eine Eye-tracking Studie
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eine Eye-tracking Studie
Transfereffekte und wortartenabhängige Verbesserung von fremdsprachlichem Textverständnis ̶ eine eye-tracking Studie Manuel Neurauter, Marco R. Furtner, Pierre Sachse Übersicht • Theoretischer Hintergrund • Hypothese • Untersuchungsdesign – – – – – • • • • Methoden Stimulusmaterial Beschreibung der Stichprobe Ablauf der Untersuchung Vorbereitung der Daten und Analysen Ergebnisse Zusammenfassung Einschränkungen weiterführende Studien Theoretischer Hintergrund Transfereffekt wortartenabhängige Verbesserung von Wortverständnis • Beim Lesen von zweitsprachlichen Wörtern (L2) beeinflusst die Muttersprache (L1) das Leseverständnis • Nomen (in der Rangfolge vor Adjektiven, Verben und Nebenwortarten) werden beim Lesen eines deutschsprachigen Textes (L1) am häufigsten zur Verbesserung des Verständnisses eines schwierigen Wortes herangezogen (Sparks et al., 2009) • Die Verarbeitung von L1 Wörtern aktiviert automatisch und simultan die entsprechende Worterkennung in L2 (Wang & Abe, 2008) (Furtner et al., 2009) Hypothese Wie auch in L1 sollten beim Lesen schwieriger Wörter in L2 Nomen am häufigsten zur Unterstützung des Textverständnisses herangezogen werden (vgl. Furtner et al., 2009) Untersuchungsdesign Methoden jumbled – word reading eye - tracking • erstmals von Grainger und Whitney 2004 benutzt • beim Lesevorgang werden verständlichere Worte herangezogen um schwierige (nicht verstandene) Wörter entschlüsseln zu können • beinahe jedes Wort ist schwierig, somit ist eine erhöhte Aufmerksamkeit notwendig und die Lesegeschwindigkeit wird reduziert (Rayner, 1998) Untersuchungsdesign Stimulusmaterial Ein Auszug aus einer Tourismusbroschüre mit 68 Worten wurde mit Hilfe des Programmes „Der Wortverdreher“ (Hahn 2009) vorbereitet und dargeboten Untersuchungsdesign Stichprobe • N = 141; 91 weiblich, 50 männlich • Durchschnittsalter: M = 24,6 , SD = 5 (18 – 49) • Muttersprache Deutsch • ausreichende Englischkenntnisse • alle ProbandInnen aus universitärem Kontext Untersuchungsdesign Ablauf der Untersuchung • Kalibrieren des eye-trackers • Darbietung des Stimulusmaterials und tracking (2 – 3 Minuten) • Erhebung der subjektiv als schwierig empfundenen Worte • Überprüfung des Textverständnisses durch den Untersuchungsleiter • obiger Ablauf wurde einmal für L1 (Deutsch) und einmal für L2 (Englisch) durchgeführt, somit wurde der Transfereffekt intraindividuell untersucht Untersuchungsdesign Vorbereitung der Daten und Analysen • Identifizierung der Wortklassen – Nomen (31%, n = 21) – Adjektive (15%, n = 10) – Verben (15%, n = 10) – Nebenworte (39%, n = 27) • Im Text wurden vier zentrale Wortklassen definiert (Nomen, Verben, Adjektive und Nebenworte) • 16 Regressionsmöglichkeiten • Identifizierung der schwierigsten Worte Untersuchungsdesign Vorbereitung der Daten und Analysen Untersuchung der regressiven Fixationen: Das Wort „jubmeld“ wird mit dem zuvor verstandenen Wort „stenecne“ verglichen (regressive Fixation), daraufhin lässt sich eine erneute Fixation des Wortes „jubmeld“ beobachten Ergebnisse • Um das Verständnis von schwierigen Worten zu verbessern, wurden in 42% der Fälle Nomen herangezogen, gefolgt von Adjektiven (21%), Verben (20%) und Nebenwortklassen (17%) • Diese Häufigkeitsunterschiede waren statistisch signifikant (F = 2,75, p<0,05) Ergebnisse wortklassenabhängige Rangfolge jumbled L1 (vgl. Furtner et al., 2009) jumbled L2 49% Nomen 42% Nomen 25% Adjektive 21% Adjektive 16% Nebenwortklassen 20% Verben 10% Verben 17% Nebenwortklassen Zusammenfassung • Bei „verdrehten“ L1 und L2 Texten wurden am häufigsten Nomen dazu verwendet, das Verständnis eines schwierigen Wortes zu verbessern • Die wortklassenabhängige Rangfolge der Regressionen zwischen L1 und L2 ist relativ ähnlich • Im Vergleich zu anderen Wortklassen scheinen Nebenwortarten (z.B. Konjunktion, Präposition) relativ wenig zum Textverständnis beizutragen. (vgl. Schmauder, et al., 2000) • Möglicherweise sind, zumindest bei diesen zwei indo-germanischen Sprachen, nicht nur einzelne Worte aus L1 und L2 direkt miteinander verknüpft, sondern auch ganze Wortarten Einschränkungen • Da bei der Untersuchung keine reine Übersetzung als Stimulus verwendet wurde, verringert sich die Aussagekraft der Ergebnisse • „jumbled word“ Texte lösen möglicherweise metalinguistische Strategien zur Verbesserung des Textverständnisses aus Weiterführende Studien Weiterführende Studien könnten: – intra- und interindividuelle Designs zur Untersuchung von L1 und L2 Transfereffekten – grammatische und syntaktische Unterschiede zwischen den untersuchten Sprachen – internationale Sprachvergleiche (z.B. Hebräisch, Mandarin) – mehrsprachlich aufgewachsene ProbandInnen berücksichtigen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit