hervorstechende Eigenheiten. So waren die Römer ausgezeichnete
Juristen, sie sind bekannt durch ihr Rechtsystem. Während die Griechen ihre Jugend
mit den homerischen Epen erzogen, waren es in Rom Gesetzestexte, die sibyllinischen Bücher.
Das römische Recht basierte auf Rechtsgelehrten, war also professionelles Recht.
Im Unterschied dazu war das germanische Recht Laienrecht. Beide Rechtsordnungen waren in vielen Elementen gegensätzlich. Daher verwundert es nicht, wenn bei
der Überlagerung der Kulturen beide Rechtssysteme weiter bestehen blieben. Andererseits sind nebeneinander bestehende Rechtsordnungen immer ein Problem, und
da Rechtsprechung ein wesentliches Element der Herrschaftssicherung ist, waren
die Herrschaften an einer einheitlichen Rechtsprechung interessiert. Rechtsprechung
ist – in historischen Zusammenhängen noch stärker als heute – eine zentrale Herrschaftstätigkeit, Orte der Rechtsprechung daher automatisch Herrschaftsmittelpunkte. Die Wahl des Ortes der Rechtsprechung ist dabei wichtig, denn er legitimiert das
Gericht. Aufschlussreich ist daher der Standort in Rankweil. Zwischen dem germanischen Rankweil (heute Oberdorf) und dem rätoromanischen Vinomna (Mittel- und
Unterdorf) wurde der Herrschaftsmittelpunkt eingerichtet, die Gerichtsstätte. Hier war
der Hof der rätoromanischen und später der fränkischen Grafen und der Gerichtsplatz. Das Gericht war also die wichtigste zentralörtliche Funktion dieses Ortes sowohl für die Rätoromanen als auch für die germanischen Alemannen. Gericht gehalten wurde unter einer Linde unter freiem Himmel, was der germanischen bzw. alemannischen Tradition entsprach. Das Schreiben von Urteilen und Gesetzestexten
56
Institut für Regionalwissenschaft
nach römischer Tradition benötigte Schreibkundigkeit, die die Germanen nicht hatten. So entstand der Bedarf einer Schreibschule, die in Rankweil gegründet wurde.
Die Germanen hatten keine Schriftkultur, Lesen und Schreiben wurde daher auf Rätoromanisch gelernt. Damit verbreitete sich auch lange nach dem Untergang des römischen Reiches die lateinische Schriftkultur. Der Übergang von der römischen zur
germanischen Tradition vollzog sich sehr langsam. Noch im 9. Jahrhundert erfolgten
die Verhandlungen nach römischem Recht in rätoromanisch. Das Gaugericht war
noch im Hochmittelalter ein Pfeiler der rätoromanischen Kultur in Vorarlberg. Es hieß
„Müsinen“, abgewandelt von „missi regii“, den Königsboten, die den Vorsitz des Gerichts hatten.
Mit der Bedeutungszunahme des Handels, der Gründung von Feldkirch und der
Notwendigkeit, dessen zentrale Funktion zu stärken, verlor das Gericht an Bedeutung, Kanzlei und Schule kamen nach Feldkirch. Dennoch tagte das Gericht als
Landgericht, ab 1418 als kaiserliches Landgericht, weiterhin in Rankweil, erst 1806,
während der napoleonischen Zeit, wurde das Gericht nach Feldkirch verlegt, wo es
heute als Landesgericht von Vorarlberg weiter besteht.
Dies ist ein Beispiel für die Persistenz von kulturellen Elementen und unterstreicht
die Notwendigkeit, diese auch in der Gegenwart zu berücksichtigen. Das Verständnis
der großen mitteleuropäischen Rechtsordnungen als Synthese aus germanischem
und römischem Recht kann an diesem Standort auch räumlich konkretisiert werden.
Mit der Verwaltungs- und Gerichtszentralität verbunden ist auch die kirchliche Zentralität, ebenfalls ein wichtiger Pfeiler einer Herrschaft.
4.2.4. Wallfahrt als Instrument der Machtsicherung
Die kirchliche Zentralität ergibt sich in Rankweil vor allem aus seiner Funktion als
Wallfahrtsort. Die Christen unternahmen Wallfahrten zu den Reliquien, d.h. zu den
Hinterlassenschaften der Heiligen und Märtyrer. Reliquien werden bis heute von den
Katholiken und den Orthodoxen verehrt. Im westlichen Christentum gab es das Ritual, eine Wallfahrt zu einem Ort zu unternehmen, an dem eine Reliquie liegt. Die Wallfahrtsorte haben also eine zentrale Bedeutung im christlichen Leben.
Nach einer Reichenauer Legende hat Karl der Große dem Grafen Hunfried ein goldenes Kreuz mit einem Splitter des Kreuzes Jesu geschenkt (vgl. Broschüre Basilika
Unserer Lieben Frau). Rankweil besitzt daher eine Reliquie und war seit dem 9. Jh.
Wallfahrtsort geworden. Rankweil hat also auch eine wichtige religiöse Bedeutung,
die durch die zahlreichen Wallfahrer auch ökonomische Vorteile mit sich brachte. Die
Wallfahrt hat auch die indirekte Funktion, die Machtbeziehung des Zentrums gegenüber der Peripherie zu sichern. Auf dem Felsen oberhalb des Gerichtsortes entstand
der befestigte Wallfahrtsort, eine Kirchenburg. Wallfahrt und Gericht gehören zusammen und bilden gemeinsam den Herrschaftsmittelpunkt der weltlich und religiös
legitimierten Herrschaft.
4.2.5. Aufstieg und Niedergang von Städten und Wohnsiedlungen: Rankweil und Feldkirch als Fallbeispiele
Nach dem Tod des letzten Grafen von Bregenz (Ulrich) um 1160 wurde die Herrschaft über diesen Gau von Pfalzgraf Hugo von Tübingen durch Erbe von seiner
Frau Elisabeth übernommen (vgl. wikipedia [4] & wikipedia [5]). Die Herrschaft wurde
dann an seinen ersten Sohn, Hugo von Montfort übergeben. Damit begann die lange
Herrschaftszeit der Grafen von Montfort in der Gegend Vorarlbergs. Graf Hugo von
Montfort führte eine moderne Herrschaft, indem er die Macht unter verschiedenen
ihm ergebenen Grafen verteilte.1218 wurde Feldkirch als das neue Wirtschaftszentrum gegründet, um das Lagepotenzial an der Verkehrskreuzung der Alpenrheinach57
Institut für Regionalwissenschaft
se und der West-Ost-Achse in den Walgau optimal zu nutzen. Die wirtschaftliche
Funktion wuchs hier, während die von Rankweil abnahm.
Um 13. Jh. kamen die Waliser oder Walser in die Gegend des Alpenrheintals. Die
Montforter wiesen ihnen für die Landwirtschaft die höher gelegenen Gebiete zu, weil
die anderen Flächen im Alpenrheintal und in den Alpentälern schon besiedelt waren
und die Grafen zur flächenhaften Herrschaftssicherung ein Interesse auch an der
Nutzung der Hochlagen hatten. Dort betrieben die Walser in den Tallagen eine Feldund in den Hochlagen eine sommerliche Weidewirtschaft. Diese Art der Landwirtschaft wird Alp- oder Almwirtschaft genannt. Die Bauern betreiben transhumante
Viehzucht auf verschiedenen Höhen der Alpenhänge. Sie wird – mit geringfügigen
Veränderungen – bis heute in den Walsergebieten betrieben.
1390 starb der letzte Erbe des Hauses Montfort und damit ging diese Herrschaft unter. Die lokalen Herrscher und benachbarte Territorien stritten um das territoriale Erbe. Während des Zürcherkrieges 1445 zerstörten die Eidgenossen Feldkirch und andere vorarlbergische Städte am Alpenrheintal, unter ihnen auch Rankweil (vgl. Broschüre Basilika Unserer Lieben Frau Rankweil / Vorarlberg). Bis 1491 baute man die
Kirchenburg wieder auf.
4.3. Feldkirch
Die dritte Exkursionsstation an diesem Tag war Feldkirch, die drittgrößte Stadt in
Vorarlberg nach Bregenz und Dornbirn. Feldkirch liegt ganz am westlichen Rand Österreichs am Fluss Ill. Sie ist ein Verkehrskreuzungspunkt, der die Schweiz, Lichtenstein und den östlichen Teil von Österreich miteinander verbindet.
Abbildung 4-3: Markplatz von Feldkirch (Photo: A. Bimarsono)
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Abbildung 4-4: Der Fluß Ill bei Feldkirch (Photo: A. Bimarsono)
Hier wurden eine Stunde lang die aktuellen Funktionen der Stadt erkundet. Die Erkundung ging durch das Zentrum von Feldkirch. Dieser Teil ist der älteste Stadtteil
Feldkirchs, dessen Geschichte bis in das 13. Jh. zurückreicht. Damals wollten die
Grafen von Montfort ein neues Wirtschaftszentrum etablieren, um die günstige Lage
als Verkehrsknotenpunkt zwischen der Schweiz, Norditalien, Deutschland und Österreich auszunutzen. Dies ist die Folge der Tatsache, dass der Fernhandel im späten
Mittelalter an Bedeutung gewann und die Herrschaften ein Interesse an der ökonomischen Stärkung ihres Territoriums hatten. Feldkirch blieb nach dem Aussterben
der Monforter nur ein regionales Handelszentrum, lediglich im politischadministrativen Sektor konnte es überregionale Bedeutung erlangen. Dies hatte zur
Folge, dass Feldkirch seinen mittelalterlichen Charakter bis heute bewahren konnte,
was die Ursache seiner großen touristischen Bedeutung ist. Heute ist Feldkirch eine
Kleinstadt von rund 3.300 Einwohnern.
Die Erkundung des Stadtzentrums ergab eine Dominanz von Dienstleistungen, vor
allem im Bereich Tourismus. Es gibt viele historische Gebäude, wie Kirche und Rathaus, die heute Anziehungspunkt für touristische Besucher sind.
Am Rand der Stadt gibt es eine Wasserkraftanlage an der Ill, die Elektrizität für die
ganze Stadt erzeugt. Die Ill entspringt im 2000 Meter hohen Silvretta-Gebirge ganz
im Süden von Vorarlberg.
Feldkirch ist ein gutes Beispiel für den Funktionswandel von Städten. Diese Stadt
war früher eine wichtige Handelstadt, weil sie an einem Verkehrskreuz lag. Sie ist
heute aber keine wichtige Handelstadt mehr. Heutige Handelstädte sind durch das
Vorhandensein einer Messe, Börse, großen Unternehmen etc. gekennzeichnet, alles
Einrichtungen, die heute in Feldkirch nicht vorhanden sind.
Auch die gewerbliche Produktion war früher ein wichtiges Element von Feldkirch:
Hier gab es 16 Mühlen, die Getreide aus Oberschwaben mit Hilfe der Kraft des Flusses Ill vermahlten. Zwei große Mühlen an der Ill sind heute noch zu sehen, jedoch
mehr als Relikt der damaligen Funktion. Das Getreide kam per Schiff aus Lindau und
wurde u. a. in Feldkirch gegen Salz aus Tirol getauscht.
Die kirchliche Funktion als religiöses Zentrum hatte prägenden Einfluss auf die Stadt
Feldkirch. Es gibt es viele Kirchen, wie zum Beispiel die Dompfarrkirche, die schon
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1287 urkundlich erwähnt wird und die Kirche Hl. Sebastian der Täufer, die 1218 unter
dem Graf Hugo von Montfort als Ordenskirche des Johanniter-Ritterordens erbaut
wurde (vgl. wikipedia [6]). Feldkirch gehörte seit dem Frühmittelalter zum Bistum
Chur in der Schweiz und ist seit 1968 eine Diözesanstadt und der Sitz eines Bischofs
(vgl. wikipedia [7]).
Literatur
Broschüre Basilika Unserer Lieben Frau Rankweil/Vorarlberg
dornbirn online, 2007
URL: http://katalog.dornbirn.at/cup/z100/news/news_4142.shtm, Zugriff: 25.10.07
Vorarlberger Naturschutzrat, 2007
URL: http://inatura.at/natur-und-umwelt/2006/c3.html, Zugriff: 05.10.07
Vision Rheintal, 2007
URL: http://www.vision-rheintal.at, Zugriff: 05.10.07
Wikipedia, 2007
URL:
1. http://de.wikipedia.org/wiki/Columban_von_Luxeuil, Zugriff: 24.10.07
2. http://de.wikipedia.org/wiki/Gallus_%28Heiliger%29, Zugriff: 24.10.07
3. http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_der_Große#Sagen, Zugriff: 24.10.07
4. http://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Bregenz, Zugriff: 24.10.07
5. http://de.wikipedia.org/wiki/Grafen_von_Montfort, Zugriff: 24.10.07
6. http://de.wikipedia.org/wiki/Feldkirch#Kirchen.2C_Kl.C3.B6ster_und_Kapellen;
Zugriff: 25.10.07
7. http://de.wikipedia.org/wiki/Feldkirch#Di.C3.B6zese, Zugriff: 25.10.07
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5.Tag, Freitag, 21. September 2007
Bearbeitet von Maysaa Abu Hallub, Yinhai Li und Peng Liu
Ziel dieser halbtägigen Exkursion war es, die naturnahe Landschaft dieser schon
1944 unter Schutz gestellten Klamm zu erkunden, ihre touristische Erschließung zu
bewerten und deren Chancen und Risiken aufzuzeigen.
Zeit
8:30-8:45
Aktivität
Ort
Fahrt vom Seminarhaus nach LaLaterns
terns
Wer?
Alle
8:4512:45
Wanderung in die „Üble Schlucht“
Klamm
Vegetations- und Gesteinskunde
Landschaftsinterpretation
Laterns/Üble
Unterhaltungskosten der InfrastrukSchlucht
tur
Interpretation des traditionellen Walserstalls
Alle
13:5518:15
Rückfahrt nach Karlsruhe
-
Alle
18:30
Abschlussbesprechung
IfR
Prof. Dr. J. Vogt, Dr.
A. Megerle
18:45
Ende der Exkursion
IfR
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Abbildung 5-1: Wanderroute in der „Üblen Schlucht“ (Kartengrundlage:
http://vogis.cnv.at/dva04/(S(oesfw3r02y2r20u1154tu0b1))/init.aspx?hotspot=raumplanung|vogi
s_wanderwege|1:25000|-47702.012|236540.563, Zugriff am 24.10.2007)
Abbildung 5-2: Rückfahrtroute (Kartengrundlage: http://maps.google.de, Zugriff am 24.10.2007)
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5.1. Wässerwiesen
Von Laterns aus führte der Wanderweg in den Tobel (alemannische Bezeichnung für
tief eingeschnittenes und bewaldetes Tal) „Üble-Schlucht“ zuerst durch Wässerwiesen (Abb. 5-3).
Abbildung 5-3: Wässergraben am Hang in Laterns (Photo: R. Duha)
In Vorarlberg, wie nahezu im gesamten Alpenraum, gibt es viele Wiesenflächen in
den Höhenlagen. Sie sind für die Landwirtschaft sehr wichtig, weil sie als Futterquelle
für das Vieh dienen. Um den Ertrag der Futterwiesen zu verbessern und die Vegetationsperiode zu verlängern, wurden dort, wo es möglich ist, so genannte Wässerwiesen angelegt. Die „Wässerung“ (Bewässerung) der Wiesen erfolgt über Gräben, die
quer zum Hang verlaufen. Zur Bewässerung werden sie geöffnet, so dass das Wasser aufgrund des natürlichen Höhenunterschieds über die Wiese läuft und dort teilweise versickert. Mit dieser Methode wird das Wasser optimal auf den Wiesen verteilt (mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt 21.09.2007, vgl. Hassler 1995: 84-85). Wichtig ist
auch, für das überschüssige Oberflächenwasser Entwässerungsmöglichkeiten vorzusehen, da ansonsten die Wiese vernässt, was zu einer Änderung der floristischen
Zusammensetzung des Heus und zu Versumpfungserscheinungen führen kann. Zeigerpflanzen dafür sind die entlang der Bewässerungsgräben wachsenden Feuchtigkeitszeiger wie das hier vorkommende Schilf oder die Wasserminze. Durch die Bewässerung wird die Vegetationsperiode verlängert. Durch das relativ warme Wasser
wird der Schnee im Frühling früher geschmolzen. Die Vegetationsperiode kann so
früher beginnen (mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt 21.09.2007). Laut einer Untersuchung von Stebler & Schröter (1887) in der Schweiz wird im Vergleich zu nicht bewässerten Wiesen der zwei- bis dreifache Ertrag erzielt (vgl. Hassler 1995: 124-125).
Diese Art der Bewirtschaftung mit Wässerwiesen betreiben nicht nur die im Laternsertal ansässigen Walser. Vielmehr ist sie im gesamten Alpenraum verbreitet und
eine typische Reaktion auf den ökologischen Mangelfaktor ‘Klima’ im Hochgebirge
(mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt 21.09.2007). Diese Bewässerungsmethode dient zusätzlich der Düngung der Wiesen durch das mineralienreiche Wasser der Gebirgsbäche und das schwebstoffreiche Schmelzwasser. „Diese Technik stellte somit eine
ebenso einfache wie effektive Urform der Mineraldüngung dar“ (vgl. Lech 1989: 55).
Mit einer Kombination der drei Mineralien Phosphat, Nitrat, Kalium (NPK-Düngung)
können sehr gute Ergebnisse bei der Düngung erzielt werden. Außerdem werden
Mineralstoffe, organische Materialien und Nährstoffe durch die Sande und Tonerde
effektiv in den Boden transportiert (vgl. Hassler 1995: 121-125). Die Methode der
Wässerwiesen wird nicht nur im Alpenraum praktiziert, sondern auch in Baden63
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Württemberg, z.B. im Kraichgau, um einen natürlichen Mangel auszugleichen (mdl.
Auskunft Prof. Dr. J. Vogt 21.09.2007).
Abbildung 5-4: „Kalktuff“ (Travertin) bildende Moose in Laterns (Photo: R. Duha)
Abbildung 5-5: „Kalktuff“ (Travertin) in Laterns (Photo: R. Duha)
5.2. „Kalktuff“ (Travertin)
Kalktuff oder Travertin ist ein Gestein, das sich erst in den letzten Jahrtausenden gebildet hat und bis heute bildet. Es entsteht, wie hier in Laterns zu sehen, durch Kalkablagerungen aus dem sehr kalkreichen Wasser an Pflanzenteilen.
Wasser enthält im Erdboden die zehnfache Menge an Kohlendioxid als an der Luft
(vgl. Kalktuff 2007). Wenn das Wasser die Erdoberfläche erreicht, wird Kohlendioxid
an die Luft abgegeben oder von Organismen im Wasser verbraucht. Der im Wasser
gelöste Kalk kann nicht mehr in seiner gelösten Form gehalten werden und wird deshalb ausgefällt (vgl. Kalktuff 2007). Der abgeschiedene Kalk wird im Wasser transportiert und auf Algen, Moosen und Blätter, die direkt im Wasser wachsen, ablagert.
Diese Ablagerungen können an manchen Stellen in Mitteleuropa im Jahr um einige
Millimeter langsam zu Gesteinspaketen anwachsen (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle
21.09.2007, vgl. Baier 2002). Vor allen Dingen Moose sind am „Gesteinswachstum“
beteiligt: Trotz der Kalkschicht, die unten um sie herum abgelagert wird, können sie
nach oben weiter wachsen und das Gesteinspaket damit teilweise Dutzende Meter
mächtig anwachsen lassen. Durch diesen Prozess können auch Blätter, Äste und
anderes Material in Fossilien umgewandelt werden.
Aufgrund der eingelagerten Pflanzenreste ist der Stein sehr porös. Wenn der Stein
nass ist, ist er weich und kann mit Sägen geschnitten werden, in trockenem Zustand
ist er dagegen relativ hart und leicht (vgl. Baier 2002). Der Kalktuff wurde früher häufig als Baustein genutzt, besonders auch für Kuhställe, da der im Tuff enthaltene Kalk
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die Ausdünstungen des Viehs absorbiert. Außerdem ist er aufgrund seiner porösen
Beschaffenheit und dem damit hohen Luftanteil ein guter Isolator.
5.3. Üble Schlucht
Abbildung 5-6: Üble Schlucht (Photo: B. Schnegg)
Die Üble Schlucht liegt bei Laterns im Laternsertal östlich von Rankweil. Sie ist sehr
steil und ca. 150 m tief. Wegen der hohen Boden- und Luftfeuchtigkeit ist die Vegetation sehr üppig, so dass die Landschaft den Charakter einer „Urlandschaft“ annimmt.
Schluchten entstehen als Folge von Erosion durch Fliessgewässer. Ein „Tobel“ (alemannisch für „Waldschlucht“) ist ein tiefer, V-förmiger Einschnitt in das Gestein. Viele
der alpinen und voralpinen Tobel entstanden, als nach dem Abschmelzen der
pleistozänen Gletscher Gefällsstufen zwischen verschiedenen Talbodenniveaus auftraten. Im vorliegenden Fall handelt es sich um das Gefälle zwischen dem tiefer ausgeschürften Rheintal und den Seitentälern des Nebenflusses Frutz. In die dadurch
entstehenden „hängenden Täler“ gruben sich die Schmelzwässer relativ schnell in
das anstehende Gestein hinein und V-Täler entstanden (mdl. Auskunft Prof. Dr. J.
Vogt 21.09.2007, vgl. wikipedia Tobel 2007).
In der Üblen Schlucht finden sich zahlreiche kalkreiche Quellaustritte mit Travertinausfällungen, darunter auch Baldachinbildungen. Beim Herabfallen des Quellwassers fällt Kalk aus, lagert sich wie oben beschrieben an den Pflanzen ab und bildet
so langsam eine Art Schirm in Form eines Baldachins. Dieser Prozess dauert viele
Jahre. Die Kalksteinbildung ist das Gegenteil zur Erosion, hier baut sich durch das
Fließgewässer Gestein auf. Der Baldachin wird sich so lange aufbauen, bis er zu
schwer wird und abbricht (mdl. Auskunft Dr. A. Megerle 21.09.2007, vgl. Praxisheavy).
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Abbildung 5-7: Baldachinbildung an einem Wasserfall durch Kalkausfällung (oben, Photo: A.
Bimarsono)
Schluchten (Tobel und Klamme) gehören zu den Tourismuspotenzialen von Vorarlberg. Die Gemeinde Laterns ist sich dessen bewusst und so wird die Erschließungsinfrastruktur wie Wege und Brücken ständig unterhalten und zum Teil auch erweitert.
Die ständige Unterhaltung kostet sehr viel Geld, weil gerade die Wege und Brücken
in den Schluchten durch Wasser und Eis extrem gefährdet sind.
Abbildung 5-8: Touristische Infrastruktur in einer Klamm (aus: www.locationaustria.at/de/index.aspx?page=naturschauplaetze_oeffentliche)
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Abbildung 5-9: Touristische Wege in der Üblen Schlucht in Laterns (Photo: A. Bimarsono)
Abbildung 5-10: Touristische Wege in der Üblen Schlucht in Laterns (Photo: A. Bimarsono)
Der abgebildete Pfad durch die „Üble Schlucht“ wurde vor zwei Jahren durch Eis
zerstört. Im Frühjahr taut das Eis auf, die Schollen treiben abwärts, stauen sich an
engen Stellen und fließen schwallartig ins Tal. Das Eis reißt alles mit, deshalb ist
auch der Weg oberhalb der Reichweite des mittleren Eiswassers angelegt. Bei genauerem Hinschauen fällt auf, dass auch die Vegetation nur bis zu der Höhe vorkommt, unterhalb der das Eis die Felsen geschrammt hat.
In Vorarlberg funktioniert der Unterhalt mit Hilfe des Österreichischen Alpenvereins
(ÖAV). Dieser wurde im Jahr 1862 als erster alpiner Verein auf dem europäischen
Festland gegründet. Er ist der größte österreichische Bergsteigerverein mit Standort
in Innsbruck. Sein wesentlicher Zweck ist die theoretische und praktische Unterstüt67
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zung der Bergsteiger durch Schaffung der Kartographie, Hütten- und Wegebau, gemeinsamer Pflege, Vorträge, Publikationen etc. Er ist derzeit im Besitz von 70 Hütten
und Biwakschachteln. Der ÖAV ist in 196 Sektionen unterteilt, die ihrerseits wieder
aus Vereinen wie dem österreichischen Touristenklub, den österreichischen Alpenklub, der Bergsteigervereinigung, und einer Reihe kleinerer Vereine und der Alpinen
Gesellschaft bestehen (vgl. Österreichischer Alpenverein, 2007). Der ÖAV bekommt
Zuschüsse von der Stadt Laterns zur Unterhaltung und Entwicklung der touristischen
Infrastruktur. Dieses Geld bekommt die Stadt durch die Kurtaxe (Steuer), von der ein
Teil für die Unterhaltung der Infrastruktur aufgewendet wird. So finanziert jede Übernachtung die Unterhaltung mit. Das Material zur Unterhaltung und Instandsetzung
der Alpenwege ist sehr teuer, so dass die Kurtaxe nicht zur Bezahlung von Arbeitskräften ausreicht (Stadt Laterns 2007). Die Mitglieder des Alpenvereins verrichten die
Arbeiten an den Wegen häufig unentgeltlich, oft am Wochenende als Hobby. Die
Vereine arbeiten oft mit Bauunternehmern zusammen, die sich hier ebenfalls ehrenamtlich engagieren. Die ständige Erhaltung und Instandsetzung der touristischen
Infrastruktur in den österreichischen Alpen funktioniert so nur durch gemeinsames
bürgerschaftliches Engagement und ehrenamtliche Tätigkeiten (mdl. Auskünfte Dr.
A. Megerle u. Prof. Dr. J. Vogt, 21.09.2007).
Die Erkundung führte an frisch gefällten Baumstämmen vorbei, an denen die Gruppe
das Phänomen „Jahresringe“ studieren konnte.
Abbildung 5-11: Jahresringe einer Baumscheibe (Photo: A. Bimarsono)
Die Jahresringe der Baumstämme sind je nach Wachstumsgeschwindigkeit unterschiedlich breit. Ein breiter Ring entsteht unter guten Witterungsbedingungen eines
Jahres. Unter schlechten Witterungsbedingungen wächst der Baum langsamer, es
entstehen schmale Ringe. Anhand der Jahresringe kann zurückverfolgt werden, in
welchem Jahr die Bäume gepflanzt wurden und wie alt sie beim Schlagen waren
68
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(Dendrochronologie). Somit können beispielsweise die Baujahre mittelalterlicher
Holzhäuser absolut datiert werden.
An den Jahresringen kann man auch eventuelle klimatische Störungen erkennen, die
genauen Ursachen sind daraus aber nicht erkenntlich. Bei Störungen weicht die Breite eines Baumrings von der für diesen Zeitraum typischen Dimension ab. Mit dem
Alter der Bäume nimmt der jährliche Zuwachs der Jahresringe ab. Deswegen werden
alte Bäume geschlagen und Platz für junge, schneller wachsende geschaffen.
Für spezielle Anwendungen, wie z.B. für Musikinstrumente, ist es wichtig zu wissen,
unter welchen Witterungsbedingungen der Baum gewachsen ist. Die Dichte der Jahresringe ist entscheidend für die Qualität des Holzes und somit auch für die des Instruments.
Da im Hochgebirge die Witterungsbedingungen schlechter sind als im Mittelgebirge,
wachsen hier Bäume langsamer. Das geschlagene Holz ist dadurch härter und meist
wertvoller (mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt 21.09.2007).
Der Weg führte oberhalb des Tobels an einem alten Walserstall vorbei, und bot die
Gelegenheit, sich die Besonderheiten eines solchen Gebäudes aus der Nähe anzusehen.
In der Vergangenheit spielte der Stall eine sehr wichtige Rolle in der Viehwirtschaft
der Wirtschaftsaktionen des Walsers. „Die Walser brachten nicht das Futter zum
Vieh, sondern zogen mit dem Vieh zum Futter“ (vgl. Stallbauten in Graubünden
2006), die Ställe dienten also als Kleinställe, vor allem für Jung- und Muttervieh, als
Heulager und als Zufluchtsstätte für Bauern oder Hirten. Bei Bedarf wurde das Heu
auch mit speziellen Holzschlitten ins Tal gebracht. Obwohl das Vieh heutzutage vorwiegend in großen, zentralen Ställen gefüttert wird, kann man rund um Laterns noch
immer traditionelle Kleinställe finden.
Die meisten alten Ställe, so auch der hier vorgefundene, sind so genannte Stallscheunen (vgl. Alig-Mirer 2002: 1537). Diese Stallscheunen sind in zwei Stockwerke
geteilt, unten befindet sich der Viehstall und oben der Heuraum. Beide sind durch
eine Treppe miteinander verbunden. Ein Stall konnte auch mehreren Besitzern gehören. In diesem Fall wurde der untere Gebäudeteil, der so genannte „Unterstall“, in
zwei oder drei Räume geteilt. Jeder Bauer besaß dann einen der Räume (vgl. AligMirer 2002: 1537). Im Stall war noch das Gerät der alten Wiesenwirtschaft, z.B. Heuschlitten, zu finden.
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Abbildung 5-12: Walserstall: Deutlich zu erkennen ist die im Text näher erläuterte unterschiedliche Bauweise von Unter- und Obergeschoß (Photo: B. Schnegg)
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Institut für Regionalwissenschaft
Abbildung 5-13: Exkursionsgruppe im Unterstall des Walserstalls (Photo: A. Megerle)
Der traditionelle Stall wurde aus Holz, im Laternsertal meist aus Fichten, auf einem
Steinfundament erbaut. Die Baumstämme wurden von Hand mit Äxten zu Quaderbalken behauen. Die Balken wurden mittels Holzzapfen verbunden, die Balkenköpfe
standen an den Ecken vor. Durch diese Bauweise erlangt der Baukörper eine gute
Stabilität. Im Unterstall, wo sich Vieh und Mensch aufhielt, wurde zur Isolierung eine
Moosschicht zwischen die Balken gelegt und die Fugen mit Holzlatten oder Mörtel
abgedichtet. Außen wurde die Wand zusätzlich mit Holzschindeln verkleidet (mdl.
Auskunft Prof. Dr. J. Vogt 21.09.2007, vgl. Der Walser Stall im Kleinen Walsertal
2006).
Der Heuraum im oberen Gebäudeteil wurde aus Rundholz gefertigt. Damit Luft in
den Raum kommen konnte, wurden die Rundhölzer so gelegt, dass sie genügend
Abstand zueinander hatten. Dies war wichtig, um das Heu nach dem Einbringen weiter zu belüften. Es wirkte auch der Gefahr entgegen, dass das Heu sich selbst entzündet. Die meist noch gut erhaltenen Rundhölzer können bei einem Neubau häufig
wieder verwendet werden (vgl. Alig-Mirer 2002: 1538).
Das Dach wurde mit Schindeln auf Dachlatten gedeckt. Für eine bessere Witterungsbeständigkeit wurden die Schindeln mit den Äxten entlang der natürlichen Faserrichtung gespalten, nicht gesägt. Auf die Dachdeckung wurden lange Latten und
Steinbrocken gelegt, um die Schindeln zu beschweren und bei Stürmen zu sichern
(mdl. Auskunft Prof. Dr. J. Vogt 21.09.2007, vgl. Alig-Mirer 2002: 1540).
Im Unterstall stand an einer Seite des Raums eine Futterkrippe. Ursprünglich wurde
der Boden mit Stroh bedeckt und der Mist mit dem Stroh auf die Wiesen gebracht,
somit war eine gezielte Düngung der Wiesen möglich. Später legten die Walser den
Boden mit langen Holzdielen aus, die aus Baumstämmen gespalten wurden. Dies
erleichterte das Reinigen des Stalls, da die Exkremente des Viehs einfach mit Was71
Institut für Regionalwissenschaft
ser; das aus Bächen abgeleitet wurde, ausgespült werden konnten. Mit dieser Methode konnten aber nur die umliegenden Wiesen gedüngt werden.
Da die Stallscheunen meist weit vom Wohnsitz der Walser entfernt lagen, mussten
die Bauern oft dort übernachten, besonders bei schlechter Witterung. Deshalb befand sich in fast allen Ställen eine Schlafmöglichkeit, entweder hinter der Tür des
Stallraums oder in einem separaten, an den Stall angrenzenden Zimmer. Der Bauer
schlief im Unterstall beim Vieh, weil hier das Gebäude isoliert war und der Raum zusätzlich von den Tieren gewärmt wurde. Im Heuboden hingegen war es wegen der
Belüftung zu kalt.
Literatur
Abschlussbericht der Arbeitsgruppe „Bergspezifische Umweltqualitätsziele“ der Alpenkonvention (2002): Umweltziele im Alpenraum und Ansätze zu einem Monitoring
durch Indikatoren (2. Mandatsphase),
URL: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2349.pdf (Zugriff am
24.10.2007)
Alig-Mirer, G (2002):.Pro Supersaxa-Obersaxen, Jahresheft 2001
URL: http://www.prosupersaxa.ch/images/pdf/Jahresbericht%202001.pdf (Zugriff am
13.10.07)
Baier, A. (2002): Die „Steinerne Rinne“ am Berg südlich Erasbach/Opf.—eine Untersuchung zur Hydrogeologie und –chemie des Seichten Karstes, online unter URL:
http://www.angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de/eras02.htm
(Zugriff
am
12.10.07)
Billamboz, A.; Tegel, W. (1994): Erste dendrochronologische Untersuchungen zur
Bergbaugeschichte des Mittleren Schwarzwalds. Die Erz- und Mineralgänge im alten
Bergbaurevier "Freiamt Sexau" (Mittlerer Schwarzwald). Abhandlungen des geologischen Landesamts Baden-Württemberg 14, 1994, 281 294
Der Walser Stall im Kleinen Walsertal, 2006
URL: http://www.walser-alps.eu/kultur-1/bauweise/walser-stall (Zugriff am
15.10.2007)
Geographie-diplom, Glazialmorphologie, 2007
URL: http://www.geographie-diplom.de/Texte/Physisch/geomorph6.htm (Zugriff am
20.10.07)
Hassler, D; Hassler, M; Glaser, K. (1995): Wässerwiesen, S.84-85, S.121-125
Kalktuff, 2007
URL: http://www.showcaves.com/german/explain/Karst/Tufa.html (Zugriff am
12.10.07)
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URL: http://www.laternsertal.at/laterns/documents/2006/laterns20060706000053. pdf
(Zugriff am 20.10.07)
Lech, T. (1989): Biotopinventar Vorarlberg 1984/89, S.55
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Österreichische Alpenverein, 2007
URL: http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.a/a340455.htm
Stallbauten in Graubünden , 2006
URL: http://www.walser-alps.eu/kultur-1/bauweise/stallbauten-in-graubuenden
(Zugriff am 15.10.2007)
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