DatenschutzundÖffentlichkeit Kakerlaken
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DatenschutzundÖffentlichkeit Kakerlaken
Digital Zürichsee-Zeitung Donnerstag, 22. Juli 2010 21 Google Viele stehen der Idee einer allzu vernetzten und vermessenen Welt skeptisch gegenüber Datenschutz und Öffentlichkeit Google bewegt sich im diffizilen Spannungsfeld zwischen Transparenz, Vernetzung und Datenschutz. Die Öffentlichkeit beäugt diesen Hochseilakt mit – vielleicht übermässigem – Misstrauen. Netztaucher Kakerlaken im Bettlaken Simon Wüthrich Daniel Fritzsche Google ist erfolgreich, und das wird zum Problem – für Google. Denn der Erfolg weckt Argwohn. Besorgte Nutzer raunen von der Datenkrake, Journalisten wittern schlagzeilenträchtige Skandale, Kartellbehörden und Datenschützer bringen sich in Stellung. Und Google? Fühlt sich falsch verstanden. Denn das Unternehmen verfolgt doch ein durchaus ehrenhaftes Ziel: «die auf der Welt vorhandenen Informationen zu organisieren und allgemein zugänglich und nutzbar zu machen». Ungute Gefühle löst aber nicht allein aus, dass Google Informationen über das Internet und die Welt katalogisiert sowie zum Such- und Surfverhalten seiner Nutzer speichert und auswertet. Ir- Privatsphäre im Internet ist ohne Selbstverantwortlichkeit kaum zu haben. (key) ritation löst auch aus, wie das Unternehmen dabei vorgeht. Datenfragmenten können kaum rele- ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu vante Erkenntnisse gewonnen werden. tragen. Drei wichtige Initiativen zum Privatsphäre vergessen Doch die Meinungen waren schnell ge- Schutz der Privatsphäre, «Google In unguter Erinnerung wird Google- macht: «Datenschutz ist für Google ein Dashboard», «Privacy Center» und «DaNutzern jener Tag bleiben, als das Un- Fremdwort», polterte etwa ein Sprecher ta Liberation Front», werden in der ternehmen seinen Twitter-Konkurrenten des deutschen Verbraucherschutzminis- Schweiz kaum gegoogelt (Quelle: «GooBuzz aufschaltete: Als der neue Service teriums. Das Unternehmen gestand Feh- gle Insights for Search»). aufgeschaltet wurde, verknüpfte Google ler ein, reagierte schnell (es kontaktierte die Buzz-Konten seiner Gmail-User au- Datenschutzbehörden und gab eine un- Privatheit und Verantwortlichkeit tomatisch und ohne Nachfrage mit den abhängige Untersuchung der Abläufe in Im Gespräch mit der «Zürichsee-ZeiGmail- und GTalk-Kontakten, mit denen Auftrag) und gelobte, künftig umsichti- tung» betont Peter Fleischer, seit 2005 sich diese am häufigsten ausgetauscht ger zu agieren. Googles Global Privacy Counsel, die hatten. Das Pikante daran: Diese BuzzDiese beiden Pannen machen nicht Diskussion um datenschutzrechtliche Verbindungen waren in den Nutzerpro- nur deutlich, dass Google sich bisweilen Aspekte der Informationstechnologie filen standardmässig öffentlich sichtbar. ungeschickt bewegt im Spannungsfeld stehe generell noch ganz am Anfang. Jeder konnte sehen, welche User mitei- zwischen Transparenz, Vernetzung und Für Google bedeute dies, dass der Suchnander in mehr oder weniger regem Datenschutz. Sie zeigen auch, dass maschinenbetreiber auch weiterhin viel Austausch gestanden hatten. Google Google wenig Erfolg hat, seine Bemü- Energie in die Entwicklung neuer Tools hatte Transparenz und Vernetzung erhö- hungen um den Schutz der Privatsphäre investiere, um Transparenz zu erhöhen hen wollen und darob vergessen, dass dies die Privatsphäre seiner Benutzer empfindlich treffen konnte. Das Unternehmen gestand Fehler ein, reagierte schnell – nach drei Tagen war die kritisierte Funktion deaktiviert. • Das Privacy Center ist quasi Goo- board gelangen User direkt zu den PriDie Street-View-Autos gles Aufklärungsplattform. Dort hat vatsphäreeinstellungen der AnwenDann wurde publik, dass Google mit das Unternehmen eine Reihe leicht ver- dungen. Dort kann er Daten löschen seinen Street-View-Autos nicht nur ständlicher Artikel und Kurzfilme ein- oder Dienste deaktivieren. Strassen fotografiert, sondern auch Wgestellt, welche technische Basics er- (google.com/dashboard) LAN-Hotspots gescannt hatte. Mittels klären sowie Googles Umgang mit • Wer nicht möchte, dass Google seidieser Daten können Mobiltelefone Daten verständlich darlegen und Mög- nem Browser zu Werbezwecken Interesauch ohne GPS ihren ungefähren Standlichkeiten erläutern, die bei Google senkategorien zuordnet, kann mit eiort ermitteln. So kann ein User in Goovorhandenen Daten zu verwalten oder nem einfachen Mausklick in seinem gle Maps beispielsweise seinen Standort zu löschen. (google.de/privacy) Browser ein Opt-out-Cookie installieren. ermitteln. Dieses Verfahren ist im Prin• Das iGoogle Dashboard richtet Wer angepasste Werbung schätzt, kann zip seit Jahren Industriestandard. Das sich an jene Surfer, die einen Account überprüfen, welche InteresProblem: Google speicherte bei diesen bei Google eröffnet haben. Im Dash- senkategorien Google seinem Browser Aufzeichnungen versehentlich Datenboard sind alle Google-Dienste aufge- zugeordnet hat und gegebenenfalls maschnipsel, die möglicherweise Teile von führt, die ein Nutzer verwendet. Auch nuell Korrekturen anbringen, um WerE-Mails und Passwörtern enthielten – ist ersichtlich, welche Daten als privat beanzeigen zu beeinflussen. was genau gespeichert wurde, wird dereingestuft und welche öffentlich zu- (google.com/ads/preferences) zeit abgeklärt. Nicht, dass die Daten für gänglich sind. Über Links im Dash• Seit 2007 ist ein Ingenieurteam Google von Wert wären: Aus solchen Die Ferienzeit ist angebrochen, das Hotel auf Fuerteventura gebucht und der Koffer gepackt. Nicht zu empfehlen so kurz vor dem durchorganisierten Urlaubsantritt ist der Besuch der Internetseite «Don’t go there». Er könnte die Ferienstimmung ziemlich vermiesen. Der Blog sammelt Urlaubsziele, die man definitiv meiden sollte. Die Fotogalerie zeigt Hotelzimmer mit schimmligen Wänden, abblätternden Tapeten und kakerlakenverseuchten Bettlaken. Aufgelistet sind auch die widerlichsten Restaurants, die schlechtesten Airlines und die überbewertetsten Sehenswürdigkeiten der Welt. In der Kategorie der «Stinkigsten Orte» ganz oben zu finden ist die italienische Mafia-Hochburg Neapel – allerdings bevor Silvio Berlusconi die mächtigen Abfallberge von den Strassen entfernen liess. Ebenfalls einen Spitzenplatz hält das amerikanische Kaff Hereford. Der Ort im Herzen des Bundesstaats Texas gilt als «Mekka des Kuhdungs». Über 3,5 Millionen Kühe weiden in und um das Städtchen – mit den entsprechenden Folgen… «Don’t go there» versteht sich als interaktiver Ratgeber. Sollte sich der gebuchte Trip nach Fuerteventura also als Horrorerlebnis herausstellen, könnte ein entsprechender Blog-Eintrag zumindest andere Reisende vor einem ähnlichen Schicksal bewahren. Los Angeles Electronic Entertainment Expo 2010 (E3 2010) präsentierte Neues und Innovatives Hardware-Neuerungen und spannende Games Dieses Jahr waren die Highlights der E3 die HardwareNeuerungen von Nintendo, Microsoft und Sony. Neben Kinect, 3-Ds und Move spielten aber auch die neuen Games eine Rolle. Schnittstelle für Kinect, integriertes Wireless Lan und eine vergrösserte Festplatte. Damit schliesst der Konzern zu Sony auf, deren Macher vor über einem Jahr die kleinere Playstation 3 Slim auf den Markt gebracht haben. Das Kamerasystem Kinect, das Spielern die Kontrolle über die Xbox per Sprachkommandos und Bewegungen ermöglicht, ist auf den kommenden November geplant. Playstation 3 in 3-D Marc Gut / Pascal Landolt Microsoft hat an der vergangenen E3 eine kleinere, leisere und stromsparendere Version der Xbox 360 vorgestellt. Die rundum erneuerte XBox bietet eine Obwohl es die 3-D-Technologie bereits seit längerem gibt, hat sie erst heute Marktreife erlangt. Eine Vielzahl von Blockbustern, darunter Killzone 3, Gran Turismo 5 und Crysis 2, wird durch den neuen 3-D-Modus unterstützt. Als füh- render Hersteller von 3-D-Fernsehern hat Sony natürlich Interesse daran, mit dem neuen Standard bei einer möglichst breiten Masse anzukommen. Die neuen Games «Rage» wurde zu Recht als Spiel der Messe gewählt. Das Game begeistert durch ein abwechslungsreiches Spielprinzip und eine hervorragende Grafik. Der Titel spielt in einem postapokalyptischen Ödland. Der Nachfolger des ursprünglichen Studienprojekts «Portal» heisst «Portal 2» und nimmt das Konzept um ein schiessendes Gerät auf. Das neue Game stellt den Spielenden vor noch komplexere räumliche Denkrätsel. Die Macher von «Rock Band» haben auf der Basis des kameragesteuerten Kinect Kontrollschemas ein Tanzspiel namens «Dance Central» entwickelt, das Spieler und Spielerin wahrlich arg ins Schwitzen bringt, während sie tatsächlich tanzen lernen. Wer den Vorgänger von «Crysis 2» sah, benutzt unweigerlich Superlative. Tatsächlich ist die Grafik des mittlerweile bald 3-jährigen Shooters noch immer ungeschlagen. Mit «Crysis 2» will der deutsche Entwickler Crytek nun dank verbesserter Grafik und 3-D-Unterstützung seinen Vorsprung weiter ausbauen. Die ersten Spielszenen des neu in New York spielenden Titels sehen auf jeden Fall sehr vielversprechend aus. (www.myswitzerland.com) (www.wandersite.ch) Daily English Wie heisst es richtig? Übersetzen Sie ins Englische: 1. Der Gala-Ball war ein Erfolg. 2. Ich bevorzuge informelle Anlässe im Sommer. Lösung damit betraut, für Google Services Lösungen zu entwickeln, die den User in die Lage versetzen, seine Daten in ein offenes Format zu konvertieren, von Googles Servern herunterzuladen und permanent zu entfernen. Google-Texte können beispielsweise in Word-Dokumente, PDFs oder reine Textdateien konvertiert, heruntergeladen und in andern Programmen weiterverwendet werden. Google ist der erste grosse Softwarekonzern, der diesen Weg wählt. Die meisten Konkurrenten versuchen, Kunden an sich zu binden, indem sie deren Daten in Formaten speichern, die von Konkurrenzprodukten nicht verwertet werden können. (dataliberation.org) (smw) *** Warum, nach all diesen Horrormeldungen, in die Ferne schweifen? Am schönsten ist es doch zu Hause. Und damit es nicht zu langweilig wird, empfiehlt der «Netztaucher», die Wanderschuhe zu schnüren und unser schönes Heimatland zu Fuss zu erkunden. Auf der professionellen Internetseite von Schweiz Tourismus und der umfangreichen, privaten Homepage «Wandersite» finden sich Routen für alle Bedürfnisse – von simplen Tageswanderungen bis hin zu anspruchsvollen Trekking-Wochen. Rechtzeitig zum «Jahr des Wanderns» stellt die Tourismusbehörde zudem ein hilfreiches Programm für das iPhone zur Verfügung. Es beinhaltet 32 wunderbare Wandertipps für die ganze Schweiz. 1. The formal ball was a success. Instrumente für mehr Transparenz (www.dontgothere.org) 2. I prefer informal events in summer. und Usern mehr Kontrollmöglichkeiten über ihre Daten zu geben. Internetnutzer müssen derweil realisieren, dass der Schutz der Privatsphäre ohne eigenes Zutun nicht zu gewährleisten ist. Wer Videos, Bilder, Tweets, Facebook-Statusmeldungen, Blogposts und Kommentare veröffentlicht, gibt unter Umständen nicht nur Teile seiner eigenen Privatheit preis, sondern kompromittiert manchmal auch die Privatsphäre anderer. Unter diesen Bedingungen lohnt es, die Tools zu studieren, die Google und Konkurrenten bereithalten, um Daten zu verwalten und zu schützen – vielleicht wird in Zukunft häufiger nach «Data Liberation Front», «Google Privacy Center» und «Google Dashboard» gegoogelt. Präsentiert von www.klubschule.ch Mehr Daily English: www.zsz.ch