Wortwitz mit Charme und Ironie

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Wortwitz mit Charme und Ironie
Rundschau
22
az | Montag, 4. April 2011
Wortwitz mit Charme und Ironie
Tinu Heiniger zu
Gast im «Löwen»
Aarwangen Nils Althaus präsentierte sein neues Programm im Kirchgemeindehaus Riedli
Melchnau «Ich komme immer gerne
nach Melchnau. Dieser Saal, seine
Akustik, ist etwas ganz besonderes.
Länge, Breite und Höhe – es stimmt
einfach alles.» Der im Emmental aufgewachsene und heute im aargauischen Schöftland lebende Liedermacher Tinu Heiniger freute sich am
Freitagabend sichtlich auf sein Konzert im Saal des Gasthofs Löwen im
1600 Seelen Dorf. «Für mich ist es wie
ein Heimkommen.» Der 65-jährige
Heiniger ist in Melchnau «Stammgast». «Fünf oder sechs Mal war er
schon bei uns – wir wissen es nicht
mehr so genau», schmunzelte die
Wirtin Sabine Eichenberger.
Auch das Publikum freute sich auf
das Konzert des zeitlosen Liedermachers, der seit mehr als 30 Jahren mit
seinen Liedern, Geschichten und mit
der Gitarre, der Klarinette und der
Mundharmonika durchs Land zieht
und sein Publikum begeistert. Mit
rund 100 Personen war der Saal ausverkauft. «So war es geplant», schmunzelte Heiniger, der zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung bot.
Still wurde es im Saal, als Tinu Heiniger sein erstes Lied «Die wo überläbt
hei» anstimmte. «Es ist 30 Jahre her,
seit ich das Lied schrieb, leider ist es
sehr aktuell», so Heiniger über das ergreifende Stück, das vom tristen Leben nach dem Super-GAU erzählt. Die
Lieder von Heiniger gehen tief, berühren die Seele des Zuhörers und dieser
lauscht gespannt den Liedern mit den
sprachmächtigen Stimmungsbildern.
«Hesch du mi gärn?», so die Frage von
Heiniger in einem Liebeslied, zu dem
ihn ein Song von Bob Dylan inspiriert
hat. Tinu Heiniger komponierte auch
für das Musical Dällebach Kari und
das Publikum in Melchnau kam in
den Genuss einiger dieser Lieder über
das Berner Original.
VON BRIGITTE MEIER
Ein altersmässig durchmischtes Publikum genoss einen Abend mit dem
Berner Liedermacher, Kabarettist
und Schauspieler Nils Althaus. Sein
Programm «Ändlech» befasst sich auf
unkonventionelle Art mit schwierigen Themen wie die Endlichkeit des
Lebens. Organisiert wurde der Anlass
vom Kulturkreis Aarwangen.
Mit einem Sketch nahm er sich
gleich zu Beginn selbst auf die Schippe: Statt des unbeschwerten lockeren
Nils Althaus betrat ein verstockter
Möchtegernkünstler die Bühne und
rezitierte ein Liebesgedicht in dem
sich Herzschmerz und Bauchspeicheldrüse annähern. Seine Persiflage
war so gekonnt, dass er das Publikum
schon in den ersten Minuten mühelos zum Lachen brachte. Kurz darauf
verbreitete Nils Althaus «echtes»
Blues-Feeling mit dem «Vollchornbrötliblues». Er ist ein Performer, der
auf das Publikum und die Gegebenheiten einzugehen versteht: So betonte er grossspurig, er trete zwar
hier auf, nächstes Ziel sei allerdings
das Wembleystadion. Und aufgrund
seiner frechen Sprüche hätte er
schon lange ein Donnergrollen erwartet, da man sich schliesslich im
Kirchgemeindehaus befinde.
Protest gegen kommerzielle Sender
Mit seiner Rolle im Hip-Hop-Drama «Breakout» schaffte Nils Althaus
2007 seinen Durchbruch als Schauspieler. Der Berner hat Biochemie
studiert und spielte Cello, bevor er
zur Gitarre wechselte und begann
Lieder zu schreiben. Als Kabarettist
will er die Kleinkunstszene gehörig
aufmischen. Aus seinem Erstlingserfolg «Fuessnote» hat er zwei Figuren
in sein neues Programm gerettet.
Diesmal verfährt sich das Tango tanzende Ehepaar Gnägi auf der Ferienreise und entdeckt das wahre Italien
neben aussen, bis ihre übertriebene
Lebenslust zu viel und die Aufnahme
Italiens in die EU verpönt wird; allerdings befanden sich Gnägis da
bereits im Tessin.
Mit einem Jack-Johnson-Verschnitt
protestierte Althaus gegen kommer-
In seinem neuen Programm «Ändlech» befasst sich Nils Althaus auch mit schwierigen Themen.
«Natürlich trage ich
dick auf, bis zur
letzten Massnahme.»
Nils Althaus
zielle Radiosender, die keine Liedermacher spielen. Abrupt unterbrochen wurde das «Easy listening»
durch einen Mittelteil, in dem sich
zwei Bienen bis aufs Blut bekämpfen,
und endet mit einem Fade out, da
solche Songs nie ein Ende haben.
«Das Wort ‹endlich› sei prädestiniert, auf verschiedenste Arten interpretiert zu werden und das Thema
der Endlichkeit beschäftigt nicht nur
mich. Natürlich trage ich dick auf,
bis zur letzten Massnahme», erklärte
Nils Althaus nach dem Konzert. Es
gebe das finale «Endlich», das fordernde «Endlich» und geradezu «unverständlech» sei es, wenn jemand
seine CD nicht kaufen möchte, sagte
Althaus mit trockenem Humor.
Treffsichere Wortspiele
Kabarett ist ein fester Bestandteil
seiner neuen Show. Was scheinbar
leicht und übermütig daherkommt,
ist keineswegs nur Improvisationstalent und Spontanhumor, sondern
professionelle Komik. Sprachlich präzis und mit einem ausgeprägten Sinn
für Details erzählte Nils Althaus auch
dramatische Geschichten. «E Büttel
Tee» thematisierte Suizid auf verschiedenen Sinnebenen. Was geschieht, wenn sich ein Teebeutel in
einem See ertränkt? In diesem wie
auch im Lied «Schönheit chunnt vo
BMA
inne» erinnert er an Troubadour
Mani Matter.
Nils Althaus spielte abwechslungsweise auf zwei akustischen Gitarren,
einer nordamerikanischen und einer
spanischen. Ihnen entlockte er bluesige und jazzige Klänge, anlehnend
an die französischen und bernischen
Chansons. Ausdrucksstark verzauberte er mit poetisch sanften Liedern
genauso wie mit pointierten, frechen
Texten, die von genauem Hinsehen
zeugen. Seine Lieder erzählen aus
dem Leben, von der Liebe und offenbaren nicht selten das Innerste der
Seele. Als Pfarrer verkündete er in
salbungsvollem Ton seinen eigenen
Nachruf. Dabei verdeutlichte sich,
wie ähnlich sich die missionarische
Rhetorik und die suggestive Marketingsprache eigentlich sind.
Tschüss Grasswil, vielen Dank Hermann Grünig
Aarwangen Auflösung des
Samaritervereins Grasswil, Verabschiedung von Instruktor
Hermann Grünig, Abgabe der
Dunant-Medaillen. Dies prägte
die Delegiertenversammlung
der Oberaargauer Samariter.
VON HANS MATHYS
«Wie sieht das Samariterwesen in
zehn Jahren aus?» Dieser Frage ging
Präsident Peter Mathys (Huttwil) an
der 48. Delegiertenversammlung des
in den Kantonalverband Bernischer
Samaritervereine integrierten Regionalverbandes Oberaargau nach. Die
Auflösung
des
Samaritervereins
Grasswil und sich abzeichnende Zusammenschlüsse im Raum Wangen
a.A. stimmten ihn nachdenklich.
«Wir müssen präsent sein und
Kurse anbieten», forderte der in Rütschelen wohnhafte TK-Chef Peter
Mathys mit dem Hinweis auf das um
15 Prozent geschrumpfte Angebot.
Kassier Fritz Schönmann (Oberbipp)
stellte die Jahresrechnung 2010 vor,
die mit einem Gewinn von 3 900
Franken abschliesst – bei 12 200 Franken Einnahmen. Das Vermögen stieg
auf 53 500 Franken. Das Budget 2011
sieht ein Defizit von 1 400 Franken
vor. Ende 2010 bestand der Regionalverband Oberaargau aus 24 Vereinen
mit 548 Aktiven. Vor fünf Jahren waren es noch 695 Aktive.
Die neuen Dunant-Medaillen-Empfänger: Manuela Siegenthaler, Claudia Podesser, Doris Wirth, Bruno
Diener, Vreni Glutz, Iris Nadalet, Sibylle Aebi, Mira Maurer und Brigitte Christen (v.l.).
Erfreut zeigte sich der TK-Chef darüber, dass sich für die Oberaargauer
Samariterwettkämpfe vom 22. Mai in
Herzogenbuchsee
33 Gruppen angemeldet haben, 15
davon Nachwuchsgruppen «Helpis».
An der Versammlung wurde Hermann Grünig (Wangen a/A) verabschiedet. Als Instruktor hatte er 14 Jahre den Oberaargau im Schweizerischen Samariterbund vertreten. Wie
beliebt Grünig ist, bewies die stehende
Ovation. Die Versammlung in der ZAR
AG, dem früheren Zivilschutz-Ausbildungs-Zentrum, schloss mit dem Referat von Stefan Costa (Geschäftsführer
Region Oberaargau)
und der Abgabe der
Henri-Dunant- Medaillen an Mitglieder, die sich 25 Jahre
fürs Samariterwesen einsetzten: Manuela Siegenthaler (Murgenthal), Claudia
Podesser (Herzogenbuchsee), Doris
Wirth (Rumisberg), Vreni Glutz (Wynau), Iris Nadalet (Glashütten), Bruno
Die Auflösung des Samaritervereins Grasswil
stimmt nachdenklich.
Kostproben aus seinem Buch
Das Publikum war nicht nur zum
Zuhören verdammt, sondern konnte
zum Beispiel bei der «heimlichen Nationalhymne «Lueged vo Bärge und
Tal» mitsingen, was es zur Freude
von Tinu Heiniger denn auch tat. In
all den Jahren blieb der Jazzfan seiner Klarinette treu und gab Kostproben seines virtuosen Könnens auf
diesem Instrument.
Humorvoll gewürzt wurden die
Lieder und Musikstücke mit Anekdoten aus dem Leben von Tinu Heiniger. «Wenn man älter ist, hat man
viel zu erzählen», schmunzelte der
Doyen der Mundartszene. Zum Vergnügen der Zuhörerinnen und Zuhörer gab er Kostproben aus seinem
Buch «Mutterland», das im Mai veröffentlicht
wird.
Das
Publikum
schmunzelte, als der Liedermacher
erzählte, wie ihm als Fussballer ein
Traumtor gelang oder wie er im zarten Alter von 15 Jahren mit dem Auto
seines Vaters «über den Schallenberg
nach Thun blochte.» Es war ein sehr
vergnüglicher Abend im Löwen-Saal
in Melchnau – und es dürfte nicht
der letzte Abend mit Tinu Heiniger
gewesen sein: «In zwei Jahren komme ich wieder«, versprach er. (SIM)
HML
Diener und Sibylle Aebi (beide Herzogenbuchsee), Mira Maurer (Kleindietwil) und Brigitte Christen (Riedtwil).
Vor der Abgabe der Dunant-Medaillen sorgte Costa für Heiterkeit, als er
die an der Ski-WM verteilten Medaillen – die Schweizer Ski-Asse waren
mit Ausnahme von Didier Cuche erfolglos – mit den hier verliehenen Dunant-Medaillen verglich: «Ich bin sehr
froh, dass wenigstens diese Medaillen
in der Schweiz bleiben.» Costa zu den
Samaritern: «Ihr habt ein sehr grosses
Herz. Ohne eure Freiwilligenarbeit
ginge vieles nicht. Macht weiter so.»
Liedermacher Tinu Heiniger bot
beste Unterhaltung. MARCEL SIEGRIST