Die Marlboro Cowboy stirbt ein zweites Mal !
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Die Marlboro Cowboy stirbt ein zweites Mal !
Die Marlboro Cowboy stirbt ein zweites Mal ! Heinz Günther Münchner Straße 7 83539 Pfaffing Telefon: 08094 / 1703 Mobil: 0172 8333 884 [email protected] www.divergenz-marketing.com Marlboro wagt einen gefährlichen Spagat: Für mich überraschend hat die Marlboro Ihre Werbestrategie geändert und verabschiedet sich vom „Come to Marlboro Country“. Jahrelang war diese Marke ein Vorzeigeprojekt in Sachen Kontinuität. Das ändert sich jetzt dramatisch. Nach vielen missglückten Line - Extension und Packungsdesign – Änderungen, die die Marktanteile nicht stabilisieren konnten, wurde jetzt eine neue Werbestrategie entwickelt. Im Ablauf und in der Reihenfolge aller Maßnahmen ist das übrigens ein häufig anzutreffendes Verhaltensmuster. (Aufnahme / 8.04.2011 / Ostbahnhof München) Seite 1 Die Verantwortlichen haben versucht, bestimmte Elemente der alten Kampagne in die neue zu transferieren. Dies ist ebenfalls sehr häufig anzutreffen. Marlboro versucht nun, sich jünger und moderner zu positionieren, um bei der jüngeren Zielgruppe punkten zu können. Wesentliche Elemente wurden in die neue Kampagne übernommen, die da wären: --Outdoor --Natur --Einzelperson --Abenteuer und Freiheit Wenn man sich diese Beschreibungen ansieht, dann kann man meinen, dass doch sehr viele gemeinsame Werte und Images in ein neues Bild transportiert wurden und damit eine stringente Weiterentwicklung der Kampagne eingesetzt hat. Dies ist aber nur beim ersten Blick so. Die Marlboro ist mehr als nur der Duft von Freiheit und Abenteuer. Der Marlboro Mann propagiert auch den eher „konservativen“ Alltag, denn Cowboys haben wohl den härtesten Job auf der Welt: früh aufstehen, ausreiten, hart arbeiten (Pferde zureiten, Rinderherden in die Koppel treiben und Weideflächen einzäunen) und am Lagerfeuer übernachten. Dieser harte Job kann nur von den härtesten „Kerlen“ gemacht werden (Im Übrigen soll das auch der Grund sein, warum auch viele Arbeiter die Marlboro rauchen). Dieses Image, was man quasi noch „riechen“ kann, ist doch ganz anders als der neue Entwurf, der einen Freizeitsportler – vielleicht einen Lehrer - in den Bergen zeigt. Die Divergenz sagt hier ganz eindeutig, dass Veränderungen an der Marke über die Zeit zwar notwendig sind, diese aber eher evolutionär entwickelt werden müssen. In meinem neuen Buch (Erscheinungstermin Juni) werde ich „zig“ Beispiele zu diesem Thema analysieren. Es fällt mir in diesem Zusammenhang ein kluger Satz ein: „Alles Neue muss das Bestehende verstärken“. Die neue Kampagne tut das bestimmt nicht. Auch die Neuropsychologie hat bestätigt, dass r a d i k a l e Veränderungen sehr gefährlich sind und auf Irritationen stoßen. Nicht anders ist es zu erklären, dass ein Seite 2 neues Gesicht auf der Kinderschokolade zu heftigen Ablehnungen führte ebenfalls wie ein roter Balken auf einer Tageszeitung. Farbliche Veränderungen an der Packung der „Rothmans King Size“ vor vielen Jahren, führten zu erheblichen Beschwerden und der Reaktion, dass die Zigarette jetzt anders schmecken würde (das Produkt wurde aber nicht geändert). Wie Sie sehen, führen bereits kleine Änderungen an einzelnen Markenelementen zu größeren Irritationen. Gibt es einen anderen Weg? Es ist zwar schwer zu akzeptieren, aber Märkte, die sich divergent entwickeln, schaffen es, mehrere Marktführer entstehen zu lassen. Wenn sich im Segment der eher jüngeren Raucher andere Marken erfolgreich positioniert haben, dann wird es wahrlich schwer, diese zu verdrängen (auch bei Marktführern in Sub - Kategorien gilt der First Mover Advantage). Sich allein auf die Kraft der eigenen Marke zu stützen, hilft in der Regel wenig (siehe auch den Markführer Red Bull, der in den USA mit seinem Energy - Shot weit unter 10% Marktanteil liegt, da er wesentlich später eingeführt wurde als der jetzige Marktführer). Wenn man aber einen neues Emotions- bzw. Motivationsfeld ausfindig gemacht hätte, dann wäre es angebracht, eine neue Marke in diesem Bereich einzuführen. Anmerkung: Man kann es auch etwas mit „Wetten dass…“ vergleichen. Diese Sendung hat in den letzten Jahren deutlich an Boden verloren. Viele jüngere Personen haben sich den neuen Formaten wie z.B. „DSDS“ und „Schlag den Raab“ zugewandt. Diese Entwicklung kann man nicht aufhalten und es wird die Zeit kommen, dass wieder ein neues Format „DSDS“ / „Schlag den Raab“ Zuschauer abjagen wird. Trotz dieser Veränderungen ist „Wetten dass…..“ immer noch die reichweitenstärkste Sendung im deutschen Fernsehen. Der größte Fehler wäre jetzt doch, das „Wetten dass…“ Format in Richtung „DSDS“ zu verändern. Marlboro hätte jedoch noch immer eine andere Option gehabt. Straffung des Sortiments auf die verkaufsstärksten Sub Brands und zurück zu dem einen, unverwechselbaren Image mit einer evolutionären Weiterentwicklung der Marke. Übrigens, Nivea geht ab diesem Jahr diesen Weg zurück (Eliminierung von 16 Artikeln und Änderung der Positionierung auf reine Hautpflege) und erhofft sich dadurch eine Stärkung der Marke, auch hinsichtlich der Finanzen. Seite 3 Kleiner Excurs „Camel“: Das Camel Beispiel ist das Negativbeispiel bei den Zigaretten schlechthin. Der ursprüngliche Camelmann wurde auf das Emotions – und Motivfeld „Abenteuer“ positioniert. Der Camelmann mit dem Loch im Schuh war sehr erfolgreich bei jungen Männern, da das Emotionsfeld „Abenteuer“ vor allen bei dieser Zielgruppe stark ausgeprägt ist. Da man aber immer mehr erreichen wollte, entschied man sich eines Tages, auch die Frauen anzusprechen. Der Camelmann wurde in die Wüste geschickt. Die Kampagne wurde weiblicher mit dem Effekt, dass sich auch das Emotionsfeld änderte. Die Kamele wurden dann immer witziger und zeigten Männer und Frauen in genussreicher Entspannung. Hier wurde wieder das Emotionsfeld (siehe Häusel „Brain Script“ von 2007) gewechselt und lag nun zwischen dem Balance und Stimulanz – Emotionsfeld und eben nicht mehr im Emotionsfeld Abenteuer. Die Marktanteile sanken von ca. 10% auf ca. 2%. Gibt es Parallelen zur Marlboro? Ja, die gibt es. In beiden Fällen hat man sein Stammgebiet verlassen. Camel zielte u.a. auch auf junge weibliche Raucher und Marlboro will auch bei der jüngeren Zielgruppe dazu gewinnen. Um dies zu realisieren, musste etwas Bestehendes aufgeben werden und zwar gleich und sofort. Diese Veränderungen schwächen doch in vielen Fällen diese Marken, weil (i) die Stamm verwender verunsichert werden und (ii) da man von der neuen Zielgruppe die kalte Schulter gezeigt bekommt. Die Marlboro Gold Advance (schwarze Packung) hat diesen Spagat zu der jüngeren Zielgruppe ja schon versucht. Warum das jetzt die „rote“ Marlboro besser machen soll, ist aus der Distanz nicht nachzuvollziehen. Pepsi Cola hat ebenfalls eine radikale Marken - Veränderung vorgenommen. Fast alle Markenelemente wurden moderner und jünger. Die Ergebnisse können sich sehen lassen – aber nur für Coca Cola -, da man selbst 5%p. an Marktanteile verloren hat und den 2. Platz in den USA an die Coca Cola diet Variante abtreten musste. Mögen die besseren Strategen gewinnen. Heinz Günther Divergenz Marketing Strategieberatung Seite 4 Münchner Str. 7 83539 Pfaffing a.d. Attel 0172 8333 884 www.divergenz-marketing.com [email protected] Unsere Strategiephilosophie: Der Strategieansatz Divergenz Marketing basiert auf der Divergenz Philosophie, einem Leadership - Modell, das von Al Ries, einer der Top 10Marketingberater in den USA, entwickelt wurde. Unsere Beratungsschwerpunkte: Wir beschäftigen uns mit allen Fragen „Rund um die Marke“. Wir beraten Sie in Ihrem Innovationsprozess, indem wir mit fast 30 Positionierungs - nnovationstechniken arbeiten, um neue (Sub) Kategorien zu Divergenzgesichtspunkten (er) bei finden. Auch die Neueinführungen, strategischen Überlegungen unter Relaunches, Positionierungsfragen, Kommunikationskonzepte, Brandingkonzepte und Brand Extensions gehören zu unseren Beratungsschwerpunkten. Weitere Informationen finden Sie unter www.divergenz-marketing.com. Neu: Jetzt auch mit Beratung für das Marken – und Lebensmittelrecht Seite 5