Artikel als PDF-Datei laden - Sandra Paule PR Management
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24 Berliner Zeitung · Nummer 305 · Donnerstag, 30. Dezember 2010 ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· Berlin Der Herr des Blutes Seit 65 Jahren erobert das Familienunternehmen Kryolan mit Theaterschminke, Kunstblut und Make-up die Welt VON N U L L D R E I N U L L Alte Bekannte VON V C LAUDIA F UCHS or ein paar Tagen lag der erste dieser Briefe bei uns im Briefkasten: einer mit handgeschriebener Adresse. Ganz offensichtlich also was Privates – wie außergewöhnlich! Noch im Treppenhaus wurde der Umschlag aufgerissen, und heraus fiel ein Foto. Winterlandschaft, tief verschneit. Auf der Rückseite ein privater Gruß von Freunden, die auf Usedom leben – mit besten Wünschen für Weihnachten und das neue Jahr. Wie lieb von ihnen! Zwei Tage später lag ein weiterer Umschlag im Briefkasten – wieder mit handgeschriebener Adresse. Darin war eine Weihnachtskarte, geschrieben von einer Freundin aus Mahlsdorf. Vorgestern dann kam der dritte Brief: Wieder handgeschrieben, wieder Neujahrsgrüße, auch von Freunden, diesmal verziert mit Fotos ihrer Kinder. Ganz ehrlich: Wir haben noch nie Weihnachtskarten bekommen, geschweige denn, welche geschrieben. Weihnachtsgrüße – das war was für die älteren, die Eltern, die an Leute schrieben, für die sie sich das ganze Jahr über nicht interessierten. Und jetzt bekommen wir solche Post! Ist das eine neue Mode? Sind wir jetzt die Älteren? Vorsichtshalber haben wir jetzt auch NeujahrsGrüße verschickt. Per E-Mail. E VA D OROTHÉE S CHMID W er Blut braucht, geht zu Arnold Langer. Das war Ende der 1950er-Jahre so, als Peter Stein für sein Antikenprojekt an der Schaubühne pro Vorstellung zehn Liter Kunstblut benötigte, es sollte schön sämig sein und dekorativ runterlaufen. Damals hatte Langers Firma Kryolan nur eine Sorte im Angebot, die war teuer und ließ sich nicht gut aus Kleidern auswaschen. Der Chemiker machte sich ans Experimentieren und schuf billigeres Blut. Und das ist noch heute so. Inzwischen hat Langer rund 30 Sorten Kunstblut auf Lager. Es gibt hell- und dunkelrotes, blaues und grünes, dickflüssiges und tropfendes, leicht auswaschbares oder schnell krustendes. Verkauft wird es in Tuben oder Flaschen, in Pulverform, als Blutkissen oder in Kapseln zum Zerbeißen. Doch auch heute noch kommen Regisseure in die Papierstraße 10 in Wedding, wenn sie besondere Blut-Wünsche haben. Marius von Mayenburg beispielsweise benötigte für seine Nibelungen-Inszenierung an der Schaubühne 2009 Abend für Abend 800 Liter Blut. Es sollte nicht nur schön die Treppe herunterlaufen, sondern dabei auch noch Fließgeräusche machen. „Jetzt haben wir auch spezielles Treppenblut, wiederverwendbar und gut zu reinigen“, sagt Langer. Der Berliner Unternehmer ist nun mal ein großer Freund des Theaters, da kann er Regisseuren keinen Wunsch abgeschlagen. Und vielleicht ist dies ein Teil seiner Erfolgsgeschichte. Die währt nun schon 65 Jahre. Wenige Monate nach dem Krieg machte sich der Chemiker zusammen mit seinem Kommilitonen Heinz Krause selbstständig. Zu- BERLINER ZEITUNG/DAVID OLIVEIRA Auch wenn es anders aussieht: Hier macht Arnold Langer kein Kunstblut, sondern Lippenstifte. nächst stellten sie Hautcremes her, um Geld in die Kasse zu bekommen. Doch Langer wollte etwas anderes. Als Praktikant war er 1941 bei den Aufnahmen zum ersten deutschen Farbfilm in Babelsberg dabei. Dort hatte er die Aufgabe, den richtigen Farbton für die Schminke der Schauspieler vor der Kamera zu treffen. Bei den Schwarz-Weiß-Filmen wurde Make-up anders eingesetzt und es erzielte andere Effekte als bei Farbaufnahmen. Er fand Spaß daran, und als in Berlin die ersten Theater wieder eröffneten, verlegte sich Langer auf Theaterschminke. Damals gab es mit Leichner bereits ein Traditionsunternehmen für Theaterschminke in Berlin. „Eigentlich hätten wir nie groß werden dürfen“, sagt Arnold Langer heute. „Wenn ich gewusst hätte, wie groß die sind, hätte ich mich vielleicht nie getraut, Theaterschminke zu machen.“ Aber Langer hat sich nicht um die Konkurrenz gekümmert, nicht Preise verglichen, er hat einfach seine Sachen gemacht. „Ich bin ja kein Kaufmann, ich wollte einen Lebensinhalt draus machen.“ Inzwischen ist er 89, aber noch immer kommt er vier Tage die Wo- che in seine Firma, die er inzwischen mit seinem 60-jährigen Sohn Wolfram führt. Bis vor 20 Jahren hat der Chef jedes Rezept selbst ausgetüftelt. „Wer rastet, der rostet“, erklärt er lapidar, warum er sich nicht zur Ruhe setzt. Seine Enkel mischen auch schon im Unternehmen mit. Kunstblut ist nur ein Teil des Geschäfts. Kryolans Produktpalette umfasst mehr als 1 000 Artikel in 750 Farben. Seit 1976 fertigt die Firma auch Camouflage-Präparate, die Hautanomalien abdecken. Zudem produziert Kryolan alles, was Maskenbildner benötigen. Im Lager ste- hen Eimer mit Eiter und Nasenschleim, es gibt künstliche Glatzen, Narbenmaterialien, Präparate für künstliche Hautalterung und Lack zum Vortäuschen faulender Zähne. „Was gebraucht wird, machen wir, auch wenn es wirtschaftlich nicht immer sinnvoll ist“, sagt Langer. Die Zahlen verliert er dennoch nicht aus dem Blick. Als nach der Wende die Berlin-Zulage wegfiel, war Langer klar, dass er Billigprodukte wie Karnevalsschminke nicht mehr zu West-Berliner Löhnen herstellen konnte. Er machte eine Produktion in Polen auf. Entlassen musste er in Berlin deshalb niemanden, im Gegenteil. Er konnte neue Aufträge annehmen, die sich früher nicht gerechnet hätten. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs stetig, heute sind im Wedding 140 beschäftigt, weltweit arbeiten 240 für Kryolan. Langers Sohn hat die Internationalisierung vorangetrieben, die Firma hat neben Polen Niederlassungen in San Francisco, London, Indien und Bangladesch, sie beliefert vom Zentrallager im brandenburgischen Zehlendorf aus Kunden in mehr als 70 Ländern. Während andere vieles auslagerten, wird bei Kryolan fast alles selbst gemacht – oft noch von Hand. So sei die Firma flexibler und könne besser auf Kundenwünsche eingehen, sagen die Chefs. In den weißgefliesten Produktionsräumen zeugt eine Walzmaschine von 1947 von der Philosophie. „Die verwenden wir noch, wenn jemand kleinere Mengen Lippenstift bestellt“, erklärt Langer, der während des Rundgangs von allen Mitarbeitern persönlich begrüßt wird. Viele seien schon seit Jahrzehnten bei ihm, sagt er. Langer selbst will auch noch bleiben. „Mit 100 kriege ich dann zwei Tage die Woche frei“, scherzt er. Ein praktischer Preis Der Askania Shooting Star Award geht an Paula Kalenberg IMAGO/RAIMUND MÜLLER Erfolgreich auf der Leinwand: Schauspielerin Paula Kalenberg. VON A NDREAS K URTZ D ass es in Deutschland keine Kinderarbeit gibt, stimmt natürlich nicht. Wie sonst käme die Schauspielerin Paula Kalenberg mit ihren zarten 24 Jahren zu einer zehnjährigen Berufserfahrung? Anfangs drehte sie für das Fernsehen. 2005 war dann für die in Bielefeld aufgewachsene Wahl-Berlinerin ein entscheidendes Jahr ihrer bisherigen Karriere. In der Verfilmung von l e u t e ❖ Schillers „Kabale und Liebe“ durch Leander Haußmann spielte sie die weibliche Hauptrolle der Luise Miller. Und für ihre Arbeit in der Jugendbuchverfilmung „Die Wolke“ bekam sie den New Faces Award. Es folgte die Lilli-Palmer-&-Curd-Jürgens-Gedächtniskamera, der Nachwuchspreis der Goldenen Kamera, im Jahr 2009. Die nächste Auszeichnung ist schon in Sicht. Bei der Verleihung der Askania Awards 2011 am Vorabend der 61. Berlinale Anfang Februar bekommt Paula Kalenberg den „Askania Shooting Star Award“ überreicht. Dieser Preis hat einen sehr praktischen Aspekt, denn er besteht aus keiner Kleinplastik, die doch bloß im Regal Staub fangen würde. Der Askania-Award wird in Form einer wertvollen Uhr überreicht. Paula Kalenberg freut sich schon auf den Besuch in der Manufaktur: „Ich darf mir eine Uhr aussuchen. Am schönsten fände ich eine Taschenuhr wie in Alice im Wunderland, die man lässig in der Hosentasche verschwinden lassen kann.“ Nach einigem Chaos durch die Absage oder Verschiebung von Filmprojekten hat das Jahr für sie dann doch noch die Kurve gekriegt: „Zuletzt habe ich den Historienfilm Adele Spitzeder und eine Folge der Krimireihe Wilsberg gedreht. So bin ich zum Schluss doch noch glücklich geworden.“ Die Berliner Uhrenmanufaktur Askania pflegt mit ihrer jährlichen Preisverleihung den filmischen Teil ihrer Tradition, stellte sie doch neben Uhren und Bordinstrumenten für Schiff- und Luftfahrt zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Filmkameras und -projektoren her, mit denen Filme wie „Der blaue Engel“ und „Quax, der Bruchpilot“ gedreht und vorgeführt wurden. Zu den Askania-Preisträgern der vergangenen Jahre zählten David Kross, Sönke Wortmann, Artur Brauner, Nadja Tiller und Walter Giller. Leute: Andreas Kurtz Telefon: 23275396 Telefax: 23275114 Mail: ak@andreas kurtz.net