Morituri te salutant - Todgeweihte leben länger als erwartet

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Morituri te salutant - Todgeweihte leben länger als erwartet
Morituri te salutant
Morituri te salutant
„Todgeweihte leben länger als erwartet“
PTC/Computervision ist mit CADDS5 Rev. 7.1 wieder auf dem Weg zur Nr. 1
Von Dr. Bernd Aschendorf
Wenn ich die letzten Jahre der Firma Computervision mit dem Produkt CADDS5 aus der
Sicht des langjährigen Vorstandsmitgliedes der CADDS-User-Group Deutschland und als
Systemverwalter in einem großen mittelständigen Unternehmen der
Elektroinstallationsindustrie, das seit 14 Jahre CADDS5 einsetzt, betrachte, so kommt mir
als Vergleich für das Schicksal von Computervision nur der Formel 1 Rennsport, vertreten
durch Michael Schumacher, meine zweite Leidenschaft neben CADDS5 in den Sinn.
Computervision gehört neben IBM/Dassault System und Intergraph zu den Pionieren auf
dem CAD-Sektor. So ist es eigentlich klar, daß man sich mit den obengenannten Firmen
die Marktanteile aufteilte und sich im Schatten der vermeintlichen Erfolge sonnte. So ging
es aus meiner Sicht bis etwa 1990, Computervision hatte im Hintergrund eine gute
Entwicklungsmannschaft und ein extrem groß angelegtes Vertriebssystem.1990 warb
Computervision mit der Nummer 1, ein Rang der Computervision zustand. Dies ist
ungefähr vergleichbar mit der Zeit von Michael Schumacher bei Benetton, in der er
zweimal Weltmeister werden konnte. Auch Computervision arbeitete weiterhin akribisch an
der Weiterentwicklung von CADDS4x, hinzu, bzw. ausgebaut wurden der Solid-Designer
(Volumenmodellierer), das NURBS-Modul (Freiformflächenmodellierer), auch erste
Ansätze in Richtung Parametrik unter Zugabe eines neuen hervorragenden User-Menüs
zeigten neue Wege der CAD-Anwendung auf. Aus der Sicht eines Kunden schien
Computervision sehr erfolgreich zu sein, denn in den Geschäftsstellen und auf den UserKonferenzen schwelgte man im Geld. Fehlende Qualität und nicht ausreichende
Neuerungen wurden wie in der Formel 1 durch intensives Testen (leider zu häufig beim
Kunden) verbessert. So war alles recht schön, wenn nicht am Hintergrund graue Wolken
aufgezogen wären, dies waren im Falle von Michael Schumacher das Geld bei Ferrari und
im Falle von Computervision die Konkurrenz durch neue CAD-Systeme wie ProEngineer
von PTC und IDEAS von SDRC.
So wurde ein Wechsel der Strategie vorbereitet. Michael Schumacher wechselte zu Ferrari,
einem renommierten, aber erfolglosen Unternehmen und das renommierte, bislang
erfolgreiche Unternehmen Computervision begann neue CAD-Tools zu entwickeln, die am
Markt keinen Durchbruch erzielten.
Dies war als erstes Design View, ein hervorragendes vollparametrisches, nahezu
objektorientiertes CAD- und Berechnungssystem, mit dem man ähnlich MATHLAB und
MATHCAD anhand von Formeln Berechnungen ausführen konnte, gleichzeitig diente
dieses Tool als vorgeschalteter Sketcher für CADDS5. Der Fehler von Computervision
war, daß ein gut funktionierendes Partnerkonzept fehlte, um dieses hervorragende Tool
den möglichen Anwendern zu präsentieren und damit neue Marktanteile zu erzielen.
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Das nächste Entwicklungsergebnis von Computervision war Design Post Drafting, ein Tool,
das von den Computervision-Mitarbeitern mal unter Pelorus, mal unter Design Post, mal
als Ablösesystem für CADDS5 und Medusa und mal als völlig neues CAD-System
präsentiert wurde. Einigkeit in der Darstellung war leider nicht vorhanden. Design Post
Drafting war aus meiner Sicht ein hervorragendes 2D-CAD-System als Beginn einer völlig
neuen Vorgehensweise zur CAD-Konstruktion, das userdefinierbare Menü zeigte Ansätze,
die kein anderer CAD-Anbieter zu bieten hatte und die Features zur objektorientierten,
vollparametrischen Zeichnungserstellung ließen nur erahnen, welche Möglichkeiten in dem
Gesamtsystem Design Post stecken würden. Ich habe dieses modernste CAD-System auf
einer User-Konferenz von Computervision in den USA vorgeführt bekommen. Der Eindruck
war hervorragend, etwas völlig neues gegenüber PTCs parametrischem Modellierer und
den Ansätzen von SDRC, Dassault Systems und allen anderen. Zudem wurde an Design
Post Drafting intensiv weitergearbeitet und ein wahres Wunder des Datenaustausches auf
der Basis von Zeichnungen (später auch Volumen und Flächen) erzeugt. Design Post
Drafting war in der Lage, ohne Probleme DXF, Native-AutoCAD, IGES, mikroCADDS,
CADDS und Medusa zu lesen. Ich denke, daß die Liste nicht ausführlich ist, da das
Konzept zur Ankopplung anderer CAD-Systeme genial war und sicherlich jederzeit
erweitert werden konnte. Aber es folgte bei allen Highlights auf der Basis des sich nicht
ändernden Fehlers von Computervision, daß ein funktionsfähiges Partnerkonzept fehlt und
Computervision nicht in der Lage war, die neuen Tools bedarfsangepaßt vorzuführen, die
für mich unfaßbare Entscheidung, dieses Produkt umgehend zu stoppen. Später erfuhr ich,
daß diese Entscheidung durch ein großes deutsches Elchtest-gefährdetes Unternehmen
vorbereitet worden war. Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn Design Post
weiterentwickelt worden wäre: Computervision wäre vermutlich noch unter dem Namen
Computervision am Markt und die A-Klasse und der Smart wären, mit Design View
berechnet und mit Design Post konstruiert, wahrscheinlich nicht umgekippt. Aber so kam
alles ganz anders.
Kommen wir zurück zu Michael Schumacher. Sein erstes Jahr bei Ferrari war analog zu
Design View und Design Post eine einzige Katastrophe. Qualitätsmängel und
Fehlentscheidungen waren auch bei Ferrari verantwortlich für den Mißerfolg.
Nach schlechten Jahren müssen wieder gute folgen, so auch bei Computervision und
Ferrari. Ferrari hielt konsequent Ausschau nach guten Konstrukteuren und integrierbaren
Aggregaten. Computervision hatte nach dem Flop Design Post (Pelorus) einen neuen
Modeller samt Herstellerunternehmen zugekauft. Der Name CADstorm, unter dem das
Produkt entwickelt wurde, ließ bei aller bekannten Vorgeschichte bereits schlimmes
erahnen. Aber so schlimm wie von mir erwartet war es nicht. Auf der letzten CADDS-UserKonferenz Ende 1997 war ich recht erstaunt, daß Computervision lernfähig ist. Was ich zu
sehen bekam, war ein hervorragendes Produkt, das keine Vergleiche zu SolidWorks
offenläßt. Das absolute Highlight für mich war die vollassoziative Bidirektionalität zwischen
dem Zeichnungs- und Konstruktionsmodus, ein Feature, das sich jeder CADDS-Anwender
seit Jahren wünscht.
Das Jahr 1997 war für Michael Schumacher sehr erfolgreich, viele Siege waren zu
verzeichnen, der Gesamteindruck war gut und die Sympathie für Michael Schumacher
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überdeckte viele Probleme bei Ferrari.
So war es auch bei Computervision. Im Laufe des Jahres wurden auch viele
Verbesserungen an CADDS5 durchgeführt. Das Benutzermenü wurde hinsichtlich der
Zeichnungserstellung wesentlich verbessert, hieran hatte der Vorstand der CADDSUsergroup mehrere Jahre intensiv gearbeitet. Auch einige Verbesserungen zur
Zeichnungserstellung waren zu verzeichnen. Dennoch war in Summe zu vermerken, daß
keine wesentlichen Veränderungen feststellbar waren. Lediglich die Portierung von
CADDS5 auf Windows NT läßt bei gleichzeitiger Preisreduktion neue Marktanteile
erahnen. Wesentliches Augenmerk legte Computervision auf das von vielen geschmähte
Produkt Optegra. Das vormals häßliche Produkt EDM hat sich mit Optegra zu einer
wunderschönen Tochter entwickelt, die unter Berücksichtigung der guten Schnittstellen zu
CADDS5, Assembly Design, Medusa, ProEngineer, AutoCAD, etc. gut im Markt
eingebracht werden kann und sicherlich für Furore sorgen wird. Auch Medusa als
Zeichnungserstellungstool hat sich als Renner unter Windows NT entwickelt. Somit hat
sich vieles geändert, echte Highlights waren für den reinen CADDS5-Anwender 1997 noch
nicht feststellbar.
Doch bei allen positiven Tendenzen bei Michael Schumacher und Computervision brachte
doch das Ende des Jahres 1997 noch eins obendrauf. Michael Schumacher hätte mit
Ferrari bereits 1997 wieder Weltmeister werden können, aber durch eine für mich
unverständliche Reaktion (oder hat ihm etwa jemand ins Ohr geschrien ?) hat er in einem
Moment alles verloren, statt weiterzukämpfen oder guter Zweiter zu werden. Auch
Computervision hätte mit der bestehenden Strategie wieder gewinnen können, aber
Computervision hat sich durch falsches Management, Personalabbau und ein
mangelhaftes, bzw. fehlendes Partnerkonzept den Sieg wie auch Michael Schumacher
verbaut.
Doch das Ende kam noch dicker: Michael Schumacher hat am runden Tisch alle Punkte
und den Vizeweltmeistertitel verloren, Computervision wurde vom Hauptkonkurrenten PTC
übernommen, bzw. die Übernahme steht kurz bevor.
Was haben wir von 1998 zu erwarten, bzw. was wünsche ich mir für 1998.
Nun, bei Michael Schumacher ist die Frage leicht zu beantworten. Ferrari hat aus allen
Fehlern gelernt und ein völlig neues Auto gebaut, mit dem Michael Schumacher
Weltmeister werden wird, zumal dieses Auto sehr früh fertig wurde und damit noch an
Qualität und Zuverlässigkeit gefeilt werden kann.
Und bei PTC/Computervision ? Nach wie vor ist der hybride Ansatz von CADDS5 in
Verbindung mit einem hervorragenden, userfreundlichen Benutzermenü für mich ein
herausragendes Merkmal von CADDS5. Auch Optegra ist auf dem richtigen Weg. Medusa
wird seinen Weg nicht verlassen und mit CADwave (vormals CADstorm), dem neuesten
Produkt, kann man den Markt von Solidworks wieder abgraben. In Verbindung mit PTC
und verbessertem Management kann auch Computervision unter dem Dach von PTC
wieder Weltmeister werden. Aber dazu muß noch einiges geschehen und die Ansätze sind
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gemacht. CADDS5 wurde konsequent weiterentwickelt. Die Version 7.1 wurde bereits
ausgeliefert und zeigt Features, auf die sich jeder CADDS5-Anwender freuen wird, die
Version 8.0 ist ebenso fast fertig und soll weitere Highlights aufweisen, warten wir es ab !
Was hat sich konkret an CADDS5 in der Revision 7.1 geändert ?
Neben Detailänderungen bezogen auf die Flächenfunktionalität von CADDS5 im
parametrischen Bereich, die große Auswirkungen auf die Qualität von CADDS5 haben,
wurden entscheidende Änderungen hinsichtlich der Anwendung im Formenbau für die
Einbringung von Formschrägen gemacht. Der Sketcher ist endlich als funktions- und
wirkungsvolles Tool innerhalb von CADDS5 ähnlich ProEngineer nutzbar, die Funktionalität
kann als ereignisgesteuert, vollparametrisch unter Einbezug Boolescher Operationen
beschrieben werden. Basierend auf dem verständlichen Dateiablageverfahren von
CADDS5 in Verzeichnissen, werden die zusätzlichen Sketcher-Daten in einem weiteren
Unterverzeichnis abgelegt. Der History-Tree ist endlich um Kommentare erweiterbar, um
den Konstruktionsweg sauber beschreiben zu können. Alle weiteren Funktionalitäten
ähneln stark dem History-Tree in SolidWorks. Die in der hybriden Anwendung störende
fehlende Harmonisierung zwischen dem Parametrik- und Explizitmodus wurde hinsichtlich
der Layerbenennung und der Menüs realisiert. Die neuen Freiformmodelliererfähigkeiten,
die unter dem Begriff New NURBS lange angekündigt waren, unterstützen den
Flächendesigner wesentlich in seiner Arbeit. Hinsichtlich der Hardwaregrafikunterstützung
sind wesentliche Verbesserungen feststellbar, die Mängel hinsichtlich der Anwendung von
Spaceball und Spacemouse wurden abgebaut. Die Checkfunktionalität der Datenbasis
wurde im Parametrikmodus entscheidend überarbeitet. Die Zeichnungserstellung wurde
hinsichtlich des Handlings und der Schnitterstellung überarbeitet, bugbereinigt und
beschleunigt. Die allgemeine Funktionalität von CADDS5 wurde hinsichtlich Assembly
Design, des DIN-Menüs zur Zeichnungserstellung und der View-Generierung weiter
verbessert. Überraschend ist, daß die neuen 24“-Monitore von SUN in 16:9-Technik mit der
CADDS5 Rev. 7.1 klaglos unterstützt wurden. Nicht zu vergessen sind die neuen Schattier(Rendering-)möglichkeiten über die Tools Visualizer und Explorer, die keine Wünsche
offenlassen. Somit läßt sich zusammenfassend eine wesentliche Verbesserung von
CADDS5 feststellen.
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Abbildung 1 Zeichnungserstellungsmenü in CADDS5 Rev. 7.1
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Abbildung 2 Sketcherfunktionalität in CADDS5 Rev. 7.1
Abbildung 3 Historytree in CADDS5 Rev. 7.1
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Was ich mir hinsichtlich der Fusion von PTC und Computervision wünsche und PTC
raten würde.
Neidlos muß man PTC eingestehen, daß die Modelliermöglichkeiten des parametrischen
Modellierers im ProEngineer derzeit die besten sind. Aber damit sind meines Erachtens die
Vorteile des ProEngineers bereits am Ende. Für einen Konstrukteur, der sich neu in ein
Volumen- und Flächen-CAD-System einarbeiten muß und nichts anderes gewohnt ist, mag
das textuelle, aber logisch aufgebaute Usermenü im ProEngineer ausreichend sein, visuell
durch Piktogramme, Hilfefunktion und logische Abfolge von Prozeßschritten unterstützte
Usermenüs, wie sie in CADDS5 zur Anwendung kommen, unterstützen den Konstrukteur
wesentlich. Das Dateihandling von ProEngineer ist antiquiert, hilfreich wäre der
umgehende Einbau des LDM oder geeigneter Optegra-Tools im ProEngineer. Die NCFunktionalität von ProEngineer ist ausreichend, von Anwenderunterstützung kann jedoch
keine Rede sein, auch hier würde die Ankopplung von CVNC aus CADDS5 eine
wesentliche Verbesserung von ProEngineer bringen. Auch das bestehende NURBS- oder
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das neue New NURBS-Modul in CADDS5 bringt wesentliche Verbesserungen für den
ProEngineer. Das Fehlen des expliziten Modus im ProEngineer ist jedoch der
wesentlichste Nachteil. Ich könnte mir vorstellen, daß in kürzester Zeit aus dem besten
hybriden CAD-System und dem besten vollparametrischen CAD-System das beste CADSystem der Welt entsteht. Durch die Machtpositition von PTC und die Öffnung beider CADSysteme für NT können auch alle Aktivitäten von SolidWorks und Autodesk schnell
gestoppt werden. Das beste CAD-System der Welt besteht meines Erachtens aus
folgenden CADDS5- und ProEngineer-Modulen:
• Parametrischer Kernel aus ProEngineer
• Expliziter Kernel aus CADDS5 (schnellstmöglich auf aktuellen und qualitativen
Stand gebracht)
• NURBS und New NURBS aus CADDS5
• Usermenü von CADDS (wahlweise textuelles Menü aus ProEngineer)
• Baugruppen-Anteil (Assembly Design, CAMU) aus CADDS5
• Fräsmodul mit Usermenü aus CADDS5
• Schattiermöglichkeit über den Optegra-Visualizer mit –Explorer
• Datei- und Programmhandling über EPD-Connect und LDM
• Schnittstellenbearbeitung über EPD-Connect
• EDM-System Optegra (soweit kein externes angekoppelt werden soll)
• Sheet Metal-Design aus ProEngineer
• Normalienmodule aus ProEngineer
Sicherlich fehlen noch Module, aber der Anfang für das beste CAD-System wäre gemacht.
Die Symbiose beider Systeme liefert anschließend eine CAD-Organisation mit der Macht,
dem Vertriebssystem und der Qualität von PTC und im wesentlichen aus der
hervorragenden Technologie von Computervision, die schon immer eine Vorreiterrolle
darstellte.
Warum noch lange auf das beste CAD-System warten, PTC hat den Anfang gemacht, nun
sollten Taten folgen.
Dr. Bernd Aschendorf
Eichendorffstr. 41
D-58 579 Schalksmühle
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