ZukunftsHaus Wedding - Evangelisches Johannesstift

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ZukunftsHaus Wedding - Evangelisches Johannesstift
ZHW
Das Projekt
ZukunftsHaus Wedding
Den inklusiven Sozialraum gestalten
Das Paul Gerhardt Stift macht sich seit 2010 auf den Weg, einen sozialräumlichen Begegnungsort im Wedding zu schaffen, der Teilhabe und Inklusion in intergenerationeller und interkultureller Perspektive ermöglicht (Zukunfthaus Wedding).
Für das Paul Gerhardt Stift soll mit der konzeptionellen Weiterentwicklung seiner Angebote unter dem Dach des „Zukunftshaus Wedding“ die vorfindlichen Aktivitäten und
Projekte für Jung und Alt sowie für Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sprache
im Stadtteil verbunden werden. Das Zukunftshaus Wedding bietet im Zusammenspiel
von professioneller und ehrenamtlicher Tätigkeit Leistungen für ein übergreifendes Miteinander an und zielt auf die interkulturelle und intergenerationelle Bildung, Beratung
und Vernetzung im Stadtteil. Es ist offen für Menschen jeden Alters und jeder Herkunft.
Unser Ziel ist es, ein Generationen übergreifendes Netzwerk in der Nachbarschaft entstehen zu lassen, an das jede und jeder mit seinen Kompetenzen und Erfahrungen
anknüpfen kann. Mit den bereits bestehenden Angeboten des betreuten Wohnens für
pflegebedürftige Menschen, mit der Beratungsstelle „Refugium“ für traumatisierte
Flüchtlinge sowie durch das Stadtteil- und Familienzentrum erhält das Zukunftshaus
Wedding erste Konturen.
Eine bedarfsgerechte sozialräumliche und inklusive Arbeit beginnt bei der sozioökonomischen Einschätzung des sozialen Umfeldes und führt über die Besinnung auf
die normativen Grundlagen zu den konkreten Angeboten und Anwendungsfeldern.
I. Sozial-empirische Lagebestimmung
Die Bezirksregion Parkviertel ist ein Ort, der sich durch kulturelle Vielfalt, demografischen Wandel und durch eine Vielzahl an sozio‐ökonomischen Herausforderungen, wie
etwa hohe Erwerbslosigkeit, Bildungsarmut und Transferleistungsabhängigkeit auszeichnet. Die Region hat durch die Unterschiedlichkeit der hier lebenden Menschen in
Bezug auf Alter und Kultur ein großes Potenzial für eine stärkere nachbarschaftliche
und bürgerschaftliche Vernetzung. Das Parkviertel weist jedoch bisher zu wenig geeignete Orte und Angebote für generationsübergreifende und interkulturelle Nachbarschaftsarbeit auf. Die sozioökonomische Situation im Parkviertel stellt sich ausweislich
der Angaben im Bericht Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2011 und des Bezirksre-
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gionenprofils 2012 als ein sozialräumliches Gebiet mit einem hohen Maß an komplexem Problemlagen dar. Die Kinderarmut liegt auf kontinuierlich hohem Niveau leicht
ansteigend (59,2%, Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2011) und in Teilen des
Wedding verlassen bis zu 39% der Schülerinnen und Schüler die Schule ohne einen
Schulabschluss. Während berlinweit 41% der Schüler eine Gymnasialempfehlung erhalten, sind es Moabit und Wedding nur ca. 25%.
Zudem ist bei Haushalten mit zwei Erwachsenen und mehr als zwei Kindern das Armutsrisiko erheblich erhöht (Armutsrisikoquote 25,4%) und der Anteil der Anteil der
sog. „Aufstocker“ liegt bei 24,3% und damit fast doppelt so hoch wie der Berliner
Durchschnitt (13,8%). Die Altersarmut ist in Wedding Zentrum drei Mal so hoch wie im
Berliner Durchschnitt, der Stadtteil Wedding hält mit einer Quote von 18,36 % bundesweit den Schuldenrekord (Vgl. Creditforum Berlin: Schuldner‐Atlas 2012).
Da die Bezirksregion Parkviertel sich außerhalb der für das Programm Soziale Stadt
festgesetzten Gebiete befindet, hat das Bezirksamt einen Schwerpunkt seiner Aktivitäten im Rahmen der Initiative Aktionsraum plus auf dieses Gebiet gelegt und eine Maßnahme zur generationsübergreifenden Nachbarschaftsarbeit dort zur Förderung gebracht, wie auch eine Integrierte Maßnahme, an die nun die neue Maßnahme anknüpft,
damit initiierte Vernetzungen und erfolgte Aktivierungen der Bewohner_innen nicht
verlorengehen. Auch im Rahmen der ämterübergreifenden Zielsetzung ‐ aufgeführt im
konzeptionellen Teil des Bezirksregionenprofils Parkviertel ‐ sind explizit die Ziele
„Kompensierende Angebote für die Zielgruppe der Alleinerziehenden und ihre Kinder
vorhalten“ sowie „Gestaltung einer lebenswerten Nachbarschaft für ältere Menschen,
in der diese so lange und so selbstständig wie möglich am sozialen Leben teilhaben
können“ benannt; das neu etablierte Zukunftshaus des Paul Gerhardt Stifts wird in
diesem Zusammenhang als Ort gesehen, „dessen zentrale Rolle als Knotenpunkt in der
Region der Bezirk unterstützt und durch eine enge Kooperation begleiten will.“. Eine
bezirkliche Förderung erfolgte bislang über Projektförderung des Jugendamtes im Bereich des §16 SGB XIII; eine Förderung über Mittel der fallunspezifischen Arbeit befindet sich in der Prüfung.
II. Grundlagen
1. Verpflichtung zur kulturellen Öffnung und Inklusion
Im Gründungsaufruf von 1876 heißt es, dass das Paul Gerhardt Stifts allen zu dienen
möchte, "soweit Vermögen und Kraft reichen, und will keinen ausschließen, er sei, wer
er sei und heiße, wie er wolle.“ Dieser Satz ist alles andere „harmlos“, denn er drückt
die urdiakonische und bleibende Verpflichtung des Paul Gerhardt Stifts aus, für andere
- und zwar für alle - da zu sein. Dies ist eine soziale und diakonische Aufgabe, die heute als Forderung nach „Inklusion“ wieder neu in der sozialpolitischen Debatte aufscheint. Das Paul Gerhardt Stift ist also von seiner ursprünglichen Aufgabe her eine
Institution, die genau das auch heute sein will und soll: ein Ort der Inklusion und das
heißt vor allem: ein Haus, in dem alle willkommen sind und keiner ausgeschlossen
bleibt!
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2. Was bedeutet Inklusion?
Der Begriff „Inklusion“ ist aus den bildungs- und sozialpolitischen Debatten der letzten
zehn Jahre nicht wegzudenken. Inklusion folgt der Zielperspektive der sogenannten UNBehindertenrechtskonvention (UN-BRK), die eine „volle und wirksame Teilnahme (‚participation‘) und Teilhabe (‚inclusion‘) am gesellschaftlichen Leben“ (Präambel, Bst. e]
der UN-BRK) für Menschen mit Behinderung einfordert. Es geht dabei um den „Respekt
vor der Unterschiedlichkeit und Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen als Teil
der menschlichen Vielfalt und des Menschseins“. Überwiegend wird der Inklusionsbegriff im Kita- und Schulbereich verwendet und meint dort die Ermöglichung gemeinsamen Lebens und Lernens von Kindern mit und ohne Behinderung. Allerdings ist damit
mehr gefordert als bloße „Integration“ (von lat. integrare – wiederherstellen), also die
Aufnahme des „Anderen“ in ein relativ unveränderliches System (z.B. Schule). Inklusion bedeutet nicht, dass der Einzelne sich ändern muss, um in einer Gesellschaft oder
Gemeinschaft integriert zu werden, sondern vielmehr sollen sich die Strukturen so verändern, dass die Chancen auf soziale Teilhabe für benachteiligte Menschen erhöht
werden. Das umfasst den Zugang zu allen relevanten Bereichen des gesellschaftlichen
Lebens, also zu Bildung, Arbeit, Gesundheit oder Kultur. Dies sind nicht ausschließlich
Menschen mit Behinderung, sondern ebenso Flüchtlinge, Pflegebedürftige, chronisch
Kranke oder Menschen in Armut.
Bei der Inklusion geht es dem Paul Gerhardt Stift konkret darum, Menschen darin zu
unterstützen, gleiche Rechte und gleiche Chancen geltend zu machen. Wir möchten
die Selbstbestimmung von Menschen in ihrer jeweiligen Unterschiedlichkeit fördern.
Diese Unterschiedlichkeit wird als bereichernde Vielfalt einer Gesellschaft verstanden
und aktiv genutzt. Es geht darum, die unterschiedlichen Fähigkeiten, Bedürfnisse und
Stärken des Einzelnen wertzuschätzen. Insofern zielt Inklusion auf die Abwehr von
Diskriminierung. Wenn wir Inklusion sagen, meinen wir damit auch „interkulturelle Öffnung“ und die Aufgabe zu stetigem Wandel.
3. Pluralität und Interkulturalität
Ein wesentliches Thema im Rahmen der interkulturellen Öffnung ist die Frage nach der
Fähigkeit zur konstruktiven Auseinandersetzung mit anderen Religionen und Religionsgemeinschaften. Das Paul Gerhardt Stift versucht durch Veranstaltungen und Begegnungen auf andere Religionsgemeinschaften in der Nachbarschaft zuzugehen, diese in
das Haus einzuladen und den Diskurs zu fördern.
Der Wedding im Allgemeinen und das Paul Gerhardt Stift mit seinem Refugium , dem
Stadtteilzentrum und dem Familienzentrum im Besonderen sind Orte, an denen sich
täglich Gelegenheiten ergeben, die eigene „interkulturelle Kompetenz“ zu erproben
und zu erweitern. Das Paul Gerhardt Stift hat sich der „Charta der Vielfalt“ angeschlossen und drückt damit aus, dass Toleranz, Anerkennung und das Zulassen unterschiedlicher Kulturen ein Markenzeichen der Arbeit ist und dies immer neu sein soll.
Die Öffnung hin zum Stadtteil setzt die interkulturelle und interreligiöse Dialogfähigkeit
voraus. Das Paul Gerhardt Stift kann durch seine Angebote insbesondere in der Beratungsarbeit für Flüchtlinge (Refugium) auf eine über 20-jährige Erfahrung im interkulturellen und interreligiösen Dialog aufbauen. Wenn das Zukunftshaus Wedding als Knotenpunkt nachbarschaftlicher Solidarität angenommen werden soll, dann wird es umso
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erfolgreicher sein, je aktiver es sich dem Gespräch zwischen Kulturen und Religionen
stellt und Strukturen für einen solchen Austausch schafft.
4. Hilfe zur Selbsthilfe
Ein zentrales Kriterium für ein bedarfsgerechtes und nachhaltiges Bildungs- und Beratungskonzept ist der Nachweis, dass alle Angebote der Hilfe zur Selbsthilfe dienen sollen. Neben der Kooperation mit anderen Trägern und Einrichtungen im Sozialraum wird
das Paul Gerhardt Stift mit seinem Angebot insbesondere die künftigen Zielgruppen
(Eltern, Familien, Kinder und Jugendliche, Senioren, Migranten) bei der Entwicklung
und Konzeption der Bildungs- und Beratungsangebote einbeziehen. Dies kann zum
einen durch niedrigschwellige Angebote wie einen offenen Treff oder regelmäßige
nachbarschaftliche Gesprächsabende gelingen. Zum anderen setzt das Paul Gerhardt
Stift mit dem Zukunftshaus Wedding auf die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements durch den Aufbau eines aktiven Netzwerks von Ehrenamtlichen und nachbarschaftlichen Unterstützungssystemen.
Das Zukunftshaus Wedding ist mit seinem lebenswelt- und sozialraumorientierten Ansatz ein offenes Angebot für den Stadtteil. In ihm sollen Beziehungen gestiftet und Gelegenheitsstrukturen geschaffen werden, die die je unterschiedlichen und die gemeinsamen Erfahrungen mit anderen Menschen des Stifts und des Stadtteils in den Mittelpunkt stellen. Bürgerinnen und Bürger aus der Nachbarschaft sollen die Möglichkeit
erhalten, ihre Fähigkeiten und Aktivitäten für andere zu entfalten, ihre Eigenverantwortung zu stärken, neue freundschaftliche Verbindungen aufzubauen und neue (berufliche) Perspektiven zu entwickeln. Das Zukunftshaus Wedding soll zu einem Knotenpunkt nachbarschaftlicher Kooperation im Parkviertel und im Stadtteil Wedding werden.
III. Sozialräumliche und inklusive Arbeitsfelder
und Angebote
1. Stadtteil- und Familienzentrum (STZ)
Das STZ besteht aus zwei Säulen. Zum beherbergt es das Familienzentrum mit seinen
vielfältigen Angeboten, das sein Programm bedarfsgerecht weiterentwickeln wird. Das
STZ ist also ein „Familienzentrum Plus“. Es werden nach und nach zusätzliche Formate
z.B. für Senioren, oder Jugendliche sowie Beratungsangebote hinzukommen. Zudem
wird die Vernetzung mit anderen Institutionen im Stadtteil intensiviert. Zum anderen
soll das STZ mit seinem „Nachbarschaftstreff“ und dem „Café Klosterhof“ zu einem
Treffpunkt für die Bewohner und Menschen aus dem Stadtteil werden. Das Paul Gerhardt Stift möchte mit dem STZ einen sichtbaren Beitrag zur sozialen und kulturellen
Förderung des Stadtteils leisten und einen Knotenpunkt nachbarschaftlichen Engagements sein.
Die Angebote im Familienzentrum richten sich an
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Familien mit Säuglingen und Kleinkindern
Familien mit Kita- und Grundschulkindern
Schwangere
alleinerziehende Eltern, Väter, Großeltern
Seniorinnen und Senioren
Ehrenamtliche
Pädagogische Fachkräfte
Inhalte der Angebote:
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Familien- , Sozial- und Rechtsberatung
Sprach-, Kreativ- und Sportkurse
Rückbildung, Krabbelgruppen, PEKIP-Gruppen, Geburtsvorbereitung
Vätertreff
Bildungspatenschaften
FuN - Familie und Nachbarschaft
Feiern, Feste und Ferienangebote für Kinder
Wochenendveranstaltungen
Infoveranstaltungen zu Erziehungsthemen
Im Nachbarschaftstreff werden unterschiedliche Angebote zum Thema Ehrenamt und
Selbsthilfe entwickelt. Zum Beispiel bietet die Ehrenamtsagentur „Charisma“ wöchentlich eine Beratung an. Das STZ bietet für Gruppen und Initiativen aus dem Stadtteil die
Möglichkeit, einen Ort der Begegnung zu schaffen und soziale Dienstleistungen und
Bildungsangebote in Kooperation mit anderen Akteuren in der Bezirksregion zu etablieren. Die Räume können zu bestimmten Zeiten auch von externen Anbietern angemietet
werden. In einem Infostand liegen Flyer mit Adressen von Vereinen und Institutionen
aus.
2. Refugium - Beratung und Betreuung für Flüchtlinge
Unsere Einrichtung Refugium bietet traumatisierten Kriegsflüchtlingen und Asylbewerbern geschützten Wohnraum, in dem sie sich von ihren traumatischen Erlebnissen erholen können und Entlastung im Alltag erfahren. Wir bieten separate Wohneinheiten für
Einzelpersonen und Familien auf dem Gelände des Paul Gerhardt Stifts.
Mit unserer Einrichtung wollen wir zur besseren Integration der Menschen, die vor
Krieg, Verfolgung und Gewalt nach Deutschland geflohen sind, beitragen.
In unserer Beratungsstelle bieten wir bei uns wohnenden Flüchtlingen und Migrantinnen und Migranten Unterstützung in allen sozialen Fragen an, die von qualifizierten
Dolmetscherinnen und Dolmetschern begleitet wird. Dazu gehören:
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Hilfe bei der Beantragung von Leistungen
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Unterstützung bei der Kommunikation mit Behörden und Ämtern
Beratung bei persönlichen und sozialen Schwierigkeiten
Vermittlung zu spezialisierten Hilfseinrichtungen
in Einzelfällen ist eine Begleitung zu Ämtern und Behörden möglich
Wir fördern nachbarschaftliche Begegnung und sozialräumliche Inklusion durch enge
Zusammenarbeit zu den anderen Arbeitsfeldern, insbesondere dem Stadtteilzentrum.
3. Kindertagesstätte: Alle anders - alle gleich - alle wichtig!
Das Paul Gerhardt Stift wird im Herbst 2014 eine Kindertagesstätte für 38 Kinder eröffnen. Das Stift verfolgt damit das Ziel, für möglichst viele Eltern im Stadtteil familienund erziehungsunterstützende Angebote zu etablieren und Beratung, Information und
Hilfe in allen Lebensphasen zu bieten. Die geplante Kindertagesstätte soll Kindern unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Begabungen vielerlei Möglichkeiten
der Entwicklungsförderung und -begleitung bieten. Die Einrichtung soll als Ort der
Erziehung, der Bildung, der Gleichberechtigung und der individuellen Entfaltung etabliert werden.
Die Kindertagesstätte bringt Menschen unterschiedlicher kultureller, religiöser und
sprachlicher Herkunft zusammen. Wir möchten Bildung in unterschiedlichen Kontexten
und verschiedenen Formen anbieten. Es geht um Spiel gemäß des jeweiligen Entwicklungsstands als Grundlage von Bildung. Sodann haben wir die Förderung von Sprache,
Bewegung und Gesundheit im Blick. Wir setzen auf Partizipation und Inklusion und setzen mit den verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen der Kinder und
ihrer Familien auseinander.
Das pädagogische Konzept beruht auf den Grundsätzen von Anerkennung, Gerechtigkeit, Freiheit und Respekt, die jedem Kind gebühren. Die Basis der Arbeit mit Kindern
und ihren Eltern ist es, dass beides seinen Platz hat, sowohl Individualität, als auch
Gemeinschaft. Auf eine kurze Formel gebracht bedeutet dies: alle anders, alle gleich,
alle wichtig!
4. Servicewohnen im Paul Gerhardt Stift
Das Paul Gerhardt Stift verfolgt mit dem Angebot des Servicewohnens mehrere Ziele.
Zum einen bietet es altersgerechtes Wohnen an einem attraktiven Standort in der Mitte
von Berlin. Zweitens ist das Servicewohnen eingebunden in die konzeptionelle Idee
eines Zukunftshauses Wedding, das auf eine stadtteilorientierte Öffnung des Stifts und
die Unterstützung nachbarschaftlicher und bürgerschaftlicher Netzwerke setzt. Ein drittes Ziel ist es, Leben in Selbstbestimmung und Würde zu ermöglichen und zu unterstützen. Deshalb gilt für das Angebot „ Servicewohnen“ wie für alle anderen Angebote
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des Stifts auch, dass sie der Hilfe zur Selbsthilfe dienen sollen. Dabei können die professionellen Hilfen und ehrenamtliche Unterstützungssysteme ineinandergreifen.
Aus diesem Grund sind die Bewohnerinnen und Bewohner des Servicewohnens auch
und vor allem Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils, die im Zukunftshaus Wedding die
Möglichkeit erhalten, ihre Fähigkeiten und Aktivitäten für andere zu entfalten, ihre Eigenverantwortung zu stärken und neue Verbindungen aufzubauen. Damit ist ein viertes
Ziel des Servicewohnens verbunden: die Steigerung von sozialer Integration und Lebensqualität. Die um das Servicewohnen herum zu etablierenden Versorgungsansätze
und Unterstützungsleistungen sollen dazu geeignet sein, Pflegebedürftigkeit möglichst
zu verhindern. Deshalb zielt die psychosoziale Beratung und Begleitung älterer und
hochbetagter Menschen auf die Teilhabe an zivilgesellschaftlichen Aufgaben und die
Ermöglichung eines reichen kulturellen Lebens (z.B. im Rahmen des Stadtteilzentrums). Dadurch kann ein höheres Wohlbefinden und ein späterer Eintritt von Pflegeund Hilfsbedürftigkeit erreicht werden. Ein fünftes Ziel ist die Förderung des Zusammenlebens in einer christlich geprägten Gemeinschaft.
5. Geistliches Zentrum
Das Paul Gerhardt Stift zu Berlin bildet keine eigene Kirchengemeinde, wohl aber verstehen wir uns als lebendigen Baustein einer offenen Kirche im Stadtteil. Im Glauben
und im Vertrauen auf den Segen Gottes wollen wir verbinden, wo andere trennen, Sprache finden, wo andere schweigen, und tätig werden, wo andere wegschauen.“ Diese
Präambel ist die Richtschnur des Handelns und Maßgabe der sozialen und diakonischen Angebote des Paul Gerhardt Stifts. Die in ihr formulierten Leitgedanken schöpfen
aus unterschiedlichen Quellen.
Zum einen knüpft das Paul Gerhardt Stift an die prophetischen Wurzeln und das Evangelium der Kirche an. Die darin formulierte „Option für die Armen“ weitet den Blick hin
zu jenen Menschen im Stadtteil, die in besonderer Weise auf Unterstützung und Hilfe
angewiesen sind.
Die Öffnung hin zum Stadtteil insbesondere mit Blick auf das Miteinander zwischen
Generationen und Ethnien und die Anstiftung zu Solidarität, wie sie im Zukunftshaus
Wedding zum Ausdruck kommen sollen, sind essenzieller Ausdruck des diakonischen
Auftrags.
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IV. Geplante Projekte
Derzeit sind sozialräumliche und inklusive Projekte, zum Teil mit Partnern aus dem EJS,
geplant, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen befinden. Einige Beispiele:
1. Werkraum Inklusion
(Projekt in Kooperation mit der EJS Behindertenhilfe gGmbH am Standort PGS)
Das Paul Gerhardt Stift und das Evangelische Johannesstift Behindertenhilfe gGmbH
möchten mit dem Projekt „Werkraum Inklusion“ Impulsgeber für Inklusion im Stadtteil
Wedding sein. In Zusammenarbeit mit anderen Trägern und Initiativen im Bezirk BerlinMitte soll der Werkraum Inklusion zu einem Knotenpunkt in einem Netzwerk für Inklusion werden. Durch die bereits bestehende bzw. sich entwickelnde Infrastruktur und
Angebotspalette des Paul Gerhardt Stifts sind bereits gute Rahmenbedingungen vorhanden, die als ergänzende Angebote von den Akteuren im Stadtteil genutzt werden
können. An bestehende Konzepte und Erfahrungen aus den Bereichen der Assistenz
von Menschen mit Behinderung, der Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund
und Familien kann angeknüpft werden und durch jeweilige Spezifika, die sich an den
Bedürfnissen und Wünschen der Nutzerinnen und Nutzer orientieren, ergänzt werden.
Ziel ist es dabei, dass alle Akteure sich selbst mit ihren Kompetenzen und Persönlichkeiten mitgestaltend einbringen können.
2. Demenz Projekt "Erinnerung in Bewegung“
Das Projekt „Erinnerung in Bewegung“ dient dem Ziel, Menschen mit (beginnender)
demenzieller Erkrankung und ihren Angehörigen im neuen Stadtteilzentrum des Paul
Gerhardt Stifts einen Ort der Begegnung, der Bewegung und des Austausches zu eröffnen. Zugleich ist es ein Pilotprojekt zum Aufbau einer Netzwerkstruktur und einer Anlaufstelle von an Demenz erkrankten Personen und ihrer Angehörigen in der Bezirksregion Parkviertel. Das Projekt nimmt damit unmittelbar Bezug auf die Leitziele Landesgesundheitskonferenz (2011) im Themenfeld „Altern und Gesundheit“. Danach sollen
a) Strategien und Maßnahmen der sozialraumorientierten Gesundheitsförderung und
sozialen Teilhabe ausgebaut werden; b) Maßnahmen zur Bewegungsförderung ausgeweitet und ältere Menschen motiviert und gefördert werden, sich regelmäßig zu bewegen und c) die gesellschaftliche Teilhabe psychisch kranker älterer Menschen und ihrer
Angehörige gefördert und adäquate Versorgungsstrukturen weiter entwickelt werden.
3. LeNa im Wedding (Projekt der EJS Altenhilfe gGmbH am Standort PGS)
Mit dem Konzept „LeNa und die Anstifter“ verfolgt die EJS Altenhilfe gGmbH einen neuen, agilen Ansatz der Arbeit im Sozialraum Wedding am Standort PGS. "Während im
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Zentrum der ehrenamtliche Besuchsdienst „LeNa – lebendige Nachbarschaft“ für alleinlebende ältere Menschen im Wedding steht, werden ausgehend von den hier sichtbar werdenden konkreten Bedürfnissen der Senioren Projekte umgesetzt, welche der
lebenspraktischen Unterstützung , der Wertschätzung und der Nutzung brachliegender
Ressourcen im Kiez dienen: die Alten selbst werden zu „Anstiftern“ und werden vom
Rande der Gesellschaft in die aktive, gestaltende Mitte geholt" (aus der Projektbeschreibung).
4. Netzwerk # P (in Kooperation mit dem Bezirksamt Mitte)
Durch Kontakte zu anderen Anbietern und Vernetzungspartnern im Bezirk sind bereits
jetzt gute Rahmenbedingungen für den Aufbau einer effektiven Infrastruktur für ein integriertes Stadtteilnetzwerk im Paul Gerhardt Stift gegeben. In diesem Projekt geht es
darum, im Rahmen von generationsübergreifenden „Netzwerk‐Konferenzen“ und anderen teilhabeorientierten Bedarfsanalysen, Themen und Formate für die Angebote eines
STZs zu identifizieren und nachbarschaftliche Netzwerkbildung voranzutreiben. Besucher des Stadtteilzentrums, die Bewohnerinnen und Bewohner des Stifts sowie interessierte Bürger_innen aus dem Stadtteil werden eingeladen, das bestehende Kernprogramm auszubauen und eigene Ideen einzubringen. Mögliche Themen können sein:
Entwicklung eines Mittagstisches (Nachbarn kochen für Nachbarn, z.B. für „Mittagskinder“, Sonntagskochen etc.), Feste oder Ausflüge, Organisation von Kinderbetreuung
und Unterstützung Alleinerziehender, Angebote zu Sport, Tanz und Musik, Aufbau von
Nachbarschaftringen (hauswirtschaftliche Hilfen, Begleitdienste), Generationen‐Café
etc.
Paul Gerhardt Stift zu Berlin
Projektentwicklung und Kommunikation
Stefan Kurzke-Maasmeier
Tel.: 030 45005 136
Fax.: 030 45005 100
mail: [email protected]
Paul Gerhardt Stift zu Berlin
Müllerstraße 56-58
13349 Berlin
http://www.paulgerhardtstift.de
Geschäftsführerin: Ute Köpp-Wilhelmus
Geschäftskonto
EDG Kiel
BLZ 210 602 37
Konto 139 190
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0000 1391 90
BIC GENODEF1EDG
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BLZ 350 601 90
Konto 181 80
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0000 01 8180
BIC GENODED1DKD
Stand: 28.5.14 / Stefan Kurzke-Maasmeier (PGS)
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