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73
Marktpolitik im Kraftfahrzeugleasing
— Vortrag im Rahmen des Bank- und Börsenseminars
an der Universität zu Köln am 05.06.1996 —
Redemanuskript von Herrn Wilfried Multusch
1
Vorstellung ALD ................................................................................................76
2
Der Kfz-Markt — Situation und Tendenzen........................................................78
3
Der Kfz-Leasingmarkt in Deutschland.................................................................80
4
Marktpolitik im Kraftfahrzeugleasing ..................................................................83
5
Schlußwort .........................................................................................................98
74
Inhaltsverzeichnis
1
Vorstellung ALD.................................................................................................. 76
1.1 Informationen über ALD ............................................................................... 76
1.2 Geschäftsfelder von ALD .............................................................................. 76
1.3 Internationalität von ALD.............................................................................. 77
2 Der Kfz-Markt — Situation und Tendenzen............................................................ 78
2.1 Die Entwicklung des Pkw-Marktes................................................................ 78
2.2 Die wichtigsten Strukturprobleme im Handel ................................................. 79
2.3 Relevante Entwicklungen im Kfz-Markt ........................................................ 79
3 Der Kfz-Leasingmarkt in Deutschland .................................................................... 80
3.1 Die Bedeutung des Kfz-Leasingmarktes im Mobilien-Leasingmarkt ............... 80
3.2 Aufteilung des Gesamtleasingbestandes ......................................................... 81
3.3 Die wesentlichen Anbieter im Kfz-Markt ....................................................... 81
3.4 Die Gruppenfreistellungsverordnung (GVO).................................................. 82
3.4.1 Positive Auswirkungen der neuen GVO auf Leasinggesellschaften...... 83
3.4.2 Verbleibende Probleme trotz neuer GVO ........................................... 83
4 Marktpolitik im Kraftfahrzeugleasing...................................................................... 83
4.1 Die Segmente des Kfz-Leasingmarktes .......................................................... 83
4.2 Vermittlungsgeschäft (Händlergeschäft)......................................................... 85
4.2.1 Strategische Zielsetzung..................................................................... 85
4.2.2 Marktpolitik im Segment Vermittlungsgeschäft - Retailgeschäft ......... 86
4.2.3 Marktpolitik im Segment Vermittlungsgeschäft - Flottengeschäft ....... 90
4.2.4 Tendenzen im Vermittlungsgeschäft ................................................... 91
75
4.3 Direktgeschäft................................................................................................92
4.3.1 Strategische Zielsetzung......................................................................92
4.3.2 Marktpolitik im Segment Direktgeschäft - Retailgeschäft ....................94
4.3.3 Marktpolitik im Segment Direktgeschäft - Flottengeschäft ..................95
4.3.4 Tendenzen im Direktgeschäft ..............................................................96
4.4 Problemstellungen: Hersteller — herstellerunabhängige Gesellschaften ...........98
5 Schlußwort..............................................................................................................98
76
1
Vorstellung ALDInformationen über ALD
ALD AutoLeasing D GmbH ist seit 1968 im bundesdeutschen Kfz-Leasingmarkt vertreten und mit einem Fahrzeugbestand von 110.000 Fahrzeugen die größte markenunabhängige Leasinggesellschaft. 536 Mitarbeiter in 9 Niederlassungen garantieren einen
flächendeckenden Service in der Bundesrepublik.
1.2
Zentrale Hamburg:
Niederlassungen:
172 MA
364 MA
Leasingbestand
> 110.000 Fahrzeuge
Marktanteil:
5% (größter markenunabh. Anbieter)
Anteilseigner:
GEFA-Leasing GmbH (75%)
Hans Ravenborg (5,91%)
28 große Opel-Autohäuser und
1 Mercedes-Autohaus (19,09%)
Aktive Tochtergesellschaften:
ALD AutoService GmbH, Hamburg
AMS AutoManagement Service GmbH, Hamburg
Interleasing France S.A.R.L., Straßbourg u. Paris
AIL AutoInterleasing GmbH, Prag
Inaktive/auslaufende Tochtergesellschaften
Interleasing Dello Hamburg GmbH
ALD AutoLeasing u. Dienstleistungs GmbH, Berlin
Interleasing Stuttgart GmbH
Interleasing Hungary Kft.
Geschäftsführer:
Bernd Ehrhardt
Wilfried Multusch
Geschäftsfelder von ALD
ALD vermarktet Dienstleistungen im Finanz- und Serviceleasing in den Geschäftsfeldern
Handel und Großabnehmer. Zielgruppe im Segment „Handel“ sind Autohändler sowie
kleine und mittelständische Unternehmen mit einem Fuhrpark < 20 Einheiten. Der Autohandel vermittelt Leasingverträge an ALD und fungiert damit als Multiplikator. Zielgruppe im Segment „Großabnehmer“ sind Unternehmen mit einem Fuhrpark > 20 Einheiten, diese Kunden werden sowohl vom Autohandel vermittelt als auch von ALDVertriebsmitarbeitern direkt akquiriert. Bei diesem Kundenkreis ist der Serviceanspruch
sehr stark ausgeprägt.
77
Geschäftsfelder
Produkte
Handel
Großabnehmer
Finanzleasing *
Kfz-Dienstleistungen
Technik- und Reifen-Service
Versicherungs-Service
Tank-Service
Kfz-Steuer-Abrechnung
GEZ-Abrechnung
Fuhrparkmanagement und
Sonstiges**
Neu- u. Gebrauchtwagenfinanzierung
* Restwertausgleich oder Kilometereinstufung
1.3
** z.B. Ersatzwagenstellung etc.
Internationalität von ALD
Insbesondere international operierende Großunternehmen sind zunehmend bestrebt, ihre
Fuhrparkpolitik in den einzelnen Ländern stärker zu standardisieren, um zu größerer Kostentransparenz und schlankeren Organisationsstrukturen zu kommen. Der Anspruch an
Leasingorganisationen besteht somit darin, länderübergreifend einheitliche Produkt- und
Servicestandards sowie Abwicklungsformen zu entwickeln, die für den Kunden transparent sind. ALD hat 2 aktive Tochtergesellschaften in Frankreich und Tschechin und ist
Gesellschafter bei der Interleasing Europa. Interleasing Europa ist ein Verbund markenunabhängiger Kfz-Leasinggesellschaften, dem 10 europäische Partner sowie Gesellschaften in den USA und Kanada angehören. Der Verbund repräsentiert insgesamt
390.000 Einheiten. Hierdurch kann ALD ihren Kunden auch auf internationaler Ebene
optimalen Service garantieren.
2
Der Kfz-Markt — Situation und Tendenzen
2.1
Die Entwicklung des Pkw-Marktes
Die Situation auf dem Pkw-Markt war in den letzten Jahren gekennzeichnet durch stagnierende Neuzulassungen. Massive Steuer- und Abgabeerhöhungen sowie steigende
78
Arbeitslosenzahlen wirkten sich negativ auf die Inlandsnachfrage aus. Die angekündigten
Sparpakete der Bundesregierung und weiterhin unsichere Wirtschaftsaussichten lassen
auch für die nächsten Jahre kein Ansteigen der Zulassungszahlen erwarten. Um die jeweils eigenen Fabrikate am Markt bestmöglich plazieren zu können, setzen Importeure
und Hersteller intensiv Sonderzinsprogramme ein. Die zunehmende Akzeptanz dieser
Maßnahmen wird deutlich in der starken Zunahme an Kreditfinanzierungen bei proportional gleicher Abnahme der Barkäufe. Diese Schere wird in den nächsten Jahren voraussichtlich noch größer werden, wobei davon ausgegangen wird, daß in verstärktem
Maße auch Leasingsonderprogramme genutzt werden. Der Anteil der geleasten Fahrzeuge an den Gesamt-Neuzulassungen wird in den nächsten Jahren dadurch leicht ansteigen.
Die Entwicklung des PKW-Marktes
Neuzulassungen / Besitzumschreibungen
(Werte für 1996 bis 2000 von ALD geschätzt)
Anzahl Kfz in tausend Stück
7.961
8.000
7.507
7.644
7.586
7.484
7.586
7.586
7.586
7.586
7.586
60%
7.000
50%
6.385
6.000
40%
5.000
4.159
3.926
4.000
3.000
30%
3.194
3.041
3.209
3.314
3.450
3.350
3.500
3.430
3.350
20%
2.000
10%
1.000
0
0%
1990
2.2
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
Neuzulassungen
Besitzumschreibungen
Kreditfinanz.
Leasing
Barkauf
2000
Die wichtigsten Strukturprobleme im Handel
Die Entwicklung des Automobilmarktes vom Verkäufer- zum Käufermarkt führte zu
einer Intensivierung des Wettbewerbs. Die folgenden Punkte kennzeichnen die heutige
Situation im Automobilhandel:
79
1
Verändertes Kundenverhalten
Abnehmende Marken- und Händlerloyalität und
stark ausgeprägte Preissensibilität des Kunden
2
4
Hohe Vertriebskosten
ca. 30% des Fahrzeugpreises = bei Durchschnittspreis von TDM 30 etwa 9.000 pro Fahrzeug
3
Niedrige Renditen im
Automobilhandel
Die wichtigsten
Strukturprobleme
im Handel
Zielkonflikt zwischen Erfüllung der Jahreszielvereinbarung mit dem Hersteller und Minimierung der
Standzeiten im Gebrauchtwagengeschäft
5
Rabattverhalten der Händler und weiter steigender
Investitionsbedarf der Autohäuser für Showroom,
Verkäuferqualifiktation, Lagerhaltung etc.
6
Konkurrenz von Neuwagen- und
Gebrauchtwagengeschäft
Strukturelle Auslastungsprobleme im Service
Längere Wartungsintervalle und
sinkende Reparaturanfälligkeit
Erosion der Handelsfunktion
zunehmende Grau-Importe und Direktgeschäfte
der Automobilhersteller im Flottengeschäft
2.3
Relevante Entwicklungen im Kfz-Markt
Die vorhandenen Produktionskapazitäten sind weltweit nicht ausgelastet. Gleichzeitig
stagniert die Nachfrage in den großen Märkten Amerika, Europa und Japan. Diese Situation führt zu einem immer stärker werdenden Verdrängungswettbewerb, der Hersteller und Händler zwingt, neue Wege einzuschlagen. Folgende Tendenzen zeichnen sich
ab:
Ÿ Die Hersteller werden verstärkt Direktgeschäft am Handel vorbei im Flottenbereich
tätigen.
Ÿ Es werden sich starke Konzentrationsprozesse im Handel vollziehen, die dazu führen
werden, daß ca. 30% der Händler vom Markt verschwinden. Durch die hohen Kostenbelastungen und aus der Notwendigkeit heraus, stärkere Produktdiversifikationen
zu betreiben, werden ähnlich wie in den USA Megadealer entstehen, die unterschiedliche Fabrikate und Zusatzgeschäfte „rund ums Auto“ vertreiben.
Ÿ Die Hersteller kommen zu neuen Margensystemen, die stärker leistungsorientiert sind
als bisher.
Ÿ Neue Vertriebswege entstehen, z.B. „Haustürgeschäfte“ in Japan oder Vertrieb durch
fremde Dritte wie z.B. Midland und Barclays Bank in GB.
80
3
Der Kfz-Leasingmarkt in Deutschland
3.1
Die Bedeutung des Kfz-Leasingmarktes im Mobilien-Leasingmarkt
Ende der 60er Jahre wurde das Kfz-Leasing, von den USA kommend, in Deutschland
eingeführt. Zu Anfang waren die Kunden vor allem Tochtergesellschaften ausländischer
Konzerne. Ende der 70er Jahre weitete sich der Kundenkreis aus und es begann ein regelrechter Leasingboom, der sich erst in den letzten Jahren abschwächte. Diese rasante
Entwicklung zeigt sich auch daran, daß der Anteil des Kfz-Leasing am GesamtMobilienmarkt von 28% im Jahre 1984 auf 61% im Jahre 1995 gestiegen ist.
1995
Gesamtvolumen: 47.440 Mio. DM
Produktionsmaschin./
Anlagen
9%
sonstige
Anlagenvermietung
16%
Kraftfahrzeuge
61%
Büromaschin./
EDV
14%
3.2
Aufteilung des Gesamtleasingbestandes
Der Kfz-Leasingbestand in Deutschland ist seit 1990 von 1,5 Mio. auf 2,15 Mio. in 1995
gestiegen. Der prozentuale Anteil der herstellerabhängigen Gesellschaften (HAG) hat
sich in dieser Zeit leicht aber stetig erhöht und liegt heute bei ca. 61%. Begründet ist
diese Entwicklung in der starken Subventionspolitik seitens der HAG, die es den herstellerunabhängigen Gesellschaften (HUG) häufig nicht erlaubt, in bestimmte Zielgruppen
vorzudringen.
81
Stck.
1995
1992
2.000
1994
1993
Kfz-Best. BRD ges.
Hersteller-eigene
1991
Hersteller-unabh.
1990
1.500
1993
1994
1995
1992
1.000
1991
1990
1993
1992
1991
1990
1994
1995
500
0
1990
3.3
1991
1992
1993
1994
1995
Die wesentlichen Anbieter im Kfz-Markt
In Deutschland gibt es derzeit mehr als 2.000 Leasinggesellschaften, von denen mit Ausnahme der wenigen Spezialgesellschaften wie Immobiliengesellschaften oder Gesellschaften für Spezialmobilien alle auch Kfz-Leasingverträge anbieten. Daneben gibt es
eine Reihe von Finanzdienstleistern wie Versicherungsagenturen, Finanzberatern etc., die
Leasingverträge vermitteln.
Trotz der hohen Anzahl von Anbietern wird der Kfz-Leasingmarkt von nur wenigen großen Gesellschaften dominiert. Diese Marktführer ordnet man zwei unterschiedlichen
Blöcken zu, den herstellerabhängigen Leasinggesellschaften der Fahrzeughersteller bzw.
-importeuren und den herstellerunabhängigen Gesellschaften, die ihrerseits zu Banken
und/oder Kfz-Handelsbetrieben gehören. Die wesentlichen Anbieter sind:
82
Markenunabhängige Gesellschaften
Gesellschaft
Anzahl Kfz
ALD
LHS
Deutsche Auto Leasing
AKB
VR Leasing
LeasePlan
Avis Fleet Services
AKF-Bank
Hansa Automobil Leasing
CC-Leasing
GEFA-Leasing
Sixt-Leasing
IKB Leasing
Sonstige
Summe
102.352
44.296
41.027
34.050
32.000
31.591
14.000
13.974
12.500
12.358
12.022
11.000
4.700
476.873
842.743
in %
4,80%
2,10%
1,90%
1,60%
1,50%
1,50%
0,70%
0,70%
0,60%
0,60%
0,60%
0,50%
0,20%
22,20%
39,10%
Herstellereigene Gesellschaften
Gesellschaft
Anzahl Kfz
VW-Leasing
Opel Leasing
Ford-Bank
BMW Leasing
Mercedes-Benz Leasing
Renault Leasing
Fiat Leasing
Mitsubishi Leasing
PSA-Bank
Toyota Leasing
Nissan Leasing
Porsche Leasing
Summe
in %
454.000
182.026
159.000
133.939
127.000
92.414
43.600
33.472
30.000
29.000
18.758
4.048
21,10%
8,50%
7,40%
6,20%
5,90%
4,30%
2,00%
1,60%
1,40%
1,35%
0,90%
0,20%
1.307.257
60,90%
Die herstellerabhängigen Gesellschaften und die größten der herstellerunabhängigen Gesellschaften sind Vollsortimenter, d.h. sie bieten alle gängigen Produktvarianten inklusive
Serviceverträge an. Mittlere und kleinere, von Herstellern unabhängige Gesellschaften
bieten dagegen keine Serviceverträge an.
Mit Ausnahme von VAG sind die Leasinggesellschaften der Hersteller zwischenzeitlich
organisatorisch mit den Kreditinstituten der Autohersteller verschmolzen. Die unternehmerische Führung liegt dabei meist bei der Bankenseite. Die Leasing-GmbH´s bestehen
aus rechtlichen und steuerlichen Gründen als Rechtsmantel weiter.
Die nachfolgenden Ausführungen zur Marktpolitik beziehen sich im Wesentlichen nur auf
die Gruppe der größeren herstellerabhängigen und herstellerunabhängigen Anbieter in
diesem Markt.
3.4
Die Gruppenfreistellungsverordnung (GVO)
Die Fahrzeughersteller haben die Möglichkeit, den Wettbewerb im Kfz-Handel und damit
auch den Vertrieb von Neufahrzeugen innerhalb der EU mittels ihrer Händlerverträge,
die sich an den Vorschriften der Gruppenfreistellungsverordnung orientieren müssen, zu
regulieren. Diese Verordnung erlaubt den Fahrzeugherstellern zum besonderen Schutz
dieser Industrie eine Reihe von Wettbewerbsbeschränkungen. Seit Juli 1995 ist eine neue
Gruppenfreistellungsverordnung in Kraft getreten, mit der mehr Wettbewerb ermöglicht
werden soll. Diese gilt bis Juli 2002. Ob darüber hinaus eine neue entstehen wird und wie
diese möglicherweise gestaltet sein könnte, wird in den nächsten Jahren viel und kontrovers diskutiert werden.
83
3.4.1 Positive Auswirkungen der neuen GVO auf Leasinggesellschaften
Diese neue Verordnung ermöglicht nun bewußt einen grenzüberschreitenden Erwerb von
Fahrzeugen durch Endverbraucher und damit die Möglichkeiten von Reimporten zur
Nutzung von internationalen Preisunterschieden. Auch Leasinggesellschaften, die echtes
Operatingleasing betreiben, wie die ALD, werden jetzt als Endverbraucher betrachtet.
Sie sind wirtschaftliche Eigentümer der Fahrzeuge, vermieten diese zeitlich beschränkt
und veräußern sie dann weiter.
Weiterhin haben Händler die Möglichkeit, auch außerhalb ihres im Händlervertrag festgelegten nationalen Absatzgebietes zu werben.
Nach der neuen Verordnung kann ein Hersteller seinen Handel nicht mehr exklusiv an die
eigene Leasinggesellschaft binden. Dieses Verhalten wurde zwischenzeitlich auch durch
höchstrichterliche Rechtsprechung (EUGH) untersagt.
3.4.2 Verbleibende Probleme trotz neuer GVO
Auch nach der neuen GVO haben die Hersteller die Möglichkeit, eine definierte Kundenschicht direkt mit Fahrzeugen zu beliefern.
Der grenzüberschreitende Erwerb von Fahrzeugen bleibt für Wiederverkäufer und Vermittler auch weiterhin beschränkt.
Es fehlen weiterhin Regelungen bzgl. Wettbewerbsbeschränkungen im Falle von Subventionen des Fahrzeugabsatzes durch die Hersteller.
4
Marktpolitik im Kraftfahrzeugleasing
4.1
Die Segmente des Kfz-Leasingmarktes
Vom Vermittlungsgeschäft spricht man, wenn Autohändler Leasingverträge an die Leasinggesellschaft vermitteln. Dies ist der übliche Vertriebsweg für Einzelverträge mit Privatpersonen und mit gewerblichen Kunden. Erst nach der Wahl des Fahrzeuges wird der
Leasinggeber festgelegt (=Retailgeschäft!). Bei ausgeprägten Kunden-Händlerbeziehungen werden auch Großkundengeschäfte durch Händler vermittelt
(=Flottengeschäft!).
84
Vermittlungsgeschäft
- Händlergeschäft -
Direktgeschäft
Einzelkunden
Retailgeschäft
Flottengeschäft
Großkunden
Beim Direktgeschäft werden die Kunden von den Leasinggesellschaften selbst akquiriert
und auch hinsichtlich geeigneter Fahrzeuge beraten. Die Beschaffung der Fahrzeuge erfolgt — meist in Abstimmung mit dem Kunden — durch den Leasinggeber. Beim Direktgeschäft dominiert das Segment des Flottengeschäftes mit Großkunden.
Nachstehende Abbildung gibt einen Überblick der Positionierung der herstellerabhängigen (HAG) und herstellerunabhängigen (HUG) Gesellschaften.
Die herstellerabhängigen Gesellschaften dominieren das Segment der Vermittlungsgeschäfte (Händlergeschäfte), wogegen die herstellerunabhängigen Gesellschaften im
Bereich des Direktgeschäftes mit Großkunden (Flottengeschäft) führend sind.
hoch
85
Vermittlungsgeschäft
- Händlergeschäft -
Direktgeschäft
Retailgeschäft
HAG
hoch niedrig
Marktanteil
HUG
HUG
HAG
HUG
HUG
niedrig
HAG
HAG
Flottengeschäft
niedrig
hoch niedrig
hoch
Wettbewerbsintensität
4.2
Vermittlungsgeschäft (Händlergeschäft)
4.2.1 Strategische Zielsetzung
Herstellerabhängige Gesellschaften
Direktgeschäft
Vermittlungsgeschäft
Retailgeschäft
Flottengeschäft
86
Das Segment „Vermittlungsgeschäfte von Einzelkunden“ ist die Domäne der herstellerabhängigen Gesellschaften. Die Deckungsgleichheit der Interessen von Herstellern und
denen ihrer Leasinggesellschaften ist gegeben. Sie versuchen, den Handel an sich zu binden zur:
Ÿ Sicherung und Förderung des Kfz-Absatzes
Ÿ Sicherung des Absatzweges
Ÿ Erhaltung der Kundenmarkenloyalität
Ÿ Erzielung nachhaltiger Erträge
Ÿ Ausbau des hohen Marktanteils im Retailgeschäft
Ÿ Investition ins Flottengeschäft zur Steigerung des Marktanteils
Ÿ Abwehr von Mitbewerbern
Demzufolge ist dieses Geschäft die „cash-cow“ der Herstellergesellschaften.
Herstellerunabhängige Gesellschaften
Für die herstellerunabhängigen Gesellschaften heißen die strategischen Ziele:
Ÿ Profilierung als Partner des Autohandels
Ÿ Positionierung als Zweitpartner-Beziehung
Ÿ Positionierung als der Flottenspezialist beim Händler
Ÿ Nachhaltige Sicherung der Erträge aus dem Segment Vermittlungsgeschäft
Ÿ Aufbau (Rückeroberung!) des Marktanteils im Retailgeschäft
4.2.2 Marktpolitik im Segment Vermittlungsgeschäft/Retailgeschäft
Herstellerabhängige Gesellschaften
87
Direktgeschäft
Vermittlungsgeschäft
Retailgeschäft
Flottengeschäft
Die Marktpolitik in diesem Segment wird mehr von den Fahrzeugherstellern als von ihren Leasinggesellschaften selbst bestimmt und basiert auf einer Reihe von wettbewerbsbeschränkenden Maßnahmen für die unabhängigen Leasinggesellschaften. Einige
dieser Beschränkungen sind zwischenzeitlich untersagt, es verbleiben jedoch weitere
Mittel der Abschottung dieses Marktsegmentes.
So wird z.B. bei herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften die Belieferung erschwert,
bei einigen Marken ist es den Händlern auch untersagt, Fahrzeuge an Leasinggesellschaften zu liefern, soweit diese nicht ihren Auftraggeber (Leasingnehmer) benennen.
Die stärkste Beschränkung ist jedoch der Einsatz von Subventionsmitteln zur Förderung
des Autoabsatzes durch Senkung der Leasingraten bei Verträgen der konzerneigenen
Leasinggesellschaft. Angesichts des Umfanges solcher verdeckter Preisnachlässe bei allen
Automobilherstellern bleibt den herstellerunabhängigen Gesellschaften ein erheblicher
Marktanteil völlig verschlossen.
Seitens der herstellerabhängigen Leasinggesellschaften wird die Konzernloyalität durch
ein vielfältiges Instrumentarium zur Händlerbindung belohnt. Beispiele hierfür sind:
Ÿ Kopplung der Leasingumsätze mit einer vergünstigten Einkaufsfinanzierung
Ÿ Bonifizierung von Umsätzen
Ÿ Liquiditätshilfen
Ÿ Werbekostenzuschüsse
Ÿ Verkäuferwettbewerbe etc.
88
Schnelle Entscheidungswege und höhere Risikobereitschaft in der Einkaufsfinanzierung
sowie Finanzdienstleistungen rund ums Auto komplettieren die Marktpolitik der herstellerabhängigen Gesellschaften.
Herstellerunabhängige Gesellschaften
Rechtlich zulässige wettbewerbsbeschränkende Maßnahmen sind durch die markenunabhängigen Gesellschaften kurzfristig nicht zu überwinden. Ein marktweites Überbieten der
monetären Incentives der Herstellergesellschaften ist wegen der fabrikatsübergreifenden
Händleranzahl und der Größe des erreichbaren Absatzpotentials nicht finanzierbar. Die
herstellerunabhängigen Gesellschaften konzentrieren sich somit auf folgende Maßnahmen:
Ÿ Konzentration der Zusammenarbeit mit volumenstarken Händlern und Händlern, deren Hersteller keine eigenen Leasinggesellschaften haben
Ÿ Erweiterung des Finanzdienstleistungsangebotes für Händler (z.B. Einkaufs-/
Absatz- Finanzierung)
Ÿ Intensivierung der Zusammenarbeit durch Einsatz von LeaseFinanz-Managern und
Schwerpunktbetreuern, etc.
Ÿ Hoher Abwicklungsstandard (z.B. schnelle Kreditentscheidung)
Ÿ Steigerung des Bekanntheitsgrades bei den Leasingnehmern durch Marketingmaßnahmen
89
Als Händlerbindungsinstrumentarien werden von den herstellerunabhängigen Gesellschaften eingesetzt:
Ÿ Selektive Betreuungs- und Incentivepolitik gegenüber Händlern z.B. durch Prämiensysteme
Ÿ Hohe Serviceanstrengungen zur Erhaltung der Kundenloyalität
Ÿ Teilweise Übernahme von Restwertrisiken des Handels durch Gebrauchtwagenvermarktung
Ÿ Bonifizierungssysteme
Beispiel für Subventionswirkungen
Die Subventionswirkungen am Beispiel „Null-Leasing“ zeigt folgende Abbildung:
Leasingfinanzierung durch HAL: 36 Monate
38.500
11.550
9.635
17.325
38.500
+ 1.865
= 40.365
DM
DM
DM
DM
DM
DM
DM
UPE = 100%
Anzahlung
Leasingraten
Rücknahmewert
Anschaffungskosten = 100 %
Opportunitätszinsen (5 %)
Echte Anschaffungskosten
= 105 %
Barkauf
38.500 DM UPE = 100 %
- 1.155 DM 3 % Rabatt
+ 6.030 DM 5 % Opportunitätszinsen
43.375 DM Anschaffungskosten
= 107 %
Leasingfinanzierung durch HUL: 36 Monate
38.500
11.550
14.917
17.325
1.865
45.657
DM
DM
DM
DM
DM
DM
UPE
Anzahlung
Leasingraten 8 %
Rücknahmewert
Opportunitätszinsen (5 %)
Echte Anschaffungskosten
= 113 %
Erforderlicher Rabatt
Barkäufer
10 %
HUL
13 %
90
Weitere Subventionswirkungen lassen sich am Beispiel „Restwertstützung“ wie folgt aufzeigen:
DM
50.000
Restwert
(= Marktwert)
20.000
40 %
subventionierte
Wertfortführung
30 %
15.000
36 Monate
t
Der subventionierte Restwert in Höhe von DM 5.000,- entspricht in diesem Beispiel einer Reduzierung der Leasingrate von DM 155,- pro Monat.
4.2.3 Marktpolitik im Segment Vermittlungsgeschäft/Flottengeschäft
Herstellerabhängige Gesellschaften
Direktgeschäft
Vermittlungsgeschäft
Retailgeschäft
Flottengeschäft
91
Die bereits beschriebene Marktpolitik der Fahrzeughersteller und ihrer Leasinggesellschaften im vermittelten Retailgeschäft gilt grundsätzlich auch für das vermittelte
Flottengeschäft. Je nach Absatzvolumen werden herstellerseitig kundenindividuelle Subventionen mit eingesetzt.
Hervorzuheben ist, daß sich die fünf bedeutendsten Herstellergesellschaften durch die
Einbeziehung von Fremdmarken und den Ausbau der Servicegeschäfte eine neue Marktausrichtung geschaffen haben.
Herstellerunabhängige Gesellschaften
Die Marktchancen der unabhängigen Gesellschaften sind größer als im Retailgeschäft.
Die Gründe dafür liegen in der Leistungsfähigkeit dieser Gesellschaften, die in Punkt
4.3.3. näher beschrieben werden. Dies führt dazu, daß z.T. sogar Hersteller eigenakquirierte Großkunden an unabhängige Gesellschaften vermitteln bzw. diese als Serviceprovider einsetzen.
Vorrangiges Ziel der unabhängigen Gesellschaften ist es, über eine Bindung der Kunden
des vermittelten Händler in allen Marken eine starke direkte Kundenbeziehung zu schaffen. Wesentliche Maßnahmen hierzu sind:
Ÿ Garantie des Kundenschutzes für den Händler
Ÿ Belieferung der Händler-Großkunden mit allen Marken, um Kundenabwanderungen
vom Händler zu verhindern
Ÿ Hoher Betreuungsgrad der Händler-Großkunden
Ÿ Entlastung der Händler durch eigene Gebrauchtwagenvermarktung (Übernahme von
Restwertrisiken)
4.2.4 Tendenzen im Vermittlungsgeschäft
Herstellerabhängige Gesellschaften
Hersteller bzw. Importeure, die bisher über keine eigene Bank bzw. Leasinggesellschaft
verfügen, werden solche gründen oder Joint-Ventures eingehen.
Die Politik der Abschottung der Handelsorganisationen vor Einbrüchen durch herstellerunabhängige Gesellschaften wird sich unvermindert fortsetzen. Dort, wo die neue Gruppenfreistellungsverordnung gewisse Freiräume schuf, wird man versuchen, mit Mitteln
92
der Entlohnungs- und Belohnungspolitik gegenüber den Händlern diese möglichen Lükken wieder abzudichten.
Durch eine Integration der Verkaufsprozesse für Finanzdienstleistungen in einen technologie-unterstützten Verkäuferarbeitsplatz wird die Abhängigkeit der Handelsorganisation von den Konzernen weiter zunehmen.
Die Händler werden von ihren Herstellern zunehmend an den Erträgen des von ihnen
vermittelten Leasingbestandes beteiligt und sie werden zudem versuchen, das Servicegeschäft auch auf Retailkunden auszudehnen.
Herstellerunabhängige Gesellschaften
Bei den herstellerunabhängigen Gesellschaften zeichnet sich die Tendenz ab, daß JointVentures mit großen Händlern als Leasinggeber eingegangen werden. Die Leasinggesellschaften fungieren dann als Serviceprovider für bestimmte Abwicklungsfunktionen.
Professionelle Verwertungskonzepte für gebrauchte Leasingfahrzeuge eröffnen die Möglichkeit, den Händler von der Buy-back-Verpflichtung zu entlasten. Hierdurch werden
größere Marktanteile im Retailgeschäft gewonnen.
Eine zunehmende Diversifizierung der Produktpalette (GAP-Versicherung, Assistance)
sowie neuartige Mobilitätskonzepte werden Marktanteile und Margen beeinflussen.
4.3
Direktgeschäft
4.3.1 Strategische Zielsetzung
Herstellerabhängige Gesellschaften
Herstellerabhängige Gesellschaften sind grundsätzlich auch an Geschäften in diesem
Segment interessiert. Ihr Ziel ist es, sich als unabhängiger Partner von Flottenkunden zu
etablieren, um ihre geringen Marktanteile auszubauen. Die Herstellerzugehörigkeit steht
einer wirklich unabhängigen Beratung im Wege, so daß aus Kundensicht bisher erhebliche Akzeptanzprobleme bestehen.
93
Direktgeschäft
Vermittlungsgeschäft
Retailgeschäft
Flottengeschäft
Aufgrund der Stärke der herstellerabhängigen Gesellschaften im vermittelten Retailgeschäft ist ein Aufbau des direkten Retailgeschäftes nicht möglich, da ansonsten ernsthafte
Probleme in der Zusammenarbeit mit der jeweiligen Handelsorganisation entstehen würden.
Herstellerunabhängige Gesellschaften
Im Gegensatz hierzu stellt das direkte Retailgeschäft für die herstellerunabhängigen Gesellschaften einen interessanten Markt dar, der von einigen Leasinggebern auch bereits
aktiv bearbeitet wird. Daneben stehen der Ausbau und die Verteidigung des Marktanteils
im Flottengeschäft als strategisches Ziel im Vordergrund.
Entscheidend für den Erfolg in diesem Marktsegment wird langfristig sein, exzellente
Leistungen zu günstigen Preisen anbieten zu können. Hierzu sind Kostenreduktionen
notwendig, die nur durch Organisationsänderungen zu erreichen sind. Eine bedeutende
Rolle hierbei spielt schon heute die Informationstechnologie.
94
4.3.2 Marktpolitik im Segment Direktgeschäft/Retailgeschäft
Direktgeschäft
Vermittlungsgeschäft
Retailgeschäft
Flottengeschäft
Herstellerabhängige Gesellschaften
Herstellerabhängige Leasinggesellschaften agieren wie unter Ziffer 4.3.1 beschrieben in
diesem Marktsegment nicht.
Herstellerunabhängige Gesellschaften
Die heute betriebene Marktpolitik seitens der herstellerunabhängigen Gesellschaften ist
durch vorsichtiges Agieren in diesem Segment gekennzeichnet, um vermitteltes Retailgeschäft nicht zu gefährden. Grundsätzlich hat die Devise Vorrang: „Die Leasinggesellschaft ist der Partner des Autohandels.“
Neue Marktpotentiale werden durch horizontale Kooperationen mit Verbänden, Vermittlern und Versicherungsgesellschaften erschlossen, auch mit dem Ziel, Cross-Selling
Effekte zu nutzen.
Aufgrund der hohen Mengenabnahme der herstellerunabhängigen Gesellschaften erscheinen Einkaufsvorteile darstellbar.
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4.3.3 Marktpolitik im Segment Direktgeschäft/Flottengeschäft
Herstellerabhängige Gesellschaften
Direktgeschäft
Vermittlungsgeschäft
Retailgeschäft
Flottengeschäft
Die herstellerabhängigen Gesellschaften haben in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, den Abstand zu den Erfolgen der unabhängigen Gesellschaften zu
verringern. Aber trotz des Angebotes an die Großkunden, auch Fremdfahrzeuge zu
beschaffen und alle Servicefunktionen dafür zu übernehmen und trotz der Erhöhung der
Investitionen für Abwicklungssysteme und Fachleute, konnten die Herstellergesellschaften ihre Marktanteile nicht wesentlich erhöhen.
Das Ziel wurde nicht erreicht, weil
Ÿ der Kunde von der Neutralität der Herstellergesellschaften nicht überzeugt werden
konnte,
Ÿ Rücksichtnahmen auf die Handelsorganisation und die Vertriebsgesellschaften der
Muttergesellschaft die eigene Bewegungsfreiheit einschränkte und
Ÿ der Erfahrungsvorsprung der unabhängigen Gesellschaften nach wie vor besteht.
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Herstellerunabhängige Gesellschaften
Das direkte Flottengeschäft wird durch die herstellerunabhängigen Gesellschaften dominiert, was vor allem in dem Kompetenzvorsprung, der hohen Servicequalität, der Flexibilität und der Unabhängigkeit dieser Gesellschaften begründet liegt.
Dadurch können sie die Anforderungen ihrer Kunden optimal abdecken, wie z.B.:
Ÿ zusätzliche Serviceleistungen
Ÿ betriebswirtschaftliche Beratung bezüglich Fahrzeugauswahl, Haltedauer, Finanzierung und Unterhaltskosten
Ÿ individuelle Fahrzeugmarken-Zusammenstellung je nach Einsatzart
Ÿ intensive Betreuung bei hoher Abwicklungsqualität
Ÿ angemessene Preise
Herstellerunabhängige Gesellschaften können als neutraler Partner für die wirtschaftlichste Auswahl der Fahrzeuge in heterogenen Fuhrparks auftreten.
Sie haben aufgrund ihrer zwischenzeitlich gereiften Portfolien bessere Erfahrungen als
die Herstellergesellschaften, sind kostengünstiger in der Durchführung der gewählten
Serviceleistungen und konnten sich so eigene und direkte Kundenbeziehungen schaffen.
Einige Gesellschaften konnten sich in diesem Marktsegment als Experten im Segment
Fuhrparkverwaltung positionieren, teilweise auch durch die Gründung eigener Gesellschaften.
Durch individuelle und unterschiedliche Ansprüche von Großkunden müssen ihre Organisationen flexibel auf Produkt- und Abwicklungswünsche reagieren können. Die
Dienstleistungsqualität ist deshalb sehr hoch.
4.3.4 Tendenzen im Direktgeschäft
Im Flottengeschäft wird die Flexibilität, Schnelligkeit und Qualität im Eingehen auf die
Kundenwünsche über die Marktstellung entscheiden. Dabei werden die Flottenkunden —
über die bisher üblichen Serviceleistungen hinaus — zusätzliche Aufgaben auslagern
wollen. Es hat sich bereits ein neues Marktsegment — das Fuhrparkmanagement — gebildet, die vollständige Übernahme aller oder der meisten Fuhrparkfunktionen durch spezielle Servicegesellschaften. Dabei kann dies losgelöst von der Finanzierung des Kundenfuhrparks erfolgen. Leasing oder eine andere Finanzierungsform wären dabei nur eine
Teilleistung, die von einem spezialisierten Finanzierungspartner erbracht würde.
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Sowohl herstellerunabhängige als auch herstellerabhängige Leasinggesellschaften sind
dabei, kurzfristig solche Dienstleistungen für aus den Unternehmen ausgegliederte Fuhrparks anzubieten. Bei den herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften werden dafür
meist eigene Tochtergesellschaften, zur besseren Abgrenzung von den Leasinggesellschaften, gegründet. Bei den herstellerabhängigen Leasinggesellschaften scheint
man zumindest vorerst diese Dienstleistung in die angeschlossenen Flottenabteilungen zu
integrieren.
Obwohl das Fuhrparkmanagement grundsätzlich eine gute Möglichkeit für die herstellerabhängigen Leasinggesellschaften ist, fehlende Erfahrung und Kompetenz im Flottensegment aufzuholen, werden die herstellerunabhängigen Gesellschaften sich wahrscheinlich schneller in diesem neuen Teilmarkt entwickeln.
Eine anspruchsvolle Aufgabe wird das - von den internationalen Konzernen geforderte „Zurverfügungstellen“ von europäischen Lösungen im Flottengeschäft sein. Während die
Autokonzerne ihre europäischen Tochtergesellschaften, Angebote und Preise koordinieren müssen, werden die herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften weiter
Auslandstöchter gründen und/oder Kooperationen mit ausländischen Partnern eingehen.
Auch hier gilt, wer zuerst gute Lösungen bietet, wird seine Marktstellung schnell ausbauen können.
Eine weitere interessante Tendenz zeichnet sich ab in der Verstärkung der Retailaktivitäten durch die Nutzung neuer Absatzwege wie z.B. die Nutzung moderner Telekommunikationswege, die Zusammenarbeit mit Allfinanzpartnern etc.
Auf Seiten der herstellerabhängigen Gesellschaften werden im Bereich Retailleasing bis
zum Auslauf der Gruppenfreistellungsverordnung im Jahre 2002 keine wesentlichen Aktionen erfolgen.
Tendenziell erweitern die Herstellerbanken ihr Angebot im Privatkundenbereich, insbesondere die Einlagen- und Kreditkartengeschäfte.
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4.4
Problemstellungen: Hersteller — herstellerunabhängige Gesellschaften
Die Hauptproblematik in dem Verhältnis der Hersteller zu den herstellerunabhängigen
Gesellschaften besteht in der einseitigen Subventionierung der herstellerabhängigen Leasinggesellschaften. Der Argumentation der Hersteller, die gewährten Subventionen seien
konzerninterne Maßnahmen, können die herstellerunabhängigen Gesellschaften nicht
zustimmen. Der Händler als freier Unternehmer muß auch seine Partner im Leasingbereich frei wählen können, da sonst eine einseitige „Sogwirkung“ zugunsten der herstellerabhängigen Gesellschaften entsteht. Da Subventionen in der Regel ultimativ mit
einem Händleranteil gekoppelt sind, greift der Hersteller/Importeur unmittelbar in die
Händlerkalkulation ein. Darüber hinaus benachteiligen Subventionen als nicht sichtbare
Preisnachlässe vor allem Barkäufer.
Eine weitere Problemstellung ist, daß die herstellerunabhängigen Gesellschaften sich als
Endabnehmer und Großkunden verstehen, so daß ein grundsätzlicher Anspruch auf
Rahmenabkommen mit den Herstellern besteht. Protektionistisch orientierte Hersteller
bestreiten diesen Anspruch jedoch mit der Behauptung, bei den Gesellschaften handele es
sich um Wiederverkäufer.
In diesem Zusammenhang ist auch die Abgrenzung zu Rent-Unternehmen von Bedeutung. Bei der Aufklärung dieses Sachverhaltes stellt sich die grundsätzliche Frage,
wie die unterschiedliche Behandlung zwischen Rent-Unternehmen und herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften zu sehen ist, denn beide betreiben die Vermietung
von Fahrzeugen, die in ihrem Anlagevermögen stehen.
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Schlußwort
Wie andere Märkte auch, unterliegt der Kfz-Leasingmarkt gesamtwirtschaftlichen Einflüssen wie nachlassendem Wachstum, zunehmendem Wettbewerb, Kostendruck und
steigenden Qualitätsanforderungen.
Dies fordert das Durchsetzungsvermögen der Manager, denn wer nicht rechtzeitig die
notwendigen Ergebnisse erreicht, wird seine Marktposition verschlechtern — nicht die
Starken werden die Schwachen fressen, sondern die Schnellen die Langsamen.
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Der Kfz-Leasingmarkt bietet den verantwortlichen Managern aber auch faszinierende
Herausforderungen. Es gibt viele Ansatzmöglichkeiten, die durch das Beschreiten kreativer neuer Wege in überschaubarer Zeit Erfolge bringen werden.