Erfahrungsbericht Joint Study Universitätsklinikum Freiburg 2012

Transcription

Erfahrungsbericht Joint Study Universitätsklinikum Freiburg 2012
Erfahrungsbericht Joint Study Universitätsklinikum Freiburg 2012 Organisatorisches Ohne Bürokratie geht’s leider nicht. Um sich an der Uni als Student einschreiben zu können, muss man sich erst beim Einwohnermeldeamt in Freiburg melden. Hier erhält man zudem eine Karte von Freiburg sowie ein kleines Gutscheinheft für den Start. Ist das geschehen, kann man sich inskribieren und benötigt unter anderem von der Krankenkasse eine Bestätigung für den Versicherungsschutz. Eine Checkliste der erforderlichen Dinge erhält man vorher per Post über das Erasmusbüro. Am Besten man nimmt sich für diese Dinge etwas Zeit bevor es mit der Klinik losgeht, denn sonst kann es später unnötig lästig werden, die jeweiligen Einrichtungen zu den Öffnungszeiten zu erreichen. Alle wichtigen Einrichtungen liegen eigentlich relativ nahe zusammen, sodass man mit einem kleinen Stadtrad bestens bedient ist um die ca. 230.000 Einwohner zählende Stadt zu erkunden. Alternativ stehen einem noch die Straßenbahnen oder das Busnetz zur Verfügung. Die Verkehrsverbindung Freiburg-­‐Innsbruck ist etwas mühsam. Dennoch finden sich hin und wieder Mitfahrgelegenheiten über das Internet. Die Alternative mit dem Zug ist dann wieder kost-­‐ und zeitspieliger. Klinik & Uni Insgesamt verbrachte ich von Oktober bis Weihnachten 3 Monate meines KPJ’s mit den Modulen Innere Medizin und Pädiatrie an der Universitätsklinik Freiburg. Generell ist es ratsam sich an die deutschen PJler zu halten, denn diese wissen über das doch sehr umfassende Weiterbildungsangebot mit Lehrvisiten oder Hands-­‐on-­‐Seminaren Bescheid. Ein weiterer heißer Tipp bezüglich Kleidung ist die Chirurgie. Leider gelten wir ausländischen Studenten formal als Famulanten -­‐ bekommen also keine Kleidung. Die Wäscherei auf der Inneren stellte sich hierbei auch als sehr überredungsresistent heraus. Also entweder auf der Chirurgie die Kittel beziehen oder bei den deutschen Kollegen um eine zweite Garnitur bitten. Ähnliches gilt auch für einen eigenen PC-­‐
Zugang. Einfach den EDV-­‐Beauftragten kontaktieren, die nötigen Formulare ausfüllen und vom Stationsleiter unterschreiben lassen. Sonst muss man sich ständig an Kollegen wenden um mit den PCs arbeiten zu können. Eine Mitarbeiterkarte, die einem beim Essen ein paar Prozente einspart erhält man über ein Formular im Sekretariat der jeweiligen Station. Los ging es für mich auf der nephrologischen Gemeinschaftsstation Minkowksi/Morawitz. Das recht anspruchsvolle Arbeitsniveau und Arbeitszeiten, die auch mal an die elf Stunden gehen können, waren mir bereits aus früheren Erfahrungsberichten bekannt. Trotzdem dachte ich mir, dass ein Sprung ins kalte Wasser zu Beginn vielleicht gar nicht so schlecht ist und mein nephrologisches Wissen ohnehin etwas Auffrischung vertragen könnte. Wenn ich allerdings mein KPJ noch einmal planen müsste, würde ich vermutlich ein anderes Fach als Einstieg wählen, um etwas routinierter das Organisatorische im Stationsalltag managen zu können. So waren die 4 Wochen auf der Nephro doch etwas kurz um richtig reinzukommen, trotzdem aber sehr lehrreich. Als KPJler ist man für die Neuaufnahmen zuständig und darf abhängig vom betreuenden Arzt auch selbständig Patienten führen sofern man sich das zutraut. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Patientenvisite, denn hier bespricht jeder Assistenzarzt nur seine eigenen Patienten mit dem Oberarzt. Eine gemeinsame Visite gibt es also nicht. Da man als KPJler auch Patienten unterschiedlicher Ärzte mitbetreut, kann es dann etwas mühsam werden zwischen den Visiten hin und her zu wechseln und den Überblick zu behalten. Ansonsten stehen Nierenpunktionen an der Tagesordnung, die man den Oberärzten assistiert sowie Urinsedimente, Blutabnahmen und Abdomensono. Gut gefallen hat mir auch die sehr klar strukturierte Aufnahme der Patienten mit ausführlicher Diskussion der Differentialdiagnosen und dem weiteren Procedere. Hilfreich für die nephrologischen Erkrankungen war vor allem auch das umfassende Skriptum für PJler, welches einem zu Beginn ausgehändigt wird. Die zweiten vier Wochen auf der Inneren wurde ich der hämatologisch/onkologischen Privatstation Tannhauser zugeteilt. Hier war das Arbeitsklima deutlich entspannter, die Aufgaben beliefen sich auf die morgendlichen Blutabnahmen, Patientenaufnahmen, Assistenz bei Knochenmarkpunktionen und ZVK-­‐Anlagen. Diese 4 Wochen waren ebenfalls lehrreich, auch wenn die Chemotherapieprotokolle und das Patientenmanagement sehr speziell sind. Ein starker Kontrast hierzu erwartete mich auf der Pädiatrie. Die Kinderklinik liegt etwas separiert von den Gebäudekomplexen der Uniklinik Richtung Altstadt. Hier durfte ich mir die nephrologisch/allgmeinmedizinische Station Rietschel aussuchen. Neben dem ausgesprochen netten Ärzteteam war auch die Zusammenarbeit mit dem Pflege optimal. Ich durfte eigentlich alles machen, angefangen von den Aufnahmen, Blutabnahmen, Zugänge legen über Arztbriefe schreiben bis zum Führen eigener Patienten. Jeden Mittag gibt es die allgemeine Mittagsbesprechung an der wir PJler die Neuaufnahmen vorstellen. Zudem existiert auch an der Kinderklinik ein umfassendes Weiterbildungsangebot. Die Infos hierzu erhält man von Frau Schickinger am ersten Tag bei der Stationseinteilung. Die Arbeitszeiten gehen offiziell von acht Uhr bis viertel vor sechs, allerdings waren wir auf Station sehr spärlich besetzt, so dass ich des Öfteren auch gerne länger geblieben bin. Das Mittagessen ist reichlich und es gilt den richtigen Mittelweg zwischen Krafttanken und postprandialer Lethargie zu finden. Im Ganzen hat mir dieses Modul am besten gefallen. Nachtleben, Sport und Freizeit Das Freizeitangebot in Freiburg ist doch recht vielseitig. Als bekannte Studentenstadt gibt es in der Altstadt jede menge Kneipen und Bars. Hier allerdings eine klare Empfehlung auszusprechen ist fast etwas schwierig, da sich die Geschmäcker bekanntlich unterscheiden. Wer beispielsweise einen Kickertisch sucht, wird im Atlantic oder in der Beat Bar fündig werden. Letztere präsentiert auch am Sonntag in gemütlicher Runde den Tatort. Für nicht mal zwei Euro Spagetti Bolognese – damit hat sich die Brennesel einen Namen gemacht, gute Cocktails kann man relativ zentral im Hemingway trinken, Billard gibt es im Picc und so weiter und so weiter. Auch an Clubs fehlt es natürlich nicht, aber da sich die Mundpropaganda fast besser bewähren wird, sollen hier nur kurz Schmitz Katze, Rängtängtäng, Arctic oder das Agar genannt werden. Wunderschön in die Hügel am Rande des Schwarzwaldes eingebettet, bietet Freiburg für Naturbegeisterte die ideale Möglichkeit neben dem Klinikstress auch mal frische Luft zu schnappen. Da ich bevorzugt mit dem Bike unterwegs war, kann ich Touren zum Kybfelsen empfehlen, von dem jede Menge Singletrails starten oder auch den Rosskopf, an dem es für Downhillfreunde eine offizielle Strecke gibt. Eigentlich erntet man von allen Hügeln rund um Freiburg einen fantastischen Blick über die Stadt und in die Ebene bis nach Frankreich. Wer gerne Sportklettert, wird sich im Norden der Stadt in der Eigernord-­‐Kletterhalle austoben können. Etwas weiter südlich gibt es auch eine neuere Halle des DAV – allerdings (noch) ohne Boulderraum. Im Ganzen lässt sich wirklich sagen, dass Freiburg einen hohen Freizeitwert bietet -­‐ die Kunst liegt vielmehr darin, diesen neben der Klinik auch zu nutzen. Fazit: Ich kann jedem der gerne an einer Uniklinik sein KPJ absolvieren möchte, Freiburg empfehlen. Die Qualität der Seminare ist sehr hoch und man hat auch generell den Eindruck, dass der Lehre ein hoher Stellenwert zugeschrieben wird. Wie gut die Betreuung im Einzelnen dann aussieht ist sicherlich abhängig von der eigenen Motivation aber auch vom Team, das einen auf Station erwartet. Besonders gute Erfahrungen habe ich in dieser Hinsicht auf der Pädiatrie machen dürfen. Ich würde abschließend jedem raten, mit ein oder zwei Kollegen zusammen die Module zu absolvieren. Mir hat es schon geholfen sich gegenseitig austauschen zu können, und beim Fußfassen in einer neuen Stadt nicht komplett auf sich selbst gestellt zu sein. Außerdem zeigt sich Freiburg laut Einheimischen wohl erst im Frühling und Sommer in seiner vollsten Schönheit – definitiv auch eine Überlegung wert!