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Berliner Zeitung · Nummer 305 · Donnerstag, 30. Dezember 2010
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Berlin
Der Herr des Blutes
Seit 65 Jahren erobert das Familienunternehmen Kryolan mit Theaterschminke, Kunstblut und Make-up die Welt
VON
N U L L
D R E I
N U L L
Alte
Bekannte
VON
V
C LAUDIA F UCHS
or ein paar Tagen lag der erste
dieser Briefe bei uns im Briefkasten: einer mit handgeschriebener Adresse. Ganz offensichtlich
also was Privates – wie außergewöhnlich! Noch im Treppenhaus
wurde der Umschlag aufgerissen,
und heraus fiel ein Foto. Winterlandschaft, tief verschneit. Auf der
Rückseite ein privater Gruß von
Freunden, die auf Usedom leben –
mit besten Wünschen für Weihnachten und das neue Jahr. Wie lieb
von ihnen! Zwei Tage später lag ein
weiterer Umschlag im Briefkasten –
wieder mit handgeschriebener
Adresse. Darin war eine Weihnachtskarte, geschrieben von einer
Freundin aus Mahlsdorf. Vorgestern
dann kam der dritte Brief: Wieder
handgeschrieben, wieder Neujahrsgrüße, auch von Freunden, diesmal
verziert mit Fotos ihrer Kinder.
Ganz ehrlich: Wir haben noch nie
Weihnachtskarten bekommen, geschweige denn, welche geschrieben. Weihnachtsgrüße – das war
was für die älteren, die Eltern, die an
Leute schrieben, für die sie sich das
ganze Jahr über nicht interessierten.
Und jetzt bekommen wir solche
Post! Ist das eine neue Mode? Sind
wir jetzt die Älteren? Vorsichtshalber haben wir jetzt auch NeujahrsGrüße verschickt. Per E-Mail.
E VA D OROTHÉE S CHMID
W
er Blut braucht, geht zu Arnold
Langer. Das war Ende der
1950er-Jahre so, als Peter Stein für
sein Antikenprojekt an der Schaubühne pro Vorstellung zehn Liter
Kunstblut benötigte, es sollte schön
sämig sein und dekorativ runterlaufen. Damals hatte Langers Firma
Kryolan nur eine Sorte im Angebot,
die war teuer und ließ sich nicht gut
aus Kleidern auswaschen. Der Chemiker machte sich ans Experimentieren und schuf billigeres Blut. Und
das ist noch heute so.
Inzwischen hat Langer rund 30
Sorten Kunstblut auf Lager. Es gibt
hell- und dunkelrotes, blaues und
grünes, dickflüssiges und tropfendes, leicht auswaschbares oder
schnell krustendes. Verkauft wird es
in Tuben oder Flaschen, in Pulverform, als Blutkissen oder in Kapseln
zum Zerbeißen. Doch auch heute
noch kommen Regisseure in die Papierstraße 10 in Wedding, wenn sie
besondere Blut-Wünsche haben.
Marius von Mayenburg beispielsweise benötigte für seine Nibelungen-Inszenierung an der
Schaubühne 2009 Abend für Abend
800 Liter Blut. Es sollte nicht nur
schön die Treppe herunterlaufen,
sondern dabei auch noch Fließgeräusche machen. „Jetzt haben wir
auch spezielles Treppenblut, wiederverwendbar und gut zu reinigen“, sagt Langer. Der Berliner Unternehmer ist nun mal ein großer
Freund des Theaters, da kann er Regisseuren keinen Wunsch abgeschlagen. Und vielleicht ist dies ein
Teil seiner Erfolgsgeschichte.
Die währt nun schon 65 Jahre.
Wenige Monate nach dem Krieg
machte sich der Chemiker zusammen mit seinem Kommilitonen
Heinz Krause selbstständig. Zu-
BERLINER ZEITUNG/DAVID OLIVEIRA
Auch wenn es anders aussieht: Hier macht Arnold Langer kein Kunstblut, sondern Lippenstifte.
nächst stellten sie Hautcremes her,
um Geld in die Kasse zu bekommen.
Doch Langer wollte etwas anderes.
Als Praktikant war er 1941 bei den
Aufnahmen zum ersten deutschen
Farbfilm in Babelsberg dabei. Dort
hatte er die Aufgabe, den richtigen
Farbton für die Schminke der
Schauspieler vor der Kamera zu treffen. Bei den Schwarz-Weiß-Filmen
wurde Make-up anders eingesetzt
und es erzielte andere Effekte als bei
Farbaufnahmen. Er fand Spaß
daran, und als in Berlin die ersten
Theater wieder eröffneten, verlegte
sich Langer auf Theaterschminke.
Damals gab es mit Leichner bereits ein Traditionsunternehmen für
Theaterschminke in Berlin. „Eigentlich hätten wir nie groß werden dürfen“, sagt Arnold Langer heute.
„Wenn ich gewusst hätte, wie groß
die sind, hätte ich mich vielleicht
nie getraut, Theaterschminke zu
machen.“ Aber Langer hat sich
nicht um die Konkurrenz gekümmert, nicht Preise verglichen, er hat
einfach seine Sachen gemacht. „Ich
bin ja kein Kaufmann, ich wollte einen Lebensinhalt draus machen.“
Inzwischen ist er 89, aber noch
immer kommt er vier Tage die Wo-
che in seine Firma, die er inzwischen mit seinem 60-jährigen Sohn
Wolfram führt. Bis vor 20 Jahren hat
der Chef jedes Rezept selbst ausgetüftelt. „Wer rastet, der rostet“, erklärt er lapidar, warum er sich nicht
zur Ruhe setzt. Seine Enkel mischen
auch schon im Unternehmen mit.
Kunstblut ist nur ein Teil des Geschäfts. Kryolans Produktpalette
umfasst mehr als 1 000 Artikel in 750
Farben. Seit 1976 fertigt die Firma
auch Camouflage-Präparate, die
Hautanomalien abdecken. Zudem
produziert Kryolan alles, was Maskenbildner benötigen. Im Lager ste-
hen Eimer mit Eiter und Nasenschleim, es gibt künstliche Glatzen,
Narbenmaterialien, Präparate für
künstliche Hautalterung und Lack
zum Vortäuschen faulender Zähne.
„Was gebraucht wird, machen wir,
auch wenn es wirtschaftlich nicht
immer sinnvoll ist“, sagt Langer. Die
Zahlen verliert er dennoch nicht aus
dem Blick. Als nach der Wende die
Berlin-Zulage wegfiel, war Langer
klar, dass er Billigprodukte wie Karnevalsschminke nicht mehr zu
West-Berliner Löhnen herstellen
konnte. Er machte eine Produktion
in Polen auf. Entlassen musste er in
Berlin deshalb niemanden, im Gegenteil. Er konnte neue Aufträge annehmen, die sich früher nicht gerechnet hätten.
Die Zahl der Mitarbeiter wuchs
stetig, heute sind im Wedding 140
beschäftigt, weltweit arbeiten 240
für Kryolan. Langers Sohn hat die
Internationalisierung vorangetrieben, die Firma hat neben Polen Niederlassungen in San Francisco, London, Indien und Bangladesch, sie
beliefert vom Zentrallager im brandenburgischen Zehlendorf aus
Kunden in mehr als 70 Ländern.
Während andere vieles auslagerten, wird bei Kryolan fast alles selbst
gemacht – oft noch von Hand. So sei
die Firma flexibler und könne besser auf Kundenwünsche eingehen,
sagen die Chefs. In den weißgefliesten Produktionsräumen zeugt eine
Walzmaschine von 1947 von der
Philosophie. „Die verwenden wir
noch, wenn jemand kleinere Mengen Lippenstift bestellt“, erklärt
Langer, der während des Rundgangs
von allen Mitarbeitern persönlich
begrüßt wird. Viele seien schon seit
Jahrzehnten bei ihm, sagt er. Langer
selbst will auch noch bleiben. „Mit
100 kriege ich dann zwei Tage die
Woche frei“, scherzt er.
Ein praktischer
Preis
Der Askania Shooting Star Award geht an Paula Kalenberg
IMAGO/RAIMUND MÜLLER
Erfolgreich auf der Leinwand: Schauspielerin Paula Kalenberg.
VON
A NDREAS K URTZ
D
ass es in Deutschland keine
Kinderarbeit gibt, stimmt natürlich nicht. Wie sonst käme die
Schauspielerin Paula Kalenberg mit
ihren zarten 24 Jahren zu einer
zehnjährigen Berufserfahrung? Anfangs drehte sie für das Fernsehen.
2005 war dann für die in Bielefeld
aufgewachsene Wahl-Berlinerin ein
entscheidendes Jahr ihrer bisherigen Karriere. In der Verfilmung von
l e u t e
❖
Schillers „Kabale und Liebe“ durch
Leander Haußmann spielte sie die
weibliche Hauptrolle der Luise Miller. Und für ihre Arbeit in der Jugendbuchverfilmung „Die Wolke“
bekam sie den New Faces Award. Es
folgte die Lilli-Palmer-&-Curd-Jürgens-Gedächtniskamera, der Nachwuchspreis der Goldenen Kamera,
im Jahr 2009.
Die nächste Auszeichnung ist
schon in Sicht. Bei der Verleihung
der Askania Awards 2011 am Vorabend der 61. Berlinale Anfang Februar bekommt Paula Kalenberg
den „Askania Shooting Star Award“
überreicht. Dieser Preis hat einen
sehr praktischen Aspekt, denn er
besteht aus keiner Kleinplastik, die
doch bloß im Regal Staub fangen
würde. Der Askania-Award wird in
Form einer wertvollen Uhr überreicht. Paula Kalenberg freut sich
schon auf den Besuch in der Manufaktur: „Ich darf mir eine Uhr aussuchen. Am schönsten fände ich eine
Taschenuhr wie in Alice im Wunderland, die man lässig in der Hosentasche verschwinden lassen kann.“
Nach einigem Chaos durch die Absage oder Verschiebung von Filmprojekten hat das Jahr für sie dann
doch noch die Kurve gekriegt: „Zuletzt habe ich den Historienfilm
Adele Spitzeder und eine Folge der
Krimireihe Wilsberg gedreht. So bin
ich zum Schluss doch noch glücklich geworden.“
Die Berliner Uhrenmanufaktur
Askania pflegt mit ihrer jährlichen
Preisverleihung den filmischen Teil
ihrer Tradition, stellte sie doch neben Uhren und Bordinstrumenten
für Schiff- und Luftfahrt zu Beginn
des 20. Jahrhunderts auch Filmkameras und -projektoren her, mit denen Filme wie „Der blaue Engel“
und „Quax, der Bruchpilot“ gedreht
und vorgeführt wurden.
Zu den Askania-Preisträgern der
vergangenen Jahre zählten David
Kross, Sönke Wortmann, Artur
Brauner, Nadja Tiller und Walter
Giller.
Leute: Andreas Kurtz
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Telefax: 23275114
Mail: ak@andreas kurtz.net