Konzeption Jugend- und Programmzentrum „Steinstraße 47“

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Konzeption Jugend- und Programmzentrum „Steinstraße 47“
Konzeption Jugend- und Programmzentrum „Steinstraße 47“
Stand 05.04.2007
1. Historischer Werdegang
Das JUZ befindet sich in einem dreistöckigen, denkmalgeschützten Gebäude mit
Innenhof. Seine zentrale Lage in einem verkehrsberuhigten Bereich im Anschluss an die
Fußgängerzone inmitten von Wohnhäusern und Geschäften hat es in den Jahren seit
seinem Bestehen zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes gemacht.
Es kann auf eine sehr bewegte Geschichte zurückblicken. Das Haus, gebaut 1817, hatte
in Kaiserslautern bis heute bekannte Vorbesitzer, unter anderem Carl Raab, Inhaber der
1848 gegründeten Kohlenhandelsgesellschaft „Raab, Karch & Co.“.
Im Laufe der Jahre wurde das Haus immer wieder für geschäftliche Zwecke genutzt.
Unter anderem war das Gebäude ab 1888 ein Polstergeschäft und wurde auch für private
Mieter genutzt, bevor in ihm 1892 ein Geschäft für „Kurz- und Wollwaren en gros“
eingerichtet wurde.
1904 wurde das Elternhaus der Emilie Bumiller, der Tochter des ehemaligen Besitzers
Carl Raab, der Stadt Kaiserslautern mit der Auflage geschenkt, das Gebäude für „einen
der vorgeschlagenen edlen und humanitären Zwecke zu verwenden“. Bumillers Vorschlag
war, ein Kinder-, Waisen- oder Damenheim einzurichten, wobei sich dieser Vorschlag
nicht realisieren ließ, da es in dem Haus „an Licht und Luft mangelte“. Das Gebäude
wurde damals „Jakob-Katharina-Haus“ genannt.
1905 wurde das Anwesen eine Pflegestation des Roten Kreuzes, bevor es 1927 eine
Tuberkulose- und Säuglingsstelle beherbergte.
Im zweiten Weltkrieg blieb das Haus im Wesentlichen unzerstört. Nach dem Krieg wurde
es wiederum als Wohnraum für private Mieter genutzt.
Ab 1973 wurden im Zuge der bundesweiten Jugendzentrumsbewegung auch in Kaiserslautern die Forderung nach einem von Jugendlichen selbst verwalteten Jugendzentrum
erhoben – einem Haus, in dem man seine Freizeit verbringen, aber auch kulturelle
Angebote machen konnte.
Ursprünglich sollten die Jugendlichen provisorische Räume als Jugendzentrum bekommen, wobei das Haus in der Steinstraße nach Abschluss der 1977 begonnenen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten ein „Zentrum für künstlerische Betätigungen“ werden
sollte. Das Dachgeschoss sollte zu Atelierszwecken, der Innenhof eventuell zu Bildhauerarbeiten genutzt werden. In den anderen Räumen sollten Werkkurse für Malen, Weben
und Töpfern angeboten werden. Das Jugendzentrum sollte in den Wadgasserhof
einziehen, die Räume in der Steinstraße 47 dabei nur als Provisorium dienen. Im August
1980 wurde mit dem Umbau und der Renovierung begonnen.
Am 30. April 1981 wurde das provisorische Jugendzentrum „Steinstraße 47“ eröffnet.
Im Mai 1983 fiel dann die Entscheidung, das JUZ in den Räumen der Steinstraße 47 zu
belassen und den Wadgasser Hof einem anderen Zweck zuzuführen. 1986 wurde mit dem
Ausbau des Dachgeschosses mit der dort eingerichteten „Bühne unterm Dach“ ein
weiterer Veranstaltungsraum realisiert.
1
2. Rahmenbedingungen
Das Jugend- und Programmzentrum befindet sich in Trägerschaft der Stadt Kaiserslautern. Im Laufe der Jahre haben sich drei Arbeitsschwerpunkte herausgebildet: Angebote
der offenen und gruppengebundenen Kinder- und Jugendarbeit, die vielfältigen Kulturveranstaltungen und die Kreativangebote im Werkstättenbereich.
Das JUZ ist ganzjährig geöffnet. Die Öffnungszeiten im Einzelnen sind:
Mo.
Di. + Mi.
Do. + Fr.
13 – 18 Uhr
13 – 21 Uhr
13 – 19 Uhr
Jeden Freitag und zweimal im Monat donnerstags finden im Anschluss an die
Öffnungszeiten des Offenen Bereiches Kulturveranstaltungen bis ca. 1 Uhr statt.
2.1 Personelle Besetzung
Der Stellenplan des JUZ beinhaltet im pädagogischen Bereich vier sozialpädagogische
Fachkraftstellen mit jeweils 38,5 Wochenstunden, sowie eine Erzieher/innen-Stelle, die
ebenfalls 38,5 Wochenstunden umfasst.
Darüber hinaus sind ein Hausmeister, eine Hauswirtschaftskraft sowie zwei Reinigungskräfte beschäftigt.
Ebenfalls im Stellenplan enthalten sind eine Stelle für Sozialpädagog/inn/en bzw.
Erzieher/innen im Anerkennungsjahr und für zwei Student/inn/en der Berufsakademie.
Es besteht weiter die Möglichkeit, Zwischen- und Vorpraktika im erzieherischen und
sozialpädagogischen Bereich im JUZ zu absolvieren.
Für die Kreativangebote werden mehrere qualifizierte Fachkräfte in Honorararbeitsverträgen beschäftigt.
Bei Veranstaltungen kann das Personal durch Aushilfskräfte im Thekenbereich ergänzt
werden.
2.2 Räumliche Ausstattung
Die Einrichtung verfügt über folgende Räumlichkeiten:
§
2 Veranstaltungsräume:
- „Bühne unterm Dach“ mit 99 Sitzplätzen inklusive Foyer und Künstlergarderobe
- „Café Pur“ mit 250 Stehplätzen
§
7 Spielräume (1 Billard-Zimmer, 1 Raum mit Tischfußball, 1 Video- und Fernsehzimmer
mit Dart-Automat, 1 Sitzecke mit 2 Playstationkonsolen, 1 Brettspielezimmer, 2 „Erzählzimmer“)
§
Internet-Café, 2 Räume mit insgesamt 13 vernetzten Computern (Internetzugang über
eine DSL 6000 Flatrate; Hardware-Ausstattung: Windows 2000, MS Office 2000, ausgewählte Computerspiele, Netzwerkdrucker)
§
3 Werkstätten (Schreinerei, Töpferei, Schmuckwerkstatt)
§
1 Hausaufgabenraum
2
§
2 Büros
§
1 Besprechungsraum
§
1 Kraftraum
§
1 Küche
§
offener Treffpunkt „Café Pur“
§
Verschiedene Lager- und Abstellräume, 1 Werkzeugkeller
§
Damen- und Herrentoiletten auf jedem Stockwerk
§
Innenhof zum Basketball und Tischtennis spielen; im Sommer auch als weiterer
Veranstaltungsraum nutzbar
2.3 Finanzielle Rahmenbedingungen
Das Jugendzentrum verfügt über einen eigenen Unterabschnitt im Rahmen des Jugendhilfeetats.
Die zur Verfügung stehenden Haushaltsstellen können eigenständig bewirtschaftet
werden.
Für das Rechnungsjahr 2004 beliefen sich die Gesamtausgaben auf rund 415.800,- €,
denen Einnahmen in Höhe von knapp 38.250,- € gegenüber standen. Im Bereich der
Kulturförderung stehen externe Sponsoring-Gelder zur Verfügung.
2.4 Materielle Ausstattung
2.4.1. Ausstattung für die Kulturarbeit
Die Ausstattung für die Kulturarbeit beinhaltet zwei komplette Musikanlagen (jeweils
eingebaut in den Veranstaltungsräumen „Cafe Pur“ und „Bühne unterm Dach“) und das
nötige technische Equipment zur Durchführung von Veranstaltungen.
2.4.2. Ausstattung für die Kinder- und Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit
1 Billardtisch, 9 Fuß
1 Tischfußball
1 Dart-Automat
1 Playstation PS1
1 Playstation PS2
1 Fernsehgerät mit Kabelanschluss
14 internet- und netzwerkfähige Computer, diverse Brett- und Gesellschaftsspiele
1 Tischtennisplatte
1 Basketballkorb
1 Carrera-Rennbahn
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2.4.3. Ausstattung für den Kreativbereich
Im Kreativbereich stehen eine Schreinerei mit Standmaschinen, Handmaschinen und
Handwerkzeugen, eine gut eingerichtete Schmuckwerkstatt und eine Töpferei mit
Drehscheiben und Brennofen zur Verfügung.
2.5 Rechtliche Grundlagen
Die Arbeit im JUZ orientiert sich als Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe notwendigerweise an rechtlichen Vorgaben. Von besonderer Bedeutung sind das Kinder- und Jugendhilfegesetz vom 26.06.1990 (SGB VIII/ KJHG) sowie das Landesgesetz zur Förderung der
Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit (vom 21.12.1993). Ferner hat das Jugendreferat im
Jahr 2002 für alle Einrichtungen der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit eine eigene
Satzung erarbeitet (beschlossen im Stadtrat am 16.12.2002).
Die ausführlichen Gesetzestexte können im Anhang eingesehen werden.
2.6 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
2.6.1 Soziokulturelle Rahmenbedingungen des Aufwachsens junger Menschen
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass folgende soziokulturelle Rahmenbedingungen für die Offene Kinder- und Jugendarbeit von besonderer Bedeutung sind:
§
Familie
Die Familie ist nach wie vor für Kinder und Jugendliche der prägende Lebensmittelpunkt.
In den letzten zwanzig Jahren wurde der Anteil der Familien mit Kindern unter 18 Jahren
stetig geringer. Als wesentliche familienstrukturelle Veränderung kann die Zunahme der
Familien mit nur einem Elternteil herausgestellt werden.
Die Familienkonstellation und der soziale Status der Familie entscheiden ganz wesentlich
über soziale, bildungsbezogene, kulturelle und materielle Lebenschancen von jungen
Menschen.
Die Bedeutung familienergänzender Sozialisationsinstanzen (z.B. Kitas, Schulen,
Jugendtreffs) hat in den vergangenen Jahren zugenommen.
§
Schule
Die Schule bestimmt im großen Umfang den Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen.
Mit der verstärkten Einführung von Ganztagsschulangeboten nimmt die schulische Einbindung der jungen Menschen weiter zu.
Ein erfolgreicher Schulabschluss ist eine wichtige Voraussetzung für die persönlichen und
beruflichen Entwicklungschancen.
Die PISA-Studien (2000 und 2003) zeigen mit aller Deutlichkeit, dass in keinem anderen
der 32 beteiligten OECD- Länder der Bildungs- und Lernerfolg von Mädchen und Jungen
so stark von deren sozialen Herkunft abhängt. Familiäre Benachteiligungen können im
Rahmen des gegliederten Schulsystems in Deutschland offenkundig nicht ausgeglichen
werden.
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Ein weiteres besorgniserregendes PISA- Ergebnis ist, dass fast ein Viertel der 15-jährigen
deutschen Schülerinnen und Schülern in den Basiskompetenzen „Lesen“ und „Rechnen“
nur die unterste Kompetenzstufe erreicht, die in etwa dem Kompetenzniveau zum Ende
der Grundschulzeit entspricht. Mit Blick auf berufliche und gesellschaftliche Integration
müssen diese jungen Menschen zweifellos als „Risikogruppe“ bezeichnet werden.
Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund sind, insbesondere wegen ihrer oftmals
schlechten Deutschkenntnisse, in dieser Gruppe deutlich überrepräsentiert. Zur
Risikogruppe gehören aber auch deutsche Jugendliche aus bildungsfernen Familien.
§
Ausbildung und Beruf
Die ernüchternden Befunde der PISA-Studie erklären auch, warum eine Vielzahl junger
Menschen Jahr für Jahr ohne Berufsabschluss bleibt.
Die ernüchternden Befunde der PISA-Studie erklären auch, warum eine Vielzahl junger
Menschen Jahr für Jahr ohne Berufsabschluss bleibt.
Wie die „Daten zum Ausbildungsmarkt“ der Bundesagentur für Arbeit Kaiserslautern für
2006 zeigen, kommen im Bezirk der Regionaldirektion Kaiserslautern auf 1955 Ausbildungsstellen 3371 Bewerberinnen und Bewerber. Ende September 2006 gab es noch 71
unbesetzte Ausbildungsstellen, denen gegenüber 249 noch nicht vermittelte Bewerberinnen und Bewerber standen.
Die Statistik weist im Jahre 2006 für Rheinland-Pfalz 23.628 gemeldete Ausbildungsstellen
und 40.455 Bewerberinnen und Bewerber aus.
Das Angebot von Ausbildungsstellen verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 %,
während die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber um 10,4 % zunahm.
Wir haben festgestellt, dass Jugendliche, die keinen Hauptschulabschluss erreichen oder
nur mäßige Noten vorweisen können, im Kampf um die knappen Ausbildungsplätze so gut
wie chancenlos sind.
§
Materielle Lage
Nach den Ergebnissen des 2. Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung
(Berlin, 2005) ist die Armutsrisikoquote von 12,1 % im Jahr 1998 auf 13,5 % im Jahr 2003
angestiegen. Besonders betroffen von Armut sind Haushalte mit Kindern und Jugendlichen.
Die Sozialhilfequote dieser Haushalte lag im Jahr 2003 mit 7,2 % mehr als doppelt so
hoch wie der entsprechende Wert (3,4 %) für die Gesamtbevölkerung Deutschlands.
Das mit Abstand höchste Armutsrisiko haben allein erziehende Familien. Mit 26,3 % liegt
es mehr als dreißigmal so hoch wie das Armutsrisiko von Ehepaaren ohne Kinder (0,8 %)
Im Jahr 2006 hat man für die Stadt Kaiserslautern mit etwa ca. 3.800 Bedarfsgemeinschaften gerechnet. Nach den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit waren im Mai 2006
tatsächlich 6.069 Bedarfsgemeinschaften (mit 10.500 Personen) in Kaiserslautern auf
Arbeitslosengeld II (SGB II: Grundsicherung für Arbeit Suchende) angewiesen. Dies
bedeutet, dass jeder 10. Einwohner von Hartz IV- Leistungen abhängig war.
Unter den 5.500 Bedarfsgemeinschaften waren 1.544 (=28 %) mit Kindern unter 15
Jahren (Stand Oktober 2005). Der entsprechende Bezugswert für das Land RheinlandPfalz lag im Oktober 2005 bei 32 %.
5
§
Zusammenhang zwischen materieller Lage und Bildung
Nicht alle Kinder und Jugendlichen verfügen in Deutschland über die gleichen Zugänge zu
Bildung. Nicht alle haben die gleichen Chancen, ihr Leben und ihre Zukunft auf Erfolg hin
zu planen und umzusetzen. Teilnahme und Teilhabe an Bildung bemessen sich nach
sozialer und ethnischer Herkunft sowie Geschlecht und Region: Einkommen und Bildungshorizont ihrer Eltern entscheiden nach wie vor über schulisches Weiterkommen und
Bildungskarrieren der Kinder. Diese Kinder verlangen besondere öffentliche Aufmerksamkeit. Investitionen in ihre Bildung steigern ihre Chancen auf soziale Teilhabe und
individuelle Verwirklichung und bilden auf diese Weise kulturelle und soziale Ressourcen,
die späteren Armutslagen vorbeugen (vgl. 12. Kinder- und Jugendbericht 2005).
§
Gesundheit
Eine positive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hängt nicht zuletzt davon ab, ob
gesundheitliche Beeinträchtigungen vorliegen. Neben der Zunahme der Übergewichtigen
bei den 9- bis 16-Jährigen (bei Mädchen gelten 25 %, bei den Jungen sogar 35 % als
übergewichtig) und damit korrespondierend einem Rückgang der körperlichen Fitness
bereitet auch der Anstieg psychischer Erkrankungen (Angststörungen, Depressionen)
Sorgen. Ein weiteres bedeutsames gesundheitliches Risiko stellt die Suchtgefährdung dar,
wobei von Alkohol und Nikotin als gesellschaftlich tolerierte „Alltagsdrogen“ die gravierendsten Gefährdungspotentiale ausgehen.
§
Kriminalität
Im Zuständigkeitsbereich der westpfälzischen Polizei wurden im Jahr 2006 14.251 Tatverdächtige ermittelt. Durch eine besondere Zählweise innerhalb der polizeilichen Kriminalstatistik wird sichergestellt, dass eine Person, die als Täter innerhalb des Erfassungszeitraums mehrfach in Erscheinung getreten ist, immer nur einmal gezählt wird. Das sind
0,65 % mehr als im Vorjahr.
Von diesen waren 10.923 Männer (76,6 %) und 3.328 Frauen (23,4 %). Insgesamt wurden
2.002 nichtdeutsche Tatverdächtige ermittelt, das sind 14 % aller Personen in dieser
Gruppe.
Das Polizeipräsidium Westpfalz erfasste im Jahre 2006 10.639 Erwachsene (über 21
Jahre) als Tatverdächtige – das entspricht 74,7 % aller Personen in dieser Gruppe.
Die Tatverdächtigenstruktur der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden stellt sich
wie folgt dar:
Kinder (unter 14 Jahren)
Jugendliche (über 14 – unter 18 Jahre)
Heranwachsende (über 18 – unter 21 Jahre)
673
1.549
1.390
=
=
=
4,7 %
10,9 %
9,8 %
Kinder und Jugendliche wurden hauptsächlich als Tatverdächtige bei einfachen Diebstählen (z.B. Ladendiebstählen) und Sachbeschädigungen, aber auch Körperverletzungen
ermittelt.
Heranwachsende traten überwiegend durch die Begehung von Rohheitsdelikten – überwiegend in Form von Körperverletzungen – in Erscheinung, gefolgt von einfachen Diebstählen und Betrugsdelikten, aber auch durch Rauschgiftkriminalität
(vgl. polizeiliche Kriminalstatistik 2006 / Polizeipräsidium Westpfalz, veröffentlicht am
25.01.2007)
6
§
Medien
Die Herausbildung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien beeinflusst die
Entwicklungs- und Lebensbedingungen der heutigen Kinder und Jugendlichen.
Computer und Internet haben es wie kein anderes Medium geschafft, in so kurzer Zeit den
Weg in den Alltag vieler Jugendlicher zu finden: So hat sich z.B. die Gruppe der Internet
nutzenden Jugendlichen in den letzten 4 Jahren mehr als verzehnfacht.
Die benutzten Medien verändern grundlegend den Bildungsbereich, die Kommunikationsstrukturen und die Alltagskultur. Medienkompetenz entwickelt sich gerade in einer
Wissensgesellschaft zu einem der Schlüsselbegriffe für die berufliche Qualifizierung junger
Menschen.
2.6.2 Das soziale Umfeld des JUZ
Das JUZ befindet sich in einem verkehrsberuhigten Bereich der Fußgängerzone in einem
Mischgebiet aus Mietwohnungen, Gastronomiebetrieben und Einzelhandelsgeschäften.
Beim Mietwohnbestand dominiert der soziale Wohnungsbau.
Insgesamt gilt das Stadtquartier „Innenstadt Nordost“ als latenter „sozialer Brennpunkt“ mit
einem überproportional hohen Anteil von materiell schlechter gestellten, bildungsfernen
Familien. Die Grundschule des Stadtteils ist von Seiten der Schulaufsichtsbehörde als
„Brennpunktschule“ anerkannt.
2.7. Fachliche Rahmenbedingungen
Das JUZ als Ort sozialer Kommunikation und Treffpunkt der Freizeitgestaltung
Die Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit geben den Besuchern die Möglichkeit, sich zeitweise ohne „direkte“ pädagogische Betreuung mit anderen Kindern und
Jugendlichen zu treffen, zu spielen und gemeinsam etwas zu erleben. Sie sind Ausgangsund Endpunkte gemeinsamer Unternehmungen. Es ergeben sich dort Kontakte in der
eigenen Peergroup und zu anderen Altersgruppen. Jugendarbeit bietet hier die Chance
zur selbsttätigen Aneignung von Räumen und der darin liegenden Möglichkeiten.
Pädagogisches Handeln
Kinder und Jugendliche suchen den Kontakt zu Erwachsenen, zu den Pädagoginnen und
Pädagogen in der Einrichtung. Sie suchen dabei Orientierung, Auseinandersetzungen und
Abgrenzungen. Sie brauchen Vorbilder und Menschen, an denen sie sich „reiben“ können,
um so eigene Positionen zu entwickeln. Erst wenn sich zwischen Besuchern und Pädagogen ein besonderes Vertrauensverhältnis entwickelt hat, kann sich dieser Kontakt zum
persönlichen Austausch, zur Beratung und zur persönlichen Hilfe und Unterstützung
entwickeln.
Das gemeinsame Erleben im Sport und in Abenteuer-Angeboten und die damit verbundene Erlebnisdichte bieten den pädagogischen Fachkräften vielfache Kontaktperspektiven
als Partner, Gegner oder vermittelnder Schiedsrichter.
Partizipation
Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Gestaltung ihrer Lebensbereiche,
die Berücksichtigung ihrer Belange und die Förderung von Eigeninitiative und Selbstorganisation sind Grundsätze des pädagogischen Wirkens.
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Innerhalb der Einrichtung wird dies entweder durch das Einrichten eines JUZParlamentes oder durch ein monatliches offenes Forum umgesetzt. Die Auswahl dieser
Partizipationsformen ist abhängig von der aktuellen Besucherstruktur.
Sozialraum- und Gemeinwesenorientierung
Aus einem ganzheitlichen Grundverständnis heraus bezieht sich die Offene Kinder- und
Jugendarbeit auf alle Lebenslagen und Lebensfelder der jungen Menschen des unmittelbaren Einzugsbereiches der Einrichtung und ist daher sozialraumorientiert angelegt.
Es wird eine Vernetzung zwischen der Offenen Jugendarbeit, den Einrichtungen der
örtlichen und regionalen Jugendhilfe, den Schulen und den ehrenamtlich geführten
Organisationen in der Kinder- und Jugendarbeit angestrebt. Die Offene Jugendarbeit ist
daher auch gemeinwesenorientiert organisiert.
Durch seine Angebote stellt das JUZ ebenfalls einen Teil des Gemeinwesens dar.
3. Leitbild, Ziele und Zielgruppen
3.1. Leitbild der Stadt zur Kinder- und Jugendhilfe
Das Leitbild zur Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Kaiserslautern vom September 2002
bildet eine der grundlegenden Säulen der inhaltlichen Arbeit des Jugend- und
Programmzentrums.
Es wurde von der AG Jugendhilfeplanung unter Beteiligung der örtlichen Träger der freien
Kinder- und Jugendhilfe erarbeitet und bildet den übergeordneten fachlichen Orientierungsrahmen für die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in Kaiserslautern. Es ist
als gedruckte Version im Referat Jugend (Jugendamt) erhältlich.
3.2. Selbstverständnis der pädagogischen Mitarbeiter/innen
Das pädagogische Selbstverständnis der Mitarbeiter/innen basiert auf mehreren
Grundlagen.
An erster Stelle stehen dabei der Artikel 1 der Menschenrechte („Alle Menschen sind frei
und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt
und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“) sowie die in der UNKinderrechtskonvention festgelegten Kinderrechte.
Hinzu kommen ein ganzheitlicher Bildungsbegriff und Bildungsziele, die sich nicht nur an
Bildung im Sinne von Wissens- und Informationsvermittlung orientieren.
Zu einem ganzheitlichen Bildungsbegriff zählen:
§
die Anregung aller Kräfte von Kinder und Jugendlichen, d.h. der kognitiven, sozialen,
emotionalen und ästhetischen Kräfte (Entfaltung der Persönlichkeit),
§
die Aneignung von Welt – in dem das Fremde in Eigenes verwandelt wird
(Partizipation)
§
die kritische Auseinandersetzung mit inneren und äußeren Anregungen bzw. Befreiung
von inneren und äußeren Zwängen (Emanzipation),
8
§
die Befähigung zu eigenbestimmter Lebensführung und Aneignung der hierfür
notwendigen Kompetenzen (Selbstbildung),
§
die Einbettung der Lernprozesse in sinngebende Zusammenhänge
(Werteorientierung).
Bildungsziele in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind vor allem die Entwicklung von:
§
personalen Kompetenzen wie Selbstbewusstsein, Fähigkeit zum Umgang mit
Gefühlen, Umgang mit Wissen, Neugier, kritische Auseinandersetzung, Urteilsvermögen u.a.m.
§
sozialen Kompetenzen wie Ausdrucksfähigkeit, Teamfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft und Solidarität,
§
Kompetenzen für aktuelle Erfordernisse, wie z.B. Medienkompetenz als wichtige
Voraussetzung für berufliche Perspektiven, oder interkulturelle Kompetenzen, die zur
Bewältigung von Alltagserfahrungen für viele Besucher der Offenen Arbeit wichtig sind,
§
Kompetenzen der Mitgestaltung, Mitbestimmung und Mitverantwortung (Partizipation)
als adäquate Form der politischen Bildung und Teilhabe im Kontext Offener Arbeit.
In diesem Sinne trägt die Offene Kinder- und Jugendarbeit zur Vermittlung wichtiger
Schlüsselqualifikationen bei und ermöglicht vielfältige Bildungserfahrungen, die für die
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unabdingbar sind. Die Bedeutung der Offenen
Kinder- und Jugendarbeit als Ort für informelle Bildungsprozesse steigt in dem Maße, wie
die Anforderungen der Gesellschaft zunehmen, ohne dass ihnen allein mit innerfamiliären
und schulischen Ressourcen ausreichend begegnet werden kann.
3.3. Ziele der Kinder- und Jugendarbeit
Kinder- und Jugendarbeit soll Kinder und Jugendliche ergänzend zu den Erziehungs- und
Bildungsinstitutionen Familie und Schule fördern und im gegenseitigen Austausch vorhandene und neue Stärken entwickeln und vertiefen.
Kinder- und Jugendarbeit fördert die Entwicklung von jungen Menschen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit. Sie ermöglicht jungen
Menschen soziale Integration und schafft Möglichkeiten zur Partizipation. Sie übernimmt
Präventionsaufgaben, leistet Hilfestellung und Unterstützung bei der eigenständigen
Gestaltung ihrer Lebenswirklichkeit.
Kinder- und Jugendarbeit trägt dazu bei, positive Lebensbedingungen für junge Menschen
und ihre Familien zu schaffen. Sie fördert zielgruppenspezifisch und im Sinne einer
Querschnittsaufgabe die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen, indem sie deren
unterschiedliche Lebenslagen berücksichtigt und Benachteiligungen abbaut. Sie
ermöglicht einen reflektierten Umgang mit geschlechtsspezifischen Rollenerwartungen
unter Berücksichtigung von Gender-Aspekten.
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Mit ihren Angeboten zielt sie auf die Entwicklung von Eigeninitiative, Neugierde und
Lernmotivation. Insbesondere über das breite Spektrum ehrenamtlicher Tätigkeiten fördert
sie Zusammenarbeit, Kommunikation und soziale Kompetenz. Sie ermöglicht die Übernahme von Verantwortung und ermutigt ausdrücklich zu selbständigem Urteilen und
Handeln – Qualifikationen, die zur demokratischen Gestaltung der Gesellschaft unbedingt
notwendig sind.
3.3.1. Ziele der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
Offene Kinder- und Jugendarbeit stellt sich den Herausforderungen, die sich aus der
Lebenssituation, der Lebenslage und den Lebenserfahrungen junger Menschen ergeben.
Die persönlichen und sozialen Gegebenheiten der Jugendlichen bestimmen die Inhalte,
Methoden und Angebotsformen dieser Arbeit.
Offene Kinder- und Jugendarbeit schafft Rahmenbedingungen, die den Bedürfnissen der
Besucherinnen und Besucher nach Selbstverwirklichung, Anerkennung, Geselligkeit,
Geborgenheit, Erlebnis und Entspannung entgegenkommen.
Das bedeutet auch, dass Kinder und Jugendliche, Mädchen und Jungen mit ihren
jugendkulturellen Ausdrucksformen, mit ihren wechselnden Interessen und Bezügen zu
bestimmten Szenen und Cliquen akzeptiert und gefördert werden. Dem kommt gerade
heute eine besondere Bedeutung zu, da Selbstorganisierungsprozesse in Cliquen immer
wichtiger werden. Gerade in einer Phase gesellschaftlicher Erosionen und Umbrüche
brauchen junge Menschen leicht erreichbare, niederschwellige Orte, wo sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede erfahren sowie Freundschaften als soziale Stabilisierungsfaktoren entwickeln und pflegen können.
Die alltäglichen Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen in Schule, Beruf, Familie,
Wohnumfeld etc. und ihre konkrete Lebenslage prägen das Arbeitsfeld.
Offene Kinder- und Jugendarbeit kann keine Alternative zum gesamten Lebensumfeld
darstellen, kann nicht abschotten gegen eine konfliktreiche und gefährdende Umwelt, sie
kann aber Kindern und Jugendlichen dabei helfen, mit ihrer konkreten Lebenswirklichkeit
besser klar zu kommen und auch in schwierigen Lebenslagen handlungsfähig zu bleiben.
Dies geschieht durch aktive Unterstützung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen
in aktuellen Problemlagen und in Konfliktsituationen.
3.3.2. Ziele der Jugendsozialarbeit
Engagement für benachteiligte junge Menschen
Die Offenen Kinder- und Jugendarbeit impliziert den Blick auf benachteiligte Kinder,
Jugendliche und junge Menschen, die aufgrund ihrer Lebenslagen in besonderer Weise in
ihren Entfaltungsprozessen und Emanzipationsbemühungen gehemmt und blockiert sind
bzw. werden, die mit Problemlagen leben, die in Notsituationen geraten sind, die
Minderheitengruppen angehören, oder die von Ausgrenzung bedroht sind, hat sie viel zu
bieten. Ansetzend bei den vorhandenen persönlichen und sozialen Ressourcen dieser
Kinder und Jugendlichen, bietet sie ihnen Räume, Zeit, Atmosphäre und Angebote zu
persönlicher, sozialer und jugendkultureller Entfaltung, die ihnen in ihrer Umwelt schwer
möglich oder gänzlich verwehrt ist.
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Die Jugendsozialarbeit zielt ebenso wie die Offene Jugendarbeit auf die Entwicklung und
Stabilisierung der Persönlichkeit, basierend auf den individuellen Förderungen von
Handlungskompetenzen. Allerdings liegt der Schwerpunkt auf Hilfen für junge Menschen
aus besonders benachteiligten sozialen Verhältnissen, bezogen auf Schule, Beruf und
existentielle Sicherung (Jugendsozialarbeit nach §13 SGB VIII).
Jugendsozialarbeit soll die gesellschaftliche Integration der ihr anvertrauten jungen
Menschen gewährleisten und ihnen zu mehr Chancengleichheit verhelfen. Sie soll dazu
beitragen, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen am wirtschaftlichen, kulturellen,
sozialen und politischen Leben der Gesellschaft teilhaben können (vgl. Fachlexikon der
sozialen Arbeit, 4. Auflage 1997).
3.3.3. Ziele der Kulturarbeit
Die Auswahl der Kulturangebote basiert im Wesentlichen auf zwei Zielrichtungen.
Zum einen ist das JUZ einer der „Kulturanbieter“ in Kaiserslautern und in der Region, was
sich in der Vielfältigkeit der angebotenen Sparten widerspiegelt. Insbesondere die
Angebote im Kleinkunstbereich, die oftmals verbunden sind mit Veranstaltungen auf der
einrichtungseigenen „Bühne unterm Dach“ bilden mit ihrem qualitativ hochwertigem
Programm einen wesentlichen Bestandteil des Kulturangebotes der Stadt Kaiserslautern.
Der Schwerpunkt der Kulturarbeit liegt auf der Jugendkulturarbeit, wobei diese Angebote
wiederum auf zwei Grundüberlegungen basieren.
So wird im Sinne einer sozialen Jugendkulturarbeit jungen und/oder noch unbekannten
regionalen Bands die Möglichkeit gegeben, in einem professionellen Umfeld ihr Können
einem größeren Publikum zu zeigen. Kooperationen mit verschiedenen Partnern
ermöglichen hierbei eine Bandauswahl aus einem breiten Stilspektrum. Hervorzuheben
sind in diesem Zusammenhang die mittlerweile etablierte Veranstaltungsreihe „New
Sounds“ in Zusammenarbeit mit der Firma „VS Medientechnik“ und das ab 2005 neue
Veranstaltungsangebot „Kids wanna Rock“ in Kooperation mit der „Modern Music School“.
Ebenfalls im Sinne der Kulturförderung ist das vom JUZ mitorganisierte Musikprogramm
im Rahmen des Cityfestes zu verstehen, da hier wiederum jungen Bands die Möglichkeit
gegeben wird, oft erstmals vor einem breiten Publikum zu spielen. Außerdem werden allen
beteiligten Bands die Teilnahme an einem Technikworkshop und ein Auftritt im
Veranstaltungsprogramm des Jugend- und Programmzentrums ermöglicht.
Zum Zweiten soll Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein ihren Bedürfnissen entsprechender Zugang zur Kultur eröffnet werden. Das heißt, die Auswahl der Künstler muss
dem Geschmack der Zielgruppe entsprechen und die Gestaltung der Eintrittspreise muss
auf das dieser Gruppe zur Verfügung stehende Finanzbudget Rücksicht nehmen.
Bedingt durch das breite Veranstaltungs- und Stilspektrum richtet sich das Kulturangebot
auch an ein vielschichtiges Publikum.
4. Angebote
Alle Angebote werden selbstverständlich unter Berücksichtigung des Jugendschutzgesetzes ausgewählt und durchgeführt.
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4.1. Kinder- und Jugendarbeit
Damit die Angebote auf Resonanz bei den Besuchern stoßen, ist es wichtig, die aktuellen
Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen sowohl bei den langfristigen Offerten als auch
bei den kurzfristigen Ad Hoc-Angeboten zu berücksichtigen.
Deshalb spiegelt die Auswahl der Angebote in der Regel auch die aktuelle Besucherstruktur der Einrichtung wider.
Die Planung der Angebote muss immer die Auswahl des passenden pädagogischen
Rahmens und Settings beinhalten. So muss etwa berücksichtigt werden, ob die
Veranstaltung mit oder ohne Kooperationspartner durchgeführt wird, denn je nach Thema
fällt es den Kindern und Jugendlichen schwerer, sich mit „Fremden“ über ihre eigene
Problematik zu unterhalten.
Selbstverständlich bestimmt das Thema auch die Zusammensetzung der Gruppe. So ist
z.B. bei Aufklärungsaktionen auf eine geschlechts- und altersspezifische Gruppenzusammensetzung zu achten.
Bei der Ausarbeitung und Durchführung von Angeboten spielt die jeweilige Zielsetzung
eine bedeutende Rolle. Dies wird gerade beim Thema „Süchte“ deutlich, wo von Anfang
an deutlich werden muss, ob es sich um eine aufarbeitende oder eine präventive Aktion
handelt.
Als wesentliche Charakteristika der Kinder- und Jugendarbeit gelten:
§
Freiwilligkeit
Im Gegensatz zur Schule bleibt es den Jugendlichen freigestellt, den Angeboten der
Offenen Jugendarbeit zu folgen. Gerade diese Freiwilligkeit birgt für Jugendliche, welche
die Ablösung von der Familie erproben und die Schule allgemein als ein Muss ansehen,
einen anziehenden Reiz. Es ist deshalb wichtig, die Grenzlinien dieser Offenheit und
Freiwilligkeit transparent zu machen und dabei zu verdeutlichen, dass Freiwilligkeit nicht
Beliebigkeit bedeutet. Die freiwillige Teilnahme bedeutet, eine Entscheidung zu treffen, die
auch ein Maß an Verbindlichkeit impliziert. Gemeinsam geplante Aktionen, zu denen alle
Teilnehmer/innen nötig sind, dürfen nicht spontan von wenigen boykottiert werden. Sobald
sich eine Gruppe zu etwas zusammen gefunden hat, beginnt der Prozess des sozialen
Lernens.
§
keine Leistungskontrollen
Auch in diesem Zusammenhang kann die Jugendarbeit einen Schonraum darstellen, denn
sowohl in der Schule als auch von Seiten der Familie wird Leistung erwartet.
§
Herrschaftsarmut
Es sollte ein geringes Machtgefälle zwischen pädagogischen Fachkräften und Kindern und
Jugendlichen bestehen. Hierdurch soll der Aufbau vertrauensgeprägter Beziehungen
zwischen Fachkräften und jungen Menschen erleichtert werden.
§
Bedürfnisorientierung und Flexibilität
Was gemacht wird, orientiert sich weitgehend an den Wünschen und Ideen der Kinder und
Jugendlichen. Für viele ist es eine eher seltene Erfahrung, dass auf ihre Bedürfnisse
Rücksicht genommen wird, da dies in den Strukturen von Schule (Vorgabe durch
Lehrpläne) und Familie nur begrenzt möglich ist.
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§
Offenheit
Die pädagogischen Fachkräfte sind jederzeit offen für Wünsche und Bedürfnisse der
Kinder und Jugendlichen. Dies fordert ein ständiges Auseinandersetzen mit jugendrelevanten Themen und Aktivitäten von Seiten des pädagogischen Personals.
§
Gruppenorientierung
Die Jugendlichen bilden keine „Zwangsgruppe“ wie in Schule und Familie, sondern eine
spontane „Sympathiegruppe“. Um Mitglied der Gruppe bleiben zu können, müssen sie die
Interaktion und ihr Verhalten so gestalten, wie es die Gruppenstruktur verlangt.
§
Soziale Erfahrungen
Die Peergroup bietet besondere Möglichkeiten, sich die gesellschaftlich relevanten
sozialen Kompetenzen anzueignen.
§
Schutz- und Ausgleichsfunktion
Probleme mit den Eltern oder der Schule können in einer geschützten Atmosphäre
besprochen werden.
4.1.1. Offene Kinder und Jugendarbeit
Der Offene Bereich, der gekennzeichnet ist durch Freiwilligkeit, geringe Verbindlichkeit
und fehlenden Leistungsdruck, stellt ein niederschwelliges Angebot dar, das insbesondere
von Kindern und Jugendlichen genutzt wird, die sich nur schwer in einen Verein
integrieren können, da die Mitgliedschaft in einem Verein genau diese Verbindlichkeit
(feste Trainingszeiten, Spieltermine...) voraussetzt.
Im Gegensatz zu Schule und Verein können die Kinder und Jugendlichen ihren Tagesablauf und ihre Aktivitäten im Haus selbst bestimmen oder einfach mal „nichts tun“.
Während des Aufenthaltes im Juz haben sie die Möglichkeit, Kontakte zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu knüpfen.
Im Offenen Bereich bieten gerade die immer wieder unterschiedlich zusammengesetzten
Gruppen ein ausgezeichnetes Lernfeld zum Erwerb sozialer Kompetenzen.
Der Begriff „soziale Kompetenz“ wird inflationär verwendet. Es existiert keine sozialwissenschaftlich abgesicherte Definition.
In der Alltagssprache bedeutet der Begriff „soziale Kompetenz“ die Fähigkeit „gut mit
anderen Menschen umgehen können, gerade auch in konfliktträchtigen Situationen“.
Grunddimensionen sozialer Kompetenz sind:
§
§
§
§
angemessene Selbstdarstellungsfähigkeit
Empathie und Rollenübernahme
Konfliktsituationen schlichten
Balance zwischen Ich-Identität („Wer bin ich selbst?“) und sozialen Rollenerwartungen.
Wer soziale Kompetenz entwickelt hat, kommt mit den Anforderungen sozialer Situationen
gut zurecht und genießt bei anderen Menschen eine hohe Wertschätzung. Sozial
kompetente Menschen können zwischenmenschliche Beziehungen gestalten und finden
eine ausgewogene Balance zwischen Ich-Identität und den Handlungserwartungen ihrer
Mitmenschen (vgl. Fachlexikon der sozialen Arbeit).
13
4.1.1.1. Offene Bereiche
Café Pur
Das Café Pur wird von den Kindern und Jugendlichen gerne als niederschwellige zentrale
Anlaufstelle genutzt. Neue Besucher kommen in der Regel ins Café, bevor sie in die
Spielräume gehen. Somit dient das Café den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Ort der
ersten Kontaktaufnahme. Daher ist es wichtig, dass immer eine pädagogische Fachkraft
im Café anwesend ist
Im Café werden Essen und Getränke zu jugendfreundlichen Preisen angeboten. Das
Rauchen ist im Café (mit Ausnahme der Galerie) ebenso wie in allen anderen Räumen
des JUZ nicht gestattet. Der Ausschank alkoholischer Getränke richtet sich nach den
Vorgaben des Jugendschutzgesetzes, die ergänzt werden durch die hausinternen Regelungen, dass Alkohol erst ab18 Uhr ausgeschenkt wird und Spirituosen nur während der
Salsadiscos angeboten werden
Das Haus verfügt über einen rollstuhlgerechten Zugang zum Café Pur und zur
Herrentoilette.
Innenhof
Die sportliche Betätigung im JUZ-Alltag stellt eine Alternative zu den Aktivitäten an
Computer und Spielekonsolen dar. Im Vordergrund steht die Förderung von sozialer
Kompetenz durch das Aufstellen und Einhalten eigener Regeln im Zusammenspiel mit
anderen Kindern und Jugendlichen.
Basketball
Im Innenhof des JUZ ist ein Basketballkorb montiert, den die jungen Besucher immer zum
Spielen benutzen können. Gespielt wird nach eigenen aufgestellten Regeln.
Es kann ein Ball mitgebracht oder gegen Abgabe eines Pfands an der Theke ausgeliehen
werden.
Tischtennis
Im Innenhof des JUZ steht eine überdachte Tischtennisplatte. Schläger und Bälle können
ebenfalls selbst mitgebracht oder gegen Pfand an der Theke ausgeliehen werden.
Spielräume
Die Spielräume im Juz bieten den Besuchern Freiräume, in welchen sie einen selbstbestimmten Tag verbringen können.
Die Spielräume sind für Kinder und Jugendliche im Alter von 10-17 Jahren geöffnet, wobei
ältere Stammgäste das Angebot weiterhin nutzen dürfen, da diese eine Vorbildfunktion für
Jüngere darstellen. Neue Besucher über 18 Jahre dürfen die Spielräume nicht benutzen,
da wir für sie nicht die Funktion einer kostenlosen Spielhalle erfüllen wollen. Die Spielzeit
für Kinder unter 14 Jahre ist bis 17 Uhr begrenzt, da die 14- bis 17-Jährigen auch eigene
Freiräume haben sollen und mit ihnen ein anderes inhaltliches Arbeiten nötig ist.
Die Fachkräfte gestehen den Jugendlichen Freiräume zu, sind aber gleichzeitig so präsent, dass sie sowohl als Ansprechpartner für die Kinder und Jugendlichen als auch als
„Konfliktlöser“ vor Ort sind.
14
Durch den engeren Kontakt mit den Fachkräften sollen die jungen Besucher von der
Unverbindlichkeit der Spielräume an verbindlichere, regelmäßige Gruppenangebote heran
geführt werden.
Die Spielräume stellen einen Raum zum Lernen sozialen Handelns dar, der den Kindern
und Jugendlichen mit, aber zeitweise auch ohne „direkte“ Betreuung angeboten wird.
In den Spielräumen befindet sich ein Billardtisch. Es wurde eine eigene Benutzerordnung
aufgestellt, die den Spielablauf regelt. Queues und Kugeln sind frei verfügbar und müssen
im Gegensatz zu anderen Spielgeräten nicht speziell ausgeliehen werden. Der Billardtisch
stellt ein besonderes Angebot der Freizeitgestaltung als Alternative zu „Bildschirmangeboten“ dar. Die Mitarbeiter legen Wert auf die Ausbildung von sozialer Kompetenz durch
das Einhalten der selbst aufgestellten Regeln und durch die sportliche Auseinandersetzung mit anderen Besuchern.
Darüber hinaus haben die Jugendlichen die Möglichkeit der kostenlosen Nutzung eines
Dart-Automaten, eines Tischfußball-Spiels und verschiedener Brettspiele.
Ab 17 Uhr steht den älteren Besuchern des Hauses zudem ein Fernsehgerät zur
Verfügung.
Internetcafé
Das Internetcafé dürfen Jugendliche von 14-18 Jahren besuchen. Langjährige Besucher
können aber auch bei Vollendung des 18. Lebensjahres weiter am Angebot teilnehmen.
Vor der ersten Nutzung des Angebots werden allgemeine Umgangsregeln im Computerraum, adäquater Umgang mit Soft- und Hardware und vorhandenes Grundwissen am
Computer besprochen und getestet. Bei bestandener Prüfung wird durch die Ausstellung
des PC-Führerscheins bestätigt, dass das computerspezifische Basiswissen erfüllt ist.
Für Kinder und Jugendliche ist die Förderung von Medienkompetenz in der heutigen
Wissens- und Informationsgesellschaft sehr wichtig. Der Computer ist ein Bestandteil ihrer
Lern- und Lebenswelt und muss aufgrund dessen in die pädagogische Arbeit integriert
werden. Zum einen bieten ihnen Computer und Internet die Möglichkeit, sich Informationen über für sie interessante, lebensnahe Themen zu beschaffen. Zum anderen dienen
sie als modernes Kommunikationsmittel, welches den Austausch mit Anderen ermöglicht.
Weiter kann durch das Chatten die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit
gefördert werden, da Jugendliche in andere Rollen schlüpfen können. Selbstvertrauen
und Eigeninitiative können so zielgerichtet gestärkt werden, ohne die Anonymität im Chat
aufgeben zu müssen. Das Internetcafé bietet eine vielfältige, abwechslungsreiche Freizeitgestaltung, die Erschließung neuer Kommunikationsmittel und das Kennen lernen neuer
Informationstechnologien. Es ermöglicht soziale Kontakte und Spaß mit Gleichaltrigen in
einem pädagogisch betreuten Rahmen.
Das Internetcafé wirkt unterstützend bei der Vermittlung einer informationstechnischen
Grundbildung am Computer, wodurch sich auch die Chancen der Jugendlichen auf dem
Arbeitsmarkt verbessern. Gerade bei benachteiligten Jugendlichen dient es dazu, die
vorhandene Benachteiligung durch den pädagogisch angeleiteten Zugang zu modernen,
multimedialen Kommunikationsmitteln sukzessive abzubauen. Auch die Sozialkompetenz
der jungen Menschen wird durch das Angebot gestärkt, da sie zu Kommunikation mit
15
anderen in einem festen Rahmen außerhalb ihrer eigenen Peergroup gezwungen sind.
Ausländische und benachteiligte Jugendliche lassen sich durch das Internetcafé leichter
an neue Medien heranführen. Die finanzielle Lage bzw. der Bildungsstand vieler Eltern
erschwert den Kindern und Jugendlichen den Zugang zum Internet, da die Finanzierung
eines Computers mit Internetzugang oftmals nicht möglich und das technische Know-how
bei den Familien häufig nicht gegeben ist. Das Internetcafé wirkt dem insofern entgegen,
da die Benutzung der Computer für die Jugendlichen kostenlos ist. Dadurch leistet das Juz
einen Beitrag zur Integration der Jugendlichen und zur Verbesserung der Chancengleichheit.
Für ausländische Jugendliche bietet dieses Kommunikationsmittel zudem die Möglichkeit,
mit Menschen aus ihren Heimatländern in Kontakt zu bleiben bzw. zu kommen. Es hat
sich gezeigt, dass die Integration in Deutschland dadurch erleichtert wird, da Blockaden
bei denjenigen Jugendlichen abgebaut werden, die nicht freiwillig mit ihren Eltern nach
Deutschland gekommen sind. Eine Integration in die Gesellschaft wird so erleichtert und
unterstützt.
4.1.1.2. Themenspezifische Angebote
Innerhalb der pädagogischen Arbeit ist das Aufgreifen thematischer Schwerpunkte einer
der Grundlagen der täglichen Arbeit. Dies können tagesaktuelle Ereignisse oder Themenkomplexe wie Sucht- und Gewaltprävention sein oder auch Themen der Aufklärung, die
von den pädagogischen Fachkräften situativ erfasst und geschlechts- und altersadäquat
behandelt werden.
4.1.2. Soziale Gruppenarbeit
4.1.2.1. Fußball-AG
Ursprüngliche Zielsetzung war die Förderung von körperlicher Betätigung für Jugendliche,
die überwiegend passiven Freizeitbeschäftigungen nachgehen (Beschäftigung mit Computern und Spielekonsolen etc.) und nicht in einem Verein organisiert waren.
Mittlerweile wird das Angebot fast ausschließlich von Jugendlichen genutzt, die regelmäßig das Juz besuchen und zusätzlich einem Fußballverein angehören.
Zielsetzung für diese Jugendlichen ist das Erleben von Gruppe und das damit verbundene
Erlernen von sozialer Kompetenz (Regeln für Hallenfußball entwickeln, Mannschaften
aufstellen, allgemeine Verhaltensregeln...).
Einhergehend mit der sportlichen Aktivität zielt das Angebot auf die Förderung von
Körperbewusstsein (Kondition, Förderung der Grob- und Feinmotorik, Duschen nach dem
Sport etc.).
Ebenfalls zum Angebot gehört die Teilnahme an Turnieren anderer Jugendzentren, bei
denen der Kontakt zu Jugendlichen anderer Jugendeinrichtungen hergestellt wird.
4.1.2.2. Kraftraum
Das Angebot richtet sich an regelmäßigen Besucherinnen und Besucher des Hauses, die
Interesse an Fitness- und Krafttraining haben. Jugendliche ab 16 Jahren dürfen nach
einem Einweisungstraining durch einen pädagogischen Mitarbeiter mit dem Einverständnis
eines Erziehungsberechtigten den Kraftraum alleine nutzen, während Jüngere (ab 14
Jahre) nur im Beisein einer Aufsichtsperson trainieren dürfen.
16
Ziel des Angebotes ist die Förderung des Körperbewusstseins (Kondition, Ernährung,
Motorik etc.).
Die Motivation zur körperlichen Betätigung von übergewichtigen Jugendlichen, die
außerhalb der Einrichtung keinen sportlichen Aktivitäten nachgehen, gehört ebenso zur
Zielsetzung wie das Erlernen von Selbstdisziplin durch das Aufstellen und Einhalten eines
eigenen Trainingsplans und im Einhalten der Kraftraumregeln.
Ein regelmäßiges Training nach einem individuellen Trainingsplan ist hierfür Voraussetzung.
4.1.2.3. LAN-Spielegruppe
Das Juz bietet die Möglichkeit, in einem pädagogischen Rahmen und ohne größeren
organisatorischen Aufwand für die Jugendlichen, in einem lokalen Netzwerk altersgerechte
LAN- Spiele gegen bzw. miteinander zu spielen.
Die mittlerweile zwei LAN-Spielegruppen treffen sich regelmäßig je einmal in der Woche.
4.1.2.4. Mädchengruppe
Mädchen brauchen konkrete und symbolische Räume zum Lernen und Experimentieren
innerhalb einer Mädchengruppe, in der sie sich jenseits männlicher Wertmaßstäbe und
Normen und der teils immer noch bestehenden männlichen Dominanz eigenständig und
selbstbestimmt entwickeln können. Mädchen aller Altersgruppen suchen, mehr als die
Jungen, die Gelegenheit, unter sich zu sein.
Bei diesem Angebot stehen das soziale Lernen in der Gruppe und die Entwicklung eines
positiven Gemeinschaftsgefühls sowie die Umsetzung von mädchen-typischen Wünschen
und Bedürfnissen im Vordergrund.
Die Mädchengruppe ist eine offene Gruppe für Mädchen ab 12 Jahren, bei der jederzeit
neue Mädchen willkommen sind. Sie trifft sich immer dann, wenn Mädchen unter sich sein
wollen (also nicht zu festen Terminen).
Angebote im Ferienprogramm wie schwimmen gehen oder ein Besuch des Holiday-Parks
stehen ebenso auf der Tagesordnung wie Ad-hoc-Angebote im täglichen Juz-Alltag (z.B.
Kochaktionen, Gipsmasken basteln, Kosmetika herstellen oder Mädchenseiten im Internet
besuchen).
4.1.3. Kreativbereich
Zum Kreativbereich der Einrichtung gehören eine Schmuckwerkstatt, eine Schreinerei und
eine Töpferei.
Im Kreativbereich lautet die Devise „Hobbys entdecken – Fähigkeiten fördern“. Von der
Idee und Planung bis hin zum fertigen Produkt können die Kinder in den Werkstätten unter
professioneller Aufsicht und Anleitung Neues lernen oder schon vorhandene Fähigkeiten
weiter ausbauen. Die Kinder können neue Materialien mit ihren vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten kennen lernen. Leider ist in den letzten Jahren ein Interessenrückgang für
diese Art von „schöpferischer Freizeitgestaltung“ zu beobachten. Daher werden darüber
hinaus in Workshops immer wieder aktuelle Trends aufgenommen, um mit attraktiven
Angeboten „in“ zu sein. So finden seit einiger Zeit Jonglierkurse statt, und das erneute
Anbieten von Computerkursen ist in Planung.
17
Die Workshops finden in der Regel sechs Wochen lang einmal wöchentlich für zwei
Stunden statt.
Zusätzlich zu diesen regelmäßigen Kursen bilden die Kreativangebote seit Jahren einen
wichtigen Bestandteil innerhalb des Sommerferienprogramms der Einrichtung.
Die Angebote richten sich an Kinder im Alter von 8 – 14 Jahren.
4.2. Kinder- und Jugendsozialarbeit
4.2.1. Kindergruppe
Das Angebot richtet sich an Grundschulkinder zwischen 6 und 11 Jahren aus den
angrenzenden Schulbezirken der Paul-Münch-Schule, der Theodor-Heuss-Schule und der
Luitpoldschule.
Die Gruppe ist für maximal zehn Kinder ausgerichtet.
Die Lehrerinnen und Lehrer der jeweiligen Schulen schlagen die in Frage kommenden
Kinder unter Berücksichtigung von verschiedenen Kriterien (schulische oder soziale
Defizite, Sprachschwierigkeiten der Eltern) zur Teilnahme vor, die Fachkräfte des
Jugendzentrums wählen aus den Vorschlägen die Schülerinnen und Schüler aus und
stellen eine geeignete Gruppe zusammen.
Die Kindergruppe ist kein Angebot im Rahmen der Hilfen zur Erziehung.
Das hauptsächliche Ziel der Kindergruppe liegt in der Stärkung des Sozialverhaltens und
im Erlernen wesentlicher schulbezogener Kompetenzen wie Pünktlichkeit, Kontinuität,
Ordnung usw.. Wichtig ist dabei das Erlernen von alternativer und anregender Freizeitbeschäftigung. Zusätzlich sollen sich ein Gefühl für die Gruppe und Solidarität der Kinder
untereinander entwickeln.
Die Betreuung erfolgt in der Regel von montags bis freitags jeweils in der Zeit zwischen
13.30 und 17.00 Uhr. Abweichungen von Betreuungszeiten (Ferien, Schließzeiten) werden
rechtzeitig mitgeteilt.
Die Leitung der Kindergruppe liegt bei einer ausgebildeten pädagogischen Fachkraft des
Jugendzentrums. Zusätzlich werden andere ausgebildete Mitarbeiterinnen oder Praktikantinnen zur Unterstützung mit einbezogen.
Die Schwerpunkte der Kindergruppe liegen sowohl zeitlich als auch inhaltlich auf Spiel-,
Sport- und Freizeitangeboten. Die Zeit für Hausaufgaben ist auf eine Stunde begrenzt. Für
die Angebote werden die Räumlichkeiten der Einrichtung sowie die umliegenden Freizeitmöglichkeiten der Stadt und des Kreises genutzt.
Durch das Führen eines Hausaufgabenheftes wird die Anfertigung der Hausaufgaben
überprüft. Dieses Heft dient auch dem ständigen Austausch zwischen Schule, Eltern und
Einrichtung.
Um an der Kindergruppe teilnehmen zu können, wird von den Eltern eine Einverständniserklärung sowie aktive Mitarbeit, regelmäßige Präsenz und Pünktlichkeit der Kinder
erwartet.
Da die Betreuungsmöglichkeit in der Kindergruppe begrenzt, die Nachfrage nach Plätzen
jedoch sehr groß ist, behalten sich die Fachkräfte des Jugendzentrums vor, bei längerem
oder mehrmaligem unentschuldigten Fehlen den Platz nach Rücksprache mit den Eltern
und der jeweiligen Schule neu zu vergeben.
18
4.2.2. Einzelfallhilfe
Einzelfallbezogene Beratung und sozialpädagogische Begleitung ergeben sich meistens
aus der Offenen Arbeit heraus. Man spielt etwa mit einem Kind oder einem Jugendlichen
Billard oder Dart, wobei sich dann oft Gespräche über den familiären Hintergrund, über
Schul- oder Beziehungsprobleme ergeben. Diese Probleme werden gegebenenfalls
nochmals in Einzelgesprächen aufgearbeitet. Wenn das Problem es erfordert, vermitteln
die pädagogischen Mitarbeiter an Fachdienste weiter.
4.2.3. Berufsberatung
Die aktuelle wirtschaftliche Situation und somit die Präsenz des Themas Arbeitslosigkeit in
vielen Familien und in den Medien verstärken seit einigen Jahren bei Jugendlichen die
Angst, keine Ausbildungsstelle zu finden (vgl. dazu auch die Shell-Studie von 2006).
Kommen zur allgemein schwierigen Lage auf dem Ausbildungsmarkt noch persönliche
Defizite im schulischen Bereich und im Sozialverhalten hinzu,
machen sich Frustration und Resignation breit. Oftmals entwickeln die Jugendlichen
Zukunftsängste, mit denen sie alleine überfordert sind.
Dieser Situation der Hilflosigkeit soll mit dem Angebot der Berufsberatung entgegengewirkt und den Jugendlichen eine realistische Einschätzung ihrer Chancen auf einen
Ausbildungsplatz ermöglicht werden.
Ziel ist es, mit den jungen Leuten Perspektiven zu erarbeiten und sie zu motivieren, diese
auch umzusetzen.
Neben einer guten Beziehung zwischen Jugendlichem und pädagogischer Fachkraft sind
auch die professionellen Strategien des Coaching und des Empowernment von großer
Bedeutung (vgl. Methodenabschnitt).
Das Angebot „Berufsberatung“ umfasst Begleitung und Unterstützung in allem, was bei
Ausbildungsplatz-, Arbeitsplatz- oder Weiterbildungssuche von Nöten ist. Dies beginnt bei
der Interessenanalyse, der Berufsfindung und der Berufswegeplanung und geht weiter
über Stellensuche, das Verfassen von Bewerbungsschreiben, das Üben von Vorstellungsgesprächen bis gegebenenfalls hin zur Verarbeitung von Misserfolgen.
Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 27 Jahren (unabhängig davon,
ob sie noch in der Schule sind oder diese bereits mit oder ohne Abschluss verlassen
haben) wird diese Beratung, Förderung und Begleitung angeboten.
Berufswegeplanung
Die Begleitung beginnt bei der gemeinsamen Überlegung und Planung, welche Interessen
und Fähigkeiten bei den Jugendlichen vorliegen und wie diese in die Berufsfindung
eingebracht werden können. Oft haben sie sich damit noch nicht auseinander gesetzt oder
sie übernehmen ohne weitere Reflexion die Berufswünsche der Eltern. In Einzelgesprächen und Tests werden Interessen, Fähigkeiten, Wünsche und realistische Voraussetzungen der Jugendlichen erarbeitet und mit konkreten Berufsbildern oder weiteren
Schulwegen verglichen. Daraus entsteht der primäre Berufswunsch, der mit „Ausweichberufen“ noch ergänzt wird, um durch die daraus entstehende Flexibilität die Chancen auf
eine Ausbildungsstelle zu vergrößern. All dies geschieht in Zusammenarbeit mit den
Jugendlichen; sie entscheiden als letzte Instanz und werden dadurch in ihrer Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ernst genommen.
19
Stellensuche / Internetrecherche
Jugendliche werden sozial- und medienpädagogisch mit der Benutzung des Internets und
verschiedener Jobsuchmaschinen vertraut gemacht. Zunächst werden die gefundenen
Stellenangebote gemeinsam gesichtet und das Stellenprofil wird heraus gearbeitet.
Danach sollen die Jugendlichen eigenständig nach Stellenangeboten suchen. Sie lernen,
sich über die Stellen, Firmen und Arbeitgeber im Internet und in der Zeitung zu informieren.
Telefonrecherche
Die Telefonrecherche dient dazu, sich bei Arbeitgebern nach einem Ausbildungsplatz zu
erkundigen und ihnen gegebenenfalls die eigene Bewerbung anzukündigen. Die telefonische Anfrage wird mit den Jugendlichen vorbesprochen, in Rollenspielen eingeübt
und, wenn sie das möchten, beobachtet, um das Gespräch danach analysieren zu
können.
Bewerbungen schreiben
Als Grundlage für die Bewerbung dienen die Berufswegeplanung, die Stellensuche und
die Informationsrecherche. In der Bewerbung müssen die eigenen Fähigkeiten und
Interessen mit den Anforderungen der Stelle kombiniert, die eigenen Stärken mit Blick auf
die angestrebte Stelle hervorgehoben werden.
Dies stellt für Jugendliche eine große Herausforderung dar, da sie es in der Regel nicht
gewohnt sind, sich selbst sowohl kritisch als auch selbstbewusst zu reflektieren.
Priorität haben dabei der Lerneffekt und die Selbstständigkeit. Die Jugendlichen sollen die
Bewerbung eigenständig erstellen, jedoch können sie jederzeit unterstützt und angeleitet
werden.
Einstellungstests üben
Indem die Jugendlichen Einstellungstests bearbeiteten und somit Prüfungssituationen
durchspielen, können Ängste vor einer derartigen Situation abgebaut werden. Sie testen
dabei ihr schulisches Wissen und können kleinere Defizite und Wissenslücken noch
kurzfristig beheben.
Vorstellungsgespräche üben
Haben die Jugendlichen eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten, werden
mit ihnen mögliche Fragen bearbeitet und ihre Selbstdarstellung reflektiert. Rollenspiele
vervollständigen das Training, um Sicherheit in dieser Situation zu erreichen.
Begleitung des Bewerbungsverfahrens
Eine kontinuierliche Begleitung der Jugendlichen während des gesamten Bewerbungsverfahrens ist erforderlich, damit die gesammelten Erfahrungen während des Prozesses
verarbeitet werden können.
Insbesondere nach Absagen benötigen sie intensive Betreuung, damit sie die Motivation,
weitere Bewerbungen zu schreiben, nicht verlieren.
Der Umgang mit der erlebten Frustration ist für die jungen Leute oftmals ein schwieriger
Lernprozess, den sie ohne Unterstützung kaum bewältigen können.
20
Materialien
Im Jugendzentrum werden die benötigten Bewerbungsmaterialen zur Verfügung gestellt.
4.3 Kulturveranstaltungen
Ein bis zweimal wöchentlich, donnerstags und freitags, finden die Kulturveranstaltungen
statt. Überwiegend Künstler aus der Region bilden den Grundstein des Angebots, bei dem
überwiegend Konzerte, ergänzt durch Discos, Lesungen u.a. auf dem Programm stehen
Konzerte
Das musikalische Gebiet ist hier weitläufig: Rock, Pop, Folk, Blues, Jazz, Punk, Heavy
Metal, Crossover, Ska, BeBop, Beat, Soul - stilistische Grenzen gibt es bei Konzerten
nicht. Live auf den zwei Bühnen können sowohl Nachwuchskünstler als auch renommierte
ortsansässige Künstler zeigen, was in ihnen steckt.
Disco (HipHop und Salsa)
Bei der HipHop-Disco wird eher das jugendliche Publikum angesprochen und einem Trend
der Jugendszene Rechnung getragen. Die seit Jahren regelmäßig durchgeführten Salsadiscos haben ein überwiegend studentisches Publikum.
Die Salsadisco stehen auch in engem Zusammenhang mit den Salsa-Tanzkursen, da hier
die Kursteilnehmer die Möglichkeit haben, ihre erworbenen Kenntnisse in der Praxis
anzuwenden
Literaturcafé
Seit 1986 gibt es, in Anlehnung an die Literaturtreffs der 1920er Jahre und deren Lesungen und Streitgespräche, diese Veranstaltungsreihe schon. In der gemütlichen Atmosphäre des Café Pur werden ausgesuchte Texte zu bestimmten Themen gelesen, Szenen
gespielt und mit Musik untermalt. Im Sommer findet diese Veranstaltung auch im Innenhof
statt.
Kleinkunst
Die „Bühne unterm Dach“ gehört seit ihrer Eröffnung 1986 zu den schönsten Kleinkunstbühnen in Rheinland-Pfalz.
Dargeboten werden u.a. Kabarett, Duo-Abende, Theateraufführungen und Tanzveranstaltungen.
Podiumsdiskussionen
Für Podiumsdiskussionen bietet das Juz ebenfalls ein Forum. Themen solcher Diskussionen sind in der Regel aktuelle politische Fragestellungen, wie z.B. vor Stadtrats-,
Landtags- oder Bundestagswahlen. Unter dem Motto „...und ihr wollt unsere Stimme?!“
stellen sich dann Politiker den kritischen Fragen eines jugendlichem Publikums.
21
5. Methoden und Verfahren
5.1. Soziale Gruppenarbeit
Die soziale Gruppenarbeit will Menschen durch Gruppenerlebnisse in die Lage versetzen,
ihre Beziehungsfähigkeit zu steigern, um ihren persönlichen Problemen, ihren Problemen
mit anderen Personen oder möglichen Spannungen und Konflikten innerhalb von Gruppen
besser gewachsen zu sein (soziale Kompetenz).
Die Gruppe wird als Mittel dafür benutzt, die persönliche Entwicklung der Gruppenmitglieder zu fördern und Defizite bei der Ausübung sozialer Rollen zu überwinden.
Im Bereich der Gruppenangebote nimmt die Peergroup eine sehr starke Rolle ein. Die
Peergroup bezeichnet die Gruppe der Gleichaltrigen, in der sich die Kinder und Jugendlichen in ihrem Alltag bewegen. Die Peergroup unterstützt in der Pubertät den Ablöseprozess vom Elternhaus sowie das Erlernen jugendtypischer Verhaltensweisen und übernimmt somit eine wichtige Funktion für die Entwicklung einer Ich-Identität. Die freizeitbezogene Peergroup stellt neben Schule und Familie eine der wichtigsten Sozialisationsinstanzen dar und nimmt hinsichtlich der Anerkennung und Befolgung sozialer Regeln und
Normen einen bedeutsamen Rang ein.
5.2. Soziale Einzelfallhilfe
Im Mittelpunkt der Einzelfallhilfe steht die besondere Problemsituation eines jungen
Menschen. Das betrifft die soziale Arbeit mit einzelnen Menschen und/oder ihren Familien,
soweit diese in irgendeiner Form persönliche Hilfe benötigen. Dies erfordert eine ganzheitliche Sicht auf das Problem und einen entsprechenden Arbeitsansatz. Je nach
Problemlage können andere Problembeteiligte in die Einzelfallhilfe mit einbezogen
werden.
5.3 Sportpädagogik
Die didaktische Dimension der Sportangebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und
die Ziele, Inhalte und oft auch die Organisation der Angebote unterscheiden sich von
jenen des Schulsports und des Vereinssports. Diese Abgrenzung ist wichtig, da die
Besucher, die vielfach auch Schüler und aktive Vereinssportler sind, im Juz andere
Formen und Elemente des Sports suchen: Gruppe erleben, die Situation des Spielens
ohne Üben und Trainieren, Spaß und Freude am Sport ohne Leistungsdruck und den
Druck von Noten. Dennoch werden aber auch Leistungsvergleiche und Wettkampfsituationen angestrebt.
Ziele der Sportpädagogik in der Offenen Arbeit sind unter anderem die Integration von
Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft, das
Vermitteln von Gemeinschaftserlebnissen, die sozial akzeptierte Bewältigung von
Enttäuschungen, das Erlernen von Regeln und die Stärkung des Fair-Play-Gedankens.
5.4. Spielepädagogik
Das Medium Spiel ist bedeutend für die kognitive, emotionale, soziale und motorische
Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Spielen soll Gemeinschaftsgefühl herstellen und die Kommunikation und Interaktion
fördern. Beim Spielen kann man gemeinsam etwas erleben und sich und andere kennen
lernen. Ein Spiel soll die Phantasie und Kreativität fördern. Ferner ist eine einfachere
22
Integration von „Außenseitern“ möglich. Hinzu kommt, dass die Kinder und Jugendlichen
gewinnen und verlieren lernen, wobei der Spaß und die Freude am Spiel nicht verloren
gehen soll. Die Mitspieler sollen Sozialverhalten lernen, eigene und fremde Stärken und
Schwächen erkennen und lernen, sich an Regeln zu halten.
Spiele lassen sich in folgende Spielkategorien unterteilen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Kennenlernspiele
Actionspiele
Wahrnehmungsspiele
Kooperative Spiele
Darstellungsspiele
Vertrauensspiele
Die Auswahl eines Spieles für eine Gruppe basiert auf folgenden Überlegungen:
In welcher Phase befindet sich die Gruppe?
Welche Form des Spiels ist für diese Gruppe angebracht?
Welche Ziele will ich mit diesem Spiel erreichen?
Wie und wann muss der Spielleiter in das Geschehen eingreifen?
Gibt es bei der Spielkategorie etwas Besonderes zu beachten?
5.5. Empowernment
Im Vordergrund des Empowernment stehen die Selbstbefähigung und die Stärkung von
Autonomie und Eigenmacht. Empowernment ist ein Arbeitsansatz, bei dem die Menschen
zur Entdeckung ihrer Stärken ermutigt werden sollen. Ebenfalls soll ihnen Hilfestellung bei
der Aneignung von Selbstbestimmung und autonomer Lebensbewältigung gegeben
werden.
Empowernment ist „das Anstiften zur (Wieder-) Aneignung von Selbstbestimmung über die
Umstände des eigenen Lebens“ (Fachlexikon der Sozialen Arbeit, 2002).
5.6. Coaching
Coaching ist ein interaktiver, personenzentrierter Beratungs- und Begleitungsprozess, der
berufliche und private Inhalte umfassen kann, wobei den Jugendlichen keine direkten
Lösungsvorschläge geliefert werden. Vielmehr besteht die Aufgabe darin, sie bei der
Entwicklung eigener Lösungen zu unterstützen. In Anlehnung an den Coachingbegriff aus
der Wirtschaft verstehen wir Coaching als Hilfe zur Selbsthilfe.
5.7. Medienpädagogik
Arbeitsfelder der Medienpädagogik sind
§
die Medienanalyse einschließlich einer Medienkritik
§
die Vermittlung von Informationen über Medienpolitik, -recht, -ökonomie und
-produktion
§
die Schaffung kommunikativer Erlebnisräume
23
§
die aktive oder produktive Medienarbeit
§
die Vermittlung von Hard- und Softwarekenntnissen am PC.
6. Verwaltung
6.1 Abrechnungswesen / Etatverwaltung
Zu den anfallenden Aufgaben im Bereich des Abrechnungswesens gehören die tägliche
Abrechnung der Einnahmen der Cafeteria, die Abrechnung von Eintrittsgeldern der
Veranstaltungen und der Teilnahmebeiträge der Kurse, sowie das Auszahlen von Gagen
an Künstler und Honorarkräfte.
6.2. Vertragsangelegenheiten
Die Auswahl der Künstler und der Honorarkräfte, das Festlegen der Gagen und die
Vorbereitung der Verträge fallen in den Aufgabenbereich der Einrichtung.
6.3. Personalangelegenheiten
Die Erstellung der Dienst- und Urlaubspläne, das Kontrollieren der Arbeitszeitabrechnungen sowie das Führen von Mitarbeiter- und Vorstellungsgesprächen gehören zu den
Aufgaben, die eigenverantwortlich bearbeitet werden.
7. Personal- und Teamentwicklung
7.1. Anleitung / Ausbildung / Azubis
Im Juz werden jeweils zwei Studenten der Berufsakademie während ihrer wechselnden
Praxisphasen ausgebildet.
Sozialarbeiter / Sozialpädagogen und Erzieher arbeiten während ihres Anerkennungsjahres unter Anleitung in der Einrichtung.
Darüber hinaus sind Praktikumsstellen sowohl für Studenten der sozialen Arbeit als auch
für Erzieher im Juz eingerichtet.
7.2. Teamsitzungen
Zwei wöchentliche Teamsitzungen dienen als Basis einer fachlich reflektierten Arbeit zur
Sicherstellung der professionellen Standards.
Zu Beginn der Woche trifft sich das gesamte Team (ausgenommen die beiden Reinigungskräfte und die Honorarkräfte), um die Angelegenheiten der anstehenden Woche
durchzusprechen, Aktionen zu planen, Dienstpläne zu erstellen und eventuell Besonderheiten im Wochenverlauf zu organisieren.
Donnerstagmorgens treffen sich die pädagogischen Mitarbeiter/innen, um den fachlichen
Austausch im Team zu gewährleisten und aktuelle Probleme von einzelnen Kindern und
Jugendlichen zu besprechen. Zu diesen pädagogischen Teamsitzungen kommen in
regelmäßigen Abständen Mitarbeiter/innen von anderen Fachstellen, damit der wichtige
fachliche Austausch auch über die Einrichtung hinaus stattfindet.
24
Neben den zweimal in der Woche stattfindenden Teamsitzungen treffen sich die
Mitarbeiter/innen täglich eine halbe Stunde vor Öffnung des Hauses, um den Tag kurz
durchzugehen, einzelne Termine des Tages ins Gedächtnis zu rufen, bzw. Geschehnisse
des Vortages aufzugreifen, diese im Team zu besprechen und Vorgehensweisen abzuklären.
Dieser Austausch ist deshalb so wichtig, weil die Mitarbeiter/innen ihren Dienst zu
unterschiedlichen Zeiten beenden und somit alle auf denselben Informationsstand
gebracht werden.
8. Netzwerkarbeit und Kooperationen
Um eine qualitativ hochwertige Arbeit zu gewährleisten, wird ein breites Netzwerk an
jugendspezifischen und sozialen Einrichtungen genutzt. Zum Aufbau eines solchen
Netzwerkes gehören Kooperationen mit relevanten Partnern genauso wie die Teilnahme
an Arbeitskreisen. Während die Kooperationen in die alltägliche Arbeit integriert werden
können, dient die Teilnahme an Arbeitskreisen eher dem Sammeln und Einbringen
theoretischen Wissens in fachspezifische Diskussionen.
8.1. Teilnahme an Arbeitskreisen (AKs)
AK Prävention:
In diesem Arbeitskreis treffen sich Vertreter verschiedener Einrichtungen, u.a. etwa von
Schulen, der Jugendarbeit, der Schulsozialarbeit, der Polizei und von Beratungsstellen,
die in ihrer Arbeit mit (suchtgefährdeten und/oder abhängigen) Jugendlichen zu tun haben.
Geleitet wird der Arbeitskreis von der Fachkraft für Suchtprävention der Jugend- und
Drogenberatungsstelle „Release“.
Neben dem fachlichen Austausch werden Veranstaltungen wie der landesweite Suchtpräventionstag der Arbeitskreise für Suchtprävention und Präventionsveranstaltungen für
Kinder und Jugendliche geplant und durchgeführt.
Des Weiteren werden Fortbildungs- und Infoveranstaltungen für Multiplikatoren organisiert.
AK Agenda 21 - Zukunftsinitiative Kaiserslautern „Kinder, Jugend und Bildung“:
Dieser Arbeitskreis ist ein offener Arbeitskreis, an dem alle Menschen teilnehmen können,
die Interesse an diesem Thema haben. Es treffen sich Bürgerinnen und Bürger mit
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kinder und Jugendarbeit genauso wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Referaten der Stadt mit Lehrerinnen und
Lehrern aus verschiedensten Schulen. Neben den entstehenden fachlichen Diskussionen
findet auch ein Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern statt. Sprecher des Arbeitskreises ist ein Mitarbeiter der Protestantischen Jugendzentrale; betreut wird der Arbeitskreis von einer Mitarbeiterin des Referats Umwelt der Stadtverwaltung Kaiserslautern.
25
AK WIDZ – Wege in die Zukunft
Der AK WIDZ entstand aus der Idee heraus, den ehemaligen AK Girl´s Day unter Einbeiehung des Gender-Mainstreaming-Gedankens zu einem Arbeitskreis auszubauen, der die
schulische, berufliche und lebensplanerische Perspektive sowohl von Jungen als auch von
Mädchen im Blick hat.
Mitglied im AK sind sowohl Vertreter von Schulen und von verschiedenen Jugendeinrichtungen als auch Vertreter der Wirtschaftjunioren, der Technischen Universität Kaiserslautern, der Fachhochschule Kaiserslautern und der Arbeitsagentur.
Der Schwerpunkt des AK liegt auf der Vorbereitung und Durchführung des bundesweiten
Boy´s bzw. Girl´s Days für den Raum Kaiserslautern.
8.2. Kooperationen
Kooperationen bestehen sowohl im bildungsrelevanten und sozialen Bereich als auch auf
kulturellem Gebiet.
8.2.1. Freiwilligenagentur
Die Freiwilligenagentur bietet mehrmals im Monat im Internetcafé des Jugendzentrums
einen Internetschnupperkurs für Senioren an. Das Angebot wird von so genannten
„Lotsen“, die ebenfalls Senioren sind, betreut. Diese wurden in einem von der Agentur
angebotenen Kurs ausgebildet.
8.2.2. Schulen
Eine sehr enge Kooperation besteht zu den Grundschulen, die Kinder in die Kindergruppe
entsenden. Der ständige Austausch mit den Klassenlehrerinnen über die schulische und
soziale Entwicklung der Kinder bildet eine der Grundlagen für die Angebote innerhalb der
Einrichtung.
8.2.3. Lebenshilfe
Die Theatergruppe der Lebenshilfe trifft sich einmal wöchentlich auf der „Bühne unterm
Dach“ zum Proben.
Dadurch kommen die Besucher des Juz regelmäßig mit behinderten Menschen in Kontakt
und lernen so, Rücksicht zu nehmen und die Gäste mit Respekt zu behandeln.
8.2.4. VS-Veranstaltungstechnik
Die seit mehreren Jahren bestehende „New Sounds“-Veranstaltungsreihe richtet sich an
junge Nachwuchsbands aus der Region, denen damit die Gelegenheit gegeben wird, (oft)
erstmals unter professionellen Bedingungen den Stand ihres Könnens einem breiten
Publikum zu präsentieren.
8.2.5. modern music school (MMS)
Die Grundidee zur von der „modern music school“ ausgehenden Reihe „Kids wanna rock“
wurde in Anlehnung an die „New Sounds“-Reihe entwickelt. Sie wurde ergänzt durch die
Vorgabe, dass die Musiker bzw. einzelne Musiker der Bands, die bei diesen Konzerten auf
der Bühne des Juz stehen, Schüler bei der MMS sind oder waren.
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8.2.6. Ja!zzevau
Zusammen mit dem 2003 gegründeten Jazz-Verein „Ja!zzevau“ hat es sich das Juz zur
Aufgabe gemacht, die Stilrichtung des Jazz wieder verstärkt in der Kulturszene von
Kaiserslautern zu etablieren
9. Sonderaktionen
Die Planung und Durchführung von Sonderaktionen sowohl im Bereich Kultur als auch im
Bereich der Angebote für Kinder und Jugendliche nimmt in den letzten Jahren einen
immer größer werdenden Teil der Arbeitszeit in Anspruch.
Bis vor wenigen Jahren stellte die Teilnahme am Altstadtfest die einzige regelmäßige
Sonderaktion dar. Die Zahl dieser Aktionen, die in der Regel an Wochenenden stattfinden,
hat sich kontinuierlich erhöht. Durch die Präsenz unserer Einrichtung und das damit verbundene Bild des Jugendzentrums in der Öffentlichkeit haben diese Aktivitäten zunehmend an Wichtigkeit gewonnen
Veranstaltungen, bei deren Planung und Durchführung das Juz regelmäßig beteiligt ist
sind u.a. das Kinderaltstadtfest anlässlich des Weltkindertages, EASI (Erlebnis, Aktion,
Spaß, Information) auf dem Gelände der Gartenschau, der Präventionstag (ebenfalls auf
der Gartenschau) und das Cityfest in Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft „Kaiser
in Lautern“
10. Öffentlichkeitsarbeit und Presse
Neben den wöchentlich erscheinenden Vorankündigungen und Berichterstattungen
unserer Konzerte in der örtlichen Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ und in dem einmal
wöchentlich erscheinenden „Wochenblatt“ erscheinen Vorankündigungen auch in
monatlichen Publikationen wie z.B. „Wohin Heute?“ oder „Pavillon“.
Zusätzlich zu den Veröffentlichungen in der Presse werden die Veranstaltungen über
„Drei-Monats-Plakate“ beworben.
Während die Plakate von einer Werbeagentur entworfen und gedruckt werden, fällt das
Verfassen der Vorankündigungen in den Arbeitsbereich der Einrichtung.
Zudem werden vom Juz aus zwei Internetseiten administriert (die Seite „www.jakkie.de“
und die offizielle Internetseite des Juz mit der Adresse „www.juz-kl.de“).
www.jakkie.de
ist ein Internetportal für Kinder und Jugendliche in Kaiserslautern und der Umgebung.
Der Name ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben wichtiger Schlagwörter aus den
Inhalten der Seite:
J
Jugend
A
Aus
K
Kaiserslautern
K
Kommunikation
I
Information
E
Events
27
JAKKIE wurde vom Jugendzentrum initiiert und umgesetzt. Die Betreuung der Seite
erfolgt ebenfalls durch das Juz.
JAKKIE bietet unter anderem regionale Hilfe-Notrufnummern mit 24-stündiger Erreicharkeit, aktuelle Veranstaltungshinweise, für Jugendliche relevante Adressen und
Telefonnummern, interessante Surftipps fürs Internet, Infos zu Sport- und Freizeitinrichtungen, eine Infoseite für Eltern sowie interessante Infos und Tipps für jüngere
Kinder.
Kinder und Jugendliche sollen an JAKKIE mitarbeiten. Sie können dazu beispielsweise
ihre persönlichen Surftipps einsenden (so wie auch Veranstalter ihrerseits etwa ihre
aktuellen Termine veröffentlichen können). Geplant ist weiterhin unter anderem, dass
Jugendliche Fotos von ihren Veranstaltungen in Kaiserslautern auf der Internetseite
präsentieren können.
www.juz-kl.de
Bei dieser Internetseite handelt es sich um die offizielle Homepage des Jugend- und
Programmzentrums. Auf dieser Seite finden Interessierte unter anderem Vorankündigungen von Veranstaltungen und Workshops, Bilder von allen Juz-Veranstaltungen (wie z.B.
von Konzerten, Ausflügen, Fußballturnieren usw.), ein rege genutztes Gästebuch und
alles, was es sonst noch Wissenswertes übers Juz gibt. Die Administration der Website
obliegt dem Juz-Team.
11. Qualitätsentwicklung
Folgende Qualitätsstandards sind für die Einrichtungen zukunftsweisend:
In der Einrichtung arbeiten pädagogisch ausgebildete hauptamtliche Fachkräfte (Fachhochschul-/Fachschulabsolvent/inn/en und BA-Absolvent/inn/en). So weit sie in der
Leitung von Einrichtungen Verantwortung tragen, verfügen sie über Leitungs-, Personalführungs- und Organisationskompetenzen.
Pädagogische Fachkräfte in den Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind
auf Grund ihres direkten Zugangs zu Kindern und Jugendlichen im Sozialraum Experten
für die Lebenswelt junger Menschen.
Berufliche Fort- und Weiterbildung, Supervision und kollegiale Beratung werden als Instrument der Qualitätssicherung genutzt und gehören zum professionellen Angebot der
Trägergruppen.
Durch Vernetzung und Kooperation stehen die Einrichtungen in einem engen Verbund mit
unterschiedlichsten sozialpädagogischen Institutionen. Sie bieten Kindern und Jugendichen kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die für Beratungsgesprähe und Hilfsangebote zur Verfügung stehen bzw. an andere Stellen weiter vermitteln
können.
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Die Einrichtungen der Offener Kinder- und Jugendarbeit arbeiten auf konzeptionellen
Grundlagen, die ständig überprüft und fortgeschrieben werden. Gesellschaftliche
Entwicklungen, sozialräumliche Bedingungen, die Lebenssituation von Kindern und
Jugendlichen, die Zielsetzungen des Trägers und seine Wertorientierungen sind hierfür
maßgebliche Bausteine.
Zur Fortentwicklung pädagogischer Konzeptionen und zur Überprüfung der Zielsetzungen
werden Maßnahmen der Qualitätssicherung durchgeführt. Dabei ist der interne Wirksamkeitsdialog unter den Beteiligten (Träger, pädagogische Fachkräfte, Besucherinnen und
Besuchern) kontinuierlicher Bestandteil der pädagogischen Arbeit vor Ort. Der Wirksamkeitsdialog setzt die Formulierung überprüfbarer Zielvorgaben und eine systematische
Arbeitsdokumentation voraus.
Der Wirksamkeitsdialog auf der Kommunal- und Landesebene bietet – so, wie er in der
Erprobungsphase konzipiert worden ist - eine große Chance, die Grundlagen und
Qualitätsstandards der Offenen Kinder- und Jugendarbeit mit dem örtlichen öffentlichen
Träger der Jugendhilfe und der obersten Landesjugendbehörde abzustimmen und
weiterzuentwickeln.
Der Begriff „Wirksamkeitsdialog“ zielt auf Maßnahmen, Bausteine und Themen in einer
Qualitätsentwicklung für die Offene Kinder- und Jugendarbeit ab.
(vgl. Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes NRW von 2002)
Die Entwicklung weiterer Formen der Qualitätssicherung Offener Kinder- und Jugendarbeit
wird unterstützt.
Die Fachkräfte in den Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind kompetente Gesprächspartner/innen in der örtlichen Jugendhilfeplanung.
Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und die freien Trägergruppen Offener
Arbeit leisten über ihre regionale und überregionale Öffentlichkeitsarbeit einen Beitrag zur
Transparenz gesellschaftlichen Wandels, zur Vertretung jugendlicher Interessen und zur
öffentlichen Reflexion fachlicher Konzepte.
12. Fazit
Blickt man auf die Erfahrungen der vergangenen 25 Jahre zurück, hat sich das Jugendzentrum als wichtige Jugend- und Kultureinrichtung etabliert. So wichtig wie diese Beständigkeit ist, so wichtig ist es auch, dass die Konzeption der Einrichtung einer fortlaufenden
Überprüfung und Aktualisierung unterliegt. Im Interesse einer ständigen Weiterentwicklung
der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ist ein entsprechend offener Dialog zwischen allen
Beteiligten über die Situation und die Perspektive des Arbeitsfeldes unabdingbar.
Die Konzeption soll von den pädagogischen Fachkräften nicht nur beachtet, sondern ständig beobachtet werden. Gemeint ist eine positive Kritik und Veränderung der Konzeption
entsprechend den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen, um unter Berücksichtigung der aktuellen Rahmenbedingungen einen möglichst praktischen und realen Bezug
zur täglichen Arbeit herzustellen.
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Die in dieser Konzeption formulierten Aufgaben und Ziele sind die Grundlagen der pädagogischen Arbeit, ihre Umsetzung die täglich neue Herausforderung für die pädagogischen Fachkräfte. Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, ist ein kontinuierliches Arbeiten, die Besetzung aller im Stellenplan vorgesehenen Stellen und eine geringe
Fluktuation im Team von größter Bedeutung.
Für das Team des Jugendzentrums
Nicole Junk und Sina Braun
Januar 2007
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Anhang:
Kinderrechte: (vgl. “Deine Rechte auf einen Blick“, Hrsg.: Referat Jugend der Stadt
Kaiserslautern)
„Alle Kinder und Jugendlichen haben die gleichen Rechte. Kein Kind oder Jugendliche/r
darf wegen ihrer/seiner Sprache oder ihrer/ seiner Religion benachteiligt werden“
„Kinder und Jugendliche haben das Recht auf das größtmögliche Maß an Gesundheit
sowie Gesundheitsvorsorge und medizinische Betreuung.“
„Kinder und Jugendliche haben das Recht auf eine kostenlose Grundschulausbildung.
Außerdem sollte ihnen der Besuch einer weiterführenden Schule ermöglicht werden.“
„Kinder und Jugendliche haben das Recht auf Erholung, Freizeit und die Teilnahme an
kulturellen und künstlerischen Aktivitäten.“
„Kinder und Jugendliche haben das Recht, sich zu informieren, ihre Meinung frei zu
äußern und gehört zu werden.“
„Kinder und Jugendliche haben das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung und vor
Missbrauch und Misshandlung geschützt zu werden.“
„Kinder und Jugendliche haben das Recht, im Krieg und auf der Flucht besonderen Schutz
und Hilfe zu erhalten.“
„Kinder und Jugendliche haben das Recht, vor ausbeuterischer Arbeit und sexuellem
Missbrauch geschützt zu werden.“
„Kinder und Jugendliche haben das Recht, mit ihren Eltern zu leben und Kontakt zu
beiden Elternteilen zu haben, wenn diese getrennt leben.“
„Kinder und Jugendliche, die behindert sind, haben das Recht auf eine besondere
Unterstützung und Förderung sowie eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.“
SGB VIII (KJHG):
§ 1 Recht auf Erziehung, Elternverantwortung, Auftrag der Jugendhilfe
(1) Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf
Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.
(3) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechts nach Absatz 1 insbesondere
§ junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu
beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen,
§ Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und unterstützen,
§ Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen,
§ dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien
sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen.
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§ 9 Grundrichtung der Erziehung, Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen
Bei der Ausgestaltung der Leistungen und der Erfüllung der Aufgaben sind
§ die von den Personensorgeberechtigten bestimmte Grundrichtung der Erziehung sowie
die Rechte der Personensorgeberechtigten und des Kindes oder des Jugendlichen bei
der Bestimmung der religiösen Erziehung zu beachten.
§ die wachsende Fähigkeit und das wachsende Bedürfnis des Kindes oder des
Jugendlichen zu selbstständigen, verantwortungsbewussten Handeln sowie die
jeweiligen besonderen sozialen und kulturellen Bedürfnisse und Eigenarten junger
Menschen und ihrer Familien zu berücksichtigen,
§ die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen zu berücksichtigen,
Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen
zu fördern.
§ 11 Jugendarbeit
(1) Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote
der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen
anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung
befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement
anregen und hinführen.
(2) Jugendarbeit wird angeboten von Verbänden, Gruppen und Initiativen der Jugend, von
anderen Trägern der Jugendarbeit und den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe. Sie
umfasst für Mitglieder bestimmte Angebote, die offene Jugendarbeit und
gemeinwesenorientierte Angebote.
(3) Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit gehören:
§
§
§
§
§
§
Außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, politischer, sozialer, gesundheitlicher,
kultureller, naturkundlicher und technischer Bildung,
Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit,
arbeitswelt-, schul- und familienbezogene Jugendarbeit,
Internationale Jugendarbeit,
Kinder- und Jugenderholung,
Jugendberatung.
(4) Angebote der Jugendarbeit können auch Personen, die das 27. Lebensjahr vollendet
haben, in angemessenem Umfang einbeziehen.
§13 Jugendsozialarbeit
(1) Jungen Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur
Überwindung individueller Beeinträchtigungen in erhöhtem Maße auf Unterstützung
angewiesen sind, sollen im Rahmen der Jugendhilfe sozialpädagogische Hilfen angeboten
werden, die ihre schulische und berufliche Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt
und ihre soziale Integration
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§ 14 Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz
(1) Jungen Menschen und Erziehungsberechtigten sollen Angebote des erzieherischen
Kinder- und Jugendschutzes gemacht werden.
(2) Die Maßnahmen sollen
§
§
junge Menschen befähigen, sich vor gefährdenden Einflüssen zu schützen und sie zu
Kritikfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Eigenverantwortlichkeit sowie zur
Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen führen.
Eltern und andere Erziehungsberechtigte besser befähigen, Kinder und Jugendliche
vor gefährdenden Einflüssen zu schützen.
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