Artikel im AutoCAD Magazin: Der neue Bridge Modeler und Civil 3D
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Artikel im AutoCAD Magazin: Der neue Bridge Modeler und Civil 3D
Szene Aktuell: Vom BIM zum GIS Der große Brückenschlag Nachdem Autodesk nahezu im Alleingang die CAD-Welt um den Begriff BIM erweitert hat, springt nun die ganze CAD-Branche auf diesen Zug auf. BIM ist nicht mehr aufzuhalten und wirkt sich – ausgehend von den klassischen Anwendungsgebieten des Hochbaus – immer stärker im Bereich der GIS-Anwendungen und des Tiefbaus aus. Von Andreas Bartl M it der Einführung der Autodesk-2011Produktfamilie ist eine „BIM-Ausdehnung“ nun auch für die GIS- und Tiefbauanwender spürbar. Der Brückenschlag zwischen den unterschiedlichen Datenmodellen der Autodesk-Produktfamilie wird speziell Subscription-Kunden durch passende Ergänzungssoftware und Add-Ins vereinfacht. Für Civil 3D sind dies Dynamite VSP und SIM sowie die Bridge Builder und Modeller für Civil3D und Revit. Autodesk fährt hier parallel: Zum einen wird weltweit nach passenden Lösungen gesucht. Diese werden durch Kauf in die eigene Produktlandschaft übernommen. Zum anderen gibt es Eigenentwicklungen, Dialogbox: zur Definition des Brückenkörpers. 10 AUTOCAD Magazin 6 /10 die bei Erreichen eines gewissen Reifegrades den interessierten Nutzern kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Dynamite VSP als Bindeglied Ein Beispiel für die Kaufstrategie ist das Produkt Dynamite. Dieses wurde in seinen diversen Varianten von der Firma 3AM Solution für die Visualisierung von Tiefbauprojekten in den USA entwickelt. Nachdem Autodesk diese Lösung im vergangenen Jahr akquiriert hat, wird sie nun allen Civil3D- und 3ds-Max-Design-Kunden im Subscription Center für den Download zur Verfügung gestellt. Nach der Installation des Programms ist in Civil 3D lediglich ein zusätzliches Menü angelegt. Dieses dient dem Export der Geländemodelle und der Fahrbahnkörper in ihrer kompletten geometrischen Beschaffenheit in das Format VSP. Die außerordentliche Funktionalität tritt erst in Autodesk 3ds Max Design zutage. 3ds Max war bisher eher ein Programm für hochgradig spezialisierte Anwender. Mit dem Zusatzprodukt Dynamite VIZ und SIM erschließt sich das Programm einem breiten Anwenderkreis. Dynamite VIZ stellt die Importschnittstelle, mit der die Daten des Civil3D-Exports in 3ds Max eingelesen werden. Dabei wird schon das Bild: Weyer Systemhaus bisher latente Problem der in Deutschland genutzten großen Koordinatenbereiche gelöst. Das Plug-in bietet nun die entsprechenden Funktionen, die Geländemodelle und die Fahrbahnkörper höchst effektvoll zu visualisieren. Dabei ist von großem Vorteil, dass alle Autodesk-Produkte, in diesem Fall sowohl Civil 3D als auch 3ds Max, auf dieselben Materialbibliotheken zurückgreifen. Das bedeutet: Gras bleibt Gras und Asphalt bleibt Asphalt. Neben Dynamite VIZ gibt es auch die Variante SIM, diese dient der Simulation von Verkehrssituationen. Grundlage der Simulation können zum Beispiel Werte einer Verkehrszählung sein. So kann der in AutoCAD Civil 3D geplante Kreisverkehr mit dem örtlich zu erwartenden Verkehrsaufkommen konfrontiert werden. Der Marktwert dieses Produkts wird seitens Autodesk mit 2.400 Euro beschrieben, das Programm steht allen Subscription-Kunden kostenlos zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie unter www.autodesk.com/civilvis Von Civil 3D nach Revit Structure Das Bauwerk, das die Verbindung zwischen Straßen- und Ingenieurbau am deutlichsten verkörpert, ist eine Brücke. Hier treffen die Merkmale der Tiefbauplanung und der Hochbaukonstruktion aufeinander. Autodesk stellt sich dieser Aufgabe und bietet nun mit dem so genannten Bridge Builder und dem Bridge Modeler Konstruktionshilfen an. Die Programme zur Brückenpla- Schrägseilbrücke: Viadukt von Millau. Bild: GNU/Wiki Commons/Christophe Marcheux nung existieren in zwei Versionen. Der Bridge Modeler ist als Ergänzung für Civil 3D konzipiert. Bei diesem Produkt wird die zweite Strategie von Autodesk deutlich. Hier wird ein Produkt unter Einbeziehung von möglichst großen Anwenderkreisen zu Reife gebracht. Zu finden unter http://labs. autodesk.com/utilities/civil3d_bridge/ Autodesk Labs ist ein Portal, in dem die Firma Autodesk-Produkte zur Verfügung stellt, die in naher Zukunft in die Hauptfunktionalität der Produkte aufgenommen werden. Diese durchlaufen im allgemeinen zwei bis drei Testzyklen, die sich in der Regel an die jeweiligen Produktzyklen anpassen. Das bedeutet, ein Produkt dieser Art wird in zwei bis drei Jahren zur Marktreife gebracht. Ein bekanntes Beispiel ist die AutoCAD-Civil-3D-Schnittstelle für Google Earth. Insidern stand der Bridge Modeler schon einmal für die Autodesk-Civil-3D-2010Version zur Verfügung. Im Zuge der Umstellung auf die Version 2011 war das Produkt zwischenzeitlich von der Website verschwunden und steht nun wieder, angepasst an Civil 3D 2011, für den Download bereit. Nach der Installation legt das Produkt in der Civil-3D-Menüleiste ein eigenes Register an. Interessierte User, die nach dem Start der Anwendung in das Menü „About“ blicken, werden erstaunt sein: Es erscheint der Hinweis, dass es sich um ein Autodesk-Revit-Produkt handelt. Hier bekommt also zum ersten Mal der Begriff BIM ein Gesicht im Tiefbau. Die Benutzerführung ist denkbar einfach. Das Menü muss nur von oben nach unten durchgearbeitet werden und am Ende steht eine Brückenkonstruktion. Diese hat für ein Rohprodukt schon einen erstaunlichen Rei- fegrad. Die Charakteristik der Planung in der Lage und im Höhenverlauf sind berücksichtigt. Das Brückenbauwerk hat Widerlager, Stützen, Fundamente und Auflager – schon fast zu gut für einen Vorentwurf. Es fehlen nur noch Ansichten, Schnitte und Detailpläne für die Werkplanung. Diese Aufgabe übernimmt nun die Programmerweiterung des Bridge Modeler, der Autodesk Bridge Builder in Autodesk Revit Civil 3D: Brücke mithilfe von Bridge Builder erstellt. Structure. Dieses Produkt steht im Subscriptions Center als Download zur Verfügung. Es bietet die Möglichkeit, per LandXMLSchnittstelle das in Civil 3D oder einem anderen Tiefbauprogramm geplante Erdwerk und das Entwurfselement eines Straßenentwurfs in Autodesk Revit Structure einzufügen. Besonders hervorzuheben sind dabei die bei Konstrukteuren gefürchteten Klotoidenelemente. Diese mussten bisher für die Brückenachse mühsam aus Splines oder Polygonstücken dem Entwurf nachgebaut wer- Auszug aus dem AUTOCAD Magazin 6/10. Das komplette Magazin erhalten Sie als Printausgabe unter www.autocad-magazin.de bzw. Tel. 089/20959179. Copyright 2010, WIN-Verlag GmbH & Co. KG, alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Vervielfältigung aller Art und digitale Verwertung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. E-Mail: [email protected]. den. Der Bridge Builder übernimmt diese Funktion und erstellt die Achse automatisch, genau so wie sie der Tiefbauingenieur in seiner Planung vorgesehen hat. In Autodesk Revit wird nun festgelegt, welcher Stationsbereich der Achse für das Bauwerk ausschlaggebend ist. Anfangs- und Endpunkt sind die Widerlager, die Hauptstationen werden zu Stützen. Für die gesamte Achse bietet das Add-In eine große Anzahl an Brückenkörper an. Die Benutzerführung fragt in Folge Brückenkappen als seitliche Begrenzung, die Stützenart, die Auflager und Widerlager sowie die Fundamenttypen ab. Mit einem kurzen Befehl erstellt das Programm automatisch die Ansichten, Schnitte und Werkpläne der einzelnen Bauteile. Mit dem einfachen Mittel des XRef lässt sich nun der Brückenkörper aus der RevitPlanung in AutoCAD Civil 3D zurückgeben und die dortige Verkehrswegeplanung ergänzen. Selbstverständlich kann man dieses Verfahren für alle Bauwerke einsetzen, die linienhafte Entwurfszüge besitzen. Das können Rinnen, Kanäle und Lärmschutzanlagen sein. Fazit: Der wesentliche Unterschied in der Kommunikation zwi- Bild: Weyer Systemhaus schen den verschiedenen Autodesk-Produkten ist das wirkungsvolle Qualitätsmanagement. Diese geprüfte Qualität sorgt dafür, dass bei einem Datentransfer nicht nur Primärinformationen übergeben werden, sondern auch die wesentlichen Eigenschaften erhalten bleiben. (ra) Der Autor Andreas Bartl ist Spezialist für AEC und Infrastrukturplanung und seit 1996 in diesen Autodesk-Geschäftsfeldern tätig. Seit Anfang des Jahres leitet er am Bodensee die Niederlassung eines Münchner Systemhauses für EDV im Bauwesen. 6/10 AUTOCAD Magazin 11