Maya Roos - Hilfiker Kunstprojekte

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Maya Roos - Hilfiker Kunstprojekte
Maya Roos «3 Women (The Davi Code)»
8. Mai – 3. Juli 2010
«Ach übrigens, es ist nochmals rosa angesagt.»
«Oh boy - it's a girl again! Also hellblau gestrickte Söckchen.»
«Der Name der vierten ‘Frau’ ist leider noch geheim,
er wird kurz und kraftvoll sein wie Lux.»
Maya Roos’ Wandmalerei für die Doppelausstellung mit Barbara Davi besteht aus einem mehrfarbigen, aus
rechtwinkligen Figuren zusammengesetzten Muster auf quadratischer Fläche. Die verschiedenen Formen
und Farben scheinen sich darin zu überlagern – und dennoch wirkt das Bild nicht perspektivisch-räumlich,
sondern flächig. Der Eindruck der Überlagerung entsteht aber dadurch, dass das Bild aus zwei verschiedenen Mustern, aus einerseits einer schwarz-weissen und andererseits einer in Pastelltönen gemalten Struktur, zusammengesetzt ist. Stellt man sich nahe genug vor die bemalte Wand, beginnen die Farben und
Formen auf irritierende Weise miteinander zu «kommunizieren» und das Auge so zu provozieren, dass die
Strukturen zu flimmern und zu vibrieren scheinen. Die mit Dispersionsfarbe gemalte Fläche ist in ihrer Grösse
der Raumhöhe angepasst; sie wirkt wegen ihrer quadratischen Form harmonisch, weder eindeutig horizontal noch vertikal ausgerichtet, was die vom Muster implizierte Gleichwertigkeit jeder einzelnen Markierung akzentuiert.
Wie schon frühere Arbeiten hat Maya Roos auch «3 Women (The Davi Code)» auf die spezifische Ausstellungssituation hin entwickelt, wobei sie ihren künstlerischen Prinzipien treu geblieben ist: Basis der Arbeit
bilden Informationen, mit denen die Künstlerin ihren Computer «füttert», welcher die Daten verarbeitet und
dabei ein Bild produziert, das als Grundlage für die Malerei dient. In ihrem Werk schafft Maya Roos eine Verbindung von traditionell analoger, subjektiver bildender Kunst mit Massenkultur, zu der auch der ganze Bereich des Digitalen gehört, wo Visualisierungen mitunter als Nebeneffekte hochkomplexer Prozesse
entstehen. «3 Women (The Davi Code)», dessen Haupttitel sich auf einen Spielfilm von Robert Altman bezieht, hat seinen Ausgangspunkt in einer längeren E-Mail-Korrespondenz Maya Roos’ mit ihrer Kollegin Barbara Davi. Letztere bespielt mit neuen Arbeiten die weiteren Ausstellungsräume von Hilfiker Kunstprojekte.
Die digitalen Botschaften von Roos und Davi drehen sich um künstlerische und private Fragen. Maya Roos
hat vorgängig bereits gemeinsame Themen herausgearbeitet – beide Künstlerinnen haben sich längere Zeit
im Mode- und Gestaltungsbereich betätigt, und die Frage nach Vereinbarkeit von Familie und Kunst wird
sich fast jede kunstschaffende Frau schon gestellt haben. Mit Sonia Delaunay-Terk (1885–1979) hat Maya
Roos eine weitere diesbezüglich verwandte Künstlerin quasi virtuell ins Spiel gebracht, um den Dialog zwischen ihr und Barbara Davi zu eröffnen. Die Malerin und Designerin Sonia Delaunay hat vor knapp hundert
Jahren zusammen mit ihrem Mann, Robert Delaunay, den vom Kubismus beeinflussten Orphismus begründet, der auf einem im 18. Jahrhundert wissenschaftlich etablierten Farbsystem basiert, und mit ihrer Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der abstrakten Malerei geleistet. Der von einem Interview
mit Sonia Delaunay angeregte E-Mail-Dialog, beziehungsweise drei daraus isolierte Sätze, bilden also die
Grundlage der Arbeit «3 Women (The Davi Code)». Maya Roos hat die besagten Sätze – sie stehen als Mottos über diesem Text – in einen Quick Response-Code übersetzt. Dieser besteht aus einer quadratischen
Matrix aus Punkten, die wegen des nötigen starken Kontrasts üblicherweise schwarz und weiss dargestellt
werden. Eine Markierung in drei der vier Ecken des Quadrats gibt die Orientierung vor. Die QR-Matrix – geradezu sprechend ist diese Bezeichnung, die auch «Gebärmutter» oder «Muttertier» bedeutet, im Zusammenhang mit der durch sie transportierten Mitteilung – bildet das visuell auffällige «Gerüst» von Roos’
Wandbild. Nicht bloss in den virtuellen Gesprächen der anderen beiden Künstlerinnen ist Sonia Delaunay
gegenwärtig: Einer ihrer Teppichmuster-Entwürfe hat die bunte Struktur beeinflusst, mit der Maya Roos ihr
Code-Bild ergänzt hat; allerdings sind in «3 Women (The Davi Code)» aus den intensiven Grundfarben des
Entwurfs zarte, für Maya Roos’ Schaffen schon fast typische Pastelltöne geworden.
Die Gesetzmässigkeit des Musters, das auf Wiederholungen und Abweichungen einer Vorgabe aufbaut, ist
in «3 Women (The Davi Code)» auf den verschiedenen Ebenen präsent. Nicht nur ist der QR-Code aus sich
scheinbar immer wiederholenden, tatsächlich aber differierenden Elementen aufgebaut und wohnt dem
System «Teppich», zumindest in seinen geläufigsten Ausprägungen, diese Logik des Rapports inne. Der
Dialog, dessen Verschlüsselung der QR-Code darstellt, vergegenwärtigt ja ebenfalls einen Rapport – was
Hilfiker AG, Ledergasse 11, CH-6002 Luzern, MWST 249 411, +41 (0)41 248 60 80, www.hilfikerkunstprojekte.ch
in der Psychologie den Zustand verbaler und nonverbaler Bezogenheit von Menschen aufeinander beschreibt –, nämlich die Beziehung wie auch die Mit-Teilung der «3 Women». So entsteht aus den von Roos
herausgearbeiteten Gemeinsamkeiten der drei Künstlerinnen deren hybrides und den Moment der Ausstellungsvorbereitung festhaltendes Bildnis, dem der subjektive Ausdruck eines traditionellen Porträtgemäldes lediglich scheinbar fehlt: Wenn Maya Roos auch ganz bewusst auf die malerische «Expression»
verzichtet und in der vorliegenden Arbeit das Bild sogar konsequenterweise mit digital geschnittener Schablone auf die Wand malen lässt, so ist das Resultat doch im eigentlichen Sinne Malerei, indem ein virtuelles
Bild in eine bestimmte Konstellation von Farbmaterial überführt wird.
Isabel Fluri
Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Publikation:
Maya Roos – 3 Women (The Davi Code)
mit der werkbezogenen E-Mail-Korrespondenz vom Maya Roos und Barbara Davi sowie einem Text von Isabel Fluri
Werk in der Ausstellung:
Ausstellungsraum 1
3 Women (The Davi Code), 2010
Wandmalerei, Dispersionsfarbe
Unikat
Courtesy die Künstlerin und Hilfiker Kunstprojekte
QR-Code mit dem Handy fotografieren > decodieren > lesen
apps für QR-Code (Auswahl): QuickMark, NeoReader, KAYWA, i-nigma
Preis auf Anfrage
Biografie Maya Roos
1946
geboren in Luzern
lebt und arbeitet in Berlin und Luzern
Ausstellungen (ab 2000)
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
«Excuse me, are you famouse?», Galerie Invaliden 1, Berlin
«Zeigen, eine Audiotour», Temporäre Kunsthalle, Berlin (Kat.)
«Minimale», Kunstpanorama Luzern
«Contemporary Seasons», Royal Art Academy, London
«Ist das ein Portrait?», Galerie Karin Sachs, München
«Abstraction: extracting from the world», Millennium Galleries, Sheffield/UK (Kat.)
«Spuren Formationen Fragmente», Museum Bruder Klaus, Sachseln
«Heimatflimmern 2», Brandenburgischer Kunstverein, Potsdam (Kunstpanorama Luzern)
«Ordnung und Verführung», Haus Konstruktiv, Zürich
«Urban Creatures», Pori Art Museum, Pori (Kat.)
«Gegen den Wind», Das Ding, Luzern (Einzelausstellung)
«Nouvelles Collections II», CentrePasquArt, Bienne/Biel
«BalkanTV: love&peace», Stiftung Binz39, Zürich
«Photographie», Copyright Projektraum, Berlin
«Not in the Sky & not on the Earth», Museum für zeitgenössische Kunst, Skopje
«Portraits by Speed Disk», Mini-Salon, Rüdiger Belter, München (Einzelausstellung)
«WILKOMMEN/WELCOME/BIENVENU à ... Altkirch», CRAC ALSACE, Altkirch
«Stardust Deluxe», Lisa Lounge, Berlin
«Over The Moon», Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Berlin
«Zentralschweizer Kunstschaffen», Kunstmuseum Luzern Museum of Art, Luzern
«Wer hat Angst vor Roger Whittaker», Freunde Aktueller Kunst, Städtisches Museum Zwickau (Kat.)
«01 no 5 - Millefleurs.org», Institut Français Maison de France, Berlin
«01 no 5 - Millefleurs.org», Unlimited, Kriesi 1, Athènes
«Portraits by Speed Disk», Galerie Urs Meile, Luzern (Einzelausstellung)
«Gift», Galerie Milch, London
«Signs, Efficiency & Wonders», Chaoyang District Culture Center, Peking (Kat.)
«come in and find out, vol.4», Podewil, Berlin (Kat.)
«Face à Face», Kunstpanorama Luzern
«01 no 5 - Kunst und Mode», Galerie PICTUREshow Beate Wedekind, Berlin
Auszeichnungen / Preise
1996
Werkbeitrag der Stadt Luzern
Werke in folgenden öffentlichen Sammlungen
Berlinische Galerie, Berlin
NBK Artothek, Berlin
Sammlung Deutsche Bank
Sammlung Edition 5, Erstfeld
Sammlung Museum for Contemporary Art, Skopje
Sammlung Crédit Suisse
Stadt Luzern

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