Interview mit Igor Akrapovič, Eigentümer
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Interview mit Igor Akrapovič, Eigentümer
Interview mit Igor Akrapovič, Eigentümer Hätten Sie sich zu Ihrer aktiven Zeit als Rennfahrer träumen lassen, dass einmal die besten Motorrad-Rennfahrer der Welt Ihre Auspuffanlagen verwenden würden? Nein. Damals hatte ich nur meine eigene Karriere als Rennfahrer im Kopf. Wir dachten alle, dass wir eines Tages Weltmeister sein würden. Während der vergangenen 14 Jahre haben Sie praktisch alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Die Firma Akrapovič hat mehr als 80 WM-Titel in allen möglichen Automobil- und Motorrad-Rennserien errungen. Sind Sie damit zufrieden oder denken Sie, dass Sie noch mehr gewinnen können? Ich bin zufrieden. Natürlich hätten wir mehr erreichen können. Doch man kann den Weg eines Unternehmens wie diesem nicht mit einem kurzen Rennen vergleichen, eher mit längeren. Wenn ich unseren Werdegang mit einem Rennen vergleiche, dann würde ich nicht von einem MotoGP-Rennen sprechen, sondern eher von der langen und schwierigen Rallye Dakar. Am Ende gewinnt nicht der Schnellste, sondern vor allem der, der die wenigsten Fehler macht. Warum haben Sie sich für den Rennsport entschieden? Vor allem weil Sie selbst als Rennfahrer aktiv waren? Und würden Sie sagen, dass die Firmenphilosophie auf dem Rennsport basiert? Ja. Alles geht auf die Zeit zurück, in der ich die WM-Fahrer in der 500ccm-Klasse bewundert habe. Ich wollte ein Teil dieses Zirkus sein und habe damals in diese Richtung eine Strategie entwickelt, die noch heute ein Teil von uns ist. Ehrlich gesagt waren Rennen zu dieser Zeit das einzige, was mich interessiert hat. Was sind im Vergleich zu den Wettbewerbern die Vorteile der Akrapovič Auspuffanlagen, deren Qualität durch viele Best Brand Awards bestätigt wurde? Da gibt es natürlich einige Bereiche, aber wenn Sie mich nach dem Fragen, auf den ich am meisten Wert lege, das Sportsegment, dann stehen die Verbesserung der Motorleistung und die Gewichtsreduktion im Vordergrund. Aber natürlich sind auch Sound und Design enorm wichtig. Was war Ihrer Meinung nach der Wendepunkt in Ihrer Firmengeschichte, der den weiteren Werdegang vorgezeichnet hat? Der Wendepunkt war wahrscheinlich, als wir 1996 unsere Zusammenarbeit mit dem Kawasaki-Team in der Superbike-Klasse begonnen haben. Es scheint, als hätten sich die Dinge seitdem enorm verändert. Was noch? Gab es weitere Meilensteine? Natürlich. 1997 ist das Unternehmen in ein neues und größeres Gebäude umgezogen. Im Jahr 2000 haben wir dann mit Colin Edwards auf einer Honda den ersten Weltmeistertitel in der SuperbikeKlasse gewonnen. Ein weiterer wichtiger Wendepunkt war ganz klar der Beginn der Zusammenarbeit mit Audi im Automobil-Segment und der Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans, sowie der erste Titel in der MotoGP, 2012 mit Yamaha und Jorge Lorenzo. Wohin geht heutzutage der Trend und wie sehen die Prognosen für die Zukunft aus? Wie anspruchsvoll sind die Käufer aktuell und wie anspruchsvoll werden sie zukünftig sein? Der Trend geht heute ganz klar in Richtung Ökologie. Eine Reduzierung von Verbrauch und Gewicht ist das Ziel. Doch wir müssen auch darauf achten, dass das Produkt ein attraktives Design hat und gut klingt. Das bedeutet, dass wir gewisse Kompromisse eingehen müssen, und es ist schwierig, eine optimale Auspuffanlage zu entwickeln, die vom Markt gut angenommen wird. Sie haben Sound, Leistung, Gewicht und Design erwähnt. Welcher dieser Bereiche ist am wichtigsten und überragt die anderen? Das kommt auf das Segment an. Im Sport sind Leistung und Gewicht am wichtigsten. In neueren Bereichen wie dem Custom-Segment spielen Design und Sound eine größere Rolle. Für das ScooterSegment gilt das gleiche. Schauen wir auf die Materialien. Was unterscheidet Ihre Produkte von denen der Konkurrenz? Der Hauptunterschied ist, dass wir im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern beim Bau unserer Auspuffanlagen hauptsächlich mit Titan arbeiten. Das gilt vor allem für das Automobil-Segment. Dort sind wir praktisch die einzigen, die im Rahmen unserer regulären Produktion TitanAuspuffanlagen herstellen. Sie haben schon über Ihren kürzlichen Einstieg in die Segmente Custom-Bike und Scooter gesprochen. Was hat zu dem Schritt geführt, als Firma, die den Rennsport als Basis hat, den Weg ins Custom-Segment zu gehen? Die Märkte verändern sich. Aufgrund der Geschwindigkeitsbegrenzungen in Europa und den USA scheint sich das Interesse an Supersport-Motorrädern zu verringern. Die Segmente Scooter und Custom-Bikes sind auf dem Vormarsch. Daher macht unser Schritt auf jeden Fall Sinn. Akrapovič wird auch im Automobil-Segment immer präsenter. Seit 2008 bildet es einen großen Teil des Unternehmens. Schon 2004 haben Sie mit einem Formel-1-Team kooperiert. Wo in der Automobilwelt sehen Sie die Firma in den kommenden Jahren? Die Formel 1 ist besonders in Zeiten neuer Hybrid- und Turbomotoren ein exzellentes Testgebiet. Neben dem Bau von Auspuffanlagen sehen wir unsere Zukunft auch im Bau individueller Komponenten für Turbolader. Im Moment sind wir dabei, eine neue Maschine anzuschaffen, mit der wir die anspruchsvollsten Bauteile für Turbolader und weitere Komponenten von Viertakt-Motoren fertigen können. Diese Motoren sind eine große Herausforderung. Gilt das auch für Produkte aus Ihrer Titan-Gießerei? Natürlich. Ich rechne in den kommenden Jahren mit einer enormen Steigerung der Nachfrage nach Titan-Produkten. Titan spielt neben der Automobil- und Motorrad-Industrie auch immer mehr in der Nahrungsmittelindustrie und der Luft- und Raumfahrt eine wichtige Rolle. Die größten Zuwachsraten sehen wir jedoch immer noch bei den Automobilen. Turbinen-Räder verbessern zum Beispiel die Effizienz von Turboladern und damit auch Turbomotoren erheblich. Der 25. Geburtstag Ihres Unternehmens rückt langsam näher. Wo sehen Sie die Marke Akrapovič in 25 Jahren? In weiteren neuen Segmenten? Vielleicht sogar in welchen, die nichts mit Automobilen, Motorrädern oder dem Rennsport zu tun haben? Warum nicht? Wir sind Spezialisten für das Material Titan und sehen in diesem Segment sehr viele Geschäftsfelder. Allein schon, um die Sicherheit und Stabilität unserer mittlerweile mehr als 550 Mitarbeiter zählenden Firma zu gewährleisten, müssen wir uns nach anderen Märkten umschauen. Wir müssen unsere Aktivitäten breiter streuen, damit wir in Zukunft noch festeren Boden unter den Füßen haben. Lassen Sie uns das Interview dort beenden, wo es angefangen hat – beim Rennsport. Fahren Sie selbst immer noch Motorrad und verfolgen oder besuchen Sie noch Rennen? Ich fahre immer noch gerne Motorrad. Allerdings steht es meistens in der Garage und wartet auf mich, da ich kaum Zeit habe zu fahren. Rennen besuche ich genauso oft wie ich selbst Motorrad fahre: wann immer es meine Zeit erlaubt. Im Fernsehen verpasse ich jedoch kein einziges Rennen. Sie sind die Basis unserer Arbeit, und ich will wissen, was an der Strecke vor sich geht, um schnell darauf reagieren zu können, falls es nötig ist. Verspüren Sie als ehemaliger Rennfahrer nie den Drang, sich wenigstens für eine schnelle Runde in einen Rennwagen zu setzen? Eigentlich nicht. Ich muss zugeben, dass ich mich nie als Automobil-Rennfahrer gesehen habe. Ich habe als Co-Pilot neben berühmten Rennfahrern gesessen, und es war immer eine großartige Erfahrung. Aber mein Herz wird immer an den Zweirädern hängen. Welche Ziele haben Sie für Akrapovič in der nahen Zukunft und den kommenden fünf bis zehn Jahren? Wo sehen Sie die Marke und wohin möchten Sie sie führen? Der Verkauf unserer Produkte basiert auf zwei wichtigen Säulen: Da ist zum einen die Produktqualität und zum anderen die Entwicklung - die natürlich mit Technologie zu tun hat. Doch auch der Markenname ist wichtig, und den pflegen und entwickeln wir seit Jahren mit großer Sorgfalt. Wir investieren zudem sehr stark in unsere Marke. Unsere Marketingabteilung nutzt für ihre Arbeit zwei Kanäle: Produkt-Promotion und Investition in die Marke. Zum jetzigen Zeitpunkt, ist unsere Marke bereits so stark, dass sie unseren Geschäftspartnern dabei hilft, ihre eigenen Produkte besser zu verkaufen. Dabei hat sich das Unternehmen meiner Meinung nach immer im Rahmen der Richtlinien bewegt, für die es in den vergangenen Jahren gestanden hat. Ich schließe nicht aus, dass wir auch in anderen Segmenten tätig werden könnten, aber solche Entscheidungen treffen wir nicht über Nacht. Vor allem dann nicht, wenn sie eine klare Änderung unserer momentanen Angebotspalette darstellen.