Die Reisewelle

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Die Reisewelle
Die Reisewelle1
Der allgemeine Wirtschaftsaufschwung2, die Lockerung
der Grenzbestimmungen3 und die Massenmotorisierung
führten in den 60er Jahren zu einer „Reisewelle“: in den
Niederlanden, in Skandinavien und in Deutschland, bald
auch in Frankreich und in England begannen nun auch die
Durchschnittsverdiener4 zu reisen. Der Strom ergoss sich
zunächst in den Alpenraum sowie an die Nord- und
Ostsee, bald aber auch nach Italien und schließlich bis
Spanien und Griechenland.
5
Die Mobilität eröffnete den Reisenden den Blick6 auf andere Kulturen, so auch auf
die des Essens. Die große Kaufkraft machte den Restaurantbesuch im Süden zudem
sensationell billig7. Viele der Reisenden erlebten die Gastländer8 in erster Linie am
Strand und im Restaurant. Auf diese Weise entstanden die ersten Kontakte mit
fremden Mahlzeitensystemen, mit Pizza, Spaghetti, Paella und Gyros.
Zurück in der Heimat9 ließ sich der Urlaub dann wieder in Erinnerung10 rufen,
wenn man in die Pizzeria ging oder die Gerichte aus den Urlaubsländern
nachkochte11.
Ende der 50er Jahre stieg die Nachfrage nach Ferienreisen
ständig. 1960 verreiste bereits ein Drittel12 der
westdeutschen Bevölkerung. Viele Bundesbürger träumten
vom Urlaub13 in fernen Ländern. An der Spitze der
Wunschskala stand ein Besuch der Riviera. Mitte der
50er Jahre reisten bereits 4,5 Millionen Deutsche nach
Italien.
1
la vague des voyages  die Reise - le voyage  reisen - voyager
 das deutsche Wirtschaftswunder - « le miracle de l’économie allemande » 1955 - 1963  dû à
l’essor économique exceptionnel de l’Allemagne malgré la guerre perdue
der Aufschwung - l’essor
die Wirtschaft - l’économie
3
les voyages devenaient plus faciles puisque les contrôles aux frontières (douane) devenaient moins
strictes  die Grenze - la frontière
4
Geld verdienen - gagner de l’argent  der Verdiener - celui qui gagne de l’argent - le salarié
der Durchschnitt - la moyenne  le salarié « type », moyen
5
Ludwig Erhard - „der Vater des Wirtschftswunders“  d’abord ministre de l’économie, puis chancelier
de l’Allemagne (1963 - 1966)
6
der Blick - le regard
7
billig - bon marché
8
les pays d’accueil
9
de retour au pays
10
die Erinnerung - le souvenir
11
Avez-vous remarqué en Allemagne le nombre de restaurants étrangers : italiens, grecs,
yougoslaves etc. ?
12
das Drittel - le tiers
13
ils rêvaient de vacances dans des pays lointains  der Urlaub - le congé, les vacances d’un salarié
2
Bis 1957 benutzte die Mehrheit der Urlaubsreisenden die Eisenbahn, erst in den
60er Jahren wurde das Auto wichtigstes Reiseverkehrsmittel. Der Gardasee,
Venedig, Rom und Neapel waren Traumziele der Deutschen - und das Auto brachte
sie dorthin. Die wachsende Motorisierung begünstigte zudem das Camping als
neue, individuelle Reiseart.
In den 1970er Jahren bremste die Ölkrise vorübergehend den Aufschwung. Dann
aber führte der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung in Europa zum neuen
Phänomen des Massentourismus.
Massentourismus nennt man das gehäufte Auftreten von Touristen an bestimmten
Zielorten. Eine Voraussetzung14 dafür ist unter anderem die Pauschalreise15, die es
auch breiten Massen mit mittlerem oder geringerem Einkommen16 ermöglichte,
touristische Reisen zu finanzieren.
14
die Voraussetzung für - la condition pour
le voyage organisé (tout inclus) - forcément moins cher ( billiger)
16
das Einkommen - le revenu
15
Josef Neckermann gründete in der
Nachkriegszeit
das
Versandhaus17
NECKERMANN.
Der
Werbeslogan
„Neckermann
macht's
möglich18“
(1961) wurde zu einem Synonym für
das deutsche Wirtschaftswunder.
Im Hauptkatalog von 1963 wurden zudem erstmals günstige
Flugreisen angeboten. Der erste Reiseprospekt war ein
sechsseitiges Faltblatt, in dem 15-tägige Flugreisen nach
Spanien (Mallorca und Costa del Sol), Tunesien, an die
rumänische Schwarzmeerküste und nach Jugoslawien
(Süddalmatien und Montenegro) angeboten wurden.
Sofort gingen 18.000 Buchungen19 ein, im zweiten
Geschäftsjahr konnte man bereits 35.000 Gäste begrüßen.
Zum Ausbau des Reisegeschäfts wurde das Unternehmen unter dem Namen
Neckermann und Reisen GmbH & Co. KG (NUR) selbständig.
Das Angebot wurde sukzessive erweitert, neben Fernreisen nach Thailand und
Ostafrika bot man den „Neckermännern“20, wie die Kunden der NUR betitelt wurden,
auch Reisen in die UdSSR an. Ende der 1960er Jahre war das Unternehmen der
führende Anbieter von Flugreisen in Deutschland, 1970 wurde der Millionste Fluggast
der NUR auf dem Frankfurter Flughafen begrüßt.
Die Revolution der Reise
Wie Neckermann den Urlaub für alle erfand
Mit einem sechsseitigen Faltblatt beginnt vor 45 Jahren das Zeitalter der
Pauschalreise in Deutschland. Es ist dem Katalog des Versandhauses Neckermann
beigelegt und verspricht Einzigartiges: Wer will, kann für 338 Mark zwei Wochen
nach Mallorca oder für 425 Mark zwei Wochen ans Schwarze Meer reisen. Flug,
Hotel, Verpflegung – alles inklusive. Und das zu einem Preis, der anfangs um rund
30 Prozent unter den Preisen der Konkurrenz liegt.
17
vente par correspondance
Neckermann le rend possible (comme la publicité de la SNCF à une époque « Si, c’est possible »
19
eine Reise buchen - réserver, acheter un voyage
20
Neckermänner - das waren die auf Billigstkurs Pauschal-Reisenden aus der Bundesrepublik, viele
von ihnen ungehobelt (« brut de coffrage », sans aucune éducation) und laut (bruyant), eben das, was
man im Ausland unter, "typisch deutsch" verstand.
18
Etwa 18 000 Deutsche buchen im ersten Jahr, Millionen sollen ihnen folgen. Mit
Neckermann entdecken21 die Deutschen die Welt.
Verbrachten Mitte der fünfziger Jahre noch rund 90 Prozent der Deutschen ihren
Urlaub in der Heimat, reisen sie nun nach Spanien, Jugoslawien und Rumänien,
später auch nach Kenia, Thailand oder Japan. Im Jahr 1968 verbringen erstmals
mehr Deutsche ihren Urlaub im Ausland als im Inland. Pauschalreisen werden
zum Inbegriff billigen Urlaubs und die Deutschen an den Mittelmeerstränden ganz
einfach zu „den Neckermännern“.
Und es werden immer mehr: 1970 kann das Unternehmen, das inzwischen
„Neckermann und Reisen GmbH“ (NUR) heißt, den millionsten Gast feiern. Die
große Zahl erlaubt es dem Unternehmen, Betten und Charterflüge günstig
einzukaufen. Sein bestes Jahr schreibt es 1986/1987, als die Gästezahl eines Jahres
erstmals eine Million übersteigt. Knapp zehn Jahre später sind es – nach
Übernahmen anderer Reiseveranstalter – schon mehr als drei Millionen.
Michael Tenzer, der Direktor von Neckermann-Flugreisen, glaubt fest daran, dass
das Geschäft mit Pauschalreisen eine Zukunft hat. Das bestätige auch die aktuelle
Buchungslage, wie er dem Tagesspiegel am Sonntag sagte. Allerdings sei es
wichtig, „die Pauschalreise immer individueller gestaltbar zu machen.“ Das
ermögliche Neckermann durch ein flexibles „Bausteinangebot“, bei dem sich der
Gast vom Hotel über die Verpflegungsarten bis hin zum Flug seinen Urlaub aus rund
3400 Angeboten selber zusammenstellen könne. Mit den Pauschalreisen von 1963
hat das nur noch wenig gemein – und aus dem sechsseitigen Faltblatt sind
inzwischen sechs Kataloge geworden.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 02.03.2008)
21
entdecken - découvrir
Weder der Massentourismus selbst noch die Zunahme22 des Tourismusverkehrs
zwischen 1950 und 2004 haben ein Vorbild in der Geschichte 23. Belief sich die Zahl
der weltweit einreisenden Touristen im Jahr 1950 auf nur 25,3 Millionen, waren es
1970 bereits 165,8 Millionen und 1990 441 Millionen. Im Jahr 2004 wurde mit 763,2
Millionen ein neuer Rekord erreicht.
Während die meisten Touristen nach Europa einreisten (2004: 416,4 Mio.), hat die
Region Asien und Pazifik mit 12,5 Prozent die höchste durchschnittliche
Zuwachsrate in den Jahren von 1950 bis 2003.
Im Jahr 2004 entfiel knapp die Hälfte der Personen-Ankünfte (363,4 Mio.) auf
nur zehn Staaten, ein Drittel auf die Top 5 : Frankreich (75 Mio.), Spanien
(53,6 Mio.), USA (46,1 Mio.), China (41,8 Mio.) und Italien (37,1 Mio.) .
Deutschland lag mit 20,1 Mio. Personen-Ankünften auf Rang neun.
Entsprechend der Zunahme des Tourismusverkehrs haben sich die Einnahmen aus
dem Tourismusverkehr entwickelt. Die Einnahmen stiegen von lediglich 2,1
Milliarden US-Dollar im Jahr 1950 über 106,5 Milliarden 1980 auf bis dahin
unerreichte 622,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2004.
51,6 Prozent der Einnahmen aus dem Tourismusverkehr bzw. 321,2 Mrd. US-Dollar
entfielen auf nur zehn Staaten. Mit 223,9 Mrd. US-Dollar entfiel über ein Drittel der
Einnahmen auf die Top 5 USA (75,5 Mrd.), Spanien (45,2 Mrd.), Frankreich (40,8
Mrd.), Italien (35,7 Mrd.) und Deutschland (27,7 Mrd. US-Dollar).
22
23
die Zunahme - l’augmentation
= ça n’a jamais existé avant (il n’y a pas de modèle dans l’Histoire)
Kein Land gab im Jahr 2004 mehr Geld für den
grenzüberschreitenden Tourismus aus als Deutschland (71,0 Mrd.
US-Dollar). Da sich der Wechselkurs von Euro und US-Dollar zu Gunsten des
Euro verändert hat, lagen die USA (65,6 Mrd.) auf Rang zwei. Großbritannien folgte
mit 55,9 Milliarden US-Dollar.
Von den zehn Ländern, die 2004 am meisten für den
grenzüberschreitenden Tourismus ausgaben, waren
die Ausgaben pro Kopf bei den Niederländern mit
1.014 US-Dollar am höchsten. Ihnen folgten die Briten
mit 928 US-Dollar und an dritter Stelle die
Deutschen mit Ausgaben von 861 USDollar pro Kopf.
Datenquellen : World Tourism Organization (WTO):
Tourism Market Trends, 2005
Mont Saint Michel, heutzutage
Die meistbesuchten Länder sind laut einer Studie der
Welttourismusorganisation (Ankünfte von Übernachtungsgästen pro Jahr):
1. Frankreich
79,1 Millionen
2. Spanien
58,5 Millionen
3. Vereinigte Staaten
51,1 Millionen
4. China
49,6 Millionen
5. Italien
41,1 Millionen
6. Russland
32,3 Millionen
7. Vereinigtes Königreich
30,1 Millionen
8. Deutschland
23,6 Millionen
9. Mexiko
21,4 Millionen
10. Österreich
20,8 Millionen aus dem Ausland, 10,4
Millionen aus dem Inland (2007)
Sanfter Tourismus, ökologischer Fußabdruck :
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„Nach der Demo25 treffen wir uns beim Griechen, o.k. ?“
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die Demonstration - la manifestation