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Das Innovationsmagazin 2 | 11 Juni 2011, € 2,50 hi!tech www.hitech.at von Siemens Österreich Alternativen gesucht Windkraft weltweit auf dem Vormarsch Hybridautos lernen dazu Sparrekorde mit neuen technischen Konzepten Second World In den Ozeanen warten Energiequellen, Nahrungsmittel und Rohstoffe Das Leben ist voller Höhen und Tiefen. Wir sind für Sie da. Finanzgeschäfte sind kompliziert genug. Deshalb sprechen wir eine einfache und verständliche Sprache. Denn wir wissen: Nur wenn wir uns verstehen, können wir auch die richtige Lösung für Sie finden. www.bankaustria.at Willkommen bei der Start hi!tech Editor ial Liebe Leserin, lieber Leser! Was unsere Icons bedeuten In unseren E-Books gibt es jede Menge multimedialen Zusatzcontent. Klicken Sie einfach auf unsere Icons. Dahinter verbergen sich folgende Beiträge: Links zu weiterführenden Informationen Videos zu den Themen der Storys Files und pdf-Dateien mit umfassenden Beiträgen Podcasts – hi!tech zum Hören Picture-Gallery – ein Bild sagt mehr Beinahe 80 Prozent des Weltenergiebedarfs könnten bis 2050 aus regenerativen Energiequellen gedeckt werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Weltklimarates. Eine wichtige Rolle soll dabei die Windenergie spielen. Verantwortlich für deren Attraktivität sind die Leistungssteigerungen und die hohe Effizienz der neuen Anlagen durch technische Innovationen. Mit der Entwicklung schwimmender Windkraftwerke und getriebeloser Turbinen hat Siemens entscheidend zum Erfolg dieser alternativen Energieform beigetragen. Um erneuerbare Energie in vollem Umfang nützen zu können, bedarf es intelligenter Stromnetze. In Österreich gibt es umfangreiches Know-how zu diesen sogenannten Smart Grids, das von Siemens weltweit genutzt wird. Salzburg hat sich als eine EU-weit anerkannte Modellregion etabliert, wo erprobt wird, wie Stromnachfrage und -angebot in Zusammenarbeit mit Konsumenten, die gleichzeitig Stromlieferanten sind, intelligent abgestimmt werden kann. In den Smart Citys der Zukunft werden Smart Grids Gebäude verbinden, die auch Energie liefern, und Elektroautos, die als Speicher dienen können. Österreich fördert Elektrofahrzeuge als wichtigen Teil eines Umstiegs auf ein klimafreundliches Stromzeitalter und eine neue Mobilität. Rund um das Thema Energie bieten sich auch Chancen, mit Innovationen auf den globalen Märkten erfolgreich zu sein. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit Ressourcen, die in den Ozeanen warten, neuer Technik für Hybridautos, Bahnen, die automatisch besser fahren, Herausforderungen für Städte und neuen Behandlungen für herzkranke Kinder. Wolfgang Hesoun Vorstandsvorsitzender von Siemens Österreich hi!tech 02|11 03 2|11 hi!tech – das Innovations-Magazin von Inhalt cover Wie Technik auf den Menschen, die Gesellschaft und die Umwelt wirkt hi!biz Gewinn mit neuen Produkten, Verfahren, Werkstoffen, intelligenter Kommunikation Montage | Repro Zwölf Foto | Getty Images/Justin Lewis und Reinhard Dirscherl / TIPS / picturedesk.com 06 IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIllllllllllllllllllllllllllllllllII Impr essum hi!tech – Das Innovationsmagazin von Siemens Österreich Herausgeber und Medieninhaber Siemens AG Österreich, Siemensstraße 90, 1210 Wien Mit der Herausgabe beauftragt Mag. Gerald Oberlik, Communications (CC) Chefredaktion Dkfm. Elisabeth Dokaupil CC Redaktion Ursula Grablechner, Markus Honsig, Sabine Nebenführ, Günther Schweitzer Anzeigen Gabriele Groulik Fotoredaktion, Vertrieb Sieglinde Hofstätter, Kai Renner Telefon 05 17 07-222 07 Fax 05 17 07-53000 Litho Repro Zwölf Druck Druckerei Berger, Horn. Mitglied im Verband für integrierte Kommunikation. [email protected] www.hitech.at, siemens.com/hitech Adressänderungen bitte direkt an: [email protected] E-Book LEAFER, leafersystems.com 26 Coverstory: Second World .........06 Young, urban, mobile ................ 18 Die Ozeane halten nachhaltig nutzbare Energiequellen, Nahrungsmittelreserven und Rohstoffe, die an Land schon knapp werden, für uns bereit – und sie regulieren unser Klima, solange wir sie nicht durch eine zu starke Erderwärmung und Verschmutzung irreparabel schädigen. Junge Städter verzichten gerne aufs Auto und nutzen Fahrräder, kombiniert mit aktuellen Infos über öffentliche Verkehrsmittel. Brennendes Eis ..........................11 Methanhydrat – Methan, das in erstarrtem Wasser eingefroren ist – könnte aufgrund seines hohen Kohlenstoffgehalts eine Alternative zur klassischen Energieversorgung darstellen. Green Shipping ......................... 12 Schiffe zählen zu den Energiegroßverbrauchern. Neue Antriebstechnik, Abwärmerückgewinnung und Energiemanagement können ihren Energiehunger stark reduzieren. Sparen wird Pflicht ....................22 Die EU schreibt hocheffiziente Elektromotoren vor. Eine lohnende Investition. Grün rechnet sich ......................24 Bei der Datenverarbeitung und in Rechenzentren lässt sich viel Energie sparen. Der Wind frischt auf .................. 26 Windkraft ist weltweit ausbaufähig – offshore, wo derzeit besonders in Europa große Projekte geplant sind, und an Land. Wissen ohne Grenzen ............... 30 Steigende Datenmengen, zu einem großen Teil von Sensoren und Anlagen gesammelt, können Basis für neue Services werden. Ein Herz für Kinder ....................32 Minimale Eingriffe mit Kathetern geben herzkranken Kindern neue Überlebenschancen. Start hi!tech Siemens Österreich hi!school Zukunftstechnik: Aktuellste hi!school Forschungsergebnisse aus Österreichs Hochschulen hi!life Wie man mit Technik besserr lebt – im Alltag, bei Sport & Spiel und in der Kunst nächste große Ziel der 42 Das bemannten Raumfahrt ist die Eroberung des Mars. Die Chinesen haben diesmal die Chance, das Rennen zu machen. 36 58 Variables Paar ............................ 36 Kurzer Weg zur Lücke ................ 56 Eine neue Generation von Hybridautos fährt größere Strecken elektrisch und sparsamer. Parken in Städten kann – gut organisiert – sehr unkompliziert sein. Ein feiner Unterschied ...............40 Brücke Europa–Asien ................58 Der Einsatz von Sensornetzen im kroatischen Olivenanbau steigert die Qualität. In der wachsenden Megacity Istanbul gelingt die Verbindung von Tradition und Moderne. Der Mars lockt ...........................42 Umbau des Energiesystems ......62 Über den Erfolg im Bild ............. 46 Salzburg hat bei der Umstellung auf intelligente Stromnetze eine Vorreiterrolle. Die Erfolgskontrolle der Behandlung von Knorpel- und Bandscheibenschäden ist Thema der Forschung mit dem 7-Tesla-MR an der MedUni Wien. Fitness zum Anziehen ............... 64 Intelligente Winzlinge ............... 68 Automatisch schneller .............. 48 Moderne Hörgeräte vermitteln ein immer besseres Hörerlebnis. Automatisierung hilft, mehr Züge sicher und schneller auf Schiene zu bringen. Ready for Check-in .................... 70 Es wird eng ................................ 50 Der Mensch verbraucht mehr natürliche Ressourcen, als die Erde liefern kann. hi!tech Leseraum....................... 52 Mit Location Based Services können wir Infos über Restaurants oder Shops austauschen, in denen wir uns gerade aufhalten. hi!story – Zug um Zug ............... 72 hi!toys........................................ 74 neuen Shaping- oder 64 Die Toningschuhe trainieren zahlreiche Muskelgruppen. Das Gehen in den Extremvarianten will aber gelernt sein. 04 05 ■ 01|06 hi!tech 02|11 hi!tech Reserveplanet unter Wasser Etwa 70 Prozent der Erde sind mit Wasser bedeckt. Die großen Meere, die die Kontinente umgeben, sind seit Jahrtausenden wichtige Nahrungsmittelquellen und Transportwege. Doch die Meere bieten mehr: nachhaltig nutzbare Energiequellen, neue Nahrungsmittelreserven und Rohstoffe, die an Land schon knapp werden. Die Bewegung von Wellen und Strömungen wird bereits als Energiequelle genützt. Im Gegensatz zur Windenergie DIE MEERE BIETEN Nahrungsmittel, nachhaltig nutzbare Energiequellen, Rohstoffe, die an Land schon knapp werden, und Transportwege. Elisabeth Dokaupil, Industry Journal Christina Lehner hat sie den Vorteil, regelmäßig und berechenbar zur Verfügung zu stehen. Der daraus erzeugte Strom lässt sich daher als wertvolle Grundlast nützen. Meeresströmungskraftwerke funktionieren auf dieselbe Art wie klassische Windturbinen – nur eben unter Wasser. Die 16 Meter langen und 27 Tonnen schweren Rotoren arbeiten mit sehr hohem Wirkungsgrad. Im Wasser wird wegen der wesentlich höheren Energiedichte als in der Luft bei gleicher Geschwindigkeit wesentlich mehr Strom erzeugt. Einer der Vorreiter und Technologieführer ist das englische Unternehmen Marine Current Turbines, an dem Siemens beteiligt ist. Das derzeit größte Meeresströmungskraftwerk läuft Coverstory hi!tech hi!biz hi!school hi!life hi!tech 02|11 06 ■ 07 Volle Energie ohne Ende Meeresströmungskraftwerke haben insbesondere in Küstenregionen mit starkem Gezeitenstrom großes Potenzial. Bei dieser Form der Stromerzeugung steht die Turbine an einem Mast frei in der Strömung. Zweiflügelige Rotoren drehen sich mit der Bewegung des Gezeitenstroms und richten die eigene Achse um 180 Grad optimal nach der Strömungsrichtung und -geschwindigkeit aus. Ein wesentlicher Vorteil dieser Technologie: Die Stromproduktion ist aufgrund der Gezeitenzyklen planbar. Marine Current Turbines hat bereits das erste kommerzielle Projekt „SeaGen“ in der Meerenge von Strangford in Nordirland erfolgreich realisiert. Meeresströmungskraftwerke sind auch Bestandteil der Planungen für ein Super Grid in der Nordsee. Das schottische Unternehmen Wavepower arbeitet mit Stahlröhren, um die Wellenbewegung dort aufzunehmen, wo sich die Welle an der Küste bricht. Über Druckzylinder und Hydraulik wird sie an die in den Röhren integrierten Turbinen und Generatoren weitergeleitet. in Nordirland und versorgt 1.500 Haushalte mit Elektrizität. Unterschiedliche Konzepte gibt es für die Nutzung der Wellenbewegung. Das schottische Unternehmen Wavepower arbeitet mit Stahlröhren, die durch Gelenke verbunden sind. Sie nehmen die Bewegung der Wellen auf, die dann über Druckzylinder und eine Hydraulikflüssigkeit an die in den Röhren integrierten Turbinen und Generatoren weitergeleitet wird. Das Projekt Wavegen verfolgt die Idee, Strom dort zu erzeugen, wo Elisabeth Dokaupil, Industry Journal ERNEUERBARE ENERGIEN aus Meeresströmungskraftwerken (o.), durch Osmose (li.) in Flussmündungen oder aus der Wellenbewegung mit Stahlröhren (li. u.). sich die Welle an der Küste bricht. Die Technik beruht auf dem Prinzip schwingender Wassersäulen. An Flussmündungen, wo Süßwasser auf Salzwasser trifft, wollen Forscher Osmose zur Stromerzeugung einsetzen. Doch das ist nur der bereits technisch ausgereifte Teil der Möglichkeiten. Noch weiter von der Umsetzung entfernt ist die Nutzung von Methanhydrat – dafür ist das Potenzial gigantisch, betont Professor Peter M. Herzig vom Leibnitzer Institut für Meereswissenschaften. Methan- hydrat, das auch brennendes Eis genannt wird, besteht aus Methan, das in erstarrtem Wasser eingelagert ist. Geologen glauben, dass es in den Weltmeeren zwölf Billionen Tonnen davon gibt und diese mehr als doppelt so viel Kohlenstoff enthalten, wie in den gesamten Öl-, Erdgasund Kohlevorräten gespeichert ist. An der Universität Kiel will man zur Gewinnung des Methans bei Verbrennungsprozessen entstehendes Kohlendioxid nutzen. Es soll in Methanhydridlagerstätten gepumpt werden und das Methanhydrat an die Oberfläche befördern. Gewaltige Energie- und Nahrungsmittelreserven bieten die Algen. Weltweit gibt es Hunderttausende verschiedener Arten von Mikroalgen. Manche sind so winzig wie Bakterien, andere bilden bis zu 50 Meter lange Fäden. Ihre Zucht ist nicht nur unkompliziert, sondern kann auch bei der Beseitigung von Abwasser und CO₂ helfen. Denn Algen bevorzugen zum Wachsen Schmutzoder Salzwasser und das Treibhausgas Kohlendioxid. Energieversorger könnten daher in Zukunft CO₂ aus ihren Anlagen direkt an Algen verfüttern. Dazu wären aber riesige Anlagen nötig: Um den CO₂-Ausstoß eines 100-Megawatt- Marine Current Turbines Ltd., Statkraft, Pelamis, Diamond Airborne Sensing Coverstory hi!tech hi!biz hi!school Pascal Goetgheluck/Science Photo Library/picturedesk.com, lightmagenta/F1Online/picturedesk.com hi!life Kohlekraftwerks umzusetzen, wäre eine Fläche von rund 7.000 Fußballfeldern erforderlich. Eine derzeit laufende Anlage verbraucht nur das CO₂, das ein Kraftwerk in einer Viertelstunde produziert. Derzeit arbeiten Forscher intensiv daran, auch Algennährstoffe wie Phosphate und Stickoxide zu recyceln und Industrieabwässer als Nährstoffquelle zu erschließen. Auch die Ernte der Algen machte bisher Schwierigkeiten, weil dazu das Wasser aus den Tanks abgelassen werden musste. Mit einer neuen, von SiemensForschern entwickelten Methode ist das nicht mehr nötig. Die Algen werden mit Magnetitteilchen vermengt und mit Magneten aufgesammelt. Gelingen Zucht und Ernte, dann könnten sich Algen als optimaler Grundstoff für Biogas, Biodiesel und Biokunststoffe erweisen, ohne dafür Anbauflächen von Nahrungsmitteln zu beanspruchen. „Algen bauen aus Kohlenstoffatomen durch Fotosynthese fünf- bis zehnmal effizienter neue Biomasse auf als Landpflanzen“, berichtet Manfred Baldauf, Chemiker bei Siemens. An nachhaltigen Biokraftstoffen aus Mikroalgen ist auch die Luftfahrtbranche interessiert. Auf der internationalen Luftfahrtmesse in Berlin startete 2010 ein Kleinflugzeug, dessen Motoren reinen Algensprit verbrannten. Mit Algensprit könnten Flugzeuge eine größere Reichweite erlangen als mit Kerosin. Grund genug, dass sich Airbus massiv in der Algenforschung engagiert. Für den Umstieg der Fluglinien wäre aber der Aufbau industrieller Algenproduktion notwendig. Derzeit verbrauchen die Passagierflugzeuge weltweit 200 Millionen Tonnen Kerosin pro Jahr. Die Jahresproduktion von Algendiesel liegt bei bescheidenen 10.000 Tonnen, und die Herstellung ist noch vergleichsweise teuer. Als Nahrungsmittel hingegen werden Algen schon weltweit erfolgreich eingesetzt. Die dunkelgrünen Noriblätter sind Alleskönner Algen BIOREAKTOR zur Erzeugung von Wasserstoff aus Algen; gesunde Noriblätter im Asia-Food (u.). FLIEGEN MIT BIOTREIBSTOFF. Diamond Aircraft hat mit EADS die weltweit ersten Flüge mit aus Algen erzeugtem Biotreibstoff realisiert. Besser als jede Hightech-Solarzelle wandeln Mikroalgen Sonnenlicht über Fotosynthese in Energie um. Außerdem benötigen sie zum Wachsen das Klimakillergas Kohlendioxid und ermöglichen damit eine biologische Abgasreinigung. Das könnte es den Energieversorgern in Zukunft ermöglichen, CO₂ aus ihren Anlagen einfach an Algen zu verfüttern, statt es in die Atmosphäre zu blasen und dafür teure Emissionsrechte erwerben zu müssen. Fluggesellschaften hoffen auf Biokraftstoff aus Mikroalgen: Mit Algensprit betankte Flugzeuge könnten eine größere Reichweite haben als mit Kerosin betankte. Algensprit erzeugt außerdem deutlich weniger Stickstoff- und Schwefeloxidabgase als fossiles Kerosin. Die Anwendungsbereiche für Algen sind aber noch weit vielfältiger. So können sie dazu beitragen, die Nahrungsmittelknappheit der Erde zu lindern: Dunkelgrüne Noriblätter sind reich an Eiweiß, Kohlenhydraten, ungesättigten Fettsäuren, Proteinen, Vitaminen und Jod. Die Arzneimittelindustrie nutzt sie in Alzheimer-Medikamenten. Versuche zeigen zudem, dass Mikroalgen entzündungshemmend und gefäßerweiternd wirken. hi!tech 02|11 08 ■ 09 Trinkwasserreserve Länder, in denen natürliche Wasserquellen rar sind, wie die Wüstenstaaten der Arabischen Emirate oder Singapur, setzen auf Meerwasserentsalzung. Bisherige Anlagen basieren entweder auf dem Prinzip der Verdunstung oder der Umkehrosmose, zwei energieintensive Verfahren. Siemens entwickelte eine Technologie zur Meerwasserentsalzung, die den Energieverbrauch um mindestens 50 Prozent verringert. Bei dem Prozess wird mittels einer Elektrodialyse, einer sogenannten Austauschenthärtung und eines neuartigen kontinuierlichen Elektroentsalzungsprozesses das Salz mit 1,5 Kilowattstunden je Kubikmeter abgeschieden. Das System basiert auf der Abtrennung der elektrisch geladenen Natrium- bzw. Chloridionen im Salz. Im Fokus der Forschung steht eine Hightech-Membran, die den Ionenaustausch möglich macht. Mit dieser Technologie gewann Siemens einen Wettbewerb aus 35 Einreichungen, den die Regierung von Singapur ausgeschrieben hatte. reich an Eiweiß, Kohlenhydraten, ungesättigten Fettsäuren, Proteinen, Vitaminen und Jod. Sie sind nicht nur ein wichtiger Teil der asiatischen Küche. Die Futtermittelindustrie mischt sie in Tiernahrung für Fische und Schweinezucht. Die Arzneimittelindustrie gewinnt daraus Alzheimer-Medikamente. Versuche zeigen außerdem, dass Mikroalgen entzündungshemmend, krampflösend und gefäßerweiternd wirken. Sie stärken das Immunsystem und schützen mit Antioxidantien vor freien Radikalen. Viele Forschungsinstitute arbeiten daher an neuen Medikamenten auf Basis der hilfreichen Meeresbewohner. Nicht nur als Nahrungsmittel- und Energielieferant, auch als weltgrößtes Trinkwasserreservoir hat das Meer eine wichtige Funktion für die Menschheit. In vielen Regionen könnte der Wasserbedarf ohne Meerwasserentsalzung nicht gedeckt werden. Eingesetzt werden dabei unter anderem Membranfilter. Im australischen Perth nützt man sie zur Elisabeth Dokaupil, Industry Journal Vorreinigung. 360.000 Kubikmeter Wasser am Tag presst das Druckmembranfiltrationssystem mit niedrigem Energieaufwand durch seine Röhren. Wiederaufbereitung und Entsalzung von Wasser tragen entscheidend dazu bei, den Verbrauch von Grundwasser zu verringern – speziell in wasserarmen Regionen wie dem Mittleren Osten. Ein wichtiger Schlüsselfaktor für den Einsatz von Entsalzungsanlagen ist die Energieeffizienz. Siemens arbeitet derzeit an Techniken, die den Energieverbrauch im Vergleich zu bestehenden Lösungen um bis zu 50 Prozent reduzieren. Weit komplizierter zu gewinnen, aber auch viel wertvoller sind Rohstoffe in den Meeresböden. Geologen sprechen von riesigen Reserven an bereits knappen Metallen wie Kupfer, Nickel und Kobalt, Zink, aber auch Gold und Silber in der Tiefsee. Die weltweit führende Gesellschaft bei Sea Floor Mining, die kanadische Nautilus Minerals, spricht von 1.000 Schwefelquellen, in deren Umfeld jährlich Millionen Tonnen Kupfer gefördert werden könnten. Schwefelquellen entstehen durch vulkanische Aktivitäten und spülen Gesteine mit hoher Rohstoffkonzentration auf den Meeresboden. In den Tiefseeablagerungen sind die Metalle in einer höheren Konzentration enthalten als an Land. Daher wäre die Nutzung dieser Vorkommen weniger belastend für die Umwelt. Weit fortgeschritten ist die Technik bereits bei der Suche nach Diamanten im Meeresboden. Vor der Küste Namibias arbeiten bereits erste Bohrschiffe. Auch an der Nutzung der Öl- und Gasreserven in der Tiefsee wird in den nächsten Jahrzehnten kein Weg vorbeiführen. Um die Ausbeute zu steigern und die Risiken zu verringern, soll in Zukunft direkt beim Bohrloch in großen Tiefen gearbeitet werden. „Die Zeit des Easy Oil, des einfach zu gewinnenden Erdöls, ist vorbei“, weiß Tom Blades, Chef von Siemens Oil & Gas. „Die Aufbereitung des Erdöls in großen Tiefen wird nicht einfach. Die Geräte sind 300 Bar Druck ausgesetzt und müssen absolut dicht und salzwasserfest sein.“ Das gilt auch für die Stromversorgung, für Transformatoren, Motoren und Verdichter. Siemens will bereits 2012 ein kleines Stromnetzwerk für große Wassertiefen anbieten können. Die einzelnen Elemente werden einfach im Plug-and-play-Verfahren zusammengestöpselt sein. Dazu, dass wir mit den weltweiten Ölund Gasreserven noch möglichst lange auskommen, könnten jene 100.000 Schiffe entscheidend beitragen, die derzeit auf den Meeren rund um den Globus unterwegs sind. Die Schifffahrt transportiert fast 90 Prozent der Welthandelsgüter und produziert immense Schadstoffmengen, während Autos Treibstoffverbrauch und Emissionen bereits stark reduziert haben. Die Schifffahrt erzeugt pro Jahr so viel Feinstaub wie 300 Millionen Autos, ergab eine Studie der US-Oze- Siemens, Science Party SO 174/IFM GEOMAR, Jens Greinert/IFM-GEOMAR Coverstory hi!tech hi!biz hi!school hi!life anografiebehörde NOAA. Bei Schwefeldioxid sind die Zahlen noch alarmierender. Die größten 15 Schiffe sind für genauso viel Schwefeldioxidausstoß verantwortlich wie alle 800 Millionen Autos der Welt. Green Ships sind gefragt. Siemens beteiligt sich an der Entwicklung von Techniken, die Schiffe umweltfreundlicher machen sollen. So werden die heißen Abgase von Schiffsdieselmotoren genutzt, um Turbogeneratoren anzutreiben, die bis zu sechs Megawatt Energie für die bordeigene Stromversorgung erzeugen können. Damit sinkt der Brennstoffverbrauch und CO₂-Ausstoß des Schiffes um bis zu zwölf Prozent und die Energiekosten um zehn Prozent. Bisher haben Schiffe auch im Hafen den notwendigen Strom mit ihren Dieselaggregaten erzeugt. Nun können sie sich über spezielle Steckdosen vom Land aus mit Strom versorgen. Ein Problem für maritime Ökosysteme ist Ballastwasser, das Schiffe bei Leerfahrten zur Stabilisierung in ihre Tanks pumpen. Sie werden dann in anderen Regionen entleert, inklusive ortsfremder Organismen. Auf diesem Weg gelangten Quallen von der US-Ostküste in die Ostsee und bedrohten dort den Fischbestand, weil sie sich von Fischeiern ernähren. Ein sicheres Ballastwassermanagement, das Siemens entwickelt hat, soll derartige Bioinvasionen verhindern. Für die Menschen ist es sehr wichtig, dass das Ökosystem Meer intakt bleibt. Denn die Ozeane stabilisieren und regulieren auch unser Klima. Die Wasserflächen nehmen 50-mal mehr Treibhausgase auf als die Atmosphäre und rund 30 Prozent des von Menschen verursachten Kohlendioxids. Der weltweite Anstieg BRENNENDES EIS wird Me- Schwierige Förderung Methanhydrat könnte wegen seines hohen Kohlenstoffgehalts schon bald eine Alternative zur klassischen Energieversorgung darstellen. Die Vorkommen sind riesig. Geologen vermuten in den Weltmeeren Reserven mit mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie in den gesamten Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorräten. Nach Prognose des US-Energieministeriums könnte eine wirtschaftlich interessante und ökologisch problemlose Förderung in etwa zehn Jahren beginnen. Manganknollen – die „Trüffeln der Meere“ enthalten unter anderem die zunehmend knapper werdenden Metalle Kupfer, Nickel und Kobalt. Aber auch für sie fehlen noch Technologien zum Abbau in 3.000 bis 6.000 Meter Tiefe. An der Nutzung der Öl- und Gasreserven in der Tiefsee wird in den nächsten Jahrzehnten kein Weg vorbeiführen. Hier geht es darum, die Ausbeute zu steigern und die Risiken zu verringern. thanhydrat genannt. Es besteht aus Methan, das in erstarrtem Wasser eingelagert ist. Geologen vermuten in den Weltmeeren Billionen Tonnen davon. Gashydrate und mineralische Rohstoffe am Meeresboden (Quelle: Future Ocean, Kiel Marine Science) Gashydrate, zu denen Methanhydrate gehören, könnten schon in zehn Jahren einen Teil unserer Energieversorgung decken. Manganknollen enthalten wertvolle Metalle. Marine Gashydratvorkommen Hinweise auf Gashydrate Manganknollen hi!tech 02|11 10 ■ 11 Auf Energiesparen umschalten KORALLENRIFFE sind durch den Klimawandel besonders gefährdet. der Temperaturen erwärmt allerdings auch die Meere und gefährdet diese wichtigen Prozesse. Mit steigender Temperatur nehmen die Meere weniger CO₂ auf und beschleunigen dadurch den Klimawandel zusätzlich – ein Teufelskreis. „Die Auswirkung des Klimawandels auf das Meer könnte auch gewaltige wirtschaftliche Folgen haben“, erklärt der indische Ökonom und UN-Berater Pavan Sukhdev in einer Studie. „CO₂ trägt dazu bei, die Meere zu versauern, was besonders Tiere mit Kalkschalen, etwa Korallen, bedroht. Allein die gefährdeten Korallenriffe bilden die Einkommens- und Lebensgrundlage von mehr als 500 Millionen Menschen.“ Ähnliches gilt auch für die Mangroven, die bisher noch eine wichtige Aufgabe als Kohlendioxidspeicher und Küstenschutz übernehmen. Dazu kommt der für viele Küstenstädte bedrohliche Anstieg der Meeresspiegel. Es gibt also genug Gründe, sich mit den Meeren intensiver als bisher zu beschäftigen. Mit den Chancen, die sie bieten, genauso wie mit ihrem Schutz – als Sicherung des langfristigen Überlebens der Menschheit. ■ Mehr Infos ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ www.siemens.com/marine www.marineturbines.com siemens.com/oil-gas ifm-geomar.de www.nautilusminerals.com www.aida.de www.eia.gov www.siemens.com/industryjournal Wenn Schiffe vom Energiegroßverbraucher auf Sparmeister umlernen sollen, muss an verschiedenen Stellen angesetzt werden – bei der Antriebstechnik genauso wie bei der Stromversorgung oder der Beleuchtung. Eine Möglichkeit ist der Umstieg von großen Dieselaggregaten auf dieselelektrische Antriebe. Kreuzfahrtschiffe werden meist mit vier bis sechs Dieselmotoren ausgestattet, die besonders leise und vibrationsarm sind. Sie treiben Generatoren an, die Strom für den Elektromotor des Antriebs und die elektrischen Verbraucher an Bord liefern. Powermanagementsysteme von Siemens schalten einzelne Generatordieselmotoren je nach Energiebedarf an oder ab. Dadurch werden die aktiven Aggregate meist in ihrem optimalen Betriebspunkt bei 85 bis 90 Prozent der Maximalleistung betrieben. Eingesetzt wird ein solches System etwa an Bord der „AIDAdiva“ und auf anderen Kreuzfahrtschiffen von AIDA Cruises. In Zukunft könnte eine vorausschauende Technik auch einzelne Verbraucher kurzfristig vom Netz nehmen und so eine noch feinere Optimierung gestatten. „Um Lastspitzen abzufangen, könnten wir beispielsweise den Kühlraum für kurze Zeit abschalten“, erklärt Kay Tigges, Siemens. Mithilfe neuronaler Netze wollen die Entwickler erreichen, dass das System aus seinen Daten lernen und Elisabeth Dokaupil, Industry Journal, Pictures of the Future WWF/Carol Drews, Siemens situationsbezogene Vorschläge für einen energieeffizienteren Betrieb machen kann. Denkbar wäre auch, die Abfolge von Betriebssituationen im Voraus zu bestimmen und die Energieerzeugung entsprechend zu optimieren, etwa indem die Wellnessbereiche während allgemeiner Veranstaltungen teilweise abgeschaltet werden. Zu den größten Verbrauchern auf einem Kreuzfahrtschiff gehören die Klimaanlagen, die aber nur eingeschaltet sein müssten, wenn sich Passagiere in den Räumen aufhalten. Darüber informieren CO₂-Sensoren. Weitere Maßnahmen zum Energiesparen: Gebläse und Pumpen können mit variabler Geschwindigkeit betrieben werden. Bei offenem Fenster schaltet sich die Klimaanlage in der Kabine automatisch ab, und der Wetterbericht wird genutzt, um die 2.000 bis 3.000 Ventilatoren eines Schiffs nur so kurz wie möglich in Betrieb zu nehmen. Solche vorausschauenden Systeme sind in der Gebäudeautomatisierung bereits im Einsatz, gehören aber auf Schiffen noch nicht zum Standard. Pro Schiff spart die Holland America Line dadurch jährlich rund 200.000 Dollar Treibstoffkosten. In Zukunft werden Schiffe mit Motoren unterwegs sein, in deren Rotoren keine elektrischen Verluste anfallen. Die Voraussetzungen dafür schaffen Supraleiter, die darüber hinaus eine Stromdichte tragen, die 100-mal größer ist als die von Kupferwicklungen. Dadurch sind Einsparungen an Gewicht und Volumen von bis zu 50 Prozent möglich – und somit hohe Kostensenkungen durch den geringeren Materialeinsatz. Ein wichtiger Aspekt für Schiffsbetreiber, da deren Coverstory hi!tech hi!biz hi!school hi!life Wie Schiffe grün werden Dieselelektrische Antriebe und Energiemanagement sorgen bei Kreuzfahrtschiffen für sparsame Fahrt. Wenn Gebläse und Pumpen der Klimatisierung sowie Beleuchtung bedarfsorientiert laufen, ist eine weitere Verbrauchsreduzierung möglich. Auch aus den heißen Abgasen der Dieselmotoren lässt sich Energie zurückholen. Von den Vorteilen von Hybridantrieben, Kombinationen aus Dieselmaschinen mit elektrischen Antriebskomponenten, profitieren auch kleinere Schiffe. Antrieben in puncto Größe Grenzen gesetzt sind. Diese Vorteile nützen nicht nur Eigentümer von Luxuslinern, sondern auch von Containerschiffen. Sie schätzen auch die heißen Abgase der Dieselmotoren als ergiebige Energiequelle. Das Waste Heat Recovery System von Siemens erzeugt mithilfe der Abwärme Dampf, aus dem die Turbogeneratoren Strom produzieren. Zudem bekommt der Dieselmotor einen „Booster“ verpasst – einen Elektromotor, der um die Antriebswelle montiert ist und den Selbstzünder unterstützt. Aus den Schiffsabgasen können so – je nach Motorgröße – bis zu neun Megawatt Strom erzeugt werden, die für die Versorgung des Bordnetzes oder für den Antrieb des Boosters selbst genutzt werden können. Bei acht Schiffen einer dänischen Reederei sank der Treibstoffverbrauch allein durch die Nutzung der Schiffsabgase zur Stromerzeugung um mehr als zehn Prozent. Das System rechnet sich auch beim nachträglichen Einbau. Diese Investition amortisiert sich nach rund zweieinhalb Jahren. Ein Plus für die Umwelt ist auch die Landstromversorgung von Schiffen, die im Hafen liegen. Bisher läuft in diesem Fall meist ein Dieselaggregat an Bord. Dabei entstehen eine Menge Abgase. Eine Landstromversorgung für die Schifffahrt löst dieses Problem. Dabei geht es um große Mengen: Ein Kreuzfahrtriese wie die Queen Mary II benötigt für sein Bordnetz 40 Megawatt, etwa so viel wie eine westeuropäische Stadt mit 200.000 Einwohnern. Besonders einfach ist das Umstecken, wenn die Frequenz gleich ist. Andernfalls muss die Frequenz zwischen Land und Schiff elektronisch umgewandelt werden, etwa mit dem Siplink-System von Siemens. Zusätzliche Energieeinsparungen werden durch ein Betriebsmanagement von Siemens möglich, das Abläufe an Bord optimieren kann. ■ hi!tech 02|11 12 ■ 13 E-AUTOS OHNE KABEL LADEN Auch bei kurzen Stopps funktioniert eine neue berührungslose Technologie zum kabellosen Laden von Elektroautos, die Siemens gemeinsam mit BMW entwickelt hat. Die Ladestationen können fast unsichtbar und damit sicher in jede Umgebung integriert werden. siemens.com/innovation New s-Snack IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll DIGITALE BRIEFE SILBERKUCHEN TURBINEN-WELTREKORD Voller Briefkasten, teure Zustellung? Elektronische Post löst viele Probleme. Eine Automatisierungslösung von Siemens bildet die Briefumschläge während der Sortierung ab. Kunden können die Post dann per Internet weiter bearbeiten. siemens.com/innovation Drei Filterpressen von Siemens werden in der Silbermine San Bartolomé in Bolivien den Abraum entwässern. Die Lagerung des Filterkuchens spart Platz, eine spätere Renaturierung wird erleichtert. siemens.com/mining Im deutschen Kraftwerk Irsching 4 wurde mit der Gasturbine SGT58000H ein Weltrekord geschafft: Im Testlauf hat die Turbine bei einer Leistung von 578 MW mit einem Wirkungsgrad von 60,75 Prozent die angepeilte Effizienzbestmarke deutlich übertroffen. Die neue Gasturbine ist für bis zu 600 MW im GuD-Betrieb ausgelegt. siemens.com/energy Ursula Grablechner Siemens, Albert Klebel Christina Lehner SICHER & EFFIZIENT Stahlwerke werden künftig länger als bisher betrieben, über fünfzig Jahre sind möglich. Dazu ist in vielen Fällen eine Modernisierung hinsichtlich Energieeffizienz, Sicherheit und Umweltschutz erforderlich. Siemens konzentriert sich darauf. siemens-vai.com News Industrie-PC Winzling mit Atomprozessor Industrie-PCs sind hart im Nehmen und gewohnt, rund um die Uhr zu arbeiten. Sie laufen nicht nur im Fertigungsbereich, sondern kommen auch im Gebäudemanagement oder in der Verkehrstechnik zum Einsatz. Viele Industrie-PCs sitzen direkt in den Anlagen, wo sie nicht von Schaltschränken geschützt sind. Sie müs- sen trotz Vibrationen, mechanischer Schocks, hoher Temperaturen oder starker elektrischer Störfelder zuverlässig arbeiten. Siemens hat einen neuen Industrie-PC entwickelt, der etwa so groß ist wie eine Milchpackung. Der NanoboxPC braucht weniger Platz, spart Kosten und arbeitet mit neuen, leistungsstarken Atomprozessoren von Intel. Sie brauchen wenig Strom und produzieren kaum Abwärme. Der Computer kommt ohne Lüftung aus und kann praktisch überall eingebaut werden. siemens.com/industry High Speed Aerodynamisch und sparsam Der Nanobox-PC spart Platz, Kosten und arbeitet mit Atomprozessoren von Intel. Deutschland wird für die Verbindung von Ballungsräumen eine neue Variante des IC nützen. Die Energieeffizienz und Modularität dieser Schnellzüge bieten eine hohe Wirtschaftlichkeit im Betrieb, Studie IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Mit Strom auf erneuerbare Energie setzen 8JOE ,PIMF (FPUIFSNJF #JPNBTTF V"CGBMM ®M F (FP 4PMBS17 UIFSNJF 8BTTFS /VLMFBS (BT $41 ,PIMF ®M #JPNBTTF V"CGBMM 8JOE 8BTTFS (BT /VLMFBS 35 PROZENT MEHR ENERGIE wird die Menschheit 2035 verbrauchen. Der Verbrauch fossiler Energieträger muss trotzdem nicht bis ans Ende der Reserven gesteigert werden. Wenn weltweit mehr als bisher auf Strom gesetzt wird, vom Verkehr bis zur Raumheizung, können alternative Energiequellen zu seiner Produktion genutzt werden. hi!biz Umweltfreundliche Schnellzüge wie der ICx verbinden wachsende Städte. die flexible Raumgestaltung einen neuen Komfort für die Fahrgäste. Technische Basis ist ein innovatives Plattformkonzept, das auch Komponenten nutzt, die bereits erfolgreich im Einsatz sind. Trotz seiner technischen Einheitlichkeit erlaubt der ICx ein hohes Maß an Flexibilität bei der Zusammenstellung von bis zu 24 verschiedenen Zugkonfigurationen. Möglich wird dies durch sogenannte Powercars, die alle Komponenten einer Antriebseinheit in einem Wagen bündeln. Zusätzlich ist das Plattformkonzept die Basis für deutlich niedrigere Instandhaltungs- und Wartungskosten. siemens.com/mobility IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllll CEE »Bei der EU-Donauraumstrategie sollte man sich auf schon bestehende Projekte konzentrieren und rasch ausschreiben.« ERHARD BUSEK Vorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa hi!tech 02|11 14 ■ 15 Rasch entscheiden Erhard Busek, als Spezialist für Zentral-und Südosteuropa in vielen Institutionen aktiv, und Georg Pammer, Siemens One Manager CEE, diskutieren Chancen und Herausforderungen der EU-Donauraumstrategie. Wie viel Geld steht von der EU für die Entwicklung des Donauraums zur Verfügung, und wie sind die Voraussetzungen für die Förderungen definiert? Busek: Mobilität, Energie, Umweltschutz, Innovation, Beschäftigung und Sicherheit sind Themen der EU-Donauraumstrategie. Zusätzliches Geld ist dafür nicht vorgesehen, denn die Mittel aus den vorhandenen Fonds werden nur zum Teil ausgeschöpft. Das verfügbare Geld soll nun im Rahmen grenzüberschreitender Projekte der Donauanrainerstaaten genutzt werden. Mit 95 Milliarden Euro steht eine hohe Summe zur Verfügung. Allerdings ist der Zeitraum für die Nutzung bis 2013 sehr kurz. Welche Projekte lassen sich in den nächsten zweieinhalb Jahren überhaupt noch realisieren? Busek: Ein kompletter Entwurf einer Regionalplanung mit daraus abgeleiteten Projekten ist sicher nicht mehr möglich. Man muss sich auf „low hangig fruits“ konzentrieren, auf die wichtigsten unter den wichtigen Dingen. Am besten ist es, schon bestehende Projekte herzunehmen und auszuschreiben, damit Unternehmen Angebote legen können. Dann haben die Projekte auch unmittelbar positive Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze. Pammer: Neben raschen Entscheidungen für konkrete Projekte ist auch eine zügige und korrekte Umsetzung notwendig. Oft fehlt die administrative Kapazität, wenn es um Planung, Genehmigungsverfahren oder Ausschreibungen geht. Elisabeth Dokaupil, Ursula Grablechner » Städte benötigen ein ganzes Bündel von Infrastrukturmaßnahmen, die gut aufeinander abgestimmt sein müssen.« GEORG PAMMER Welche konkreten Themen sind besonders dringend und sollten unbedingt angegangen werden? Pammer: Eine Verbesserung der Infrastruktur ist in vielen Bereichen notwendig. Viele Projekte verbinden wirtschaftliche Vorteile mit positiven Umwelt- Albert Klebel, Siemens effekten. Wasser, Energie und Mobilität sind Punkte, wo Siemens umfassende Lösungen anbieten kann. Beim Thema Energie geht es um eine Steigerung der Effizienz von der Erzeugung bis zur Verwendung und den Einsatz erneuerbarer Energiequellen. Können Sie einige konkrete Bespiele für Infrastrukturprojekte aus diesen Kategorien geben? Busek: Die Donau verlässt Österreich mit Wasserqualität 2, bei ihrer Mündung ins Schwarze Meer liegt der Wert bei 4 bis 5. Verantwortlich dafür sind die Düngung in der Landwirtschaft, alte Industrien – die allerdings zunehmend geschlossen werden –, aber auch ein cover hi!biz hi!school News Mangel an kommunalen Kläranlagen. Auch hier könnte es zu einer Prioritätensetzung im Rahmen der Donauraumstrategie der EU kommen. Zusätzliche Unterstützung gäbe es von der auf Umweltschutz spezialisierten ICPDR mit Sitz in Wien und der Arge Donauländer. Pammer: Ich denke besonders an die Städte, die meist ein ganzes Bündel von Infrastrukturverbesserungen benötigen, die gut aufeinander abgestimmt werden müssen – von der Energiekette moderner Heizkraftwerke bis zur Erhöhung der Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden – da können Kosten reduziert werden und gleichzeitig der CO₂-Ausstoß gesenkt. Ähnlich beim Verkehr durch Verkehrsmanagement und die öffentlichen Verkehrsmittel. Lassen sich für solche Projekte auch Mittel aus anderen EU-Programmen nützen? Busek: Das Zusammenwirken unterschiedlicher EU-Programme ist ein Problem. „Interact“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Situation zu verbessern. Pammer: Für den Abruf der EU-Mittel fehlen in den Administrationen oft die Strukturen. Eine Möglichkeit, das notwendige Know-how zu erwerben, sind Twinning-Projekte: Beamte aus den alten EU-Ländern arbeiten in den Verwaltungen der neuen mit. Wovon hängt letztlich die Entscheidung für ein Projekt ab? Pammer: Es sind politische Entscheidungen. Vielleicht können sie da und dort durch Contracting oder Komplettpakete von Errichtung mit Finanzierung erleichtert werden. Auch das kann Siemens anbieten. ■ Mehr Infos ■ ■ ■ ■ www.icpdr.org www.argedonau.at www.interact-eu.net ec.europa.eu hi!life Kampf um Kunden DANIEL-RUI FELICIO, CMT: „Bei Entwicklung innovativer Angebote unterstützen.“ Mobilfunkanbieter stehen unter Druck. Kunden erwarten Komfort, einfache Bedienung, höheres Datenvolumen, neue Dienste – und zahlen dafür immer weniger. Dazu kommt ein beinharter Kampf um den Endkunden: Handy- und Smartphonehersteller, Internet- und Medienunternehmen, Betreiber – jeder versucht, Kunden mit innovativen Angeboten für sich zu gewinnen. „Geschäftsmodelle greifen ineinander, jeder will der Erste beim Kunden sein“, erklärt CMT-Chef Daniel-Rui Felicio. Garantierte Netzverfügbarkeit, Sicherheit, Geschwindigkeit und Bandbreite werden von Netzbetreibern erwartet. „Hatten die Betreiber früher geschlossene Systeme, so sehen sie sich jetzt gezwungen, Partnerschaften einzugehen“, weiß Felicio. Schwerpunkte des CMT-Angebots sind Entwicklung und Integration von Applikationssoftware und Systemlösungen sowie Systemintegration marktüblicher Lösungen in die IT-Landschaft des Kunden. Dank seiner kompetenten Spezialisten, die über fundiertes Wissen und Erfahrung in der Telekombranche verfügen, unterstützt CMT Mobilfunkanbieter gezielt bei der Entwicklung innovativer Angebote oder verkaufsfördernder Maßnahmen. Dabei punkten Lösungen von CMT mit einem hohen Return on Investment und hoher Skalierbarkeit. So können Mobilfunkanbieter dank der Nexus-Lösung von CMT auch bei ihren Prepaid-Kunden Marketingmaßnahmen rasch umsetzen und damit den durchschnittlichen Umsatz pro Kunden (Average Revenue per User, ARPU) effektiv erhöhen. Durch eine weitere Lösung ermöglicht CMT seinen Kunden zum Beispiel, die verschlüsselte Kommunikation, wie sie bei Professional Mobile Radio benötigt wird, auch über normale Mobilfunknetze zu betreiben. Dies vermeidet einen sehr teuren Netzausbau für Sondernetze und erlaubt eine gezielte Zusammenarbeit der Sondernetzbetreiber (typischerweise Sicherheitskräfte wie Polizei, Feuerwehr usw.) mit dem öffentlichen Betreiber. Eine andere Software erlaubt es, die Netzqualität, die von Faktoren wie Standort, Auslastung oder Endgeräten abhängig ist, im Vorhinein zu modellieren und vorausschauend zu optimieren, um die vom Endkunden gewünschte Qualität liefern zu können. ■ Mehr Infos ■ siemens.at/cmt hi!tech 02|11 16 ■ 17 Young, urban, mobile START IN DER CITY. Andi macht sich morgens auf den Weg in die Arbeit. Mobil sein? Natürlich, ständig. Eigenes Auto? Nein, danke! Andreas ist 29, hat vor zwei Jahren sein Studium beendet, war danach für ein einjähriges Praktikum im Ausland. Seit kurzem ist er zurück in Wien und arbeitet. Mobil zu sein ist äußerst wichtig für ihn, ein eigenes Auto braucht er dazu aber nicht. Auch in seinem Freundeskreis besitzt kaum jemand einen eigenen Pkw, obwohl alle einen Führerschein Sabine Nebenführ, ITS magazine haben. Dafür hat aber jeder ein Fahrrad, auch wenn sich das zwischendurch auch einmal bei einem Citybike-Terminal ausleihen lässt. „Hättest du nicht gern ein Auto?“, wird er von älteren Kollegen im Job öfter gefragt. Sein Nein ist gut begründet: „Wozu brauche ich ein Auto in der Stadt? Die Öffis und mein Fahrrad reichen aus, und Parkplätze gibt es sowieso zu wenig.“ Infos über Fahrpläne: eine Handy-App. Tickets: buchbar via Handy. An den Bahnhöfen warten, falls nötig, Mietautos. In der Firma gibt es für Termine Elektroautos zum Ausleihen oder, mehr zum Spaß, Segways für die Wege am Firmengelände. So wird man Petra Meisel complete mobile ohne eigenes Auto, trägt zum Klimaschutz bei und spart Geld. Von dem her wäre locker eine zusätzliche Fernreise pro Jahr drinnen. Stau auf der Autobahn im Morgenund Abendverkehr, Parkplatzprobleme in der City – Fälle für Oldies. Umfassende Studien beweisen es: Für Young Urban People sind Autos kein wichtiges Fortbewegungsmittel mehr und schon gar kein Prestigeobjekt. Das Outfit für die unkomplizierte Mobilität kaufen die jungen Städter im Sportgeschäft. Bei Intersport gibt es eine eigene Modelinie für sie. In Softshelljacke, bequemen Freizeithosen, trendigen Shirts, Adventure- cover Mobility hi!biz hi!school hi!life ECHTZEIT. Auf dem Weg zur Station checkt Andi mobil, wann die nächste Schnellbahn fährt. Ein Coffee-to-go geht sich noch aus! ZWEITE STATION. Andi arbeitet etwas außerhalb des Zentrums, es geht weiter mit der Schnellbahn. FIT INS BÜRO. Gestern hat Andi sein Fahrrad bei der Schnellbahnstation geparkt. schuhen und Rucksack sind sie perfekt gerüstet für ihre individuelle Form der Mobilität. Bei Regen am Fahrrad, Warten am Bahnsteig – kein Problem. Davon waren junge Tokioter schon in den 90er Jahren überzeugt. Die jungen Bürger jenes Landes, in dem bis vor kurzem noch die meisten Autos von den Fließbändern rollten, setzen seither auf „Kuruma Banare“, die Demotorisierung. Inzwischen hat sich daraus ein weltweiter Trend entwickelt, der auch in Deutschland, im Mutterland des Autos, zu messbaren Veränderungen führte. Und selbst in den PS-verliebten USA fährt die junge Generation heute nach Meinung der Marktforscher von J.D. Powers mehr auf Computerchats ab als auf Ford, Jeep und General Motors. „Nein, für Zufall halte ich das nicht“, meint Professor Stefan Bratzel vom Center of Automotive der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch-Gladbach. „Wir haben es hier wohl eher mit dem nicht seltenen Phänomen zu tun, dass ein Produkt irgendwann an Faszination verliert, wenn es zu lange zu erfolgreich ist. Genau das lässt sich im Moment beobachten im Hinblick auf das Verhältnis junger Leute zum Automobil: Das ist offenbar immer weniger emotional und immer mehr rational geprägt.“ Wird aus der jahrzehntelangen Liebesbeziehung nun ein kalkuliertes Zweckbündnis, das sich an Realitäten wie notorisch verstopften Innenstädten, explodierenden Benzinpreisen, nicht mehr vorhandenem Parkraum und hohen Unterhaltskosten messen lassen muss? Indizien für diese These liefert die Studie „Jugend und Automobil 2010“, für die Professor Bratzel und sein Team mehr als 1.100 junge Menschen zwischen 18 und 25 zu ihren Einstellungen und Verhaltensmustern befragten. Danach steht für 20 bis 30 Prozent die reine Funktionalität des Pkw im Vordergrund, während der emotionale Mehrwert zuneh- hi!tech 02|11 18 ■ 19 DIE ZEIT DRÄNGT! GESCHAFFT. Ein Elektroauto der Firma bringt Andi zu einem kurzfristigen Termin. Mit dem Elektroauto geht es nach dem Termin wieder zurück ins Büro. mend in den Hintergrund gedrängt wird. Fast ein Drittel der Befragten wäre nicht bereit, für ein neues Auto auf Urlaubsreisen oder auf eine eigene Wohnung zu verzichten. Für diese Gruppe spielt das Automobil als Statussymbol keine Rolle mehr. „Je jünger die Befragten sind, desto pragmatischer ist ihr Verhältnis zum Auto“, berichtet Prof. Bratzl. Eine ähnliche Sprache sprechen die Ergebnisse der 16. Welle der Jugendtrendstudie Timescout, für die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut T-Factory 1.200 Jugendliche und junge Erwachsene in sechs deutschen Großstädten befragte. Demnach sind 80 Prozent aller Interviewten der Meinung, dass man in der Stadt dank der öffentlichen Verkehrsangebote kein Auto brauche. Folglich fahren rund 45 Prozent der Führerscheinbesitzer zwischen 20 und 29 Jahren kaum Auto. Besonders unter den gebildeteren Jugendlichen verliert das Auto seinen Wert als Statussymbol. So sind lediglich 20 Prozent der Meinung, dass man „mit einem tollen Auto Sabine Nebenführ, ITS magazine bei Freunden besser ankommt“, und nur 40 Prozent sehen das Auto als „besonderen Ausdruck von Individualismus“. Dagegen finden etwa 45 Prozent der Befragten „Leute, die dicke Autos fahren, unsympathisch“, und beinahe 40 Prozent denken, dass „Autos heute nicht besonders angesagt sind“. So eindeutige Veränderungen der Einstellung bleiben selbstverständlich nicht ohne Einfluss auf das individuelle Verhalten, wie die Ergebnisse der zweiten Studie zur „Mobilität in Deutschland“ (MiD) zeigen. Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung befragten das Infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft und das Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in den Jahren 2008 und 2009 fast 50.000 Haushalte. Im Hinblick auf den Modalsplit erwies sich dabei – unabhängig vom Alter der Interviewten – das gute alte Fahrrad als das Verkehrsmittel mit den höchsten Zuwachsraten: Es konnte seinen Anteil an den absolu- Petra Meisel ten Wegen pro Tag einschließlich Wirtschaftsverkehr innerhalb von sechs Jahren um 17 Prozent steigern. Ansonsten waren hier vor allem die nach Lebensalter differenzierten Ergebnisse hochinteressant. So ergab sich in der Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen ein signifikanter Rückgang des Anteils des motorisierten Individualverkehrs (MIV) von 65 auf 57 Prozent. Bei den 25bis 44-Jährigen betrug die Reduktion immerhin noch sechs Prozentpunkte von 71 auf 65 Prozent. Etwas stärker genutzt haben nur die über 60-Jährigen das Auto. Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln zeigt sich das entsprechend umgekehrte Bild. Bei den jüngeren Altersgruppen bis einschließlich 44 stieg die Nutzung um bis zu vier Prozentpunkte, eine leicht rückläufige Tendenz um einen Prozentpunkt war nur bei den über 60-Jährigen zu registrieren. Noch eindeutiger präsentierten sich die Antworten auf die Frage nach der täglichen Nutzung einzelner Verkehrsmittel. So ging bei den 18- bis 24-Jähri- cover Mobility hi!biz hi!school hi!life FEIERABEND. Andi macht EIN TAG GEHT ZU ENDE. Andi sich mit dem Rad auf den Weg zurück in die City. fährt auf zwei Rädern zu einem Essen mit Freunden im Zentrum. gen die Quote derer, die jeden Tag mit dem Auto unterwegs sind, um sage und schreibe zwölf Prozentpunkte auf nur noch 31 Prozent zurück – bei den über 65-Jährigen stieg sie um drei Prozentpunkte auf 27 Prozent. Gleichzeitig wuchs die Anzahl der täglichen Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel bei den Jungen um fünf Prozentpunkte auf 56 Prozent, während sie bei den Älteren um zwei Prozentpunkte auf 24 Prozent sank. Erhebliche Unterschiede ergaben sich auch bei der Entwicklung der Quote von Führerscheinbesitzern: Die reduzierte sich in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen um drei Prozentpunkte auf 74 Prozent – bei den über 65-Jährigen stieg sie um neun Prozentpunkte auf 71 Prozent an. Die Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel stellen sich darauf ein und bauen die Kapazitäten aus. Bis zum Jahr 2020 wird im EU-Raum ein 43-prozentiger Zuwachs der Personenkilometer erwartet. So bestellte die Münchner Verkehrsgesellschaft bei Siemens 21 neue UBahn-Garnituren, um die Intervalle auf einer Hauptstrecke erhöhen zu können. „Handlungsbedarf“ für ihre Kunden aus der Automobilindustrie sieht die internationale Managementberatung Arthur D. Little angesichts der sich weltweit anbahnenden Veränderungen der Prioritäten von Verkehrsteilnehmern. Die Studie „Zukunft der Mobilität 2020“ kommt unter anderem zu folgenden Erkenntnissen: „Der Kunde will zukünftig weniger Geld in Mobilität investieren, zudem sinkt seine Bereitschaft, sich lange an ein Produkt zu binden. Trotzdem steigen seine Anforderungen an Mobilität, Nachhaltigkeit und Innovation.“ Vor diesem Hintergrund schlagen die Consultants den Autobauern vier Geschäftsmodelle für die Mobilität der Zukunft vor, von denen nur noch zwei die hohe Bindung zum Kernprodukt Automobil in den Mittelpunkt stellen: Die beiden anderen „entkoppeln die Mobilität vom Fahrzeugbesitz“. Die Umwelt profitiert von der aktuellen Entwicklung in jedem Fall. Im Bereich der öffentlichen Nahverkehrsmittel wei- sen, so die aktuelle Gesamtbilanz Verkehr des VCÖ, die Straßen-, S- und U-Bahnen die niedrigsten Gesamtemissionen auf. Sie emittieren nur ein Viertel der Gesamtemissionen eines mittleren Autos mit Benzinmotor pro Personenkilometer. Flugzeuge sind die Verkehrsmittel mit den höchsten direkten Emissionen. Auch das Elektrofahrrad wird seinem Ruf als umweltfreundliches Verkehrsmittel gerecht. Die Form unserer Mobilität ist auch ein entscheidender Faktor für den Klimawandel. Von den 2009 emittierten Treibhausgasen entfallen 27 Prozent auf den Verkehr, der als zweitgrößter Emittent die größte Abweichung aller Sektoren vom KyotoKlimaziel aufweist. ■ Mehr Infos ■ ■ ■ ■ ■ ■ siemens.com/mobility www.tfactory.com www.infas.de www.adl.com mobilitaet-in-deutschland.de www.siemens.de/traffic hi!tech 02|11 20 ■ 21 Sparen wird Pflicht Die größten Energieverbraucher in Industriebetrieben werden auf Diät gesetzt – von der EU. In Zukunft dürfen laut einer Verordnung nur noch hocheffiziente Asynchronmotoren verkauft wer- HOHER AMORTISATIONSGRAD. Ein IE2-Motor im Zweischichtbetrieb rechnet sich schon nach ein bis zwei Jahren. Industry Journal, Elisabeth Dokaupil den. Solche Motoren finden sich in Lüftern, Pumpen, Kompressoren, Mühlen oder Walzen, und das in nahezu allen Branchen – von der Chemieindustrie über Werkzeugmaschinenbauer, Druckereien und die Fördertechnik bis hin zur Schiffsindustrie. Das Weltmarktvolumen für Niederspannungsmotoren liegt bei rund sechs Milliarden Euro. Allein in Europa werden jährlich Millionen Stück davon verkauft. Die EU will mit der neuen Verordnung (640/2009) den Energieverbrauch industrieller Elektromotoren reduzieren und damit zu einer Verminderung des Ressourceneinsatzes und zur Erreichung der Klimaschutzziele beitragen. „Aus ökologischer Sicht besitzen die Motoren des Standards International Efficiency 2 (IE2) nur Vorteile. Elektrische Antriebe sind die Basis nahezu jeder industriellen Produktion. Das ist ein enormer Hebel zur Senkung der CO₂Emissionen“, erklärt Jörg Hassmann, Siemens. Aber auch die ökonomischen Vorteile sind beträchtlich. Denn die Betriebskosten der IE2-Motoren liegen aufgrund des niedrigeren Energieverbrauchs deutlich unter denen ihrer Vorgänger. Ein gewichtiges Argument, weil der Energieverbrauch eines Antriebs bis Siemens cover Antriebstechnik hi!biz hi!school hi!life zu 95 Prozent der Lebenszykluskosten ausmachen kann. Hintergrund für die EU-Verordnung ist eine EU-Rahmenrichtlinie aus dem Jahr 2005, in der Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung – das Ökodesign – energiebetriebener Produkte festgelegt wurden, die ein großes Vertriebs- und Handelsvolumen haben und damit bei relativ geringer Kostenbelastung erhebliches Potenzial für positive Umweltauswirkungen bergen. „Elektrische Antriebssysteme waren geradezu prädestiniert für Ökodesign-Vorgaben“, betont Ismo Grönroos-Saikkala, der bei der EU-Kommission als Policy Officer maßgeblich für die Verordnung zuständig ist. „Bei Industriebetrieben, die im Rahmen ihrer Produktionsprozesse Motoren einsetzen, sind Elektromotoren für den Großteil des Elektrizitätsverbrauchs verantwortlich.“ In den Mitgliedsstaaten entfielen auf Antriebssysteme mit solchen Motoren insgesamt rund 70 Prozent des Energieverbrauchs der Industrie, weiß Grönroos-Saikkala. Die Energieeffizienz dieser Antriebssysteme lässt sich kostengünstig um 20 bis 30 Prozent steigern. Einer der wichtigsten Faktoren ist dabei die Nutzung energieeffizienter Motoren. „Allein im Jahr 2005 lag der Stromverbrauch durch Elektromotoren bei 1.067 Terawattstunden. Das entspricht der Emission von 427 Millionen Tonnen CO₂“, weiß Grönroos-Saikkala. „Ohne spezifische Maßnahmen zur Begrenzung des Verbrauchs würde der Wert bis 2020 auf 1.252 Terawattstunden steigen. Mit der neuen Verordnung erhöhen wir die Marktdurchdringung von Technologien zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit von Elektromotoren über die Lebensdauer signifikant.“ Ziel sei es, bis zum Jahr 2020 rund 135 TWh Strom PRODUKTION VON GARNROLLEN. Die neuen Energiesparmotoren werden sich in allen Branchen durchsetzen und bringen hohe Effizienzgewinne. sowie 63 Millionen Tonnen CO₂ einzusparen. Wie sich die Maßnahmen für energiesparende Motoren beispielsweise in der Bundesrepublik auswirken, erläutert Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamts: „Allein in Deutschland könnten bis 2020 ca. 27 Milliarden kWh Strom weniger verbraucht und damit rund 16 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen vermieden werden.“ Das entspricht der Stromproduktion von acht Großkraftwerken mit einer elektrischen Leistung von je 700 Megawatt. Für die Investitionsentscheidung von Unternehmen sind weniger ökologische als Fragen der Wirtschaftlichkeit entscheidend. Doch auch das brauchen die Hersteller der Motoren nicht zu fürchten. „Die IE2-Motoren besitzen einen Wirkungsgrad, der zwei bis sieben Prozentpunkte über dem von IE1-Motoren liegt. Durch den geringeren Energieverbrauch amortisieren sich solche Motoren sehr schnell – trotz etwas höherer Anschaffungskosten“, sagt Jörg Hassmann. „Läuft ein solcher Motor im Zweischichtbetrieb, rechnet er sich über die eingesparten Energiekosten bereits nach ein bis zwei Jahren.“ Diese rasche Amortisation führt aber nicht automatisch zu einer Neuanschaf- fung. Zum einen, weil sich dadurch ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf ergibt. Zum anderen, weil die Berücksichtigung der Total Cost of Ownership und der Lifecycle-Kosten häufig noch nicht im Fokus der Überlegungen von Unternehmen steht. Diese Erfahrungen macht auch Hans-Dieter Pönisch, der in der Motorensparte der Erich Schäfer KG im sauerländischen Siegen (Deutschland) tätig ist, immer wieder. „Obwohl der etwas höhere Anschaffungspreis für die Energiesparmotoren gerechtfertigt ist, haben wir hier eine große Kommunikationsaufgabe zu bewältigen.“ Da der Gesetzgeber nicht viel zur Kommunikation beigetragen habe, liege die Verantwortung bei den Herstellern und Distributoren. Wer umsteigen will, hat derzeit keine Wartezeiten zu befürchten, wenn es sich um Standardmotoren handelt. Für Spezialentwicklungen ist angesichts der erwarteten Nachfrage allerdings ein gewisser Vorlauf erforderlich. ■ Mehr Infos ■ ■ ■ ■ ■ siemens.com/drives siemens.com/automation siemens.com/industryjournal eur-lex.europa.eu www.umweltbundesamt.at hi!tech 02|11 22 ■ 23 cover hi!biz Rechenzentrum hi!school hi!life Grün rechnet sich Was kostet ein Klick ins weltweite Datennetz? Und wie umweltfreundlich und energieeffizient ist unsere Informationsgesellschaft, die ihre Daten nicht mehr auf der Festplatte des heimischen PCs und in Aktenordnern sammelt, sondern dezentral in der Cloud? Die Meinung, das dezentrale Netz habe eine positive Um- Industry Journal, Elisabeth Dokaupil weltbilanz, gilt als überholt. Greenpeace schätzt, dass allein das Internet mit seinen Servern und Rechenzentren bei unveränderten Wachstumsraten im Jahr 2020 einen Energieverbrauch von fast zwei Milliarden Kilowattstunden haben wird – das sei mehr als der Stromverbrauch von Deutschland, Frankreich, Kanada und Brasilien zusammen. Inzwischen sind sich alle einig: Die Datentechnik muss grün werden. Nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch aus ökonomischen: Unternehmen wie Google und Ebay zahlen mehrere Millionen Dollar für ihren Strom – mo- Getty Images / Kim Steele, Strato AG, Siemens natlich. Rajiv Sivaraman, Siemens Building Technologies, weiß, welch enorme Summen durch wenig effiziente Datenzentren monatlich verpulvert werden. „1,5 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs gehen auf ihre Rechnung, mit rasant steigender Tendenz.“ Und das ist völlig unnötig, denn die meisten Rechenzentren arbeiten mit einer Serverauslastung von weniger als sechs Prozent, die Gebäudeauslastung liegt zum Teil bei mageren 50 Prozent. 60 Millionen Kilowattstunden Energie verpuffen dadurch jedes Jahr ungenutzt. Diese Situation lässt sich durch Maßnah- INTERNETDIENSTLEISTER STRATO. Die Klimatisierung der Serverräume wird mit mobilen Wärmebildkameras analysiert. men verbessern, die die sogenannte Energienutzungseffizienz steigern, ein Wert zur Beurteilung der Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit von Datencentern. Dabei setzen die Experten an mehreren Punkten gleichzeitig an: Zur Steigerung der IT-Auslastung werden IT-Konsolidierung, Virtualisierung und IT-Automatisierung eingesetzt. Das Hauptaugenmerk zur Steigerung der Energieeffizienz liegt auf der Kühlung, die durch eine bessere Luftzirkulation nach außen oder durch die Verwendung eines Wasservorwärmers optimiert wird. Die Gebäudearchitektur sollte so konzipiert sein, dass sie optimale Voraussetzungen für einen energieeffizienten Betrieb bietet. Nachhaltigkeit und ressourcenschonende Materialien sind dabei selbstverständlich. Weiters sollte primär erneuerbarer oder lokal produzierter Strom verwendet werden. „Früher konnten unsere Anlagen nach einigen Jahren mit den technischen Neuerungen nicht mehr konkurrenzieren: Ihre Energieeffizienz war gering, die Kosten für Klimatisierung gewaltig“, berichtet Max Alias, Programm-Manager CyberCenter Services bei der KPN-Getronics – einer Tochter des Telekomgiganten KPN –, die Siemens beim Aufbau effizienter Rechenzentren unterstützt. „Wir suchten eine Lösung, die mit den Bedürfnissen unserer Kunden Schritt halten kann.“ Heute sind die Rechenzentren bei KPN modular aufgebaut. Statt der Klimatisierung setzte man auf ein umweltfreundliches, energie- und kostensparendes System des Luftaustauschs (KyotoCooling). Auch die Gebäudetechnik wurde auf Energiesparen getrimmt. Der Berliner Internetdienstleister Strato hat ebenfalls Erfahrungen mit grünen Lösungen. In seinem Rechencenter stehen einander die Server in Reihen gegenüber. Mit Türen an den Enden und einem Dach bilden sie einen sogenannten kalten Gang, in den exakt die benötigte Menge an Kühlluft eingeblasen wird. Die kalte Luft wird von den Servern angesaugt und befördert deren Wärme in den warmen Gang, wo die Server Rücken an Rücken stehen. „Allein mit dieser Maßnahme sparen wir mehr als 30 Prozent Energie im Vergleich zu einem herkömmlichen Rechenzentrum“, so StratoVorstandsvorsitzender Damian Schmidt. Außerdem bezieht das Unternehmen seinen Strom seit dem Jahr 2008 ausschließlich aus Wasserkraft. „Green in IT“ ist der eine Weg. Der andere heißt „Green through IT“, also die Überlegung, inwieweit sich durch den Einsatz intelligenter IT-Systeme Ressourcen sparen lassen, zum Beispiel in der industriellen Produktion. „Wenn etwa ein Unternehmen Steuerungssoftware einbaut, die den Betrieb nach Bedarf reguliert, spart das enorm viel Strom“, weiß Martin Streibel vom Deutschen Energieinstitut in Berlin. In der Industrie sind beide Konzepte inzwischen angekommen. Das bestätigt die Studie „Green IT. Mehr als eine Modeerscheinung“ von Deutsche Bank Research und dem Green-IT-Beratungsbüro des Branchenverbands BITKOM. 54 Prozent kennen die Konzepte. Allerdings sieht sich nur etwa ein Viertel der Unternehmen dazu gezwungen, Green-ITProjekte umzusetzen. 43 Prozent scheuen das Investitionsrisiko. „Best-PracticeBeispiele können in der Praxis helfen, die Komplexität der angedachten Projekte transparent zu machen“, schlussfolgern die Autoren der Studie. ■ Energieeffizientes Rechenzentrum Neben einem mehrstufigen Sicherheitskonzept, maximalem Brandschutz und optimaler Energieversorgung ist das neue Siemens-Rechenzentrum in Wien-Floridsdorf so grün wie möglich: Während früher 21 Grad Raumtemperatur Usus waren, sind es hier 27 Grad. Jedes Grad höher bringt eine Energieeinsparung von zirka drei Prozent. Hinzu kommen eine strikte Einhaltung des Prinzips Kaltgang/Warmgang, verschiedene Einbauvarianten des IT-Equipments sowie eine energieeffiziente Kälteanlage auf dem Dach. Alles in allem eine der modernsten IT-Anlagen in Europa. Mehr Infos ■ www.siemens.com/buildings ■ siemens.at/it-solutions hi!tech 02|11 24 ■ 25 Der Wind frischt auf Der Umstieg ist möglich. Beinahe 80 Prozent des Weltenergiebedarfs könnten bis 2050 aus regenerativen Energiequellen erzeugt werden, dies schließt der Weltklimarat IPCC aus einer Studie. Die Windkraft allein kann bereits 20 Prozent zu einem zukünftigen erneuerbaren Energiemix beitragen. Global betrachtet macht die Windkraft derzeit nur 0,2 Prozent der Energieerzeugung aus und deckt damit rund zwei Prozent des Strombedarfs – ein Prozentsatz, der rasch steigen wird. Die Wirtschaftskrise konnte den Trend zur Windkraft auf lange Sicht nicht stoppen. Ende 2010 waren Windkraftwerke mit einer Leistung von rund 195 Gigawatt installiert, 35 Gigawatt mehr als ein Jahr zuvor. Für 2011 rechnet das Global Wind Energy Council mit weiteren 40 Gigawatt. Eugen Juen Siemens Am schnellsten entwickelt sich die Windenergie in China, wo sich seit 2005 die installierte Windleistung jährlich verdoppelt hat. Mit einer Gesamtkapazität von 42 Gigawatt hat China die USA mit 40 Gigawatt überholt, allein letztes Jahr wurden 16,5 Gigawatt neu errichtet. Auf den Plätzen: Deutschland mit 27, Spanien mit 20 und Indien mit 13 Gigawatt. Dass es aber nicht allein auf die Größe der Anlagen ankommt, beweist Spanien mit einer etwa im Vergleich zu Deutschland jüngeren Generation von Windkraftwerken: Mit weniger installierter Gesamtleistung konnte Spanien 2010 – auch aufgrund günstiger Windverhältnisse – deutlich mehr Strom produzieren als Deutschland (knapp 43.000 Gigawattstunden) und damit 16,4 Prozent des landesweiten Strombedarfs abdecken. In Deutschland waren es 36.500 Gigawattstunden oder 6,2 Prozent des Stromverbrauchs im Land. Auf die Größe des Landes bezogen bleibt freilich Dänemark führend. Nirgendwo wird pro Kopf mehr Windenergie erzeugt. Großes Potenzial zum weiteren Ausbau der Windkraft bietet Südosteuropa. Besonders jene Länder, deren Energiebedarf sich in den nächsten Jahren mit der steigenden Wirtschaftsleistung stark erhöhen wird, haben Grund, auf regenerative Energie zu setzen. In Kroatien waren Ende 2010 nur 89 Megawatt Windkraft installiert, in Ungarn 295, in der Slowakei nicht mehr als 3 Megawatt. Länder wie Bulgarien oder Rumänien haben in den letzten Jahren schon etwas mehr Wind gemacht, auch die Türkei baute zuletzt kräftig aus. „Die Prognosen sehen für 2015 einen Markt für regenerative Energie von etwas mehr als sieben Milliarden Euro für den südosteuropäischen Raum“, sagt Heinrich Haumer, Leiter des Bereichs Renewable Energy für den CCERaum bei Siemens. „Davon wird der größte Teil auf die Windenergie entfallen.“ Der Ausbau der Windkraft legt an Dynamik zu, weil sie von den neuen sauberen Energiequellen technisch am besten ausgereift und am wettbewerbfähigsten ist. Katastrophen wie jene im japani- cover Windenergie hi!biz hi!school hi!life OFFSHORE-WINDPARK IM AUFBAU. Das Potenzial der Windenergie auf offener See in Europa wird auf 100 GW geschätzt. Nur zwei Prozent davon sind bislang genutzt, zahlreiche Großprojekte in der Pipeline. schen AKW Fukushima, kontinuierlich steigende Erdölpreise, die globale Verpflichtung, CO₂-Emissionen drastisch zu reduzieren, und die Vorgaben der EU, bis 2020 ein Fünftel der Energieerzeugung auf erneuerbare Energiequellen umzustellen, werden diese Entwicklung noch weiter beschleunigen. „Mit einem Auftragsbestand von mehr als zehn Milliarden Euro und dem schnellen Ausbau unseres internationalen Fertigungsnetzes sind wir bestens aufgestellt, um bis 2012 einer der drei weltweit führenden Anbieter für Windenergieanlagen zu werden“, betont Wolfgang Dehen, Weltchef Siemens Energy. Besonders attraktiv für den Bau von Windkraftanlagen sind Küstengebiete. Die Vorteile von Offshore-Windkraftwerken liegen auf der Hand: Am Meer herrschen stärkere und gleichmäßigere Luftströmungen als im Binnenland. Allerdings stellen sowohl die Errichtung als auch der Betrieb dieser Anlagen auf hoher See besondere Ansprüche an die mächtigen Windmaschinen. Je weiter von der Küste entfernt, je tiefer der Meeresboden, je rauer die Umgebung, desto größer die Belastung für die Technik. Eine gewaltige Aufgabe – vom Transport über die Errichtung, den Anschluss an das Netz bis hin zu Service und Wartung. Daher wird auch in allen Bereichen an der Weiterentwicklung der Technologie gearbeitet, von der zunehmenden Industrialisierung der Errichtung von Offshore-Anlagen bis zu intelligenten Sensorsystemen zur Überwachung der Anlagen. Zu den derzeit spannendsten Forschungsprojekten gehören schwimmende Windkraftwerke, wie sie Siemens gemeinsam mit dem norwegischen Energieunternehmen Statoil entwickelt und die für die Windenergie noch einmal neue Territorien erobern könnten. Ein erster Prototyp ist bereits an der norwegischen Küste in Betrieb. Herzstück ist ein 120 Meter langer Schwimmkörper aus Stahl, Beton und Ballasttanks, der die Konstruktion so tief hinunterzieht, bis ihr Schwerpunkt weit genug unter der Wasseroberfläche liegt. So sollen hi!tech 02|11 26 ■ 27 ROTORBLÄTTERPRODUKTION. Aus einem Guss Die Dimensionen sind enorm: 52 Meter lange Rotorblätter für riesige Windräder, jeweils 16 Tonnen schwer, werden in Dänemark von Siemens produziert. Jedes Blatt muss während seiner 20-jährigen Lebenszeit ohne nachträgliche Neuausrichtung stets die vom Kunden geforderte Performance erreichen. Vor einigen Jahren wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem die Flügelblätter geschlossen und in einem Stück produziert werden können. Mit der sogenannten IntegralBladeTechnologie kommt die Fertigung ohne Klebstoffe aus. Der Flügel hat keine Nahtstellen, die Halle ist immer sauber, die MitarbeiterInnen werden keinen Dämpfen ausgesetzt. Die Flügel werden in Schalen gebacken, die zuvor mit Fiberglas, einem Faser-Kunststoff-Verbund, ausgelegt wurden. Die Rotorblätter enthalten kein problematisches PVC und stellen nach ihrer 20-jährigen Lebenszeit auch kein Abfallproblem dar. Sie bestehen zu 90 Prozent aus diesem wiederverwertbaren Stoff. Insgesamt werden in die langen Flügel bis zu zwölf Tonnen Fiberglas eingelegt. Zur Verstärkung kommt eine Innenlage aus Holz zwischen die Kunststoffbahnen. Der Innenraum wird mit Lufttaschen ausgefüllt. Dann bahnen sich mehrere Tonnen flüssiges Epoxidharz den Weg zwischen Taschen und Fiberglas und verbinden beide Flügelseiten gleichmäßig. Nun wird alles bei 70 °C für acht Stunden gebacken. Mit dieser Technik benötigt man vom Rohbau bis zum Backen statt einiger Tage nur noch 48 Stunden. Danach wird der Flügel justiert, weiß lackiert und dreht sich einige Wochen später in einem Windpark. Eugen Juen, Pictures of the Future Die Zutaten Fiberglas, Holz und Epoxidharz backen bei 70 Grad für rund 48 Stunden. Schwankungen auch bei hohem Wellengang vermieden werden. Damit die Plattform nicht abtreibt, wird sie mit flexiblen Stahlseilen auf dem Meeresboden verankert. Die Forscher hoffen, auf diese Weise Windräder bei Tiefen bis zu 700 Meter sicher installieren zu können. Es sind gewaltige Anlagen, die rund um Europa in das Meer gebaut werden, vor allem in Großbritannien und in den skandinavischen Ländern. Auch in Deutschland setzt man verstärkt auf Offshore-Windparks. Insgesamt wird das Potenzial der Windenergie auf offener See in Europa auf 100 Gigawatt geschätzt, nur zwei Prozent davon sind bislang genutzt. Die European Wind Energy Association (EWEA) geht davon aus, dass bis 2020 bis zu 40 Gigawatt installierte Offshore-Leistung umsetzbar sind. Und selbstverständlich sind auch vor den Küsten der USA und Chinas noch gewaltige Potenziale zu heben. Ein Ende des Booms bei OffshoreWindkraft ist also nicht abzusehen. Mehrere Großprojekte sind in der Pipeline, zuletzt erhielt Siemens, Marktführer im Offshore-Geschäft, den Auftrag für den Siemens Offshore-Windpark Borkum Riffgrund. Hier werden 55 Kilometer vor der deutschen Nordseeküste 89 Windturbinen mit einem Rotordurchmesser von 120 Metern in Wassertiefen von bis knapp 30 Metern aufgestellt. Mit einer Leistung von 320 Megawatt wird der Windpark ab 2014 sauberen Strom für bis zu 330.000 Haushalte liefern. Auch wenn die Energiegewinnung mittels sauberer Windkraft auf hoher See ob ihres riesigen Potenzials und ihrer technischen Dimensionen besonders faszinierend ist: An Land sind die Perspektiven für die Windenergie um nichts schlechter. In Deutschland etwa könnten 65 Prozent des Strombedarfs durch Onshore-Windenergie erzeugt werden, so das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik, die im April dieses Jahres vorgestellt wurde. Dafür müssten gar nicht im ganzen Land Windräder aufgestellt werden. Zwei Prozent der Fläche Deutschlands würden ausreichen, wenn man 3-MW-Anlagen mit einer durchschnittlichen Nabenhöhe von 100 Metern aufbaut. cover Windenergie hi!biz hi!school hi!life WINDTURBINE BEI DER MONTAGE. Der Rotor überträgt die Umdrehungen auf Antriebswelle und Getriebe, das die Drehkraft auf den Generator umsetzt. Auch in Österreich gibt es – etwa im Weinviertel oder im Nordburgenland – ausreichend Regionen mit beinahe perfekten Klimabedingungen für die Errichtung von Windkraftwerken. Anfang 2011 waren landesweit 625 Windräder mit einer Gesamtleistung von 1.011 Megawatt am Netz, die jährlich rund 2.100 Gigawattstunden Strom produzieren, den Bedarf von rund 600.000 Haushalten. Die österreichische IG Windkraft hat errechnet, dass eine Verdoppelung der derzeit installierten Leistung nötig ist, um die Stromimporte in der Größenordnung des Jahres 2010 (und damit auch Atomstrom) zu ersetzen. In diesem Jahr werden voraussichtlich neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von 120 Megawatt errichtet: „Man müsste aber die Ausbaugeschwindigkeit früherer Jahre wieder erreichen, mit rund 200 Megawatt pro Jahr“, sagt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Der Fortschritt in den letzten Jahren hatte auch Auswirkungen auf die Kosten der großen Windmaschinen. Seit 1990 sind die Preise für Windenergieanlagen um mehr als 30 Prozent gesunken – bei erheblicher Steigerung der Effizienz. Die ersten Windkraftwerke der 1980er Jahre erreichten eine Nennleistung von 55 Kilowatt und einen Ertrag von 35.000 Kilowattstunden pro Jahr. Inzwischen leisten großen Anlagen 6.000 kW und mehr, liefern rund 20 Millionen kWh Strom, laufen nicht nur viel effizienter, sondern auch leiser und ruhiger, sind außerdem besser in das Stromnetz zu integrieren. Die getriebelosen Windturbinen von Siemens gehören zu den jüngsten tech- nischen Innovationen am Markt. Normalerweise übersetzt ein Getriebe die niedrige Drehzahl des Windrotors in die hohe Drehzahl zur Stromerzeugung. In der getriebelosen Anlage übersetzt ein mit Permanentmagneten erregter Synchronmotor die Rotorbewegung direkt in elektrische Energie, was die Effizienz der Anlage wesentlich erhöht. Das heißt: mehr Leistung bei geringerem Gewicht, halbierter Komponentenanzahl und – aufgrund der geringeren Anzahl an rotierenden Teilen – weniger Wartungsaufwand, was wiederum die Rentabilität steigert. In Dänemark und Norwegen sind bereits getriebelose Windturbinen mit einer Leistung von drei Megawatt und einem Rotordurchmesser von 101 Metern im Einsatz, für das Windkraftwerk Bison in den USA wurden fünfzig dieser neuen Turbinen bestellt. Inzwischen ist ein zweites Modell dieser neuen Generation von Windturbinen vorgestellt, eine 2,3-MW-Maschine mit einem Rotordurchmesser von 113 Meter, optimiert für den Einsatz auch bei niedrigeren Windgeschwindigkeiten. Eine 6-MW-Turbine gleicher Bauart soll in Kürze folgen. Bei der neuen 2,3-MWTurbine kommt außerdem ein neues, 55 Meter langes Rotorblatt zum Einsatz, das B55-Quantum-Blade, das sowohl die Windausbeute am Blatt steigert als auch den Geräuschpegel weiter senkt. Mit dem technischen Fortschritt rückt ein weiterer interessanter Aspekt für den Ausbau der Windenergie ins Blickfeld: Repowering – der Austausch älterer Windkraftwerke durch neue, leistungsstärkere und effizientere Anlagen. Doppelte Leistung, dreifacher Stromertrag bei halber Anlagenzahl auf der gleichen Fläche, lautet die gängige Formel. Das heißt auch, dass es nicht unbedingt mehr Windräder braucht als heute, um mehr sauberen Strom zu erzeugen. Schon eine Effizienzsteigerung bringt sehr viel. ■ Mehr Infos ■ ■ ■ ■ ■ ■ siemens.com/powergeneration www.statoil.com www.ewea.org www.thewindpower.net www.igwindkraft.at www.ipcc.ch GETRIEBELOSES WINDRAD. Die Rotorbewegung wird direkt in elektrische Energie umgesetzt. Die Effizienz der Anlage erhöht sich, und der Wartungsaufwand sinkt. hi!tech 02|11 28 ■ 29 ZUSAMMENSPIEL. Systeme und Anlagen in der Logistik, im Gebäudemanagement oder in der Energieerzeugung sammeln wertvolle Daten. XXXXXXXX XXXXXX. Der hohe komplexen Infrastruktur lässt Energieverlässt Energieverbrauch sich. Wissen ohne Grenzen Unser digitales Wissen steigt jede Sekunde. Bis zum Jahr 2020 soll dieses Daten-Universum 44mal so groß sein wie 2009. Die Grenze von einer Milliarde Terabytes, die Zettabytes, haben wir bereits 2010 übersprungen. Viele dieser digitalen Informationen sind sichtbar: in Homepages, sozialen Netzwerken oder E-Mails. Weitaus weniger offensichtlich ist das explosionsartige Wachstum der Daten, die von Maschinen erzeugt werden, etwa durch die Messwerte unzähliger Sensoren und den Datenaustausch von Chips, die immer kleiner und leistungsfähiger werden. Viele dieser Bits und Bytes entstehen in Fabriken, bei der Herstellung und dem Transport von Gütern, in Gesundheits-, Verkehrs- und Gebäudemanagement- Pictures of the Future, Elisabeth Dokaupil systemen, Energieanlagen oder Datenbanken der Finanzwelt. „All diese Systeme werden sehr schnell immer datenintensiver“, erklärt Mathaeus Dejori, Siemens. „In fünf Jahren werden bereits mehr Daten von Maschinen erzeugt werden als von menschlichen Anwendern.“ Hardware wird austauschbar. Den eigentlichen Mehrwert liefert die Software – ob eigenständig oder eingebettet wie in vielen Produkten, vom Gebäudemanagementsystem bis zum medizinischen Scanner. Das mittlerweile tiefe Verständnis der komplexen Anwendungen – von der Funktionsweise eines Kraftwerks oder eines Stahlwerks bis zu den Prozessen in einer Klinik – treibt die Entwicklung dieser Software voran. Findet man Wege, wie sich die Tag für Tag erzeugten Daten aus all diesen Spezialbereichen intelligent auswerten lassen, so kann man eine fast unendliche Vielfalt von Dienstleistungen entwickeln. Dazu muss man allerdings die Informationen in nutzbares Wissen umwandeln. Siemens Ein Beispiel, wo das schon funktioniert, sind fossil befeuerte Kraftwerke. Siemens hat weltweit etwa 9.000 Gasturbinen bei Kunden installiert. Bei jeder davon können rund 2.500 Messparameter erfasst und analysiert werden. Damit lassen sich nicht nur die wichtigsten Betriebsparameter von Turbinen verfolgen, sondern ihr gesamter Lebenszyklus. Man verfügt über Daten aus der Konstruktion, Messwerte im Betrieb und bei der Wartung. Auf diese Weise können Ereignisse schneller und präziser erkannt oder sogar vorhergesagt und darauf reagiert werden. Beim Kraftwerk im bayerischen Irsching, das mit der neuen 375-Megawatt-Gasturbine ausgestattet ist, wurde ein Weltrekord-Wirkungsgrad von über 60 Prozent erreicht. Dazu beigetragen haben ausgeklügelte Algorithmen, die pro Sekunde nicht nur Tausende von Parametern und ihre Wechselwirkungen berücksichtigen, sondern auch Modelle für die Abläufe zwischen den Messungen cover Daten hi!biz hi!school hi!life berechnen. Die Siemens-Algorithmen simulieren dynamisches Verhalten und haben damit die gesamte Anlagendynamik im Griff. Das System lernt, welche Lösungsansätze vielversprechend sind, und entwickelt dann eine optimierte Steuerungsstrategie. Es entscheidet also autonom, wie die Steuerung der Anlage optimiert werden kann. Weil das System immer weiter lernt, ist es durchaus möglich, dass die Effizienz der Turbine noch steigt. Die Erkenntnisse können dann auch für andere Siemens-Turbinen verwendet werden. Inzwischen ist jede wichtige Anlage von Siemens – von Fertigungsanlagen über medizinische Geräte bis hin zu Zügen und Turbinen – mit einem geschäftsspezifischen Segment einer gemeinsamen Plattform zur Fernwartung verbunden, mit der ein sehr sicherer Datenaustausch garantiert ist. Die Fernwartungsplattform verbindet mehr als 135.000 Systeme mit einem Datenvolumen von mehr als vier Terabyte im Monat. Eigene Techniken helfen, die enormen Datenmengen zu bewältigen, die etwa in der Automobilbranche zwischen Lieferanten und Herstellern ausgetauscht werden. Ziel ist es, dass Softwareagenten an virtuellen Märkten agieren, verhandeln und zusammenarbeiten, um die gesamten Planungs-, Verwaltungs- und Lieferprozesse zu optimieren. Damit können dann individuellere, auf den Kunden abgestimmte Fahrzeugtypen noch schneller hergestellt werden. Kollektive Intelligenz kann auch die immensen Datenmengen nutzbar machen, die im Gesundheitssystem entstehen. Das Kliniknetz MedCentral Health System in Ohio verwendet die SiemensSoftware Soarian, um wichtige Informationen aus den Daten der elektronischen Patientenakte zu filtern: Laboruntersuchungen, Diagnosen und sogar diktierte Befunde sind dort gespeichert. Die Software analysiert die Behandlungsqualität, indem sie Behandlungsschritte mit den aktuellsten klinischen Richtlinien abgleicht. Schon jetzt konnte die Zeit für die Datenauswertung dank der Software von mehreren Monaten auf zwei Wochen gesenkt werden, und bald wird das Pro- gramm fast in Echtzeit arbeiten und den Weg für schnellere Entscheidungen und eine bessere Soforthilfe ebnen. Parallel zur Auswertung der Informationen aus den Anlagen suchen Systeme zusätzlich Informationen im Internet, um Daten zu vergleichen und daraus Wissen zu generieren. Im Rahmen des EU-Projekts „Large Knowledge Collider“ haben Siemens-Forscher eine Suchtechnologie entwickelt, die in Dokumenten inhaltliche Verweise auf Gene aufspürt. Dann wird eine Art grafische Wolke von Genen und deren Beziehungen zu Krankheiten aufgezeichnet. Nach einer Lernphase haben die Algorithmen des Systems, das auch Bedeutungszusammenhänge erkennen kann, 40.000 Texte analysiert und dabei rund 4.800 Beziehungen zwischen Genen und Krankheiten entdeckt. Dabei wurde ein Zusammenhang zwischen einem Gen und der Alzheimer-Erkrankung entdeckt. Auch für Großstädte kann kollektive Intelligenz enorme Vorteile bringen, etwa zum besseren Management, zur Erhöhung der Sicherheit und Treibstoffersparnis im Verkehr. So werden Autos in Zukunft in Abständen von einigen Mikrosekunden Daten mit den Ampelsteuerungen austauschen können. In Houston, Texas, könnte ein solches Pilotprojekt demnächst zu einem voll vernetzten Verkehrsmanagement führen. Rund 17.000 der 30.000 Forscher und Ingenieure von Siemens haben mit Softwareentwicklung zu tun. Und die Bedeutung der IT wird ständig weiter zunehmen. Unternehmen, die es in Zukunft schaffen, Wissen aus ihren Daten zu erzeugen und optimal einzusetzen, werden auf den Märkten von morgen erhebliche Wettbewerbsvorteile haben. ■ Mehr Infos DIE STEIGENDEN DATENMENGEN werden völlig neue Services ermöglichen. ■ www.siemens.com/innovation ■ siemens.de/pof hi!tech 02|11 30 ■ 31 cover Angiographie hi!biz hi!school hi!life ist für uns der Bewegungsfreiraum für Untersuchungen, die über die Kopf-/ Halsgefäße erfolgen, und eine Software für Auswertung und Befundung angeborener Herzfehler. Für die Beurteilung komplexer Fehlbildungen ist die Rotationsangiographie besonders hilfreich, die das Herz bei einer einzigen Kontrastmittelinjektion in mehreren Ebenen zeigt. Die Siemens-Anlage hat nahezu alle unsere Anforderungen erfüllt. Ein Herz für Kinder Perkutan, also über Gefäßzugänge in der Leiste, lassen sich Herzfehler bei Kinden mit minimalinvasiven Eingriffen behandeln, berichtet Prof. Dr. Ina Michel-Behnke, Leiterin der Kinderkardiologie an der MedUni Wien. Das neue Herzkatheterlabor schafft dafür die besten Voraussetzungen. Welchen Altersgruppen gehören die Kinder an, die von Ihnen behandelt werden? Wir behandeln Kinder vom Neugeborenen- bis zum Erwachsenenalter. Sogar Frühgeborenen können wir therapeutische Interventionen anbieten. Viele der Neugeborenen, die zu uns kommen, haben kritische Herzfehler. In diesen Fällen stellt eine Herzkatheterintervention eine lebensrettende Behandlung dar. Mit welchen Krankheitsbildern sind Sie konfrontiert, und welche Eingriffe nehmen Sie vor? Beispiele für Herzkatheterinterventionen sind unter anderem der Verschluss eines Defekts (Loch) zwischen den kleinen und großen Herzkammern mittels Implantaten (Schirmchentechnik), die Aufweitung von Herzklappen oder verengten Blutgefäßen mittels Ballondilatation und das Einsetzen von Gefäßstützen (Stents). Sogar Herzklappen können mit- Elisabeth Dokaupil Siemens tels Kathetertechnik implantiert werden – sichtbar bleibt davon nach dem Eingriff nur ein kleiner Schnitt von wenigen Millimetern in der Leiste. In der Vergangenheit waren viele Herzfehler nicht heilbar. Heute kann man sagen: Die Blue Babys werden erwachsen. Das heißt, dass viele der Patienten mit guter Lebensqualität das Erwachsenenalter erreichen. Welche besonderen Anforderungen gibt es bei der Arbeit mit Kindern? Die interventionelle Kinderkardiologie hat sich aus den Erfahrungen bei Erwachsenen entwickelt. Kinder haben jedoch zusätzlich besondere Bedürfnisse. Dazu zählen vor allem die intensivmedizinische Überwachung oder die Untersuchung im Tiefschlaf ohne mechanische Beatmung, sogenanntes Minimal Handling. Die Herzkatheteranlage muss auch die schnelle Herzfrequenz bei Kindern berücksichtigen. Besonders wichtig Wie sieht es mit der Strahlenbelastung aus, auf die Kinder besonders empfindlich reagieren? Mit unserer Anlage kann die Strahlenbelastung bis zu 90 Prozent reduziert werden. Die integrierten Algorithmen beinhalten die automatische Anpassung der Filterstärke. Eine gepulste Durchleuchtung sowie die ständige Verfügbarkeit der Dosiswerte auf dem Display tragen zusätzlich zu einer Verringerung der Strahlenbelastung bei. Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Arbeit? Als vorrangig interventionell tätige Kinderkardiologin sehe ich auch künftig einen festen Platz für eine Cardangiographie, wenngleich die Möglichkeiten mittels Magnetresonanz immer besser werden und irgendwann eine Katheterisierung ohne Strahlenexposition routinemäßig möglich sein wird. Ich wünsche mir Weiterentwicklungen von Implantaten, die biologisch abbaubar sind, was dem wachsenden Organismus eines Kindes entgegenkommt. Und ich wünsche mir, dass sich die Industrie weiterhin für herzkranke Kinder interessiert, diese am Fortschritt teilhaben lässt und uns mit besonderen Instrumentarien, aber auch Großgeräten unterstützt. ■ Mehr Infos ■ www.meduniwien.ac.at ■ www.siemens.at/healthcare hi!tech 02|11 32 MEHR WIRKUNGSGRAD DURCH SUPRALEITER Hochtemperatursupraleiter können die Verluste von Motoren und Generatoren auf die Hälfte reduzieren. Jetzt soll dieser Effizienzvorteil auch bei Kraftwerksgeneratoren erreicht werden. Siemens arbeitet dazu mit dem Karlsruher Institut für Technologie zusammen. Ziel: Wirkungsgradsteigerung um 0,5 Prozentpunkte auf 99,5 Prozent. siemens.com/innovation; siemens.com/energy New s-Snack IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll SCHNELL STROM TANKEN BEWEGUNGSENERGIE LED-BEAMER Doppelt so schnell wie bisher geht das Aufladen von Elektroautos mit einer neuen Ladesäule von Siemens. Charge CP700A kann Elektrofahrzeuge mit verschiedenen Leistungen versorgen. Per Bildschirm wird man komfortabel durch den Ladevorgang geführt. siemens.com/energy Ein wenige Zentimeter großes Feder-Masse-System nutzt piezoelektrische Materialien zur Stromerzeugung. Der Energy Harvester wandelt Bewegungen in Strom mit mehreren Milliwatt Leistung um. siemens.com/innovation Brillante Bilder mit hohem Kontrast und hoher Farbsättigung – LEDBeamer brauchen weniger Strom und halten mit 30.000 Stunden mehr als siebenmal so lange wie konventionelle Lampen. www.osram.de Ursula Grablechner Siemens, TU Wien Christina Lehner SUPERCOMPUTER Möglichkeiten für neuartige Supercomputer sehen Wissenschaftler durch eine neu entwickelte Methode, die es erlaubt, die Schwingungsrichtung von Licht mit einer ultradünnen Halbleiterschicht gezielt zu kontrollieren und beliebig zu drehen. www.tuwien.ac.at N e w s hi!school H o ch w a s s e r p r o g n o s e Kontrolle von Schutzdämmen Mit dem Projekt „UrbanFlood“ will die Europäische Kommission die internetbasierte Überwachung der Schutzdämme gegen Hochwasser fördern. Ein internationales Konsortium, an dem Siemens beteiligt ist, entwickelt derzeit neue Technologien für den Hochwasserschutz, um ein globales Überwachungssystem zu schaffen. Die wichtigsten Elemente sind Sensoren und eine lernende Software. Der Versuchsdeich des Konsortiums befindet sich in der Nähe von Bad Nieweschans an der deutsch-holländischen Grenze. Dort führen Experten Deichbruchexperimente durch, die für die Kalibrierung des Systems benötigt werden. Sensoren, die im Deich vergraben sind, messen regelmäßig Wasserhöhe und -druck, Feuchtigkeit und Temperatur und funken die Daten über das Internet an einen angeschlossenen Server. Social Media Sicheres Internet „gefällt mir“ Sensoren im Deich messen Wasserhöhe, Wasserdruck, Feuchtigkeit und Temperatur. Bei Social Media Services ist Internetsicherheit ein heikles Thema. In Mash-ups werden Inhalte und funktionelle Komponenten aus unterschiedlichen Quellen in einer Webseite kombiniert – wie „gefällt Studie IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Strategische Bedeutung von Innovationen #SBTJMJFO *OEJFO $IJOB #*$ 4UBBUFO 4UBBUFOSFJGFS 8JSUTDIBGUTTZTUFNF 5PQ1SJPSJU¼U 5PQ 1SJ 1 JPSJU¼ 1S JPSJU¼U 5PQESFJ1SJPSJU¼U 5PQ[FIO1SJPSJU¼U LFJOF1SJPSJU¼U ZUR INNOVATIONSGROSSMACHT hat sich China,die ehemalige Werkbank der Welt, in den vergangenen Jahren entwickelt. 1,5 Millionen Forscher arbeiten derzeit in China, und die 750 Universitäten des Landes liefern jährlich einen gewaltigen Nachschub. In einer „Sandbox“ können böswillige Programme keinen Schaden anrichten. mir“ bei Facebook oder eine Karte von Google Maps. Für den Nutzer ist dies oft nicht erkennbar, es drohen unerlaubter Zugriff auf persönliche Daten oder Überwachung des Surfverhaltens. Das Projekt WebSand will davor schützen. Ein Sicherheitsmodul soll alle eingebetteten Anwendungen in einem sicheren Modus ausführen. Der potenziell böswillige Programmcode läuft beim Aufrufen einer Webseite in einer sogenannten Sandbox ab. siemens.com/innovation IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllll For schung »Eine Erfolgskontrolle der Behandlung von Knorpelschäden ist derzeit nur mit dem 7-TeslaMR möglich.« PROF. SIEGFRIED EGFRIED TRATTNIG RATTNIG Exzellenzzentrum enzzentrum für Hochfeld-MR, ochfeld-MR, MedUni edUni Wien hi!tech 02|11 34 ■ 35 hi!touch hi!biz hi!school Hybridautos hi!life Gemischtes Doppel Eine neue Generation von Hybridautos kommt auf den Markt. Plug-in-Hybride und Range Extender wollen die Lücke zum rein elektrischen Auto schließen und niedrigsten Verbrauch plus gewohnte Reichweiten bieten. Die aktuellen Hybridautos sind im Grunde die kleine Lösung: Ob ein Prius von Toyota, der Klassiker unter den Hybridautos mit Nickel-Metallhydrid-Batterie, oder der neue Q5 Hybrid von Audi mit Markus Honsig Opel Lithium-Ionen-Batterie, der Ende des Jahres auf die Straße kommen wird: Mehr als zwei, drei Kilometer weit kommt man im rein elektrischen Modus keinesfalls. Und auch das nur bei gebremster Geschwindigkeit. Was nicht nur an den Speicherkapazitäten der Batterien liegt, sondern daran, dass der Strom fürs Fahren aus dem Fahrbetrieb gewonnen wird, vor allem durch die Rückgewinnung von Bremsenergie, die Rekuperation. Elektrisch fahren ist nicht der eigentliche Zweck dieser Vollhybriden, ebenso wenig wie der milden Hybriden, die von vornherein nicht rein elektrisch unterwegs sein können. Der zusätzliche Elektromotor soll vor allem dazu dienen, den Verbrauch des Autos zu reduzieren. Dies gelingt umso besser, je größer und schwerer das Auto ist. Das Mehrgewicht von Batterie und Elektromotor erhöht das ohnehin schon stattliche Gesamtgewicht im Verhältnis weniger, der Verbrauchsvorteil kann dann besser greifen. Deshalb werden solche Hybridsysteme vor allem auch in großen SUVs oder Limousinen eingesetzt. Jüngstes Beispiel: Der eben vorgestellte Porsche Panamera S Hybrid verbraucht im Normdurchschnitt gerade einmal 7,1 Liter Benzin. Das ist für einen lupenreinen Sportwagen mit 333 PS starkem Sechszylinder-Benzin- plus 47 PS starkem Elektromotor schon ein sehr sauberer Wert, selbst wenn man in der Praxis vielleicht noch ein, zwei Liter dazurechnen HAUPTSÄCHLICH ELEKTRISCH. Im Opel Ampera produziert ein Verbrennungsmotor (oben) Strom für den Elektromotor. Unten die t-förmig angeordneten Lithium-IonenAkkus mit einer Kapazität von 16 kWh. OPEL AMPERA. Für die Räder ist ein 150 PS starker Elektromotor zuständig, der zusätzliche Benziner treibt als Range Extender einen Generator zur Stromerzeugung an. sollte. Ob Prius oder Porsche – im Vergleich zu einem modernen Dieselmotor bleibt der Fortschritt in überschaubaren Dimensionen, abhängig natürlich vom Einsatzzweck: In der Stadt kann ein konventionelles Hybridauto seinen elektrischen Anteil besser ausspielen als über Land und auf der Autobahn. In Zukunft wird dieser Anteil noch weiter erhöht werden. Der Verbrennungsmotor wird nur noch eine (wenn auch unverzichtbare) Nebenrolle spielen – als Garant für eine Lösung des Reichweitenproblems der reinen Elektroautos. Dazu kommen in nächster Zeit zwei technische Konzepte auf den Markt, die sich aus entgegengesetzter Richtung dem Thema Hybrid annähern: der Plug-inHybrid mit Steckdose zum externen Aufladen der Batterien kommt vom konventionellen Vollhybrid, der Range Extender vom Elektroauto. Entsprechend unter- schiedlich sieht das Zusammenspiel von Verbrennungs- und Elektromotor aus. Seit knapp zwei Jahren hat Toyota in ausgewählten Großstädten Testflotten des Prius Plug-in laufen. Vom normalen Prius unterscheidet dieses Auto im wesentlichen die Anschlussmöglichkeit an eine Steckdose und Lithium-Ionen-Batterien statt NiMH-Batterien, die rund doppelt so stark sind und innerhalb von neunzig Minuten aufgeladen werden können. Damit vergrößert sich die elektrische Reichweite auf 20 Kilometer, was immerhin einer Verzehnfachung des aktuellen Stands entspricht und im Alltag oft ausreichen wird, um rein elektrisch über die Runden zu kommen. Das zeigte etwa auch der Testbetrieb von 70 Prius Plug-ins im französischen Straßburg, wo im Mai nach einem Jahr erste Zwischenbilanz gezogen wurde. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Fahrten- länge betrug 13,9 Kilometer, berichtet Toyota, die elektrische Reichweite war also in vielen Fällen mehr als ausreichend. Insgesamt konnte man, so die Zwischenbilanz, 40 Prozent Treibstoff gegenüber Dieselfahrzeugen der gleichen Leistungsklasse einsparen. Mit 2,6 l / 100 km oder umgerechnet 59 g CO₂-Emissionen / km würde der Prius Plug-in, der Mitte 2012 auf den Markt kommen soll, noch einmal um gut ein Drittel weniger Treibstoff verbrauchen als der aktuelle Prius, der mit 4 l / 100 km und 89 g CO₂ / km schon zu den sparsamsten Modellen seiner Klasse gehört. Das Prinzip: Das Auto fährt so lange wie möglich elektrisch, angetrieben von einem 82-PS-Elektromotor. Fährt man schneller als 100 km/h oder erreicht die Batterie ihren kritischen Ladezustand, schaltet sich der 99 PS starke Vierzylindermotor zu, man ist im üblichen Hybridmodus hi!tech 02|11 36 ■ 37 hi!touch hi!biz hi!school Hybridautos hi!life unterwegs, in dem auch die Batterie neu aufgeladen wird. Um in den reinen Strommodus zurückkehren zu können, braucht es allerdings eine Steckdose. Das Thema Plug-in-Hybrid steht bei fast allen Herstellern auf der Entwicklungsagenda. VW etwa zeigte mit der Studie XL1 die Radikalvariante, die dank der extrem aerodynamischen und leichten Bauweise mit einem sehr schlanken Doppel auskommt: Ein 0,8-l-Zweizylinder-TDI mit 48 PS und ein 27 PS starker Elektromotor sorgen für einen Weltrekordverbrauch von nur 0,9 l / 100 km. BMW wiederum kündigte Ende vergangenen Jahres die kaum weniger radikale Entwicklung eines Sportwagens auf Basis der spektakulären Studie Vision EfficientDynamic an, ebenfalls als Plugin-Hybrid mit einem Dreizylinder-TDI, mit jeweils einem Elektromotor an Vorder- und Hinterachse, einer Systemleistung von 328 PS, Lithium-Polymer-Batterien und einem Durchschnittsverbrauch von 3,76 l / 100 km. Schon früher auf den Markt, nämlich Ende des Jahres, kommt der Opel Ampera mit einer völlig anderen technischen Hybridarchitektur. Der Opel Ampera soll als reines Elektroauto verstanden werden, weil die Räder immer – oder fast immer – elektrisch angetrieben werden, und zwar von einem 150 PS starken Elektromotor. Für die Stromversorgung ist eine 16-kWh-Lithium-Ionen-Batterie zuständig, die Reichweiten bis zu 60 Kilometer ermöglichen soll. So weit, so elektrisch. Wird nun der Strom knapp, wird ein Reichweitenverlängerer zugeschaltet, der Range Extender, ein 86 PS starker 1,4-l-Vierzylinder. Dieser Benziner treibt allerdings nicht die Räder an, sondern einen Generator mit 72 PS, der die Batterie lädt. Nur bei niedrigem Ladezustand und hoher Leistungsanforderung darf der Verbrennungsmotor auch direkt Antriebskraft beisteuern. Markus Honsig PRIUS PLUG-IN. Ein Testbetrieb ergab 40 Prozent Treibstoffersparnis im Vergleich zu Dieseln der gleichen Klasse. Die elektrische Reichweite war in vielen Fällen ausreichend. AUDI A1 E-TRON. Als Range Extender dient ein Wankelmotor, der hier mit seiner kompakten Bauweise und dem vibrationsfreien Lauf seine Talente nutzen kann. Der Vorteil des Range-Extender-Konzepts gegenüber dem Plug-in-Ansatz: Die elektrische Reichweite erhöht sich dank der größeren, in vier Stunden voll aufgeladenen Batterie noch einmal deutlich. Mit 50 Kilometer plus/minus lässt sich schon ein Großteil der durchschnittlichen täglichen Fahrten erledigen. Bei längeren Strecken geht es dann nicht mehr emissionsfrei. Der Nachteil: Mit einem Verbrennungsmotor Strom zu erzeugen, der den Elektromotor antreibt, ist eine Anordnung, die Wirkungsgrad kostet, auch wenn der Verbrennungsmotor als Range Extender immer in seinem optimalen Drehzahlbereich laufen kann. Mit einem Verbrauch von 1,6 l / 100 km bewegen sich der Opel Ampera und der Audi, Toyota, MAN, Siemens baugleiche Chevrolet Volt jedenfalls im tiefgrünen Bereich. Mit dem angekündigten Preis von 42.900 Euro bietet der Ampera im Vergleich zu den meisten reinen Elektroautos ein nachvollziehbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Audi hat mit dem A1 e-tron eine besonders interessante Variante dieses Prinzips vorgestellt. Als Range Extender dient in diesem Prototyp ein Wankelmotor – was nicht nur als historische Reminiszenz zu verstehen ist: Audi verwaltet quasi den Nachlass der Marke NSU, die 1967 mit dem Ro 80 ein legendäres Fahrzeug mit Wankelmotor auf den Markt brachte. Der Wankelmotor mit seiner kompakten Bauweise und seinem vibrationsfreien Lauf könnte als Range Mit dem Bus gleiten Moderne Hybridbusse fahren sparsam, leise und ruckfrei durch die Städte. Extender durchaus seine spezifischen Talente neu unter Beweis stellen. Die Idee des Range Extender, den Strom für das elektrische Fahren direkt an Bord zu erzeugen, erinnert an eine andere Technologie, die durch die E-AutoEuphorie zuletzt etwas aus dem Blickfeld geraten ist: Das mit Wasserstoff angetriebene Brennstoffzellenauto, im Grunde auch nichts anderes als ein Elektroauto mit spezieller Stromversorgung. Die Stärke der Brennstoffzelle ist ihr konkurrenzlos hoher Wirkungsgrad, die Herausforderung ihr Treibstoff, also die Erzeugung und Speicherung des Wasserstoffs. Hersteller wie Mercedes verfolgen und entwickeln die Technologie dennoch konsequent weiter und haben eben erst eine Weltumrundung mit drei Brennstoffzellenfahrzeugen absolviert, der B-Klasse F-Cell, um deren technische Reife und Alltagstauglichkeit unter Beweis zu stellen. Dennoch bleibt das Brennstoffzellenauto vorläufig eine längerfristige Vision. Bis dahin stellt sich die Frage: Plug-in oder Range Extender? Die Antwort kann nur lauten: Sowohl als auch. Am Ende ist es eine Frage der Gewichtung: Ein Auto wie der Prius Plug-in von Toyota ist nach wie vor ein klassisches Auto mit Benzinmotor, das allerdings schon eine ernstzunehmende elektrische Reichweite bietet. Der Ampera von Opel hingegen ist ein fast echtes Elektroauto, das seinem Besitzer die Angst nimmt, irgendwo stromlos hängenzubleiben. Man kann davon ausgehen, dass es für beide Konzepte ausreichenden Platz am Markt gibt. ■ Je überfüllter die Metropolen sind, desto stärker wird der Wunsch nach leisen und sauberen Fahrzeugen. Viele Städte lassen nur noch extrem sparsame Fahrzeuge oder solche mit Elektroantrieb im Stadtzentrum fahren. Eine Hürde, die für das beliebte öffentliche Verkehrsmittel Bus schwer zu nehmen ist. Die Tagesfahrleistung von 200 bis 300 Kilometern ist mit einem reinen Elektrofahrzeug nicht zu schaffen. Siemens setzt daher auf Hybridantriebe, die bei einem Bus noch sinnvoller sind als bei einem Pkw. Denn der Bus ist nicht nur den ganzen Tag unterwegs, er verbringt auch zwischen 25 und 40 Prozent seiner Betriebszeit im Stehen – an Haltestellen oder roten Ampeln. Er muss also ständig bremsen und wieder starten. Beim Anfahren nutzt der Bus die gespeicherte Bremsenergie und beschleunigt daher abgasfrei und auch geräuscharm. CITY-HYBRID VON MAN. Die Antriebstechnik stammt von Siemens. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) lässt derzeit zwei Hybridbusse auf ihren Strecken fahren, einer davon ist der City Hybrid von MAN, dessen Antriebstechnik von Siemens stammt. „Wir wollen unterschiedliche Hybridbusse testen und vergleichen und so die Hersteller bei der Weiterentwicklung der neuen Fahrzeugtechnik unterstützen“, sagt Herbert König, Chef der MVG. Die neuen Hybridbusse kommen gut an. Beim Anfahren entfallen die Geräusche des aufdrehenden Motors, und wo es sonst normalerweise ruckelt, bekommt man das Gefühl des Gleitens. Der Vorteil der Siemens-Technik ELFA ist die serielle Hybridlösung, bei der die Antriebswelle nur durch einen Elektromotor bewegt wird, der seine Energie vorzugsweise aus dem Speicher bezieht. Bei der üblichen Variante, dem parallelen Hybrid, treiben ein Verbrennungsmotor und ein Elektromotor das Fahrzeug an. Beim Speicher der seriellen Lösung handelt es sich um einen Hochleistungskondensator, einen sogenannten UltraCap, der auf dem Dach des Busses montiert ist. Sein Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Batterie liegt in seiner hohen Leistungsdichte und dem hohen Wirkungsgrad. siemens.com/mobility www.man.de siemens.com/drives www.mvg-mobil.de Mehr Infos ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ www.toyota.at www.vw.com www.audi.com www.porsche.com www.opel-ampera.com www.der-wankelmotor.de www.hybridautos.info hi!tech 02|11 38 ■ 39 QUALITÄT DURCH INFORMATION. Ausgehend vom einzelnen Baumstamm, liefert ein drahtloses Sensornetz Informationen zur Beurteilung des Mikroklimas, der Bodenverhältnisse und des Vorhandenseins von Schädlingen – in diesem Fall vor allem der Olivenfliege. Die Ergebnisse erlauben es, den Pestizideinsatz so niedrig wie möglich zu halten und die Qualität zu optimieren. Der feine Unterschied Olivenöl von einem bestimmten Hain kaufen? Sortenrein? Warum nicht! Wer einmal höchste Qualität der goldgelben Delikatesse gekostet hat, kann lebenslang auf Billigangebote verzichten und wird für Superqualität weite Wege in Kauf nehmen. Kroatien will sich in Zukunft als eine der Spitzendestinationen für Kenner profilieren. Die Ursula Grablechner Olivenölproduktion hat hier eine lange Tradition. Archäologische Funde, etwa in Istrien, belegen, dass bereits die Römer von den Qualitäten des Öls aus dieser Region überzeugt waren. Olivenöl aus Istrien soll in der Vergangenheit Maßstab für die Qualität anderer Herstellerländer gewesen sein. Auch heute ist der Olivenanbau in Kroatien ein strategischer Wirtschaftszweig und spielt zudem im Fremdenverkehr eine wichtige Rolle. Ähnlich den berühmten Weinstraßen lässt sich in Kroatien auf der Olivenstraße die Spur der Oliven Siemens, Meir Carsten/ChromOrange/picturedesk.com verfolgen. International kann Olivenöl gegenüber den führenden Erzeugern aus Italien, Spanien oder Griechenland nur durch Spitzenqualität bestehen. Der Einsatz von Hightech-Sensornetzen im kroatischen Olivenanbau soll dazu beitragen, diese zu erreichen. Die Qualität des kroatischen Olivenöls konnte in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert werden. So wurden Technologien entwickelt, die die Verarbeitungszeit verkürzen. Diese ist für die Produktion von Olivenöl der Klasse Extra vergine – das heißt kaltgepresst hi!touch hi!biz Olivenöl hi!school hi!life und aus erster Pressung – entscheidend. Bereits in der Vergangenheit wurden Förderungsmaßnahmen für die Produktion ergriffen und ein nationales Entwicklungsprogramm zur Errichtung neuer Olivenanbauflächen eingeführt. Der weltweite Trend geht zur Produktion sortenreinen Olivenöls. Dieser Entwicklung soll nun durch die Anwendung von Informations- und Kommunikationstechniken Rechnung getragen werden, die speziell an die Erfordernisse des Olivenanbaus angepasst sind. Dadurch wird eine Reduktion des Einsatzes von Pestiziden möglich. In der Landwirtschaft müssen die klimatischen Parameter und das Auftreten von Schädlingen an verschiedenen Kulturen, beispielsweise im Obstanbau, beobachtet werden. Zu diesem Zweck werden an bestimmten Stellen der landwirtschaftlichen Fläche „Agro-Klima“-Stationen eingesetzt sowie verschiedene Fallen, die schädliche Insekten fangen und vernichten. Am Institut für Elektrotechnik und Informatik der Universität Zagreb wurden im Rahmen eines Pilotprojekts in Zusammenarbeit mit Siemens drahtlose Sensoren entwickelt, die mikroklimatische Bedingungen sowie Schädlingsbefall an Olivenbäumen erfassen. Mit dem Projekt MASLINET soll die Anwendung drahtloser Sensornetze in der Landwirtschaft am Beispiel des Olivenanbaus demonstriert werden. Entwickelt wurden Sensorknoten und Algorithmen für Datenverarbeitung und Kommunikation der Knoten, weiters musste an der Übermittlung von Daten aus dem drahtlosen Sensornetz an den Zentralrechner und der Verarbeitung dieser Daten gearbeitet werden. Das drahtlose Sensornetz bilden kleine Knoten, Rechner mit sehr eingeschränkten Möglichkeiten, die die Daten aus ihrer Umgebung erfassen, diese auswerten, lokale Entscheidungen treffen und mittels eines festgelegten Protokolls mit den übrigen Knoten des Netzes kommunizieren. Eine Herausforderung dabei war, dass die Knoten betreffend Energieversorgung autark sein sollten. Mit Batterien zur Stromversorgung oder durch Energie, die sie aus der Umgebung gewinnen, müssen sie möglichst lang arbeiten können. Gleichzeitig müssen die Sensorknoten möglichst billig und einfach sein und überall eingesetzt werden können. Die Kommunikation zwischen den Knoten erfolgt lokal, erfordert also nur geringe Reichweite. Für die Kommunikation des Netzes mit entfernten Rechnern werden Technologien und Protokolle für drahtlose Kommunikation größerer Rechner angewandt. Auf diese Art entstand ein intelligentes drahtloses Sensornetz zur umfassenden Informationsgewinnung. Das Projekt MASLINET dauerte drei Jahre und entwickelte eine Sensornetz- KROATISCHES OLIVENÖL steht im Wettbewerb mit den Spitzenproduzenten aus Italien, Spanien und Griechenland. plattform, die das ZigBee-Protokoll einsetzt. Nach der Erstellung des Konzepts wurde das System im Olivengarten der Familie Pavlović in Petrčane bei Zadar versuchsweise installiert. Um den Energieverbrauch möglichst gering zu halten, waren die Sensorknoten nur fallweise in Betrieb. Der lokale Netzkoordinator wurde mit Energie aus Solarzellen und Akkumulatoren gespeist, die gesammelten Daten wurden mehrmals täglich übers GSMNetz an den Serverrechner übermittelt. Ausgehend vom einzelnen Baumstamm, liefert das drahtlose Sensornetz die Informationen, die zur Beurteilung des Mikroklimas, der Bodenverhältnisse und des Vorhandenseins von Schädlingen, in diesem Fall vor allem der Olivenfliege, erforderlich sind. Die Daten über Mikroklima und Schädlingsbefall fließen in komplexe Modelle ein, deren Auswertungsergebnisse als Basis für die Entscheidung dienen, ob, wie viel und welche Pestizide an einer bestimmten Stelle eingesetzt werden müssen. Außerdem sollen die Ergebnisse zur Entwicklung neuer Prognosemodelle genutzt werden. Dafür sind neben den aktuell erfassten Daten Messungen über längere Zeiträume sowie Kenntnisse über Pflanzen und Insekten notwendig. Die mit dem neuen Sensorsystem erreichte Automatisierung verringert nicht nur Arbeitszeit und Kosten im Olivenanbau. Das Sensornetz liefert eine geografische Darstellung des Auftretens und der Ausbreitung von Schädlingen und ermöglicht eine Analyse des Schädlingsaufkommens in größeren Gebieten. Rechtzeitige Anwendung und richtige Dosierung von Pestiziden bringen eine Verbesserung der Bekämpfung von Schädlingen und steigern damit letztlich die Qualität des Olivenöls. ■ Mehr Infos ■ www.unizg.hr ■ www.maslinet.com Hilke Segbers/Picture Alliance/picturedesk.com, Sheila Terry/Science Photo Library/picturedesk.com hi!tech 02|11 40 ■ 41 Anfang Februar war der Rote Planet zum Greifen nah. Dann der große Moment: Ein Mensch betritt den Mars, zumindest virtuell. Seit 2010 läuft das Mammutprojekt Mars500, ein Experiment der europäischen ESA und der russischen Weltraumagentur Roskosmos, das einen bemannten Flug zum Mars simuliert. Dabei geht es vor allem um zwischenmenschliche Probleme. Denn wer zum Mars fliegen will, muss es 250 Tage auf engstem Raum mit seinen Kollegen aushalten – und das ist nur eine Strecke. Bisher hatten die Teilnehmer keine Probleme. Drei von ihnen – der Russe Alexander Smolejewski, der Italiener Diego Urbina und der Chinese Wang Yue – wurden ausgewählt, um in schweren Anzügen die ersten Marsspaziergänge zu absolvieren. Sie nahmen Bodenproben und stellten einen Verletzungsfall nach. Ein spezielles Roboterfahrzeug hilft ihnen bei diesen Landgängen. Indes hielten die drei weiteren Probanden – die Russen Alexej Sitjow und Suchrob Kamolow sowie der Franzose Romain Charles – per Funk Kontakt zu den Ausflüglern. Inzwischen ist man auf der 250 Tage langen Heimreise. Christian Pressler Das Projekt macht deutlich, dass die Lust zur Entdeckung des Weltraums wieder auflebt. Das nächste große Ziel der bemannten Raumfahrt ist die Eroberung des Mars. „Technisch sind die größten Hindernisse bereits ausgeräumt“, sagt Wolfgang Baumjohann, Direktor des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, „was den Start trotzdem bis zum Jahr 2030 hinauszögern könnte, ist die Finanzierung.“ Bestes Beispiel sind die Amerikaner, die bei Mondlandung und Shuttleflügen noch die Nase vorn hatten. Doch nach der Columbia-Katastrophe – das Shuttle ist beim Landeanflug zerbrochen, alle sieben Crewmitglieder starben – beschloss die US-Regierung 2003 das Ende der Shuttle-Ära. Im Rahmen des neuen Programms „Constellation“ wurde bei der NASA mit der Konstruktion einer neuartigen bemannten Rakete begonnen. Starttermin: 2012. Bis 2020 sollten Astronauten zum Mond fliegen, keine zehn Jahre später zum Mars. Doch angesichts der Budgetprobleme legte Barack Obama das Projekt auf Eis. Aus eigener Kraft können die Amerikaner in nächster Zeit also keine Menschen ins All befördern. Selbst für Besuche bei der Internationalen Raumstation ISS müssen sie sich in russischen Raketen einmieten. Haben demnach die Russen bei der Mars-Eroberung derzeit die besseren Karten? Eher nicht. Die alte Sojus-Flotte ist zwar noch im Dienst – und es sollen US Geological Survey/picturedesk.com, ESA/IPMB, ESA/DLR/FU Berlin noch heuer fast drei Milliarden Euro in die Weltraumforschung fließen –, doch für eine Marsmission bräuchte das Land neue Trägerraketen und Raumschiffe. Und deren Entwicklung ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Wer bleibt also noch beim Wettlauf zum Mars? „Ich gebe den Chinesen die größten Chancen, bis 2030 einen bemannten Marsflug zu starten“, sagt Baumjohann. Heuer startet die erste chinesische Marssonde Yinghuo („Glühwürmchen“). Sie fliegt zwar noch huckepack mit einer russischen Rakete zum Marsmond Phobus, ist aber nur der Startschuss für das erste chinesische Soloprojekt, das Mitte der Dekade erwartet wird. Die chinesische Raumfahrtbehörde CNSA plant 2016 als Pilotprojekt zum Marsflug eine bemannte Landung am Mond. Auch wenn die Chinesen derzeit als einzige das nötige Geld für einen Ausflug zum Roten Planeten zu haben scheinen, müssen auch sie an den noch offenen technischen Details arbeiten. Das Hauptproblem ist die Strahlenbelastung, der die Astronauten auf dem Weg zum Mars ausgesetzt sind. Außerhalb des schützenden Magnetfelds der Erde treffen kosmische Strahlen und Sonnenwinde ungehindert auf die Raumfahrer und könnten zu gesundheitlichen Schäden führen. An der Lösung dieses Problems arbeiten österreichische Forscher mit. Das Atominstitut der Technischen Universität Wien hat im Rahmen der radiologischen Betreuung des bislang einzigen hi!touch hi!biz Weltraum hi!school hi!life SIMULATION EINES MARSSPAZIERGANGS. Mit den auf dem Mars notwendigen schweren Anzügen wurden Spaziergänge absolviert, Bodenproben genommen und ein Verletzungsfall nachgestellt. Unterstützung bietet ein eigens dafür entwickelter Roboter. hi!tech 02|11 42 ■ 43 Geschichte der bemannten Raumfahrt ■ 12. April 1961: Juri Gagarin umrundet als erster Mensch im Sputnik-Raumschiff Wostok 1 eineinhalb Stunden lang die Erde. ■ 20. Februar 1962: Die USA sind im All. John Glenn umkreist mit Mercury 6 fünf Stunden lang das Erdenrund. ■ 16. Juni 1963: Die Russin Valentina Tereschkowa fliegt als erste Frau ins All. ■ 18. März 1965: Alexej Leonow wagt als erster Mensch den Ausstieg in den Weltraum. ■ 20. Juli 1969: Die Landefähre Eagle setzt am Mond auf, Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Erdtrabanten. ■ April 1970: Bei der Mission von Apollo 13 explodiert ein Sauerstofftank im Servicemodul des Raumschiffs. Nur mit Glück erreichen die drei Besatzungsmitglieder lebend die Erde. ■ 6. Juni 1971: Die Russen eröffnen die erste Weltraumstation Salut, die als Andockbasis für Sojus-Raumschiffe dient. Die Amerikaner kontern zwei Jahre später mit ihrem Sky-Labor. ■ März 1978: Ist die bemannte Raumfahrt bisher nur eine Angelegenheit von Russen und Amerikanern, so blickt mit dem Tschechoslowaken Vladimir Remek der erste Gast aus dem Fenster einer Sojus-Kapsel. ■ 1986: Die von Pannen geplagte sowjetische Raumstation Mir geht in Betrieb. Hier wurden 16.000 Experimente durchgeführt und 140 Raumfahrgäste begrüßt. ■ 2. Oktober 1991: Franz Viehböck startet als erster Österreicher ins All. Im Rahmen seiner Mission verbringt er eine Woche auf der sowjetischen Raumstation Mir. ■ 1998: Seit 1998 kreist die Internationale Raumstation ISS um die Erde. Ihr Betrieb ist bis 2020 geplant. ■ 15. Oktober 2003: China steigt in die Weltraumfahrt ein. Mit Yang Liwei wird der erste Taikonaut mit der Shenzhou 5 ins Orbit befördert. Christian Pressler AUTONOMES ROBOTERFAHRZEUG. Damit will die ESA im Rahmen ihrer Wissenschaftsmission ExoMars 2018 auf dem Mars nach Spuren von Leben suchen. österreichischen Kosmonauten Franz Viehböck bei der Austromir-Mission mit Strahlungsmessungen im Weltraum begonnen. Damals waren erstmals Lumineszenzdetektoren an Bord, kleine Kristalle, die die kosmische Strahlenexposition erfassen und bewerten. Information über die Energie dieser Strahlung kann an Defekten im Kristallgitter über lange Zeiträume gespeichert und bei kontrollierter Erwärmung in Form von sichtbarem Licht wieder freigesetzt werden. Die Intensität des Lumineszenzleuchtens ist ein Maß für die Strahlendosis. Derzeit ist das Atominstitut am bisher umfangreichsten Strahlenschutzprogramm beteiligt, das jemals im Weltraum durchgeführt wurde. Mit der Kunststoffpuppe „Matroshka“, die detailgetreu einem menschlichen Torso nachempfunden ist, wird die Verteilung der Strahlung RAUMSTATION ISS. Mit der Puppe Matroshka wird die Strahlenbelastung für Astronauten gemessen. im Körperinneren gemessen. Matroshka trägt einen Raumanzug und war zunächst eineinhalb Jahre auf der Außenseite der Raumstation ISS angebracht, danach durfte sie nach innen wechseln. Die vorerst letzte Phase verbrachte sie an Bord des japanischen Weltraumlabors Kibo. „Die Ergebnisse dieser Forschung tragen dazu bei, das Strahlenrisiko von Raumfahrern zuverlässig abzuschätzen und damit eine mögliche zukünftige Marsmission vorzubereiten“, sagt TU-Forscher Michael Hajek, der für seine Leistungen gemeinsam mit seinem Kollegen Norbert Vana von den Russen zuletzt die hochdotierte Gagarin-Medaille erhielt. Österreichs Forscher mischen aber auch bei anderen Themen rund um die Mars-Eroberung mit. Das internationale Unternehmen RUAG Space, das einen Sitz in Wien-Meidling hat (ehemals Austrian Aerospace), testet derzeit ein autonomes Roboterfahrzeug für den Mars. Im Jahr 2018 will die Europäische Raumfahrtagentur ESA im Rahmen ihrer Wissenschaftsmission ExoMars einen solchen autonomen Roboter auf dem Roten Planeten landen, um dort nach Spuren von Leben zu suchen. RUAG Space entwickelt das Fortbewegungssystem für diesen Mars Rover. Darüber hinaus wird das Unternehmen einen Schleifring für das Bohrsystem sowie den Kontrollcomputer des Marsfahrzeugs liefern. Dieser Computer ist nicht nur für die Kommunikation zuständig, er übernimmt auch die autonome Navigation des Rovers auf RIA Novosti/Ria Novosti/picturedesk.com, NASA, RUAG Holding 2011, Siemens, ESA/DLR/FU Berlin hi!touch hi!biz Weltraum hi!school hi!life dem Mars und überwacht die lokalen Prozessoren, die die 18 Motoren des Fortbewegungssystems steuern. Nicht zuletzt ist auch das Institut für Weltraumforschung (IWF) mit Sitz in Graz im Weltraumbiz eine begehrte Adresse. Das Team rund um Direktor Wolfgang Baumjohann hat für die Mission des 2006 gestarteten Venus Express ein Magnetometer beigesteuert, das Grenzschichten in den Plasmaregionen der Venus und die Wechselwirkung zwischen der Atmosphäre der Venus und dem Sonnenwind bestimmen kann. Jetzt hoffen die Grazer, auch bei Marsmissionen mit an Bord geholt zu werden. Doch zurück nach Moskau, wo die virtuelle Rückreise vom Mars zur Erde läuft. Hier hat die Ankündigung, dass die staatliche Raumfahrtagentur Roskosmos an der Entwicklung eines atomaren Raumschiffs arbeitet, für Aufregung gesorgt. 2012 will man die Pläne offenlegen, 2018 den Nuklearturbo erstmals starten. Nukleare Raumschiffe arbeiten mehr als doppelt so effizient wie herkömmliche Raketen mit ihren Wasserstoff-, Sauerstoff- oder Kerosinantrieben. Die Gewichtsersparnis erleichtert die Planung einer Marsmission. Der Weg zum Mars wäre dann in etwa 125 Tagen zu bewältigen. Und Visionäre könnten schon die nächsten Planeten ansteuern: Eine Reise zum Pluto würde auf ein Jahr schrumpfen, die Flugzeit zum nächsten Stern auf vier Jahrzehnte. Voraussetzung dafür wäre allerdings, die Atomkraft besser als bisher technisch in den Griff zu bekommen. Das gestiegene Risikobewusstsein ist dabei durchaus ein Vorteil. ■ Mehr Infos ■ ■ ■ ■ ■ ■ www.iwf.oeaw.ac.at www.ruag.com www.nasa.gov www.roscosmos.ru www.cnsa.gov.cn siemens.at/space „Die Chinesen werden das Rennen machen“ Prof. Wolfgang Baumjohann, Direktor des Instituts für Weltraumforschung, über das Rennen zum Mars, offene Fragen und Risiken. Wann wird ein Mensch seinen Fuß auf den Roten Planeten setzen? Der Flug zum Mars ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Das liegt weniger an technischen als vielmehr an finanziellen Problemen. Ich glaube, dass sich der erste bemannte Marsflug bis 2030 locker ausgehen müsste. Technisch wären wir schon so weit? Im Grunde ja. Mit herkömmlichen Raketenantrieben würden wir, bei optimalen Verhältnissen, rund 250 Tage zum Mars brauchen. Nach einem kurzen Aufenthalt von maximal 20 Tagen müsste dann wieder die gleich lange Rückreise angetreten werden. Diese idealen Startfenster, also wenn Erde und Mars am besten zueinander stehen, öffnen sich alle zwei Jahre. Natürlich gibt es noch einige Probleme zu meistern. Das größte ist sicher die gefährliche Strahlung, der sich die Astronauten bei diesen langen Flügen aussetzen. Die Schutzstrategie, ob Wassertank oder Schutzmantel, ist noch nicht definiert. Auch Ernährung, Schwerelosigkeit und psychische Belastung bei einem derart langen Flug müssen noch im Detail getestet werden. Es gibt auch mögliche Alternativen für den konventionellen Antrieb, nämlich Atom- und den elektrischen Ionenantrieb. Letzterer hat zwar einen im Vergleich geringen Schub, jedoch bei einer deutlich erhöhten Austrittsgeschwindigkeit der Ionen und einer deutlich längeren Wirkdauer. Das Ionentriebwerk hat sich inzwischen etwa auf vielen kommerziellen Kommunikationssatelliten durchgesetzt. Warum ist der Mensch darauf aus, zum Mars zu fliegen? Wissenschaftlich gesehen ist es natürlich Quatsch, dass ein Mensch dorthin fliegt. Allein die Entwicklung des bemannten Marsflugs kostet 400 bis 500 Milliarden Euro. Eine Robotermission ist mit zwei bis drei Milliarden Euro Entwicklungskosten ungleich billiger. Doch der Wunsch ist kulturell bedingt. Warum gehen Menschen auf den Mount Everest? Sie wollen Grenzen überwinden, neue Regionen erobern. Der Mars ist von der Erde aus gut zu sehen, er ist unserem Planeten am ähnlichsten. Deshalb wollen wir dorthin. Wie sieht der Zeitplan konkret aus? Die europäische ExoMars-Mission startet 2016. Zwei Jahre später folgen die Amerikaner mit einer Robotermission. In beiden Fällen will man nach Leben auf dem Mars suchen. Zunächst läuft diese Suche geologisch, später wird es eine biologische Suche nach Leben sein. Die große Frage ist jetzt, wer die ersten Samples, also Bodenproben, vom Mars zurückbringt. Ich erwarte diese am Ende der 2020er Jahre, kurz bevor der erste Mensch am Mars landet. PROF. BAUMJOHANN: „Bodenproben vom Mars in den 2020er Jahren." Und wer wird bei diesem humanoiden Rennen die Nase vorn haben? Für mich haben die Chinesen die größten Chancen. Sie haben ihr Geld in den Krisen der letzten Jahre nicht verspielt. China hat in kurzer Zeit einen sehr hohen Standard in der Raumfahrt erreicht. Jetzt sammeln sie allerorts Know-how. Wenn die traditionellen Raumfahrerstaaten da mithalten wollen, müssen sie sich gehörig anstrengen. hi!tech 02|11 44 ■ 45 ERFOLGREICH BEHANDELT ODER NICHT? Nur der Gehalt hi!touch an Proteoglycanen, der mit der Natriumbildgebung bestimmt wird, gibt Auskunft, ob der Knorpel wieder voll funktionsfähig ist. hi!biz hi!school Hochfeld-MR hi!life Über den Erfolg im Bild sein Die Erfolgskontrolle der Behandlung von Volkskrankheiten infolge von Knorpel- und Bandscheibenschäden steht im Mittelpunkt der Forschung am Exzellenzzentrum für Hochfeld-MR, berichtet Prof. Siegfried Trattnig. Worauf konzentriert sich die Forschung am Exzellenzzentrum für Hochfeld-MR an der MedUni in Wien? Einer unserer Schwerpunkte ist die Natriumbildgebung, für die derzeit ein 7-Tesla-Magnetresonanztomograph (MRT) notwendig ist, denn die Signalstärke der Natriumkerne ist ca. 5.000 Mal schwächer als jene von Wasserstoffkernen, die üblicherweise im MR verwendet werden. Um die Natriumbildgebung durchzuführen, muss der MRScanner multikernfähig sein, und man benötigt eigene Natriumspulen. Optimale Ergebnisse erreicht man nur, wenn die Untersuchungsprotokolle auch für die Natriumsignale optimiert werden. Dabei spielen mehrere Parameter im Pulsdesign und in der Pulsfolge der betreffenden Sequenz eine wichtige Rolle. Wir arbeiten nun daran, diese Natriumsequenz für bestimmte Fragestellungen zu optimieren, mit dem Ziel, sie an Patienten zu verwenden. Wir sind derzeit weltweit die einzige Forschungseinrichtung, die die Natriumbildgebung für Patientenstudien einsetzt. Für welche Krankheitsbilder lässt sich dieses Verfahren einsetzen, und was bringt die Information den Patienten? Elisabeth Dokaupil Siemens Die Signalintensität der Natriumkerne lässt präzise auf den Proteoglycangehalt von Knorpelgewebe schließen, von dem die biomechanischen Eigenschaften des Knorpels abhängen. Ein hoher Proteoglycangehalt bedeutet, dass die Qualität des Knorpels gut ist. Proteoglykane spielen auch als Bestandteil in Bandscheiben und Sehnen eine wichtige Rolle. Probleme mit Knorpeln, Bandscheiben oder Sehnen sind Volkskrankheiten. Die Betroffenen haben Schmerzen im Rücken oder in den Gelenken. Welche Behandlungsmethoden gibt es dafür derzeit? Unter anderem werden über Knorpelimplantate Zellen eingebracht, die Knorpelgewebe aufbauen sollen. Diese Knorpelzellen können auf unterschiedlichen Membranen aufgebracht sein. Defekte werden auch mit einfacher Bohrung des unter dem Knorpeldefekt gelegenen Knochens und der daraus resultierenden Einblutung in den Knorpeldefekt behandelt, wobei sich dieses Blut dann in faserartiges Ersatzgewebe umbaut. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl von medikamentösen Behandlungen. Die Erfolgskontrolle ist nur begrenzt möglich. Weltweites Referenzzentrum Das Wiener Exzellenzzentrum für Hochfeld-MR soll weltweit zum Referenzstandort für klinische Applikationen auf 7-Tesla-MR werden. Dazu trägt eine Förderung der Stadt Wien über das bewilligte Vienna Spots of Excellence Programm bei. In diesem Zusammenhang wird an drei Themen gearbeitet: Neurologie, Onkologie und muskuloskeletale Bildgebung, wobei der Fokus auf funktioneller, biochemischer und metabolischer Information liegt. Die Schwerpunkte werden gemeinsam mit Siemens Wien und Siemens in Erlangen umgesetzt. Der Vorteil des Standorts ist die Nähe zum AKH, einem der größten Spitäler Europas. Das Exzellenzzentrum ist daher die Einrichtung mit den derzeit weltweit meisten klinischen Studien im 7-TeslaUltrahochfeldbereich. Parallel dazu wird intensiv an methodischen Entwicklungen für 7 Tesla gearbeitet. Die MitarbeiterInnen haben bereits zwei Patente angemeldet. Ein Beispiel ist die Entwicklung von Korrekturalgorithmen, um die Verzerrung durch Inhomogenitäten bei 7-Tesla-Ultrahochfeld-MR zu beseitigen. www.meduniwien.ac.at/hochfeld-mr Wie lässt sich derzeit der Erfolg einer Behandlung kontrollieren? Letztlich gibt nur der Gehalt an Proteoglycanen Auskunft, ob der Knorpel seine volle Funktionsfähigkeit wiedererlangt. Mit den üblichen bildgebenden Diagnoseverfahren auch auf Hochfeld-3-TeslaMR sind keine Unterschiede zu erkennen. Mit der Natriumbildgebung können wir die Menge der Proteoglycane und damit die Qualität des Knorpels beurteilen. Sind die Werte auch nach der Behandlung zu niedrig, dann muss der Patient eine hohe Belastung etwa durch eine bestimmte Sportart vermeiden. Solche Untersuchungen können derzeit ausschließlich bei uns durchgeführt werden. Wo liegen die Schwerpunkte bei Bandscheibenschäden? Bandscheiben bestehen aus einem äußeren Faserring und einem gallertartigen Kern, der überwiegend Proteoglycane enthält. Die Natriumbildgebung zeigt die einzelnen Teile der Bandscheiben und über die Proteoglycanwerte auch ihren Zustand. Wir wollen nun herausfinden, was in einem frühen Stadium von Bandscheibenschädigungen passiert. Ob es etwa Biomarker gibt, die zeigen können, ob eine Bandscheibe gefährdet ist, noch bevor es zu einem Vorfall kommt. Auch im Fall der Bandscheiben kann man mit konventionellen Verfahren derzeit vor und nach Therapien keinen Unterschied der biochemischen Eigenschaften und damit der Belastbarkeit der Bandscheibe feststellen. Eine weitere neue Anwendung der Natriumbildgebung ist die Untersuchung von Sehnen. Bei Achillessehnenproblemen wird mit der Natriumbildgebung der gesamte Verlauf einer Entzündung erst- mals messbar. Wir können analysieren, was im Rahmen einer Therapie passiert. Sehr wichtig wäre es zu klären, warum Achillessehnen bei einer chronischen Entzündung an bestimmten Teilen reißen und ab welchen Werten dieses Risiko besteht. Konzentrieren Sie sich ausschließlich auf 7-Tesla-Geräte? Das 7-Tesla-MR ist natürlich unser Flaggschiff, aber viele Studien werden im Vergleich 7 Tesla zu 3 Tesla durchgeführt, und es laufen weiterhin sehr viele Studien auf dem 3-Tesla-MR wie zum Beispiel die Stoffwechseluntersuchungen von Mamma und Prostata mittels Spektroskopie, die in der Unterscheidung gutartige / bösartige Tumore weitere Information liefern. Prostatakrebs mit 3Tesla-Geräten besser abzugrenzen könnte dem Patienten belastende und für das Gesundheitssystem auch teure Biopsien ersparen. ■ Mehr Infos ■ siemens.com/healthcare ■ www.meduniwien.ac.at/hochfeld-mr hi!tech 02|11 46 ■ 47 METROLINIE 10, PEKING. Der Fahrer wird durch ein Assistenzsystem unterstützt. Automatisch schneller METROLINIE 9, BARCELONA. Erste vollautomatisierte U-Bahn in Spanien. Bahnen und Metros zählen zu den leistungsfähigsten Verkehrsmitteln – trotzdem können sie die wachsenden Passagierzahlen in den Städten oft kaum noch aufnehmen. Um noch mehr Züge sicher auf como, Elisabeth Dokaupil Siemens den Weg schicken zu können, hilft vor allem eines: die Automatisierung. Immer häufiger übernehmen automatische Zugbeeinflussungssysteme die Steuerung, Überwachung und Koordination des Fahrbetriebs. Manche teilautomatischen Systeme zeigen dem Fahrer aktuelle Fahraufträge auf dem Bedienpult an und überwachen kontinuierlich die zulässige Geschwindigkeit. Andere übernehmen als fahrerloses System gleich den gesamten Fahrbetrieb. Dass die Gäste dabei sogar sicherer unterwegs sein können als mit einem Fahrer, ist unter anderem dem bewährten Prinzip der automatischen Blocksicherung zu verdanken: Fahren Züge auf derselben Strecke hintereinander her, müssen sie stets einen sicheren Mindestabstand zueinander einhalten. Tatsächlich übernehmen immer häufiger Computer die Steuerung von UBahnen – selbst dann, wenn die Betreiber nicht völlig auf einen menschlichen Fahrer verzichten möchten. Denn die hi!touch hi!biz Bahn hi!school hi!life Gelebte Vernetzung Ein ausladendes Bedienpult mit Multi-Touch-Screen und 1,27 Meter Bildschirmdiagonale ist ein Kernstück des Operations Control Interaction Lab von Siemens. Es lässt sich von mehreren Anwendern gleichzeitig nutzen und bietet damit ganz neue Möglichkeiten der Interaktion: Solche Systeme sind berührungssensitive Eingabegeräte, die gleichzeitig mehrere Berührungspunkte erfassen und verarbeiten. Per Fingertipp lassen sich Zugflotteneinsätze planen und lenken, Fahrzeiten der Züge und die Infrastruktur überwachen, mögliche Engpässe vermeiden, außerplanmäßige Zugfahrten einschieben und Umleitungen organisieren. Jeder Operator kann zumindest aus dem Augenwinkel erkennen, womit der Kollege nebenan gerade beschäftigt ist. Diese Möglichkeit verkürzt Reaktionszeiten und erleichtert Abstimmungsprozesse. Erfahrung zeigt, dass computerberechnete Abläufe selten optimal funktionieren, wenn die Züge anschließend von Menschen gesteuert werden. Deshalb hat Siemens das Fahrerassistenzsystem Automatic Train Operation entwickelt, das sich direkt in das Zugbeeinflussungssystem Trainguard integrieren lässt. In diesem Fall gibt der Fahrer zwar das Signal zum Losfahren und kann in Gefahrensituationen eingreifen. Das Fahren auf der Strecke und das exakte Anhalten am Bahnsteig besorgt allerdings die Automatik. Anhand des gespeicherten Streckenprofils berechnet das System, wie es den Zug beschleunigen und vor Kurven oder Weichen bremsen muss, um bei niedrigstem Energiebedarf pünktlich an der nächsten Station anzukommen. Praxistests haben ergeben, dass ATO gegenüber menschlichen Fahrern – die mitunter zu stark auf die Bremse treten, um dann wieder verstärkt zu beschleunigen – den Energiebedarf bei gleicher Fahrzeit um durchschnittlich 20 bis 30 Prozent reduziert. Bei den Metros chinesischer Großstädte wie Guangzhou und Peking sind ATO-Systeme seit Jahren erfolgreich im Einsatz. Auch fahrerlose Bahnsysteme sind längst keine Seltenheit mehr. Denn die Betreiber können damit sehr flexibel auf unerwartet hohes Passagieraufkommen reagieren und in Rekordzeit zusätzliche Einheiten auf die Strecke bringen. Deshalb ließ Metrobetreiber ViaQuatro in São Paulo die erste fahrerlose U-Bahn Lateinamerikas installieren. Die Technik des ebenfalls fahrerlosen Val-Systems erscheint dagegen eher ungewohnt: Die elektrisch angetriebenen Fahrzeuge fahren zwar spurgeführt auf einem eigenen Fahrweg, sind aber auf Gummireifen unterwegs. Das bringt einige Vorteile. Val-Züge können besonders gut Steigungen überwinden und sind in engen Kurven deutlich leiser als Schienenfahrzeuge. Andererseits ermöglichen Gummireifen auch einen punktgenauen Halt in den Stationen. Das ist besonders wichtig, denn die Bahnsteige sind – wie auch bei anderen fahrerlosen Bahnsystemen üblich – vom Fahrweg durch Sicherheitstüren getrennt, die sich erst nach Halt eines Zuges öffnen und vor der Abfahrt wieder schließen. Derzeit baut Siemens ein Val-System in der koreanischen Stadt Uijeongbu. Und für Ende 2018 ist die Eröffnung der zweiten U-Bahn-Strecke in Rennes ge- plant: Jeder der Cityval-Zweiwagenzüge bietet Platz für bis zu hundert Passagiere. In der Rush-Hour können die Züge im 150-Sekunden-Takt, bei Bedarf auch mit noch kürzeren Zugfolgezeiten fahren. Die Kapazität ist für 4.000 Fahrgäste pro Stunde und Richtung ausgelegt und kann auf bis zu 15.000 Personen gesteigert werden. Auch bei der Bahn steht Automatisierung zunehmend im Fokus, allerdings vor allem aus Gründen der Sicherheit. Denn je höher die Reisegeschwindigkeiten werden, desto weniger ist ein Fahrzeugführer in der Lage, rechtzeitig zu reagieren. So verzögert die sogenannte Schrecksekunde bei Hochgeschwindigkeitsfahrten den Bremsvorgang dramatisch. Außerdem haben moderne Hochgeschwindigkeitszüge Bremswege, die für einen Autofahrer jenseits aller Vorstellung liegen. Ein ICE3-Triebzug, der mit 300 km/h unterwegs ist, kommt selbst bei einer Vollbremsung mit allen verfügbaren Bremssystemen erst nach rund 2,8 Kilometern zum Stehen. Abhilfe kann hier das von Siemens maßgeblich mitdefinierte Verkehrssicherungssystem ETCS schaffen, das in Europa grenzüberschreitend für Sicherheit sorgen soll. Das Prinzip ist vergleichbar mit Systemen im Nahverkehr: Auch ETCS kennt alle Daten über die Strecke, einschließlich der Steigungen und zulässigen Höchstgeschwindigkeiten. Es prüft ständig, ob der Zug mit der erlaubten Geschwindigkeit in die vorgesehene Richtung fährt, und überwacht die Einhaltung von Langsamfahrten bei Baustellen oder in Bahnhöfen. Allerdings hat das transeuropäische Schienennetz eine Gesamtlänge von knapp 100.000 Kilometern – da ist mit einem flächendeckenden Ausbau höchstens langfristig zu rechnen. ■ Mehr Infos ■ siemens.com/mobility hi!tech 02|11 48 ■ 49 hi!touch hi!biz hi!school Ökologischer Fußabdr uck hi!life WASSER UND WÄLDER SIND GEFÄHRDET. Der ökologische Fußabdruck des Menschen übersteigt die natürliche Rohstoffproduktion der Erde um 50 Prozent – Tendenz steigend. Es wird eng Der Mensch verbraucht mehr Rohstoffe und natürliche Ressourcen, als die Erde dauerhaft liefern kann. Darunter leidet die Regenerationsfähigkeit des Planeten. Natürliche Umweltleistungen wie die Klimaregulierung durch CO₂-Aufnahme oder die Schutzfunktion des Waldes vor Erosion und Überflutungen durch Baumbestand gehen zunehmend verloren. Immer mehr Tier- und Pflanzenarten sterben aus. Der „Living Planet Report 2010“ des World Wide Fund for Nature (WWF) verdeutlicht diese Entwicklungen anhand von drei Indikatoren: dem ökologischen Fußabdruck des Menschen, dem Wasser-Fußabdruck der Produktion und dem Living Planet Index (LPI). Derzeit übersteigt der ökologische Fußabdruck des Menschen die natürliche Rohstoffproduktion der Erde um 50 Prozent. Der Mensch verbraucht also permanent 1,5-mal so viele Rohstoffe, wie die Erde herstellen kann. Entsprechend wichtig ist es, ihre Regenerationsfähigkeit zu wahren – ja, sie zu erhöhen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Verantwortlich hierfür ist vor allem der sogenannte CO₂-Fußabdruck der Menschheit, der mit rund der Hälfte in die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks einfließt. Er wird an der Menge des Waldes gemessen, die rechnerisch nötig wäre, um das ausgestoßene CO₂ aufzunehmen. Diese theoretisch benötigte Waldfläche hat sich seit 1961 um das Elffache und seit Industry Journal, Elisabeth Dokaupil 1998 um rund ein Drittel erhöht. Doch statt massiv aufzuforsten, nimmt die Menschheit der Erde immer mehr Waldfläche weg, für Baustoffe, als Lebensraum, für Landwirtschaft, Verkehrsflächen und zur Energiegewinnung: 13 Millionen Hektar Wald gingen zwischen 2000 und 2010 jährlich verloren. In den Wäldern leben fast 90 Prozent aller Landlebewesen. Doch nicht nur für diese Tierarten hat der Rückgang von Waldflächen dramatische Folgen. Vor allem leidet darunter mehr als eine Milliarde in Armut lebende Menschen, die laut einer Erhebung der Weltbank unmittelbar auf die Wälder in ihrer Umgebung angewiesen sind – zum Beispiel als Lieferant für Brenn- und Baustoff oder als Erwerbsquelle durch Tourismus. Die Autoren der Studie empfehlen daher, die Aufforstungsflächen für Wälder und Plantagen zu erhöhen. Deutliche Spuren hinterlässt der Mensch auch in der Meeresfischerei: Die global steigende Nachfrage nach Fisch und Fischprodukten führt zu massiver Überfischung. Verantwortlich dafür sind der Einsatz von Fangmethoden mit großen Mengen an Beifang, der weggeworfen wird, und staatliche Subventionen für den Fang gefährdeter Fischbestände. Rund 80 Prozent der kommerziell genutzten Fischarten gelten inzwischen als bedroht. Dazu kommt, dass die Ökosysteme der Erde von verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich in Anspruch genommen werden. Würde etwa jeder Mensch ähnlich extensiv leben wie ein Durchschnittsbürger der USA oder der Vereinigten Arabischen Emirate, bräuchte die Erdbevölkerung vier Erden, um ihren Rohstoffbedarf zu decken. deck de cken en. 2007 20 verie 31 ve v rgle rg leic i hsweise ic ursachten allein die vergleichsweise ECDD-St Sta aaten n fa fast st 4 40 Prowohlhabenden OECD-Staaten ische hen n Fu Fußa ß bd bdru ruck cks. s. IIm m zent des ökologischen Fußabdrucks. uh hatte en di die e Lä Länd nderr S üdüd Gegensatz dazu hatten Länder Südam m mit mit den de Staaten Staate St en ostasiens gemeinsam eil v von on z wölf wö lf Afrikas lediglich einen Ante Anteil zwölf ck Prozent am globalen Fußabdruck. die e Der Wasser-Fußabdruck umfasst die Gesamtmenge an Trinkwasser, die die Bevölkerung eines Landes für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen benötigt. 45 Länder können bereits jetzt ihren Süßwasserverbrauch nicht mehr mit den eigenen Reserven decken. Dazu gehören Indien, China, Israel oder Marokko. Weitere 71 Länder werden in Kürze dazustoßen. Die Folge: ein weltweit zunehmender Trinkwassermangel. Simon Rawles/WWF-Canon, Robert Delfs/WWF-Canon, Getty/Jupiterimages Ein weiteres Problem ist die zunehmende Wasserverschmutzung: Täglich gelangen 2,5 Millionen Tonnen Schmutzund Abwässer ungefiltert in Flüsse und Seen. Be esonders dramatisch ist die Lage Besonders in den n E ntwicklungsländern, wo la Entwicklungsländern, laut einer UN-Studie 2009 rund 70 Proz Prozent der unbehandelten Industrieabfäll Industrieabfälle in wässer geflossen sind. Gewässer ick cklung so weit Wenn die Entwi Entwicklung weiterläuft, hr 2 203 0 0 die R werden wir im Jahr 2030 Rohstoffwei Erden beproduktionsmenge von z zwei nötigen, um den heutigen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Immer mehr Menschen müsst sten en dann mit immer müssten weniger natürlich natürlichen Ressourcen auskommen. Die größte Herausforderung H für die Menschheit dü dürfte, so der Report, jedoch in der Reduz Reduzierung ihres CO₂-Ausstoßes liegen. Der WWF geht davon aus, dass eine Verso Versorgung aller Menschen mit sauberer ern erneuerbarer Energie möglich und nötig is ist. Außerdem seien mehr Investitionen in energieeffiziente Gebäude und ener energiesparende Verkehrssysteme erforder derlich. Unumgänglich ist auch die Verw wendung von Biokraftstoffen anstelle ffossiler Brennstoffe wie Kohle oder Öl. Allerdings wären nach Berechnungen des WWF etwa 200 Millionen Hektar zusätzliche Waldfläche nötig, um allein den zukünftigen Energiebedarf des Menschen vollständig aus Biokraftstoffen zu decken – das ist eine Fläche von der Größe Grönlands. ■ Mehr Infos ■ siemens.com/sustainability ■ siemens.com/water ■ www.siemens.com/industryjournal Nachhaltiges Wachstum Ernst Ulrich von Weizsäcker hat zusammen mit Karlson Hargroves und Michael Smith ein neues Standardwerk verfasst. Mit „Faktor vier“ hat von Weizsäcker in den neunziger Jahren das Konzept eines neuen Wirtschaftens entwickelt, das Umwelt- und Ressourcenschutz in Einklang bringt. Mit „Faktor fünf“ zeigen nun die Autoren, wie sich in allen Wirtschaftssektoren Ressourcenverbrauch und Kohlendioxidausstoß um gut 80 Prozent verringern lassen. WEIZSÄCKER, HARGROVES, SMITH: „ Faktor fünf – Die Formel für nachhaltiges Wachstum“ hi!tech 02|11 50 ■ 51 hi!touch hi!biz hi!school Bücher hi!life Von faszinierenden Bergbildern, Facebook und seinen Folgen, dem Problemlöser Technik und kindgerechtem Messen hi!tech Leseraum KURT STÜWE, RUEDI HOMBERGER DIE GEOLOGIE DER ALPEN AUS DER LUFT In hundert Flugstunden haben Kurt Stüwe und Ruedi Homberger mehr als 4.000 Bilder von den Alpen gemacht – dreihundert haben es in diesen außergewöhnlichen Bildband geschafft, der für Wissenschaftler und Naturfreunde gleichermaßen interessant ist. Immerhin bestand das Autorenteam aus zwei anerkannten Experten. Kurt Stüwe ist Professor für Geologie an der Universität Graz und Ruedi Homberger einer der bekanntesten Schweizer Alpinfotografen. Gemeinsam haben sie es geschafft, die Schönheit des in vielen komplizierten Faltprozessen entstandenen Gebirges zu vermitteln und Geologen zusätzliche Informationen für ihre Arbeit an den – noch nicht zur Gänze erforschten – Alpen zu liefern. Weishaupt Verlag, 56,40 Euro Sabine Nebenführ D A V I D K I R K P AT R I C K WILLI FUCHS DER FACEBOOK-EFFEKT WACHSEN OHNE WACHSTUM Mark Zuckerberg selbst gab dem Autor einen Einblick in das Phänomen Facebook. David Kirkpatrick hat sich damit sicher nicht begnügt. In diesem spannenden, fast wie ein Roman geschriebenen Buch gibt er nicht nur einen Überblick über die Geschichte von Facebook, sondern berichtet auch offen über die Datenschutzprobleme, die sich aus dem Geschäftsmodell ergeben. Er analysiert außerdem, welche Auswirkungen das soziale Netzwerk auf die Gesellschaft hat. Hanser, 24,90 Euro Die großen Herausforderungen Klimawandel, Energie- und Ressourcenknappheit lassen sich nur von und mit Technik lösen. Das ist die Kernaussage des Buches. Es muss aber nachhaltige Technik sein – und für ihre Entwicklung sind hochqualifizierte Ingenieure notwendig. Davon werden wir nur genug haben, wenn wir massiv in Bildung investieren – in dem Bewusstsein, dass Technik nicht nur gut für den Export, sondern auch für unseren Komfort und Wohlstand ist. Hanser, 19,90 Euro M I R E I A T R I U S , Ò S C A R J U LV E MICHAEL GROSS 31 ELEFANTEN ODER WIE LANG SIND 100 METER? 9 MILLIONEN FAHRRÄDER AM RANDE DES UNIVERSUMS Länge, Höhe, Breite, Fläche, Gewicht, Temperatur, Zeit – dafür haben wir Maße. Doch was ist eigentlich einen Millimeter lang, wie viel Zeit brauchen wir für verschiedene Tätigkeiten, und was wiegt eine Tonne? Selbst Erwachsene können sich darunter schwer etwas vorstellen. Dieses Buch macht es leicht, Kindern die Maßeinheiten nahezubringen. Und für uns ist es zumindest unterhaltsam zu wissen, dass ein Weißer Hai und ein kleiner Elefant eine Tonne wiegen. Knesebeck, 16,95 Euro Michael Groß, Chemiker und Wissenschaftsjournalist, schafft es immer wieder, mit scheinbar unwissenschaftlichen Themen Fachwissen zu vermitteln. Das vorliegende Buch ist eine Sammlung seiner Kommentare der vergangenen zehn Jahre. Eine Anleitung zum Mogeln, Moleküle und Marketing und was 9 Millionen Fahrräder mit dem Ende der Welt zu tun haben sind Themen, mit denen sich Groß absolut unterhaltsam beschäftigt. Wiley-VCH, 24,90 Euro hi!tech 02|11 52 strom macht mobil Autos, die uns weiterbringen. Selbst wenn sie in der Garage stehen. Siemens bereitet heute den Weg für Elektromobilität und die Stromnetze von morgen. Das erste Elektroauto von Siemens hieß „Elektrische Viktoria“, hatte eine Reichweite von 80 km pro Batterieladung und fuhr bereits 1905 als elegantes Hoteltaxi durch die Straßen Berlins. Auch heute leisten wir wieder Pionierarbeit – mit nachhaltigen Lösungen für ein neues Energiezeitalter. Denn das Auto der Zukunft tankt nicht nur Strom aus Wind und Sonne, es trägt auch als mobiler Energiespeicher zu einer umweltschonenden Energieversorgung bei. Und das sogar dann, wenn es mal nicht gefahren wird. www.siemens.at/elektromobilitaet ÜBER SALZBURGS DÄCHERN schwebt die neue Festungsbahn bei der Montage. Nach der Modernisierung verfügt die Bahn nicht nur über eine moderne Antriebs- und Automatisierungstechnik von Siemens, sie kann auch mehr Passagiere befördern. siemens.at/alpine New s-Snack IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll GREEN EMOTION MARIAZELLERBAHN STRAHLENTHERAPIE Für einheitliche Prozesse, Standards und ITLösungen soll die EU-Initiative zur Förderung der Elektromobilität „Green eMotion“ sorgen, an der auch Siemens beteiligt ist. Ziel ist u. a. ein grenzüberschreitender Zugang zur Ladeinfrastruktur. www.greenemotion-project.eu Vor 100 Jahren wurde die Mariazellerbahn elektrisch. Von der Elektrifizierung profitierte die gesamte Region. Das elektrische Innenleben der Loks und die Mechanik sind Siemens-Technik. siemens.com/mobility Mit MedAustron entsteht in Wiener Neustadt bis 2015 eines der modernsten Strahlentherapiezentren Österreichs, das sich auf die Behandlung von Krebs mittels Ionenstrahlung konzentriert. Kernbetriebssystem des Teilchenbeschleunigers ist eine von ETM (Siemens) entwickelte Prozessvisualisierungs- und Steuerungslösung. www.medaustron-research.at Ursula Grablechner Siemens Christina Lehner PRODUKTION IM GRIFF Autohersteller wie Aston Martin müssen die steigende Komplexität in allen Systemen eines Wagens beherrschen können. So stellen sie Qualität und rasche Markteinführung sicher. SiemensPLM-Software hilft dabei. siemens.com/plm News Handfläche zum Leser halten – das Venenmuster garantiert eindeutige Identifikation. H a n d ve n e n - S c a n Biometrie sichert den Zutritt Zur Sicherung von Gebäuden und Objekten wird Biometrie künftig immer wichtiger. Unter den derzeit am Markt befindlichen biometrischen Lösungen bringt die Identifizierung über die Handflächenvenen die höchste Genauigkeit und Sicherheit. Die Blutgefäßmuster sind bei jedem Menschen anders und ändern sich zeitlebens nicht. Weil diese Gefäßmuster unsichtbar unter der Haut liegen, können sie nicht durch Fotografie oder Fäl- schung gestohlen werden. Das Venenmuster der Handinnenfläche wird per Infrarotkamera aufgenommen und in einer Datenbank abgespeichert. Hält der Anwender seine Hand vor den Leser, sendet der integrierte Sensor über LEDs eine Nahinfrarotstrahlung an die Hand. Das sauerstoffarme Blut absorbiert diese, ein Venenbild wird aufgenommen und zur Identifizierung verglichen. www.siemens.com/biometrics Umwe l t z e r t i f i z i e r u n g LEED in Gold für Siemens City Nach dem Green Building Certificate der Europäischen Kommission erhielt die Siemens City in Wien-Floridsdorf nun als erstes Bürogebäude dieser Art auch das Gold-Zertifikat des U.S. Green Building Council. Das LEED-Zertifikat (Leadership in Energy and Environmental Studie IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Wir brauchen immer mehr Erden +BOVBS hi!life "VHVTU %F[FNCFS IM JAHR 1976 konnte die Erde jährlich noch so viel nachwachsende Ressourcen produzieren, wie die Menschheit benötigte. Seither brauchen wir systematisch die über Jahrtausende entstandenen Reserven auf. Heuer müssten wir im August aufhören, natürliche Ressourcen zu verbrauchen, wenn wir nachhaltig wirtschaften würden. Nachhaltigkeit brachte der Siemens City überdurchschnittliche Bewertung. Design) wird an Gebäude vergeben, die schon in der Bauphase und im laufenden Betrieb klimafreundliche Technologien einsetzen, um Treibhausgase zu reduzieren. Bürogebäude werden nach den Kriterien Grundstücksauswahl, Einsatz von Wasserressourcen, Energie und Klima, Materialien- und Ressourcenverwertung sowie Innenraumqualität beurteilt. siemens.com/buildings IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllll Smar t Gr id »Wir arbeiten an der konkreten Umsetzung von Smart Grids in der Praxis und haben immer das ganze Modell im Auge.« DI MICHAEL STREBL Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH hi!tech 02|11 54 ■ 55 GUT GELEITET. Direkt zum Parkhaus (in Budapest); im Parkhaus ohne zu suchen zum Parkplatz (Flughafen München). Der kurze Weg zur Lücke Der Parkraum in den Städten ist extrem knapp, Parken wird immer häufiger zum Abenteuer. Aktuelle Erhebungen belegen, dass bereits an normalen Tagen bis zu 40 Prozent des innerstädtischen Verkehrs auf der Suche nach einem Parkplatz entstehen, vor Feiertagen sind es deutlich mehr. Doch diese Verkehrsströme lassen sich spürbar reduzieren: Informiert man die Besucher an strategisch günstigen Punkten der Einfallstraßen über die Belegung von Parkhäusern, die besten Anfahrtsrouten und Möglichkeiten zum direkten Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel, folgen sie den Ratschlägen. Ungarns Hauptstadt Budapest setzt auf ein Siemens-Parkleitssystem. Es erfasst die Belegung von Parkplätzen und Parkgaragen und übergibt diese Informationen an Hinweistafeln im Straßenraum sowie an weitere Leitsysteme. Dank offener Schnittstellenarchitektur lassen sich außer- und innerstädtische Verkehrssysteme problemlos miteinander verknüpfen. Dann ist für die Autofahrer noch mehr Komfort möglich, denn die datentechnische Vernetzung der Verkehrssysteme erlaubt in Kombination mit der Internettechnologie völlig neue como, Elisabeth Dokaupil Siemens Anwendungen. So stellen immer mehr Kommunen aktuelle Verkehrsinformationen zeitnah per Internet zur Verfügung. Wer diese Seiten mit einem Smartphone oder Navigationssystem nutzt, kann gleich den kürzesten Weg zum freien Parkplatz wählen. Ist das Parkhaus mit einer Einzelstellplatzüberwachung ausgerüstet, lässt sich sogar die Internetreservierung eines bestimmten Stellplatzes realisieren. Damit ist der direkte Weg zur Parklücke Realität. Parkraumbewirtschaftung ist nicht nur eine zuverlässige Einkommensquelle in Zeiten leerer Kassen, sondern zugleich ein Instrument der Verkehrsregulierung, also auch ein probates Mittel gegen zugeparkte Straßen. Moderne Automaten nehmen auch elektronische Geldkarten an und drucken einen Parkschein als Quittung. In mehr als zwanzig Ländern der Welt, von Kanada bis Oman, sind heute mehr als 20.000 Parkschein- ELEKTROAUTO. Parken, Batterie laden und Informationen bei einer Säule. automaten von Siemens in Betrieb. Wenn Parkscheinautomaten ihren Strom über Solarpanels selbst erzeugen, spart die Stadt Energie- und Kabelverlegungskosten. Aber auch andere Bewirtschaftungskonzepte werden unterstützt. So kann die Parkgebühr für einen festen Stellplatz entrichtet werden, wie es in der Schweiz oder Nordamerika häufig ist. Für Elektrofahrzeuge lassen sich die Funktionen Parken, Laden und Informieren in Zukunft in einem Gehäuse vereinen. In Parkhäusern und auf abgeschlossenen Parkflächen müssen die Systeme aber noch mehr können. Ein- und Ausfahrtkontrollgeräte sowie Kassenautomaten müssen installiert werden. Im Münchner Flughafen ist mit mehr als 15.000 Stellplätzen das weltweit größte Parkhausleitsystem installiert. Besucher werden schnell und direkt zum nächsten freien Parkplatz geleitet. Es lassen sich auch definierte Parkbereiche bestimmten Kundenkreisen zuordnen, etwa eine Mutter-und-Kind-Zone oder ein Vielfliegerbereich. Am Flughafen Domodedovo in Moskau werden bei der Einfahrt automatisch die Nummernschilder der Fahrzeuge erfasst und dem Parkschein zugeordnet. So ist Fahrzeugdiebstahl praktisch ausgeschlossen. ■ Mehr Infos ■ siemens.com/mobility cover hi!biz hi!school News hi!life Wie auf Schienen DESIRO ML. Komfort, Barrierefreiheit Zuverlässig, komfortabel, wirtschaftlich, umweltfreundlich: Die Wunschliste der Bahnbe- und Sicherheit für die Fahrgäste. treiber bei der Investition in neue Züge ist umfangreich. In Zeiten steigenden Kostendrucks sollten Züge vom ersten Tag an reibungslos einsatzfähig sein. Der Desiro kann auf eine 99prozentige Verfügbarkeit verweisen und bietet den Fahrgästen jede Menge Komfort. Dank zukunftsweisendem Design, großflächiger Beleuchtung und zeitlosem Farbkonzept entsteht eine freundliche, offene Atmosphäre. Ein wesentliches Element ist auch das niveaugleiche Ein- und Aussteigen sowie die barrierefreie Erreichbarkeit aller Sonderbereiche wie Mehrzweckabteile und Toiletten. Auch die Breite der Türen und Durchgangsbereiche ist von großer Bedeutung, insbesondere bei Nahverkehrszügen. Denn hier kommt es auch auf den raschen Passagierwechsel an. Reisende mit Handicap können sich im Desiro ML ohne Probleme fortbewegen. So bietet der Endwagen neben barrierefreien ebenen Zugängen eine behindertengerechte Toilette und mehrere großzügige Rollstuhlplätze. Wohlfühlen heißt auch sicher sein. Offene Durchgangsbereiche und eine gute Durchsicht innerhalb des Zugs erhöhen das Sicherheitsgefühl. Durch eine zusätzliche Videoüberwachung des Fahrgastraums kann die Sicherheit weiter erhöht werden. Im ohnehin sehr sicheren System Bahn werden Fahrgäste wie Personal durch energieabsorbierende Crash-Elemente zusätzlich geschützt. Fahrgäste fühlen sich in modernen, hellen und weitläufigen Zügen am wohlsten. Dafür sorgt der großzügige Innenraum mit Blick durch den ganzen Zug. Ermöglicht wurde dies nicht zuletzt dadurch, dass fast alle größeren technischen Fahrzeugkomponenten am Dach des Zugs angeordnet wurden. Modernes Informationsmanagement wie elektronische Zugzielanzeigen und Lautsprecherdurchsagen trägt ebenfalls zum Komfort bei. Auch hier zählen Einrichtungen für mobilitätseingeschränkte Personen von Anfang an zur Standardausrüstung. Der Desiro ML nimmt es mit jeder Menge Fahrgästen auf. Er lässt sich leicht und schnell an das aktuelle Fahrgastaufkommen anpassen. Denn der Zug ist als Einzelwagenzug mit einstellbaren Mittelwagen konzipiert, und die Zugkonfiguration kann einfach verändert werden. Mittelwagen lassen sich bei Bedarf im Depot ein- und ausstellen. Mit insgesamt wenigen, größtenteils am Zugsdach installierten Komponenten spart der Einzelwagenzug Zeit und Kosten bei Wartung ebenso wie bei Instandhaltung. Er bleibt selbst bei Höchstlast und mit deutlich längeren Einzelwagen unter 17 Tonnen Achslast. Das bedeutet zusammen mit einem sehr kurzen Drehgestellachsstand im Vergleich zu Gliederzügen weniger Verschleiß. ■ Mehr Infos ■ siemens.com/mobility hi!tech 02|11 56 ■ 57 DIE SKYLINE VON ISTANBUL zeigt, dass die Vereinigung von Tradition und Moderne hier gelungen ist. Brücke zwischen Europa In Istanbul geht die Sonne auf. Sie spiegelt sich im Bosporus wider und taucht das Wasser der Meerenge zwischen dem Marmara- und dem Schwarzen Meer in ein goldgelbes Licht. Am Taxistand warten Elisabeth Meixner, Siemens Welt zahlreiche Fahrer auf ihre frühen Gäste. Einsteigen kann man hier, wo man sich gut aufgehoben fühlt. Eine Reihenfolge gibt es nicht. Ein Fahrer fragt in akzentfreiem Deutsch: „Woher kommen Sie?“ Er hat in Österreich gearbeitet und gelebt – aber er wollte zurück in die Heimat. Geschickt winden sich die Taxis durch die häufig verstopften Straßen Istanbuls. Am Ende der Asien-Brücke erwartet die Besucher ein Schild: „Avrupa – hos geldiniz. Willkommen in Europa“. Die größte Stadt Daryl Benson/Getty Images der Türkei verbindet Europa mit Asien. Einst Hauptstadt zweier Weltreiche, sieht sie Oberbürgermeister Kadir Topbaş heute im Wettbewerb zu globalen Zentren wie Paris, London oder Tokio. Um hier zu bestehen, sind große gesellschaftliche und infrastrukturelle Herausforderungen zu bewältigen. Eine zentrale Herausforderung ist der Verkehr. Mit rund 500 Buslinien ist IETT einer der größten Betreiber eines öffentlichen Verkehrsmittels in der Türkei. Die cover hi!biz hi!school Stadtportrait hi!life und Asien grünen Linienbusse sind in ganz Istanbul unterwegs, außer in alten Stadtvierteln, wo es kein Durchkommen für Öffis gibt. Wer die Reise mit Istanbuls einziger Straßenbahnlinie auf sich nimmt, muss Menschenmassen gewöhnt sein. Die Bahn ist vor allem zu den Stoßzeiten überfüllt, da sie Wohngebiete mit Verkehrsknotenpunkten und Fähranlegestellen verbindet. Das gesamte Schienennetz von Straßenbahnen und Metros ist in Istanbul mit 79 Kilometern noch vergleichsweise kurz. Die Istanbuler U-Bahn zählt allerdings zu den modernsten Europas. Sie ist mit Leittechnik von Siemens ausgestattet. Ein erheblicher Teil des öffentlichen Verkehrs spielt sich in Istanbul auf dem Wasser ab. Die weltweit größte Fährenreederei IDO (Istanbul Deniz Otobüsleri) transportiert täglich mehr als 250.000 Menschen, das sind rund 100 Millionen Passagiere pro Jahr. Die neueste Generation der Fähren nutzt dieselelektrische Antriebssysteme von Siemens. In diesem Fall treiben die Dieselmotoren Generatoren an, die den Strom für den Elektromotor des Antriebs und die elektrischen Verbraucher an Bord liefern. Das spart Treibstoff und ist umweltfreundlicher. Ein wichtiges Rückgrat des öffentlichen Verkehrs sind die Dolmus-Fahrer. In den berühmten Minibussen sitzen immer weit mehr Personen als erlaubt. Die Lösung heißt eng zusammenrücken. Das ist in der Stadt mit offiziell 13 Millionen Einwohnern (und inoffiziell zwischen 18 und 22) hi!tech 02|11 58 ■ 59 cover hi!biz hi!school hi!life Stadtportrait DER ÖFFENTLICHE VERKEHR in Istanbul stützt sich vor allem auf Busse und Fähren. Eine Straßenbahnlinie verbindet Wohngebiete mit Verkehrsknotenpunkten. In den nächsten Jahren ist ein Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel geplant. auf einer Fläche von rund 1.800 Quadratkilometern tägliche Übung. Und Istanbul will weiter wachsen. „Ich wünsche mir das auch, aber mit mehr grünem Touch“, betont Hüseyin Gelis, CEO von Siemens Türkei, der nachhaltige Entwicklung als eines der großen Themen in der Türkei sieht. Und Istanbul ist auch bereit, in seine Zukunft zu investieren. Bis zum Jahr 2023, zum 100. Jubiläum der Republik, soll es stadtweit mehr als 600 Schienenkilometer geben. Allein in den vergangenen Jahren wurden rund 11,7 Milliarden Dollar in den Ausbau des Transport- und Verkehrssystems investiert. „Wir müssen heute die Probleme lösen, die durch eine ungeplante Stadtentwicklung in der Vergangenheit verursacht wurden“, weiß Oberbürgermeister Kadir Topbaş und arbeitet an der Zukunft: „Der Umbau Istanbuls in ein übersichtliches globales Zentrum, in dem Lebens- und Umweltbedingungen im Einklang sind, läuft auf Hochtouren.“ Die riesige Stadt vereinigt faszinierende historische Stadtteile mit modernen, die an Singapur erinnern, und wenig entwickelten, wie sie in Schwellenländern vorkommen. Auf einem der Hügel der Stadt thronen die Trump Towers, zwei 158 Meter hohe Türme mit Büros, Wohnungen und einem 70.000 Quadratmeter großen Einkaufszentrum. Siemens-Technik sichert hier die Strom- und Wasserversorgung. Das ist deshalb wichtig, weil diese Services moderner Großstädte in Istanbul nicht überall und immer sichergestellt sind. Noch werden auch vorhandene alternative Energiequellen nicht genutzt. „Zwei der größten Unterwasserströmungen laufen direkt an der Stadt vorbei und stünden als Energiequelle zur Verfügung“, so Gelis. Eines der alten Viertel ist Tarlabaşı. Geprägt von griechischen Einwanderern, sind die Häuser hier farbenfroh, die Einwohner immer noch mehrheitlich Migranten, die Mieten niedrig. Schließlich sind viele Häuser auch reparaturbedürftig, nicht jeder Einwohner genießt den Komfort von Strom und fließendem Wasser. Tarlabaşı war lange ein Brennpunkt sozialer Probleme, beherrscht von Kriminalität. Doch nun bemühen sich Politiker und lokale Unternehmer, die Lebensqualität wieder zu steigern. In einigen Jahren wird es vielleicht schick sein, hier zu wohnen. Gentrifizierung, made in Istanbul? Elisabeth Meixner, Siemens Welt, Industry Journal BASAR. Traditionelle orientalische Welt. Nur zehn Gehminuten von Tarlabaşı entfernt erstreckt sich mit der İstiklal Caddesi, der Unabhängigkeitsstraße, eine der attraktiven Einkaufsstraßen Istanbuls, wo sich die Jugend trifft – und davon hat die Stadt viel. Europäische und amerikanische Markenboutiquen reihen sich aneinander – wie in allen Metropolen der Welt. Rund um die İstiklal haben sich Künstler angesiedelt, Galerien schießen aus dem Boden. Junge Türkinnen und Türken tanzen in den Nächten in Clubs über den Dächern der Stadt. In den kleinen Seitengassen wird traditionelle türkische Musik gespielt. Die türkische Lebens- Glowimages/Getty Images, Sepp Spiegl/vario images/picturedesk.com Lebensraum mit Zukunft Im Jahr 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Metropolen leben. Das wären mehr als sechs Milliarden Menschen. freude ist hier besonders intensiv zu spüren. Genauso am Puls der Zeit, nur ungleich ruhiger und luxuriöser lebt es sich in Bebek, einem Stadtteil am Bosporus. Hier wohnt man in Villen am Wasser, fährt große Autos. Frauen und Männer sind schick und teuer gekleidet. In den exklusiven Cafés und Lokalen wird mit Smartphones und Laptop hantiert. Man trifft vor allem geschäftige Manager und Jungunternehmer, die es mit einer Idee zu Erfolg gebracht haben. Hier gibt es kaum Anzeichen, dass man sich in einem muslimisch geprägten Land befindet. Doch die traditionelle orientalische Welt ist hier genauso präsent, besonders deutlich zeigt sie sich zum Beispiel im Basar. Basare haben in dieser Welt Tradition. Man findet sie meist in Wohngebieten, abseits der Touristenströme. Der Besuch eines türkischen Marktes mit Obst- und Gemüsehändlern ist eine Erfahrung für alle Sinne. Eine Duftwolke von den Gewürzen hängt über den Ständen, überall kann gekostet werden. Verkaufen ist hier fast ausschließlich Männersache. Frauen kommen zum Einkaufen in traditioneller muslimischer Kleidung. Hier werden religiöse Werte und klassische Rollenverteilung im Alltag gelebt. Weltoffen, wirtschaftlich erfolgreich, liberal, jung, voll Lebensfreude oder national, religiös, traditionell, orientalisch? Was ist Istanbul? Vom Galata-Turm eröffnet sich der Blick über die Stadt, auf die Istanbuler Skyline, durchzogen von Baukränen, mit vielen modernen Büro- und Wohngebäuden, dazwischen die Minarette der zahlreichen Moscheen . Hier bekommt man das Gefühl, dass die Verbindung von Tradition und Moderne in Istanbul bereits gelungen ist. ■ „Die Herausforderung für nachhaltige Stadtkonzepte liegt darin, den Einwohnern eine Infrastruktur für einen CO₂-neutralen Lebensstil zu bieten und gleichzeitig eine Industrie aufzubauen, die wettbewerbsfähige Green-Tech-Lösungen für den Weltmarkt produziert“, betont Gregor Harter, Partner der internationalen Unternehmensberatung Booz & Company. Viele der notwendigen Technologien gibt es schon. So zeigt die Studie „Sustainable Urban Infrastructure – London“, die Siemens mit McKinsey erstellt hat, dass beispielsweise London bis zum Jahr 2025 durch den Einsatz bereits verfügbarer Technologien 20 Megatonnen CO₂ einsparen könnte. 70 Prozent des Einsparpotenzials könnte mit Technologien realisiert werden, die sich durch Energieeinsparungen selbst finanzieren. Insgesamt 200 technische Möglichkeiten identifizierten die Experten für London. Meilensteine für die Entwicklung von Megacitys könnte die Arbeit von Wu Zhiqiang in Kooperation mit Siemens setzen. Der Vizepräsident der Shanghaier TongjiUniversität und Leiter des Tongji College of Architecture and Urban Planning gilt als einer der renommiertesten Städteplaner Chinas. Mit Siemens sollen Eco-City-Modelle entwickelt werden, mit denen sich neue Städte von vornherein so autark wie möglich, ökologisch überzeugend und in hohem Maß lebenswert gestalten lassen. Die neuen Eco-City-Modelle sollen aber auch kosteneffizient und auf verschiedene Städte übertragbar sein. In der Nähe der Jangtse-Mündung entsteht bereits eine nachhaltige Stadt für mehr als 700.000 Menschen – mit viel Wasser und reichlich Erholungszonen, vergleichbar mit vielen europäischen Metropolen. In Doha, Hauptstadt des Emirats Katar, wird derzeit die fast 8,5 Kilometer lange Barwa Commercial Avenue gebaut. Auf einer Fläche von rund 940.000 Quadratmetern sollen im Sommer 2012 etwa 600 Luxusläden und Komfortbüros sowie 800 hochklassige Wohneinheiten bezugsfertig sein. Höchste Nachhaltigkeitsstandards garantieren hohe Energieeffizienz und Lebensqualität. In der rheinischen Metropole Köln entsteht mit WiddersdorfSüd ein völlig neuer Stadtteil für mehr als 3.000 Menschen. Auch hier haben die Bauherren von Anfang an Ökologie, Ressourcenschutz und zukunftsweisender Infrastruktur höchste Priorität eingeräumt. Siemens sieht die wachsenden Städte als eine seiner wichtigsten Zielgruppen. Das Unternehmen verfügt über ein einmalig breites Portfolio an Lösungen für die Herausforderungen der Städte der Zukunft. Um seinen städtischen Kunden ein noch besseres Service bieten zu können, wurde mit Infrastructure & Cities ein neuer Sektor installiert. siemens.com/urbanization DIE NEUEN ECOCITYS sollen von vornherein so autark wie möglich sein. Mehr Infos ■ www.metropole-istanbul.de ■ siemens.com/mobility ■ siemens.com/marine Jens Kalaene/dpa/picturedesk.com, Siemens hi!tech 02|11 60 ■ 61 SMART GRIDS ermöglichen es, dass Haushalte und Betriebe im Stromnetz nicht nur als Verbraucher auftreten, sondern auch Lieferant und Stromspeicher sein können. Totalumbau des Energiesystems Die Zukunft der Energieversorgung ist dezentral. Salzburg nimmt bei der Umstellung auf die dafür notwendigen intelligenten Stromnetze eine Vorreiterrolle ein, berichten DI Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, und DI Michael Strebl, Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH und Projektleiter Smart Grids. Was ist das Ziel der Smart Grids Modellregion Salzburg (SGMS)? Strebl: Smart Grids sind intelligente Energienetze, die einen Datenaustausch und Energietransport zwischen Produzenten und Verbrauchern in beide Richtungen erlauben. Damit wird es möglich, alternative Energie, die von Stromkonsumenten mit Photovoltaik oder in kleinen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen erzeugt wird, optimal zu nutzen. Für das intelligente Netz der Zukunft müssen keine neuen Masten errichtet oder Leitungen verlegt werden. Die bestehende Netzinfrastruktur wird mit modernen Informations- und Kommunikationstechniken aufgerüstet, das Stromnetz „internetisiert“. Das Projekt Smart Grids Modellregion Salzburg will durch Forschung und Praxistests auf unterschied- Elisabeth Dokaupil lichen Gebieten die dafür notwendigen Voraussetzungen schaffen. Vogel: Ein Konsortium von sieben Partnern hat sich zusammengeschlossen, um netztechnische Fragen, IT-Synergiepotenziale, Integration der Elektromobilität, Bedürfnisse der Konsumenten oder die Rolle der Gebäude bei der Energieversorgung der Zukunft zu erforschen und zu testen. Die Zusammenfassung verschiedener Aktivitäten mit dem Ziel, eine neue Struktur der Energieversorgung zu ermöglichen, ist mit ein Grund für die Förderung des Projekts durch den Klima- und Energiefonds. Wegen dieses umfassenden Ansatzes, der ein sinnvolles Nutzen von Schnittstellen erlaubt, wird das Projekt SGMS auch international und besonders in Europa beachtet. Salzburg AG, Siemens Wie sieht die EU die Rolle von Smart Grids für die Energieversorgung der Zukunft? Vogel: Smart Grids spielen eine zentrale Rolle in der EU-Energiepolitik. Sie sollen zur Erreichung der langfristigen CO₂Reduktionsziele und zur Versorgungssicherheit beitragen. Mit intelligenten Netzen wird ein Zusammenspiel verschiedener lokaler Systeme und Lieferanten möglich. Das führt zu einem effizienteren Einsatz von Energie und erspart einen Teil des Ausbaus der Infrastruktur. Durch den hohen, sehr relevanten Innovationsgrad der Forschung ist das Salzburger Modell auch für andere Länder interessant. Werden die Forschungsergebnisse bereits in der Praxis erprobt? Strebl: Powerpoint-Folien genügen uns cover hi!biz hi!school Smart Grids nicht. Wir arbeiten bereits an der konkreten Umsetzung in die Praxis. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf einzelne Facetten – was derzeit in der Branche häufig passiert –, wir behalten immer das komplette Modell im Auge. Im Stromnetz müssen Angebot und Nachfrage immer ausbalanciert sein. Das ist schwierig, wenn in Zukunft dem schwankenden Verbrauch auch ein schwankendes Angebot durch die Konsumenten gegenübersteht. Eine Möglichkeit des Lastenausgleichs ist die Nutzung zusätzlicher Speicher wie Elektroautos, Wassertanks oder thermischen Massen in Gebäuden. In zwei Demoprojekten (Projektkette DG DemoNet) wird im Rahmen von Feldtests geklärt, wie möglichst viele dezentrale Lieferanten ohne Leitungsverstärkung ins Netz eingebunden werden können. Vogel: Ein weiteres Thema, das in der Praxis erprobt wird, ist der Zusammenschluss alternativer Energielieferanten GEORG EISL, GRÜNAUERHOF. Der Tourismusbetrieb ist mit seiner eigenen Energieerzeugung und -speicherung Teil eines virtuellen Kraftwerks. zu einem virtuellen Kraftwerk. Die Salzburg AG testet das Modell mit einigen Blockheizkraftwerken im Raum Salzburg, die nach Bedarf einzeln oder als ganze Gruppe gesteuert und betrieben werden können. Gastwirt Georg Eisl, Tourismusbetrieb Grünauerhof, ist Teil dieses virtuellen Kraftwerks. Im Energiesystem von morgen müssen aber auch die Konsumenten mitspielen. Dabei geht es um Wohnungen und Häuser mit geringem Energieverbrauch, die Investition in Speicher und die Bereitschaft, den Energieverbrauch so zu steuern, dass Spitzenbelastungen vermieden werden. Wie können die Konsumenten in die dezentralen Energieversorgungssysteme der Zukunft eingebunden werden? Strebl: Die Konsumenten müssen damit umgehen lernen, dass Energie nicht jederzeit „on demand“ zur Verfügung stehen muss und Komfort und Lebensgefühl dabei trotzdem nicht beeinträchtigt werden. Das bedeutet nicht, dass Waschmaschine oder Geschirrspüler ferngesteuert werden. Ganz anders schaut die Sache mit der Wärmepumpe aus oder der Umwälzpumpe für den Swimmingpool. Das gibt es Spielraum. In einem gut gedämmten Haus sinkt bei einer Außentemperatur von minus drei Grad Celsius die Raumtemperatur innerhalb von zwanzig Stunden nur um ein Grad. Wir werden nun anhand von zehn Häusern mit unterschiedlicher Dämmung testen, wie lange man die Heizung aussetzen und so Lastspitzen überbrücken kann, ohne den Wohnkomfort zu beeinträchtigen. Zusätzlich ist es wichtig, dass die Konsumenten bewusst und effizient mit Energie umgehen. Ab Juli läuft der Customerto-Grid-Feldversuch, in dem unterschiedliche Energiefeedbackmethoden getestet werden. Es geht darum herauszufinden, wie Kunden sinnvoll über ihren aktuellen Energieverbrauch informiert und zu bewusstem Energieeinsatz motiviert hi!life werden können. Verbrauchsinformationen sollen über Mail, Internet oder SMS ins Haus kommen. Vogel: Zusätzlich schafft die moderne Gebäudeautomatisierung Voraussetzungen dafür, dass Bürogebäude zu gut funktionierenden Mitspielern in Smart Grids werden. Sie können selbst Strom erzeugen, speichern, auf Erdwärme oder Kühlung zugreifen, Beleuchtung und Heizung nach Bedarf steuern. Sie sind wichtige Player bei der energietechnischen Optimierung von Städten. Der Lastenausgleich ist hier einfacher als im Wohngebiet, weil das Gewerbe seine Verbrauchsspitze zu anderen Zeiten hat. Wann werden ganze Städte oder Regionen energietechnisch smart? Strebl: Salzburg hat dafür gute Voraussetzungen und wird sich daher bei der aktuellen Ausschreibung zum Thema Smart Citys bewerben. Dabei geht es langfristig um die Optimierung des Energiesystems der gesamten Stadt. Es wird eine Roadmap erstellt, wie wir die Vision einer emissionsarmen Stadt bis zum Jahr 2050 erreichen können, und die ersten Schritte zur Umsetzung vorbereitet. Aktuell geht es um den Bau des neuen, zukunftsweisenden Universitätsgebäudes. Wir hoffen, dass wir hier weitere Zeichen setzen können. Vogel: Ich halte es für möglich, den Energieverbrauch der österreichischen Städte auf ein Drittel der bisherigen Werte zu reduzieren. Entscheidende Faktoren sind optimierte Gebäude und das Verhalten der Konsumenten. Salzburg wird damit beginnen. Das Förderprojekt Smart Grids Modellregion Salzburg leistet einen wesentlichen Beitrag dazu. ■ Mehr Infos ■ ■ ■ ■ ■ siemens.com/energy www.klimafonds.gv.at www.salzburgnetz.at www.gruenauerhof.com siemens.com/buildings hi!tech 02|11 62 ■ 63 Fitnessgeräte zum Anziehen Günther Schweitzer MBT, Skechers cover hi!biz hi!school Shaping-Schuhe „Schlendere mit diesen Schuhen durch die Straßen, und schon werden Po und Schenkel straffer, die Cellulitis verschwindet und das Kreuz tut dir nicht mehr weh.“ Die Versprechen der Anbieter der neuen Fitnessschuhe mit den klingenden Namen Shape-ups oder Toningschuhe sind eindrucksvoll. „Get in shape without setting a foot in a gym“ bringt es der US-Produzent Skechers auf den Punkt. Auch Reebok verspricht den TrägerInnen seiner Spezialschuhe, die von einem ehemaligen NASA-Ingenieur designt wurden, einen Fitnesseffekt ohne großen Aufwand. Das Luftkissensystem in der Sohle lässt mit jedem Schritt einen natürlichen „Wackelbretteffekt“ entstehen, was eine Steigerung der Muskelaktivität erzwingt, wenn man nicht umfallen will. Andere Schuhproduzenten arbeiten mit unterschiedlich weichen Verbundstoffen im Sohlenbereich. Vor allem die Konsumentinnen waren davon offensichtlich zu überzeugen, denn die Toningschuhe der verschiedensten Marken werden zu 90 Prozent von Frauen getragen und spielten im vergangenen Jahr weltweit einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro ein. „Liegt das vielleicht daran, dass unsere Sehnsucht nach müheloser Körperstraffung unseren gesunden Menschenverstand übertrumpft?“, merkte Yvette Schwerdt, Leiterin der Agentur Made-to-Market in New York, über den durchschlagenden Erfolg dieser Bodyshaper angesichts durchaus skeptischer Aussagen einiger Orthopäden kritisch an. Vielleicht nicht ganz zu Recht, denn es gibt genauso viele positive wissenschaftliche Gutachten über die schuhgewordenen Fitness- geräte und deren Auswirkung auf den gesamten Körper des Trägers. Begonnen hat alles mit einem Import aus Afrika, der Massai Barefoot Technology. Die MBT-Schuhe mit der gebogenen Sohle, in denen man kaum ruhig stehen kann, wurden vom Schweizer Karl Müller Anfang der 1990er Jahre entwickelt und leiteten den Boom der Toning- oder Shapingschuhe ein. Die MBTs sollen dem Körper Barfußgehen auf weichen, unebenen Naturböden wie Sand oder Moos vorspiegeln. Die Sohlenkonstruktion imitiert die Naturböden und fördert das richtige Abrollen des Fußes. Was die MBTs bringen, überprüfte Benno Nigg, Professor für Biomechanik an der Universität von Calgary, Kanada, im Detail. Getestet wurden Kinetik, Muskelaktivität, Vibrationen im Gewebe sowie Sauerstoffverbrauch beim Gehen mit MBT-Schuhen. Das Resultat: Beim Stehen trainiert der Schuh die Muskeln der unteren Extremitäten, während des Gehens die Muskeln, die das untere Sprunggelenk kreuzen. Zusätzlich steigt der Sauerstoffverbrauch um 2,5 Prozent, und die Belastung der Gelenke wird um 19 Prozent verringert. Spezialisten an der Universität Sheffield in England fanden zusätzlich heraus, dass die Aktivität der Gesäßmuskeln um neun Prozent, die der Muskeln der unteren Extremitäten um 18 Prozent und die der hinteren Oberschenkelbeugemuskeln um 19 Prozent steigt, wenn man mit MTBs unterwegs ist. MBT-Produkte werden von Dr. Anton Sabo, Institutsleiter am Technikum Wien, als reine Trainingsgeräte bezeichnet, mit denen der Umgang erlernt werden muss (siehe Interview). Die neue Generation der Beinshaper ist allerdings durchaus alltagstauglich. Im Kern soll aber bei allen diesen Schuhen dasselbe erreicht werden: die Imitation des instabilen Barfußgehens. Durch eine veränderte Körperhaltung – man geht zwangsläufig viel aufrechter als mit gewöhnlichem Schuh- hi!life GET IN SHAPE without setting a foot in a gym“, verspricht US-Schuhanbieter Skechers. MBT-SCHUHE mit der typischen gebogenen Sohle begründeten den Trend zum Schuh als Trainingsgerät. Simuliert werden soll das Barfußgehen auf unebenen Naturböden. hi!tech 02|11 64 ■ 65 cover hi!biz hi!school hi!life Shaping-Schuhe Trainingseffekt garantiert Was die neuen Sportschuhe mit Shaping- oder Toningeffekt bringen, erklärt Dr. Anton Sabo, Studiengangsleiter Sports-Equipment Technology am Technikum Wien. Toning- oder Shapingsportschuhe werden als Wundermittel auf dem Weg zur mehr Fitness und Gesundheit beworben. Was ist da dran? Keine Frage: Die extremeren dieser Sportschuhe mit in der Längsachse mehr oder weniger stark gebogenen Sohlen sind Trainingsgeräte. Und der Umgang damit sollte erlernt werden. Wie funktionieren diese Fitnessgeräte, die man am Fuß trägt? Der erste derartige Schuh am Markt war der MBT, entwickelt vom Schweizer Karl Müller. Mit seiner stark gekrümmten weichen Sohle erzeugt er relativ große Instabilität, die natürlich ausgeglichen werden muss. Das ist für den ganzen Körper anstrengend. Die Muskulatur des Körpers muss sich mit gröberen Schwerpunktverlagerungen auseinandersetzen. Geht man damit zu lange, besteht die Gefahr des Umknickens. Daher noch einmal: Dieser Schuh ist ein Trainingsgerät. Für Kinder ist er jedenfalls nicht geeignet, das haben wir untersucht. Haben auch Schuhe mit gemäßigter Sohlenkrümmung, die seit einiger Zeit angeboten werden, einen Trainingseffekt? Grundsätzlich ja. Obwohl auch bei diesen Schuhen eine instabile Sohle wirksam wird, sind sie sogar alltagstauglich. Sie trainieren eher die Sensomotorik. Das ist auch ein ganz feines Gleichgewichtstraining, das über die Reflexschleifen abläuft und unbewusst geschieht. Dabei wird die Feinmotorik mehr gefordert als bei den Schuhen mit dicker Sohle, bei denen der Körper viel gröbe- Günther Schweitzer re Manöver durchführen muss, um sein Gleichgewicht zu stabilisieren. Welche Materialien verwendet man für die Sohlen solcher Spezialschuhe? Bei den Swissies zum Beispiel werden Verbundwerkstoffe mit geringerer Dämpfung verwendet. Das Herzstück sind Fasern, die sich nach Belastung schneller aufrichten, also in ihre Ausgangsposition zurückkehren. Aber man muss – das gilt auch für die alltagstauglichen Fitnesscenter an den Füßen – seinen Schritt auf das Sportgerät einstellen. Wo kann man den Umgang mit den neuen Schuhen erlernen? Jetzt mache ich Werbung für Orthopäden oder Sportwissenschaftler: Man sollte sich einem Muskelfunktionsscreening unterziehen und sich dabei erklären lassen, durch welche Produkte eigene Schwächen beseitigt werden können. www.technikum-wien.at Herbert Schlosser werk – wird eine Reihe von Muskeln, die sonst vernachlässigt werden, trainiert. Je nach Modell ist der Effekt unterschiedlich stark. Ob der Schuh als Sportgerät auch gefährlich werden kann, hängt aber nicht nur von seiner Konstruktion, sondern auch vom Trainingszustand des Benutzers ab. Die US-Orthopädin Barbara de Lateur von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore sieht vor allem für ältere Menschen Risiken. Die Schuhe würden die Träger zu leicht aus dem Gleichgewicht bringen, ihren Gang verändern und bisweilen sogar zu Verletzungen führen. Allerdings könnte genau diese Zielgruppe besonders davon profitieren, mit solchen Schuhen zu trainieren. Die Instabilität der Schuhe aktiviert Muskeln, die bei herkömmlich festem Schuhwerk verkümmern, aber für gute Haltung und sicheren Gang wichtig sind. Wer es also langsam angeht, stärkt genau jenen Halteapparat, der bei älteren Menschen oft nicht ausreichend ist und das Sturzrisiko erhöht. Einige Kalorien zum Abspecken lassen sich mit den Schuhen auch verbrauchen – zumindest wenn man damit eifrig geht. Wem übrigens Shaper und Toner zu kompliziert sind, der kann auch auf Five Fingers umsteigen – weiche Kunststoffschuhe, wo jeder Zeh sein Fach hat. Mit ihnen kann man wandern, laufen oder bergsteigen. Das ist dann Barfußgehen pur mit etwas mehr Schutz als ohne Schuhe und ganz ohne Technik. ■ Mehr Infos ■ ■ ■ ■ ■ mbt.com www.skechers.com www.swissies.eu www.reebock.com www.vibram-fivefingers.com hi!tech 02|11 66 Med by UNIQA. Die Versicherung einer neuen Generation + meduniqa.at + VitalCoach + FitnessBonus QR Code scannen oder SMS mit Kennwort UNIQA an Tel. 0828 270 990 2122 cover hi!biz hi!school hi!life Hörgeräte Intelligente Winzlinge Etwa jeder Vierte über 65 leidet an Beeinträchtigungen des Gehörs, bei den über 75-Jährigen HILFE GEGEN TINNITUS. Neben seiner Grundfunktion kann dieses Siemens-Hörgerät mit einem speziellen Therapierauschen Tinnitusgeräusche maskieren. FERNBEDIENUNG. Mit miniTEK können Audiosignale von TV, Telefon oder MP3Player direkt auf Hörhilfen übertragen werden und sind so viel besser zu vernehmen. Umgebungsgeräusche bleiben unverstärkt. Pictures of the Future, Elisabeth Dokaupil ist es jeder Zweite. Der Hörverlust ist zwar meist nicht rückgängig zu machen. Die Auswirkungen sind aufgrund der modernen Hörgerätetechnik aber kaum noch zu spüren. Hörgeräte sind inzwischen fast unsichtbar und technisch so raffiniert, dass das Hörerlebnis dem eines Gesunden fast gleichkommt. Ein Hörgerät muss vor allem eine gute Sprachverständlichkeit bieten, auch in geräuschvoller Umgebung. Daher verfügen Hörgeräte über Richtmikrofontechnologie. Herkömmliche Systeme gehen davon aus, dass die Sprache von vorne kommt. So werden frontale Sprachsignale verstärkt und Störgeräusche, die von der Seite oder von hinten kommen, abgeschwächt. Das reicht, wenn der Gesprächspartner vor dem Nutzer steht. Wenn er jedoch nebenher läuft oder gar im Auto hinter ihm sitzt, stoßen die meisten Geräte an ihre Grenzen. Abhilfe schafft hier eine neue Funktion von Siemens-Hörgeräten, der SpeechFocus, der dank ausgeklügelter Algorithmen den Schall aus allen Richtungen auf Klangmuster überprüft, die auf Sprache hindeuten. Insbesondere ist das eine Modulationsfrequenz von vier Hertz, denn die Lautstärke typischer Sprache schwankt viermal pro Sekunde. Wird Sprache von hinten erkannt, fokussiert sich das Gerät automatisch nach hinten Siemens und unterdrückt Störgeräusche von vorne und von der Seite. Allgemeiner Standard bei Hörgeräten ist die Vermeidung von Rückkopplungen. Die kennt jeder, etwa von Live-Konzerten, wenn Lautsprecher und Mikrofon zu nah beieinander stehen. Die Töne aus dem Lautsprecher gelangen ins Mikrofon und damit wieder in die Lautsprecher – eine Endlosschleife, die einen lauten Pfeifton erzeugt. Träger älterer Hörgeräte kennen den Effekt auch. Eine manuelle Anpassung hilft nicht immer. Deshalb werden in modernen Geräten die Signale zwischen Lautsprecher und Mikrofon verglichen. Kündigt sich eine Rückkopplung an, wird sofort ein gegenphasiges Signal erzeugt, das den Pfeifton auslöscht. Doch auch dieses Verfahren hat Schwächen. So hat eine hohe Flöte einen ähnlichen Klang wie eine Rückkopplung. In einem Konzert besteht dann die Gefahr, dass die Flötentöne gelöscht werden und die Klangbalance nicht mehr stimmt. Der neue Feedback-Stopper von Siemens prägt dem Audiosignal eine unhörbare – aber technisch detektierbare – Phasenmodulation auf, eine Art Fingerabdruck. Gelangt dieser Fingerabdruck zum Eingang, wird unmittelbar und für extrem kurze Zeit eine geringfügige Frequenzverschiebung ausgelöst, die verhindert, dass sich der Ton aufschaukelt. Zwar stellen sich moderne Hörgeräte selbst laut und leise, doch eine individuelle Anpassung ist immer noch nötig und sehr aufwendig. Siemens macht diesen Prozess mit der SoundLearningTechnologie wesentlich komfortabler. Das Unternehmen hat sie 2004 als erster Hersteller eingeführt. Der Träger kann SOUNDCHECK. Lautsprecher simulieren Geräuschszenarien für High-End-Hörgeräte. selbst Einstellungen vornehmen, aus denen das Gerät dann lernt. SiemensHörgeräte verfügen auch über eine Situationserkennung, die verschiedene Audiosettings wie Sprache, Störgeräusche und Musik unterscheidet. Ändert der Träger über seine Fernbedienung zum Beispiel den Klang in Richtung hell und erkennt das Hörgerät in diesem Moment die Situation „Musik“, wird das Gerät künftig automatisch beim Musikhören den Klang heller stellen. Je häufiger der Träger Einstellungen vornimmt, desto genauer findet das Hörgerät selbst den richtigen Klang. Die Idee zum SoundLearning stammt von den National Acoustic Laboratories in Sydney, die als eines der weltweit renommiertesten Forschungsinstitute für Hören und Hörgeräte gelten. „Früher war die Feineinstellung des Geräts für die Hörgeräteakustiker schwierig, weil die Patienten ihre Wahrnehmung in bestimmten Situationen hinterher oft nicht mehr beschreiben können“, berichtet Forschungsdirektor Harvey Dillon, der die Idee für ein selbstlernendes Hörgerät hatte. Mit einer kleinen Fernbedienung können Träger von Siemens-Hörgeräten Audiosignale von Fernseher, Telefon oder MP3-Spieler direkt auf ihre Hörhilfen übertragen. Sie vernehmen den Ton viel besser, weil die Lautstärke über die Fernsteuerung eingestellt wird und Umgebungsgeräusche unverstärkt bleiben. Die neueste Version miniTEK ist kaum größer als eine Streichholzschachtel, wiegt nur 55 Gramm und kann auch am Revers getragen werden. Über Bluetooth oder Kabel empfangen die Hörgeräte Audiosignale und funken sie an die Hörhilfen weiter. Richtmikrofone in den Hörgeräten liefern dem Träger weiterhin Signale aus der Umgebung, damit er sich zum Beispiel während einer Fernsehsendung unterhalten kann. Für Telefone oder Fernseher ohne Bluetooth-Funktion gibt es spezielle Funkadapter. Eingehende Anrufe meldet die Fernbedienung direkt an das Hörgerät. Sobald der Nutzer das Gespräch annimmt, stoppt die Tonübertragung von anderen Geräten. Zum Telefonieren spricht man in das Mikrofon der Fernsteuerung. Besonders bei Telefonaten können die Nutzer ihre Gesprächspartner viel besser verstehen, wenn sie sie auf beiden Ohren hören. Für die Audioübertragung auf die Hörgeräte wurden spezielle Funktechnologien entwickelt, damit auch kleinste Hörhilfen, in die nur Miniaturempfänger passen, gute Tonqualität liefern. Das miniTEK bindet Hörgeräte außerdem in Tonanlagen für Schwerhörige ein. Schulen besitzen beispielsweise FM-Anlagen, bei denen Mikrofone die Stimmen der Lehrer und Schüler aufzeichnen und an Empfänger für Hörhilfen übertragen. In vielen Kinos oder Veranstaltungsräumen gibt es Plätze, unter denen Induktionsspulen verlegt sind. Deren Signale registriert ein spezieller Empfänger oder nun die Universalfernbedienung. Hörgeräte können außerdem die Lebensqualität von Tinnituspatienten verbessern. Durch ein spezielles Therapierauschen maskieren sie das als unangenehm empfundene Ohrgräusch. ■ Mehr Infos ■ hearing.siemens.com ■ siemens.de/pof hi!tech 02|11 68 ■ 69 Ready for Check-in War Facebook gestern? Nach dem Boom der Social Networks macht eine neue Art von Diensten von sich reden: Location Based Services. Viele Unternehmen sind bereits auf diesen Zug aufgesprungen, in Amerika ist momentan Foursquare die heißeste Plattform. Das vor zwei Jahren in den USA gegründete Service hat dort schon sieben Millionen Mitglieder (Stand: März 2011) und wurde im Vorjahr vom World Economic Forum mit dem prestigeträchtigen Titel „Technology Pioneer 2011“ ausgezeichnet. Jetzt wurde die deutsche Version online gestellt – und schon hat der Run auf das Portal begonnen. Denn Foursquare-Mitglieder treffen hier nicht nur ihre Freunde, sie erfahren auch, was die gerade machen und wie viel Spaß sie dabei haben. Der Dienst basiert auf dem Satellitennavigationssystem GPS, Sabine Nebenführ Christina Lehner das automatisch ortet, wo sich ein User gerade befindet. Sitzt dieser etwa im Restaurant, kann er sich über das Smartphone bei diesem „einchecken“ und zu den Speisen gleich eine Bewertung abgeben. Lässt er sich die Haare beim Friseur um die Ecke schneiden, kann er die neue Haarfarbe samt Preis sofort online stellen. Und geht er anschließend shoppen, wissen die Freunde umgehend über alle Ausverkaufspreise Bescheid. Damit der Bewertungsboom nun so richtig in Schwung kommt, bietet Foursquare seinen Usern Belohnungen für jeden Check-in. Wer zum Beispiel bei fünfzig verschiedenen Locations – sofern sie bei Foursquare mitmachen – e eingecheckt hat, darf sich „Superstar“ n nennen. Dann gibt’s auf der persönlicchen Foursquare-Seite ein Abzeichen m mit goldenem Pokal. Wer sich von fünf v verschiedenen Flughäfen meldet, gilt als „„JetSetter“, und wer an einem bestimmtten Ort am häufigsten anzutreffen ist, w wird zum „Bürgermeister“ gekürt. Das a alles bietet gleich mehrere Vorteile: Auf d der einen Seite befriedigen User ihren S Spieltrieb und sammeln Trophäen, auf d der anderen Seite bekommen Gewerbettreibende ein unmittelbares und vor a allem kostenloses Feedback auf ihre A Angebote. In der Praxis sieht das etwa so aus: Das Wiener Restaurant „Reisinger’s“ ist eines der ersten heimischen Lokale, die eine Foursquare-Seite eröffnet haben. Kommt ein Gast, der sich eincheckt, kann dieser Tipps zur aktuellen Menükarte abgeben. „Mein Lokal lebt von Stammgästen und Mundpropaganda“, erklärte der Wirt Michael Vesely unlängst in einem Interview mit dem „trend“. „Und genau dafür ist Foursquare ein effektives und zielgerichtetes Empfehlungsmarketing.“ Doch nicht nur die Werbung bringt’s. Foursquare kann und soll auch Stammgäste binden. Wer immer wieder kommt und sich immer wieder eincheckt, erhält im Reisinger’s etwa ein Getränk gratis. Damit sammeln die User nicht nur virtuelle Auszeichnungen, sondern auch real konsumierbare Preise. cover hi!biz hi!school Location Based Services Wer sich von fünf verschiedenen Flughäfen meldet, gilt als „JetSetter“ und wer an einem bestimmten Ort am häufigsten anzutreffen ist, wird zum „Bürgermeister“ gekürt. Das Ganze funktioniert aber auch im großen Stil. Und das kann die heute bewährten Kundenbindungsprogramme nachhaltig revolutionieren. In den USA sind die einst beliebten Sammelpässe inzwischen längst auf dem Rückzug. Wie treu Kunden sind, wird dort nur noch in der virtuellen Welt abgelesen. Große Ketten wie Macy’s rufen ihre Kunden mit speziellen Rabatten zum Einchecken über das Handy auf. Der Vorteil für das Shoppingcenter: Freunde sehen online, dass man bei Macy’s einkauft. Eine bessere Empfehlung kann es nicht geben. In Österreich will Intersport Eybl als eine der ersten Handelsketten auf den neuen Trend aufspringen und in allen Stores Foursquare ausrollen. „Wir gewinnen dadurch eine jüngere Zielgruppe und nutzen gleichzeitig ein ideales Marktforschungsinstrument“, so Marketingleiter Florian Grösswang. Der Foursquare-Erfolg blieb von der Konkurrenz natürlich nicht unentdeckt. Vor allem der Social-Media-Platzhirsch Facebook mit seinen weltweit 600 Millionen Usern will sich das GPS-Geschäft nicht entgehen lassen und schlägt jetzt zurück. Facebook Places heißt der Dienst, der auch bereits in Österreich verfügbar ist. Dabei können die User an bestimmten Orten einchecken und ihren Freunden mitteilen, wo sie sind. Facebook will hi!life gleichzeitig Unternehmen animieren, sich zu registrieren (zu „claimen“), damit sie eingecheckten Kunden dann spezielle Deals anbieten können. Deals sind Sonderangebote, die ein Kunde erhält, der in diesem Geschäft eincheckt. Diese Idee ist allerdings nicht ganz neu: Das Start-up Groupon ist mit diesem Modell bereits länger erfolgreich. Man kann aber auch bei Tupalo einchecken, einer App, die in Wien entwickelt wurde. Hier kann man in den wichtigsten Städten Österreichs, Deutschlands, der USA und Osteuropas Geschäfte aller Art bewerten. Eine mobile Version für Smartphones ist seit kurzem verfügbar. Ähnlich wie bei Foursquare kann man durch oftmaliges Einchecken Titel erwerben. Noch verspielter geht es bei Gowalla zu: Die User können Items und Pins sammeln und tauschen, allerdings bleibt es bei virtuellen Goodies – Belohnungen in der echten Welt gibt es hier nicht. Derzeit hält Gowalla bei etwa 700.000 Usern, vorrangig in den USA. Welche Plattform sich nun durchsetzt, ist schwer zu beantworten. In Österreich hat Facebook mit mehr als zwei Millionen Usern einen deutlichen Startvorteil gegenüber Foursquare mit etwas mehr als 10.000 Registrierten. Dem GPS-Pionier droht damit ein in der Wirtschaftsgeschichte altbekanntes Schicksal: Die Idee war da, das Geschäft machen jedoch die anderen. ■ Mehr Infos ■ ■ ■ ■ tupalo.com www.facebook.com/places gowalla.com de.foursquare.com hi!tech 02|11 70 ■ 71 EXPORTE IN VIELE LÄNDER. Dieselhydraulischer Triebzug für Uruguay, 1952. Zug um Zug Es begann mit der Produktion von Dezimalbrückenwaagen. Heute werden hier Metros, Reisezugwagen und Straßenbahnen für die ganze Welt produziert. Der SiemensStandort Wien-Simmering VOM START AN GROSS ANGELEGT. Fabrik in Wien-Simmering in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts (o.). 1914 wurde hier der Stocktriebwagen der Städtischen Straßenbahnen der Gemeinde Wien (u.) produziert. Markus Honsig Siemens feiert 180-jähriges Jubiläum. Bis heute wird er von manchen Anrainern noch die „Schmidische Fabrik“ genannt. Eine Referenz zu Heinrich Daniel Schmid, der 1831 in Wien-Leopoldstadt seine erste Fabrik zur Produktion von Dezimalbrückenwaagen errichtete, in den nächsten Jahren rasch expandierte und sein Produktportfolio ausbaute: Es wurden Dampfmaschinen, Ausstattungen für Rübenzuckerfabriken, sogar zusammenlegbare Metallmöbel hergestellt, ab 1846 schließlich jenes Produkt, das die weitere Entwicklung des jungen Unternehmens in Zukunft maßgeblich voranbringen sollte: Waggons. Nach einer Zweigstelle im dritten Wiener Gemeindebezirk cover hi!biz hi!school hi!story wurde die Fabrik in Simmering gebaut, eine imposante Anlage schon damals. Auch nachdem sich Firmengründer Schmid in das Privatleben zurückzog, lief das Geschäft prächtig weiter: Am Ende des 19. Jahrhunderts rollten bereits 40.000 Waggons Simmeringer Herkunft über die Gleise der Welt. Der Expansionskurs wurde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts fortgesetzt, durch den Kauf mehrerer Firmen. Die wichtigste Fusion fand 1934 statt, als Folge der Weltwirtschaftskrise: Die Simmeringer Maschinen- und Waggonbaufabrik AG übernahm die 1854 von Johannes Weitzer gegründete Grazer Waggon- und Maschinenfabriks-Aktiengesellschaft vormals Weitzer. 1941, während hi!life PRODUKTION IN DER LEBERSTRASSE. Vorreiter schlanker Fertigung in der SiemensMobility-Welt durch ein neues Produktionsmanagement. des Zweiten Weltkriegs, folgte die Eingliederung der renommierten Wiener Kesselbaufirma Pauker. Die SimmeringGraz-Pauker AG, die SGP, war geboren, eine Ehe, die sehr lange halten sollte. Obwohl man nach den Krieg im Grunde noch einmal ganz von vorn anfangen musste – 60 Prozent aller Gebäude waren Wiens älteste Betriebsfeuerwehr Das Siemens-Werk in der Leberstraße ist Standort von Wiens ältester Betriebsfeuerwehr. Sie wurde vor 140 Jahren gegründet. Der Anlass war ein dramatisches Ereignis: 1865 stand fast die gesamte Fabrik in Flammen, sogar Kaiser Franz Josef erschien am Schauplatz des Geschehens. Schon ein Jahr später lief die Produktion wieder im vollen Umfang. Bis zur Gründung der Betriebsfeuerwehr unter dem Kommando von Oberwerkmeister Karl Balz sollte es schließlich noch bis zum Jahr 1871 dauern. Das Aufgabengebiet der Betriebsfeuerwehr hat sich seither dramatisch verändert. Derzeitige Schwerpunkte sind der technische Einsatz und der präventive Brandschutz. Den Anforderungen entsprechend sind der Ausbildungsstand und die Ausrüstung auf einem sehr hohen Niveau. Die Mitglieder der Feuerwehr zeichnen sich durch die enge Verbundenheit mit dem Unternehmen, das produktbezogene Fachwissen und die hohe Kenntnis der Gebäude, Einrichtungen und Infrastruktur aus und haben einen wichtigen Anteil am Erfolg des SiemensMobility-Werkes in Wien. zerstört, der Maschinenpark komplett demontiert –, wurde die SGP 1946 von der Republik Österreich übernommen und zu einem erfolgreichen Vorzeigeunternehmen der verstaatlichen Industrie mit den Bereichen Maschinenbau, Kraftwerksbau und Schienenfahrzeugbau entwickelt. 1958 erfolgte der Kauf der Floridsdorfer Lokomotivfabrik. 1989 wurde die SGP im Zuge der Neustrukturierung der ÖIAG geteilt. Es entstand die SGP Verkehrstechnik. Drei Jahre später stieg Siemens mit 26 Prozent ein, 2001 wurde die SGP mit den beiden Standorten Wien und Graz voll übernommen. Der Standort in WienSimmering, der heuer sein 180-jähriges Jubiläum feiert, ist heute weltweites Kompetenzzentrum des Siemens-Konzerns für Metros und Reisezugwagen. Was 180 Jahre Geschichte zusammenhält, sind freilich die Produkte: von ersten Lastwaggons für die Kaiser-FerdinandNordbahn und dem ersten Salonwagen über die ersten vierachsigen D-Zug-Waggons nach dem Krieg und die schon heute legendären Silberpfeile für die Wiener U-Bahn bis in die Gegenwart, wo mit Produkten wie der Niederflurstraßenbahn ULF, den hocheffizienten und umweltfreundlichen Metrozügen und dem Vorzeigeprojekt railjet die Erfolgsstory weitergeschrieben wird. Mittlerweile wird an der neuesten U-Bahn-Generation, dem Inspiro, gearbeitet, der erstmals in Warschau unterwegs sein wird. ■ Mehr Infos ■ siemens.at/mobility hi!tech 02|11 72 ■ 73 cover hi!biz hi!school hi!life Toys Neues aus der Welt der Hightech hi!toy s BUNT UND KÜHL. Wenn die Klimaanlage im Büro ausfällt, gibt es hier eine bunte Alternative: Dieser USB-Ventilator sorgt für einen angenehmen Luftzug. ■ usb.brando.com LAMPE, MAL ANDERS Individuell Ind ividuell beleuchten: 16 Fotos im Format 15 x 10 cm bringen Abwechslung in die Beleuchtung. Die Lampe ist in Schwarz und Weiß erhältlich. ■ www.sowaswillichauch.de MULTIPLES AUFLADEN Praktisch und stylish: Dieses Schmuckstück ist ein Universalladegerät für gängige Handymodelle, Digitalkameras und vieles mehr. ■ www.sowaswillichauch.de LEICHTER TRAGEN. Was hier aussieht wie ein Papiersackerl, ist in Wahrheit eine textile Tasche, die aus einem extrem leichten Spezialstoff gefertigt wurde. ■ www.maybebags.com EISKALTE DATEN. Diese bunten Eislutscher sind nicht nur ein Farbtupfer am Arbeitsplatz, sondern können auch alle gängigen Speichkarten lesen. Aber bitte nicht zu schlecken beginnen! ■ usb.brando.com Sabine Nebenführ sowaswillichauch.de, usb.brando.com, maybebags.com hi!tech 02|11 74 Golf in Austria. 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